Starkbiertermin
Termin am 10.3.2016 ab 16 Uhr, 1 Tisch für 10 Personen, Tischreihe 50-54, Nockherberg
NCI-Stammtischtermin
Ort: im Alten Wirt, Fraunbergstr. 8, 81379 München, U-Bahn-Station U3, Thalkirchen- Tierpark
Datum: Donnerstag, 18.02.2016
Uhrzeit: 17:00 Uhr
Donnerstag, 27.8.2015
Thailand: Abschreckungsprozess gegen Arbeitsrechts-Aktivisten
Dass Kritiker im Allgemeinen und Whistleblower im Besonderen weltweit gefährlich leben, ist nichts Neues - neu ist aber, mit welchen Methoden Thailand jetzt gegen Arbeitsrechts-Aktivisten vorgeht.
Ein Gericht in Bangkok hat entschieden, dem (auf die Probleme von Wanderarbeitern spezialisierten) britischen Menschenrechtler Andy Hall den Prozess zu machen, der weltweit Arbeitsbedingungen von Firmen auf mögliche Missstände durchleuchtet hat, so auch bei dem thailändischen Saftkonzentrat-Hersteller Natural Fruit Company Limited; nach einer Veröffentlichung der kritischen Ergebnisse im Jahr 2013 (es gab darin Vorwürfe wegen Gewalt gegen Arbeiter, erzwungener Überstunden und Beschäftigung Minderjähriger) hat diese Firma Andy Hall wegen übler Nachrede und Computerkriminalität angezeigt, aber interessanterweise tritt in dem Verfahren auch der thailändische Staat als Nebenkläger auf - ein Schelm der Böses dabei denkt – Abschreckung lästiger Kritiker vielleicht? Immerhin drohen hier bis zu 7 Jahre Haft!
Interessant ist dabei auch, was hinter dem Begriff „Computerkriminalität“ steckt: In diesem Fall nicht etwa Hacker-Vorwürfe, sondern als kriminell wird in Thailand bereits eingestuft, dass Andy Hall seine Kritik im Internet verbreitet hat!
So kann man mit Kritikern im Allgemeinen, und Arbeitsrechtlern im Besonderen natürlich auch umgehen. Hoffen wir, dass die Rechnung nicht aufgeht und sich dadurch niemand mundtot machen lässt.
(cnn)
Samstag, 1.8.2015
Hausgemachte Probleme – die Geschichte wiederholt sich
Unter der Schlagzeile „Nokia übt das Comeback“ schreibt die SZ am 30.7. zum teuren Einkauf von Alcatel-Lucent:
„Nun versucht sich der Konzern als Netzwerkausrüster. Was die Finnen nicht können, soll der Neuerwerb Alcatel-Lucent bringen“.
Klingt nicht gerade nach einem Kompliment für Nokia.
Der Einkauf kostet mit 15,6 Milliarden Euro dreimal so viel wie seinerzeit Microsoft für die Nokia-Handysparte bezahlte.
Niemand zweifelt daran, dass auch diese Maßnahme wieder zu massiven Stellenstreichungen führen dürfte.
Alles nicht wirklich neu – zwei Formulierungen lassen aber doch aufhorchen:
-
„Die Tatsache, dass es viel teurer sei, Menschen in Frankreich zu feuern als in Finnland, mache die Aussichten (für Finnland) nicht mehr so gut“.
Merke: Je teurer Personalabbau in einem Land ist, umso größer sind die Chancen dass der Abbau woanders stattfindet.
Ein gutes Argument für das vielgeschmähte deutsche Kündigungsschutzgesetz…
-
„Der französische Konzern bringt mit, was Nokia fehlt: Besseren Zugang zum amerikanischen Markt und die Technologie für Festnetze“.
Technologie für Festnetze? Als Siemens und Nokia ihre Netze-Sparten zum JointVenture NSN verschmolzen, brachte Nokia nur Mobilfunkkompetenz ein, Siemens hingegen Mobilfunk- und Festnetz- Technologie und -Kompetenz! Mit seiner sehr erfolgreichen Festnetztechnologie verdiente Siemens zuvor Milliarden! Dann beschloss das weise (Finnland-gesteuerte) NSN-Management, dass man Festnetze eigentlich nicht mehr braucht, beerdigte seine Festnetzsparte und feuerte deren Mitarbeiter (und Knowhowträger), was natürlich sowohl Geld als auch Jobs und Knowhow kostete,
und jetzt also stellt man fest dass man doch unbedingt eine Festnetztechnologie braucht und kauft die sich für schlappe 15 Milliarden wieder ein – diesmal von Alcatel statt Siemens – begleitet natürlich wieder von Personalabbau.
Schlimmer geht’s nimmer, bei solchen „zielstrebigen“ Managementstrategien bleibt Einem nur noch verständnisloses Kopfschütteln.
(cnn)
Donnerstag, 14.5.2015
Europa-Rekord II: Deutsche Langzeit-Arbeitslose am meisten von Armut bedroht...
... oder was erwartet uns ausgemusterte Ex-Siemensianer
In der deutschen Wirtschaftswoche steht ein interessanter Artikel zu dem leider in der Öffentlichkeit kaum beachteten Problem, das von Politikern als hinzunehmender Kollateralschaden der (un)sozialen Marktwirtschaft angesehen und verschwiegen wird.
In Langzeitarbeitslosigkeit sind in Deutschland gut 1 Million Menschen und davon waren 2013 86% von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen - heißt, sie können sich weder Waschmaschine noch Fernseher geschweige denn einen 5-tägigen Urlaub leisten. Mit 86% nimmt Deutschland gefolgt von UK mit 71% die einsame Spitzenrolle ein, zum Vergleich das wirtschaftlich gebeutelte Frankreich hat einen Anteil von (nur) 55%.
Die absolute Anzahl an Langzeitarbeitslosen blieb zwischen 2009 und 2012 gleich hoch trotz guter Konjunktur und rückgängiger Arbeitslosenzahlen. Damit stieg der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen ungeachtet der Statistiktricks wie Nichtmitzählen der 58plus usw. von 33% in 2009 auf 36 Prozent.
Zitat:
„Schlimmer noch: Erst ist der Job weg, kommt die soziale Ausgrenzung hinterher.“
Wo bleibt hier der öffentliche Aufschrei – was tun unsere Politiker?
Wann werden diese Zahlen zusammen mit den (tollen) Arbeitslosenzahlen bekannt gegeben?
In einer Studie im Oktober 2013, wie stark durch Arbeitslosigkeit ausgelöste Armut auf die Psyche schlägt, ergaben Daten der Techniker-Krankenkasse von 2006, dass 22% der berufstätigen Versicherten aber 37% der HartzIVler eine psychiatrische Diagnose gestellt bekamen. Bei der AOK stieg der Anteil bei HartIVlern von 33% in 2007 auf
40% in 2011.
Alles dies ist für uns mehr als beunruhigend – umso mehr müssen wir uns gegen die Ausgrenzung der Behinderten und Älteren auf dem deutschen Arbeitsmarkt wehren – dies ist alles andere als ein Selbstläufer. Diese Abfolge ist aber auch keine Naturkatastrophe und sollten wir so nicht hinnehmen:
Ausgemustert, BeE, ungewollt auf dem Arbeitsmarkt, ALG1, HartzIV, arm, psychisch krank und alle schauen weg!
Quelle:
deutsche-wirtschafts-nachrichten.de
(B_A)
Donnerstag, 16.4.2015
Kauft Nokia Alcatel?
Schon vor 2 Jahren (siehe unseren Artikel
„Wird aus Nokia Siemens Networks bald Nokia Alcatel Lucent Networks?“ vom 8.2.2013) deutete sich an, wenn auch damals noch unter etwas anderen Rahmenbedingungen, dass das damalige NSN (heute Nokia) den Konkurrenten Alcatel-Lucent aufkaufen könnte – in einer Situation, in der der Weltmarkt-Kuchen nur noch 3 große Anbieter satt machen kann, lag das schon lange nahe, dass die Nummern 3 und 4 der Telecom-Weltrangliste (hinter Ericsson und Huawei) fusionieren könnten.
Das bestätigt gestern die SZ (SZ-Artikel vom 15.4. „Nokia will wieder groß rauskommen“): Demnach soll tatsächlich Nokia in „fortgeschrittenen“ Verhandlungen über einen Kauf von Alcatel-Lucent sein, und zwar mit dem „Kleingeld“ das Nokia mit dem Verkauf seines größten Geschäfts, der Handy-Sparte an Microsoft, verdiente.
Zwar begründet die SZ diesen Schritt damit, dass Nokia seine LTE-Expertise mit der Kabelnetz-Expertise von Alcatel zusammen bringen wolle, aber genau genommen hatte der Siemens-Teil von NSN damals diese Expertise ja auch schon, bis sich der NSN/Nokia-Chef entschied alle Chips nur noch auf LTE setzen zu wollen.
Der wahre Grund dürfte eben sein, dass der Markt nur noch 3 Große richtig satt macht.
Der Gedanke liegt nun nahe, dass diese Fusion von einer „Hebung von Synergiepotentialen“ begleitet wird, um NOCH satter werden zu können, sprich: Stellenabbau zur Gewinnmaximierung; Nokia soll aber bereits zugesagt haben, dass in Frankreich keine Stellen gestrichen werden.
Wohlgemerkt: In Frankreich - 3 mal raten, wo dann?
Dass ausgerechnet im April 2015 der NSN/Nokia-Standortsicherungsvertrag für München ausläuft, wirkt da auch nicht beruhigend, da können wir den Kollegen nur die Daumen drücken.
(cnn)
Samstag, 7.2.2015
Bei Siemens nichts neues: 9000 Stellen gestrichen
Im Zuge des „Konzernumbaus“ plant Siemens schon wieder 9.000 Stellen zu streichen, davon (mal wieder überproportional) 3.300 in Deutschland.
Hintergrund ist eine Umstrukturierung der bisherigen Sektoreneinteilung, die 1 Milliarde Euro Kosten sparen soll. (
www.heise.de)
Es ist eigentlich egal, ob der Siemens-Chef von Pierer, Löscher oder Kaeser heißt, es ist immer wieder dasselbe Spiel:
- Die Mitarbeiter erwirtschaften Gewinne.
- Das Geld brennt dem Vorstand in der Tasche, daher kauft er überteuert Firmen im Ausland auf.
- Der Wert der eingekauften Firmen geht in Rekordzeit in die Knie, der Fehlkauf hat viel Geld verbrannt.
- Um das zu kompensieren soll wieder Geld eingespart werden, durch Stellenstreichungen – also auf Kosten der Mitarbeiter.
So schließt sich der Kreis: Die Mitarbeiter haben dadurch, dass sie zu hohe Gewinne erwirtschaftet haben, letztlich ihre eigenen Jobs gekillt.
Konkret hat diesmal Hr. Kaeser für viel zu teure 6 Milliarden die Firma Dresser-Rand eingekauft (unser Artikel vom 24.9.2014
„Siemens trennt sich von den Haushaltesgeräten“), die sich u.a. auf Fracking spezialisiert hat – prompt (man hätte die Uhr danach stellen können) geht der Ölpreis in die Knie - und Siemens muss mal wieder Kosten sparen… Jaja, das teure deutsche Personal, die sind schuld an der knappen Kasse, das gehen wir jetzt mal an...
Aber es stimmt schon, wenn man deutsche Siemens-Mitarbeiter entlässt, könnte das wirklich sehr helfen – es kommt nur darauf an, dass die Richtigen gehen (dann müssten das noch nicht mal 3.300 sein, ein Einziger würde schon reichen, aber jede Wette dass gerade der nicht unter den 3.300 ist?).
(cnn)
Sonntag, 14.12.2014
Kahlschlag bei Giesecke & Devrient
Hey, die drucken Geld – und trotzdem: Fast 1000 Jobs sollen wegfallen, davon die meisten in München.
Warum ist uns das eine Schlagzeile wert?
Weil immer wieder auffallend viele ex-Kollegen aus diversen Siemens- und NSN-beE’s dort eine neue Bleibe gefunden hatten - vom Regen in die Traufe, müssen wir nun leider feststellen. Es unterstreicht mal wieder einen gesellschaftlichen Wandel bei uns, der darin besteht, dass Arbeitsverhältnisse eben grundsätzlich nur noch eine Beziehung auf Zeit sind, nicht nur bei Siemens und seinen Töchtern.
Meine Firma, für die ich heute arbeite, bezahlt mir heute mein Gehalt, aber was morgen sein wird, ist eine ganz andere Frage.
Eine starke Identifikation mit „meiner“ Firma kann da gar nicht erst aufkommen – und wenn doch, dann ist das böse große Erwachen nur eine Frage der Zeit.
Dieser Trend (die geringe Arbeitsplatzsicherheit für die Arbeitnehmer, und deren daraus resultierende geringe Identifikation mit ihrer Firma) schadet beiden Seiten gleichzeitig, den Arbeitnehmern wie auch den Arbeitgebern. Die soziale Marktwirtschaft des vorglobalisierten Kapitalismus wackelt immer stärker.
(cnn)
Donnerstag, 4.12.2014
Der Mythos vom unkündbaren Schwerbehinderten
Zur Woche der „Menschen mit Behinderung“ hat die ArGe dazu aufgerufen „in den Köpfen der Arbeitgeber die Mythen abzubauen“ - deren Angst, einen einmal eingestellten schwerbehinderten Mitarbeiter nicht mehr kündigen zu können, das erleichtert schwerbehinderten Arbeitsuchenden ja nicht gerade die Stellensuche, wie wir auch in der beE feststellen mussten.
Der ZBFS-Präsident (Zentrum Bayern Familie und Soziales) erklärte dazu, die bayrischen Integrationsämter hätten 80% der Kündigungen zugestimmt – Unkündbarkeit sieht anders aus.
(cnn)
(Quelle: SZ-Artikel „Unkündbarkeit ist Mythos“)
Dienstag, 25.11.2014
BVG-Urteil: Sonderrechte für den Arbeitgeber „Kirche“?
Es kommt ja selten vor, dass ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts als höchste Arbeitsrechtsinstanz wieder einkassiert wird, im Grunde können das allenfalls der Europäische Gerichtshof und das Bundesverfassungsgericht - und Letzteres hat nun genau dies getan: Es hat bestätigt, dass die katholische Kirche einem geschiedenen Angestellten kündigen darf, wenn ersich wieder verheiratet. (
www.spiegel.de)
Während der EuGH bei solchen Fragen bisher eher auf Seiten der Arbeitnehmer stand, positioniert sich das Bundesverfassungsgericht nun auf der anderen Seite, auf der Seite der katholischen Kirche, die bekanntlich nicht im Ruf steht ein besonders toleranter Arbeitgeber zu sein.
Interessant ist dabei aber nicht, wie man über Scheidungen denkt oder wie die katholische Kirche darüber denkt - wir haben schließlich Religionsfreiheit, wem diese Kirche so wie sie nun mal ist nicht gefällt, der kann ja jederzeit austreten (was ja deshalb auch Viele schon getan haben) - interessant ist vielmehr, warum dieses Gericht so geurteilt hat!
Klar, hier musste eine knifflige Abwägung zwischen einander widersprechenden elementaren Rechtsgrundsätzen erfolgen:
Einerseits die Religionsfreiheit, andererseits aber auch sowohl der (ebenfalls in der Verfassung verbriefte) Schutz von Ehe und Familie, als auch die Rechtsgleichheit für Alle – auch vor dem Arbeitsrecht, auch für Arbeitgeber.
Der Katholizismus ist keine deutsche Staatsreligion, sollte also keine Sonderrechte haben, es gibt keine „katholische Scharia“ - bedeutet dieses Urteil nun aber doch „alle sind gleich, aber die Kirche ist gleicher“, manifestiert sich damit ein „Sonder-Arbeitsrecht für die Kirche als Arbeitgeber“, wiegen diese Kirchen-Rechte wirklich schwerer als Arbeitsrecht, Rechtsgleichheit und Schutz der Ehe zusammen?
Darüber ob das eine gute Idee war gibt es sicherlich sehr unterschiedliche Meinungen – auch in einem Staat ohne Staatsreligion wird’s immer schwierig, wenn an Grundfesten der traditionellen Hauptreligion gerüttelt wird, das gilt bei Themen wie Scheidung, Zölibat und weibliche Pfarrer genauso wie bei Abtreibungen, Sterbehilfe und so fort.
Auf alle Fälle aber ist dies ein sehr problematisches Urteil, und ob sich die Kirche selbst damit einen Gefallen getan hat, muss sich wohl auch erst noch herausstellen.
(cnn)
Donnerstag, 20.11.2014
Frage nach Gewerkschaftszugehörigkeit zulässig
Das BAG hat entschieden, dass Arbeitgeber „unter Umständen“ das Recht haben, ihre Mitarbeiter nach ihrer Gewerkschaftszugehörigkeit zu fragen; das schwammige „unter Umständen“ (die nicht näher ausgeführt wurden) entwertet dieses Urteil erheblich, damit lässt sich im konkreten Einzelfall noch wenig anfangen, aber zumindest ein „Generalverbot“ unter keinen Umständen jemals danach fragen zu dürfen, wie von Gewerkschaftsseite angestrebt, ist damit zurückgewiesen. (
www.t-online.de)
(cnn)
Donnerstag, 20.11.2014
Arbeitgeberfreundliches BAG-Urteil zu Arbeitszeugnissen
Das Bundesarbeitsgericht hat (anders als zuvor ein LAG) festgestellt, dass eine Arbeitszeugnisnote „3“ (im Zeugnis-Geheimjargon heißt das dann „zu unserer vollen Zufriedenheit“) als durchschnittlich (und mithin hinreichend „wohlwollend“) zu betrachten und somit im Regelfall dem Arbeitnehmer zumutbar ist - es sei denn, er kann ganz genau und konkret belegen, dass und vor allem warum er eine „2“ verdient (was meist wenn überhaupt dann nur sehr schwer zu belegen ist).
Nur wenn der Arbeitgeber eine „Note“ schlechter als 3 vergibt, dreht sich die Beweislast wieder um und der Arbeitgeber muss genau darlegen können warum.
Konkret für die Klägerin bedeutet das nun, dass der Fall mit dieser Maßgabe zurück an’s LAG verwiesen wurde, wo sie nun versuchen kann zu belegen, warum sie doch eine 2 verdient - unmöglich ist auch das nicht, aber eben wie gesagt deutlich erschwert und daher mit deutlich niedrigeren Erfolgsaussichten. (
www.zeit.de)
(cnn)
Dienstag, 28.10.2014
Egoismus predigen und Solidarität verlangen
Jahrzehnte lang haben uns interessierte Kreise mit Hilfe von ökonomischen Theorien eingebläut, dass der
homo oeconomicus im Kampf
Jeder gegen Jeden und mit Hilfe der „unsichtbaren Hand“ des Marktes die beste aller Welten erschaffen kann. Im Sinne dieser Theorie (und zum Nutzen einiger weniger) hat man also mit Eifer (und Tücke) sowohl den „überbordenden“ Staat als auch die Gewerkschaften bekämpft. Mit durchaus erheblichen Erfolgen (und zum Schaden der meisten). Um die Gewerkschaften zu schwächen, hat man versucht genehme Konkurrenz zu etablieren, z.B. die Christliche Gewerkschaft oder die (misslungene) AUB. Diese Versuche waren erfolglos, aber die Saat ist aufgegangen, wenn auch anders als erhofft. Es entstanden spontan zahlreiche Spartengewerkschaften wie z.B. Marburger Bund (für Ärzte), Cockpit (für Piloten) oder GDL (Lokomotivführer).
Und jetzt, wo diese Sparten-Gewerkschaften erfolgreich und schlagkräftig geworden sind, wirft man ihnen Egoismus vor(!), verlangt Solidarität mit allen Mitarbeitern und ruft lautstark nach Einheitstarifverträgen. Aber z.B. vom Ruf der Arbeitgeber nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit hört man nichts. Wo ist deren Solidarität mit den Leiharbeitern? Pharisäischer geht es kaum noch: Egoismus predigen und Solidarität verlangen.
Geht es überhaupt zusammen, Egoismus und Solidarität? Natürlich nicht, aber versuchen kann man’s – vielleicht fällt der eine oder andere Politiker oder ein Teil der Arbeitnehmer darauf rein. Und schon meldet sich Frau Merkel zu Wort und verspricht ein Gesetz zu Einschränkung der Tarifautonomie (wenn auch unter anderen Namen).
Die Tarifautonomie besitzt in Deutschland den Verfassungsrang (Koalitionsfreiheit im Art. 9 Absatz 3) und ist ein Pfeiler der sozialen Marktwirtschaft. Zurecht haben also alle Gewerkschaften angekündigt gegen so ein Gesetz vor dem Verfassungsgericht zu klagen (trotz aller internen Konkurrenz).
Und das ist gut so! Denn solange der Egoismus der Mächtigen herrscht, sollen auch die Kleinen ihr Recht auf Egoismus haben. Vielleicht werden dann die Mächtigen endlich einsehen, dass eine win-win Gesellschaft doch effizienter (und erstrebenswerter) ist als eine egoistische.
(INTR)
Mittwoch, 24.9.2014
Siemens trennt sich von den Haushaltsgeräten
Die Trillerpfeifen 2000 gegen Stellenabbau demonstrierender OSRAM-Mitarbeiter sind noch nicht verstummt (die Gewerkschaften fordern, die dreistelligen Millionenbeträge für den Abbau von 7800 Stellen doch lieber in neue Produkte zu investieren), da macht schon wieder der nächste Siemens-Ausverkauf Schlagzeilen: Siemens trennt sich trotz gut laufender Geschäfte nach 47 Jahren von seiner 50%-Beteiligung an den Bosch Siemens Hausgeräten (BSH), um so das nötige Kleingeld für den Einkauf des amerikanischen Turbinenspezialisten Dresser-Rand zusammen zu bekommen. (
www.manager-magazin.de)
Kaeser setzt damit die Linie seiner Vorgänger fort, nicht ingenieursmäßig aus eigener Kraft (mit der eigenen Mannschaft) Neues aufzubauen, sondern lieber in Kaufmannsmanier komplette Firmen überteuert einzukaufen und nach einiger Zeit dann allzu billig wieder abzustoßen.
Kleine Gegenrechnung: Wenn die BSH-Hälfte mit 63.000 Mitarbeitern für 3 Milliarden über die Ladentheke geht, ist BSH insgesamt also 6 Milliarden wert, genauso viel wie die knapp 6 Milliarden die Siemens für Dresser-Rand bezahlt – mit aber nur 8.100 Mitarbeitern, demnach wäre der durchschnittliche Dresser-Rand-Mitarbeiter etwa 716.000.- wert, ein BSH-Mitarbeiter aber nur 95.000.-, der Deal heißt also „tausche 7½ BSH-Mitarbeiter gegen 1 Dresser-Rand-Mitarbeiter“? Hmmm...
Aber über Geld spricht man ja nicht, Geld hat man (vor allem wenn’s eigentlich das Geld der Aktionäre ist), und so rechtfertigt sich Kaeser für sein teures Selbstbestätigungsprojekt: „Der Preis ist wichtig, der Wert des Unternehmens ist wichtiger“ – eine Argumentation, die sich seine Mitarbeiter unbedingt für ihre nächsten Gehaltsverhandlungen merken sollten!
Während sich Siemens mit Dresser-Rand ein neues Lieblingsthema für empörte Aktionärshauptversammlungs-Dauerredner sichert (tausche Empörungsgegenstand Atomkraft gegen Fracking), bedeutet der Ausstieg aus BSH zugleich eine konsequente, aber auch fatale Fortsetzung des Ausstiegs aus dem Consumerbusiness insgesamt: Hänschen-Klein wird künftig keine Siemens-Geräte mehr kaufen können, keine Telefone, keine Handys, nun auch keine Waschmaschinen, Kühlschränke, Geschirrspüler, Backöfen mehr. Früher gab es fast nichts was mit Elektrizität zu tun hatte, das man nicht von Siemens kaufen konnte, und gut war das Zeug auch noch, so verdiente sich Siemens seinen guten Ruf - und nun nur noch Investitionsgüter an Großkunden verkaufen, ob das so eine gute Idee ist?
Der Ausstieg aus jeglicher Form von Endverbrauchergeschäft bedeutet zugleich den Verzicht auf rund 8 Milliarden potentielle Kunden - geht’s Siemens wirklich so gut, dass es darauf verzichten kann? Erinnert etwas an gewisse Banken, die sich auch lieber auf Großinvestoren als auf das Geschäft mit Kleinanlegern konzentrieren, weil Letzteres ja doch mit Arbeit verbunden ist.
Eine Arroganz, die sich rächen könnte – denn man sollte dabei nicht vergessen, dass auch Kleinvieh Mist macht, mit dem man Geld verdienen könnte – das aber wird jetzt kampflos der Konkurrenz überlassen. Siemens bleibt seiner Linie treu, aber leider nicht seiner Marke.
(cnn)
Donnerstag, 18.9.2014
100 – kaum zu glauben, aber wahr!
Es begab sich im Jahre 2002 (in den Sommerferien), dass Siemens einen Angriff auf das Kündigungsschutzgesetz unternahm. Die als „Blaue Briefe“ bekannten Schriftstücke mit dem Text: „Ihr Arbeitsplatz ist entfallen“ wurden versandt. Die Betroffenen ließen sich dies jedoch nicht gefallen, obwohl sie in der Zielstatt- bzw. Rupert Mayr-Str. von ihren Arbeitskollegen separiert wurden.
Das Netzwerk NCI entstand und vieles weitere. 2003 und 2004 wurden dann jede Menge Kündigungsschutzprozesse geführt, die die Betroffenen auch gewonnen haben. So nach und nach bekamen dann alle Betroffenen auch wieder einen Arbeitsplatz bei Siemens zurück.
Doch solch eine Zeit schweißt zusammen. So ganz wollte man sich doch nicht aus den Augen verlieren. So kam man auf die Idee, einen Stammtisch zu gründen, der sich 1x im Monat trifft. Diese Idee wurde umgesetzt (August 2005) und seitdem trifft man sich regelmäßig 1x im Monat. Dieser Stammtisch ist auch dazu da, dass, wenn jemand Probleme hat, eine Anlaufstelle da ist.
Der nächste, unser 100., ist am 25.09.2014 im Eine Welt Haus in der Schwanthalerstr. 80
Am Anfang war der Stammtisch sehr gut besucht. Im Laufe der Zeit wurden es mal weniger, mal mehr, die sich sehen ließen, auch einige neue, unbekannte Gesichter kamen hinzu.
Jetzt ist ein harter Kern übriggeblieben, der sich immer wieder gerne trifft. Vieles hat sich verändert, der größte Teil ist nicht mehr bei Siemens oder NSN, denn Siemens lernte durch die Prozesse und kam auf andere Ideen, sich von langjährigen Mitarbeiter/Innen zu trennen. Nichts destotrotz, wir treffen uns auch weiterhin und freuen uns auf jedes Gesicht, ob alt oder neu, das den Weg zum Stammtisch findet.
(BEBE)
Dienstag, 16.9.2014
Ciao, Servus und Ade
Ich weine nicht, weil die Zeit bei Siemens/NSN zu Ende ist;
ich lache, weil ich die Chance habe, etwas Neues anzufangen.
Im Leben kommen die großen Augenblicke unvermutet,
es hat keinen Sinn auf sie zu warten.
Ich bereue fast nichts was ich in den Jahren bei Siemens/NSN getan habe,
wenn ich im Augenblick des Geschehens glücklich war.
Die Zeit ist nun bei mir nach vielen, vielen Siemens/NSN-Jahren abgelaufen,
doch ist’s kein Grund zum Haare raufen.
Man sprach von Solidarität und „wir kämpften miteinander“
und was ist geblieben?
1.600 Kolleginnen und Kollegen, die einen Fußtritt bekamen
und aus der Firma gekickt wurden.
Viele Kolleginnen und Kollegen treten jetzt in der Arbeitslosigkeit ein.
Ich bin wütend und traurig darüber wie erniedrigend, menschenverachtend und ehrlos die Abschiebung verlaufen ist. Meine Menschenehre ist verletzt!
(Buggy15)
Dienstag, 16.9.2014
Was bleibt übrig? – nicht viel!
Was bleibt übrig von der langen Siemens-Zeit und ein paar Jahre NSN? Einfach nicht viel. Da brauche ich nicht viele Zeilen dazu.
Die Gehaltsabrechnungen, ein paar Fotos bzw. ein Fotobuch aus meiner Siemenszeit, ein paar Originalunterlagen, wie Einstellungsmitteilung und Gehaltsmitteilungen, Erinnerungen und noch Einiges und dann der Rausschmeißbrief. Und was noch dazu kommt: ein zerrissenes und ausgefranstes altes Geschirrtuch, weiß mit roten Streifen, rotem dicken Balken in welchem „SIEMENS AG“ steht. Ja, so eine Antiquität gibt es noch. Früher wurden diese Handtücher von Siemens zur Verfügung gestellt und hat sie auch waschen lassen. Dann kamen die ersten Sparmaßnahmen und man musste die Handtücher selber waschen. Somit wurden sie mit nach Hause genommen zum Waschen und irgendwie hat dieses eine Handtuch den Weg nach München nicht mehr gefunden, aber nicht mit Absicht.
Ich hätte nie gedacht, dass ich nach knappen 35 Jahren ohne Sozialauswahl, mit Umgehung aller Kündigungsschutzgesetze und durch die Unterschrift des Betriebsrates München Martinstraße auf die Namensliste, welcher für den Arbeitgeber da war, aus der Firma Siemens/NSN fliege.
(Buggy15)
Samstag, 13.9.2014
Microsoft lässt die Handy-Marke Nokia verschwinden
...und dies schneller als nach dem Nokia-Verkauf an Microsoft erwartet, wie GeekOnGadgets (
www.t-online.de) berichtet.
Demnach sollen die Smartphones künftig nur noch den Namen Lumia (der dann als neue Marke fungiert) sowie ein Microsoft-Logo tragen. Es gibt sie also weiterhin, nur mit geändertem Branding – anders als die Siemens-Handys, die auch nicht schlechter waren.
Wenn Nokia und Siemens wenigstens schlechte Handys gebaut hätten, wäre der Frust darüber, dass diese Marken vom Handy-Markt verschwunden sind, etwas geringer – umso unverständlicher wie es das Siemens- und Nokia- Management geschafft haben, mit der falschen Produktstrategie aus einer Erfolgsstory ein Begräbnis zu machen. Aber die besten Entwickler können eine Marke nicht retten, bei der das Management die falschen Produktentscheidungen trifft und so am Markt vorbei entwickeln lässt. Tschüs Nokia, vielleicht triffst Du ja Siemens im Handy-Himmel?
(cnn)
Samstag, 13.9.2014
Kostenlose Bewerbungsfotos
Für alle Stellensuchenden: Am 18.9. kann man überall in Deutschland Fotos von sich machen lassen.
Der kleine Haken: Das Foto selbst mag zwar kostenlos sein, aber...
www.t-online.de ;-)
(cnn)