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NCI Aktuell Archiv Mai 2012
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Donnerstag, 31.5.2012
Ein guter Kapitän bleibt bis zum Schluss an Bord
Wir haben sicher alle in den Nachrichten der vergangenen Monate die Schiffsunglücke verfolgt, und dabei stach ein Fall besonders heraus: Kapitän Schettino tat das, was an anderer Stelle in der Industrie längst Gang und Gäbe ist: Er verliess sein Schiff nicht als Letzter, nachdem gerettet wurde, was irgendwie zu retten war und er sich versichert hatte, dass kein Menschenleben mehr gefährdet ist, nein, er ging als einer der Ersten, weil ihm wohl einzig seine eigene Existenz am Herzen lag.
Wenn nun, nach allen Fehlern auf Management-Ebene, siehe auch ausserhalb von NSN, „Die Macht der Verbraucher – Schlecker ist pleite“ eben die Leute der Kategorie „Manager“ bei Problemen einfach davonlaufen, anstatt wenigstens zu versuchen, ihr zur Schlagseite manöveriertes Schiff zu retten – ja, was soll dann bitte der einfache Mitarbeiter hiervon halten?
Was, wenn auf den für Karrierezwecke, sprich Jobsuche, gerne besuchten einschlägigen Plattformen wie xing und linkedin nach und nach Namen und Lebensläufe à la „Suche / Biete“ – nicht nur von verängstigten Kollegen, sondern auch gerade von unseren sogenannten „Managern“ auftauchen...?
Es bedarf bei obigen Plattformen nicht einmal einer Nutzerregistrierung, um dort mittels Suchmaske nach den Namen von Personalverantwortlichen und anderer „Manager“ zu suchen. Man probiere selbt – Es ist doch immer wieder interessant, was eine solche Suche ans Licht befördern kann...!
(Xund Samma)
Mittwoch, 30.5.2012
ERA-Topf von NSN zur Finanzierung der neuen NSN-beE zweckentfremdet
Ein Kollege schrieb uns zur Frage nach dem noch offenen Verbleib des „ERA-Topfes“ bei NSN ganz aufgeregt: „Das Geld ist weg!“
Auskunft des Betriebsrats auf Nachfrage auf der Münchner NSN-Betriebsversammlung:
„Der ERA-Topf (5 Mill. €) wurde in den beE Topf geschoben, d.h. zur Finanzierung der beE mit herangezogen.
Damit konnte das durchschnittliche beE-Entgelt angehoben werden.“ (oder der IGM-Bonus gegenfinanziert werden?)
Zitat: "Das ist Solidarität!"
Naja, das kann man so oder auch anders sehen.
Der ERA-Topf steht damit jedenfalls den aktiven NSN‘lern in den 4 GmbHs NICHT mehr zur Verfügung (genauso wenig wie den NSN-Kollegen in der im Juni auslaufenden alt-beE). Das sind dann schon deutlich vierstellige Beträge pro Nase!
Der Kollege schreibt uns weiter:
„Warum dürfen der Betriebsrat und die IG-Metall Gelder "verschenken", auf die alle NSN-Tarifmitarbeiter einen Anspruch haben, ohne die Mitarbeiter vorher dazu zu befragen?...
Das heißt die Tarifmitarbeiter in der 2009er beE und auch alle anderen Tarifmitarbeiter bei NSN finanzieren jetzt auch noch die neue beE mit.
Wohlgemerkt für alle! Auch für die AT‘s in der beE.
Seltsame Vorstellung von Solidarität wie ich finde.
Ein Topf von 5 Millionen Euro der allen Tarifmitarbeitern zusteht wird eigenmächtig von dem BR/IGM weiter verteilt an die neue beE.
Finde ich ganz schön dreist.“
Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Interessant was die Betroffenen so alles hinterher, post-mortem als vollendete Tatsache, mitgeteilt bekommen, und selbst dies erst auf Nachfrage!
(cnn)
Anm. der Redaktion:
Natürlich ist hier nicht der komplette ERA-Topf gemeint, sondern „nur“ der verbleibende Rest, der im Zusammenhang mit der ERA-Kostenneutralität noch offen war.
Aber auch das ist natürlich Geld…
Dienstag, 29.5.2012
Fehler Nr. 2 des BR in Mch M: Nichtmitglieder diskriminiert
Wie schon geschrieben (Montag, 7.5.2012 , NSN: Die Fehler des BR in Mch M) sind die Gewerkschaften und der BR zwei unabhängige Gremien für unterschiedliche Aufgaben: die einen machen die Tarifpolitik die anderen die Betriebspolitik. Im wesentlichen verhandeln die Gewerkschaften Tarifverträge, welche zwingend nur für ihren Mitglieder gelten. In der Praxis hat der Arbeitgeber (freiwillig) die Tarifregelungen auch den Nichtmitgliedern gewährt, um keinen Zulauf zu den Gewerkschaften zu provozieren. In vielen Arbeitsverträgen bezieht man sich sogar für Nichtmitglieder direkt auf die Tarifverträge. Die Tarifverträge spiegeln (oder sollten es) die Mehrheitsinteressen der Mitglieder, z.B. der Facharbeiter, wie es viele Angestellte bei ERA-Einführung bei NSN erlebt haben.
Der BR verhandelt wiederum Betriebsvereinbarungen (z.B. einen Sozialplan), welche dann für alle Betriebsangehörige (also sowohl Mitglieder als auch Nichtmitglieder, ausgenommen leitende Angestellte) gelten. Dabei muss der BR nach dem BetrVG § 75 (1) die Grundsätze für die Behandlung der Betriebsangehörigen beachten, z.B. „dass jede unterschiedliche Behandlung von Personen wegen ihrer ... politischen oder gewerkschaftlichen Betätigung oder Einstellung ... unterbleibt“. Der Organisationsgrad der Mitglieder in Mch M lag noch Anfang 2012 im einstelligen %-Bereich. Es gab keine Unterschiede zwischen den Gewerkschaftsmitgliedern und Nichtmitgliedern. Auch nicht bei den gemeinsamen Demonstrationen und Aktionen gegen die beabsichtigte Betriebsschließung. Die Nichtmitgliedern durften anfänglich sogar bei den IGM-Versammlungen mit dabei sein! Als es darum ging die für sie nachteiligen Tarifverträge (s. unten) pro forma abzustimmen, wurden die Nichtmitglieder ausgeladen. Viele Nichtmitglieder fühlen sich durch die finanzielle Benachteiligung noch heute missbraucht und verraten.
Wie war die Rollenteilung zwischen IGM*) und BR**) in Mch M?
Im Zuge der NSN-Restrukturierung hat die IGM einen Sozialtarifvertrag für Mch M abgeschlossen (die anderen Betriebe verhandeln unabhängig). Und das ohne einen Streik für beste Konditionen versucht zu haben. Der Sozialtarifvertrag (z.B. 70% des letzten Brutto in der beE) wurde für alle Mitarbeiter verhandelt - also auch für die Nichtmitglieder, entgegen der inneren Logik der Tarifverträge. Für die IGM-Mitglieder wurde dann zusätzlich eine Sondervereinbarung abgeschlossen. Dort wurde festgelegt, dass die IGM-Mitglieder in der beE 80% ihres letzten Brutto bekommen und zusätzlich 10.000€ Abfindung mehr. Seit wann verhandelt die IGM zum Nachteil für die Nichtmitglieder und auf welcher rechtlicher Grundlage?! Arbeitsrechtsexperten bezweifeln, dass diese massive Bevorzugung von Mitgliedern rechtens ist, s. auch „Prof. Giesen bekräftigt ebenfalls seine Einschätzung zu IGM-Privilegien„ und „Stichtag macht Sonderkonditionen für IGM Mitglieder unwirksam“ Gegen diese massive Benachteiligung werden sich etliche Arbeitnehmer vor Gericht wehren www.netzwerkit.de
Der BR hat lediglich einen (rudimentären) Interessensausgleich vereinbart in dem er auf einen eigenen Sozialplan verzichtet. Damit hat er de facto und entgegen seinen Auftrag (s. oben) die Nichtmitglieder benachteiligt (nach Angaben der IGM also ca. die Hälfte der Belegschaft).
Hätte der BR anders handeln können?
Ja, er hätte in die Einigungsstelle gehen können, um einen eigenen Sozialplan zu bekommen (s. "Freie Verhandlungen – für den BR unmöglich?"). Hätte die Einigungsstelle einen besseren Sozialplan festgelegt? Das kann keiner wissen, aber warum hat dann der BR die Belegschaft nicht gefragt, ob sie das Risiko eingehen will? Stattdessen hat er eine selbstherrliche Entscheidung getroffen, welche nicht gerecht ist. NB. Der zweite Sozialplan hätte keine Nachteile für die Mitglieder, denn nach dem Günstigkeitsprinzip hätten sie die Wahl zwischen den beiden Sozialplänen gehabt (www.arbeitsrecht.de ).
Rechtlich ist der Interessensausgleich durch den BR nicht erzwingbar, wenn der Arbeitgeber es nicht will. Er wurde trotzdem vereinbart. Der Sozialplan ist dagegen vom BR erzwingbar (auch gegen den Willen des Arbeitgebers) und auf diesen hat der BR verzichtet. Warum so verfahren wurde, s. nächster Artikel: Fehler Nr. 3.
*) Im weiteren ist mit IGM nur die Münchener Dependance gemeint
**) Wenn ich vom BR (in Mch M) spreche, ist die „Opposition“ nicht gemeint. Meine Hauptkritik geht an die Entscheidungsträger und deren Unterstützer.
(INTR)
Sonntag, 27.5.2012
Nach Nokia und NSN nun auch HP: Die falsche Medizin
In der Medizin hat es sich seit dem Mittelalter schon herumgesprochen: Nicht jede Krankheit kann man mit Aderlass besiegen.
In der „Unternehmens-Medizin“ hat man das anscheinend noch nicht gelernt. Wie die SZ vom 25.5. thematisiert, sind schon viele große Unternehmen der technischen Branchen an ihrer Selbstgefälligkeit und Trägheit gescheitert; nach zuletzt Nokia („häuft Verlust auf Verlust“) nun auch Hewlett-Packard: Der Patient leidet nicht unter zuviel Personal, sondern unter zuwenig Innovationen.
Die richtige Medizin hieße daher nicht „Personal abbauen“ sondern „innovativer werden“ - und was macht HP? Richtig, Personal abbauen, 27.000 Köpfe sollen rollen, der neuzeitliche Aderlass.
Und wenn der Patient dadurch noch schwächer wird, dann hat man wohl einfach noch nicht genug Blut angezapft, also nochmal das Ganze, und wenn er dann gänzlich dahinsiecht, dann war es eben Gottes (bzw. des Marktes) Wille...
„Es ist ein Weg, den auch Nokia und Sony eingeschlagen haben – und der weder den einen noch den anderen zurück zum Erfolg führte“, schreibt die SZ.
„Innovationen entstehen ... dort, wo die Entwickler ... die Aussicht auf den Aufstieg antreibt“ – nicht etwa dort, wo man die meisten Leute rauswirft.
„In FuE steckt Samsung fast zehnmal so viel Geld wie HP. Der einst winzige Rivale ist nun mächtig, weil er weniger selbstgefällig war.“
Ähnlichkeiten mit der ehemaligen Siemens-Telekommunikationsnetzesparte sind rein zufällig – oder vielleicht doch nicht?
(bt)
Donnerstag, 24.5.2012
NSN: Mitarbeiterorientierte Unternehmensführung - best practices vor Ort
Ist das der Wochenwitz in der Kalenderwoche 21? Nein, es ist die Realität. Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG ist als Sonderpreisträger „Reorganisation“ aus dem Wettbewerb "Potenzial Mitarbeiter - Unternehmen machen Zukunft" 2011 hervorgegangen. Besonders pikant ist die Begründung für den Preis (enthalten in der Einladung).
Den Preis hat die IHK-Berlin verliehen (www.ihk-berlin.de) Hat die Jury von dem Hick-Hack bei NSN nichts mitbekommen?
Das Resultat aus diesem Wettbewerb ist, dass NSN eine loyale und leistungsorientierte Mitarbeiterschaft hat, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und Prozesse aktiv zu gestalten. Das Management ist wohl damit NICHT gemeint.
Lest aber selber, es ist einfach nicht zu glauben.
Wir sollten uns alle zu diesem Event in Berlin anmelden (s. oben) und dort mitfeiern.
(Waschtl)
Dienstag, 15.5.2012
Fragwürdig: IGM Beitragserhebungen für die NSN beE 2012
Kürzlich schrieb ein Herr C. R. von der IGM in einer Mail: „Für Mitglieder, die in die beE bzw. Altersteilzeit gehen, wird der Mitgliedsbeitrag auf 80 % reduziert. Ihr müsst also nichts machen, dies geschieht automatisch.“ Möglicherweise ist das ein unhaltbarer Schnellschuss, mit dem sich die IGM ihren Anteil an dem Bonus holen möchte, den sie für ihre in die Transfergesellschaft wechselnden Mitglieder vereinbarte.
Hier die relevanten Auszüge aus der IGM-Satzung:
„Mitglieder, die eine Leistung aus der Sozialversicherung – wie Rentner und Rentnerinnen, Vorruheständler und Vorruheständlerinnen, Kranke mit Krankengeldbezug, Umschüler und Umschülerinnen – bzw. eine den Leistungen aus der Sozialversicherung vergleichbare Leistung erhalten, zahlen 0,5 Prozent der monatlichen Leistung. Ist die Höhe der monatlichen Leistungen aus den Sozialversicherungen und vergleichbaren Leistungen nicht bekannt, so setzt die IG Metall-Verwaltungsstelle einen Beitrag in Höhe der von ihr geschätzten Leistungen der Sozialversicherungen fest. Der so ermittelte Beitrag ist dem Mitglied mitzuteilen. Er gilt so lange, bis das Mitglied der IGMetall-Verwaltungsstelle gegenüber die tatsächliche Leistung aus der Sozialversicherung nachgewiesen hat.
Arbeitslose, Mitglieder in Elternzeit, Kranke ohne Krankengeldbezug sowie Mitglieder, die sich in einem anerkannten privaten Insolvenzverfahren befinden, leisten einen monatlichen Beitrag von 1,53 Euro. Bei Vorliegen einer längeren Kurzarbeit können für diese von der Kurzarbeit betroffenen Mitglieder besondere Beitragsregelungen zwischen Ortsvorstand und Vorstand vereinbart werden.“
Das bedeutet für „normale“ Kurzarbeiter mit Rückkehr in das ursprüngliche Beschäftigungsverhältnis:
Wenn die Bezüge (80% des regulären Monatsgehaltes) sich aus a.) Kurzarbeitergeld (KUG) aus der Sozialversicherung und b.) Aufstockungsentgeld von NSN (AEG) zusammensetzen, berechnet sich der IGM Beitrag als 0,5% des KUG-Anteils + 1% des AEG-Anteils. Schon das wäre viel weniger als 80% der früheren Beiträge, liebe IGM-Kollegen.
Die Situation in der NSN beE 2012 ist wie folgt: Anders als beim konjunkturellen KUG liegt bei der Bewilligung des Transferkurzarbeitergeldes (TKUG) ein nachgewiesener unvermeidbarer dauerhafter Arbeitsausfall ohne (!) mögliche Rückkehr in das frühere Beschäftigungsverhältnis vor. Die wesentlichen Merkmale des beE Status sind daher die gleichen wie bei der herkömmlichen Arbeitslosigkeit: Man ist seinen Arbeitsplatz los, wird vom „Arbeitsamt“ betreut, ohne ein neues reguläres Beschäftigungsverhältnis zu haben und lebt von zeitlich klar begrenzten Leistungen aus der Sozialversicherung und von zeitlich klar begrenzten Aufstockungsleistungen des früheren Arbeitgebers mit Abfindungscharakter, die laut Gesetz dazu dienen sollen, die Folgen des Arbeitsplatzverlustes zu mildern.
Daraus kann man durchaus folgern, dass IGM Mitglieder bei Bezug von TKUG laut IGM-Satzung monatlich 1,53 Euro Beitrag zu bezahlen haben, anders als bei Bezug von KUG. Die Aufstockungsleistungen des früheren Arbeitgebers sind kein Gehalt aus einem Beschäftigungsverhältnis. Sie sind letztlich nur eine zeitlich verteilte und klar begrenzte Abfindung für den Verlust (!) des Arbeitsplatzes und für eine Abfindung fallen keine IGM prozentualen Beiträge an.
Das muss doch insbesondere für Mitglieder in der NSN beE 2012 gelten, die z. B. wegen ihres Alters oder einer Einschränkung als kaum vermittelbar eingestuft werden, denn sie können kaum damit rechnen, wieder in ein normales Beschäftigungsverhältnis einzutreten, beziehen aber nach Ende des TKUG-Phase keine Rente, sondern unterliegen dann den Hartz IV-Regelungen. Dazu ist als Hintergrund noch anzumerken, dass diese Personengruppe nach gängiger Rechtsprechung ihre Weiterbeschäftigung in Deutschland hätte erstreiten können, wenn der durch die IGM dominierte NSN Betriebsrat eine Sozialauswahl bei der Erstellung von Namenslisten nicht nur formal bestätigt, sondern auch korrekt durchgeführt hätte.
Auch wenn die IGM immer wieder gebetsmühlenhaft wiederholt, dass es eine „bessere“ Lösung nicht gegeben habe, wird es dadurch nicht wahrer. Die entscheidende Frage ist doch: Besser für wen?
Selbst wenn es zu einer Standortschließung gekommen wäre: Das Angebot einer beE hätte es auch in diesem Fall gegeben, allerdings auch für Mitglieder des Betriebsrates. Dieses Szenario hatte die Firmenleitung ursprünglich erwartet und sich – auch finanziell – auf ein längeres Kräftemessen eingestellt, an deren Ende eine beE und branchenübliche altersabhängige Abfindungen gestanden hätten. Bei der jetzigen Lösung hat die IGM der Firmenleitung zugestanden, dass jeder die gleiche Zahl von Monatsgehältern als Abfindung bekommt, egal, ob jemand erst im März 2007 bei NSN eingetreten ist oder im März 1977 bei Siemens. Dazwischen liegen 30 Jahre und sehr unterschiedliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Was für ein Ausverkauf von Arbeitnehmerrechten, nur damit Betriebsratsmitglieder nicht in die beE müssen! Wir werden sehen, wie lange die 2000 "geretteten" Arbeitsplätze in München Bestand haben.
(Michael Olaf Lepphorst)
Sonntag, 13.5.2012
Fehler Nr. 1 des BR in Mch M: Vertrauen zerstört
Ja, ich bin tief enttäuscht von den letzten „Verhandlungsergebnissen“ des BR. Trotzdem will ich nicht ungerecht sein und möchte folgendes vorausschicken.
Erstens, der Betriebsrat ist kein homogenes Gremium. Er besteht aus mehreren Gruppen. Die wichtigste ist die (kleine) Gruppe der Entscheidungsträger (die meisten sind in den Betriebsversammlungen gut zu erkennen). Weiter aus einigen Machern, welche die tägliche Arbeit verrichten, aber nicht zum Führungsgremium gehören. Es gibt viele Mitläufer, welche nur für das Handheben gebraucht werden. Und aus der kleinen „Opposition“, welche von den relevanten Infos und Entscheidungsvorbereitungen ausgeschlossen ist. Diese Gruppe (5 Personen) hat nach meinen Kenntnissen den Namenslisten widersprochen. Wenn ich also im Folgenden (und den nächsten Artikeln) vom BR spreche, ist die „Opposition“ nicht gemeint. Meine Hauptkritik geht an die Entscheidungsträger und deren Unterstützer.
Zweitens, der BR amtiert in fast unveränderter Zusammensetzung seit ca. 7 Jahren. Und es war nicht alles schlecht, was er gemacht hat, z.B. die ausgehandelten Konditionen für den Umzug der KollegInnen nach Ulm, oder die Betriebsvereinbarung zur Gefährdungsbeurteilung (sprich minimalen Anforderungen an die Büroarbeitsplätze).
Auch am Anfang des Kampfes gegen die NSN-Pläne für Mch M hat der BR fast alles richtig gemacht. Er hat die Belegschaft mobilisiert (insbesondere die Nichtorganisierten), er hat sich die Unterstützung von IGM, Politikern, Kirchen und breiter Öffentlichkeit versichert. Am Ende dieser Kampfphase waren die Belegschaft und die Öffentlichkeit sogar auf einen Streik vorbereitet!
Und dann kam der Vertrauensbruch. Das Wahlversprechen „mit uns gibt es keine Namenslisten“ wurde gebrochen! Ob der BR über Namenslisten verhandeln darf/soll wurde mit der Belegschaft nicht mal diskutiert, geschweige denn eine Abstimmung darüber durchgeführt. Hier wurde schlicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg in „bester“ Gutsherrenart entschieden. Das war kein Umfallen mehr, das war schlicht Verrat!
Welche Konsequenzen hat dieser Vertrauensverlust für die Mitarbeiter? Für diejenigen, welche unfreiwillig in die beE gezwungen wurden, sind die Konsequenzen klar und nicht mehr rückgängig zu machen. Und der Rest der Mitarbeiter hat überhaupt keine Garantien bei der nächsten Gelegenheit von irgendwelchen Namenslisten verschont zu bleiben. Nach so einem massiven Vertrauensverlust sollte es üblicherweise zum Rücktritt der Verursacher und zu schnellstmöglichen Neuwahlen kommen. Der BR hat sich aber sein Übergangsmandat bis Frühjahr 2013 verlängert (mit Hilfe des Arbeitgebers). Mit einem so selbstgeschwächten (und erpressbaren) BR ist ein Kampf um die Arbeitsplätze oder Mitarbeiterrechte nur schwer vorstellbar!
Auch für die Betriebsräte selbst, wird dieser Vertrauensverlust bittere Konsequenzen haben. Es wird ihnen kaum noch jemand glauben. Alle ihre Bewegungen und Entscheidungen werden misstrauisch hinterfragt, ihre Motive in Frage gestellt. Bezeichnend hierzu die Aussage eines Mitarbeiters in der letzten Betriebsversammlung: „Wenn ihr noch mal zu einer Demo ruft, dann nur noch gegen Vorkasse“.
Hätte man es besser machen können?
Ja, und zwar nicht nur in der Theorie sondern auch praktisch. Der BR der Region Ost hat in der Betriebsversammlung vom 23.04.12 unmissverständlich festgestellt: „Namenslisten „à la München“ werden durch Belegschaft und die regionalen Betriebsräte abgelehnt.“ (nur im NSN-Intranet). Die Nachteile von Namenslisten wurden den Mitarbeitern deutlich dargestellt. Auch über die anderen Kündigungsmöglichkeiten des Arbeitgebers wurden sie ehrlich und offen informiert. Ein ergebnisoffener Dialog mit der Belegschaft wurde angekündigt:
„Einschätzung der Interessenslage der Belegschaft:
1. Wie?: tägliche Gespräche und ggf. Betriebsversammlung“
Dieses (ergebnisoffene) Vorgehen hätte ich auch von unserem BR in Mch M erwartet. Den Willen und das dazu notwendige Standing hatten die Entscheidungsträger nicht. Stattdessen wurden Versprechen gebrochen und die eigenen Interessen und Vorstellungen des BR durchgesetzt.
(INTR)
Montag, 7.5.2012
NSN: Die Fehler des Betriebsrats in Mch-M
Die Deutschen Arbeitnehmer genießen im internationalen Vergleich einzigartige Rechte z.B. das Recht einen Betriebsrat zu wählen, welche die Interessen der Belegschaft gegenüber dem Arbeitgeber vertritt und durchsetzt. Aber brauchen wir überhaupt einen Betriebsrat? Wir haben doch die Gewerkschaften!? Es sind zwei unabhängige Gremien für unterschiedliche Aufgaben: die einen machen die Tarifpolitik die anderen die Betriebspolitik. Es gibt noch weitere Unterschiede, z.B. die Gewerkschaften sind nur ihren Mitgliedern verpflichtet, der Betriebsrat vertritt alle Mitarbeiter (also auch Nichtmitglieder) und darf hier keine Unterschiede machen. Eine (gleichberechtigte) Zusammenarbeit zwischen dem Betriebsrat und den Gewerkschaften ist erwünscht. Ein Betriebsrat der nur noch als „Transportriemen“ für die Gewerkschaft dient, ist natürlich fehl am Platz! (Unser Artikel vom 4.4.2008)
Das Betriebsverfassungsgesetz BetrVG (Erläuterungen dazu) gibt dem Betriebsrat eine große Macht. Wer große Macht hat, kann damit auch viel Unheil anrichten, z.B. durch Dummheit, falsche Entscheidungen oder Verfolgung von Partikularinteressen. Eine der Grundsatzfragen ist, ob der Betriebsrat die Interessen der Belegschaft nur vertreten oder mit ihr zusammen wahrnehmen soll. Interessenvertretung kann sich darauf beschränken, dass der Betriebsrat selber weiß, was „das Beste“ für die Belegschaft ist und dieses dann versucht auf eigene Faust durchzusetzen. Bei Interessenwahrnehmung würde der Betriebsrat erst im Dialog mit der Belegschaft „das Beste“ definieren und dann gemeinsam versuchen, dieses zu erreichen. Da ein Betriebsrat nicht alles selber wissen und machen kann, darf und muss er sich die notwendige Hilfe von externen Beratern holen. Er darf nicht aus Angst oder Selbstüberschätzung die Chance verpassen, für die Belegschaft das Beste herauszuholen! Die Mitarbeiter brauchen also einen kompetenten, transparenten und vertrauenswürdigen Betriebsrat, welcher ihre (und nur ihre!) Interessen kompromisslos vertritt.
Leider trifft es auf den Betriebsrat in Mch M nicht immer zu. Er hat viele, zu viele Fehler gerade bei der letzten Restrukturierung gemacht. Hier eine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Politische Fehler:
Taktische Fehler:
  • keinen Wirtschaftsberater hinzugezogen, keine Werbung für den Standort Mch M gemacht
  • die Mitarbeiter unzureichend über alle Alternativen aufgeklärt
  • keine Zustimmung der Mitarbeiter zur Namenslisten geholt
  • „Alternativlosigkeit“ und Zeitdruck akzeptiert.
  • In weiteren Artikeln werden diese Fehler genauer beschrieben und auch Beispiele für „best practice“ gegeben. Warum diese Fehler gemacht worden sind, wurde und kann weiter in unserem Forum diskutiert werden.
    (INTR)
    Montag, 7.5.2012
    NSN beE neu – sehr unpersönlich – eine Roboter-beE?
    Die neue NSN-beE, welche am 1. Mai 2012 - am Tag der Arbeit – an den Start gegangen ist, ist für die Abgeschobenen von Nokia Siemens Networks München sehr sehr unpersönlich.
    Es gibt keinen persönlichen Kontakt zu dieser beE mit ihren Mitarbeitern, sondern es wird alles per Email, Telefax und Anrufbeantworter abgewickelt, d. h. alles technikgesteuert. Antworten auf Fragen gibt es auch keine, außer automatisch generierten Emails.
    Laut Infopaket wird der erste unmittelbare Kontakt erst hergestellt, wenn sich der individuelle Berater bzw. Beraterin bei einem meldet oder erst in der Kick-Off-Veranstaltung. Aber da lernt man ja nur den Dozenten kennen. Mich würde es nicht wundern, wenn der Berater bzw. die Dozenten Roboter sind, die mit unseren Daten gefüttert wurden. Man muss ja an Personal sparen!
    Wer hier noch Menschen sind, das sind die, die hinein gezwungen wurden. Vielleicht auch nur halbe Menschen, die seelisch schon ein Wrack sind vor lauter Kummer und Sorgen, weil sie nicht wissen wie es weiter gehen soll, wenn sie keinen angemessenen Job finden.
    Da hatten es die Vorgänger-beE’s schon noch leichter, da wurde man noch persönlich betreut und nicht durch die Technik.
    (Buggy15)
    Dienstag, 1.5.2012
    30.4.2012 - ich bin dann mal weg von NSN
    Der letzte Tag bei NSN:
    Habe nur noch wenig zu erledigen. Ein paar Mails lesen, dann alles löschen. Alle anderen Sachen wurden schon gelöscht.
    Belege für die Rückgabe der IT-Geräte nehmen und zum Rückgaberaum gehen. Dort warten schon 10 KollegInnen, um auch ihre Geräte zurückzugeben. Nach einer 3/4 Std. ist alles erledigt. Meine Laptop-Tasche hätte ich mitnehmen sollen - wollte ich aber nicht.
    Zurück zum Arbeitsplatz. Verabschiedung von den KollegInnen, die noch da sind. Die restlichen Sachen einpacken und dann zur Personalabteilung und Rückgabe des Ausweises. Meine Hülle für den Ausweis hätte ich auch behalten sollen - wollte ich aber auch nicht.
    Dann noch Abgabe der Checkliste und Bestätigung auf dieser, dass ich alles abgegeben habe und das war's dann.
    Rückblick:
    Nach Abgabe meines Vertrages zur beE habe ich angefangen, alle meine Daten zu sichern oder zu löschen. Alles, was nicht mehr benötigt wurde, kam in den Schredder.
    Eigentlich hätte ich ja Urlaub, aber was soll's. Der 30.4. ist nicht mehr weit und bis dahin muss ja alles aufgeräumt sein.
    Mein Linemanager meldet sich nicht bzgl. der Austrittscheckliste. Eine Kollegin schickt eine Einladung, damit wir alle die Liste erstellen können, aber der Termin wird abgelehnt. Die Checkliste muss normalerweise vom LineManager (LM) ausgefüllt werden. Unser LM tut es nicht. Wir fragen nach und uns wird erklärt, dass wir die Liste selber ausfüllen sollen und dann per Mail an unseren LineManager schicken sollen. Gesagt, getan. Abholen können wir uns die Liste nach Unterschrift unseres LineManagers.
    Er ist zu feige, uns in die Augen zu schauen, kann sich noch nicht einmal verabschieden. Schickt eine Kollegin vor. Anstand und Benehmen ist was anderes.
    Er hat uns immer noch nicht verziehen, dass wir dem Übergang zu CapGemini widersprochen haben und er für uns verantwortlich war.
    Wieso sollte es aber auch anders sein. Unser Management hat sich ja auch nicht besser aufgeführt. Man wollte 1600 MitarbeiterInnen loswerden, auf Teufel komm raus.
    Bei den verschiedenen Versammlungen wurden die MitarbeiterInnen mit Missachtung bestraft, Fragen wurden nicht oder teilweise unverschämt beantwortet. Es war ganz klar, die MitarbeiterInnen waren unerwünscht.
    Mit Hilfe von Gewerkschaft und Betriebsrat hat man das ja auch prima geschafft. Man macht eine Betriebsschließung, kann somit die Sozialauswahl umgehen und gibt den MitarbeiterInnen noch nicht einmal eine Wahlmöglichkeit, geschweige denn etwas Zeit, um diese neue Situation zu verarbeiten. Der Arbeitgeber entscheidet einfach, wer in die beE gehen muss und wer in die neu zu gründenden GmbHs übergehen kann. Welches der bessere Weg ist, kann man nicht sagen. Jeder Weg birgt Unwägbarkeiten. Wenn ich mir die Verträge zu den GmbHs anschaue, na, ich weiß nicht, ob ich da nicht in der beE doch besser aufgehoben bin. Die Zukunft wird es zeigen.
    Jedenfalls kann ich nur sagen, jeder, der für diese Vereinbarung verantwortlich ist, soll sich jeden Morgen beim Blick in den Spiegel anständig erschrecken und überlegen, ob es wirklich die richtige Entscheidung war.
    (soso)
    Dienstag, 1.5.2012
    1.Mai – Tag der Arbeit? Nicht für Alle!
    Heute ist es mal wieder so weit: Der erste Mai, der Tag der Arbeit.
    Die Gewerkschaft ruft zu Demos auf, um sich selbst zu feiern.
    Bei NSN in München mag es aber Leute geben, denen das zynisch anmutet: Die 1.450 NSN-Kollegen, die sich von der IG Metall und ihrem Betriebsrat verraten und verkauft vorkommen, nachdem sie auf Grundlage ominöser „Namenlisten“ in die beE geschickt wurden – bei Androhung von Kündigung ohne Abfindung bei Weigerung - alles brav vom IGM-dominierten Betriebsrat unterschrieben, der dabei aber nicht vergaß, darauf zu achten, dass keine Betriebsräte auf der Liste waren, genauso wie man nicht vergaß dafür zu sorgen, dass IGM-Mitglieder in der beE finanziell deutlich besser gestellt werden als die Anderen.
    Tag der Arbeit? Nicht für die Kollegen in der NSN-beE, für sie beginnt just am 1.5. die beE und damit die Zeit der nicht-Arbeit, ausgerechnet am Tag der Arbeit!
    Da hatte aber mal wieder jemand viel Gespür für's richtige Timing... Auch wenn die beE als „Beschäftigungsgesellschaft“ bezeichnet wird - eigentlich ist es ja eine nicht-Beschäftigungs-Gesellschaft, und dazu noch (zusammen mit besagter Namensliste) ein Instrument zur Umgehung einer korrekten Sozialauswahl beim Personalabbau.
    Es sind solche begrifflichen „Verschönerungen“, die den Kollegen immer mehr aufstoßen - Beschäftigungsgesellschaft, Restrukturierung, Transformation – immer schön um den heißen Brei herum, dass es nämlich darum geht, Menschen um ihren Job zu bringen - und dies zuletzt bei NSN gar mit freundlicher Unterstützung von Betriebsrat und IG Metall - die sich zum „Tag der Arbeit“ feiern lässt. Da werden wohl nicht mehr Alle mitfeiern!
    (bt)
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