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NCI Aktuell Archiv Februar 2013
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Donnerstag, 28.2.2013
Wird Siemens seine NSN-Beteiligung zunächst nur auf 20% reduzieren?
Siemens plant laut Presse (www.handelsblatt.com) einen Teilausstieg, eine deutliche Reduzierung seines Anteils an Nokia Siemens Networks, die „Financial Times“ spricht konkret von „unter 20%“.
Nach den Szenarien „Börsengang“ und „Verkauf an Nokia und Alcatel-Lucent“ nun schon das dritte Szenario, das riecht nach „klappt alles nicht so recht“ – wenn man gar das zweite und das dritte Szenario verquickt, käme ein Gemeinschaftsunternehmen aus Nokia, Siemens, Motorola (nicht zu vergessen, das hat NSN ja kürzlich eingekauft), Alcatel und Lucent zustande – ob das wohl ein Erfolgsrezept ist?
(bt)
Donnerstag, 21.2.2013
Siemens sauer auf NSN-Chef wegen Austausch seines CFO
Laut SZ ist man bei Siemens „not amused“ über den Austausch des CFO im Nokia-Siemens-Gemeinschaftsunternehmen NSN. (www.zdnet.de)
Der NSN-Finanzchef Marco Schröter hatte seinen Posten gerade mal zwei Jahre, in denen er mit dazu beitrug, dass NSN in ruinöser Weise sein wertvollstes Kapital, seine Mitarbeiter und deren Knowhow, entsorgte. Dass Schröter der alten Aufsteiger-Regel folgt „bleibe an keinem Ort zu lange“ (es ist nunmal viel leichter, z.B. einen unrealistischen aber wohlklingenden Projektplan und Projektziele aufzustellen und dann die Aufgabe wieder abzugeben bevor es zur Nagelprobe kommt, als dann diese Pläne und Ziele auch noch selber einhalten zu müssen), war aber schon länger bekannt: Zuvor hatte er auch schon Infineon nach internem Streit verlassen; auch bei NSN wird gemunkelt, er habe die Firma nach Differenzen mit NSN-Chef Suri verlassen müssen.
Und nun stellt also die SZ auch noch fest: Dieser Abgang war nicht mit NSN-Miteigentümer Siemens abgestimmt, bei Siemens ist man (insbesondere Jo Kaeser) sauer! Wobei die Frage ist, worüber man sich mehr erzürnt: Über die Personalie Schröter an sich, oder daran einfach ungefragt vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein. Sollte aber das Gerücht wahr sein, dass Siemens kurz davor steht, seinen NSN-Anteil an Nokia und Alcatel-Lucent zu verscherbeln, wäre die Aufregung nicht mehr so ganz nachvollziehbar: Was kümmert es dann noch Siemens, was aus NSN wird?
Außerdem könnte dann dieser Wechsel mit dem bevorstehenden Deal zusammenhängen; und zudem dürfte auch Rajeev Suri in diesem Fall nicht mehr allzu lange Freude an seinem NSN-Job haben, denn ob man in einem Super-JointVenture Alcatel-Lucent-Nokia noch seiner Dienste bedarf, steht mehr als nur in Frage.
So gesehen lösen sich manche Probleme von selbst – kommt dieser Verkauf zustande, wird sich Suri möglicherweise als letztes Opfer seiner eigenen Restrukturierung selbst wegsanieren, manchmal ist das Leben gerecht - allerdings dürfte seine Abfindung dann deutlich anders aussehen als die seiner ex-Mitarbeiter.
(cnn)
Mittwoch, 20.2.2013
NSN: War der IGM-Bonus gerechtfertigt?
Zur Erinnerung, im Zuge des Verhandlungsergebnisses für die Restrukturierung in Mch M im Frühjahr 2012 hat die IGM in einem Ergänzungstransfer- und Sozialtarifvertrag einen (einmaligen) Bonus für ihre Mitglieder (ca. 50% der Betroffenen) erreicht (Donnerstag, 22.3.2012, Verhandlungen über NSN in München: Der Stand der Dinge). Der Bonus besteht in 10.000 € mehr Abfindung und 10%-Punkte mehr Gehalt in der beE. Dieses hat zu heftigen Reaktionen der Nichtorganisierten KollegInnen geführt, welche Hand in Hand mit den Gewerkschaftern für den Standorterhalt monatelang gekämpft haben (z.B. www.netzwerkit.de).
NB. In den Regionen haben die IGM und die Betriebsräte auf diese Ungleichbehandlung dankenswerterweise verzichtet!
Als die Panorama-Reporter über diesen und einen noch gravierenderen Fall von Mitgliederbevorzugung berichtet haben (daserste.ndr.de), hat es zu heftigen Kommentaren der Gewerkschafter geführt. Dabei wurden die Nichtorganisierten Arbeitnehmer pauschal als Trittbrettfahrer und Schmarotzer bezeichnet. Das Hauptargument war: „wer Gewerkschaftsbeiträge zahlt, dem steht auch mehr zu“. Auf die Details der dort geschilderten Fälle wird (vorsichtshalber?) gar nicht eingegangen.
Das Problem der Gewerkschafts-Boni kann unter 3 Aspekten betrachtet werden:
  1. Ist es rechtlich zulässig?
  2. Ist es gerecht? In welchen Fällen?
  3. Wem nützt diese Differenzierung politisch? Kann es den Gewerkschaften am Ende schaden?
In meinen Auge muss man diese 3 Aspekte getrennt betrachten, um sich eine umfassende Meinung zu bilden. Wobei nur der erste Punkt objektiv (juristisch) beantwortet werden kann. Die beiden anderen werden immer mehr oder weniger subjektiv diskutiert.
Über die Zulässigkeit von Gewerkschafts-Boni gibt es schon etliche Urteile mit dem Tenor, dass sie zulässig sind aber in der Höhe begrenzt (www.sueddeutsche.de). Insbesondere darf durch einen Bonus kein unzulässiger Beitrittsdruck ausgeübt werden.
Auch im Fall von NSN Mch M sind ca. 200 Gerichtsprozesse anhängig und mindestens 12 Fälle wurde schon von den Klägern erstinstanzlich gewonnen(www.fachanwalt-arbeitsrecht-dr-albrecht.de) .
Es lohnt sich www.fachanwalt-arbeitsrecht-dr-albrecht.dedie Begründung des Arbeitsgerichts im Detail zu studieren Das Arbeitsgericht stellt fest:
„Der Kläger hat unter dem rechtlichen Aspekt des betriebsverfassungsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatzes Anspruch auf Zahlung einer zusätzlichen Abfindung von Euro 10.000,-- sowie auf Zahlung einer Vergütung durch die Beklagte zu 2) von monatlich 80 % des zuletzt bezogenen Verdienstes der Beklagten zu 1). Die Beklagte zu 2) schuldet im Übrigen dem Kläger eine Vergütung von 80 % des zuletzt bezogenen Bruttomonatsgehalts.“
Begründet wird es mit der besonderen Bedeutung von Sozialplänen (im Gegensatz zu gewöhnlichen Tarifverträgen):
„Sozialpläne haben nach der ständigen Rechtsprechung des BAG eine zukunftsbezogene Ausgleichsund Überbrückungsfunktion. Die in ihnen vorgesehenen Leistungen stellen kein zusätzliches Entgelt für die in der Vergangenheit erbrachten Dienste dar, sondern sollen die künftigen Nachteile ausgleichen, die den Arbeitnehmern durch eine Betriebsänderung entstehen können (siehe dazu etwa BAG vom 20.01.2009, a.a.O.; BAG vom 30.09.2008, 1 AZR 684/07) .“
Der Hauptkritikpunkt ist auch nicht der von der die IGM ausgehandelte Ergänzungstransfer- und Sozialtarifvertrag sondern das Versäumnis der Betriebsrat diesen für alle Mitarbeiter zu übernehmen:
„Die Betriebsparteien haben in dem Interessenausgleich in Ziffer 5. unter der Überschrift "Sozialplan" geregelt , dass sie einen gesonderten Sozialplan nicht aufstellen, sondern den Sozialtarifvertrag "für alle betroffenen Beschäftigten abschließend übernehmen" . Damit haben die Betriebsparteien anstelle des Abschlusses eines eigenständigen Sozialplans für die Beschäftigten die Regelungen des Sozialtarifvertrages übernommen. Nicht übernommen haben sie für alle Beschäftigen die Leistungen des Ergänzungstarifvertrags.“
Die Urteilsbegründung bestätigt die frühere These, dass sich der BR der IGM untergeordnet und seine Pflichten gegenüber der gesamten Belegschaft vernachlässigt hat (Dienstag, 29.5.2012, Fehler Nr. 2 des BR in Mch M: Nichtmitglieder diskriminiert ; Dienstag, 5.6.2012, Fehler Nr. 3 des BR in Mch M: den IGM-Interessen untergeordnet).
Jetzt könnte man argumentieren, dass den Fehler nur der Betriebsrat begangen hat, nicht die IGM in München. Aber die Mehrheit der IGM - Verhandlungskommission war in Personalunion mit den Vertretern aus dem Betriebsrat (der Betriebsrat ist bekanntlich von der IGM dominiert). Hier wurde knallhart auf Kosten der nichtorganisierten Mitarbeiter verhandelt:
„Nach Auffassung der Kammer ist vorliegend - jedenfalls bei einer typelogisierenden Betrachtung - auch zu berücksichtigen, dass die nichtorganisierten Arbeitnehmer bei der vorliegenden Gestaltung von Abfindungen nicht nur dadurch benachteiligt werden, dass sie keine höhere Abfindung erhalten, sondern auch dadurch Einbußen erleiden, dass das für Gewerkschaftsmitglieder zur Verfügung gestellte Verteilungsvolumen der den Betriebsparteien zur Verfügung stehenden Gesamtverteilungsmasse abgezogen wurde.“
Dieses unrühmliche Verhalten ist ungerecht und schadet in meinen Augen der IGM politisch. Aber das ist eine anderes Thema (s. Pkt. 2 und 3 oben).
(INTR)
Dienstag, 19.2.2013
ALU’s Weg
Wer von den NSN-Mitarbeitern über die aktuellen Entwicklungen bei ALU (Alcatel-Lucent) liest, wird ein déjà-vu Erlebnis erster Klasse bekommen (www.netzwerkit.de)
Seit Jahren baut ALU Mitarbeiter ab, jetzt sollen es noch mal 330 in Deutschland werden, und zwar per finger pointig der Firma in eine beE bzw. Transfergesellschaft. Wie bei NSN soll es keine Kündigungswidersprüche geben und der schwache Gesamtbetriebsrat versucht diese Lösung den Mitarbeitern als „Erfolg“ zu verkaufen.
Angesichts der Spekulationen über einen Merger von NSN und ALU kann man nur zynisch feststellen, dass die beiden Firmenkulturen gut zusammen passen. Und das auf der Leitungs- als auch der Betriebsratsebene.
(IC)
Donnerstag, 14.2.2013
Kein Zeugnisverweigerungsrecht im Internet?
Das Amtsgericht Duisburg hat laut SZ („Nutzer im Netz“ vom 14.2., online) ein recht angreifbares Urteil gefällt:
Demnach kann gegen den Mitarbeiter einer Webpage eine mehrtätige Beugehaft verhängt werden, wenn dieser sich weiterhin weigert, die Namen von auf seiner Webpage schreibenden Autoren zu nennen (nachdem diese etwas geschrieben hatten, das ein rechtliches Nachspiel hatte).
Konkret ging es um eine strittige (natürlich negative) Klinikbewertung im Netz.
Ein solcher Webseiten-Betreiber sei nicht als Journalist anzusehen und habe daher kein Zeugnisverweigerungsrecht, so das Gericht – was aus gleich zwei Gründen etwas weltfremd klingt:
Erstens gibt es ja auch die Möglichkeit, anonym Beiträge einzureichen, und dann hat selbst der Webmaster keine technische Möglichkeit, die Quelle zu identifizieren; und zweitens: Wenn Webseiten nicht unter’s Presserecht fallen, wieso ist es dann verbindlich vorgeschrieben, dass solche Webseiten ein Impressum mit einem „ViSdP“ ausweisen müssen? (Zur Erinnung: ViSdP heißt „Verantwortlicher im Sinne des Presse-Rechts“!)
Aber wie dem auch sein mag: Das Amtsgericht in Duisburg ist ja nun nicht gerade die höchste Gerichtsinstanz, jetzt wurde erstmal eine Verfassungsbeschwerde eingereicht – und den europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gäb’s nötigenfalls ja auch noch. Es ist daher sehr fraglich, ob dieser Versuch einer Einschränkung von Presse- und Meinungsfreiheit im Netz Bestand haben wird – noch ist das Internet eine weitgehend zensurfreie Informationsquelle, und dies ist ein so zentraler Punkt, dass er sicherlich nicht nur von einem Amtsgericht letztinstanzlich entschieden wird, das geht erstmal noch in die nächste Runde.
Und das ist nun das Bundesverfassungsgericht.
ausführliche Rechtsgeschichte auf www.klinikbewertungen.de
(bt)
Dienstag, 12.2.2013
Siemens strippt weiter ab
Wer von einem Job bei Siemens träumt, sollte sich klar machen, dass auch Siemens-Jobs längst nicht mehr sicher sind; nur dass Siemens weniger kündigt als vielmehr ausgliedert. Verscherbelt.
Nach Osram, der Sicherheitssparte und der Wassertechnik stehen als Teil des Siemens-Sparprogramms nun auch noch die Solarsparte, die Verkehrssteuerungssysteme, die Gepäck-Sortieranlagen und die Postautomatisierung an; ein weiterer Kandidat für den Ausverkauf könnte die Gebäudetechnik sein. (www.handelsblatt.com)
Aber vielleicht wäre es ja kürzer, die Bereiche aufzulisten, die Siemens NICHT loswerden will?
(bt)
Montag, 11.2.2013
Endlich – IGM moniert nicht eingehaltene Siemens-Versprechen zur NSN-beE
Wir haben es schon mehrfach kritisiert (und uns auch gewundert, warum die IG Metall nicht deswegen vorstellig wurde): Als letztes Jahr der Siemens-Ableger NSN (Nokia Siemens Networks) langjährige Mitarbeiter in seine Transfergesellschaft „beE“ drängte (unter Androhung von Kündigung im Falle einer Weigerung), lockte NSN-Mutter Siemens mit einem Zuckerli: Wenn Ihr in die beE geht, werdet Ihr bei der Besetzung offener Siemens-Stellen bevorzugt berücksichtigt, zumindest aber (wenn Ihr von der Qualifikation her passt) habt Ihr Anspruch auf ein Vorstellungsgespräch.
Das klang noch genau so lange gut, bis es zur Nagelprobe kam, und dann war davon plötzlich nicht mehr viel übrig, und die Gewerkschaft schien sich darüber nicht allzu sehr aufzuregen. In der heutigen SZ (S. R5) steht nun aber endlich unter der Überschrift „Vorwürfe gegen Siemens“: „Die IG Metall wirft dem Konzern vor, Beschäftigungszusagen für Mitarbeiter des Telefonnetz-Ausrüsters NSN nicht zu halten.“
Darin wird thematisiert, dass es bei 1300 langjährigen ex-Siemens-Mitarbeitern in der NSN-beE bei gleichzeitig rund 3000 freien Siemens-Stellen in Deutschland gerade mal ein Dutzend Siemens-Stellenbesetzungen mit NSN-beE’lern gegeben habe. Siemens wiederum dementiert zwar diese Zahl, nennt aber selber keine – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Daher nur als Beispiel auch noch ein paar eigene Zahlen: Ich bin selbst NSN-beE-Insasse (nach über 30 Jahren bei Siemens und Siemens-Ausgliederung NSN), habe 50 Bewerbungen auf geeignete Siemens-Stellen (bundesweit, aber mit Schwerpunkt auf München) abgeschickt und gerade mal ein einziges Vorstellungsgespräch bekommen (das dann daran scheiterte, dass mir da gerade mal die Hälfte meines früheren Siemens-Gehalts geboten wurde).
Nun kann man freilich fragen: Wer war denn bitteschön so naiv, diese Versprechungen zu glauben?
Okay, zugegeben: Man muss nicht alles glauben. Aber wenn der Siemens-Zentralvorstand öffentlich solche Zusagen macht, sollte man das schon ernst nehmen und nötigenfalls auch deren Einhaltung einfordern! Schön dass das die IGM nun tut – wobei abzuwarten bleibt, mit welchem Erfolg, da hält sich mein Optimismus in überschaubaren Grenzen.
(bt)
Freitag, 8.2.2013
Wird aus Nokia Siemens Networks bald Nokia Alcatel Lucent Networks?
Wie Bloomberg berichtet, sollen derzeit (statt des oft diskutierten NSN-Börsengangs) Verhandlungen über einen Ausstieg von Siemens aus dem Joint Venture NSN laufen, bei dem Nokia gemeinsam mit NSN-Konkurrent Alcatel-Lucent dem bisherigen NSN-Teilhaber Siemens dessen 50%-Anteil an NSN abkaufen will. So entstünde dann ein französisch-amerikanisch-finnisches Gemeinschaftsunternehmen - dass das den NSN-Arbeitsplätzen in Deutschland zu Gute käme, braucht niemand denken. Wie sollen auch deutsche Arbeitnehmer davon profitieren, wenn Finnen, Franzosen und Amerikaner gemeinsam Anteile einer mittlerweile eh schon überwiegend indisch-chinesisch gewordenen Firma kaufen? Mit NSN in Deutschland, oder gar mit dem ehemaligen Weltmarktführer „Siemens Com“ hat das alles nicht mehr viel zu tun.
Statt zwei mal zwei Verlierern schließen sich dann drei Verlierer zusammen, in der frohen Hoffnung so zu einem Siegerteam zu werden - derartige Problemlösungsversuche kommen ja nur allzu oft vor, aber wann hat sowas auch schon mal geklappt?
Erste Kommentare im Internet lauten denn auch zum Beispiel:
„BenQ die Zweite, nur etwas dezenter“,
„Zu den Laden und billig kaufen in China“, oder
„Das Problem bei NSN ist das Management. Man hatte so viel Potenzial und war die letzten Jahre nur damit beschäftigt sich zu restrukturieren. Sparen - koste es was es wolle oder alles nach Indien ist eben nicht das Cleverste. Wenn man eben nicht wie Huawai Billigheimer sein will, muss die Qualität stimmen. Und die kommt nicht aus Indien.“
Aber wie gesagt: Noch ist das alles erst mal nur eine Bloomberg-Schlagzeile, und „verhandeln“ ist nicht gleich „sich einigen“ - es bleibt also abzuwarten, was wirklich daraus wird. Eines ist aber jetzt schon sicher: Es wird turbulent bei NSN! Aber war das jemals anders?
(cnn)
Mittwoch, 6.2.2013
Reichensteuer – grotesk oder faszinierend?
In der SZ vom 6.2. wird unter der Überschrift „Immer noch faszinierend“ der Vorschlag der Linkspartei, niemand dürfe mehr als das 40-fache des gesellschaftlichen Minimums verdienen, als Groteske und Realsatire abgetan. Dabei ist der Gedanke nicht ganz neu: Ich habe schon 2010 in einem NCI-Artikel („Ein nettes Einkommen“ vom 3.12.2010) dieselbe Idee entwickelt, wenn auch (der Magie der runden Zahlen wegen) damals noch mit einem Faktor 100: Der Bestbezahlte soll Netto nicht mehr als das Hundertfache des Niedrigstbezahlten verdienen.
Warum? Nicht nur weil’s sozial wäre, sondern weil es gerecht wäre, genauer gesagt: Leistungsgerecht.
In dem Punkt ist unser kapitalistisches System nämlich gründlich aus den Fugen geraten: Von Jahr zu Jahr geht die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinander, und nun ist längst schon der Punkt überschritten, wo zumindest der Staat dem eine Grenze setzen sollte, wenn’s schon ohne ihn nicht geht. Werfen wir doch nur mal einen kurzen Blick auf das Einkommen von Vorständen: Sind solche Gehälter wirklich noch leistungsgerecht, kann es wirklich sein dass ein einziger Mann so unglaublich viel mehr leistet als seine Leute unter ihm? Oder verwechseln wir hier nur einfach Leistungs- und Marktgerechtigkeit, und lassen uns von Letzterer alles diktieren?
SZ-Redakteur Nikolaus Piper versucht diesen Trend in bester „Basta“-Mentalität als unabänderlich abzutun, frei nach dem Motto: Bedauerlich aber leider nicht zu ändern. („Mit welchen steuerlichen Maßnahmen die Linken dies Ziel erreichen wollen, verschweigt das Programm.“) Ist aber doch gar nicht so schwer zu erraten: Wenn z.B. der Schlechtestbezahlte 1000.- im Monat verdient, dann müsste der Topverdiener eben so besteuert werden, dass ihm netto nicht mehr als 40.000.- im Monat (oder bei meinem Ansatz eben 100.000.- im Monat) verbleiben – er wird’s verschmerzen können, der Unterschied ist immer noch mehr als genug um Leistungsunterschiede angemessen zu belohnen und anzureizen, von einer sozialistischen Gleichmacherei ist das noch immer Lichtjahre entfernt, es wäre vielmehr eine Rückkehr zu etwas mehr Leistungsgerechtigkeit, ohne die auch ein kapitalistisches System auf Dauer nicht bestehen kann.
Die SZ wehrt sich aber in besagtem Artikel gegen jegliche Form von „Umverteilung“, weil es doch insgesamt eigentlich prima laufe, dass es Deutschland so gut gehe, liege an Lohnzurückhaltung und Agenda2010-Reformen, warum also etwas ändern? Dabei liegt die Antwort auf der Hand: Weil Leistungsgerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit systemstabilisierend sind, und weil man Alters- und Kinderarmut durchaus bekämpfen sollte, wenn man es kann, selbst dann wenn’s dem Lande insgesamt relativ gut gehen mag. Kein Grund solche Missstände deshalb nicht anzupacken, nach dem Motto „nur ja nichts ändern, wir könnten dabei ja vielleicht auch etwas verschlimmbessern“.
Aber wer damit argumentiert, dass es uns dzt. so gut gehe, und man deshalb nur ja nichts ändern dürfe, der werfe doch bitte mal einen Blick zurück auf die deutschen Wirtschaftswunderjahre: Waren die denn so verkehrt?
Und nun vergleichen Sie mal den Faktor „höchstes/niedrigstes Einkommen“ von damals mit dem von heute!
Seitdem ist einiges gewaltig aus dem Ruder gelaufen. Und auch das war eine Umverteilung, eine von unten nach oben; es geht nun „nur“ noch darum, bei dieser Umverteilung die Richtung zu korrigieren…
Nun kann man ja die Linken mögen, muss aber nicht; aber wie kann man einen Vorschlag, über eine steuerliche Begrenzung des Einkommensbandes nachzudenken, so unreflektiert als groteske Realsatire abtun?
Mit dieser „lass-mal-nur-immer-so-weiterlaufen-das-passt-schon“-Mentalität macht es sich jemand dann doch gar zu einfach!
(bt)
Dienstag, 5.2.2013
Betriebsrat bei Foxconn
Oft genug schon haben wir über die Missstände bei Foxconn berichtet - bei Foxconn lässt nicht nur Apple seine iPhones bauen, auch Nokia lässt diese chinesische Firma für sich arbeiten. Dabei kommt die Firma nicht aus den Schlagzeilen: Mit Protesten und Streiks wegen der Niedriglöhne, die sich die Chinesen so langsam auch nicht mehr gefallen lassen, aber auch mit Suizid-Serien wegen der schlechten Arbeitsbedingungen der dort eingesetzten chinesischen Wanderarbeiter.
Nun soll bei Foxconn nicht nur eine Art Betriebsrat eingesetzt, sondern sogar demokratisch gewählt werden - eine kleine Revolution in China. In geheimer Abstimmung sollen 1,2 Millionen Foxconn-Mitarbeiter 20 Komitee-Mitglieder und deren Vorsitzenden bestimmen – dieses Stück Demokratie geht sogar ein Stück weiter als bei uns in Deutschland, wo die Mitarbeiter zwar ihre Betriebsräte, nicht aber deren Vorsitzenden selbst wählen können.
Ein guter und überfälliger erster Schritt, dem aber weitere Herausforderungen folgen werden: Ähnliche Institutionen werden in China bisher traditionell von Regierungsstellen und Management kontrolliert, haben also primär eine Feigenblattfunktion – wird der neu gewählte Foxconn-Betriebsrat sich, wenn seine Belegschaft ihm genügend den Rücken stärkt, dagegen behaupten können?
(bt)
Dienstag, 5.2.2013
Eine besonders dreiste Mogelpackung
Dass westeuropäische Firmen Billigschrott aus Niedriglohnländern mit ihrem Nobel-Logo umetikettieren, um so die Gewinnspannen zu erhöhen, ist nichts Neues – zum Beispiel ist längst nicht mehr bei allem, wo „made in Germany“ draufsteht, auch alles drin „made in Germany“, und so wird dem Kunden quasi als Wienerschnitzel ein Schweineschnitzel zum Preis eines Kalbschnitzels verkauft.
Besonders heikel wird’s freilich, wenn es nicht nur um ein Schnitzel, sondern um sicherheitsrelevante Produkte geht, wie z.B. Flugzeuge!
Genau das ist nun in Italien passiert: Nachdem am Samstag eine Alitalia-Maschine beim Landeanflug auf Rom von der Landebahn abkam und in der Botanik landete, wobei 16 Passagiere (teilweise schwer) verletzt wurden, stellte sich heraus, dass die Maschine eigentlich einer rumänischen Fluglinie gehörte, aber aus Kostengründen von der Alitalia unter deren Logo eingesetzt wurde!
Und wie löste Alitalia nun das damit verbundene Image-Problem? Über Nacht wurde die Maschine mit diesem Alitalia-Logo eben mal schnell weiß übertüncht! Einfach weißer Lack drüber, quasi als weiße Weste. Und, hat’s funktioniert?
„Eine Hand voll Weiß reicht nicht aus, um die Schande auszulöschen“, „Totale Schande“, „Braucht Ihr Maler? Wendet Euch an Alitalia“ tönt in Italien das empörte Echo zurück.
Hat wohl nicht ganz geklappt, so einen Imageschaden zu vermeiden – ganz so doof sind die Menschen dann wohl doch nicht - wäre schön, wenn dies auch allgemein das Verbraucher-Bewusstsein gegenüber solchen Billigheimer-Mogelpackungen schärfen würde!
(bt)
Samstag, 2.2.2013
NSN: 31.1.2013 war Jahrestag der „Restrukturierungsmail“
Ja, es ist schon 1 Jahr her, dass die „Restrukturierungsmail von NSN – nächste Schritte in Deutschland“ uns NSN’ler erreicht hat. Es war der 31. Januar 2012 um 12:01 Uhr als die Mail alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von NSN in Deutschland erreichte.
Es war ein Schock für uns alle. Und wie schaut es heute aus? Die Restrukturierung, Verkäufe und Ausgliederungen gehen munter weiter. Mal sehen wie lange noch.
Wie geht es den Personen, die daran glauben mussten und jetzt in der beE sitzen, dank der Unterzeichnung von Namenslisten? Diese Frage stellt niemand von den Verbliebenen und den Verantwortlichen.
(Buggy 15)
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