NCI Aktuell Archiv August 2010
Dienstag, 31.8.2010
Erster LTE-Sendemast der Telekom betriebsbereit
Die Deutsche Telekom hat erstmals mit LTE-Technik eine Mobilfunkstation im brandenburgischen Kyritz in Betrieb genommen. Derzeit läuft das Ganze allerdings noch im Pilotbetrieb, eine Markteinführung wird für 2011 erwartet.
Beim LTE-Ausbau setzt die Telekom auf Huawai und NSN. Nach Angaben von
golem.de liefert NSN auch die Technik am Standort Kyritz.
Für Telekom-Chef Obermann ist dieser Startschuss für die neue Mobilfunktechnik ein wichtiger Schritt: „Wir schließen die weißen Flecken und schaffen gleichzeitig das Netz der Zukunft...“.
Etwas weiter in Richtung Erörterung der Gründe für zunächst den Pilotbetrieb anstatt gleich mit dem Live-Betrieb zu starten – Funktion und Zuverlässigkeit dieser Technik ist ja mittlerweile hinreichend verifiziert –, geht das Fachblatt
Telecom Handel: Es sind derzeit noch keine für Heim- und Büronetze erforderliche LTE-taugliche Router a la FritzBox etc. verfügbar, die die Umsetzung von 4G auf WLAN oder kabelgebundenes Ethernet anbieten. Diese werden für das kommende Jahr erwartet.
(sh / kd)
Dienstag, 31.8.2010
NSN-Anteile kurz vor dem Verkauf?
Laut
finanzen.net hat NSN das Interesse von Finanzinvestoren an einer Beteiligung von NSN bestätigt. Details gibt es wie immer seitens der Firma nicht.
Laut "Financial Times" gehören Silver Lake Partners, TPG, Blackstone, Bain Capital und KKR zu den Interessenten - es geht offenbar nur um einen kleineren Anteil. Nokia-Finanzchef Timo Ihamuotila betonte gegenüber der FT, dass sowohl Nokia als auch Siemens bei einem Anteilsverkaufs auf jeden Fall Mehrheitseigner bleiben wollten.
(sh)
Montag, 30.8.2010
Bewerben ohne Bewerbung
Dies ist nicht nur der Titel eines Buches der Hamburger Karriereberaterin Svenja Hofert, sondern der dringende Appell vieler Ratgeber in Sachen Jobsuche. Jobsuchende müssen sich mehr und mehr in sozialen Netzwerken im Internet wie z.B. XING aufhalten, um die Chance auf eine passende Stelle deutlich zu verbessern.
Denn, „die Stellen in den Jobbörsen sind meist Stellen, für die sich auf anderem Weg keiner gefunden hat.“, so deutlich sagt Fr. Hofert dies zu
rp.online. Gerade „generalistisch geprägte Stellen, die eindeutig die Mehrzahl des gesamten Stellenangebots darstellen“, werden in den Jobbörsen kaum ausgeschrieben. Stark zunehmend bemühen Unternehmen statt eines Headhunters die eigenen sozialen Netzwerke, denn wer jemanden aus seinem Netzwerk empfiehlt, kennt diese Person meist und kann nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch die Persönlichkeit einschätzen.
Für die großen Jobbörsen bleiben so oft Stellen übrig mit Befristungen, stark spezialisierte Stellen, Jobs mit uneingeschränkter Reisebereitschaft, eben „Jobs mit kleinen oder größeren Makeln“.
(sh)
Montag, 30.8.2010
Infineon verabschiedet sich aus dem Kommunikationsbereich
Nach Siemens gibt ein weiteres großes deutsches Unternehmen den Kommunikationsbereich auf. Der Münchner Chip-Hersteller Infineon verkauft seine Handychipsparte an den US-Konzern Intel. Erst im letzten Jahr hat Infineon das Geschäft mit Chiplösungen für Breitbandanwendungen ebenfalls in die USA verkauft.
Die Übernahme des Handychip-Geschäfts soll bis März nächsten Jahres abgewickelt sein und bringt Infineon 1,4 Milliarden Dollar in bar. Infineon will sich in Zukunft auf die Chip-Fertigung für Auto- und Industriekunden sowie für Sicherheitsanwendungen konzentrieren.
www.spiegel.de
(sh)
Sonntag, 29.8.2010
Fachkräftemangel und keine Ende...
Auf manche Themen werden wir hier immer wieder zurückkommen, das liegt einfach daran, dass die Arbeitgeberseite sie wie eine Gebetsmühle immer wieder an die Politik heranträgt. Da muss man als Arbeitnehmer hin und wieder reagieren, auch wenn es manchen nervt.
Vor einigen Wochen hat Bundeswirtschaftsminister Brüderle (FDP) gefordert, die Einkommensgrenzen im Aufenthaltsrecht zu senken, um ausländischen hochqualifizierten Fachkräften die Einwanderung zu erleichtern. Was den Verdacht nahe legt, dass es weniger um Fachkräftemangel an sich, sondern um Mangel an
billigen Fachkräften geht. (
Artikel vom 17.8.)
Vor ein paar Tagen hat die DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.) das Ergebnis einer Umfrage unter rund 1.600 Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet veröffentlicht (
www.dihk.de): 70% hätten generell oder zumindest teilweise Probleme passende Fachkräfte für ihre offenen Stellen zu finden. Prognosen für die Zukunft ließen sogar noch größere Probleme erwarten. Die verbesserte Konjunktur verschärfe den Fachkräftemangel, und der Fachkräftemangel bremse die Konjunktur.
Fachkräftemangel, das ist erst einmal ein Schlagwort, ziemlich undifferenziert: Welche Berufe genau sind gemeint, und innerhalb der Berufe: welche Spezialisierungen? Und die regionale Verteilung dürfte auch nicht ganz homogen sein. Diese Fragen will unsere Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (schon!) im Mai nächsten Jahres in einem "Trendreport" beantworten.
Fachkräftemangel, wenn es ihn überhaupt gibt, hat viele Ursache und damit auch viele Methoden ihn zu beenden (Dauerjammern gehört eigentlich nicht dazu...):
- unserem Bildungssystem wird in vielen (Vergleichs-)Studien, auch internationalen, vorgeworfen, dass es Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem Einkommen und/oder Migrationshintergrund stark benachteiligt. Schlechte Schulbildung erschwert die Berufsausbildung; dabei geht ein großes Potenzial verloren. Hier sind Verbesserungen längst überfällig. Beginnen müsste man bereits im Kindergarten.
- das geht bei der beruflichen Fortbildung so weiter: Während Hochschulbildung fast kostenlos ist, muss der Geselle seine Meisterausbildung fast allein tragen. Hier könnte staatliche Unterstützung, auch auf Basis von günstigen Darlehen, viel bewirken.
- Arbeitgeber könnten wesentlich besser auf die Bedürfnisse von Familien eingehen: Fachkräfte finden sich auch unter Frauen (und zunehmend auch Männern), die vorübergehend Kinder zu betreuen haben. Flexible Teilzeitarbeit und Kinderbetreuungsangebote wären hier die Lösung.
- bei den 60 bis 64-Jährigen sind nur etwas mehr als 20% sozialversicherungspflichtig beschäftigt (Artikel vom 12.8.), sicher fände man unter den knapp 80% eine ganze Menge von den (angeblich) "händeringend gesuchten" Fachkräften, wenn man dort suchen würde. Allerdings sind diejenigen, die bereits ausgeschieden sind, sich vielleicht schon in der Ruhephase der Altersteilzeit oder in Frührente befinden, jetzt kaum mehr zurückzuholen.
- An Trainings- und Weiterbildungsmaßnahmen nehmen in Deutschland weit weniger Arbeitnehmer teil als z.B. in der Schweiz oder Österreich. Besonders bei hochspezialisierten Fachkräften ist regelmäßige Weiterbildung unbedingte Voraussetzung, um konkurrenzfähig zu bleiben. Könnte es daran liegen, dass Weiterbildung Geld kostet? Gerade bei den über 50-Jährigen scheuen sich viele Arbeitgeber noch in Weiterbildung zu investieren und bieten lieber eine Abfindung zur "Vorzeitigen Beendigung" an.
- Hochspezialisierte Fachkräfte sind der heute stetig ansteigenden Belastung im Berufsleben besonders stark ausgesetzt. Die gesundheitlichen Folgen bis hin zur Berufsunfähigkeit könnte man durch allgemeine Reduzierung der Belastung vermeiden. In Wirklichkeit erhöht sich aber die Belastung gerade durch Fachkräftemangel im Betrieb, ein Teufelskreis.
Fachkräftemangel hat zur Folge, dass sich Arbeitgeber um die Fachkräfte bemühen müssen, die angebotenen Stellen müssen attraktiv sein, selbstverständlich finanziell, aber auch was die Arbeitsbedingungen betrifft. Z. B. Forderungen nach reduziertem Urlaub (
Artikel vom 20.8.) sind da eher kontraproduktiv. Lieber wäre dem Arbeitgeber die umgekehrte Situation; sicher auch darum die Forderung nach mehr ausländischen Fachkräften.
Aber nicht immer ist Fachkräftemangel vorteilhaft für die Arbeitnehmer: Wenn hier wirklich dauerhaft Fachkräfte fehlen, könnten die Unternehmen dorthin umziehen, wo es sie gibt; billiger als in Deutschland sind sie ohnehin in vielen Ländern.
Arbeitgeber wünschen sich den vollausgebildeten hochspezialisierten Arbeitnehmer genau dann, wenn er gebraucht wird, und jammern, wenn der Wunsch nicht erfüllt wird. Sie übersehen dabei, dass sie selbst für ihre Misere verantwortlich sind, richtig wäre ja:
- antizyklisches Verhalten: Fachkräfte einstellen, wenn sie auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind, z.B. in einer Krise. Dann ist auch noch genug Zeit zur Einarbeitung in betriebliche Besonderheiten.
- nachhaltiges Verhalten: Fachkräfte laufend weiterbilden und bei Bedarf umschulen; Fachkräfte erhalten ihre Spezialisierung weitgehend innerhalb der beruflichen Tätigkeit, auch der Arbeitgeber ist dafür verantwortlich, dass diese Spezialisierung immer wieder den geänderten Anforderungen angepasst wird.
- flexibles Verhalten: Wenn genau die hochspezialisierte Fachkraft, die man benötigt auf dem Arbeitsmarkt nicht zu bekommen ist, kann man auch mal jemanden einstellen, der nur annähernd dem gesuchten Profil entspricht und ihn dann im Betrieb einarbeiten und fortbilden.
Kreativer Umgang mit dem Fachkräftemangel wird zu einem Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen. Wenn nicht die Nachfrage nach den Produkten sondern die Verfügbarkeit von Menschen, die sie produzieren, der begrenzende Faktor für das Wachstum von Unternehmen sein wird, dann hat der die Nase vorn, der dieses Problem besser löst als andere.
Noch einige Bemerkung zum Vorschlag, Fachkräfte aus dem Ausland zu holen:
- Ablehnung von Fachkräften aus dem Ausland hat nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun. Vielmehr führt die Vernachlässigung der im Land vorhandenen Möglichkeiten zu sozialen und wirtschaftlichen Problemen, wie (Jugend-)Arbeitslosigkeit, Altersarmut und Kaufkraftverlust.
- Fachkräfte aus dem Ausland erfahren in deutschen Firmen jede Menge Know-How. Wenn sie dann wieder zurück gehen, geht das Know-How mit zur Konkurrenz.
- Fachkräfte aus Entwicklungsländern werden eigentlich dringend gebraucht, um die Wirtschaft dort auf eigene Beine zu stellen, Infrastruktur aufzubauen und Nachwuchs auszubilden. Sie abzuwerben behindert die Entwicklung dieser Länder.
- Ab 2011 fallen alle Beschränkungen für Arbeitnehmer aus den neuen EU-Ländern weg. Die Hoffnung, dass damit der Fachkräftemangel gelöst ist, könnte enttäuscht werden.
Lesestoff zum Thema:
www.sueddeutsche.de
bildungsklick.de
www.faz.net
www.ftd.de
www.focus.de
(rk)
Sonntag, 29.8.2010
Globaler Gegenwind - Sorge um den deutschen Aufschwung
Eigentlich freut man sich, dass unsere Wirtschaft wieder wächst und wächst und dann diese Pressemeldungen: "Sorge um den deutschen Aufschwung", "Abkühlung in den USA", "Ängste vor einer Überhitzung in China" und "Die Schuldenkrise in Südeuropa drohen das Exportgeschäft zu belasten".
Der Exportmotor der Deutschland AG brummt, aber in der Euro-Zone und den wichtigsten Absatzmärkten trübt sich die Stimmung.
Was bringt aber ein Aufschwung, wenn auf den größten und wichtigsten Absatzmärkten keine Abnehmer sind? Man könne sich nicht auf Dauer z.B. von der US-Konjunktur abkoppeln, warnt Wolfgang Franz, Vorsitzender des Sachverständigenrats. In den USA hat sich kein Aufschwung entwickelt, die Arbeitslosenquote blieb bei 10 % und das ganze lähmt jetzt natürlich die Konjunktur.
China hat im Vergleich dazu ein Luxusproblem. Dort droht der Immobilienmarkt zu überhitzen, deshalb drosselt die Regierung die Kreditvergabe. In Japan läßt der Aufschwung schon wieder nach und in der Euro-Zone kämpfen viele Länder mit enormen Handelsdefiziten und würgen damit die Konjunktur ab. Dasselbe droht Großbritannien. Nur die Schwellenländer halten die Weltwirtschaft in Schwung, aber auch die erlahmen mittlerweile.
Daher wird sich das deutsche Erholungstempo nicht mehr lange halten lassen. Deshalb wurde diese Woche beim Notenbank-Gipfel darüber diskutiert, wie lange noch die globalen Finanzmärkte mit Geld überschwemmt werden müssen, bis die Finanzkrise überwunden ist und sich der Aufschwung auch selber trägt.
In ganz Europa laufen die Konjunkturprogramme aus und an ihre Stelle treten rigide Sparpakete mit allen ihren bekannten Nebenwirkungen.
Der Exportmotor der Deutschland AG wird in den kommenden Quartalen wohl 1 oder 2 Gänge zurückschalten müssen, obwohl die Krise noch nicht überwunden ist. Diese Abkühlung sollte schon die eine oder andere Sorge bereiten, aber noch nicht zur Panik verleiten.
Hoffen wir nur, daß sich das ganze schnellstens regeln wird und der Aufschwung in allen Märkten zu spüren ist.
www.handelsblatt.com
(bebe)
Samstag, 28.8.2010
Verkauf von Gigaset nun mit dem Wohlwollen von Siemens
Beim Streit um das Gigaset-Geschäft (siehe
Artikel vom 30.4.2010) bahnt sich eine Einigung zwischen dem Finanzinvestor Arques und Siemens an. Siemens unterstützt jetzt den aktuellen Verkaufsprozess der Gigaset-Tochter, den Arques plant. „Wichtig ist uns vor allem eine langfristig strategische Sicherung des Gigaset-Geschäfts", kommentiert ein Siemens-Sprecher.
Die Verhandlungen seien weit fortgeschritten, nach
SZ-Ausführungen handle es sich um die Düsseldorfer Firma Novero GmbH, die sich auf Mobilfunk-Zubehörgeräte spezialisiert. Obwohl der Siemens-Partner Gores auch im Rennen um den Telefonhersteller Gigaset sei, erwarte man die endgültige Transaktion noch im September.
(sh)
Samstag, 28.8.2010
Menschenrechte: Rendite für die Reichen, Hungertod für die Armen!
2010 ein Jahr der extremen Wetterlagen: Dürre und Brände hier, starke Niederschläge und Überschwemmungen dort. Die Katastrophen in Pakistan, China und Russland sind aus den Nachrichtensendungen nicht mehr wegzudenken. Die Folge: Missernten und damit steigende Agrarpreise. Aber steigen z.B. die Weizenpreise nur deshalb?
Nein, die internationalen Spekulanten haben nach der Immobilienblase, die zur Wirtschaftskrise führte, die Rohstoff- und Agrarmärkte entdeckt. Während etwa 2003 nur 13 Milliarden Dollar in Indexfonds auf Weizen steckten, waren es 2008 bereits 318 Milliarden Dollar. Eine neue Spekulationsblase? Man spekuliert auf steigende Agrar-Preise. Trotz immer noch gefüllter Getreidespeicher stiegen die Preise auf das Doppelte mit heftigen Ausschlägen nach oben. Die Erzeuger warten mit dem Verkauf, wenn sie mit steigenden Preisen rechnen, und erreichen damit genau dies.
Auf die Preise unserer Frühstückssemmeln ist die Auswirkung gering, aber in den Ländern, in denen viele Menschen hungern, bedeuten steigende Preise, dass mehr Menschen verhungern. Wer bisher fast sein ganzes Einkommen für Essen ausgeben musste, für den sind verdoppelte Preise einfach zu viel. 2009 hat die Zahl der Hungernden in der Welt so stark zugenommen wie nie zuvor.
Auch Hilfsorganisationen haben ein beschränktes Budget, können also bei doppelten Preisen nur mehr halb so vielen Menschen helfen. Eine einfache Rechnung, es sei denn wir erhöhen mit unseren Spenden das Budget. (Spendenkonten:
z.B. hier).
Besser wäre: Die internationale Gemeinschaft setzt diesen preistreibenden Spekulationen Grenzen. Vielleicht rettet sie damit nicht nur Menschenleben sondern verhindert auch die nächste Wirtschaftskrise. Ja, Preise dürfen schwanken, wenn das Angebot sich ändert; nur so wird langfristig eine ausreichende Versorgung sichergestellt. Aber Manipulationen an diesen Kräften des Markts sind höchst unmoralisch und sind deshalb zu unterbinden.
www.sueddeutsche.de
Frontal21 (Video bei 19:00)
www.stern.de
www.heise.de
taz.de
taz.de
(rk)
Freitag, 27.8.2010
Befristete Arbeitsverträge – Regel statt Ausnahme
Laut Statistischem Bundesamt sind 2,7 Millionen Menschen befristet angestellt, das sind ca. 8,9 Prozent aller Beschäftigten. Was vom Gesetzgeber als Ausnahme vorgesehen war, wird immer mehr zur gängigen Praxis, Tendenz steigend. Bei Neueinstellungen soll bereits jede zweite Stelle befristet sein.
Die Befristung hat der Gesetzgeber in einem eigenen Gesetz geregelt: dem
Teilzeit- und Befristungsgesetz. Trotz dieser gesetzlichen Regelung sind die Bestimmungen für eine rechtmäßige Befristung kompliziert, in der Praxis ergeben sich daher immer wieder Gründe zur sog. Entfristungsklage – das musste auch bereits die Agentur für Arbeit spüren, als sie vor einigen Jahren zahlreiche Mitarbeiter befristet einstellte, um Hartz-IV-Fälle zu bearbeiten. Der Sachgrund „vorübergehender Bedarf“ wurde vom Bundesarbeitsgericht gekippt.
Das Teilzeit- und Befristungsgesetz unterscheidet zwischen Befristungen mit und ohne Sachgrund.
- Befristung ohne Sachgrund
Voraussetzung: Mitarbeiter hat noch nie im Unternehmen gearbeitet (Vorbeschäftigungsverbot).
Die Befristung ist auf max. zwei Jahre möglich, danach ist keine weitere Befristung ohne Sachgrund möglich. Die zwei Jahre können auch aufgeteilt werden in Befristungen von einigen Monaten, die Befristung kann innerhalb der zwei Jahre bis zu dreimal verlängert werden.
- Befristung mit Sachgrund
Sachgründe: z.B. Elternzeitvertretung, Krankheitsvertretung, Projekt
Die Zwei-Jahres-Regelung gilt nicht. Eine Befristung mit Sachgrund kann sich an eine Befristung ohne Sachgrund anschließen. Eine Reihung beliebig vieler Befristungen jeweils mit Sachgrund ist zulässig.
Der befristete Vertrag endet, ohne dass es einer Kündigung bedarf. Ordentliche Kündigungen sind ausgeschlossen, es sei denn, sie sind im Vertrag explizit vorgesehen. Bei einer Befristung mit Sachgrund, z.B. einer Vertretung, muss der Arbeitgeber dem Mitarbeiter mindestens zwei Wochen vorher mitteilen, dass der alte Arbeitnehmer zurückkehrt und daher für ihn Schluss ist.
Die jetzige Koalition unterstützt indirekt die Zunahme der befristeten Verträge, in dem sie weiterhin den Missbrauch der Befristung ignoriert, im Gegenteil, die Arbeitgeber will man zusätzlich beglücken durch die Abschaffung des sog. Vorbeschäftigungsverbots (siehe Befristung ohne Sachgrund). Der Wegfall dieses Verbots würde erlauben, dass Arbeitnehmer auch ohne Grund für zwei Jahre befristet eingestellt werden können, wenn sie zuvor schon einmal bei demselben Unternehmen gearbeitet haben. Voraussetzung soll aber sein, dass zwischen beiden Arbeitsverhältnissen mindestens ein Jahr liegt.
Bei der jetzigen Gesetzeslage ist eine Befristung eines Arbeitsverhältnisses ohne Sachgrund dann nicht rechtmäßig, wenn man irgendwann mal früher – sei es auch als studentische Aushilfskraft in den Semesterferien - bei dem Unternehmen gearbeitet hat.
www.sueddeutsche.de
(sh)
Freitag, 27.8.2010
Firma plant 400.000 Neueinstellungen
Zunächst dürfen wir versichern, dass hier kein Druckfehler vorliegt: die Zahl besteht aus einer Vier und fünf Nullen! Kaum ein Leser wird erwarten, dass diese Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen werden – aber auch mit deutscher Beteiligung.
Die inzwischen durch Negativschlagzeilen wohlbekannte, taiwanesische Firma Foxconn expandiert kräftig. Die Mitarbeitzahl von bisher 900.000 wird bald deutlich die Millionengrenze überschreiten. Die hohe Anzahl der Neueinstellungen, so berichtet
golem.de, wird im Wesentlichen bedingt durch schärfere Vorgaben bei den Höchstgrenzen für Überstunden.
Zusätzliche Arbeitsplätze entstehen durch ein Joint-Venture von Foxconn mit dem Media Markt (
golem.de). Foxconn will zukünftig nicht mehr nur Zulieferer für Apple, Amazon, Cisco, Dell, Hewlett-Packard, Intel, Microsoft, Nintendo, Nokia, Sony und andere sein, sondern deren Produkte in eigenen Elektromärkten in China verkaufen.
Die Verhandlungen mit den Partnern seien nach Auskunft vom Foxconn-Manager Louis Woo noch nicht abgeschlossen, aber noch in diesem Jahr sollen zehn große Elektroniksupermärkte im Großraum Schanghai entstehen. Die Zusammenarbeit von Foxconn und dem Media-Markt-Eigner Metro besteht seit 2009.
(sh)
Donnerstag, 26.8.2010
Ein Blick hinter die Kulissen – Arbeitsbedingungen deutscher Firmen in China
Mittlerweile muss man leider regelmäßig in der Presse von zweifelhaften Arbeitsmethoden in den Offshore-Gebieten lesen, bei denen auch große deutsche Firmen in der Verantwortung stehen, die sich hier zu Lande gerne mit CSR-Unternehmensprogrammen (CSR = Corporate Social Responsibility) brüsten (
siehe auch Artikel vom 12.8.2010).
Die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Einen detaillierten Blick hinter die Kulissen von Adidas, Metro und Aldi liefert eine hochinteressante, umfangreiche
Studie des Südwind Instituts für Ökonomie und Ökumene, die nach eigenen Angaben zwar nicht repräsentativ ist, dafür aber mit fundierten Details und ausführlichen Analysen des Arbeitsumfeldes auf Basis konkreter Fallbeispiele aufwartet. Enthalten sind auch Unternehmensportraits der betroffenen Firmen und Handlungsperspektiven für eine bessere CSR in der Zukunft.
Der
Glocalist benennt die wichtigsten Probleme:
- Massive Verletzungen der Arbeitsrechte, u.a. keine Gewerkschaftsfreiheit in China
- Eigene Ethikprogramme werden trotz Mitgliedschaft in der BSCI bzw. FLA nicht eingehalten
- Kundenwünsche in Deutschland nach sozial hergestellten Produkten werden ignoriert
Zumindest beim letzten Punkte könnten die Kunden durch ihr Verhalten etwas bewirken.
(sh)
Mittwoch, 25.8.2010
Konzernlobby bekommt Kontra
Die Gewerkschaften wollen vom September an mit einer bundesweiten Kampagne für einen politischen Kurswechsel demonstrieren. Die "schwarz-gelbe Koalition" sei nur ein Spielball wirtschaftlicher Interessen wird kritisiert, seien es die Finanzmärkte, die Atomkonzerne und auch die Energiebranche. Alle machen Sie Druck auf die Regierung und schon knickt die Koalition ein.
Das Motto der Gewerkschaft lautet "Kurswechsel für ein gutes Leben". Unter diesem Motto werden drei Forderungen aufgestellt:
- Die jungen Menschen müssten bessere Perspektiven bekommen. Hier solle eine Task Force eingerichtet werden.
- Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Förderung regulärer statt prekärer Jobs.
Diese Aktion sollte auf alle Fälle unterstützt werden, zumal die Gewerkschaften viele dezentrale Aktionen veranstalten wollen. Hoffentlich lassen sich auch genügend Menschen mobilisieren, damit diese Aktionen zu einem Erfolg führen.
www. fr.online.
(bebe)
Dienstag, 24.8.2010
Buchtipp: Betriebratsarbeit mit System
Basiswissen ist das grundlegende Element der BR-Arbeit. Beim
Bund-Verlag gibt es eine Buchreihe mit 6 kleinen Büchlein. Die ´Themen sind Betriebsratssitzung, Betriebsratsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit etc.
Gerade zum Thema Öffentlichkeitsarbeit könnte sich der NSN Betriebsrat in der Martinstr. diese Büchlein anschaffen. Vielleicht klappt’s ja dann doch mal mit der rechtzeitigen Information der Mitarbeiter/Innen.
(bebe)
Dienstag, 24.8.2010
Mehr Wissen - Seite des Rechts
Im Internetportal
www.arbeitsrecht.de des Bund-Verlags findet man viele nützliche Informationen über die aktuelle Rechtsprechung, Gesetzesvorhaben und -Initiativen oder Neuigkeiten aus der Arbeitswelt. Es gibt dort einen "Rat vom Experten", einen Fragen- und Antwortkatalog dazu und außerdem ein Diskussionsforum. Dies ist nicht nur für Arbeitnehmervertreter sondern auch für alle anderen Mitarbeiter sehr interessant.
(bebe)
Montag, 23.8.2010
Bundesregierung will neue Regeln zum Datenschutz für Arbeitnehmer verabschieden
Das Arbeitnehmerdatenschutzgesetz war schon öfter ein Thema auf diesen Seiten:
22.04.2009
16.07.2009
31.8.2009
1.09.2009
Nun liest man in einem Artikel der
Welt , dass am Mittwoch ein Gesetz zum Arbeitnehmerdatenschutz vom Bundeskabinett verabschiedet werden soll.
Was wird neu sein? Eine Auswahl:
- Eine heimliche Videoüberwachung am Arbeitsplatz ist künftig ausnahmslos verboten. Dieser Punkt war bis zuletzt zwischen Bundesinnenminister Thomas de Maiziere einerseits und den Gewerkschaften zusammen(!) mit der FDP andererseits sehr umstritten. Videoaufnahmen in Sanitär- oder Umkleideräumen sind verboten (ist doch selbstverständlich!).
- Offene Videoüberwachungsanlagen dürfen installiert werden, "soweit sie zur Wahrung wichtiger betrieblicher Interessen erforderlich" sind; die Arbeitnehmer müssen aber auf die Kameras hingewiesen werden.
- Durch elektronische Ortungssysteme wie GPS erzeugte Arbeitnehmer-Daten dürfen genutzt werden, soweit dies aus betrieblichen Gründen während der Arbeits- und Bereitschaftszeit erforderlich ist. Der Arbeitnehmer muss darüber informiert werden.
- Bei Bewerbungen darf ein Arbeitgeber künftig keine Daten mehr aus sozialen Internet-Netzwerken wie Facebook sammeln. Einfaches "Googeln" ist aber erlaubt. (Wie soll man das überprüfen? Regeln, die man nicht kontrollieren kann, machen wenig Sinn!
- Ärztliche Untersuchungen dürfen bei Einstellungen nur dann gefordert werden, wenn die Gesundheitsdaten des Bewerbers "eine wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung zum Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme" darstellen, das gilt insbesondere für Bluttests.
- Ein automatisierter Abgleich von Mitarbeiterdaten, z.B. zur Korruptionsbekämpfung darf zunächst nur anonymisiert durchgeführt werden, solange bis sich ein konkreter Tatverdacht ergibt.
- Die Kontrolle der Telekommunikation von Arbeitnehmer wie Telefonate oder E-Mail-Verkehr ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, z.B. muss der Arbeitgeber diese dokumentieren und darüber informieren.
Das was man nun über das Gesetz weiß, klingt eigentlich nach Selbstverständlichkeiten, und man wundert sich, dass das noch nicht längst festgelegt wurde. Die Informationen zu Details sind noch recht spärlich und reichen für eine Beurteilung nicht aus. Wir werden das Thema bestimmt wieder aufgreifen.
Diverse Datenskandale bei einigen Großfirmen (Telekom, Deutsche Bahn, Airbus, Lidl und ...) haben sicher dazu beigetragen, dass dieses Gesetz auf den Weg gebracht wird, aber warum hat man so lange gewartet, warum wird immer nur reagiert? Auch wenn beide Wörter ähnlich klingen: "regieren" hat eigentlich nichts mit "reagieren" zu tun...
(rk)
Samstag, 21.8.2010
Bundesarbeitsgericht urteilt gegen Altersdiskriminierung
Regelmäßigen Lesern unserer Artikel ist das
Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) wohlbekannt: U.a. will es Benachteiligungen aus Gründen des Alters verhindern.
Bei dem vor dem BAG verhandelten Fall (Az.: 8 AZR 530/09) ging es um eine Stellenanzeige:
Wir suchen „zunächst auf ein Jahr befristet eine(n) junge(n) engagierte(n) Volljuristin/Volljuristen“
Ein 51-jähriger Jurist, der sich (trotzdem) auf diese Stelle bewarb, wurde nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und klagte deshalb auf Schadensersatz. (Die Stelle erhielt übrigens eine 33-Jährige.)
Das BAG sah in der Anzeige eine Alterdiskriminierung, eine Stellenanzeige müsse "altersneutral" formuliert werden. Ein Arbeitgeber dürfe nicht nach "jungen Mitarbeitern" suchen.
Das AGG erlaubt allerdings einige Ausnahmen (
"objektiv und angemessen und durch ein legitimes Ziel gerechtfertigt"), z.B. die
"Festsetzung eines Höchstalters für die Einstellung auf Grund der spezifischen Ausbildungsanforderungen eines bestimmten Arbeitsplatzes oder auf Grund der Notwendigkeit einer angemessenen Beschäftigungszeit vor dem Eintritt in den Ruhestand",
§10 AGG
Das BAG erkannte dem abgelehnten Bewerber eine Entschädigung in der Höhe eines Monatsgehalts zu, gefordert hatte er ein ganzes Jahresgehalt zuzüglich 25.000 Euro Schmerzensgeld. Die unzulässige Formulierung in der Anzeige sei ein Indiz für eine Diskriminierung, mehr aber nicht. Erst wenn er nachweisen könnte, dass er ohne Diskriminierung die Stelle tatsächlich bekommen hätte, wäre ihm mehr Geld zugestanden.
Dieses Urteil setzt zwar ein Zeichen gegen Alterdiskriminierung, wird diese aber kaum eindämmen können. Nur sehr plumpe Auswüchse kann man auf diese Weise beseitigen.
www.faz.net
www.zeit.de
(rk)
Samstag, 21.8.2010
Offshoring mal anders: Von Ost nach West
Erstaunlich, aber es ist inzwischen soweit: Durch die Globalisierung, steigende Arbeitslosigkeit in den USA und drastische Lohnerhöhungen in Indien lohnt es sich für indische Call-Center-Betreiber, Arbeitsplätze in die Vereinigten Staaten zu verlagern.
Der Chef der größten indischen Outsourcing-Firma Genpact, Pramod Bhasin äußert -
so schreibt der Spiegel - seine Firma wolle die Mitarbeiterzahl in den USA in den kommenden zwei Jahren verdreifachen. Momentan beschäftige Genpact dort 1500 Leute. Auch Sresh Vaswani von der indischen IT-Firma Wipro Technologies äußerte sich ähnlich. Er meint: In zwei Jahren würden mehr als die Hälfte der Mitarbeiter nicht mehr in Indien arbeiten.
Und den Grund, warum man nicht das neueste „Offshoring-Traumziel“ Ägypten (
ftd) auserkoren hat, formuliert Genpact-Chef Bhasin so: „Man müsse angesichts der wirtschaftlichen Not der Amerikaner Mitgefühl zeigen... Nicht zuletzt weil die USA den indischen Outsourcing-Firmen erst zu ihrem Erfolg verholfen hätten.“
(sh)
Freitag, 20.8.2010
Mittelständische Arbeitgeber nagen am Urlaub
Passend zur Urlaubszeit fordert der Unternehmerverband mittelständische Wirtschaft (UMW) zumindest vorübergehend kürzere Urlaubszeiten für die Deutschen. Die Vorstandvorsitzende Ursula Frerichs formuliert dies in der
SZ knapp und bündig: "Sechs Wochen sind zu viel, vier Wochen reichen völlig aus." Die Deutschen lägen mit der Urlaubsregelung weltweit an der Spitze, außerdem kann eine Urlaubskürzung die positive konjunkturelle Entwicklung unterstützen. Die Kürzung könnte bereits 2011 „auf Probe“ eingeführt werden, so Frerichs, aber sie ergänzt „Wir müssen unsere Besitzstände zurückschrauben“.
Weniger resolut fordert der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) zwar auch eine Urlaubskürzung, allerdings (nur) auf fünf Wochen. Der BVMW-Präsident macht dazu den Vorschlag: „Darüber hinaus gehende Ansprüche könnten auf einem Arbeitszeitkonto geparkt und zum Beispiel bei schlechter Auftragslage abgegolten werden." Immerhin ein Lösungsansatz für schlechtere Zeiten, ohne die Mitarbeiter zu feuern.
Ich wünsche einen schönen, langen Urlaub in 2010.
(sh)
Donnerstag, 19.8.2010
Volkszählung war gestern – Zensus ist morgen
Unter diesem Titel wirbt das
Statistische Bundesamt für den Zensus 2011. Die eigentliche Promotion für diese Volkszählung wird unter dem
Web-Portal www.zensus2011.de ebenfalls vom Statistischen Bundesamt angeboten.
Diese Website, die nun online ist, verfolgt das Ziel, neben grundlegenden Informationen auch „einen intensiven Dialog mit der Bevölkerung“ (
Abendzeitung ) zu ermöglichen. Zwei wesentliche Punkte zum Unterschied zur letzten Volkszählung: der Zensus wird auf Basis einer EG-Verordnung EU-weit durchgeführt und der Zensus ist keine Vollerhebung. Etwa 10% Personen sollen im Rahmen einer Haushaltsbefragung ausgewählt werden; allerdings werden Eigentümer von Wohnraum vollständig erfasst.
Vor 23 Jahren wurde in Deutschland die letzte Volkszählung durchgeführt, die im Vorfeld erheblich von Datenschützern und Kritikern bekämpft wurde, deren Protest 1987 in einer erfolgreichen Verfassungsbeschwerde mündete. Auch heute finden sich wieder etliche Gegner, die etwas gegen die umfangreiche „Neugierde“ des Staates haben. Die Website der Zensus-Gegner findet sich
hier .
(sh)
Mittwoch, 18.8.2010
Opel-Betriebsrat mit Abfindungen nicht zufrieden
Der Bochumer Opel-Betriebsratschef kritisiert deutlich die aktuellen Abfindungsangebote des Unternehmens: „wir hätten uns deutlich mehr gewünscht“ (
www.focus.de). Im Opel-Sanierungsplan ist auch ein Stellenabbau für Bochum geplant und zwar die Streichung von 1800 von 5000 Stellen bis Ende 2011. Mitarbeiter, die gehen, erhalten eine Abfindung nach der Formel „Lebensalter mal Betriebszugehörigkeit in Jahren mal Monatsgehalt geteilt durch 35“. Demnach sind sechsstellige Abfindungen möglich, die allerdings bei 250.000 Euro gedeckelt sind.
Für Mitarbeiter, die noch etliche Jahre bis zur (Früh-)Rente haben, reichen auch solche Beträge kaum zur Überbrückung, z.B. kann ein 50-Jähriger, der 24 Jahre lang als Autobauer gearbeitet hat, bei 3000 Euro Monatsgehalt mit einer Abfindung in Höhe von rund 100.000 Euro rechnen. Ob dies 17 oder 20 Jahre (bis zur Rente mit 70) zum Lebensunterhalt reicht, darf bezweifelt werden, ebenso dass er mit 50 noch einen gleichwertigen Job mit gleichwertiger Bezahlung bekommt.
Auch bei NSN gab es in 2009 eine Restrukturierung mit Abfindungsangeboten, die (ohne Angebot einer Transfergesellschaft) noch deutlich unter den Opel-Werten lagen. Gerade für um die 50-jährige war dies keine Option, wenn kein anderer Job vorhanden ist. Es bleibt abzuwarten, was sich die Firma NSN und der Betriebsrat für die nächste Restrukturierung, die spätestens in 2011 kommt, für diese Altersgruppe einfallen lässt.
(sh)
Mittwoch, 18.8.2010
Iranischer Journalist verklagt Nokia Siemens Networks
Der iranische Journalist und Oppositionelle Issa Saharchis hat das Unternehmen NSN und dessen Mutterkonzerne Nokia und Siemens in den USA wegen der Lieferung von Überwachungstechnik an die iranische Regierung verklagt. Er sitzt derzeit im Gefängnis, weil ihn die iranischen Behörden mittels NSN-Technik überwacht und dann später festgenommen haben.
Der Dissident Saharchis sitzt bereits seit den Unruhen nach der umstrittenen Wiederwahl Mahmud Ahmadinedschads im vergangenen Jahr in Haft. Seine Anwälte fordern die beiden Unternehmen (A.d.R. wohl Nokia und Siemens) auf, ihre Verbindungen zur iranischen Regierung zur Freilassung von Saharchis zu nutzen und die "unrechtmäßige Unterstützung von Abhörzentren" in dem Land einzustellen. Außerdem wird Schadensersatz geltend gemacht.
Aktuell äußert sich NSN nicht zu dieser Klage, Nokia Siemens Networks hat die schon häufiger aufgetauchten Vorwürfe stets zurückgewiesen und erklärt, es handele sich um eine weltweit angewandte Technik zur Kontrolle von Telefonverkehr.
www.spiegel.de
(sh)
Dienstag, 17.8.2010
Sage mir, wo du wohnst...
dann weiß ich, wer du bist. So oder ähnlich werden zukünftige Arbeitgeber denken und handeln, spätestens dann, wenn Google-Street-View auch für den Wohnort des sich um eine Stelle Bewerbenden online ist. Google war zwar auch bisher schon ganz nützlich, wenn es darum ging, sich vom Bewerber ein Bild zu machen: Da wird sicher schon seit Jahren der Name in die Suchmaschine eingegeben (wobei man dann eben Pech gehabt hat, wenn man einen "ungeeigneten" Namensvetter hatte...) oder das Wohnhaus mit Google-Maps von oben betrachtet. Nun schützen einen nur mehr die Gardinen, wenn sie denn zugezogen waren, als das Google-Auto vorbeifuhr.
Ganz klar: Die Wohnsituation sagt einiges über die Herkunft und das soziale Umfeld aus, die daraus gewonnene Erkenntnis muss zwar nicht richtig sein, aber wehren kann man sich dagegen kaum.
Wie ist eigentlich die Rechtslage? Privat darf man auf öffentlichen Straßen alles fotografieren und veröffentlichen, wenn Persönlichkeitsrechte, insbes. Rechte am eigenen Bild berücksichtigt werden (
Panoramafreiheit). Google hat versprochen, Gesichter und Autokennzeichen unkenntlich zu machen; des Weiteren sind eigentlich nur Fotos erlaubt, die jede vorbeigehende Person machen könnte, Hilfsmittel, wie hochgestellte Kameras auf einem Auto, die Google verwendet, sind somit nicht erlaubt. Sind das aber schon alle Probleme?
Nein, durch das massenhafte Sammeln und systematische Zur-Verfügung-Stellen (im Fall von Google für kommerzielle Zwecke) bekommt die Sache eine neue Qualität, das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) zum Umgang mit personenbezogenen Daten wird zuständig:
§28 fordert, dass das schutzwürdige Interesse des Betroffenen zu berücksichtigen ist. Aber wo da die Grenzen sind, das ist völlig unklar.
Nun, Google will Street-View ja kommerziell nutzen und ist deshalb um sein Image bemüht, bietet deshalb an, alle Einsprüche zu berücksichtigen. Nicht nur Eigentümer von Gebäuden, sondern auch Mieter und sonstige Nutzer können Google schriftlich, per
E-mail oder ab heute über ein
Online-Formular ihre Einsprüche mitteilen. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner fordert, alle Einsprüche noch vor dem Start von Street-View in Deutschland zu berücksichtigen, hat aber anscheinend nicht wirklich ein gesetzliches Druckmittel.
Und der Gesetzgeber? Der wurde völlig überrascht von der Ankündigung, dass noch 2010 Street-View gestartet werden soll. Zwar hat der Bundesrat schon ein entsprechendes Gesetz verabschiedet, aber der Bundesinnenminister will keine kleine Google-Lösung, sondern ein umfangreicheres Gesetzeswerk. Bis die sich einigen, kann man also schon auf unseren Straßen via Google virtuell spazieren gehen.
Es bleibt das Unbehagen, dass wir wieder einmal dem Big-Brother-Gespenst einen Schritt näher kommen. Google sammelt Daten, wo es nur irgendwie möglich ist, (auch illegal wie z.B. WLAN-Daten beim Durchfahren der Straßen während der Street-View-Aufnahmen). Und wir? Wir benutzen fleißig Google, die meisten mehrmals täglich, auch beim Verfassen dieses Artikels hat Google "mitgeholfen". Sogar unsere Widersprüche werden wohl ein Steinchen sein in dem Mosaik, das Google von jedem zusammenstellt.
Ach ja, die Widersprüche: Es gibt
hier einen Musterwiderspruch oder
dort ein Formular.
Übrigens: Guido Westerwelle hat schon widersprochen; ich habe ja nur sehr selten die gleiche Meinung wie unser Außenminister, aber man kann da ja mal ne Ausnahme machen.
(rk)
Dienstag, 17.8.2010
Fachkräftemangel – eine entlarvende Forderung des BJU?
Frau Marie-Christine Ostermann, Mitchefin des Lebensmittelgroßhandels Rullko in Hamm, Vorsitzende des Bundesverbandes Junger Unternehmer (BJU) und Vorzeige-Lobbyistin z.B. auch bei Maybrit Illner, stellt in
rp.online lapidar fest, dass sich die wachsende Lücke bei Ingenieuren, IT-Experten und Naturwissenschaftlern ... nur noch schließen lässt, wenn die Unternehmen künftig weltweit anwerben.“
Diese Forderung als Lösung des Fachkräftemangels benötigt aber noch eine kleine Hilfe der Politik: „Das Mindesteinkommen, das Hochqualifizierte aus Nicht-EU-Staaten nachweisen müssen, um schnell eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, sollte deshalb von 65.000 auf 40.000 Euro gesenkt werden.“
Dies lässt den Schluss zu, dass laut BJU genügend Jobs für 40.000 €, aber nicht für 65.000 € vorhanden sind. Würde die Forderung nach der Senkung des Mindesteinkommen für Hochqualifizierte aus Nicht-EU-Staaten erfüllt, was immerhin eine Reduzierung um 38% bedeuten würde, wäre damit dem Lohndumping bei Fachkräften und Ingenieuren hierzulande noch mehr der Weg geebnet. Die Grenze von 65.000 € wurde von der Politik ja bewusst gewählt, um eine ausländische Konkurrenz rein aus Kostengründen zu verhindern.
Die Forderungen der BJU beschränken sich nicht nur auf die Anwerbung von ausländischen Kräften. In Maybrit Illners Sendung verteidigte Fr. Ostmann vehement den Niedriglohnsektor auf 400-Euro-Basis, weil er "für viele Menschen eine Chance auf Festanstellung ist". Auch bei diesem Punkt ignoriert die BJU-Vorsitzende die Tatsache, dass immer mehr Arbeitsplätze in Festanstellung in Billigjobs umgewandelt werden.
Fr. Ostermann stützt sich bei ihren Aussagen lieber auf eine (eigene) Umfrage des BJU zusammen mit dem Wirtschaftsverband "Familienunternehmen – ASU", aus der folgende Aussagen abgeleitet werden:
- 34% der 450 befragten Unternehmen (Mittelständler) können freie Stellen nicht besetzen: „Jeder dritte Mittelständler kann Stellen nicht besetzen“
- Bei 66 Prozent der freien Stellen sind die Interessenten nicht ausreichend qualifiziert
- Für 26 Prozent der vakanten Jobs gibt es überhaupt keine Bewerber
Da müssen mal wieder selbst gebastelte Pseudo-Statistiken herhalten, um die Lobbyarbeit zu forcieren. Dabei sind eine Menge Fragen offen, die niemand stellt oder sich nicht traut zu stellen (auch eine Frau Illner nicht):
- Wie viel Prozent aller mittelständische Unternehmen in Deutschland wurden befragt?
- Wie ist die konkrete Zahl der freien Stellen?
- Wo ist die Klassifikation der freien Stellen? Werden ausschließlich Fachkräfte gebraucht?
- Wo ist die konkrete Liste mit den 26% freien Stellen ohne Bewerber? Werden hierfür Fachkräfte benötigt, wenn ja, welche?
- Warum wird die Liste aller offenen Stellen nicht gebündelt veröffentlicht?
- Wie viel Prozent der Bewerber wurden ausgesiebt oder abgelehnt wegen (zu hoher) Gehaltsforderungen? Fallen diese Bewerber unter die Kategorie „ungeeignet“?
- Warum findet keine innerbetriebliche Aus-/Weiterbildung für nicht-ausreichend qualifizierte Bewerber statt? (lieber warten auf die Politik...)
- Bei wie vielen Stellen werden Anfänger gesucht bzw. höchstens ein Anfängergehalt geboten?
Viele Fragen, damit könnte Maybrit Illner eine ganze Sendung füllen. Ich wäre gespannt, wie viele Antworten sie den Gesprächspartnern entlocken könnte.
(sh)
Montag, 16.8.2010
NSN - Deutschlandweit keine Telefonie mehr möglich
Es ist nicht das erste und wird wohl auch nicht das letzte Mal bleiben, dass die schöne neue Welt der "Voice over IP"- Telefonie uns heute mehrstündig den Zugang zum Rest der Welt verweigert.
Nach Abschaffung der ausgesprochen verlässlichen analogen HiCom- Anlagen zugunsten einer - scheinbaren - Kosteneinsparung durch Migration auf die neumodische VoIP- Technik vor ca 4 Jahren kam es mehrfach schon zu teilweise mehrstündigen Ausfällen, mit denen stets erhebliche Einschänkungen der geschäftlichen Handlungsfähigkeit einher gingen.
Interessant im übrigen auch, dass bei der aktuellen Technik keinerlei "Fallback" implementiert ist, über welchen zumindest über eine reservierte analoge Amtsleitung noch das Ordern eines Notarztes über "112" möglich wäre.
Im Raume bleibt die Frage:
Hat man das vergessen, oder wurde dies absichtlich weggelassen, um die Kosteneinsparung nicht noch geringer zu machen, als sie ohnehin schon ist?
(Karpe P. Kuniam)
Montag, 16.8.2010
Zusammenhang Altersdiskriminierung und sinkender Leistung nachgewiesen
Alter an sich ist
keine Ursache für erlahmenden Erfolg und nachlassenden Willen bei der Arbeit: das hat die Wissenschaftlerin Tanja Rabl in einer Studie herausgefunden. Sie forscht am Lehrstuhl für Personalwesen und Führungslehre an der Universität Bayreuth. Im Rahmen ihrer Studie befragte sie 1250 Personen aus sechs deutschen Unternehmen verschiedener Branchen.
Die Studie weist aber auch einen Zusammenhang zwischen Altersdiskriminierung und sinkender Leistung nach. Benachteiligung oder Geringschätzung älterer Arbeitnehmer, die dies auf ihr Alter zurückführen, lösen bei den Betroffenen eine Abwärtsspirale aus. Fr. Rabl fasst dies in
rp.online so zusammen: „Negative Bemerkungen über nachlassende Fähigkeiten im Alter verunsicherten und demotivierten die Betroffenen. Erst durch diese Demotivation sinke die Leistung.“
(sh)
Sonntag, 15.8.2010
Software-Entwicklung in Vietnam
"Indien wird zu teuer, wir brauchen einen zweiten Standort für Software-Entwicklung" so wird Quang-Hue Vo
im Spiegel
zitiert; Vo ist geschäftsführender Direktor von Robert Bosch Vietnam. Das Unternehmen investiert zusätzlich 55 Millionen Euro in eine neue Fabrik in Vietnam.
Und der Wirtschaftsjurist und Vertrauensanwalt der deutschen Botschaft in Vietnam, Oliver Massmann sagt: "Die Löhne sind auch im Vergleich zu China viel wettbewerbsfähiger."
Ermöglicht wird der enorme wirtschaftliche Aufschwung unter Beteiligung ausländischer Investoren durch verschiedene Punkte einer Reformpolitik in Vietnam, wozu auch der WTO-Beitritt in 2007, einfachere Zollvorschriften, Pachtmöglichkeiten mit Privatnutzung auch für Ausländer ab 2009 und ebenfalls ab 2009, die Möglichkeit für ausländische Firmen, Handel innerhalb Vietnams zu betreiben, zählen.
Dass Firmen in Vietnam produzieren lassen, ist nicht neu, rund 220 deutsche Firmen tun dies, darunter so bekannte Firmen wie Siemens, Adidas, Metro und Triumph. Bosch steigt in Vietnam aber auch in die Forschung ein. Vielleicht deshalb hat Bosch (im Gegenzug) als erste europäische Firma eine volle Lizenz erworben; bislang durften sich ausländische Firmen im Handelsbereich nur über Beteiligungen und Joint Ventures in Vietnam engagieren.
Aber auch in Vietnam gibt es bereits dunkle Wolken am Horizont. In einigen Gegenden gibt es Probleme mit zu wenigen Arbeitskräften und Forderungen der Arbeiter incl. Streiks. Und schon drohen erste ausländische Investoren bereits mit einem Abzug ihrer Produktion.
Damit könnte Vietnam die gleiche Entwicklung bevorstehen wie China: Für ein Billiglohnland wird es langfristig zu teuer.
(sh)
Samstag, 14.8.2010
Reden über die Höhe des Gehalts – rechtlich unbedenklich
Im Gegensatz zu anderen Ländern war/ist in Deutschland die Gehaltshöhe ein Tabuthema. Zumindest aber gibt es nun kein rechtliches Hindernis mehr, darüber zu reden.
Ein Urteil des Landesarbeitsgerichts Rostock hat entschieden, dass Klauseln oder Zusätze im Arbeitsvertrag, die zum Stillschweigen über die Höhe der Bezüge verpflichten, unwirksam sind. Immerhin wurde der Fall verhandelt, weil ein Arbeitnehmer für seine „Redseligkeit“ über das Gehalt eine Abmahnung von der Firma erhielt.
Zur Begründung führte das Gericht an, dass ein Stillschweigeabkommen den Arbeitnehmer unangemessen benachteilige, ein Austausch „mit Kollegen sei schließlich die einzige Möglichkeit festzustellen, ob der Arbeitgeber bei der Lohnhöhe den Gleichbehandlungsgrundsatz einhalte.“ Und noch wichtiger, ein Verbot würde auch beinhalten, darüber mit den Gewerkschaften zu sprechen, und dies verstoße gegen die „sogenannte Koalitionsfreiheit“.
Wichtig: unseres Erachtens hebt dieses Urteil nicht etwaige Stillschweigeklauseln in Aufhebungs- oder Abfindungsvereinbarungen auf. Im Rahmen der NSN Restrukturierungen in 2009 wurde für die Aufhebungsverträge zum Punkt Geheimhaltungserklärung folgendes in einer Protokollnotiz festgehalten: „Gemeinsames Verständnis ist, dass Stillschweigen über die Inhalte und Ausgestaltung ... zu wahren ist.“ und weiter „Gewährspersonen gegenüber besteht keine Verschwiegenheitsverpflichtung des Mitarbeiters (z.B. Rechtsanwalt, Steuerberater...).“
www.spiegel.de
(sh)
Freitag, 13.8.2010
Blick zur Konkurrenz: Cisco schreckt die Branche mit skeptischem Ausblick auf
Der Lieferant von Routern und Switches gilt als Gradmesser für den Zustand und die Investitionsbereitschaft der IT-Branche, daher zeigen die kritischen Cisco-Prognosen auch außerhalb der Firma Wirkung:
www.handelsblatt.com
(bt)
Freitag, 13.8.2010
Joe Kaeser wird NXP-Aufsichtsrat
Siemens-Finanzvorstand und NSN-Aufsichtsrat Joe Kaeser bekommt ein bedeutendes externes Aufsichtsratsmandat beim Chiphersteller NXP:
newsticker.sueddeutsche.de
(bt)
Donnerstag, 12.8.2010
Neuer Lehrstuhl für Wirtschaftsethik an der TUM
Bemerkenswert, dass der Präsident der Technischen Universität München (TUM) von der Notwendigkeit der neuen Einrichtung überzeugt ist. Dem
Glocalist sagt er: „Unser Wirtschaftssystem braucht nicht nur Fachleute, sondern Führungspersönlichkeiten, die ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung über eine erfolgreiche Geschäftsbilanz hinaus wahrnehmen.“
Bemerkenswert auch, dass dieser neue Lehrstuhl als Stiftungslehrstuhl vom Vorstandvorsitzenden der Siemens AG, Peter Löscher, mit 1,76 Millionen € aus seinem Privatvermögen eingebracht wird. Damit wird die Bedeutung der Ethik nicht nur als Steckenpferd von Löscher, sondern als weiteres Signal der Siemens AG als „sauberes“ Unternehmen unterstrichen. Die Korruptionsaffäre von Siemens soll damit wohl endgültig aus dem Gedächtnis gelöscht werden.
Berufen auf den Lehrstuhl wurde der Philosoph und Wirtschaftsinformatiker Dr. Christoph Lütge, dessen Forschungsschwerpunkt auf der Ordnungsethik liegt, wobei er die Technikphilosophie einbezieht.
(sh)
Donnerstag, 12.8.2010
Anspruch und Wirklichkeit der Corporate Social Responsibility am Beispiel des Handelkonzerns Metro
Was kritische Betrachter wissen oder zumindest vermuten (siehe auch unser
Artikel vom 15.7.2010), hat eine unveröffentlichte Studie (die der
SZ vorliegt) der Hilfsorganisation Oxfam nun offen gelegt: "Insgesamt klafft bei der Metro in Bezug auf die soziale Verantwortung eine erhebliche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit." so die klare Sprache der Autorin, die Referentin für soziale Unternehmensverantwortung bei Oxfam ist.
Die Vorwürfe betreffen speziell die Geschäftspraktiken des Metro-Konzerns in Indien: „Der Handelskonzern verletze massiv die Arbeitsrechte, sowohl bei eigenen Angestellten als auch bei Obst- und Gemüselieferanten... Demnach zahlt der Konzern teilweise Löhne unter der Armutsgrenze, und Gewerkschaftsmitglieder werden unter Druck gesetzt. Hinzu kommen Oxfam zufolge Verstöße gegen indisches Arbeitsrecht und vor allem gegen den Verhaltenskodex, den sich der drittgrößte Handelskonzern der Welt selbst auferlegt hat“.
Metro ist wie auch z.B. Aldi, Lidl und Rewe Mitglied der BSCI-Initiative (
Business Social Compliance Initiative), der viele europäische Handels- und Markenfirmen angehören und die das Ziel hat, für gute Arbeitsbedingungen in der Lieferkette zu sorgen. Damit will man dokumentieren, dass die Firma ihre Corporate Social Responsibility (CSR), also die soziale Verantwortung im Hinblick auf ihre globale Lieferkette, ernst nimmt und umgesetzt hat.
Wenn Metro die Überprüfung gemäß der Kriterien des BSCI-Verhaltenskodizes, den alle BSCI-Mitglieder zugrundelegen müssen, bestehen will, ist dringend Abhilfe der Missstände geboten. Denn die Überprüfung erfolgt nach BSCI-Richtlinien durch Sozialaudits, die ausschließlich von unabhängigen
SAI/SAAS-akkreditierten Prüffirmen durchgeführt werden.
Die lange Liste und die Schwere der Beschuldigungen in der Studie sollten Metro und der BSCI zu denken geben und zum Handeln veranlassen. Nach den BSCI-Regularien kontrolliert ein Supervisory Council die Umsetzung der Selbstverpflichtung und schlägt der Mitgliederversammlung gegebenenfalls vor, bestimmte Mitglieder zu suspendieren. Dies sollte nicht nur Theorie, sondern Praxis in der BSCI sein.
Es ist an der Zeit für die BSCI, sich mit dem Fall Metro zu befassen.
(sh)
Donnerstag, 12.8.2010
Schöngerechnet? Traue keiner Statistik...
Noch gestern konnte man aus dem Bundesarbeitsministerium erfahren (und auch
hier lesen), dass immerhin 40% der 60- bis 64-Jährigen einer Erwerbstätigkeit nachgehen, heute stellt sich heraus, dass man dabei Mini-Jobber, Aushilfen und Selbstständige mit eingerechnet hat. Berücksichtigt man nur sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, sind es nur mehr 21,5 %. (
www.rp-online.de newsticker.sueddeutsche.de) Ich frage mich da auch noch, wo die Alterszeitler in der Ruhephase eigentlich mitgerechnet werden, wahrscheinlich bei den 21,5%...
Warum wird das jetzt so intensiv diskutiert?
In dem Gesetz von 2006, mit dem das Rentenalter von 65 auf 67 Jahre angehoben werden soll, ist festgelegt, dass 2011 überprüft werden soll, ob auf dem Arbeitsmarkt auch genügend Stellen für Ältere zur Verfügung stehen.
(Eigentlich doch vernünftig, nur dann "Länger arbeiten" zu beschließen, wenn dies auch möglich ist.) Die SPD und der Sozialverband Deutschland (SoVD) fordern nun, die Rentenaltererhöhung so lange auszusetzen, bis auf dem Arbeitsmarkt die Voraussetzungen dafür geschaffen sind. Das Arbeitsministerium will im November einen Rentenbericht mit den neuesten Zahlen vorlegen (man sollte sie genau anschauen...).
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen träumt derweil noch weiter: "Die Älteren werden zunehmend in den Betrieben gehalten, weil sie über Erfahrungswissen verfügen" und dass die "alten Hasen in Zukunft in den Betrieben unentbehrlich sein werden, beispielsweise um den Nachwuchs auszubilden..."
(rk)
Donnerstag, 12.8.2010
NSN Mch-M: Grausamkeiten nicht in Kürze absehbar
In letzter Zeit wurden wir immer häufiger gefragt, warum nichts mehr über Restrukturierung und/oder Teilausgliederungen bei uns zu lesen sei; der Grund ist einfach: es ist uns darüber nichts bekannt.
Im Gegenteil, nach dem was wir in der S-Bahn mit großen Ohren aufgeschnappt haben, finden die diskutierten Teilausgliederungen doch noch nicht so bald statt, wir rechnen sowohl mit Ausgliederungen als auch mit weiteren Restrukturierungsmaßnahmen nicht mehr vor 2011.
Wobei aufgeschoben nicht gleich aufgehoben ist, und wir uns natürlich auch irren können - wie immer: Ohne Gewähr!
(cnn)
Donnerstag, 12.8.2010
NSN Ulm: Kündigungen kurz vor Ablauf der Probezeit
In Ulm wurde ein NSN-Mitarbeiter (mit zunächst noch befristetem Arbeitsvertrag) wenige Tage vor Ablauf der Probezeit gekündigt; leider nicht ungewöhnlich, sowas geschah in dem Bereich schon öfter.
Etwas irritierend ist an diesem Fall jedoch der Passus im Kündigungsschreiben "Der Betriebsrat wurde zu der Kündigung angehört und hat nicht widersprochen"!
Zur Erklärung: Ein „nicht-Widersprechen“ binnen Wochenfrist wirkt rechtlich nicht viel anders als eine Zustimmung des Betriebsrats zur Kündigung.
Nicht dass dem Kollegen ein Betriebsrats-„Nein“ in diesem Fall (Probezeit-Kündigung) viel genützt hätte, aber trotzdem:
Der Betriebsrat ist eine Interessenvertretung der Betriebsmitarbeiter und mithin von Amts wegen nicht neutral, er sollte sich daher (selbst in nicht aussichtsreichen Fällen) konsequent hinter die Kollegen stellen!
Kündigen kann der Arbeitgeber (zumal während der Probezeit) auch ohne Unterstützung des Betriebsrats; selbst Passivität (wie in diesem Fall) könnte die Belegschaft als Co-Management ihres Betriebsrats übel vermerken.
(cnn)
Mittwoch, 11.8.2010
Zeiterfassung bei NSN in Mch-M
Immer wieder hört man von Kollegen, dass sie's nicht so genau nehmen mit der lieben Arbeitszeiterfassung.
Das war in Mch-H mit ZEOS so, und so ist es auch in Mch-M mit diesen Excel-Sheets, die man regelmäßig pflegen und am Monatsende ausdrucken und vom Chef gegenzeichnen lassen sollte.
Wer's nicht tut, bekommt deshalb meist keinen Stress; klar, denn dem Arbeitnehmer nützt so ein Nachweis mehr als der Firma.
Solange alles paletti ist, gibt's ja auch keine Probleme - was aber, wenn mal der Wind rauer wird?
So ein gegengezeichnetes Blatt Papier schützt mich einerseits vor Vorwürfen, mit meinem Arbeitszeitverhalten sei etwas nicht in Ordnung (die meisten Abmahnungen drehen sich erfahrungsgemäß um Meinungsverschiedenheiten zu den Arbeitszeiten; in Zeiten des Home Office ist das noch kniffliger als eh schon), und es schützt mich andererseits davor, Gleitzeitguthaben ohne Entgelt einfach gekappt zu bekommen (z.B. bei einer Trennung, oder bei der Einführung eines neuen Gleitzeiterfassungssystems).
Wir raten daher dringend, die Spielregeln einzuhalten und die Arbeitszeiten korrekt zu erfassen und gegenzeichnen zu lassen.
(bt)
Mittwoch, 11.8.2010
Rente mit 67 wegen Fachkräftemangel?
Es wird immer kurioser: Nun verteidigt die Arbeitsministerin eine Rente mit 67 nicht mehr nur mit Geldmangel, sondern auch noch mit angeblichem Fachkräftemangel.
Als Beleg führt sie an, der Anteil der 60- bis 64- jährigen in Arbeit sei auf 40% gestiegen.
Uiii, doch so viele: Also "nur" 60% Arbeitslosigkeit in dieser Alterskategorie?
Nur mal zur Erinnerung: Von
"Vollbeschäftigung" spricht man bei 2% Arbeitslosigkeit.
Bis dahin haben wir noch ein Stückchen Weg vor uns...
(bt)
Mittwoch, 11.8.2010
Arbeitgeber fordern Rente erst mit 70
Während die SPD noch über die Aussetzung der Erhöhung des Rentenalters auf 67 streitet (
www.rp-online.de), fordert der Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Michael Hüther langfristig eine Erhöhung des Renteneintritsalters auf 70 Jahre (
www.rp-online.de).
Nach der derzeitigen Rechtslage wird das Rentenalter sukzessiv ab 2012 zunächst in 1-Monatsschritten, ab 2024 in 2-Monatsschritten auf 67 Jahre erhöht, so dass z.B. der Geburtsjahrgang 1958 erst mit 66 Jahren, der Geburtsjahrgang 1964 sogar erst mit 67Jahren in Rente gehen kann. Dieser Prozess soll also 2031 abgeschlossen sein. Wenn es nach Michael Hüther geht, soll aber dann mit der schrittweisen Erhöhung fortgefahren werden, bis ein Rentenalter von 70 Jahren erreicht ist. "Wir brauchen viel mehr Flexibilität, was das Arbeiten im Alter angeht" sagt Hüther.
Wie ist aber die tatsächliche Situation? Nur 40% der 60-64jährigen sind noch in Arbeit, bei den 64jährigen sind es gar nur 10%. In der Hälfte der Betriebe gibt es keine Arbeitnehmer mehr über 50. Arbeitnehmer über 50 erhalten kaum mehr eine Fortbildung.
Die meisten Arbeitnehmer gehen vorzeitig in den Ruhestand, meistens ganz und gar nicht freiwillig. Die Arbeitgeber "entsorgen" auf diese Weise vermeintlich nicht mehr benötigte Kräfte auf Kosten der Allgemeinheit. Vorzeitige Rente bedeutet aber für die Betroffenen, dass sich die Rente ganz erheblich reduziert. Und hier sehe ich auch den wahren Grund für die Erhöhung des Rentenalters: Die Leute sollen nicht länger arbeiten, sie sollen weniger Rente erhalten.
"Mehr Flexibilität" sollte Michael Hüther besser von seiner eigenen Klientel fordern, kein Hinausdrängen der Älteren, Qualifizierung und Fortbildung auch jenseits der 50, Arbeitsbedingungen, die nicht die Gesundheit schädigen. Erst wenn das erreicht ist, kann man über eine Erhöhung auf über 65 reden.
(rk)
Mittwoch, 11.8.2010
Ausschreibung zum Gelddrucken
Nein, es geht bei dieser Schlagzeile nicht darum, dass Infrastrukturgeschäfte wie eine Lizenz zum Gelddrucken seien, die Telekommunikationsbranche hat dies längst widerlegt.
Der Betriebsrat des Gelddruckers "Giesecke & Devrient" beklagt die Gefährdung seiner Arbeitsplätze durch eine (bisher noch nicht übliche) internationale Ausschreibung der Bundesbank zum Gelddrucken, während in anderen Ländern solches tlw. noch nicht geschieht - eine gefährliche Wettbewerbsverzerrung, so der Betriebsrat.
Was das uns angeht? Ganz einfach: Giesecke & Devrient hat sich schon seit geraumer Zeit immer wieder als dankbarer Abnehmer für ehemalige Kollegen aus der NSN- und Siemens- Telekommunikationssparte erwiesen und diesen neue Jobs gegeben.
Auch diese Jobs dürften bei einer vorschnellen und einseitigen Liberalisierung im Gelddruckgeschäft nun wieder wackeln.
(bt)
Mittwoch, 11.8.2010
Kein Datenschutz für tote Dackel
Eine scheinbar unwichtig-spaßige Schlagzeile ist nicht ganz so harmlos wie sie klingt:
"GEZ schreibt totem Dackel", so die
SZ vom 11.8.2010.
Der Hintergrund: Ein toter Dackel sollte GEZ-Gebühren für seinen Radio entrichten; sowas komme immer wieder vor, rechtfertigt sich die GEZ, denn manche Besitzer ließen z.B. ihre Haustiere mit Vor- und Zunamen bei Preisausschreiben teilnehmen, die ausschreibenden Firmen verkaufen die Adressen dann wieder an die GEZ, und - bingo!
So weit so lustig; ich sollte mich also lieber nicht unter dem Namen meines Dackels, z.B. "Waldi Musterhund", an Preisausschreiben beteiligen.
Man frägt sich nur: Was sonst noch alles wissen GEZ & Co über mich, sind solche Methoden wirklich noch gerechtfertigt, nur um noch ein paar Radiogebühren mehr einnehmen zu können?
Wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit, und wo bleibt der Datenschutz?
(bt)
Dienstag, 10.8.2010
Nokia und die China-Klone
Die gegen die chinesische Konkurrenz gerichteten Industriespionage-Vorwürfe von Motorola sind noch kaum verklungen (die Klage ging ja schon vor dem Motorola-Einkauf von NSN ein), geht's auch schon bei NSN-Halbmutti Nokia weiter:
Chinesen entwickelten einen Android-basierten Klon des funkelnagelneuen Nokia-Handys N8. (
www.chip.de)
Während das Nokia-Original erst im Oktober in die Läden kommen soll, gibt's den Klon schon ab Ende August (wenngleich erstmal nur in China) zu kaufen.
Vielleicht sollte Nokia lieber wieder Gummistiefel verkaufen - das Geschäft soll ja gerade boomen, Hochwasser sei Dank.
Aber vielleicht gibt's dann ja auch noch chinesische Klon-Stiefel?
(bt)
Dienstag, 10.8.2010
DKE auch bei NSN?
Der amerikanische Sozialpsychologe David Dunning befasst sich mit kuriosen psychologischen Phänomenen und hat eine Theorie entwickelt, die besagt: „dass inkompetente Menschen zu inkompetent sind, um ihre eigene Inkompetenz zu erkennen - und sich deshalb selbst für kompetenter halten als andere.“
Dieses „relativ häufige“ Phänomen heißt Dunning-Kruger-Effekt, kurz DKE, benannt nach den beiden Forschern Dunning und Kruger, lässt sich prima im M&A-Geschäft von großen Firmen aufzeigen: „CEOs und Vorstände fallen dem Effekt regelmäßig anheim, wenn es um Übernahmen anderer Firmen geht... Sie kaufen diese Firmen, weil sie denken, dass sie sie besser führen können als jene, die es bisher getan haben. Sie gehen davon aus, dass die Aktien unter ihrer Führung steigen." - so wird Dunning von der
ftd zitiert.
Dass das allzu oft nicht der Fall ist, zeigt die Praxis, oft haben die CEOs zu viel für die übernommene Firma bezahlt. "Sie sind beim Kauf optimistischer, als man es sein sollte." Dies wiederum hat schwerwiegende Konsequenzen, leider selten nur für die Manager, sondern für viele Mitarbeiter, die den Einfluss des DKE ausbaden dürfen.
Wünschen und hoffen wir, dass der Motorola-Kauf (Netzwerksparte) eine Ausnahme von diesem häufigen Phänomen ist; die früheren diversen Firmenaufkäufe der Vorgängerfirma Siemens im Telekommunikationsbereich waren dies bestimmt nicht.
(sh)
Montag, 9.8.2010
100.000 neue Jobs im Mittelstand bis Jahresende
Selbst wenn sich diese optimistische Prognose erfüllen wird, ist ein differenzierter Blick aufs Detail erforderlich, bevor alle in Euphorie verfallen. Nicht alle Branchen und Berufe profitieren gleich stark von dem wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland, sicher nicht die IT-Branche oder die Telekommunikation.
Laut
Stern gibt es „Gute Jobchancen ... in den exportstarken Branchen Chemie, Pharma und Elektro. Aber auch Gesundheitsdienstleister, Versicherer, Werbeagenturen und Marktforscher suchten derzeit neue Mitarbeiter.“
(sh)
Montag, 9.8.2010
Finnland: Sitzen und schwitzen – Sauna-WM
Was wäre bei diesem Wetter noch unvorstellbarer, als Pudelmütze und Skiunterwäsche zu tragen? Richtig, in die Sauna zu gehen! Doch die Finnen lassen sich vom Sommer nicht schrecken - und veranstalten gleich eine Sauna-Weltmeisterschaft.
Seit 1999 findet in Finnland die Sauna-Weltmeisterschaft statt. Die Sauna wird auf 110 Grad Celsius und höher aufgeheizt und wer es am längsten aushält ist der Sieger. Um das Hitzegefühl weiter zu steigern gibt es alle 30 Sekunden Aufgüsse.
Sauna-Experten haben die Weltmeisterschaften im Dampfbaden immer schon als "totale Idiotie" bezeichnet, denn beim wahren Saunen geht es nicht um Hitzerekorde, sondern um Wohlfühlen und Kreislaufstärkung.
Leider endete die diesjährige Sauna-Weltmeisterschaft für einen Teilnehmer im Finalkampf tödlich und ein weiterer Teilnehmer wurde mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Und, was sagt uns das jetzt? „Alles in Maßen genießen.“
(Waschtl)
Montag, 9.8.2010
Zara verabschiedet sich von der Mitbestimmung, und Otto von Zara
A propos
"am eigenen Ast sägen":
Die spanische Textilkette Zara scheint zu vergessen, dass man seine Kunden nicht permanent vor den Kopf stoßen sollte; wer soll denn dann noch ihre Klamotten kaufen?
Erst kam Zara wegen Ausbeuterlöhnen in Verruf (
"Der Aufstand der Näherinnen"), nun hat sich Zara auch noch (einigen schlechten Vorbildern wie H&M und Esprit folgend) von einer GmbH in eine Firma nach niederländischem Recht umgewandelt, um sich so von den lästigen Mitbestimmungsrechten eines Betriebsrats zu befreien.
Laut Spiegel ist das der primäre Grund, warum der Otto-Konzern nun seine 22%ige Beteiligung an Zara abgegeben hat.
www.sueddeutsche.de
(bt)
Sonntag, 8.8.2010
Wer am eigenen Ast sägt ...
... fällt früher oder später schmerzhaft auf den Hintern - wenn er sich nicht gar das Genick bricht. Diese unangenehme Feststellung machen gerade mal wieder unsere Freunde in den USA:
Verstärkt durch die Rezession, wird munter Personal (der Ast auf dem man sitzt) abgebaut, und so eine Überraschung auch:
Jetzt konsumiert keiner mehr! Die einen weil sie ihren Job schon verloren haben, und die anderen weil sie befürchten ihn zu verlieren. Und keiner konsumiert mehr, der Binnenmarkt, die Nachfrage ist futsch - eine wirtschaftliche Todesspirale droht.
Die Zahl der Beschäftigten in den USA sank im Juli doppelt so stark wie von den ach so schlauen "Analysten" prognostiziert, in der Rezession verloren über 8 Millionen Amis ihren Job. Dabei gibt es immer mehr "Langzeitarbeitslose"
(in den USA zählt man nicht erst nach 1 Jahr sondern schon nach 27 Wochen dazu), das kannte man dort bisher nicht
und hielt es für ein rein europäisches Phänomen - so kann man sich täuschen.
Dummerweise macht die Binnennachfrage in den USA aber 70% der Wirtschaftsleistung aus!
Während Länder wie Deutschland nicht nur Arbeit in Schwellenländer auslagern, sondern wenigstens dann auch
ihre Industrieprodukte (wenn auch zu niedrigen Preisen) in diesen Schwellenländern verscherbeln,
hängen die USA noch stärker vom "eigenen Ast" ab. An dem aber munter weiter gesägt wird:
Die Konsumzurückhaltung veranlasst die Unternehmen dazu, ihre durchaus vorhandenen Gewinne weiter zu horten
statt neue Mitarbeiter einzustellen. Oder wenn schon investiert wird, dann allenfalls in Offshoring - das hilft dem Binnenmarkt auch nicht gerade.
Hier zeigt sich eben eine gefährliche Schwäche dieses Wirtschaftssystems:
Da ernten wo andere gesät haben, das funktioniert nicht. Es mag einzelnen Firmen mal gelingen, aber insgesamt
funktioniert so weder die Volks- noch die Weltwirtschaft.
Man kann nicht vom Ganzen etwas erwarten, wozu man als Teil dieses Ganzen nicht beizutragen bereit ist. Das ist dann in schöner Regelmäßigkeit der Punkt, wo der angeblich selbstregulierende Markt dann wieder nach dem starken Papi Staat ruft...
Neu ist das nicht: Wie war das doch mit der Überfischung der Weltmeere? Schuld sind natürlich immer nur die anderen Fischer!
Warum gibt's zu wenige Facharbeiter? Selber ausbilden will ich aber keine.
Wieso gibt's so wenig Spitzenkräfte mit branchenübergreifend breiter Erfahrung? Selber will man aber keinen Branchenfremden einarbeiten.
Die faulen Arbeitnehmer sollen gefälligst bis 67 arbeiten - ich selber stelle aber niemanden jenseits der 50 ein, wo kommen wir denn hin?
Und überhaupt: Wieso kaufen die Konsumenten immer weniger? Sie einstellen und ordentlich bezahlen sollen aber mal schön die Anderen...
Von Opel und von der staatlichen Bankenrettung mal ganz zu schweigen - da sind Staat und Steuerzahler plötzlich wieder gefragt.
Wie sagte aber mal ein deutscher Dichter: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es"...
Die Hoffnung "erst soll sich mal die Wirtschaft erholen, dann erholt sich auch der Arbeitsmarkt" könnte sich als böser Trugschluss herausstellen, vielleicht sollten es die Jungs mal umgekehrt versuchen?
Gut bezahlte und zugleich sichere Jobs für dann auch wieder kauffreudige Konsumenten sind nun mal die Grundvoraussetzung für einen erholenden Binnenmarkt, und keiner (schon gar nicht die USA) kann auf Dauer nur vom Export überleben.
Man mag einwenden, das sei naiv: Mag sein, aber ist das was jetzt gerade in den USA läuft vielleicht nicht einfältig?
Naiv ist das allenfalls wenn man die Regeln des US-Kapitalismus als unumstößlich ansieht.
Ist es naiv, die Beschäftigung von Mitarbeitern zu fordern, wenn doch kein Geld dafür da ist?
Ja, es wäre naiv wenn's so wäre. Aber: Das Geld ist doch da! Es ist nur "etwas" ungleich verteilt.
Die Amerikaner hätten es jederzeit selbst in der Hand, daran etwas zu ändern - wenn sie wollen...
Wie weit es mit dem "Wollen" ist, hat man aber bei den empörten Reaktionen auf den Plan, allen Amerikanern zu einer
Krankenversicherung zu verhelfen, gesehen. Doch, können (mit dem am-eigenen-Ast-sägen einfach aufhören können) könnte man schon,
aber wollen will man halt nicht. Das mit dem Umdenken ist halt nun mal eine sehr zähe Sache -
und manchmal ist der schmerzhafte Sturz auf den Po einfach unumgänglich um überhaupt zum Umdenken zu motivieren.
Bis jetzt scheint der Schmerz, der Leidensdruck erstaunlicherweise noch immer nicht groß genug zu sein - mal sehen wie lange noch.
(bt)
Samstag, 7.8.2010
Missbrauch von Leiharbeit auch im Europäischen Patentamt in München?
Das Mantra der Politiker und Arbeitgeber, dass Leiharbeit das Sprungbrett in die Festanstellung sei, wird wieder einmal in einem eindrucksvollen Beispiel aus der Praxis widerlegt.
Eine IT-Expertin bewarb sich nach 4,5 Jahren hervorragender Arbeit als Leiharbeiterin beim Europäischen Patentamt (EPA) in München auf ihre eigene Stelle und bekam sie nicht. Dabei ist Leih- oder Zeitarbeit ein Instrument für Unternehmen, um kurzfristig Auftragsspitzen zu bewältigen oder Urlaubszeiten zu überbrücken – so der Wille der damaligen rot-grünen Koalition, die den Weg für Leiharbeit gesetzlich frei gemacht hat. Der Arbeitsmarkt sollte dadurch flexibler werden.
Neue oder gelockerte Regeln führen meist zu Missbrauch, so auch bei der Arbeitnehmerüberlassung. Der Drogeriebetreiber Schlecker hat dies professionell vorgemacht, indem er seine Mitarbeiter entließ und die gleichen Menschen als Leiharbeiter für weniger Geld wieder beschäftigte. Als dies politisch hohe Wellen schlug, hat Schlecker angeblich mit diesem Vorgehen zurückgerudert.
Der Fall der IT-Expertin, die für das EPA arbeitet, ist ebenfalls kein Einzelfall. Die
SZ
geht davon aus, dass „von den 7000 Mitarbeitern an den fünf Standorten des EPA ... sich etwa 1000 in einer ähnlichen Situation" befinden. Der Anwalt der IT-Expertin argumentiert gar soweit, dass das EPA die Sonderstellung missbrauche, „um grundlegende Arbeitsrechte zu umgehen“. Die rechtliche Sonderstellung bedeutet, dass das EPA als internationale Organisation Immunität vor nationalen Gerichten genießt. Dies soll das Amt vor politischer oder wirtschaftlicher Einflussnahme bewahren und den Schutz geistigen Eigentums sicherstellen.
Die IT-Expertin war bei einer Leiharbeitsfirma angestellt – und zwar befristet. Kurz vor Auslaufen des Vertrags sollte ihr Job seitens des EPA nur weitergehen, wenn sie sich bei einer (anderen) Leiharbeitsfirma vermitteln lässt, die sie als „selbständig“ führt. Die Liste mit fünf möglichen Leiharbeitsfirmen übergab ihr der Chef im EPA.
Die IT-Expertin klagt jetzt auf eine Festanstellung gegen ihren Auftraggeber, eine Leiharbeitsfirma. Auch das EPA dürfte da betroffen sein. Das Gericht könnte eine Scheinselbständigkeit feststellen – und dann wird es teuer für das EPA, es drohen Strafe und Nachzahlungen der Sozialversicherungsbeiträge.
(sh)
Freitag, 6.8.2010
Geiz ist geil - wirklich?
Nur wirklich Hartgesottenen dürfte die Schnäppchenjagd-Shoppinglaune nicht vergehen bei der "KiK-Story"
www.t-online-business.de; einer ARD-Reportage zufolge werden KiK-Mitarbeiter nicht "nur" in Bangladesch sondern auch in Deutschland "ausgebeutet, ausspioniert und eingeschüchtert."
Einfach mal reinklicken!
(bt)
Freitag, 6.8.2010
Raue Sitten in China
Null Fingerspitzengefühl attestierten vier Chinesen ihrem Arbeitgeber, als sie gegen ihre Kündigung wegen angeblicher Fehlzeiten protestierten, indem sie sich öffentlich Fingerkuppen amputierten und aufaßen - Mahlzeit! (
www.welt.de)
Nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen, zumal es ihnen nicht mehr als nur eine Ausweisung aus Peking gebracht hat.
So drastische Protestaktionen sind in China, dem "Offshoring-Wunderland", mittlerweile aber keine Ausnahme mehr; Menschen setzen sich in Brand oder es kommt zu Amokläufen in Schulen und Kindergärten; bei den Tätern handelt es sich oft um Männer, die zuvor ihre Jobs verloren hatten.
Die Opfer ihrer Amokläufe konnten dazu freilich nichts - zahlen aber trotzdem die blutige Zeche.
(bt)
Donnerstag, 5.8.2010
Siemens SIS (IT): Eine zweischneidige Einigung
Nun hat man sich also voraussichtlich (der GBR muss noch zustimmen) gütlich zur SIS-Ausgliederung geeinigt - und wie so üblich bei Verhandlungen, haben beide Seiten Federn lassen müssen.
Klar war, dass eine solche Ausgliederung grundsätzlich der Entscheidungshoheit des Unternehmens unterliegt, ein Betriebsrat kann vielleicht möglichst gute Konditionen dafür aushandeln, aber die Ausgliederung an sich nicht wirklich verhindern.
Und wie sehen nun die Konditionen aus?
- Die Siemens-IT-Sparte SIS wird ausgegliedert.
- Es kommt dabei aber nun doch nicht (und das ist wichtig für die Beschäftigten) zu einer Aufspaltung in eine "SIS Alt" und eine "SIS New" (unter den Mitarbeitern auch als "bad company" und "good company" bezeichnet, eine gefährliche Vorselektion die nun also nicht stattfindet). Zumindest jetzt noch nicht (siehe unser letzter Punkt ganz unten)...
- Nicht nur die SIS-Standorte erhalten eine 3-jährige Bestandsgarantie, sondern (was noch viel mehr wert ist) es soll für alle Mitarbeiter, die in die neue eigenständige SIS übergehen, ein dreijähriger Kündigungsschutz vereinbart werden. Da noch nicht klar ist, wie's nachher mit dieser SIS weitergeht (siehe letzter Punkt ganz unten), dürfte es wichtig sein das ganze so zu regeln, dass dieser Kündigungsschutz den betroffenen Kollegen unabhängig von eventuell weiteren Folge-Ausgliederungen oder Teil-Ausgliederungen in jedem Falle über die vollen 3 Jahre erhalten bleibt.
- Trotzdem sollen 2000 Arbeitsplätze abgebaut werden - der Zusatz "sozialverträglich" hilft da nicht viel, entscheidender ist die Umsetzung mit freiwilligen Trennungen per Altersteilzeit, Aufhebungsvertrag und auch wieder einer "beE" (die schon öfter zum Einsatz gekommene Siemens-interne Transfergesellschaft), sowie (was vielleicht noch wichtiger ist) firmeninternen Versetzungen, begleitet von nötigen Umschulungsmaßnahmen.
- An den Geldbeutel geht's den Kollegen freilich schon (nichts gibt's umsonst): Die IG Metall stimmte zu, "mit der Fortführung des derzeit geltenden Ergänzungstarifvertrags für SIS die Kostenstruktur auch nach der Ausgliederung zu verbessern". Schön formuliert...
- Ein weiterer Schönheitsfehler liegt darin, dass der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen nur für die Kollegen gilt, die diesen Betriebsübergang mitmachen (bekanntlich kann jeder Einzelne dem nach §613a BGB widersprechen); für Widersprecher hingegen, die bei Siemens bleiben wollen, gilt so eine Garantie nicht. Das kann diese Kollegen in eine schwierige Situation bringen; aber selbst wenn sie dann nicht mehr auf einer Liste der bei Siemens beliebtesten Mitarbeiter stehen, auch für sie gilt bekanntlich noch immer das Kündigungsschutzgesetz. Was aber nicht zwingend vor Kündigung schützt, sondern nur die Option eröffnet, sich gegen eine Kündigung nachher gerichtlich wehren zu können (auf Basis §1.2 KschG unter Bezugnahme auf freie Siemens-Stellen ginge das sogar ohne Sozialauswahl; was erfahrungsgemäß aber durch zwei Instanzen läuft und zwei Jahre dauert, also auch kein ganz leichter Weg ist).
- Völlig offen ist aber weiterhin, wie's dann insgesamt mit der ausgegliederten SIS weiter gehen soll. Die Optionen reichen von einem Verbleib im Konzern über einen Verkauf bis hin zu einem Gemeinschaftsunternehmen oder einem Börsengang (klingt alles bekannt, bei NSN kennt man das schon). Auch gebe es (lt. SZ) Überlegungen, Teile der IT in die drei Geschäftsfelder von Siemens Industrie, Energie und Gesundheit zu integrieren und den verbleibenden traurigen Rest zu veräußern oder extern weiterzuführen (das wäre für die darin verbliebenen Kollegen eine sehr trübe Perspektive).
Es bleibt also spannend.
(bt)
Mittwoch, 4.8.2010
Siemens bietet 3 Jahre Kündigungsschutz für Wechsel in ausgegliederte SIS an.
Wie
Dow Jones Newswires berichtet, hat Siemens im Rahmen von zähen, "schwierigen aber konstruktiven" Verhandlungen über eine mögliche SIS (Siemens IT) -Ausgliederung nun dem Wirtschaftsausschuss einen 3-jährigen Kündigungsschutz für den Übertritt in eine eigenständige SIS-Gesellschaft angeboten.
Unabhängig davon wie's nun konkret mit der SIS weiter geht, setzt das natürlich neue Maßstäbe, auch für eventuell anstehende weitere Ausgliederungen bei den Siemens-Töchtern wie z.B. Nokia Siemens Networks: Dann gehört dieser 3-jährige Kündigungsschutz natürlich auch gleich auf den Betriebsrats-Forderungskatalog!
(bt)
Mittwoch, 4.8.2010
Internetbestellung ist kein Kaufvertrag
Das Amtsgericht München urteilte bereits im Februar 2010 (AZ 281 C 27753/09) über einen Fall, bei dem ein Kunde Ware über einen Internetversandhandel bestellt hatte, zwar eine Bestellbescheinigung aber die Ware dann nicht geliefert bekam – und dieses Vorgehen ist mit dem Urteil rechtens.
Mit der Bestellung einer Ware werde noch kein Kaufvertrag geschlossen, somit besteht auch kein Anspruch darauf, dass die Ware geliefert wird. Laut
golem.de begründete das Gericht die Entscheidung damit, dass ein Vertrag stets zwei Willenserklärungen erfordere, das Angebot und die Annahme. Das Angebot sei durch die Bestellung erfolgt, allerdings habe der Verkäufer das Angebot nicht angenommen. Der Versand einer Bestellbestätigung sei keine Annahme der Bestellung. Der Kaufvertrag komme erst zustande, wenn der Verkäufer die Ware versendet.
Die Klage des Käufers auf Auslieferung der Ware wurde damit abgewiesen.
Dieser eher seltene Fall der Nichtauslieferung lag an einem fälschlicherweise gemachten Angebot von Verpackungsmaschinen zum Preis von 129 €, eigentlich sollten dafür nur die Ersatzakkus für die Maschine angeboten werden. Der Kunde versuchte dieses „Schnäppchen“ für sich zu nutzen. Vor Gericht gab der Händler an, dass der reguläre Preis für eine Verpackungsmaschine von 1.250 € allgemein bekannt sei. Auf diesen Sachverhalt wurde aber bei der Urteilsbegründung nicht eingegangen.
(sh)
Dienstag, 3.8.2010
Bewerbungen mit anonymen Lebensläufen – eine Chance auch für Ältere?
Die Initiative der Antidiskriminierungsstelle (ADS) wurde jetzt auch vom Familienministerium aufgenommen; der Vorschlag „legt Unternehmen nahe, im Rahmen eines Pilotprojekts auf das Foto und alle persönlichen Angaben im Lebenslauf eines Bewerbers zu verzichten. Nationalität, Geschlecht, Religion, Alter, Familienstand oder Adresse sollen somit bei der ersten Auswahl der Arbeitgeber keine Rolle mehr spielen.“
Die Leiterin von ADS, Christine Lüders, erhofft sich u.a. auch für Bewerber über 50 bessere Chancen, zu einem ersten Gespräch eingeladen zu werden. „Und darum geht es“, so wird sie von der
SZ zitiert.
Obwohl solche Bewerbungen erst einmal nur für Stellen im Familienministerium möglich sind (eine Beteiligung deutscher Firmen ist nicht bekannt), blockt die Arbeitgeberseite bereits deutlich ab. Die Arbeitsexpertin bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Kristina Huke, sieht die gerechte Auswahl ausreichend umgesetzt durch „Diversity Management“ und dafür braucht man gerade die Merkmale der Bewerber. Noch deutlicher wird ihre Ablehnung zur Initiative bzw. ihre mangelnde Praxisnähe in der Aussage zum Fachkräftemangel: „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels werden Unternehmen kaum qualifizierte Bewerber aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Alters ablehnen".
Es gibt viele Skeptiker, aber auch Firmen, die ihre Teilnahme am Pilotprojekt zugesagt haben, z.B. L’Oréal und Procter&Gamble. Vielleicht sollte jemand NSN auf diese Aktion aufmerksam machen!
(sh)
Dienstag, 3.8.2010
NSN: Sandwich-Service für die IT
Da bekanntlich die Kantine von Siemens in der Rupert-Mayer-Straße geschlossen wurde und noch keine Neueröffnung durch einen anderen Betreiber stattgefunden hat, haben die NSN-IT’ler in der Tölzerstrasse keine nahegelegene Möglichkeit, mittags zum Essen zu gehen. Die nächste Gelegenheit Nahrung aufzunehmen sind das Südkasino in München Hofmannstraße oder die umliegenden kleinen Gastwirtschaften.
Seit neuestem brauchen die MitarbeiterInnen von NSN, welche in der Tölzerstraße 35 sitzen, mittags nicht mehr aus dem Haus. Sie können jetzt einen Sandwich-Service nutzen. Dieser Service wird täglich von 11:30 Uhr bis 12:00 Uhr im 3. Flur in der Teeküche angeboten. Das Angebot reicht von belegten Semmeln und Brotspezialitäten über belegte Stangenbaguettes. Für diejenigen, die auf ihre Figur achten, gibt es verschiedene Salate. Sollte es jemand nicht reichen, gibt es noch Deftiges und Exotisches. Für diejenigen, die Süßes wollen und auf ihren Nachtisch nicht verzichten können, werden Desserts und Gebäck angeboten.
Hierzu allen einen Guten Appetit!
(Waschtl)
Dienstag, 3.8.2010
Kündigungsschutzklage gegen NSN erstinstanzlich gewonnen
Kollege Hardy S. hat seine
Kündigungsschutzklage in erster Instanz gewonnen!
Das freut uns natürlich - war's also doch ein gutes Omen, dass auf der Heimfahrt von der Gerichtsverhandlung im Autoradio Westernhagen fröhlich trällerte: "Ich bin wieder da - war niemals fort..."
Herzlichen Glückwunsch, und (da der Arbeitgeber sicherlich in die Berufung gehen wird) nun auch noch alles Gute und viel Erfolg für die zweite Instanz am Landesarbeitsgericht!
(bt)
Dienstag, 3.8.2010
Araber verbieten Blackberry
Die fast schon anarchistischen Freiheiten, die das Internet bietet, werden nicht von allen wirklich geschätzt, das ist keine neue Erkenntnis.
Die Vereinigten Arabischen Emirate verbieten nun ab 11.10.2010 die Datenübertragung per Blackberry (deren Smartphones u.a. von hochqualifizierten Ingenieuren entwickelt wurden, die einmal für Nokia in Bochum arbeiteten und dann herausgeworfen wurden – eine prima Beute für die Konkurrenz Blackberry, die sie dann prompt wieder einstellte und mit ihnen schöne neue Smartphones entwickelte).
Nur die Araber, wie gesagt, mögen diese gar nicht – und dürften mit ihren Maßnahmen wohl auch nicht bei Blackberry stehen bleiben. Hinter diesem Zensurakt dürften Ereignisse wie z.B. die Verabredung zu einer Protestaktion gegen steigende Benzinpreis über Blackberries stehen.
Wenn sich die Bürger gar zu gut vernetzen, sowas ist gar nicht gern gesehen (was wir ja auch mit unserem Mitarbeiternetz NCI immer wieder erfahren mussten)…
Ähnliche Probleme wurden in Indien dadurch „gelöst“, dass die Daten nicht mehr direkt von einem Server im Ausland übertragen werden, sondern ein Server im Lande dazwischengeschaltet wird, über den die Regierung dann den Datenverkehr überwachen lassen kann.
Big Brother contra Internet – dieser Machtkampf hat mit den Smartphones nun also auch die Handy-Sparte erreicht.
newsticker.sueddeutsche.de
(bt)
Montag, 2.8.2010
Positives NSN-Quartal durch Aussetzen der Restrukturierung?
Die SZ vom 2.8.2010 schreibt: „...NSN-Chef Rajeev Suri gilt als angeschlagen, es heißt, noch ein Verlustquartal könne ihn den Job kosten. Vor allem bei Siemens ist man unzufrieden mit dem Manager“.
Da sind wir doch gerne behilflich, und sei’s auch nur mit einem ungefragten aber guten Rat: Ein Aussetzen der Restrukturierung könnte helfen!
Restrukturierung pflegt nämlich viel Geld zu kosten (in Form von Abfindungen, und gerade Hochlohnländer sind in der Regel zugleich auch Hochabfindungsländer), und es sind genau solche „Sonderposten“, die NSN eine Bilanz versauen, die rein von dem her, was wir mit unserer Technik verdienen, deutlich besser sein könnte.
Restrukturierung kostet nun mal Geld; in „normalen“ Zeiten sind Mitarbeiter wertvoll (weil sie für ihr Gehalt auch eine Arbeitsleistung abliefern), in Zeiten der Restrukturierung hingegen sind sie nur noch teuer (weil man ihnen dafür, künftig nichts mehr zu tun, auch noch Geld zahlt).
Dabei klingt die Lösung so einfach: Na dann lassen wir’s halt einfach mal für’s erste sein, oder?!
Ist so ein Rat einfach nur naiv?
Klingt vielleicht so, aber andererseits: NSN-Halbmutti Siemens bekam gerade erst Analysten-Lobesgesänge wegen seiner „antizyklischen Restrukturierungstaktik“ zu hören, und unvergessen auch die Antwort des Chefs eines großen deutschen Luftfahrtunternehmens auf die Frage, ob angesichts seiner finanziellen Probleme nun mit Kündigungen zu rechnen sei: Er antwortete, man könne sich gerade jetzt, wo man kein Geld hat, doch nicht auch noch Kündigungen leisten! Nein, dafür habe man jetzt wirklich kein Geld übrig.
NSN macht’s freilich (auch auf Druck von Siemens?) gerade umgekehrt, bei NSN schwelgt man im Luxus und gönnt sich alles was gut und teuer ist gleichzeitig, gerade so als hätte man grenzenlos Geld zur Verfügung: Motorola, Offshoring, Restrukturierung ... Kostet alles!
Wir meinen das daher nicht zynisch sondern ganz ernsthaft: Wenn wir positive Quartale wirklich so bitter nötig haben, dann sollten wir auch etwas dafür tun und auf vermeidbare Ausgaben verzichten.
Wer Motorola einkauft und gleichzeitig auch noch restrukturiert, scheint es nicht wirklich ernst zu meinen mit dem positiven Quartal, denn geschenkt bekommt man sowas nicht, dafür muss man schon auch etwas tun; wie wär’s z.B. mit einem „Restructuring Ban“?! Er würde sicherlich deutlich mehr sparen als z.B. der „Travel Ban“!
(bt)
Montag, 2.8.2010
Auferstanden aus Ruinen
Was wurde eigentlich aus der Machtlfingerstraße, der zum Siemens/NSN-Betrieb München-Hofmannstraße gehörenden HighTech-Schmiede, in der einmal Generationen von Siemensianern (zuletzt Nokia Siemens Networks) Infrastruktur-Produkte entwickelten und testeten, bis sie ihrer Firma zu alt und teuer wurden und ihre Arbeit nach Griechenland & Co ausgelagert wurde?
Seither standen die Gebäude gespensterhaft leer, doch nun sprießt neues junges Leben aus den verblichenen Gebeinen der Ahnen – wie dieses Foto beweist:
Hat doch schon fast etwas rührend-poetisches, gell?
Da liegt alt und jung, Tod und neues Leben so nah beieinander.
Einige MchH/Ma1-Kollegen konnten sich noch in den Nachbarbetrieb in der St.Martinstraße retten - wo freilich auch schon Plakate werben „zu vermieten – Büroflächen“ – schluck!
Aber auch hier liegen nunmal Tod und Leben nah beieinander, wirklich praktisch eingerichtet, der Friedhof schräg gegenüber vom NSN-Gelände in der St.Martinstraße!
Wie heißt es da am NSN-Eingang so schön auf kleinen bunten Plakaten:
„Für uns – nichts liegt näher“…
(cnn)
Sonntag, 1.8.2010
Huawei, Motorola und NSN in den USA
Bekanntlich hat Motorola seinen Konkurrenten Huawei wegen Industriespionage (und zwar im Bereich Mobilfunknetze) angeklagt. (
german.china.org.cn)
Wenig überrascht, dass Huawei die Beschuldigungen erstmal zurückweist.
Nachdem mittlerweile Nokia Siemens Networks nicht unwesentliche Teile von Motorola gekauft hat, kreieren chinesische „Berater“ nun die schöne Theorie, Motorola habe Huawei nur aus taktischen Gründen verklagt, um im Vorgriff auf die spätere NSN-Übernahme vorzubeugen, dass Motorola-Kunden nach der NSN-Übernahme zum expandierenden Konkurrenten Huawei überlaufen könnten. So kann man’s natürlich auch schönreden – Fakt ist, dass diese Spionagevorwürfe gegen die Chinesen deutlich älter sind als die Übernahme der Motorola-Netzwerksparte durch Nokia Siemens Networks.
Das Problem von Huawei ist, dass gerade in der Netzwerksparte die Kunden (=Netzbetreiber) ganz besonders sensibel reagieren, wenn es um die Sicherheit ihrer Telekommunikationsnetze geht, das ist schon auch ein Stück weit Vertrauenssache, und da kommt so eine Industriespionage-Anklage der chinesischen NSN-Konkurrenz gerade jetzt natürlich reichlich ungelegen.
(bt)
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