NCI Aktuell Archiv August 2007
Freitag, 31.8.2007
Gerichtsurteil zu BenQ: Rückwirkende Betriebsübergangs-Widersprüche rechtens
Nun ist es also amtlich: Wie auf der
InWaChRo-Hompage nachlesbar, liegt nun das erste erstinstanzliche Urteil gegen die Siemens AG in einem der Fälle vor, wo anlässlich der BenQ-Pleite Mitarbeiter rund 1 Jahr nach ihrem Betriebsübergang von Siemens zu BenQ noch diesem Betriebsübergang nachträglich widersprochen und auf dieser Grundlage ihre Weiterbeschäftigung bei Siemens eingeklagt haben.
Der Weiterbeschäftigungsklage wurde am 29.08.2007 vom Arbeitsgericht Wesel stattgegeben!
Das Arbeitsgericht stellte fest, dass Siemens über den Betriebsübergang fehlerhaft informiert hatte:
Der Kläger hatte dem Gericht Dokumente vorgelegt, die belegen, dass die internen Einschätzungen
der Siemens AG über den Käufer BenQ vernichtend waren; den Beschäftigten hingegen hatte man
vor dem Betriebsübergang eine sichere Zukunft bei BenQ vorgetäuscht.
Ausschlaggebend war dabei, dass die einmonatige Widerspruchsfrist erst nach vollständiger Unterrichtung über die Randbedingungen des Übergangs und seine Folgen zu laufen beginnt, und das Gericht gab dem Kläger recht, dass diese Unterrichtung durch Siemens damals nicht ausreichend war, und damit der Widerspruch noch fristgerecht. Damit ist der Kläger nun also noch immer Siemensianer.
Erstmal herzlichen Glückwunsch! Klar, auch bei Siemens könnt Ihr jederzeit erneut gekündigt werden, dann geht’s eben wieder von vorne los; damit muss aber jeder immer rechnen in diesen Zeiten, jedes sich-wehren gegen den Arbeitsplatzverlust ist immer erstmal nur ein Etappensieg und ein Spiel auf Zeit. Trotzdem: Ein tolles Ergebnis, der Gang zum Gericht hat sich gelohnt!
Dieses Urteil ist auch hinsichtlich des bei Nokia Siemens Networks beabsichtigten Stellenabbaus (incl. eventueller Folge-Ausgliederungen) nicht ganz uninteressant, denn auch diesem ging eine Ausgliederung von Siemens über SN zu NSN voraus.
Wurden die Mitarbeiter, die jetzt bei NSN ihren Arbeitsplatz verlieren sollen, zum Zeitpunkt des Betriebsübergangs zu SN hinreichend über die Gefahren informiert, oder können auch sie, genauso wie die BenQ-Kollegen, nun immer noch diesem Betriebsübergang widersprechen und somit Mutter Siemens wieder in die Pflicht nehmen, sie weiterzubeschäftigen?
Dafür spricht so manches:
- Dass wir nur ausgegliedert wurden, weil dem Siemens-Management die Com-Rendite zu gering war, war damals schon bekannt; damit also auch die zu diesem Zweck beabsichtigte Sanierung.
- Über deren Umfang wurde die Belegschaft aber sehr lange im Unklaren gelassen:
Es war stets nur die Rede von 10, maximal 15% Personalabbau in 4 Jahren. Auch Nachfragen „wirklich, auch in Deutschland?“ wurden immer wieder nur mit einem Verweis auf dieses Statement beantwortet, auch für Deutschland wisse man nichts anderes. Wenn diese Zahl sich nun erst auf 23% verdoppelt und dann bei 19% festgelegt hat, jeder Vierte in München gehen soll, ist das mehr als nur eine unwesentliche quantitative Änderung: 10% in 4 Jahren, also 2,5% pro Jahr, wären noch mit natürlicher Fluktuation und freiwilligen Trennungen machbar gewesen, mit 19% in 2½ Jahren hingegen wird es auch Kollegen treffen, die alleine schon aufgrund ihres Alters bei Arbeitsplatzverlust zum langzeitarbeitslosen HartzIV-Empfänger würden. Das sind also Informationen, die hinsichtlich der SN-Ausgliederung durchaus entscheidungsrelevant gewesen wären, uns aber lange vorenthalten wurden.
- Wusste vielleicht das Siemens-Management damals selbst noch nichts darüber?
Fakt ist, dass alleine die Bereinigung von Überlappungen in den Produktportfolios von Nokia und Siemens noch keine 19% Abbau in Deutschland begründen können; es ist ja auch nicht nur der Abbau als solcher, sondern vor allem seine unerwartete Höhe, um die sich nun alles dreht. Diese unerwartet und überdurchschnittlich hohe Abbauzahl für Deutschland begründet sich vielmehr auch darin, dass zusätzlich Arbeit in Niedriglohnländer verlagert werden soll, um so die Rendite noch weiter zu erhöhen. Davon war aber bei der SN-Ausgliederung noch keine Rede.
- Es stehen also die Rendite-Forderungen im Vordergrund; wer fordert die eigentlich?
NSN verdient gutes Geld, viele Millionen, ist also keine Pleitefirma wie BenQ, der die Gläubiger im Nacken sitzen. Auch ist NSN keine börsennotierte Aktiengesellschaft, der wegen höherer Renditen die Aktionäre und institutionellen Großanleger im Nacken sitzen.
Wer also fordert höhere Renditen, um den Preis massiven Offshorings? Klar, es sind die Eigentümer von NSN (die ja auch im NSN-Entscheidergremium sitzen), und derer gibt es nur zwei: Nokia und Siemens. Es ist also auch das Siemens-Management selbst, das so hohe Renditen verlangt, dass diese nur durch Jobverlagerung in Niedriglohnländer realisierbar erscheinen. Scheint zumindest das NSN-Management selbst zu glauben.
Hat das Siemens-Management sich das wirklich erst jetzt überlegt, und zum Zeitpunkt der SN-Ausgliederung von diesen seinen eigenen Renditeforderungen noch nichts geahnt? Wohl kaum.
Und dass Chinesen billiger als Deutsche sind, war damals wohl auch schon bekannt.
Damit liegt der Verdacht nahe, dass das Siemens-Management schon damals wusste (dies aber den Mitarbeitern verschwieg), dass ein so hoher Stellenabbau (und evtl. auch Abbaumaßnahmen in Form von Folge-Ausgliederungen) bei NSN von Anfang an auf uns zu kommen würden.
Und was bedeutet das letzten Endes?
Dass möglicherweise NSN-Mitarbeiter, die nun ihren Job verlieren oder weiter ausgegliedert werden sollen, genauso wie jetzt gerade die BenQ-Kollegen wieder bei Mutter Siemens anklopfen und sagen „Hallo, bin wieder da, war niemals weg“; nötigenfalls mit Hilfe der Gerichte.
Ein guter Grund mehr für Siemens, als Anteilseigner mäßigend auf den Stellenabbau bei NSN einzuwirken, wenn Ende 2009 die unrealistischen Abbauziele für freiwillige Trennungen noch nicht erreicht sind.
(cnn)
Donnerstag, 30.8.2007
Handys: Deutschland nur noch als Absatzmarkt, auch Motorola macht dicht
Trotz auch in Deutschland stark steigender Handy-Nachfrage macht nun nach BenQ auch noch Motorola dicht. Kaufen sollen wir das Zeug noch, aber Jobs gibt’s keine mehr.
Wie die
FAZ.NET unter der Überschrift „wertlose Standortgarantie“ berichtet, schließt Motorola seine Fertigung und nun auch noch die Logistiksparte in Flensburg. Von einst mehr als 3000 Mitarbeitern behalten damit gerade mal noch 200 ihren Job - und das im ehemals modernsten Handywerk Europas, das vor neun Jahren erst mit staatlichen Fördermitteln in Millionenhöhe in Betrieb genommen wurde.
Motorola umschreibt dies vornehm als „Konzentration auf das Kerngeschäft“; dass noch vor kurzem eine dreijährige Standortgarantie abgegeben wurde, stört anscheinend niemanden außer der Belegschaft.
Über eine Rückforderung der staatlichen Fördermittel ist uns jedenfalls nichts bekannt.
(cnn)
Donnerstag, 30.8.2007
Telekom-Auftrag an Ericsson: Und wo bleibt NSN?
Gefunden in
www.comdirect.de:
Die Deutsche Telekom überträgt ihren Richtfunk an den Telekomausrüster Ericsson.
Die Schweden sollen das Netz in den kommenden sechs Jahren warten und betreiben.
Die Transaktion werde zum 1. September vollzogen, teilte Ericsson in Stockholm mit.
Für die Dienste der Schweden wird die Telekom jährlich zwischen 74 und 85 Mio. Euro zahlen.
Im Zuge des Deals wechseln 200 T-Com-Mitarbeiter zu Ericsson; das ist wohl der große Trick:
Während NSN selber Personal abbaut, übernimmt Ericsson T-Com-Mitarbeiter,
um sich einen T-Com-Auftrag zu angeln. Ist das die Zukunft der Akquisition: Wir beauftragen Dich, wenn Du dafür Mitarbeiter von uns übernimmst?
Ähnlich machte es ja auch schon Siemens mit TietoEnator, nur in umgekehrter Richtung.
(cnn)
Donnerstag, 30.8.2007
Personalabbau: Freiwilligenaktion auch bei PSE
In den Bereichen Festnetz und Mobilfunk will die PSE-Leitung mithilfe eines Angebots aus
Altersteilzeitverträgen, einvernehmlichen Lösungen (Golden Handshakes) und Versetzungen in
andere Siemens-Österreich-Bereiche Freiwillige finden, die die PSE bis Ende des nächsten
Geschäftsjahres (30.09.2008) verlassen. Das wird mit fehlenden Aufträgen von NSN begründet.
Kündigungen, Gehaltskürzungen und ähnliche Zwangsmaßnahmen seien nicht beabsichtigt.
Das Paket wird derzeit mit dem PSE-Betriebsrat verhandelt.
(cnn)
Mittwoch, 29.8.2007
TietoEnator: Hatzipantelis-Nachfolge
Ab dem 01. September ist Dr. Wolfgang Blume als Senior Vice President verantwortlich für die TietoEnator Business Unit "Telecom R&D Networks & Automotive". Über 1.000 Mitarbeiter in Deutschland und Polen bieten in dieser Division Entwickungsdienstleistungen für die Branchen Telecom, Automotive und Aerospace. Der 53-jährige promovierte Mathematiker leitet somit eine der umsatzstärksten und größten Business Units des skandinavischen IT-Konzerns. Mit dieser Funktion übernimmt Dr. Blume auch den Vorsitz der Geschäftsführung der TietoEnator Deutschland GmbH. Er tritt in diesen Ämtern die Nachfolge von Jürgen Hatzipantelis an, der auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlässt.
Dr. Blume ist mit der Übernahme der S.E.S.A. AG 2004 an Bord von TietoEnator gekommen.
Vor der S.E.S.A. war er knapp 15 Jahre bei Alcatel.
Quelle:
www.marketing-boerse.de
(cnn)
Mittwoch, 29.8.2007
Bitte versorgt uns mit interessanten Infos!
Die Informationen auf der NCI-Homepage fallen nicht vom Himmel, sondern letztlich werden sie uns von Euch allen zugetragen. Oder auch nicht.
Daher nochmal zur Erinnerung:
Bitte versorgt uns mit interessanten aktuellen Infos, kurze Mail genügt! Das gilt in Zeiten ständiger Ausgliederungen insbesondere auch für die Kollegen außerhalb NSN, also z.B. bei Enterprise, TietoEnator, Siemens, …
Wer glaubt „das wissen die eh schon längst“ täuscht sich meistens. Und wenn mal eine Info doppelt kommt, ist es auch kein Beinbruch.
(cnn)
Samstag, 25.8.2007
Entscheidung zur NSN-beE steht kurz bevor.
Der GBR erwartet eine Entscheidung bzgl. NSN-beE bis spätestens Ende nächster Woche. Bis dahin empfehlen, wir noch keinen beE-Vertrag bzw. -Vorvertrag zu unterzeichnen.
(cnn)
Samstag, 25.8.2007
Wettrüsten
Laut
wiwo tut sich auch unser Fusionierungs-„Vorbild“ Alcatel-Lucent schwer: Die Verluste sind noch höher als ohnehin schon erwartet und zehren die erhofften Synergieeffekte wieder auf.
Analyst Lindberg meint dazu in einer Studie, selbst die beabsichtigte Streichung von 12.500
(der vormals 80.000) Stellen reiche nicht aus: Nokia Siemens beschäftige, wenn das Gemeinschaftsunternehmen seinen Stellenabbau wie geplant vollziehe, bei vergleichbarem Umsatz etwa 17.000 Mitarbeiter weniger (hört hört!). Um wettbewerbsfähiger zu werden, müsse Alcatel-Chefin Russo deshalb noch deutlich mehr Mitarbeiter entlassen.
So kann’s gehen: Jetzt wird also verschärfter Stellenabbau bei der NSN-Konkurrenz schon mit den geringeren Beschäftigtenzahlen bei Nokia Siemens Networks begründet, während NSN gleichzeitig auch noch munter Personal abbaut.
So versucht jeder den anderen im Personalabbau zu übertreffen; ob das aber wohl auch der richtige Weg ist, um mit innovativen neuen Technologien und Produkten wachsende Geschäfte zu generieren?
Nichts gegen Wettbewerb, gegen ein sich-gegenseitig-übertreffen-wollen, aber ist DIES wohl die richtige Wettkampfdisziplin? Die sinkenden Ergebniszahlen belegen vielmehr, dass wir uns damit in Wahrheit nur gegenseitig kaputt machen und mit diesem gegenseitig aufgeschaukelten Fusionieren-und-Stellen-Abbauen nur immer tiefer herunterziehen. So funktioniert es bestimmt nicht: Damit erreichen wir bestenfalls, dass es unserer Konkurrenz schlecht geht, aber nicht dass es uns selbst gut geht. Wird Zeit, dass wir mit diesem Schmarrn aufhören.
Wir alle, NSN genauso wie Alcatel und alle anderen. Schluss machen auch mit diesen verqueren Wertvorstellungen: Nein, Klassenbester ist NICHT wer die wenigsten Mitarbeiter beschäftigt!
Wie kriegt man das nur endlich mal aus den Köpfen in den Chefetagen raus?!
(cnn)
Samstag, 25.8.2007
Lesetip: F. Probst: "Aufhebungs- und Abwicklungsverträge".
In dem Buch (ISBN:978-3-8364-0345-0, Verlag Dr. Müller) erläutert der Autor die Grundlagen, die Durchführung sowie die sozialrechtlichen Folgen beim Abschluß eines Aufhebungsvertrages.
Besonders in der Arbeitslosenversicherung kann der Abschluss eines Aufhebungsvertrages zu nachteiligen Folgen für den Arbeitnehmer führen.
Die Gemeinschaft der gegen Arbeitslosigkeit Versicherten soll gegen Missbrauch der Arbeitslosenversicherung geschützt werden. Nur so werden günstige Beitragssätze möglich.
Wer den Versicherungsfall herbeiführt, z.B. durch Zustimmung zu einem Aufhebungsvertrag, muss in vielen Fällen mit Sanktionen, also mit Einschränkung der Leistungen, rechnen. Im schlimmsten Fall wird das Arbeitslosengeld teilweise bis weitestgehend reduziert. Es kann sogar passieren, dass man die Beiträge zur Krankenkasse zeitweise aus eigener Tasche zahlen muss.
Hinzu kommt natürlich auch, dass eine möglicherweise vereinbarte Abfindung der Steuerpflicht unterliegt. Da bleibt eventuell von der ach so hohen Abfindung vielleicht gar nicht mehr viel übrig.
In dem Buch heißt es auf Seite 59: "Der Arbeitnehmer ist grundsätzlich gehalten, eine Arbeitgeberkündigung abzuwarten." Der Autor weist dann aber auch auf mögliche Ausnahmen hin.
Leider behandelt der Autor in diesem Buch nicht expilizit den Fall der "Betriebsorganisatorisch eigenständigen Einheit" beE, die ja beim aktuellen Stellenabbau bei Nokia Siemens Networks auch vorgeschlagen wurde.
(hm)
Donnerstag, 23.8.2007
NSN-Stellenabbau: Gezielte persönliche Ansprache durch Vorgesetzte ist angelaufen.
Wie schon seit Jahren üblich, werden anscheinend wieder gezielt nur die Kollegen angesprochen, die man loswerden will, keiner mehr. Die Möglichkeit, dass einer mal dazu „nein“ sagen könnte, wird dabei anscheinend verdrängt. Mit wieviel oder wie wenig Druck dabei vorgegangen wird, scheint sehr stark vom jeweiligen Vorgesetzten abzuhängen.
Erfahrungsgemäß laufen Beratungsgespräche bei der PA eher sachlich-nüchtern und korrekt, Trennungs-„Motivations“gespräche mit dem Vorgesetzten hingegen können anders laufen. Wer sich unstatthaft unter Druck gesetzt fühlt, möge sich betriebsrätliche Verstärkung dazu holen!
Siehe auch
Trennungsgespräche.
(cnn)
Donnerstag, 23.8.2007
Neue Idee für Abfindungs-Verhandlungen.
Wie wäre es mit etwas Bescheidenheit: “Ich möchte nur meine Umzugskosten erstattet bekommen. Allerdings in der gleichen Höhe wie bei Klaus Kleinfeld“...
(cnn)
Donnerstag, 23.8.2007
Offshoring bei NSN nimmt Konturen an.
Einen deutlichen Hinweis auf Verlagerung von Entwicklungsleistungen in Niedriglohnländer gibt
dieser Artikel
In eine ähnliche Kerbe hauen auch
die österreichischen Kollegen
(cnn)
Sonntag, 19.8.2007
Kostenlose Broschüre: "Rente mit 67 – Was ändert sich für mich?"
Ab 2012 wird das Rentenalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre steigen. Damit will die Bundesregierung sicherstellen, dass die Rentenbeiträge auch in Zukunft bezahlbar bleiben. Die Änderungen werden wir alle zu spüren bekommen.
Die Deutsche Rentenversicherung informiert in einem Ratgeber, was zukünftige Ruheständler erwartet. Hier finden Sie Antworten auf die Fragen: Welcher Jahrgang muss wie viel länger arbeiten? Wem drohen welche Abschläge bei früherem Rentenbezug? Und warum kann eine Teilrente für manche auch attraktiv sein?
Die Broschüre „Rente mit 67 - Was ändert sich für mich?“ können Sie
hier oder über die Service-Hotline 0800/1000 4800 bei der
Deutschen Rentenversicherung Bund bestellen oder auch
hier (PDF 991 KB) herunterladen.
(az)
Samstag, 18.8.2007
NSN: Nokia und Siemens ein Verliererteam? Warum, und was tun? Das Ergebnis
Herzlichen Dank für die vielen wirklich informativen und interessanten Feedbacks zu unserer
Umfrage vom 9.8.07.
Wir bitten um Verständnis, dass wir diese sensiblen internen Informationen zu den Fragen "welches sind die tatsächlichen Gründe für unsere schlechten Geschäftszahlen" und "welche Gegenmaßnahmen würden uns jetzt wirklich aus der Krise führen" nur NCI-/NSN-intern verwenden, und diese Ergebnisse nicht im Detail auf eine öffentliche Homepage setzen, wo sie auch der Konkurrenz zugänglich wären.
Das Ergebnis zu Frage 3 hingegen können wir offenlegen; die Frage war:
"Glauben Sie, dass uns das ohne das NSN-JointVenture genauso passiert wäre?"
56% beantworteten diese Frage mit "nein": Ihrer Meinung nach haben wir diese Entwicklung nur dem JointVenture und dem neuen Nokia-dominierten NSN-Management zu verdanken.
Das gibt auch die Stimmungslage der Antworten zu den ersten beiden Fragen wieder:
Die Kollegen befürchten, dass wir Kunden verlieren, die sich für Siemens-Produkte (und gegen gleichartige Nokia-Produkte) entschieden hatten, welche aber nun bei den vom Nokia-dominierten Management beschlossenen Portfoliobereinigungen zugunsten von gerade diesen Nokia-Produkten eingestellt wurden.
Oder Kunden, die sich für Siemens und Nokia als Erst- und Zweitlieferanten entschieden hatten und die sich nun einen neuen Zweitlieferanten suchen.
Eine häufig genannter Eindruck ist auch, dass wir uns zuviel mit uns selbst und unseren neuen Prozessen und Pöstchen beschäftigen, einhergehend mit einer inflationären Schaffung von Managementfunktionen; exemplarisch ein Zitat:
"Zuviele Manager, die sich bei unzähligen Meetings gegenseitig managen; früher haben wir Projekte mit 3-4 Managern abgewickelt, heute reden schon 8 mit."
Das zielt auch in Richtung auf unsere neuen NSN-Prozesse:
Die Mitarbeiter halten die neuen Prozesse, beschrieben auf hunderten von bunten Folien, für unnötig komplex; und nun arbeitet einfach jeder so, wie er glaubt den Prozess verstanden zu haben.
Was helfen würde, ist klar: Vereinfachen der neuen gemeinsamen Prozesse nach dem KISS-Prinzip (Keep It Simple and Stupid), mit einfacheren Strukturen und weniger Managern.
Die häufigste Kritik aber geht noch in eine ganz andere Richtung:
Äußerst geringe Motivation infolge Dauer-Personalabbau und schlechter Informationspolitik, kein Vertrauen mehr in das NSN-Management, das mit Vertrauensvorschuss empfangen wurde. Heute nun wird das Joint Venture mehr und mehr als feindliche Übernahme empfunden; entsprechend pessimistisch schaut die Mannschaft auch in ihre eigene berufliche Zukunft. Der zu hohe Personalabbau vernichtet auch Knowhow und treibt zugleich die Restrukturierungskosten hoch.
Als Gegenmaßnahme (statt immer nur Personalabbau + Offshoring + Ausgliederungen) wird vorgeschlagen, weniger statt mehr Personal abzubauen; das erschlägt gleich 3 Fliegen auf 1 Streich:
Reduzierung der riesigen Restrukturierungskosten, Sicherung des Knowhows, und Verbesserung der Motivation:
Hoch motivierte Mitarbeiter, die sich mit ihrer Firma identifizieren, setzen solide Zukunftsperspektiven voraus, wie sie fortgesetzter Personalabbau und Ausgliederungen nunmal nicht bieten.
Schöne Worte (Folien, Intranetchats, Foren, Abteilungsversammlungen, Motivationsrundmails) hingegen lösen das Motivationsproblem nicht, im Gegenteil, die Kollegen fühlen sich dadurch nur zunehmend genervt: Sie wollen Taten statt Worte sehen, und zwar Taten, die ihre Jobs sichern.
(cnn)
Freitag, 17.8.2007
Vorsicht vor Arbeitszeitverstößen
Aus aktuellem Anlass weisen wir wiederholt darauf hin, dass wir alle uns in Zeiten, in denen die Firma sowieso Personal abbauen will, doppelt vorsichtig und korrekt verhalten sollten, um keinerlei Anlass zu Abmahnungen oder gar verhaltensbedingten Kündigungen zu liefern. Dazu gehören insbesondere vermeintliche Verstöße gegen die Spielregeln rund um das Thema „Arbeitszeit“ (Gleitzeitverhalten, Urlaubsnahme, ...).
(cnn)
Freitag, 17.8.2007
Betriebsrente steht vor einem Boom.
Ja, der Staat lässt die Finger von der Betriebsrente. Das Bundeskabinett hat entschieden, die eigentlich 2009 auslaufende Sozialabgabenbefreiung auf die Betriebsrente unbefristet fortzusetzen.
Begründet wurde die ursprüngliche Beendigung der Förderung damit, dass Beitragsausfälle bei der Sozialversicherung vermieden werden sollten. Erst ein gemeinsamer Brief von DGB-Chef Michael Sommer und Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt bewog die Regierung zum Umschwenken.
Vorher gingen wegen des drohenden Auslaufens der Förderung die Neuabschlüsse im ersten Halbjahr um 20 bis 30 Prozent zurück. Nun stehe, so meinen jedenfalls Experten, ein neuer Boom der Betriebsrenten bevor. Sollte dies zutreffen und damit die Ausfälle bei den Sozialkassen stark ansteigen, wäre die nächste Diskussion zu diesem Thema allerdings unvermeidlich.
Quelle:
www.handelsblatt.com
(bebe/rk)
Freitag, 17.8.2007
Korruptionsaffäre bei Siemens: Brauchen wir ein Unternehmensstrafrecht?
Wie in dieser Woche bekannt wurde, hat die Korruptionsaffäre bei Siemens ein nie dagewesenes Ausmaß angenommen, weit über eine Milliarde Euro seien über "Schwarze Kassen" geflossen.
"DIE ZEIT" stellt in diesem Zusammenhang die Frage: "Braucht Deutschland ein Strafrecht, das Unternehmen selbst in die Pflicht nimmt – statt wie bisher bloß einzelne Mitarbeiter?"
Bisher können - zumindest in Deutschland - juristische Personen, also z.B. Firmen, keine Straftaten begehen, also auch nicht bestraft werden. Allerdings können Firmen Ordnungswidrigkeiten begehen, die dann von einer staatlichen Behörde mit Bußgeldern geahndet werden, z.B. vom Kartellamt. Worin besteht der Unterschied?
- Strafen verhängt ein Gericht, Bußgelder "nur" eine Behörde.
- Ordnungswidrigkeiten können, Straftaten müssen (i.a.) verfolgt werden.
- Straftaten gelten allgemein als verwerflich, Ordnungswidrigkeiten gelten meist als "Lappalie".
Diese Zweiteilung in Straftat und Ordnungswidrigkeit gibt es in anderen Ländern nicht, in England oder Frankreich können auch juristische Personen bestraft werden.
Korruption fügt der Volkswirtschaft einen enormen Schaden zu, weil immer weniger Leistung für immer mehr Geld erbracht wird. Das Wertesystem einer Gesellschaft gerät ins Wanken, wenn ein Fahrraddieb bestraft wird, nicht aber eine Firma, die Milliardenschäden anrichtet.
Aber in Deutschland gilt doch "Ohne Schuld keine Strafe"? Bestraft kann nur der werden, der moralisch handeln kann. Können Firmen schuldig sein? Nun, sprechen Firmen nicht selbst von "Corporate Responsibility"? (z.B.
Siemens)
Wenn sonst nichts mehr hilft die Korruptionsflut einzudämmen, wird man das Dogma der Nichtbestrafbarkeit von Unternehmen eben über Bord werfen müssen.
(rk)
Freitag, 17.8.2007
Siemens-Stellenmarkt weiter wachsend.
Jetzt haben wir sogar die 4000er-Marke überschritten:
Heute waren 4022 freie Stellen bei „Mutter“ Siemens in Deutschland ausgeschrieben, davon 717 in München (zum Vergleich: Bei unseren Kündigungen im Januar 2003 waren 1300 Stellen ausgeschrieben).
Womit sich zwangsläufig die Frage stellt: Wieso werden die NSN-Kollegen, die vor kurzem noch zu Siemens gehörten und von denen sich Nokia Siemens Networks nun schon wieder trennen will, nicht einfach wieder bei Siemens weiterbeschäftigt?!
(cnn)
Samstag, 11.8.2007
Weniger Geld für Neu-Rentner.
Im Vergleich zum Jahr 2000 erhalten die Rentner bis zu 14,5 Prozent weniger Geld.
Wenn das in diesem Stil weitergeht, bekommen wir irgendwann überhaupt keine gesetzliche Rente mehr. Die Betriebsrente ist momentan sicher und viele sichern sich auch privat ab, aber wenn man dann in Rente geht, wird man sehen, wieviel überhaupt für einen würdigen Lebensabend noch zur Verfügung steht. Im Vergleich zum Jahr 2000 erhalten die Rentner bis zu 14,5 Prozent weniger Geld.
(Quelle:
www.sueddeutsche.de)
(bebe)
Freitag, 10.8.2007
Neue "Job Grades" für Nokia Siemens Networks in Verhandlung mit dem NSN-GBR
Unter dem Schlagwort „Job Levelling“ sollen neue „Job Grades“ eingeführt werden, um die NSN-Jobs weltweit vergleichbar zu machen. Dafür sollen nicht nur ausgeschriebene Stellen, sondern auch die bestehenden Jobs neu kategorisiert werden, und damit letztlich auch die Mitarbeiter, die diese Jobs haben.
Theoretisch wirken sich diese Job Grades nicht unmittelbar auf das Gehalt aus; theoretisch!
In der Realität hingegen sieht das sicherlich ganz anders aus; daher sind die GBR-Verhandlungen, wie das konkret ablaufen soll, auch so wichtig.
Nachdem schon die Tarifmitarbeiter im Rahmen von ERA hässliche (und letztlich auch für sie kostspielige) Abqualifizierungsdiskussionen erleben mussten, in denen die Wertigkeit ihrer Tätigkeit heruntergeredet wurde, um sie niedriger eingruppieren zu können, droht nun im Rahmen dieses "Job Levelling" auch den ÜT’s ähnliches Ungemach.
Zwar sollen nach den derzeitigen Vorstellungen des Arbeitgebers alle AT’s der Funktionsstufe 5 einheitlich in Job Grade 10 eingetütet werden; anschließend sollen aber die Vorgesetzten die Richtigkeit dieser Einstufung prüfen und ggf. korrigieren können, auch um mehrere Job Grades nach unten, also bis tief in den Tarifbereich herunter. Damit wäre auch für die AT-Kollegen (gerade in München haben wir ja sehr viele AT’s) Tür & Tor für willkürliche Herabstufungen geöffnet.
Wir meinen: Dass die Tarif-Kollegen dies mit ERA auch schon erdulden mussten, ist kein Grund es nun auch noch für die AT’s zuzulassen, sowas brauchen wir nicht nochmal.
Wir fordern daher den NSN-Gesamtbetriebsrat auf, sich jedem „Job Levelling“ zu widersetzen, das nicht die bisherige Einstufung 1:1 und ohne willkürliche „Nachbesserungen“ in den neuen Job Grade umsetzt.
(cnn)
Donnerstag, 9.8.2007
NSN: Nokia und Siemens ein Verliererteam? Warum, und was tun?
Ein erfolgreiches Team erkennt man daran, dass sein Output besser ist als die Summe des Outputs aller seiner Mitglieder.
Davon kann man bei NSN kaum reden: die neuen Ergebniszahlen sind um Welten schlechter, als es die Zahlen der Kommunikationssparten von Siemens und Nokia vor dem JointVenture waren.
Allerdings soll das größtenteils auf die Restrukturierungskosten (Kosten des geplanten Stellenabbaus) zurückzuführen sein, lediglich 200 bis 300 Millionen kommen noch sonstwoher. Dann ist freilich die Überraschung kaum mehr nachvollziehbar: Es gibt doch kaum etwas Planbareres und Vorhersehbareres als Restrukturierungskosten, schließlich zahlt man ja niemandem eine Abfindung, dem man nicht vorher ein Trennungsangebot zu bekannten Konditionen gemacht hat. Warum jetzt also die große Panik?
Nur als psychologische Vorbereitung auf weitere Angriffe auf unsere Jobs und unsere Geldbeutel?
Als Ursachen werden ruinöser Preisdruck von unserer Konkurrenz, sowie die Konzentration des Managements auf Korruption und JointVenture/Umstrukturierung genannt. Sind das aber wirklich die einzigen Fehler, die gemacht wurden?
Und was soll nun dagegen unternommen werden?
Statt einfach weniger Leute zu entlassen (wenn die Restrukturierungskosten zu hoch sind) sollen im Gegenteil noch mehr Leute abgebaut (und damit die Restrukturierungskosten noch weiter erhöht) werden. Obwohl die sonstigen Negativposten nur in der Größenordnung 200-300 Mio liegen, sollen zusätzliche 500 Mio gespart, und die Sparmaßnahmen schon 2008 umgesetzt werden (wie auch immer das gehen soll).
Unter der Überschrift „Transform“ werden in einer Mail des NSN-Chefs weitere massive Offshoringmaßnahmen angekündigt. Und Finanzchef Simonson erklärt (SZ-Zitat), man suche "nach Möglichkeiten Personal zu unseren Geschäftspartnern zu versetzen" (also NSN-Teile auszugliedern).
Also: Noch mehr Personalabbau + Offshoring + Ausgliederungen.
That’s all? Das wäre nicht allzu kreativ.
Vor dem Joint Venture haben wir noch gutes Geld verdient, nach dem Joint Venture hingegen vernichten wir Rekordsummen in kürzester Zeit - das ist nicht unbedingt ein Indiz dafür, dass wir mit diesem JointVenture und unserem neuen Management einen tollen Griff gemacht haben.
Ein Gewinnerteam sieht anders aus, ohne Nokia konnten wir das noch deutlich besser.
Aber: Sind die wahren Ursachen schon richtig erkannt, und sind auch die richtigen Gegenmaßnahmen ergriffen? Fällt uns wirklich nichts Besseres ein?
Wir bitten Sie, die NSN-Mitarbeiter, dazu um Ihre Meinung:
1) Welches sind die tatsächlichen Gründe für unsere schlechten Geschäftszahlen?
2) Welche Gegenmaßnahmen würden uns jetzt wirklich aus der Krise führen?
3) Glauben Sie, dass uns das ohne das NSN-JointVenture genauso passiert wäre?
Bitte dazu um Ihren Feedback (kurze Mail an
info@nci-br.de) !
(cnn)
Montag, 6.8.2007
Lässt der Staat nun doch die Finger von der Betriebsrente?
Eigentlich sollte die Sozialabgabenfreiheit für Betriebsrenten Ende 2008 auslaufen. Doch Arbeitsminister Franz Müntefering will nun doch an ihr festhalten - und hat einen entsprechenden Gesetzesentwurf im Kabinett eingereicht.
(
www.welt.de )
Wachen unsere Politiker langsam auf? Die Betriebsrenten sind schließlich für einen würdigen Lebensabend gedacht. Seit Jahren wird uns gepredigt, dass wir die Altersvorsorge auf mehrere Beine stellen sollen, nur durch höhere Abgaben wird dies wieder zunichte gemacht.
(bebe)
Montag, 6.8.2007
Handy-Weitwurf: World Cup 2007
Auch in schweren Zeiten soll man den Humor nicht verlieren...
Handy-Weitwurf ist eine sportliche Betätigung, bei der Mobiltelefone (Handys) möglichst weit geworfen werden.
Der World Cup 2007 im Handywerfen findet am 08.09.2007 in Bischofswerda im Bundesland Sachsen statt. Die Wettkampfe beginnen um 09.00 Uhr
Anmelden können sich alle weiblichen und männlichen Personen die am 08.09.2007 das 12. Lebensjahr vollendet haben. Die Anmeldung erfolgt über die Homepage:
www.handywerfen.de
Werfen darf man nur mit solchen Handys, die vom Verband zur Verfügung gestellt werden, d.h. der Teilnehmer darf bzw. braucht nicht mit seinem eigenen Handy zu werfen.
Während bei den Wettkämpfen in Finnland die Handys mit Akku geworfen werden, müssen aus ökologischen Gründen in Deutschland die Akkus entfernt werden. Deshalb haben die Mobiltelefone hier eine völlig andere Aerodynamik und der Schwierigkeitsgrad erhöht sich.
In Deutschland gelten feste Wurf- und Wettkampfregeln (z.B. Gewichtsklassen, Zeitlimit oder Begrenzungen, Ermittlung der Wurfweite mit elektronischem Meßsystem etc. ). In Finnland hingegen gelten diese Regeln nicht bzw. es gibt andere Regeln.
(hm)
Montag, 6.8.2007
Krankenstand - Die Kehrseite des Aufschwungs
Im Berufsalltag nimmt der Stress zu und immer mehr Arbeitnehmer erkranken an Depressionen und Neurosen und dabei ist der Krankenstand auf einem Tiefstand wie noch nie. Wo führt das alles noch hin? Der Stress am Arbeitsplatz wird immer mehr. Das halten viele einfach nicht mehr aus. Ist ja auch kein Wunder. Immer mehr arbeiten, weniger Urlaub, weniger Geld und dann immer in Sorge um den Arbeitsplatz. Eine Spirale ohne Ende.
Quelle:
Frankfurter Rundschau
(bebe)
Sonntag, 5.8.2007
Hartz IV - Die Erfahrungen der Betroffenen mit der Umsetzung und den Auswirkungen des Sozialgesetzbuchs II
Die ALG-II-Beziehenden haben einen umfangreichen Fragebogen ausgefüllt. (
Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN) Mehr als 80 Prozent der Befragten erleben die Arbeitslosigkeit ausschließlich als Belastung. Ist man erst mal aus dem Erwerbsleben und das Geld reicht hinten und vorne nicht, ist man ganz schnell isoliert. Anscheinend interessiert das aber unsere Politiker und Manager nicht so recht, denn tagtäglich kann man in der Presse lesen, daß man Personal abbauen muß, um Synergien zu heben und den Gewinn zu maximieren.
(bebe)
Samstag, 4.8.2007
In Deutschland wird wieder länger gearbeitet
Da wird uns ständig vorgegaukelt, daß wir zu wenig arbeiten, zu viel Urlaub haben usw. und jetzt das: Um durchschnittlich 0,8 Stunden ist die wöchentliche Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten zwischen 2003 und 2006 gestiegen. "Nirgendwo in Europa ist die Wende zu längeren Arbeitszeiten so kräftig ausgeprägt wie in Deutschland".
In Deutschland sind die Arbeitnehmer also bereit, mehr zu arbeiten und trotzdem wird immer mehr ins Ausland verlagert. Wann wachen bei uns die Verantwortlichen endlich mal auf.
(Quelle:
Hans Böckler Stiftung)
(bebe)
Samstag, 4.8.2007
Weiterbildung im Urlaub oder Bildungsurlaub?
Der DIHK-Hauptgeschäftsführer Wansleben hat die Arbeitnehmer aufgefordert, in der Urlaubszeit Weiterbildungskurse zu belegen. "Da ist genug Luft für beides: Erholung und Weiterbildung". Deutsche Arbeitnehmer hätten nach Schweden (43 Tage) mit durchschnittlich 40 Tagen die meisten Urlaubs- und Feiertage in Europa. Wansleben fordert die Arbeitnehmer auf, durch Weiterbildung im Urlaub ihren Beitrag beim Kampf gegen den drohenden
Fachkräftemangel zu leisten. (Quelle:
www.spiegel.de)
Es spricht wahrlich nichts dagegen, im Urlaub mal ein gutes Buch zu lesen, im Stress des Berufsalltags kommt man ja kaum dazu. Auch seinem Hobby nachzugehen kann sehr entspannend sein, Weiterbildungskurse oder gar das Studium der neuesten SAP-Dokumentation aber wohl kaum.
Urlaub sollte der Erholung dienen, nicht umsonst spricht das
Bundesurlaubsgesetz BUrlG von "Erholungsurlaub" und nicht von "Bildungsurlaub". A propos "Bildungsurlaub": Bildungsurlaubs- bzw. Bildungsfreistellungsgesetze existieren mittlerweile in zwölf von sechzehn Bundesländern, nicht aber in Bayern. Trotzdem besteht auch hier meist Anspruch auf "Bildungsurlaub", er ist z.B. im Manteltarifvertrag der IG Metall geregelt: Zwei Wochen "Bildungsurlaub" stehen jedem Arbeitnehmer pro Jahr zu (aber in Summe nur 6% der Arbeitnehmer pro Jahr).
Auf weitere Methoden, dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, haben wir schon öfter hingewiesen (
29.6.2007 30.6.2007): Frauen und älteren Arbeitslosen eine Chance zu geben und die in den letzten Jahren wegen Kostenersparnis stark vernachlässigte innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung wieder verstärken. Die IG Metall hat im Jahr 2006 mit den Arbeitgebern einen Tarifvertrag zu Qualifizierung der Mitarbeiter hierzu abgeschlossen, welcher jetzt umgesetzt werden muss.
Statt publikumswirksam, die Arbeitnehmer aufzufordern auf ihren verdienten Urlaub zu verzichten, sollten die Arbeitgeber besser selbst die Initiative ergreifen und in ihre Mitarbeiter investieren. Auch der Ruf der Arbeitnehmer nach billigen Fachkräften aus dem Ausland, wird deren sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung weder für Deutschland noch für die Entwicklungsländer gerecht.
(rk)
Donnerstag, 2.8.2007
Alcatel-Lucent versus NSN
Ob es an der gleichen (globalen) Ausbildung oder an den gleichen Beratern liegt, das Management beider Joint Ventures agiert fast identisch. Es werden Synergien in Form von Arbeitsplatzreduktionen "gehoben", Jobs in Billigländer verlagert, Entwicklungsaktivitäten reduziert oder ausgelagert usw. Sogar die Gerüchte um neue Firmenakquisitionen sind frappierend ähnlich (Tellabs bei NSN und Aruba bei Alcatel-Lucent, beide beheimatet in USA).
Bei den Arbeitnehmervertretern der beiden Joint Ventures gibt es allerdings gravierende Unterschiede. Z.B. hat der NSN-GBR auf sein im Betriebsverfassungsrecht garantiertes Informationsrecht bezüglich der Restrukturierung verzichtet, wogegen der europäische Betriebsrat (ECID) von Alcatel-Lucent seine Informationen per Gericht eingetrieben hat. (
www.netzwerkit.de) Damit haben die lokalen Betriebsräte viel bessere Argumente im Kampf um die Arbeitsplätze oder für gute Sozialpläne (
www.netzwerkit.de) in den Händen.
Auch bei den materiellen Rahmenbedingungen hat sich der NSN-GBR nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Der GBR hat überhastet den Com-Standard IA/SP unterschrieben (inklusive alter Fehler) und dabei z.B. keine Leistungen bei Arbeitsplatzumzügen oder (freiwillige) Teilzeit vereinbart. Diese zwei Punkte (neben der Standard-Abfindungsmatrix) wurden in dem SP von 2004 für SBS in der Einigungsstelle am Münchner Arbeitsgericht festgeschrieben. Also von einer Einigungsstelle vor der der GBR ach so große Angst hatte!
Erst recht bei einem Vergleich mit den Abfindungen des
SP bei Alcatel-Lucent in Holland stehen einem die Tränen in den Augen. Die Abfindungsformel (Pkt. 4.1) beinhaltet z.B. einen steigenden Zuschlagsfaktor je nach Alter (1...2) statt eines Abschlagsfaktors wie bei der Com-Matrix (0,6...0,98)! Dies ist eine gute Messlatte, sollte es bei NSN zu betriebsbedingten Kündigungen nach Sept.2009 kommen.
(ic)
Mittwoch, 1.8.2007
Sperr- und Ruhezeiten nach Beendigung von Arbeitsverhältnissen.
Unter bestimmten Bedingungen kann die Arbeitsagentur Sperr- und Ruhezeiten bei der Zahlung des Arbeitslosengeldes I verhängen. Dieses trifft insbesondere zu, wenn Abfindungen bezahlt worden sind. Sperr- und Ruhezeiten haben auch Auswirkungen auf die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung.
Bevor man einen Aufhebungsvertrag (mit oder ohne beE) unterschreibt, empfehlen wir dringend sich persönlich bei der Arbeitsagentur zu erkundigen. Für die Vorabinformation kann man sich von der Homepage der Arbeitsagentur das
Merkblatt 1 und
Merkblatt 17 herunterladen.
(ic)
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