NCI
NCI Aktuell Archiv Oktober 2012
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Mittwoch, 24.10.2012
Solarenergie künftig ohne Siemens
Wie das Handelsblatt berichtet, zieht sich Siemens jetzt aus dem Solargeschäft komplett zurück: Nicht mehr profitabel genug. Das ganze schöne Gerede über einen roten Faden „Infrastrukturgeschäfte“ oder „grüne Technologien“ ist damit ein weiteres mal (wie früher ja auch schon mit der Telekommunikation) als reine Imagepflege entlarvt:
In Wahrheit geht’s eigentlich nur um Profite (bei einem Industriebetrieb wie Siemens ja auch naheliegend).
Wenn ein Infrastruktur- oder „grüner“ Bereich mal zufällig auch profitabel ist, dann kann man das ja werbeträchtig als Strategie verkaufen – sobald dessen Profitabilität dann aber schwächelt, ist das alles ganz schnell wieder vergessen. Letztlich zählen Umweltschutz und Infrastrukturaufbau eben doch weniger als der Profit. Das ist wohl bei uns systemimmanent.
(bt)
Sonntag, 21.10.2012
NSN: Das neoliberale Versagen?
Einige exSiemens Manager analysierten das Versagen von Siemens COM, Nokia Netzwerksparte und dann von der gemeinsamen Firma NSN. (www.managerismus.com ; www.managerismus.com) Es werden einige Geburtsfehler und viele Management-Fehler genannt, z.B. falsche Einschätzung von Zukunftstechnologien (IP, Siemens COM hätte Cisco einfach kaufen sollen) oder falsche Strukturen.
Im Forum oder auch in unserem Artikel Sonntag, 11.12.2011, NSN: Fehler des FLOP Managements (4) werden weitere Beispiele für das Versagen des Managements genannt. Es sind alles handwerkliche Fehler, aber waren sie wirklich so gravierend und tödlich? Ericsson z.B. hat auch Cisco nicht gekauft und steht deutlich besser als NSN da. Hat das NSN-Management also schlicht zu viele Fehler gemacht, oder gab es noch weitere Gründe?
Vielleicht hat man einfach die falsche Ideologie verfolgt (zusätzlich zu den handwerklichen Fehlern). Nach Adam Smith und der seit drei Jahrzehnten herrschenden neoliberalen Theorie erzielt man die besten Wirtschaftsergebnisse durch Konkurrenz und Egoismus (die berühmte „unsichtbare Hand“). Sollte dieses Prinzip auch innerhalb eines Unternehmens gelten? Der Management-Vordenker Reinhard K. Sprenger sagt: „Der Konkurrenzkampf soll draußen auf dem Markt stattfinden - nicht im Unternehmen.“ (www.ftd.de)
Bei NSN hat man sich nicht an seine Empfehlung gehalten. Zuerst hat man die (meisten) deutschen Manager gegen Finnen ausgetauscht. Parallel dazu hat man deutsche Arbeitsplätze ins (billigere?) Ausland gebracht: Portugal, China, Polen, Indien. Den deutschen Mitarbeitern hat diese Konkurrenz eindeutig geschadet, ohne dass es der Firma (als ganzes) genutzt hätte. Wie wird es weiter bei NSN gehen? Wird jetzt Indien gegen China kämpfen? Wird das die Firma überleben?
Die deutschen Manager und Mitarbeiter haben sich ziemlich widerstandslos unterbuttern lassen. Teilweise aus Trägheit oder Angst. Teilweise im naiven Glauben „wenn es der Firma gut geht, geht es auch mir gut“. Hätten sie anders handeln können? Ich glaube ja. Sie hätten nach Adam Smith auf Egoismus und Konkurrenz setzten sollen, also konsequent die Auslagerungen hintertreiben, z.B. den know how Transfer sabotieren.
Vermutlich wäre mit dieser Taktik der Schaden für die deutschen Mitarbeiter (und die Firma) geringer als jetzt. Haben also Adam Smith und die neoliberalen am Ende doch recht? Nein, denn man hätte so den Schaden nur minimieren können. Aber mit einer win-win Strategie für alle Mitarbeiter (incl. Management) hätte man den (Gesamt-)Gewinn maximiert, also viel mehr erreicht.
Leider ist damit nicht bewiesen, dass dieser (hypothetische) Gewinn ausgereicht hätte, dass NSN überlebt. Aber mit (interner) Konkurrenz und Egoismus wird NSN bestimmt nicht überleben. Egal wie groß oder klein NSN am Ende des Umbauprozesses sein wird.
(IC)
Freitag, 19.10.2012
Massenrauswurf bei Alcatel-Lucent
Auch NSN-Rivale Alcatel-Lucent wirft massenweise seine Leute raus, in der frohen Hoffnung so wieder profitabel zu werden - eine Hoffnung, die sich bei bisherigen Massenrauswürfen nicht erfüllt hat, aber aus irgend einem Grund scheint man da wohl der Meinung zu sein, diesmal sei alles anders. Skepsis ist da aber angebracht: Wenn man die falsche Medizin verabreicht, wirkt sie nicht besser, wenn man sie höher dosiert. Die Ursachen der Krankheit liegen nicht in zu viel Personal (sondern in der zu kleinen installed base, den richtigen Produkten zum richtigen Zeitpunkt, den Kampfpreisen der staatlich gestützten chinesischen Konkurrenz), daher kann die Medizin „Personalabbau“ die Krankheit auch nicht heilen; es würde z.B. viel mehr helfen, wenn sich Europa den USA und Indien bei der Abwehr der chinesischen Billigkonkurrenz anschließen würde.
Um nun (ganz ähnlich wie NSN) 1,25 Milliarden Euro zu sparen, will aber Alcatel-Lucent 5500 Stellen streichen, dabei in Frankreich 1500 von 9000, und in Deutschland 530 von 3430. NSN und Alcatel-Lucent hungern sich also beide gleichzeitig zu Tode, weil jeder von ihnen die überlebende „Nummer 3“ hinter Ericsson und Huawei sein will, das kann auch noch munter so weiter gehen – und wenn’s dumm läuft, sterben beide an dieser personellen Bulimie und die Telekommunikationsindustrie läuft in ein gefährliches Duopol.
www.zdnet.de
(bt)
Freitag, 19.10.2012
NSN im Plus
Wie das Handelsblatt berichtet, hat es NSN erstmals in seiner Unternehmensgeschichte zu einem nennenswerten Quartalsgewinn gebracht, mit einem operativen Ergebnis in Höhe von 182 Millionen Euro.
Dazu trugen gute Geschäfte in Asien (vor allem in Japan und Korea) bei, während das Geschäft in Europa und Amerika weiterhin schrumpft.
Natürlich wünschen wir den noch bei NSN verbliebenen Kollegen (es werden ja immer weniger…), dass dieser Erfolg nicht nur eine Eintagsfliege war; tatsächlich aber wird das NSN-Ergebnis für den Rest des Jahres durch Restrukturierungskosten versaut (NSN lässt sich seine dritte Sanierungsrunde 1,2 Milliarden Euro kosten, um die jährlichen Ausgaben um eine Milliarde Euro zu drücken). Leute-Rausschmeißen verbrennt nicht „nur“ Knowhow sondern auch Geld. Von dauerhaft schwarzen Zahlen darf daher weiter geträumt werden.
(cnn)
Freitag, 19.10.2012
Ein Plädoyer für Europa
Als Student hatte ich das Glück einige der späteren Physik-Nobelpreisträger persönlich kennenzulernen. Es waren bescheidene und bedächtige Menschen, welche in Diskussionen auch zuhören konnten, und es machte Spaß mit ihnen zu reden. Soweit ich weiß, sind sie auch nach der Ehrung so geblieben, wie sie waren, und haben ihre Arbeiten mit Ausdauer und Fleiß fortgesetzt.
Jetzt kenne ich persönlich Hunderte von den Abermillionen neuen Nobelpreisträgern und bin sogar selber einer. Ja, auch ich nehme symbolisch und in aller Bescheidenheit den Friedensnobelpreis (www.tagesschau.de) und die damit verbundenen Verpflichtungen mit Stolz und Freude an. Ich hoffe wir Alle werden dem Beispiel der anderen Nobelpreisträger folgen und unsere bürgerlichen Pflichten und unsere Arbeit für Europa in kleinen und großen Dingern mit Ausdauer und Fleiß fortsetzen.
Es stimmt, dass ich mich schon wohler gefühlt habe in meinem Europa. Es stehen gewaltige politische, finanzielle, soziale und kulturelle Herausforderungen vor uns. Nur ein paar der Probleme: Die demokratische Legitimation der EU-Institutionen (z.B. mehr Macht für das EU-Parlament), soll es einen Finanzausgleich geben (wie z.B. zwischen unseren Bundesländern), wie schaffen wir Wohlstand für Alle, soll aus der Union in Zukunft ein Bundesstaat werden? Ich bin optimistisch, dass wir alle Herausforderungen mit der Zeit schaffen werden. Vieles muss in Europa und in der EU verbessert werden. Aber bestimmt nicht durch das Festhalten an gescheiterten Regeln und Konzepten oder gar durch die Abschaffung der EU! Zurück in die Vergangenheit bringt keine Zukunft.
Europa und EU haben Millionen Menschen enormen Wohlstand gebracht. Leider nicht für alle gleichermaßen. Aber wer die EU nur als Wirtschaftsunion sieht, springt zu kurz. Das hat das Nobel-Komitee uns wieder in Erinnerung gebracht. Wenn ich mich zwischen Geld oder Frieden entscheiden müsste, würde ich den Frieden wählen (auch in Armut). Gott sei dank, gehen Frieden und Wohlstand (meistens) Hand in Hand. Aber nicht nur der Frieden, auch die Freiheit und die Menschenrechte sind mit Geld nicht aufzuwiegen! Das vergisst man nur allzu leicht, wenn man diese Freiheit und diese Rechte tagtäglich genießt. Und wir werden beides nicht erhalten können, wenn wir nicht die dazugehörigen Menschenpflichten erfüllen. Auch das wird nur allzu leicht vergessen.
Wir haben in Europa schon viel erreicht, auch wenn es über 65 Jahre gedauert hat. Wir sollten uns durch die aktuellen Schwierigkeiten nicht entmutigen lassen, weiter auf diesem Weg zu gehen. Das Bessere ist des Guten Feind. Schaffen wir das Bessere! Mein persönliches Ziel wäre der Wirtschaftsnobelpreis für Europa für ein „prosperierendes, stabiles, soziales und gerechtes Wirtschafts- und Finanzsystem“. Vielleicht erlebe ich es noch.
Dr. Joachim Bialas
Donnerstag, 18.10.2012
Foxconn und kein Ende
Die Schlagzeilen um den chinesischen Apple-iPhone-Zulieferer Foxconn (siehe unser Artikel vom 8.10.2012 „Wieder Zoff bei Foxconn“) reißen nicht ab: Nun wurden bei Kontrollen 14-jährige Arbeiter entdeckt – und natürlich prompt wieder in die Schule geschickt, denn selbst in China darf eigentlich erst ab 16 gearbeitet werden. Theoretisch zumindest.
Die iPhone-Käufer scheinen solche Schlagzeilen aber wenig zu jucken – der Konsument zeigt sich von sowas unbeeindruckt.
(bt)
Montag, 15.10.2012
NSN-Ausgliederungen machen dicht
Nicht umsonst erfreuen sich Ausgliederungen keiner großen Beliebtheit:
Früher oder später enden sie doch sehr häufig im Jobverlust, sobald eine gewisse Portion Rest-Arbeiten erledigt ist.
Wie der Münchner NSN-Betriebsrat auf seiner Homepage berichtet, macht nun auch CapGemini in Bruchsal zu.
„Die im Rahmen der Logistik-Ausgliederung Anfang 2011 von NSN zu CapGemini ausgegliederten KollegInnen in Bruchsal fanden dort (keine Verwendung für) neue Projekte. Der von NSN an CapGemini übergebene Auftragsumfang genügt nun nicht mehr für eine Weiterbeschäftigung. Daher stellt CapGemini die Arbeit in Bruchsal ein. Die von den 21 übergegangenen noch übrigen 8 Kollegen werden entlassen.“ In München gibt’s da nichts zu entlassen: Die Münchner NSN-Kollegen hatten seinerzeit unisono dem Übergang zu CapGemini nach §613a.6 BGB widersprochen. Sie wussten warum.
Aber CapGemini ist wie gesagt kein Einzelfall, auch eine Ausgliederung zu IBM macht dicht (und das wäre dann nicht das erste mal, dass eine Siemens-Ausgliederung zu IBM dicht macht).
So wurde uns nun auch zugetragen:
„Im Jahr 2007 wurde ein Entwicklungsbereich von NSN München und Berlin an die IBM abgestoßen. Die IBM D Network Development GmbH wurde (als Betrieb) zum 30. Juni geschlossen, die verbliebenen ca. 50 Mitarbeiter haben alle betriebsbedingte Kündigungen erhalten... Wir hatten ja schon im Jahr 2007 damit gerechnet, dass mittelfristig die Jobs alle entsorgt werden sollten, was ja nun auch passiert ist.“
(bt)
Freitag, 12.10.2012
Stellenabbau bei Siemens?
Es ist schon putzig, wie sich das Siemens-Management mehr und mehr bemüht, zumindest rhetorisch das böse Wort „Stellenabbau“ zu vermeiden, wenn schon nicht faktisch.
Zuletzt war von „Sparpaketen“ die Rede, um nicht von Stellenabbau reden zu müssen – jetzt wird auch dieses Wort vermieden und ersetzt durch „Unternehmensprogramme“. Ändert das etwas?
Eine andere Löscher-Formulierung ist dann doch wieder etwas deutlicher, er spricht von möglichen „Veränderungen bei der Mannschaftsstärke“ – aber wohl kaum nach oben, oder?
Siemens will rund 5 Milliarden Euro sparen, um seine (zu hoch?) selbst-gesetzten „Ergebnisbeitrags“-Ansprüche zu realisieren; glaubt irgend jemand, dass das an der Belegschaft spurlos vorbei geht? An wem, auf wessen Kosten soll da wohl gespart werden?
Sparten, die besagter Selbsterwartung auf Dauer nicht mehr gerecht werden können, droht aber nicht nur Stellenabbau, sondern das altbekannte „fix it, sell it or close it“. Nachdem Siemens das jedoch schon länger praktiziert (siehe z.B. die Telekommunikationssparte), bleiben so langsam nicht mehr allzu viele Sparten übrig, bis sich Siemens zu Null verschlankt hat - betriebswirtschaftliche Bullimie?
Erfreulich, dass ein „Beschäftigungspakt“ aber noch immer betriebsbedingte Kündigungen bei Siemens in Deutschland nahezu unmöglich macht – noch – aber Stellen kann man ja auch mit anderen Methoden wegfallen lassen, und weg ist weg. Klingt nicht gut.
(bt)
Freitag, 12.10.2012
Bahn frei für den Metro-PCS-Einkauf der Telekom?
Der Einkauf der Metro-PCS durch die Telekom in den USA (Unser Artikel „Neue Telekom-Pläne für die USA“ vom 4.10.2012) könnte womöglich reibungsloser und billiger als erwartet über die Bühne gehen, weil ein potentieller Mit-Bieter wegfällt:
Der drittgrößte US-Mobilfunknetzbetreiber Sprint-Nextel wäre so ein Mit-Bieter gewesen und fällt nun womöglich als solcher aus, wenn er selbst aufgekauft wird; tatsächlich scheint sich das japanische Mobilfunkunternehmen Softbank ernsthaft für den Kauf eines Mehrheitsanteils an Sprint zu interessieren. Für die Deutsche Telekom wäre das eine gute Nachricht.
(bt)
Freitag, 12.10.2012
Neues aus der Hofmannstraße: Minus 65.000 Quadratmeter
Es gibt in München kaum jemanden, der den Namen Siemens nicht kennt. Es gibt auch sehr sehr viele Menschen, die sich an den Siemensstandort München Hofmannstraße erinnern werden. Für die einen war es ihr Standort mit dem sie in Rente gingen, für andere letztlich ihr persönliches Waterloo. Vor einigen Jahrzehnten hätte sich wohl niemand nur annähernd zu denken getraut, dass es diesen Standort eines Tages mit weniger Mitarbeitern oder eben gar nicht mehr geben könnte. Seit der Jahrtausendwende wird der Standort immer kleiner, zuerst schrumpfte die Zahl der Mitarbeiter, dann wurden Gebäude verkauft, zurückgemietet, teilweise abgerissen und große Teile des Standorts „diskontinuiert“ bzw. kamen ins Programm „Deinvest“. Die Schrumpfkur des Standortes lässt sich in einer großen Liste von Immobilienverkäufen beschreiben.
Der letzte Immobiliencoup gelang Siemens Real Estate mit einem 65.000 qm großen Filetstück an der Hofmannstraße. So vermeldet die PATRIZIA Immobilien AG, dass sie in München ein Entwicklungsgrundstück von Siemens Real Estate erworben hat. Das rund 65.000 Quadratmeter große Areal befindet sich in München Obersendling. Das bislang vor allem gewerblich genutzte Grundstück soll nun zukünftig zu wohnungswirtschaftlichen Zwecken umgewidmet werden. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf ca. 300 Millionen Euro. Für die Wohnungssuchenden in München dann sicherlich eine erfreuliche Nachricht. Nur was diese Wohnungen dann letztlich kosten werden, das ist die andere Sache. Von den dann wohl möglicherweise noch aufzufindenden Altlasten beispielsweise aus dem zweiten Weltkrieg ganz zu schweigen.
Siehe auch: www.patrizia.ag
(pg)
Mittwoch, 10.10.2012
Wenn 2 sich streiten...
... freut sich der Dritte, und das könnte im Fall des chinesisch-amerikanischen Konflikts um Huawei und ZTE (unser Artikel „Amis schützen sich vor chinesischer Konkurrenz“ vom 8.10.2012) möglicherweise NSN sein, wie die IT Times berichtet.
Um dem zu begegnen, will Huawei angeblich einen Börsengang angehen. (www.it-times.de)
(bt)
Mittwoch, 10.10.2012
Bruchsaler NSN-Betriebsrat unterliegt vor Gericht
Im Streit um eine einstweilige Verfügung gegen eine Verlagerung von Teilen der Bruchsaler NSN-Festnetzfertigung (unser Artikel „Gerichtliche Auseinandersetzung bei NSN zum Stellenabbau in Bruchsal“ vom 2.10.2012) ist der NSN-Betriebsrat vor Gericht gescheitert. (www.lto.de)
NSN bestritt eine (vom BR befürchtete) „unmittelbare“ Auswirkung auf den Personalstand, und nach Ansicht des Gerichts rechtfertige die Regelung, auf die sich der BR berief, keinen „so weitgehenden Eingriff in die grundgesetzlich geschützte Unternehmensfreiheit und Eigentumsgarantie“.
Das war aber wie gesagt erst mal nur der Versuch einer Einstweiligen Verfügung per Eilverfahren, was nicht unbedingt auch ein normales Hauptsacheverfahren ersetzt oder verhindern würde – kommt es nun dazu noch?
Ein BR-Sprecher sagte dazu, das Gremium wolle zunächst die ausführliche Begründung des Gerichts abwarten und dann erst entscheiden, ob und wie es weiter gehen soll.
(bt)
Dienstag, 9.10.2012
Stellenabbau bei Gigaset
Auch bei der vor Jahren zu einem Starnberger Finanzinvestor ausgegliederten Siemens-Sparte für Schnurlostelefone „Gigaset“ soll Personal abgebaut werden: Wegen anhaltend schwächelnder europäischer Nachfrage sollen 279 Stellen (davon ein Viertel in München und der Löwenanteil in Bocholt) abgebaut werden, dazu wird eine Transfergesellschaft mit einjähriger Laufzeit angeboten.
(bt)
Montag, 8.10.2012
Nokia verliert weiter Marktanteile
NSN-Halbmutter Nokia hat laut Focus weiter Marktanteile verloren; in Deutschland etwa fiel der Marktanteil für Smartphones im August auf nur noch 17,7%, gegenüber noch 31% im Vorjahr!
Interessanterweise ist es nicht Apple sondern Samsung, der in unserer Region die Marktführerschaft errungen hat.
(bt)
Montag, 8.10.2012
Amis schützen sich vor chinesischer Konkurrenz
Wie die SZ unter der Überschrift „Eine Frage der nationalen Sicherheit“ heute berichtet, rät ein US-Kongress-Ausschuss dazu, Geschäfte von US-Firmen mit dem chinesischen Netzwerkausrüster und NSN-Konkurrenten Huawei zu vermeiden.
Es geht dabei um den Schutz des „geistigen Eigentums“, sowohl der Netzbetreiber als auch ihrer Kunden, es wird massive Wirtschaftsspionage befürchtet, und sogar von der nationalen Sicherheit ist die Rede. Dabei wird nicht unterstellt, dass dies auf privatwirtschaftliche Initiative hin geschehe, sondern es wird staatlich beauftragte Wirtschaftsspionage unterstellt, womit das auf die Kernfrage hinausläuft: Wie unabhängig vom chinesischen Staat ist Huawei, wie sehr wird diese Firma von der chinesischen Regierung kontrolliert?
Eine Frage, die angesichts der massiven staatlichen Unterstützung für Huawei naheliegt, und mit der die USA nicht als erste zahnen: Genau genommen sind die Inder schon viel früher zu diesem Schluss gekommen und haben ihre Konsequenzen gezogen.
Während in Europa, und insbesondere in Großbritannien noch der gute Glaube an die Selbstheilungskräfte der freien Marktwirtschaft vorherrscht – ignorierend, dass China nach anderen Uhren tickt.
Huawei wiederum weist diese Vorwürfe als heuchlerisch zurück und unterstellt den USA in Wahrheit protektionistische Motive.
Was nun wahr ist? Wahrscheinlich beides, das widerspricht sich ja nicht wirklich.
Dass die Chinesen nicht eben zimperlich bei der Entwicklung ihrer Wirtschaftsmacht sind, ist nicht neu, und dass die Amerikaner ihren ach so freien Markt und ihre „berechtigten amerikanischen Wirtschaftsinteressen“ aber auch mitunter recht hemdsärmlig mit leicht durchschaubar verkleideten protektionistischen Maßnahmen vor der bösen ausländischen Konkurrenz schützen, ist ebenfalls keine neue Erfahrung.
Sind eben beide keine Unschuldslämmer, und jeder sieht auf seinen eigenen Vorteil. Wundern muss das niemanden.
(bt)
Montag, 8.10.2012
Wieder Zoff bei Foxconn
Es kehrt keine Ruhe beim chinesischen Apple-Zulieferer Foxconn (NCI-Artikel „Foxconn sucht 200.000 neue Produktionseinheiten“ vom 27.9.2012) ein: Nach Massenschlägereien gab’s nun zur Abwechslung mal wieder einen Streik, was zeitweise die Auslieferungspläne von Apple für sein iPhone5 gefährdete.
Es ging um Qualitätsanforderungen ohne die dazu nötige Ausbildung, und um die Anweisung Feiertage durchzuarbeiten.
Grund für die immer wiederkehrenden Probleme bei Foxconn sind die dortigen Arbeitsbedingungen, die selbst Auftraggeber Apple in einer Inspektion im März feststellen musste (ohne aber die Notbremse zu ziehen); warum dann die Chinesen überhaupt in so einer Firma arbeiten, die Foxconn-Jobs sogar sehr begehrt sind?
Weil alles relativ ist; für chinesische Verhältnisse sind die Foxconn-Jobs gut bezahlt.
Letztlich machen die Chinesen es also richtig: Den (vergleichsweise) gut bezahlten Job annehmen, sich aber dann in diesem Job nicht alles widerspruchslos gefallen lassen. Nur so kann sich etwas ändern.
(bt)
Donnerstag, 4.10.2012
Neue Telekom-Pläne für die USA
Die Deutsche Telekom beabsichtigt einen Zusammenschluss ihrer US-Tochter „T-Mobile USA“ mit der börsennotierten „Metro-PCS“; damit würden die Nummern 4 und 5 der US-Netzbetreiber zusammengehen, wobei die größere Telekom mit 74% den Löwenanteil an diesem neuen Gemeinschaftsunternehmen halten soll.
„Wir schätzen den US-Markt als interessanter als den europäischen Markt ein“, heuchelt der Telekom-Chef zur Begründung; tatsächlich aber wollte die Telekom ursprünglich einmal ihre US-Tochter an AT&T verscherbeln und so den ach so interessanten US-Markt aufgeben, was jedoch 2011 am Veto der US-Kartellwächter scheiterte.
Dieser neue, deutlich kleinere (und damit auch weniger Veto-gefährdete) Zusammenschluss mit Metro-PCS ist daher allenfalls als „Plan B“ anzusehen, nachdem Plan A („A“ wie AT&T) gescheitert ist.
Warum besteht überhaupt Handlungsbedarf für T-Mobile USA?
Das liegt am Investitionsbedarf: Das T-Mobile-Netz in den USA gilt als dürftig, daher laufen die Kunden davon, und dieser Trend kann nur mithilfe hoher Investitionen in den Netzausbau wieder umgekehrt werden.
Im Klartext: Hier müsste eine Menge Geld in die Hand genommen werden.
Zusammen mit Metro-PCS will man nun ein leistungsfähiges LTE-Netz aufbauen, dessen Kosten zwei Paar Schultern leichter tragen können als nur eines; auch rechnet man durch die Verschmelzung mit Einsparungen von bis zu 7 Milliarden Dollar, natürlich mit den allseits beliebten Synergieeffekten - die Belegschaften dürften mal wieder die Zeche zahlen.
(bt)
Mittwoch, 3.10.2012
Die Macht der Gewerkschaftsbosse
So der Titel eines Artikels in der FTD. Die Kernaussage lautet „Gewerkschaftsfunktionäre gewinnen stark an Einfluss - auf Kosten der Betriebsräte.“ Mit Gewerkschaftsfunktionären sind hier explizit betriebsfremde Gewerkschafter gemeint, welche anstelle der Betriebsräte Funktionen und Macht z.B. im Aufsichtsrat oder bei betriebsbezogenen Verhandlungen übernehmen. Gezeigt wird es am Beispiel der Siemens AG. Die im Artikel angegebenen Beispiele sind uns ex-Siemensianern gut bekannt.
Aber die meisten Aussagen in diesem Artikel können wir auch aus unseren NSN-Erfahrungen bestätigen.
Beispiel 1: „Gewerkschaften verfolgen gesamtgesellschaftliche Ziele - und so mancher Funktionär persönliche Karriereinteressen.“
Bei NSN in München hat der Gewerkschaftsfunktionär M. Leppek sein langersehntes Ziel die Gewerkschaftsmitglieder sichtbar zu bevorzugen im Frühjahr 2012 endlich erreicht. Aber nur auf Kosten der nichtorganisierten Mitarbeiter des Betriebes (der unrühmliche IGM-Bonus in der Münchner beE und bei den Abfindungen). Und auch noch gegen den Willen einiger Betriebsräte!
Beispiel 2: „...bei BASF, Bayer, Henkel, Adidas, BMW und Linde ist der Stellvertreterposten [im Aufsichtsrat, d.R.] dem Betriebsratschef vorbehalten.“
Interessanterweise hat es bei NSN-Deutschland keine Wahlen der Mitarbeitervertreter in den Aufsichtsrat gegeben – sie wurden einfach von der IGM bestimmt. Dieses Vorgehen wurde von der NSN-Firmenleitung gebilligt. Den Stellvertreterposten hatte bis zu seinem kürzlichen Rücktritt der GBR-Vorsitzende G. Nassauer. Wen wird die IGM jetzt als Stellvertreter bestimmen: den von der IGM abhängigen neuen GBR-Vorsitzende C. Suerbaum oder M. Leppek direkt? Es wäre gehupft wie gesprungen.
Beispiel 3: „Gegen das Establishment der IG Metall anzutreten erfordert viel Mut. So gern sich die IG Metall als demokratisch preist, innerhalb der eigenen Organisation sind Abweichler nicht gern gesehen.“
Noch bei Siemens (2005) wurde etliche Mitglieder des NCI-Netzwerks aus der IGM bis zum Rücktritt herausgedrängt. Weitere wurden bei der letzten BR-Wahl in Mch M auf aussichtslose hintere Plätze auf die IGM-Wahlliste gesetzt. Ich wette, dass auch bei der im Frühjahr anstehenden BR-Wahl kritische Metaller nicht nach vorne kommen.
Die im Artikel beschrieben Zustände sind keine Einzelfälle oder nur auf das Siemens-Umfeld beschränkt. Gegen selbstherrliche Funktionäre wehren sich auch andere Betriebe und Betriebsräte. So z.B. bei der Berliner S-Bahn, wo sich die Funktionäre weigern eine Betriebsversammlung abzuhalten www.netzwerkit.de Oder bei dem Schienenhersteller TSTG in Duisburg, wo der zuständige Gewerkschaftsfunktionär sich mehr für seine Karriere interessiert statt die Mitarbeiter zu unterstützen. www.netzwerkit.de
(IC)
Dienstag, 2.10.2012
Gerichtliche Auseinandersetzung bei NSN zum Stellenabbau in Bruchsal
Der Bruchsaler NSN-Betriebsrat hat beschlossen, vor Gericht eine einstweilige Verfügung gegen die Abbaupläne von NSN in Bruchsal zu erwirken.
Auf welcher Rechtsgrundlage sowas denn möglich ist, der Arbeitgeber kann doch grundsätzlich abbauen so viel er will?
Nicht ganz: Nach Ansicht des Betriebsrats verstößt der aktuell geplante Abbau einer Festnetz-Produktionslinie gegen eine Standortentwicklungsvereinbarung vom September 2010.
Der Abbau hängt mit einem Teilverkauf an die US-Firma Adtran zusammen und gefährde rund 50 Arbeitsplätze; zusätzlich zum ohnehin schon geplanten Abbau von 120 Bruchsaler Jobs (der aber eigentlich auch schon im Widerspruch zu einer bis Dezember 2014 geltenden Beschäftigungsgarantie aus dem Jahre 2010 steht).
Freilich ist die Erkenntnis nicht ganz neu, dass teuer erkaufte Standortgarantien nicht immer halten was sie versprechen, um nur mal z.B. an Bocholt und Kamp-Lintfort zu erinnern.
Was aber auch zahlreiche Münchner NSN-Kollegen in die beE getrieben hat (nachdem da wegen der vom Betriebsrat unterzeichneten Namenslisten die Prozessaussichten deutlich eingetrübt waren): Die schönsten Arbeitsplatzgarantien und selbst die tollsten Gerichtsurteile nützen einen nichts mehr, wenn die Firma am Ende ganz die Pforten schließt.
Und diese Gefahr besteht bei NSN leider nicht nur in der grauen Theorie, wie schon ein kurzer Blick auf die Geschäftszahlen dokumentiert. Das soll kein Argument sein, auf die Einhaltung von Zusagen nicht zu bestehen und nötigenfalls auch vor Gericht um sein Recht, um seinen Job zu kämpfen, aber es erinnert daran, dass man durchaus sein Recht bekommen und trotzdem seinen Job verlieren kann.
Die Gerichtsverhandlung findet am 4.10.2012 (12:00) am Karlsruher Arbeitsgericht statt.
Wir drücken den Kollegen dazu die Daumen. Nicht nur, dass sie vor Gericht gewinnen mögen, sondern dass es ihnen dann auch etwas nützt, d.h. dass sie damit auch tatsächlich ihre Jobs retten können. Eine erwirkte einstweilige Verfügung mag ein erster Schritt dahin sein, ist aber leider noch lange kein Garant für ein wirkliches Happy-End.
(bt)
Dienstag, 2.10.2012
Neue GBR-Spitze bei NSN GmbH in Deutschland
Auf der GBR-Sitzung, die die letzten beiden Tagen im September stattfand, haben sowohl der GBR-Vorsitzende Georg Nassauer (Berlin Siemensdamm) als auch sein Stellvertreter Ernst Färber (Bruchsal) ihren Rücktritt wegen baldigen Antritts der Altersrente erklärt.
Als neue GBR-Spitze wurden gewählt:
Vorsitzender: Clemens S. (München)
1. Stellvertreter: Werner K:(Region Süd / Augsburg)
2. Stellvertreter: Manuela W. (Berlin Siemensdamm)
Mögen von den verfügbaren GBR-Mitgliedern die besten gewählt worden sein, wir werden sehen....
(DoDo)
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