NCI Aktuell Archiv Oktober 2010
Samstag, 30.10.2010
NSN baut Australiens Supernetz
Die Firma Nokia Siemens Networks darf sich über einen Megadeal aus Australien freuen, denn das Backbone des Gigabit-Breitbandnetzes soll von ihr gebaut werden. Nach Angaben von NSN werden ca. 282 Millionen Euro über 10 Jahre lang investiert. (
www.onlinekosten.de)
(EK)
Donnerstag, 28.10.2010
Blick zur NSN-Konkurrenz: Was sagt Ericsson?
Ericsson ist
"cautious on recovery despite profit" (
www.nytimes.com); tatsächlich hat Ericsson erst kräftig an der Kostenschraube gedreht (wie NSN ja auch), und nun im dritten Quartal seinen Profit vervierfacht (das hat NSN noch vor sich), allerdings um den Preis gesunkener Umsätze (dieses Problem gleichzeitig Umsatzwachstum UND Profit zu machen kennt man bei NSN auch bestens), und es ist dies erst das dritte positive Quartal in Folge (auch das klingt bekannt).
So weit klingen Ericsson und NSN eigentlich gar nicht so verschieden...
Das gilt auch für das Statement
"we are not out of the tunnel yet, but we may be beginning to see the light at the end of the tunnel" - klingt bekannt?
Trotz aktuellem Quartalsgewinn gibt Ericsson aber eine eher verhaltene Prognose für die Erholung der Telekommunikationsindustrie.
Das sieht NSN etwas optimistischer:
uk.reuters.com
"A recovery is well underway in the telecoms market and the US will remain the driver of growth next year", so der NSN-CMO.
Zum Optimismus bzgl. USA gibt natürlich der NSN-Motorola-Deal tatsächlichen Anlass.
Ericsson räumt übrigens immer noch eine Verknappung von wichtigen Bauteilezulieferungen von asiatischen Lieferanten ein; wir thematisierten diese Folgen einer leichtsinnig eingegangenen Abhängigkeit von China bereits in unserem Artikel
"Chinesisches Risikomanagement" vom 25.10.2010.
Interessant auch die allseits beliebten Verschmelzungsgerüchte:
"Ericsson is open to considering new acquisitions, including the possible purchase of a rival, Nokia Siemens Networks".
Ah ja - na an dem Bissen könnte sich jemand verschlucken. Es ist erst ein paar Jährchen her, dass man sich bei Siemens dagegen entschloss, umgekehrt Ericsson aufzukaufen ... Der Ericsson Chief Executive beantwortete die nachgehakte Interviewfrage ob Ericsson ein potentieller NSN-Käufer sei sybillisch mit einem vielsagenden
"that's a very good question" - ja, gell...
Um nur ja nicht den Rückschluss zuzulassen, dass NSN etwas habe oder könne was Ericsson nicht auch selber hat oder kann, wurde noch schnell (auch unter Verweis auf den Nortel-Einkauf) nachgeschoben, wenn dann sei Ericsson weniger an NSN's Technologie als an seiner Kundenbasis interessiert - wobei NSN, Siemens und Nokia sich diese freilich mit ihrer Technologie erworben haben, von nichts kommt nichts.
(bt)
Donnerstag, 28.10.2010
Deutschland im europäischen Vergleich:
Vorbild bei den Arbeitslosenzahlen (< 3 Mio), aber auch Vorreiter im Niedriglohnsektor (6,55 Mio)
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen konnte sich nicht zurückhalten, sie verkündete laut
SZ noch vor der offiziellen Bekanntgabe durch die Bundesagentur für Arbeit, die Erfolgsmeldung, dass die Arbeitslosenquote unter 3 Millionen gesunken sei, dem niedrigsten Stand seit Oktober 1992. Die ganze Wahrheit über das deutsche Jobwunder haben wir
im Artikel vom 1.9.2010 dargelegt.
Deutschland hat allerdings auch einen anderen Rekord erreicht, und der betrifft die Anzahl der prekären Arbeitsverhältnisse. Dies wird natürlich nicht von der Bundesregierung veröffentlicht. Dafür gibt es eine
aktuelle Studie vom IAQ (Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg Essen), die sich ausgiebig mit dem Thema Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland beschäftigt, Stand der Untersuchungen (leider nur) bis 2008.
Vier wesentliche Punkte aus diesem IAQ-Report:
- 6,55 Millionen Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor
- Die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten ist seit 10 Jahren stetig gestiegen bis auf 6,55 Millionen (in 2008)
- In zehn Jahren hat diese Gruppe damit um 2,3 Millionen zugelegt.
- Die Zahl ist damit etwa doppelt so hoch wie in Frankreich.
Definition Niedriglohngrenze:
Weniger als zwei Drittel des mittleren Stundenlohnes (Median) aller abhängig sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.
- 2,2 Millionen Menschen im Niedriglohnsektor arbeiten für weniger als 6 Euro
- 2,2 Millionen Menschen bekommen pro Stunde weniger als sechs Euro
- Ein steigender Anteil verdient weniger als 50% des Medianlohnes, dies wird in vielen Ländern durch gesetzliche Mindestlöhne unterbunden
- 1,3 Millionen Menschen im Niedriglohnsektor sind Aufstocker
- Obwohl zum Teil vollbeschäftigt, müssen 1,3 Mio Menschen zusätzlich noch Hartz IV beantragen
- Der Anteil ohne abgeschlossener Berufsausbildung < 20%
- Der Anteil der Niedriglohnbeschäftigten mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung hat sich deutlich erhöht auf (... auf 71,9% 2008).
- Nimmt man die Beschäftigten mit einem akademischen Abschluss hinzu, sind mittlerweile vier von fünf Niedriglohnbeschäftigten in Deutschland formal qualifiziert – ein auch im internationalen Vergleich extrem hoher Wert.
Deutschland ist damit in Europa Vorreiter bei den Auswüchsen des Niedriglohnsektors. Kein anderes Land hat in den vergangenen Jahren eine derartige Zunahme des Niedriglohnsektors und eine Ausdifferenzierung der Löhne nach unten erlebt. Direkte Folge dieser Politik ist eine zunehmende Armut bei beschäftigten Menschen.
Dies beklagt auch der
Glocalist „Arbeit, die arm macht kann nicht das Ziel der Politik sein“. Und der DGB ist der Meinung: „Die Ausweitung der prekären Beschäftigung ist ein soziales Pulverfass und muss schnellstens gestoppt werden, denn sie ist ein wesentlicher Grund dafür, dass immer mehr Menschen in Europa trotz Arbeit in Armut leben müssen.“ und weiter „Wir begrüßen zwar, dass die Bekämpfung der Armut eine der Leitinitiativen der Europa-2020-Strategie ist... aber Absichtserklärungen alleine reichen nicht aus, wir brauchen Taten in Europa und in den Mitgliedsstaaten."
Schutzmechanismen gegen die Auswüchse des Niedriglohnsektors wären z.B. verbindliche Lohnuntergrenzen (gesetzliche Mindestlöhne) oder eine hohe Tarifbindung; Deutschland hat hingegen weder das eine noch das andere. Mit vernünftigen, menschenwürdigen Gehältern könnte man sowohl die Leistungen für Aufstocker für ALG II reduzieren als auch die Einnahmen für Steuern und Sozialabgaben erhöhen. Das muss die deutsche Regierung nur noch wollen.
(sh)
Mittwoch, 27.10.2010
Abbau des Urlaubsanspruchs 2010 bei NSN noch im laufenden Jahr
Zahlreiche NSN-Kollegen (nicht alle, was aber eher an einem löchrigen Verteiler liegen dürfte) wurden in einer Rundmail angewiesen:
"Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollen ihren gesamten Resturlaub bis spätestens 31.12. nehmen".
Nach einer klaren "disziplinarischen Anweisung" im juristischen Sinne klingt das weniger, denn im Arbeitsrecht bedeutet ein "soll..." allenfalls eine Richtgeschwindigkeit, also eine Empfehlung, der man folgen sollte aber nicht juristisch zwingend muss.
In einem Q&A-Papier des Arbeitgebers steht dazu aber:
"Juristisch gesehen handelt es sich hier um eine disziplinarische Anweisung, die, wenn ihr nicht Folge geleistet wird, arbeitsrechtliche Konsequenzen haben kann."
Man kann es also mal wieder unterschiedlich sehen - von stilistischen Fragen mal ganz abgesehen, und im Zweifelsfall gilt wohl der alte Spruch "wo kein Kläger da kein Richter".
Ferner steht da aber auch
"der GBR unterstützt diese Aktion" - der diese Aussage aber prompt deutlich relativierte:
Richtig ist zwar, dass der GBR das Management in seinem Bemühen unterstützt, durch Urlaubsnahme im laufenden Kalenderjahr die entsprechenden Rückstellungen für Urlaubsansprüche im größtmöglichen Umfang zu reduzieren.
Die Linemanager sollten mit ihren Mitarbeitern die Urlaubsplanung für 2010 abschließen und hierbei eine maximal mögliche Urlaubsnahme einfordern. Darüber sollten GF und GBR gemeinsam die Beschäftigten informieren. Stattdessen nun aber eine einseitige Kommunikation der GF, verbunden mit massivem angedrohtem arbeitsrechtlichem Druck - so war das nicht mit dem GBR abgestimmt, und der GBR fordert die Rücknahme der unhaltbaren Androhung arbeitsrechtlicher Konsequenzen!
Und nun? Wir empfehlen, eine grundsätzliche Klärung des GBR und lokalen BR abzuwarten, keiner sollte sich als Einzelperson darüber mit seiner Firma streiten und damit gefährden, für solche Klärungen habt Ihr Eure Interessenvertretung.
Update:
Seit 28.10. gibt es dazu
eine ausführliche Stellungnahme des NSN-BR Mch-M(nur im NSN-Intranet zugänglich); schon die Überschrift bringt's auf den Punkt: "Wer kann, sollte".
Hilfe im Konfliktfall erhalten betroffene Kollegen nötigenfalls vom Betriebsrats-Arbeitszeitausschuss.
(cnn)
Dienstag, 26.10.2010
NCI-Umfrage zur Weiterbeschäftigungs-Situation der NSN-Kurzarbeitsrückkehrer:
Abgabefrist verlängert
Zum 1.10.2010 sind die ersten 98 NSN-Kollegen aus ihrer Kurzarbeit zurückgekehrt; damit steht nun also die Nagelprobe an,
und wir müssen die zu Beginn der Kurzarbeit versprochene vertragsgemäße Weiterbeschäftigung nach Rückkehr aus der Kurzarbeit einfordern.
Vor den Taten aber muss erst einmal ein Handlungsbedarf ermittelt werden, erst die Diagnose und dann die Therapie; daher bitten wir die betroffenen 98 Kollegen (und nur diese) um Rücksendung des nachfolgenden Fragebogens.
Bitte dazu das Word-Dokument (
KA-Fragebogen.doc) anklicken, letzte Spalte ausfüllen und als Mail-Attachment bis 31.10.2010 an
info@nci-br.de abschicken.
Vertrauliche/anonyme Behandlung ist natürlich gewährleistet.
(bt)
Dienstag, 26.10.2010
NSN will Windows 7 – Aus „Stuxnet“ nichts gelernt?
Nun ist es raus: Wie uns die „IT-Roadmap“ zeigt, will NSN schon im ersten Quartal 2011 – zumindest nach und nach – von „Windows XP“ auf „Windows 7“ migrieren. Umfragen wurden angefertigt, wo man sich als des Englischen unfähig äußern und die Beibehaltung deutscher Benutzerführung bei der Plattform sowie „Office“ fordern konnte und dergleichen mehr.
Allerdings erinnert uns der Begriff „Windows“ an die beunruhigenden Pressemeldungen von kürzlich über einen IT- Schädling namens „Stuxnet“, dessen zweifelhaftes Wirken zwingend Windows- Plattformen voraussetzt, und der auf davon abweichenden Systemen schlicht nicht lebensfähig ist.
Zwar ist „Stuxnet“ beileibe nicht die einzige Bedrohung solcherlei Systeme, aber dieser Schädling ist eben doch etwas Besonderes. Die „Stuxnet“-Programmierer brachten es nämlich fertig, der Reihe nach gleich mehrere Unzulänglichkeiten verschiedener Versionen von auf dem Win32-Kernel basierenden Windows- Typen als möglichen Angriffspunkt zu erkennen und in den Infektionsroutinen dieses Schädlings zu implementieren – lange bevor Microsoft dies überhaupt erkannte und die Kunden vor den „Bugs“ warnen konnte. Es war gerade die mehrfache Änderung der Ausbreitungsart, die dem Schädling immer wieder half, selbst erfahrene Benutzer auszutricksen und sich Zugang auch zu industriellen Zielen zu verschaffen.
Zunächst bediente sich „Stuxnet“ manipulierter „autorun- Dateien“ auf Wechseldatenträgern, wobei bei Einlegen einer CD oder DVD automatisch durch die dort abgelegte Datei „autorun.inf“ referenzierte ausführbare Dateien abgearbeitet werden. Cyber-Kriminelle hatten schnell erkannt, dass sich dieses „Feature“ bestens zum Einschleusen destruktiven Kodes in ein System heranziehen lässt. Die Technik funktioniert seit „Win'95“ und hat seitdem ungezählte Anwender ihre Daten gekostet – guten Morgen Microsoft!
Nachdem nun gerade im Büroumfeld größerer Firmen diesem gefährlichen Unfug per „Gruppenrichtlinie“ ein Riegel vorgeschoben wurde – das ist ein Teil der ständigen „Updates“, die im Hintergrund auf unseren Windows-Büchsen laufen und die Arbeit bremsen – entschieden sich die „Stuxnet“- Programmierer, den nächsten, bis dahin völlig unbekannten, „Bug“ auszunutzen. Es war der so genannte „Link-Angriff“, bei dem zur bunt und hübsch gemachten Darstellung von Dateien, auch auf Wechseldatenträgern, über nicht angezeigte „*.lnk-Dateien“ im selben Verzeichnis, diese Dateien mit zugehörigen „Ikonen“ also Sinnbildchen, verknüpft werden.
Diese „*.lnk-Dateien“ sind technisch gesehen der armselige Versuch, die aus der UNIX-Welt seit Jahrzehnten bekannten „Symbolischen Verknüpfungen“, auch „Symlinks“ oder „Softlinks“ genannt, im Dateisystem nachzubilden, um damit von der einen auf die andere Datei zu verweisen, also eine „Umleitung“ zu implementieren. Leider hatte Microsoft nicht bedacht, dass auf präparierten Datenträgern statt ein solches „Icon“ zu laden, auch die Ausführung beliebigen, hier destruktiven, Programmkodes erzwungen werden kann – guten Morgen Microsoft!
Doch damit sind die „Features“ keineswegs erschöpft. Den Verdacht, dass „Stuxnet“ auf kriminelle Weise kommerzielle Interessen verfolgt, untermauerte ein Reverse Engineering des extrahierten Kodes, welches unter anderem ergab, dass es das offensichtliche Ziel von Stuxnet ist, über mehrere Schwachstellen innerhalb des von Siemens erstellten und vertriebenen, in der Industrie häufig eingesetzten Prozessvisualisierungssystems „WinCC“ = „WindowsControlCenter“ an unternehmenskritische und damit teuer vermarktbare Details von industriellen Prozesssteuerungen zu gelangen. Ebenfalls wurde hier ersichtlich, dass die „Stuxnet“-Schreiber offenbar über Insider-Wissen verfügten und sowohl wussten, wie das Benutzername-Kennwort-Paar zum Zugriff auf den internen SQL-Server von „WinCC“ lautete, als auch die Tatsache kannten, dass diese Zugangsinformation offenbar fest und unveränderbar im Programmkode von „WinCC“ verankert war – wie kann man nur?!
Diese Information gaben sie ihrem Schädling mit auf den Weg, um auf diese Weise jederzeit an Systeminterna der jeweils befallenen Prozesssteuerung zu gelangen. Die so gewonnenen Informationen wurden und werden sodann per Netzverbindung von „Stuxnet“ an von seinen Programmierern bereitgestellte Server übermittelt.
Wie wir der Presse vielfach entnehmen konnten, sind hiervon offenbar auch Atomkraftwerke wie Busher im Iran betroffen, wobei die deutschen Atomkraftwerke sehr bald Entwarnung gaben.
Leider verfällt die weitgehend synchrone Presse hier in eine verantwortungslose Panikmache, da grundsätzlich verschwiegen wird, dass zumindest in deutschen Atomkraftwerken für die Komponenten der höchsten Sicherheitsstufe keine hochintegrierten Bausteine wie Prozessoren – und erst recht kein hierauf laufendes Betriebssystem à la „Windows“ Verwendung finden darf, sondern dass für die Auslösung von Schnellabschaltung, Steuerung von Moderatorstäben, Regelung der Komponenten des Primärkreislaufes und ähnlicher Elemente, ausschließlich auf Basis diskreter Bauelemente entwickelte Schaltungen Verwendung finden dürfen – Glück gehabt! ...Beruhigend, dies zu wissen. Obgleich die Sache an sich durchaus zur Sorge Anlass gibt – die schöne bunte „Windows-Welt“ hat offensichtlich ihren Preis...
Daher abschließend unsere Frage: Wie sicher ist nun aber unser neues „Windows“?
Wir werfen kurz einen Blick in
Wikipedia, und schon den ersten Zeilen entnehmen wir:
IT- Schädlinge wie „Stuxnet“ laufen auch auf unserem schönen neuen „Windows 7“ – bingo!
(root)
Dienstag, 26.10.2010
Deutsche und französische Streitkultur
In Deutschland wird wegen eines teuren Bahnhof-Umbaus und ein paar Bäumen heftigst demonstriert,
und in Frankreich (dem dortigen Naturell entsprechend noch etwas heftiger) gegen ein höheres Rentenalter
(von dem wir Deutschen nur träumen könnten, wir diskutieren so was wesentlich entspannter auf einem um 5 Jahre höheren Niveau) -
was stimmt hier wohl nicht?
Was würden die Franzosen wohl machen, wenn ihr Präsident die Rente auf 67 erhöhen wollte - eine Atombombe zünden?
Und was müsste die deutsche Regierung machen, bevor die Deutschen dagegen so demonstrieren wie die Franzosen:
Das Rentenalter auf 80 hochsetzen?
Was wir bräuchten wäre etwas mehr europäischer Ausgleich, eine deutsch-französische Melange, bei der sich Deutsche und Franzosen
sowohl was das Rentenalter als auch was ihr aufbegehrendes Engagement betrifft in einer vernünftigen Mitte treffen würden.
Die
Zeit
bejubelt schon ein deutsches Erwachen, das wohl allenfalls ein müdes Augenblinzeln ist.
Wofür oder wogegen geht der Deutsche wirklich auf die Straße? Gegen die zunehmende Umverteilung von Arm zu Reich (20% besitzen 80% und andersrum),
gegen die bedingungslose Markt- statt Leistungsorientierung und damit überhaupt nicht mehr leistungsgerechte (geschweige denn soziale)
Einkommens-Auswüchse nach oben und unten, gegen die HartzIV-"Rechenkünste" der Regierung, gegen die Rentner-Abzocke, ...?
Na ja, in einem Nebensatz kann man wenigstens lesen:
„Viele Bürger glauben auch nicht, der Gipfel der Vernunft sei erreicht, wenn antiquierte Atomkraftwerke länger laufen und den Konzernen der Profit und der Bevölkerung das Risiko überlassen wird.“
Aber, so neu-aufgeweckt und rebellisch - wie in diesem eloquent, schmissig geschriebenen Artikel dargestellt - ist der Bürger hierzulande noch bei weitem nicht! Wo waren die Proteste gegen HartzIV? gegen die Rente 67? gegen Krieg in Afghanistan? gegen € 144 Mrd. für die HRE?
Ganz anders dagegen die Franzosen (Rente mit 62). Wir deutschen Michels lieben die Selbsthypnose und den Kampf an (nach dem immer wieder prima funktionierenden Teile-und-herrsche-Prinzip aufgemachten) scheinwichtigen Fronten wie Hartz-IV-Empfänger gegen Mittelstand, Junge gegen Alte, Rentner gegen Einzahler, Bayern-München-Fans gegen Borussia-Dortmund-Fans, Migranten gegen Eingeborene, Arbeitslose gegen Arbeitende, etc. etc...
Die Volkseinheit, und das was den Großteil des Volkes eigentlich zusammen halten sollte, nämlich die gemeinsamen Interessen, das Gemeinwohl, wurde durch Medienhetze, Gehirnwäsche und Falschinformation ausgehebelt. Die deutsche Gesellschaft stellt sich heute zergliedert, verzettelt, gewissermaßen in einem atomisierten Zustand dar, kann folglich nur noch schwer gemeinsam agieren. Diese Orientierungslosigkeit zeigt sich z.B. auch daran, dass man für eine Gaga-Veranstaltung wie der Love Parade oder beliebig banale Sportveranstaltungen 100.000-de von Menschen mobilisieren kann, wenn es aber um die elementarsten Eigeninteressen geht tut sich nix !!! Welchen Verblödungsgrad hat der dt’sche Michel denn bereits erreicht ?!
Armes Deutschland...
Auch bei Stgt 21, an dem sich die Emotionen – nicht so sehr der Sachverstand auf beiden Seiten – entzünden, geht es nur um < 10 Mrd., - und diese fließen wenigstens in Sachinvestitionen. Dagegen: Diese Woche wurde für HRE die ‚bad bank‘ gegründet, in die die HRE ca. € 124 Mrd. mit Staatsgarantie versehene Wertpapieremmissionen auslagert! Das wird in den Medien nicht mal erwähnt, die Gründung der ‚bad bank‘ dagegen nur lobend gewürdigt! – Abo von Spiegel, SZ, FAZ sofort kündigen. Die € 124 Mrd. bleiben beim dt’schen Michel hängen, - die Einlagen der Millionäre, die Renten und Boni der HRE Manager dagegen sind gerettet! – das sind wahrlich keine bleibenden Sachinvestitionen!
Protest dagegen in der Bevölkerung: mitnichten, das Volk liest lieber den Sarrazin (amazon #1 Titel) und erregt sich an der neuen Frontlinie Muslime gegen Deutsche! – die Verblödung schreitet zügig fort...
Zum frommen Wunsch nach einer vernünftigen europäischen Lösung resumiert denn auch die
Zeit online:
"Nicht sehr wahrscheinlich scheint dagegen, dass die Modernisierungsproteste ihre lokalen Interessen hintanstellen und die Regierungen dazu bringen, Druck auf die EU auszuüben, um endlich eine europäische Sozial- und Wirtschaftsordnung zu etablieren, die ihren Namen wirklich verdient.“
(pjbt)
Dienstag, 26.10.2010
Gleicher Job, weniger Kohle
Frauen verdienen nur deshalb weniger weil sie schlechter bezahlte Tätigkeiten vorziehen - von der Babypause und Teilzeit ganz zu schweigen -
das war bisher eine bequeme Ausrede für die ungleichen Gehälter von Männlein und Weiblein in Deutschland.
Die 24% Gehaltsunterschied erklären sich aber nur zum Teil daraus: Ein Projekt des zuständigen Ministeriums ermittelte
auch für völlig gleiche Tätigkeiten und Qualifikation einen geschlechtsbestimmten Gehaltsunterschied von immer noch 8% !
Interessanterweise gibt es diese Unterschiede noch nicht bei der Einstellung - der Schlüssel liegt also vielmehr in der weiteren
Gehaltspflege in den Unternehmen.
Wer nun allerdings nur und ausschließlich den Männern die Schuld daran gibt, greift womöglich zu kurz:
Einer DIW-Studie zufolge gaben Frauen auf die Frage, was sie als gerechten Lohn ihrer Arbeit empfinden würden,
im Schnitt um ein Viertel geringere Summen als ihre männlichen Kollegen an!
Und doch bekommen sie nicht 25% sondern "nur" 8% weniger Kohle - damit kommen sie noch gut weg, könnte man(n) lästern.
Merke: Nichts kommt von Ungefähr, etwas weniger still-ergebene Bescheidenheit wäre vielleicht auch kein Fehler!
(cnn)
Montag, 25.10.2010
Wiedersehen vor Gericht
Das war und ist auch das Motto vieler NCI-ler, die im Kampf gegen die rechtswidrigen Methoden der Firma Siemens und NSN nichts
der Willkür überlassen wollen. In den überwiegenden Fällen hat sich dieser Gang auch gelohnt, insbesondere bei den vielen Verfahren
wegen Kündigungen ohne die gesetzlich vorgeschriebene Sozialauswahl.
Heute trifft dies – das Wiedersehen vor Gericht – auf den früheren AUB-Bundesvorsitzenden Wilhelm Schelsky zu,
der im Clinch mit der Firma Siemens bereits vor zwei Jahren wegen Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung verurteilt wurde und
nun eine Revision des Falles beim Bundesgerichtshof erreichte. Damit ist das Ende dieser unsäglichen Beziehung
(siehe Artikel vom 1.9.2010)
mit Siemens weiter hinausgeschoben.
Laut
SZ
rechnet sein Verteidiger „mit einem auf jeden Fall günstigeren Urteil“. Er wurde 2008 vom Landgericht Nürnberg-Fürth
zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt.
(sh)
Montag, 25.10.2010
Chinesisches Risikomanagement
Es ist schon erstaunlich: Obwohl China nicht gerade als stabiler freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat bekannt ist
(genau genommen noch nicht mal als instabiler...), begeben sich die "westlichen" Industrienationen und ihre Firmen
leichtfertig in eine sehr hohe Abhängigkeit von China, ohne jeglichen "Plan B" - ohne Rückfallmöglichkeit, ohne "second source" -
setzen alle Chips darauf dass schon alles gut gehen wird für die nächsten 100 Jahre, und wenn doch nicht
dann hat man ja schon eine schöne Ausrede für ausbleibende Gewinne parat. Die Frage "wieso hast Du denn
diese Entwicklung nicht vorausgesehen und vorgesorgt?" ("mitigation measures" heißt sowas im Risikomanagement,
also Maßnahmen zur Schadensbegrenzung wenn ein mögliches Risiko zur Realität wird) wird dann aber wohl zulässig sein,
jeder Manager der einfach nur alle Chips auf China setzt handelt höchst fahrlässig.
Ein aktuelles Beispiel bilden die "seltenen Erden", die z.B. für Windkraftwerke, Energiesparlampen und Photovoltaikanlagen
und viele andere Produkte des täglichen Lebens benötigt werden: China hat es mit dem Geschick einer zentralen Planwirtschaft verstanden
sich hier eine Monopolstellung zu schaffen, und die anderen Nationen waren (vor lauter Gottvertrauen in die Kräfte der freien Marktwirtschaft)
doof genug, einfach nur zuzusehen. Und nun spielt China eben mal schnell seine Monopolstellung mit Exportbeschränkungen als
handelsbpolitischer Waffe aus - wen wundert's?
Wenn es nun diese seltenen Erden nur in China gäbe - na schön, dann bliebe eben nur noch der Weg, nach Ersatzstoffen und anderen
technologischen Lösungen zu suchen. Ist aber nicht: Es gäbe solche Rohstoffe auch noch in Australien, Kanada, Grönland, Vietnam,
der Mongolei, ... selbst in Kalifornien wurde ein Bergwerk stillgelegt, weil es mit den (mit den Tricks einer zentralen Planwirtschaft ermöglichten)
Dumpingpreisen der Chinesen nicht mehr konkurrenzfähig war; erschwerend kommt hinzu, dass die Förderung dieser "seltenen Erden"
(die in Wahrheit nicht seltener sind als Zinn oder Blei) ausgesprochen aufwendig ist, und da hat ein Land wie China, in dem Arbeit billlig und Umweltschutz inexistent ist, naturgemäß einen Wettbewerbsvorteil. Was zeigt: Fahrlässig handeln nicht nur Firmenchefs, sondern auch
westliche Regierungen mit ihrer allzu reinen Lehre von der freien Marktwirtschaft, wo man sich in allzu große Abhängigkeit
von den Lieferungen einer einzigen Nation begibt wäre auch der Staat gefordert, die Sicherung der eigenen Unabhängigkeit durch staatliche
Förderprogramme zu bewahren. Und Eile tut not: Nicht nur die Entwicklung neuer Technologien, auch die schlichte Erschließung neuer Minen
kostet auch schon mal fünf bis zehn Jahre.
Firmen, die nicht auf chinesische Rohstoffe angewiesen sind, können sich aber deshalb noch lange nicht entspannt zurücklehnen:
Auch die völlige Abhängigkeit von chinesischen Bauteile-Zulieferungen (klingt bekannt?),
oder chinesischer Arbeitskraft und Knowhow nach vollzogenem Offshoring (klingt noch bekannter?)
oder einfach nur von China als Volumen-Absatzmarkt führt früher oder später in eine Katastrophe, denn für China stellt sich nicht die Frage OB,
sondern nur WANN und WIE der Knoten platzt. Einseitige Abhängigkeit von einem Monopolisten war noch nie gut, jeder Manager weiß das -
wieso wird diese Erkenntnis dann bzgl. China komplett verdrängt? Rechtfertigen die chinesischen Niedriglöhne so ein va-banque-Spiel?
Und selbst wenn: Jeder gute Zocker weiß, dass er irgend wann mal aussteigen muss (möglichst wenn seine Taschen gerade gut gefüllt sind),
wer nicht aufhören kann spielt so lange weiter bis er blank ist. Wo aber ist unser Ausstiegsszenario aus der totalen chinesischen Abhängigkeit?
Hier sind Regierung und Firmenlenker gleichermaßen gefordert.
(bt)
Montag, 25.10.2010
NSN erhält Auftrag aus Dubai
Medienberichten zu Folge, hat Emirates Integrated Telecommunications, in Dubai ansässig, NSN einen EUR 77 Millionen-Auftrag erteilt.
NSN soll das Mobilfunknetz der Vereinigten Arabischen Emirate auf den neuesten Stand bringen.
Dabei geht es um die Expansion des 2G-Netzes und die Einrichtung eines 3G-HSPA+-Netzes mit einer Geschwindigkeit von bis zu 42 MB.
(EK)
Sonntag, 24.10.2010
NSN – Keine automatische Entfernung von Abmahnungen aus PA- Akte mehr
Die uns noch aus unserer Zeit bei Siemens AG bekannte interne Regelung, wonach Abmahnungen nach zwei Jahren durch die Personalabteilung automatisch aus der Personalakte entfernt werden – eine übrigens bei den meisten Firmen anzutreffende Gepflogenheit, da nach solch langer Zeit ohnehin arbeitsrechtlich belanglos – scheint im Zuge des Betriebsüberganges zu Nokia-Siemens-Networks GmbH gleich mit über Bord gekippt worden zu sein.
Diese traurige Änderung hatten wir allerdings nicht zufällig mitbekommen. Nein, wie uns berichtet wurde, ereignete sich bei einem Kollegen, vor über zwei Jahren als Systemtestingenieur in der Münchner Martinstrasse tätig, aufgrund äusserer Umstände bei durchzuführenden Tests ein geringfügiger Terminverzug. So etwas kommt vor, und ist für sich schon ärgerlich genug – umso mehr staunte der Kollege, wie auch das Münchner Betriebsratsgremium, als dieses „Vergehen“ alsdann mit einer
Abmahnung quittiert wurde.
Dem Kollegen, damals für den Betriebsrat MchM tätig – pflichtbewusst und somit unbequem – drängte sich schon alleine wegen der wortreichen, doch nicht gerade substantiierten Formulierung der Verdacht auf, dass die Sache etwas mit seiner BR- Tätigkeit zu tun haben könnte, schrieb unverzüglich eine
Klarstellung und forderte die Personalabteilung auf, das Dokument in die Akte aufzunehmen.
Er verzichtete auf Beschreiten des Rechtsweges, da eine letztinstanzliche richterlich angeordnete Entfernung von Dokumenten aus der Personalakte in etwa genau so lange dauert, wie die oben genannte „Verjährungsfrist“.
Nicht schlecht gestaunt hatten wir soeben, als nunmehr von seiten „Human Resources“ mitgeteilt wurde, eine solche Regelung gebe es nicht mehr und eine Abmahnung bleibe somit auf unbestimmte Zeit in der Personalakte.
Und was lernen wir daraus?
Will man sich von einem deratigen Damoklesschwert – beispielsweise aus „Reinlichkeitsbedürfnis“, oder alleine aus Karrieregründen schon – irgendwann befreien, so reicht ein Verhalten ohne weitere Verstösse und Abwarten bis zur automatischen Entfernung alleine also schon lange nicht mehr aus.
Somit umso wichtiger – wenn sich schon der Weg zum Arbeitsgericht und LAG in solchen Fällen leider nicht vermeiden läßt – sich rechtzeitig um den Abschluss einer
Rechtsschutzversicherung zu kümmern – wer weiss denn heute schon, was morgen ist?
(A. Kuso)
Freitag, 22.10.2010
Eine gute Idee
Uns wird ja mitunter vorgeworfen, allzu kritisch bevorzugt immer wieder nur Negatives zu berichten - bitteschön, hier ist denn mal was Positives, über das München-Haidhausener Computerkurs-Projekt Netzr@ife:
www.wochenanzeiger.de .
Gut dafür ausgebildete Schüler bringen Senioren den Umgang mit dem Computer bei, unterstützt u.a. von Nokia Siemens Networks.
(bt)
Freitag, 22.10.2010
Wenn Manager einen flexiblen Umgang mit der Wahrheit pflegen
Unter der Überschrift "Die Sprache der Lügen" berichtet die SZ vom 21.10.2010 von einer Untersuchung der Stanford University, die bei der Auswertung von 30.000 Telefonkonferenzen ein Muster entdeckt haben, das Manager gerne verwenden, wenn sie jemanden täuschen wollen.
Demzufolge flüchten sich Manager bei beschönigenden Präsentationen gerne in allgemeine Floskeln, benutzen vorwiegend unpersönliche Pronomen, und sprechen in der dritten Person Plural - um so gar nicht erst den Verdacht einer persönlichen Verantwortung für das Vorgetragene aufkommen zu lassen.
"Man" müsste etwas unternehmen, "Sie" oder "Wir" haben ein Problem, aber "ich" habe es gelöst - das Schema kennt man auch von der eigenen Familie (MEINE Tochter hat eine 1 in Physik, aber DEIN oder bestenfalls unser Sohn hat eine 5 in Mathe).
Auch allgemeine Suggestivbehauptungen wie "...wie jeder von uns weiß..." sind ein Indikator dafür, dass man das dann Folgende nicht unbedingt glauben muss.
Ein weiteres Alarmzeichen sind stark mit positiven Emotionen aufgeladene Floskeln (ohne Unterlegung mit konkreten Zahlen/Daten/Fakten), und spätestes wenn Ausdrücke wie "großartig", "unglaublich", "überwältigend" oder (neuhochdeutsch) "excited" fallen, sollte einem der kalte Angstschweiß auf die Stirn treten.
Klingt bekannt? Oh oh - reiner Zufall, reiner Zufall!
Es ist aber auch sowas von gemein, worauf man jetzt als Führungskraft (auch z.B. in einer Betriebsversammlung) schon wieder achten muss - eine harmlose Formulierung "WIR haben unser Geschäft unter Kontrolle" und schon schlägt einem ein panikerfülltes "ahaaaaa!" und "ojeh" entgegen.
Als Führungskraft hat man's halt nicht leicht - dafür verdient man aber auch mehr...
(bt)
Donnerstag, 21.10.2010
Nokia hebt ab
NSN-Halbmutti Nokia hat mit einem überraschend guten Quartalsergebnis gepunktet
(
www.aktiencheck.de,
www.ftd.de,
www.bild.de) und doch zugleich den Abbau von weltweit 1800 Stellen angekündigt, was dann prompt zu einem Anstieg des Aktienkurses führte - die sattsam bekannte Perversion eben, Aktionäre freuen sich über Stellenabbau, des einen Leid des anderen Freud.
(bt)
Donnerstag, 21.10.2010
Kehrtwende bei Nokia Siemens Networks?
Die lang ersehnte Kehrtwende, auf neuhochdeutsch "Turnaround" - ist sie nun bei NSN angekommen?
Kommt ganz drauf an wie man diese definiert. Umsatzwachstum und Profit - NSN braucht beides, und dies nachhaltig.
In diesem Sinne hat NSN noch was vor sich.
Der frühere NSN-Chef Simon Beresford-Wylie setzte primär auf Profit, mit der Konsequenz auf unprofitable Aufträge zu verzichten - und scheiterte an den daraus resultierenden Weltmarktanteils-Verlusten.
Unter seinem Nachfolger Rajeev Suri bestand daher für 2010 das übergeordnete Ziel darin, NSN wieder auf Wachstumskurs zu bringen - und dies ist im dritten Quartal in der Tat gelungen, endlich wächst der Umsatz wieder, es geht wieder bergauf mit NSN.
Dies allerdings leider erstmal noch auf Kosten der Profitabilität, sinkende Margen führten in Q3 zu operativen Verlusten (anders als in den profitableren letzten Quartalen, in denen dafür noch das Wachstum fehlte); das muss NSN noch knacken:
Beides zu schaffen, wachsenden Umsatz und gleichzeitig auch Profit, das wird damit also die große Hausaufgabe für's nächste (vierte) Quartal. Und für weitere Quartale - denn eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, was NSN braucht ist nachhaltige Profitabilität.
Auch wenn diese NSN wieder für schnäppchenjagende Finanzinvestoren attraktiver macht, aber das kann natürlich kein Grund sein, nicht erfolgreich sein zu wollen - Arbeitsplätze sichert man so natürlich auch nicht.
Also doch wieder (ohne das bisher Erreichte schmälern zu wollen): Die Hoffnung ruht weiter auf der nahen Zukunft, auf dem nächsten Quartal, Anlass zu einem erleichterten "wir-haben's-geschafft"-Aufschnaufen gibt es noch nicht.
Eine wirkliche und stabile Trendwende in diesem heftig umkämpften Telekommunikationsnetzeausrüstermarkt (in dem die Konkurrenz auch mal mit massiven staatlichen Subventionen, Basisstationen zum Nulltarif, und unrealistischen Finanzierungen operiert) mag zwar in greifbare Nähe gerückt sein, aber ein Stück Weg ist schon noch zu gehen.
In Hinsicht auf die Sicherheit der NSN-Arbeitsplätze in Deutschland dürfte 2011 (auch mit Blick auf die "Sicherung der Profitabilität durch effiziente Kostenbasis") wieder ein "interessantes" Jahr werden (um's mal positiv zu formulieren; "challenging" eben...): Bleibt es bei Maßnahmen wie Flächenverdichtung, Travelban, Ferienzeit-Betriebsschließungstagen, reduziertem Subcontracting, und konsequentem (weltweiten) Einstellungsstop; oder setzen sich Offshoring und Hochlohnland-"Restrukturierung" fort?
Spätestens im zweiten Quartal 2011 dürfte es sich erweisen.
(bt)
Donnerstag, 21.10.2010
Britischer Kahlschlag: Maggie lässt grüßen
Unseren englischen Nachbarn wurde angesichts eines Haushaltsdefizits in Höhe von rekordverdächtigen 11% des Bruttoinlandsprodukts ein harter Sparkurs verordnet: Die britische Regierung streicht rund eine halbe Million Jobs im öffentlichen Dienst! (
www.spiegel.de)
Dass dabei auch die Queen sparen muss, die Arme, löst dabei vielleicht noch das geringste Mitleid aus; weniger schön ist, dass es dabei auch zu umfangreichen Entlassungen kommen wird, und dass (wie üblich...) mal wieder der Sozialetat am meisten bluten soll.
Und dann gibt es noch ergänzend so sinnvolle Sparmaßnahmen wie z.B. dass schon bestellte Flugzeugträger zwar gekauft werden - aber ohne Flugzeuge. Naja, Engländer halt...
(bt)
Dienstag, 19.10.2010
Apple: Aktienkurseinbruch bei Rekordgewinn
Ja, das Leben kann aber auch sowas von ungerecht sein und die Anleger sind ja auch so gemein:
Diese Erfahrung hat Siemens auch schon gemacht, als der damalige Siemens-Chef Heinrich von Pierer einen Jahrhundert-Rekordgewinn präsentierte, aber ehrlicherweise ankündigte, den könne man so leicht wohl nicht mehr toppen - zu ehrlich für den Anleger-Geschmack.
Auch Apple hat nun (primär dank iPhone) einen Rekordgewinn präsentiert - und dafür einen fünfprozentigen Kursverlust kassiert als kleines Dankeschön der Anleger dafür, dass ihre noch höheren Gewinnerwartungen nicht erreicht wurden. (
www.pcgameshardware.de)
Wobei eine Gewinnmarge von immer noch 37% nach wie vor von einer nicht gerade zurückhaltenden Preispolitik zeugt.
(bt)
Dienstag, 19.10.2010
Fröhliches Halali zur Zuwanderungs-Debatte
Zur Zeit gibt es wohl keinen Politiker, der sich nicht durch markige Statements zur Zuwanderungsdebatte profilieren und den Wählern in Erinnerung bringen will. Allerdings fällt auf, dass Fraktionsdisziplin dabei kaum mehr eine Rolle spielt (und das ist auch gut so): Hier steht nicht die Meinung der einen Partei gegen die der anderen, sondern es gibt unterschiedliche Standpunkte auch quer durch's Innere der Fraktionen. Wobei mitunter schwer zu unterscheiden ist, wer aus wahrer Überzeugung und wer nur aus taktischem Kalkül bestimmte Positionen vertritt.
Dabei werden munter verschiedenste Aspekte vermischt:
- Der Themenkomplex "Religion und Integrationsbereitschaft".
Es gibt Politiker, die Andersgläubigen und vor allem Moslems im allgemeinen, und Türken im Besonderen die Fähigkeit und/oder Bereitschaft zur "Integration" absprechen; wobei die Frage ist: Wo endet Integration und beginnt Anpassung/Unterordnung?
Klar ist, dass "Besonderheiten" wie Ehrenmorde und Zwangsehen genauso wie Frauenbeschneidungen in Deutschland nichts verloren haben, und dass es in deutschen Großstädten Türken-Ghettos mit hoher Arbeitslosigkeit und überdurchschnittlich vielen jugendlichen Serienstraftätern gibt, ist vielleicht allzu lange schöngefärbt worden, anstatt die Probleme einfach mal beim Namen zu nennen und dann auch zu lösen.
Es ist auch diese verallgemeinernde Schablone vom jugendlichen schlägernden Haargel-gestylten Chauvi-Proll-Türken, mit dem deutsche Eltern nur höchst ungern ihren Nachwuchs in eine Schulklasse schicken würden - was sogar ein Stück weit nachvollziehbar ist; mit Religion hat das aber herzlich wenig zu tun, dafür umso mehr mit misslungener Integration.
Allerdings mischen sich hier auch Stimmen unter, die einfach grundsätzlich ein Problem mit allem, was "anders" ist, haben.
Am gefährlichsten sind vielleicht gerade die Stimmen derer, die das Problem nicht primär in der Religion sondern in der Andersartigkeit sehen, für die z.B. das Judentum eher eine Erbanlage als eine Religion ist - wir alle wissen, wohin so eine Einstellung schon einmal geführt hat. Hier wird brandgefährlich mit alten Ängsten, Vorurteilen und Emotionen gezündelt.
- Der Themenkomplex "Fremde Kulturen und Überfremdung".
Wie gesagt, es gibt leider noch allzu viele Menschen, die einfach ein Problem mit allem was "anders" ist haben - vielleicht auch eine Frage der Bildung.
Für denjenigen, der "nur" Angst vor fremden Religionen hat, ist z.B. ein christlich-polnischer Zuwanderer kein Problem - viele derer, die Angst vor einer Überfremdung haben, fürchten sich aber vor allem "anderen" - vor einem Polen also ganz genauso.
Es geht bei der Überfremdungs-Diskussion aber nicht nur darum, ob Zuwanderer ihre Gewohnheiten ablegen sollen, um sich uns anzupassen, sondern auch um Ängste, dass wir selbst nicht mehr unsere bisherigen lieb gewonnenen Gewohnheiten beibehalten dürfen.
Das Verbot, Kruzifixe in deutschen Schulen aufhängen zu dürfen, gehört in diese Schublade.
- Der Themenkomplex "Langzeitarbeitslose contra Niedriglohn-Zuwanderer".
Industrie und Arbeitgeber nähren seit langem schon die Mär, es gäbe zu wenig Fachkräfte, Ingenieure etc. in Deutschland, deshalb benötigten wir mehr Zuwanderer. Zu diesem Thema geht der Standpunkte-Riss quer durch die Parteien.
Dazu muss man aber wissen, wodurch denn die Fachkräfte-Zuwanderung angekurbelt werden soll:
Durch ein Herabsetzen der Einkommensgrenze für hochqualifizierte Einwanderer.
Warum dieses? Die SPD sagt: Weil es in Wahrheit nicht um benötigte Fachkräfte geht (es gibt genug arbeitslose deutsche Ingenieure), sondern um BILLIGE Fachkräfte. Um Lohndumping, Lohndrücken mithilfe von hochqualifizierten Niedriglohn-Zuwanderern.
Selbst die Bundeskanzlerin sprach sich dafür aus, erst langzeitarbeitslose deutsche Bürger wieder einzustellen, bevor man nach verstärkter Zuwanderung (genauer gesagt nach Einkommenssenkungen für qualifizierte Zuwanderer) schreit.
Bei der FDP geht's dazu kunterbunt zu: Die einen fordern auch zuerst die Qualifizierung und Weiterbeschäftigung von Langzeitarbeitslosen, die anderen fordern verstärkte Zuwanderung aber nur für wirklich gut qualifizierte Einwanderer und wollen dafür gleich ein Punktesystem einführen.
(Vielleicht kann ich dafür meine Punkte in Flensburg spenden?)
- Der Themenkomplex "Nur qualifizierte Zuwanderer erwünscht".
Während der Eine verstärkte Zuwanderung fordert, weil es immer weniger deutschen Nachwuchs gibt, der nachher unsere Renten bezahlt, stellen andere dem entgegen, dass wir nicht noch mehr Sozialhilfeempfänger benötigen - dahinter steckt letztlich die Qualifizierungsfrage im Kontext mit der Geldbeutel-Frage.
Qualifizierte Einwanderer, die gleich einen guten Job bekommen und dann brav Steuern (und unsere Renten) bezahlen, sind schwer in Ordnung. Aber was ist mit unqualifizierten Einwanderern, die aus armen Ländern kommend in unser Sozialhilfesystem flüchten?
Sankt Martin teilte gerne seinen Mantel, aber der war ja auch ein Heiliger... Die meisten Deutschen sind das nicht.
Gerne übersehen wird dabei aber, dass viele "Langzeitarbeitslose mit Migrationshintergrund" nicht Einwanderer, sondern Migrantenkinder sind (die "zweite Generation"), das Problem kennt man z.B. in Frankreich auch bestens.
Und das hat wieder etwas mit oben erwähnter Integration zu tun.
Wer hat nun recht? Alle und keiner, das Thema ist komplex.
Wichtig ist stets kritisch zu hinterfragen: Welche wahre Absicht steht hinter einer provokanten These zur Zuwanderungsdebatte?
Und letztlich bleibt die Erkenntnis: Der Mensch ist in erster Linie ein Individuum. Der eine ist etwas schlauer und der andere ein bisserl doof, der eine engagiert und der andere ein Langweiler, der eine friedfertig und der andere agressiv, und so fort - aber wie ein Mensch ist, das bestimmt nicht in erster Linie die Zugehörigkeit zu einer bestimmen Volksgruppe oder Religion oder Hautfarbe, oder sonst irgend eine Schublade.
So einfach dürfen wir es uns nicht machen. Das löst auch kein "Punktesystem für Zuwanderer".
(bt)
Dienstag, 19.10.2010
Der Ferrari unter den Handys - Rundum-Service inbegriffen
Es gibt noch Geschäftsfelder in denen Geld keine Rolle spielt - davon profitiert auch eine Nokia-Tochter:
www.ftd.de
Völlig neu ist diese Erfahrung nicht: Als wir bei Siemens vor einem viertel Jahrhundert das C450-Mobilfunknetz entwickelten, kosteten seine ersten Mobilfunktelefone (anfangs überwiegend als Autotelefone eingesetzt) noch schlappe 13.000 DM. Siemens hat davon letztlich fast um einen Faktor 10 mehr als ursprünglich erwartet verkauft - weil es nicht nur die kauften die es sich auch leisten können (oder beruflich brauchen), sondern vor allem auch all jene, die ihren Nachbarn glauben machten wollten dass sie es sich leisten könnten.
Jaja, die gute alte Zeit - aber wie man sieht: Auch heute gibt's wieder Reiche, die bereit sind ihr Geld auch auszugeben.
Na, dann immer her damit!
(bt)
Freitag, 15.10.2010
NCI-Umfrage zur Weiterbeschäftigungs-Situation der NSN-Kurzarbeitsrückkehrer
Zum 1.10.2010 sind die ersten 98 NSN-Kollegen aus ihrer Kurzarbeit zurückgekehrt; damit steht nun also die Nagelprobe an, und wir müssen die zu Beginn der Kurzarbeit versprochene vertragsgemäße Weiterbeschäftigung nach Rückkehr aus der Kurzarbeit einfordern.
Vor den Taten aber muss erst einmal ein Handlungsbedarf ermittelt werden, erst die Diagnose und dann die Therapie; daher bitten wir die betroffenen 98 Kollegen (und nur diese) um Rücksendung des nachfolgenden Fragebogens.
Bitte dazu das Word-Dokument (
KA-Fragebogen.doc) anklicken, letzte Spalte ausfüllen und als Mail-Attachment bis 22.10.2010 an
info@nci-br.de abschicken.
Vertrauliche/anonyme Behandlung ist natürlich gewährleistet.
Der Empfang:
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Haben Sie Ihren Arbeitsplatz wieder in der Qualität vorgefunden, wie Sie ihn verlassen haben (einsatzbereit mit voller Infrastruktur)?
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JA / NEIN
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Wie lange (in Minuten) hat sich Ihre Führungskraft für Sie Zeit genommen? (Durchsprache ggf. neuer Aufgabe, Einarbeitungsplan, …)
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(Minuten)
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Die Einarbeitung:
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Weiterbildung in der Kurzarbeit:
- Habe ich bekommen und wahrgenommen
- Habe ich nicht angeboten bekommen
- Habe ich angeboten bekommen,
aber abgelehnt, da für mich nicht sinnvoll
- Angeboten, konnte aber aus terminlichen Gründen (z.B. Urlaub) nicht teilnehmen
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- JA / NEIN
- JA / NEIN
- JA / NEIN
- JA / NEIN
|
Insoweit Weiterbildung in der Kurzarbeit bekommen und wahrgenommen:
War diese für die künftige Aufgabe zielführend/hilfreich?
|
JA / NEIN
|
Benötige ich darüber hinaus auch jetzt noch eine Einarbeitung?
Falls ja:
- Bekomme ich diese auch?
- Gibt es einen Einarbeitungs-/Qualifizierungsplan?
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JA / NEIN
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Die neue Aufgabe:
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Wurde Ihre Weiterbeschäftigung schon mit konkreten künftigen Aufgaben besprochen?
|
JA / NEIN
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Falls ja:
- Ist es nichts Neues sondern weitgehend Ihre letzte Aufgabe?
- Konnten Sie mit der künftigen Aufgabe ohne Wartezeit schon konkret loslegen?
- Ist die Aufgabe sinnvoll, vertragsgemäß und angemessen
(gemessen an Ihrer Einstufung und Kompetenz)?
- Haben Sie einen Aufgabenplan bzw. eine Arbeitsplatzbeschreibung erhalten?
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- JA / NEIN
- JA / NEIN
- JA / NEIN
- JA / NEIN
|
Falls nein:
- Terminaussage bis wann Sie die neue Aufgabe haben und loslegen können?
- Gäbe es denn (für Sie sichtbar) sinnvolle Arbeit für Sie, deren Übernahme Sie
selber vorschlagen könnten?
- Wurde Projektentleihe (z.B. „Re-Employment“)
statt richtiger Weiterbeschäftigung mit festem Arbeitsplatz in Aussicht gestellt?
- Wurde Ihnen eine Trennung nahegelegt oder gar angeboten?
Falls ja:
- Ihr Alter?
- Art des Trennungsangebots (vB, Aufh.vertrag, ATZ, …)?
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- (Termin)
- JA / NEIN
- JA / NEIN
- JA / NEIN
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Anmerkungen:
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(bt)
Donnerstag, 14.10.2010
Wirtschaftsforscher rechnen mit 3,5 Prozent Wachstum in Deutschland
Ihrer Meinung nach soll die Arbeitslosenzahl 2011 erstmals seit 1992 wieder unter drei Millionen liegen, das entspricht einem Absinken der Arbeitslosenquote von 7,7% auf 7,0%. (
www.heute.de,
www.handelsblatt.com)
Ob sie das aber morgen auch noch so sehen? Zum Beispiel wenn die China-Blase platzt, oder es in den USA nach den anstehenden Wahlen knallt? Mit beidem ist ja ernsthaft zu rechnen!
Wir wollen gute Nachrichten nicht mies-reden, wissen aber um die Halbwertszeit solcher Prognosen.
Und selbst wenn's so kommt: Gilt das z.B. auch für die Telekommunikationsbranche, kriegt die EU endlich die Kurve und schützt ihre Industrie vor der staatlich subventionierten chinesischen Billigkonkurrenz?
Und wenn nicht: Kriegen dann die infolge dessen ihren Job verlierenden Arbeitnehmer aus der Telekommunikationsbranche eine Chance, in anderen Branchen wieder an Jobs zu kommen, oder wartet die Industrie lieber weiter auf die Einwanderung billigerer ausländischer Fachkräfte?
Alles in allem: Eine gute Nachricht, aber noch lange kein Grund sich entspannt zurückzulehnen.
(bt)
Mittwoch, 13.10.2010
Mehr als 600 Bruchsaler NSN-Kollegen demonstrieren gegen geplanten Stellenabbau.
Von etwa 900 Bruchsaler NSN-Kollegen soll rund ein Drittel gehen - aber zwei Drittel demonstrierten dagegen. (
www.ka-news.de)
Das zeugt nicht nur von Solidarität, sondern auch von Weitsicht - heute Ihr und morgen wir, diese Erkenntnis dürfte sich auch an anderen NSN-Standorten breitmachen.
Wir jedenfalls erklären uns mit den für ihren Arbeitsplatzerhalt kämpfenden Kollegen solidarisch: Lasst Euch nicht unterkriegen!
(bt)
Mittwoch, 13.10.2010
Neuregelung der Tiefgaragenplätze bei NSN Mch M
Die Neuvergabe soll sicherstellen, dass nur noch 130% statt heute 200% der Plätze an Mitarbeiter vergeben sind. Das ist sicherlich sinnvoll, insbesondere in Zeiten von vielen Umbrüchen, wo keiner mehr weiß, ob die ehemals Berechtigten noch den Bedarf oder das Recht zur Benutzung der Tiefgarage haben.
Schwieriger wird schon die Neuregelung der Zugangskontrolle; diese ist vorgesehen per Videoscannen der Nummernschilder bei der Einfahrt. Das Erfassen des Nummernschildes kombiniert mit Datum und Uhrzeit und dem Namen, über den das Nummernschild angemeldet ist, liefern Informationen, die nicht unbedingt dem Arbeitgeber zur Verfügung stehen sollten. Hier sind Datenschützer und Betriebsrat gefordert, eine Regelung zu finden, die einen Missbrauch verhindert oder am besten, die diese Daten überhaupt nicht speichern. Zur reinen Funktionalität reicht ein Check des Kennzeichens ohne Speicherung.
Der Betriebsrat sollte auch fragen, was die Einführung des neuen Systems kostet? Zurzeit wird doch an allen Ecken und Kanten gespart. Und dafür haben wir jetzt Geld? Wieso behält die Firma nicht das bisherige Parkausweissystem bei oder übernimmt nicht das bewährte, vorhandene und sicherlich kostengünstige System mit den NSN-Ausweislesern, da wäre nur eine Codierung und ein paar zusätzliche Lesegeräte erforderlich? Ist diese neue elektronische, firmenunabhängige Zugangsregelung der erste Schritt, um die Tiefgarage outzusourcen und/oder doch irgendwann Gebühren erheben zu können? Müssen wir vielleicht sogar künftig Parkgebühren zahlen, nur um diesen teuren Umbau zu finanzieren?
Ungeklärt bleiben bei der geplanten Regelung Ausnahmefälle, die offensichtlich für die Firma nicht relevant sind, z.B. was mache ich als Mitarbeiter, wenn mein Auto in der Werkstatt ist und ich mit einem Zweitauto oder einem Leihwagen zur Arbeit möchte? Im Umkehrfall kann jede Person, egal ob Mitarbeiter oder nicht, mit registrierten Autos rsp. Kennzeichen in die Tiefgarage einfahren. Kein Problem?
Die wesentliche Änderung der Zugangskontrolle liegt darin, dass statt Personen mit Firmenausweis nun Autos mit Kennzeichen überprüft werden. Die daraus möglichen Folgerungen und Möglichkeiten sollte der Betriebsrat bedenken und in die betreffende BV einbringen, damit das Erwachen nicht erst nach erfolgter Einführung folgt.
(sh)
Dienstag, 12.10.2010
Die Restrukturierung bei NSN geht weiter - zunächst in Bruchsal
Zum Jahresende 2010 sollen 270, wenn nicht gar 300 (von 900) NSN-Stellen in Bruchsal gestrichen werden, Gegenkonzepte des Betriebsrates wurden verworfen, und die betroffene Belegschaft geht auf die Straße:
www.computerwoche.de
(bt)
Dienstag, 12.10.2010
Wirtschaftsnobelpreis und HartzIV
Der diesjährige Wirtschaftsnobelpreis geht an Arbeitsmarktforscher für ihre Theorie von den "Suchmärkten".
Diese sagt im Kern aus: Arbeitsmärkte sind ineffizient, wenn Arbeitslose nur nach einem "nächstbesseren" Job (den es nicht gibt) und Unternehmen nach dem nächstbesseren Arbeitnehmer (den es ebenfalls nicht gibt) suchen.
Bei so einer suboptimalen Suche bleiben beide Wünsche (der nach einem Job und der nach einer Fachkraft) unerfüllt, beide Seiten sind unzufrieden.
Prof.Fitzenberger interpretiert dazu das Arbeitslosengeld als "Subvention des Suchprozesses":
Wird zu viel ALG gezahlt, dauert die Suche unnötig lange; wird zu wenig ALG bezahlt, nutzen die Arbeitgeber ihre Marktmacht, um Mitarbeiter zu unter ihrer Produktivität liegenden Löhnen einzustellen.
Wenig überraschend ist, dass sich sofort Stimmen melden, die sich dazu berufen fühlen HartzIV unter diesem Blickwinkel zu werten:
Zum Beispiel das DIW-Institut vertritt den Standpunkt, ALGII-Leistungsausweitungen würden nur zu einer Verlängerung der Arbeitslosigkeit führen.
Die alte Mär eben: Arbeitslose sind nur deshalb so lange arbeitslos, weil man sie zu wenig unter Druck setzt.
Die Betroffenen selbst haben da etwas andere Erfahrungen...
(bt)
Dienstag, 12.10.2010
Teile und herrsche - auch bei der Migrationsdiskussion
Eigentlich ist Politiker doch ein super Job - man muss nur in regelmäßigen Abständen durch provozierend-populistische Statements dafür sorgen, im Gespräch zu bleiben.
Hat ja auch bei Herrn Seehofer prima geklappt - alle entrüsten sich wie erwartet, alle reden über ihn: Supi, was will man mehr?
Über die Seehofer-Aussage, Deutschland brauche nicht mehr Zuwanderer aus fremden Kulturkreisen, ist also schon viel geschrieben worden - einen Teilaspekt aber hat erst die Bundeskanzlerin verdeutlicht, als sie Seehofer damit verteidigen wollte, Deutschland brauche in der Tat keine zunehmende Zuwanderung von Fachkräften solange es noch so viele langzeitarbeitslose Deutsche gibt.
Da hat sie natürlich sowas von recht aber auch: In der Tat fordert die Industrie vor allem deshalb schon lange eine verstärkte Zuwanderung von Fachkräften, weil dadurch der Druck von ihr genommen würde, vielleicht auch mal einen langzeitarbeitslosen Deutschen einzustellen und wieder einzuarbeiten (da wäre dann auch schon eine Verbindung zur nobelpreisprämierten Theorie der "Suchmärkte"...).
Aber genau diesen Druck sollten wir ihr lieber nicht nehmen!
Was darüber aber leicht untergeht: Seehofer verknüpfte eben mal schnell die Themen "verstärkte Fachkräfte-Zuwanderung" mit den "fremden Kulturkreisen", womit vor allem Moslems im allgemeinen und Türken im besonderen gemeint sind. (
www.zeit.de)
In Wahrheit haben beide Themen herzlich wenig miteinander zu tun - aber so kann man nach dem Motto "teile und herrsche" deutsche Langzeitarbeitslose und moslemische Einwanderer prima gegeneinander ausspielen.
Gerade erst wurden Langzeitarbeitslose und Niedriglöhner gegeneinander ausgespielt, jetzt Langzeitsarbeitslose und türkische Einwanderer (was weder neu noch besonders kreativ ist) - wofür müssen die HartzIV-Empfänger wohl als nächstes herhalten?
Auch darauf muss man nicht unbedingt hereinfallen: Ein Einwanderer gefährdet meinen Arbeitsplatz nicht stärker, nur weil er Muslim oder gar (ja pfui aber auch!) Türke ist, Langzeitarbeitslosigkeit und "fremde Kulturen" sind nun wirklich zwei völlig getrennte Themen.
(bt)
Freitag, 8.10.2010
Logistik-Ausgliederung: Altersstruktur bei CapGemini
Die von einer Ausgliederung zu CapGemini betroffenen Kollegen der NSN-Logistik haben ihren (stattlichen) Altersdurchschnitt
mit dem bei CapGemini verglichen (mit der bangen Frage im Hinterkopf: Wollen die mich auf Dauer wirklich behalten,
kann man bei denen auch alt werden?).
Das Ergebnis: Rund die Hälfte liegt im Altersfenster 25-34; nur 16,5% sind 45 und älter (45-54=12,7%, >55=3,8%).
Was aber noch nicht zwingend Rückschlüsse auf die künftige Arbeitsplatzsicherheit älterer Neuzugänge zulässt.
Rückschlüsse auf zu erwartende künftige Gehaltseinbußen könnte hingegen eine Statistik der CapGemini-Durchschnittsgehälter in Deutschland
ermöglichen, diese Zahlen liegen uns aber leider (noch) nicht vor.
Und nicht zu vergessen: Auch die Zahl der in Deutschland im aufnehmenden Unternehmen (nicht der gesamten CapGemini-Familie!)
ausgeschriebenen freien Stellen wäre ein wichtiger Entscheidungsparameter, da ein Indikator für die Arbeitsplatzsicherheit
(und die Möglichkeit, CapGemini-intern neue Jobs zu ergattern ohne dafür von einer CapGemini-Tochter in die andere wechseln zu müssen,
was ja jedes Mal einen neuen Arbeitsvertrag bedeuten würde).
(bt)
Freitag, 8.10.2010
NSN-Betriebsferien
Auf der letzten MchM-Betriebsversammlung wurde angekündigt, man wolle über eine Betriebsschließung 22.12.-7.1. verhandeln,
um so Geld für die Firma zu sparen (wogegen ja grundsätzlich nichts spricht).
Die Ersparnis soll wohl dadurch erzielt werden, dass man Rückstellungen für Urlaubsgeld-Auszahlungen auflösen
(und so Kapitalkosten sparen) kann, wenn der Auszahlungszeitpunkt von vornherein bekannt ist.
So wie angedacht würde das die Mitarbeiter 11 Urlaubstage kosten (die dann zwar noch vorhanden, aber eben nicht mehr frei verfügbar wären,
was auch die maximal mögliche Dauer einer längeren Urlaubsfernreise deutlich reduzieren würde).
Allerdings soll dieses erst noch mit dem GBR/BR verhandelt werden, und dies ergebnisoffen:
Was dabei wirklich beschlossen wird steht noch abzuwarten!
Tatsächlich stellen sich da einige Fragen:
- Wieso wird das so kurzfristig beschlossen, viele Mitarbeiter dürften ihre Urlaube bereits anders verplant (oder gar schon verbraten) haben!?
- Wieso müssen es gleich 11 fest vorgegebene Urlaubstage sein, reichen da nicht schon die 7 Tage bis Neujahr?!
Schließlich ist (insbesondere bei Nicht-Wintersportlern) diese trübe Jahreszeit nicht unbedingt die ideale Urlaubszeit,
schulpflichtige Kinder hat auch nicht jeder, und für Fernreisen ins Warme zahlt man ausgerechnet in diesem Zeitraum
für Flug/Unterkunft locker mal das Doppelte als sonst, die Mitarbeiter zahlen da viel mehr drauf als dafür die Firma einsparen kann.
- Wieso muss das alle Mitarbeiter treffen? AT's kriegen kein Urlaubsgeld, und es gibt NSN-Betriebe mit 50% AT-Quote!
- Wäre das Rückstellungsproblem nicht genauso lösbar (und damit Geld einzusparen) wenn die Kollegen die Option haben,
den Urlaub 2.-7.1.2011 ersatzweise auf einen anderen Termin zu legen, den sie aber von vornherein verbindlich benennen?
Wie gesagt: Da ist noch einiges zu klären und zu verhandeln; noch ist nichts entschieden.
(bt)
Freitag, 8.10.2010
1000 Stellen bei O2 in Deutschland gefährdet
Aufschwung heißt nicht notwendigerweise neue Arbeitsplätze. O2 hat als kleinster der vier Mobilfunk-Betreiber in Deutschland Ende 2009 den Internetanbieter Hansenet mit der Marke „Alice“ übernommen mit dem Ziel, seinen Wachstumskurs nach der Übernahme des Festnetzanbieters Hansenet zu beschleunigen; dies gilt wohl nicht (mehr) für die Mitarbeiterzahl. Nun werden im Zuge der Integration die Synergien gehoben, d.h. Arbeitsplätze sollen ausgegliedert und abgebaut werden.
Wie
rp-online
berichtet, „stehe etwa jeder fünfte der insgesamt 6700 Arbeitsplätze auf dem Spiel.“
O2 will sich von drei der sieben Callcenter trennen; ob der Firmensitz in München auch vom Abbau betroffen ist, wurde nicht berichtet.
(sh)
Donnerstag, 7.10.2010
Huawei und ZTE unter Beschuss in Europa
EU-Technikunternehmen und -Gewerkschaften fordern immer lauter konkrete Maßnahmen gegen eine Wettbewerbsverzerrung
im Telekommunikationssektor durch chinesische Subventionierung von für Europa bestimmten Waren.
Chinesische Niedriglöhne alleine machen schon lange nicht mehr den chinesischen Wettbewerbsvorteil aus.
Kritisiert werden u.a. Steuervergünstigungen, Forschungsstipendien und billige Kredite von staatlichen Banken,
mit denen die europäische Konkurrenz platt gemacht wird, was zugleich auch massiv Arbeitsplätze in Europa vernichtet.
Die belgische Firma Option hat kürzlich bei der Europäischen Kommission zumindest eine Prüfung von Zöllen
auf die Einfuhr von Wireless-Modems aus China erreicht.
www.inside-it.ch
Aufwachen bitte, solange es noch etwas zu retten gibt, damit es uns nicht ergeht wie seinerzeit der Chipindustrie mit den japanischen Dumpingpreisen!
(bt)
Donnerstag, 7.10.2010
Personalkarussell bei Nokia dreht sich weiter
...und diesmal trägt's den Entwicklungschef des für künftige hochpreisige Nokia-Smartphones (wie das N9)
bestimmten Betriebssystems MeeGo aus der Kurve.
www.big-screen.de
(bt)
Donnerstag, 7.10.2010
Geschäftsmodell: Patentklage
In der heiß umkämpften da lukrativen Smartphone-Sparte entscheiden immer häufiger die Gerichte,
wer nun die dicke Kohle einstreichen darf, gute Juristen sind da schon genauso wichtig wie gute Entwickler;
zuletzt hat nun Motorola (deren Netzwerksparte in Kürze zu NSN wandert) Apple wegen Patentrechtsverletzungen mit dem iPhone verklagt (
www.chip.de)
und befindet sich in bester Gesellschaft: Ähnliche Patentklagen führen dzt. RIM, Apple, HTC, Nokia, Google, Oracle und Microsoft
(Letztere hat wiederum Motorola verklagt, so schließt sich der Kreis...).
Hochkonjunktur für Patentanwälte, vielleicht sollten wir uns alle umschulen lassen?
(bt)
Donnerstag, 7.10.2010
Ausgliederung: Was nehme ich mit, was verliere ich?
Von Betroffenen der Logistik-Ausgliederung zu CapGemini wurden wir gebeten, ein paar Aussagen zum "was nehme ich bei einem Betriebsübergang mit" zu machen; das hatten wir eigentlich für unser NCI-Treffen mit den Betroffenen Anfang November geplant,
aber klar können wir auch jetzt schon ein paar Infos geben.
- Gesamtbetriebsvereinbarungen und Betriebsvereinbarungen (nachfolgend "BV" genannt):
Dazu steht in
§ 613a (1) BGB
: "...Sind diese Rechte und Pflichten durch Rechtsnormen eines Tarifvertrags oder durch eine
Betriebsvereinbarung geregelt, so werden sie Inhalt des Arbeitsverhältnisses zwischen dem neuen Inhaber und dem Arbeitnehmer...
Satz 2 gilt nicht, wenn die Rechte und Pflichten bei dem neuen Inhaber durch Rechtsnormen eines anderen Tarifvertrags
oder durch eine andere Betriebsvereinbarung geregelt werden."
Also im Klartext für Nicht-Juristen:
Gibt es dort schon einen Betrieb, in den wir beim Betriebsübergang aufgenommen werden, ist immer zu prüfen,
ob es dort schon eine BV zum gleichen Thema gibt; wenn nein gilt unsere fort, wenn ja dann gilt diese.
Noch immer nicht ganz klar? Dann noch ein anschauliches Beispiel speziell für bayrische Nicht-Juristen:
Nehmen wir mal an, wir hätten (wie in den guten alten Siemens-Zeiten...) bei NSN eine BV, derzufolge jedem Mitarbeiter
zur jährlichen Wiesn zwei Maß Bier und ein halbes Grillhendl auf Firmenkosten zustehen.
Nun gehen wir zu einer anderen Firma über, landen dort in einem schon vorhandenen Betrieb, dort gibt es aber keinen
Betriebsrat und mithin auch keine BV's, schon gar nicht zum Thema "Oktoberfest".
Dann gilt unsere BV für uns weiter (gerade so als wär's Bestandteil unserer individuellen Arbeitsverträge),
d.h. wir bekommen weiterhin unser Bier und unser Hendl. Mjam!
Dass dies für die "Alt-Belegschaft" des aufnehmenden Betriebs, die so was ja nicht bekommen, eine Benachteiligung darstellt,
nimmt die Rechtsprechung bewusst in Kauf: Eine Bereinigung solcher Ungleichbehandlungen wäre z.B. kein zulässiger Grund für eine
Änderungskündigung (gilt genauso auch für Arbeitsverträge).
Gleiches gilt auch, wenn der neue (aufnehmende) Betrieb zwar diverse BV's hat, aber eben noch keine zum Thema "Oktoberfest".
Was aber, wenn der neue Betrieb auch schon so eine BV hat, aber die dummerweise nur 1 Maß Bier und eine Brezn vorsieht?
Dann haben wir Pech gehabt, dann gibt's auch für uns künftig nur noch 1 Maß Bier und eine trockene Brezn statt des Hendls... :(
Aber schimpft uns bitte nicht: Wir haben diese komplizierte Regelung ja nicht erfunden, wir versuchen sie nur zu erläutern!
Das bedeutet aber natürlich auch, dass es wichtig ist jetzt mal zu klären, ob es schon BV's im aufnehmenden Betrieb gibt
und ggf. welche, zu welchen Themen und welchen Inhalts; das sollte noch Aufgabe eures derzeitigen Betriebsrats sein,
diese Infos sollte der BR umgehend (wenn nicht eh schon geschehen) beim Erwerber-Unternehmen einfordern.
- Tarifverträge:
Obiges Gesetzes-Zitat umfasst diese ja auch schon mit, hier gilt also ähnliches, nur noch ein wenig komplizierter.
Wenn das neue Unternehmen nicht tarifgebunden ist, nehmen wir unsere (weiter geltenden) Goodies aus unserem
bisherigen Tarifvertrag mit, gerade so als wär's Bestandteil unserer individuellen Arbeitsverträge.
Allerdings partizipieren wir dann nicht mehr von weiteren, in der Zukunft ausgehandelten Tariferhöhungen!
Und was, wenn der neue Arbeitgeber zwar einen Tarifvertrag hat, aber einen mit einer anderen Gewerkschaft (z.B. Verdi)?
In diesem etwas selteneren Fall wird's kompliziert: Gibt es im neuen Unternehmen schon einen (evtl. ungünstigeren) Tarifvertrag,
so gilt dieser, außer für Gewerkschaftsmitglieder der bisher für uns zuständigen Gewerkschaft
(in unserem Fall also der IG Metall, die können dann darauf bestehen, dass ihr IGM-Tarifvertrag weiterhin Anwendung findet).
- Arbeitsvertrag und seine Kündbarkeit:
Der Arbeitsvertrag geht zunächst mal unverändert über. Dazu steht ergänzend auch zu BV's/TV's im gleichen Gesetz:
"... und dürfen nicht vor Ablauf eines Jahres nach dem Zeitpunkt des Übergangs zum Nachteil des Arbeitnehmers geändert werden."
Man könnte auch flapsig sagen: Weniger Kohle gibt's erst nach einem Jahr; dann dafür aber so sicher wie das Amen in der Kirche,
unter anderem deshalb wird ja überhaupt ausgegliedert. Zum Beispiel für die SIS-Ausgliederung hat das Siemens offen eingeräumt.
Besonders interessant: Das gilt selbst wenn ich "freiwillig" etwas anderes unterschreibe! Dann ist halt meine Unterschrift ungültig,
meine Beschäftigungsbedingungen dürfen im ersten Jahr nicht, auch nicht einvernehmlich, verschlechtert werden!
Aber: Wo kein Kläger da kein Richter ... Trotzdem: In der Regel halten sich die Arbeitgeber an diese Spielregel auch.
Und danach, wenn das Jahr herum ist, in welcher Form kann sich dann mein Arbeitsvertrag zu meinem Nachteil ändern?
Und welche Rolle spielen dabei "Änderungskündigungen"?
Für Änderungskündigungen gelten genauso viele vom Arbeitgeber zu beachtende Spielregeln wie bei Trennungskündigungen,
z.B. braucht es betriebsbedingte Gründe ("Ihr seid alle zu teuer" oder "unsere anderen Mitarbeiter verdienen weniger als Ihr,
das ist ungerecht" reicht dafür nicht!). Daher dienen Änderungskündigungen meist nur als Drohszenario, um Mitarbeiter zu freiwilliger
Vertragsänderung zu "motivieren", aber wirklich ausgesprochen werden sie äußerst selten (und scheitern dann häufig vor Gericht).
Die Realität sieht anders aus: Die Mitarbeiter werden mit "unjuristischen" Maßnahmen dazu gebracht, für sie nachteilige
Vertragsänderungen "freiwillig" zu unterzeichnen. Was die Sache nicht harmloser macht: Wer sagt "mir kann so was nicht passieren",
der möge noch mal ganz tief in sich hineinhorchen...
Auch wenn das eine individuelle Einzelentscheidung wird, so trifft sie doch alle Betroffenen gleichzeitig und gleichermaßen,
daher ist es dann schon gut wenn man so schlau war sich rechtzeitig einen Betriebsrat aufzustellen, der sich in so einer Situation
im Rahmen des Möglichen schützend vor die Mannschaft stellt - das ist dann aber auch ein eher unjuristischer Schutz,
denn juristisch kann der BR keinen Arbeitgeber daran hindern, den Mitarbeitern "freiwillige" Vertragsverschlechterungen
zum Zweck der vermeintlichen Arbeitsplatzsicherung anzubieten.
Noch ein Hinweis am Rande: In den FAQ zu CapGemini wurde behauptet, man könnte im ersten Jahr auch nicht gekündigt werden;
das mag in der Praxis meist so gehandhabt werden, ist aber juristisch leider nicht ganz wasserdicht.
Ich darf lediglich nicht wegen/infolge des Betriebsübergangs gekündigt werden, aus anderen Gründen hingegen
(z.B. weil sich die Geschäftslage unerwartet verschlechtert hat) sehr wohl.
(bt)
Donnerstag, 7.10.2010
Amtsenthebung eines Betriebsrates
Normalerweise ist die schärfste Waffe des Arbeitgebers gegen ein Betriebsratsmitglied der Antrag auf Amtsenthebung beim Arbeitsgericht nach
§23 (1) BetrVG.
Im vorliegenden Fall bei Breuninger in Stuttgart strebt dies allerdings nicht der Arbeitgeber, sondern die Gewerkschaft Verdi an, und dies gleich gegen mehrere Betriebsratsmitglieder sowie den Vorsitzenden. Als Grund werden schwere Versäumnisse, z.B. nicht abgehaltene Sitzungen, angegeben. Wörtlich sagt der Verdi-Bezirksgeschäftsführer Bernd Riexinger „In deren Betriebsrat herrschte bisher offene Kumpanei zwischen den Mitgliedern und der Geschäftsführung ... vernünftige Arbeit geleistet wird dort nicht."
Auslöser dieser radikalen Auseinandersetzung bei Breuninger war wohl die inzwischen zweite fristlose Kündigung einer Verdi-Betriebsrätin, die dem Unternehmen lästig war. Breuninger wirft der Betriebsrätin einen „Lauschangriff“ vor, sie habe während einer Sitzung versucht, Gespräche mit einem Handy aufzuzeichnen.
Neben dem Arbeitgeber und der im Betrieb vertretenden Gewerkschaften haben gemäß §23 (1) auch die Arbeitnehmer das Recht, eine Amtsenthebung eines Betriebsrates zu beantragen, dazu müsste allerdings mindestens ein Viertel der wahlberechtigten Arbeitnehmer zustimmen.
Stuttgarter Nachrichten
(sh)
Mittwoch, 6.10.2010
IPO geplant für Gigaset
Nachdem vor kurzem berichtet wurde (
siehe Artikel vom 28.8.2010), dass ein möglicher Weiterverkauf der ehemaligen Siemens Sparte Gigaset an Novero in Aussicht steht, gibt es nun erneut eine Kehrtwende. Arques versucht etwas Wind aus den Streitigkeiten mit Siemens zu nehmen, indem eine vereinbarte Restrukturierungshilfe in Höhe von 20 Mio. € bis Monatsende an Gigaset überwiesen werden soll.
it-times meint, damit könnte Arques Siemens möglicherweise vom Verkauf abhalten wollen, zumal die Planungen seitens Arques einen Börsengang (IPO Initial Public Offering) von Gigaset für 2011 vorsehe.
(sh)
Dienstag, 5.10.2010
Hartz IV trotz Job
Kürzlich berichteten wir über das gegeneinander-Ausspielen von Langzeitarbeitslosen und Niedriglöhnern (
Artikel "HartzV" vom 27.9.) und über die kreativen Rechentricks zu Hartz IV (
Artikel "Hartz IV: Traue keiner Statistik die Du nicht selbst gefälscht hast" vom 4.10.); nun wollen wir auch mal noch die Seite der Niedriglöhner beleuchten: Wie sieht's damit konkret in Zahlen vor der eigenen Haustüre aus?
Darüber berichtete heute die SZ; demzufolge reicht für rund 12.500 Münchner das Einkommen nicht zum Leben, so dass sie zusätzlich noch Hartz IV-Leistungen beziehen müssen. Das liegt nun keineswegs daran, dass die Betroffenen nur wenig arbeiten würden; vielmehr zählt dazu z.B. die alleinerziehende Mutter, die in Vollzeit in einer Wäscherei arbeitet und trotzdem noch auf staatliche Unterstützung angewiesen ist. Es liegt nicht an der Stundenzahl, sondern an der Bezahlung. Diese 12.500 sind übrigens 23% aller "erwerbsfähigen Hilfebedürftigen", also keineswegs nur eine Randgruppe. Davon verdienen 5828 (also fast die Hälfte) maximal 400.- im Monat, 2461 liegen zwischen 400 und 800 Euro, und nur 4169 verdienen etwas mehr als 800 Euro - auch hier die meisten zwar in Vollzeit, aber eben im Niedriglohnbereich.
Die besonders hohen Lebenshaltungskosten in München (angefangen mit der Miete) tragen dann noch ihr Teil dazu bei, dass das schlicht nicht reicht.
In all diesen Fällen liege aber kein "sittenwidrig niedriger Lohn" vor - hmmm, wer bestimmt eigentlich, was sittenwidrig ist? Gemeint ist hier, dass die Firmen keine Löhne zahlen, die so niedrig sind, dass dies als "sittenwidrig" angesehen werden müssten in dem Sinne, dass dann gegen diese Firmen vorzugehen wäre. Sittenwidrig ist aber vielleicht doch ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, in dem selbst in unserem entwickelten Deutschland jemand Vollzeit arbeitet und trotzdem nicht davon leben kann. Die Einkommensspannen sind hier sowohl nach oben (bei den Managergehältern zum Beispiel) als auch nach unten aus dem Ruder gelaufen, mit wirklicher Leistungsorientierung hat das nicht mehr viel zu tun.
Da schlägt wohl mal wieder der gute alte Darwin zu: Die Schwächsten in der Gesellschaft haben im Verteilungskampf glatt verloren. Wen wundert's.
(bt)
Dienstag, 5.10.2010
Accenture geht's prima
... wie die Presse vermeldet (
www.it-times.de)
Der Grund, warum die deutschen NSN-IT-Mitarbeiter den Betriebsübergang zu Accenture nicht mitmachen wollten, war ja aber auch nicht, dass Accenture eine schlechte Adresse wäre - das Problem war vielmehr, dass der Übergang nur zu einer kleinen (nur aus den von NSN Übergehenden selbst bestehenden) Accenture-Tochterfirma mit Mini-Betrieb erfolgt wäre, und dass zudem das Outsourcing auch gleich noch mit einem Offshoring verbunden war: Die bisherigen Aufgaben der betroffenen IT-Mitarbeiter sollten kurzfristig nach Indien verlagert werden. Da hilft es dann freilich auch nichts mehr, wenn Accenture insgesamt noch so erfolgreich ist.
(bt)
Dienstag, 5.10.2010
Siemens: Jetzt mit PSI zum Erfolg?
Donnerwetter, da ist Siemens aber mal wirklich innovativ: Die Schlagzeile "PSI unterstützt Software-Entwicklung" (
www.stock-world.de) rüttelt wach. Wie aber soll das genau aussehen - Telepathie vielleicht?
Manchmal lohnt es sich halt doch etwas genauer hinzusehen: Nein, hier sind nicht
PSI-Kräfte gemeint, sondern nur die Firma "PSI". Eigentlich schade...
(bt)
Montag, 4.10.2010
Hartz IV: Traue keiner Statistik die Du nicht selbst gefälscht hast
Dazu gibt's einen interessanten (wenn auch zugegebenermaßen nicht ganz neutralen) Link mit einer Auflistung aller "Rechentricks":
www.gegen-hartz.de
sowie den Ansatz einer Gegenrechnung:
www.heise.de
(bt)
Montag, 4.10.2010
NSN Deutschland: "3i"- System am Boden
Wie uns soeben mitgeteilt wurde, sind die Probleme bezüglich Bewertung von "3i"s nicht die einzigen des Vorschlagswesens.
Ein weiteres, nicht weniger gewichtiges Problem scheint auch bei der Auszahlung der Prämien zu lauern, sofern ein solcher Vorschlag schließlich doch einmal akzeptiert wurde.
Die Abrechnung, so wurde uns erklärt, leide an einer Schnittstelleninkompatibilität zwischen dem vormals eingesetzten Buchhaltungssystem "COLORADO" und der nunmehr eingesetzten Software aus dem Hause SAP, seit vor rund 2 (zwei!) Jahren migriert wurde.
Dies erklärt, warum seit geraumer Zeit, wenn überhaupt, dann nur noch Sachprämien geringeren Wertes ausgegeben werden, und die Ausbezahlung leistungsgerechter finanzieller Anreize auf der Strecke bleibt.
Für den Einreicher ist es dabei unerheblich, was als Grund dahintersteckt - den Vorsprung vor der Konkurrenz erkämpft man sich auf diese Weise nicht.
(Karpe P. Kuniam)
Freitag, 1.10.2010
Entscheidungshilfen zur NSN-Logistik-Ausgliederung
Wir wurden darauf angesprochen, warum wir nicht mehr über die anstehende Logistik-Ausgliederung schreiben.
Ganz einfach: Weil man vor einer wirkungsvollen Therapie erst eine saubere Diagnose stellen sollte. Erst recherchieren, dann schlaue Ratschläge geben. Wir sind nach wie vor in der Phase des Informationen-Sammelns (und dabei natürlich auf die Inputs der Betroffenen sehr angewiesen).
Zum heutigen Zeitpunkt sind noch viele Fragen offen; z.B. Fragen zu künftigen Offshoring-Plänen bei CapGemini, oder auch zur Größe des aufnehmenden Betriebs (mit oder ohne "alte" CapGemini-Mitarbeiter) und so fort, alles durchaus entscheidungsrelevante Parameter also.
Wir rechnen nun Anfang November mit den offiziellen Unterrichtungsschreiben; die 1-monatige Entscheidungsfrist über einen möglichen Betriebsübergangs-Widerspruch tickt aber nunmal erst nach Vorliegen vollständiger Informationen (dazu gehören auch Fragen wie die oben Angesprochenen).
Bis dahin ist ja auch noch ein guter Monat Zeit; wir gehen davon aus, dass wir dann deutlich schlauer (NOCH schlauer...) als heute sein werden.
Deshalb werden wir auch erst Anfang November, kurz nach Vorliegen der Unterrichtungsschreiben und der letzten Informationen, zu einem NCI-Meeting mit interessierten Betroffenen einladen. Bis dahin hilft nur eins: Fragen, recherchieren, sich informieren... sich einfach schon mal so schlau wie nur irgend möglich machen. Die Bewertung ist dann erst der zweite Schritt.
Schnelligkeit ist gut, saubere Recherche für eine solide Informationsbasis als Entscheidungsgrundlage aber auch.
A propos "alles zu seiner Zeit": Auch zu einer anderen Baustelle, der vertragsgemäßen Weiterbeschäftigung der Kurzarbeits-Rückkehrer, werden wir natürlich noch aktiv werden; aber auch das wäre heute noch einen Tick zu früh. Aber keine Sorge: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
(bt)
Freitag, 1.10.2010
NSN von iranischem Dissidenten verklagt
Ein iranischer Dissident hat Nokia Siemens Networks verklagt, weil er vom iranischen Regime mithilfe von NSN-Technologie aufgespürt worden sei. (
www.fr-online.de)
Beruhigend ist wenigstens, dass sich NSN schon vor einiger Zeit von der für solche "Monitoring Centers" zuständigen Sparte getrennt hat und heute also so etwas nicht mehr liefert; die Sparte ging zur Firma Trovicor (einer Perusa-Tochter) über.
Übrigens wurde ein NSN-Mitarbeiter, der dem Betriebsübergang zu Trovicor widersprochen hatte, betriebsbedingt von NSN gekündigt, hat aber (erstinstanzlich) seinen Kündigungsschutzprozess gewonnen. (
Prozessberichte)
(bt)
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