NCI
NCI Aktuell Archiv Dezember 2009
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Dienstag, 29.12.2009
NCI-Leserbrief zu Bagatellkündigungen
Nachdem BAG-Präsidentin Ingrid Schmidt in einem SZ-Interview vom 29.12.09 die Bagatellkündigung mit einigen rhetorischen Fragen verteidigte und sich Einmischungen der Politik verbat, hat ein NCI-Kollege ihre Fragen in einem Leserbrief an die SZ aufgegriffen:
Wenn aus Kreisen des Bundesarbeitsgerichts die fristlose Bagatellkündigung ohne vorherige Abmahnung damit gerechtfertigt wird, den Dieben fehle es wohl am nötigen Anstand, so werden dabei ein paar kleine Details großzügig übersehen; allen voran das Detail, dass Bagatellkündigungen häufig nur dazu dienen, unliebsam gewordene Mitarbeiter unter dem Vorwand besagter Bagatelle kündigen zu können; Mitarbeiter, die z.B. durch einen Gewerkschaftseintritt oder durch die Absicht einen Betriebsrat gründen zu wollen in Ungnade gefallen sind. Um die verzehrte Maultausche selbst geht es in Wahrheit meistens nicht, das ist nur der heißersehnte und hochwillkommene äußere Anlass.
Ingrid Schmidt hat ein paar Fragen gestellt, die man nicht unbeantwortet im Raum stehen lassen sollte.
So die Frage: "Wieviel würden Sie sich denn aus der eigenen Tasche nehmen lassen bevor Sie reagieren?"
Antwort: Wenn ich Übriges aus meiner Küche in den Mülleimer werfe und dann beobachte, dass ein Clochard den Mülleimer durchstöbert und das Weggeworfene rausangelt und verzehrt, zeige ich ihn sicherlich nicht wegen Diebstahls an (abgesehen davon dass es auch keiner wäre, sondern Mundraub). Ein Arbeitgeber hingeben kann einen Mitarbeiter, der übrige Lebensmittel aufisst statt sie in die Mülltonne zu werfen, sofort fristlos kündigen; was er mit einem "braven" Mitarbeiter kaum tun wird, aber was wenn der Kerl gerade einen Betriebsrat gründen wollte? Die Bagatellkündigung öffnet der Rechtsmissbräuchlichkeit leider Tür und Tor, das ist das Problem.
Zweite Frage: Bei welchem Wert liegt die Grenze zur Bagatelle?
Die Frage kann man auch umdrehen: Wann kann denn überhaupt ein Unrechtsbewusstsein erwartet werden? Der Mitarbeiter, der sein Privathandy an der Firmensteckdose aufgeladen hat, tat dies sicherlich nicht im Bewusstsein seinen Arbeitgeber um dessen wertvollen Strom zu berauben. Oder um ein weihnachtlicheres Beispiel zu wählen: Nach Feierabend setzen sich Kollegen noch in der Firma zu einem Glühwein-Umtrunk zusammen; einer bringt dazu eine Kochplatte mit - schwupp, schon ist es passiert: Firmen-Strom geklaut! Selbstverständlich völlig angemessen, ihn dafür nach 20 Jahren in der Firma fristlos zu kündigen, oder? Hmmm... Oder nur mal angenommen, die Kollegen wollen genau dieses nicht tun und trinken den Glühwein daher lieber kalt, das bekommt ihnen nicht gut, sie laufen auf die Firmentoilette und benutzen dort das Firmen-eigene Toilettenpapier - haltet den Dieb, fristlos kündigen den Saukerl! Oder? Nach gängiger Bagatellkündigungs-Rechtsprechung tatsächlich möglich, ohne Scheiß! Warum nur fällt es einem ranghohen Profijuristen vom BAG so schwer, nachzuvollziehen dass das Bauch-Rechtsempfinden normaler Bürger das nicht mehr für rechtens halten kann?
Dritte Frage: Wie kommt man eigentlich dazu, ungefragt eine Klopapierrolle mitzunehmen?
Gegenfrage: Wie kommt man eigentlich dazu, einen Mitarbeiter nach vielen Dienstjahren fristlos zu feuern, wegen ein paar Blatt Klopapier?
Das Problem ist nicht einfach nur die gängige Rechtsprechung der Bagatellkündigung, sondern dessen Kombination mit der Verdachtskündigung. Wenn ich im Supermarkt ein Brötchen klaue und sofort aufesse, werde ich nicht wegen Diebstahls verurteilt, weil es nur Mundraub ist; und selbst wenn ich das Brötchen nicht aufesse sondern mitnehme, also wirklich klaue, reicht für eine Verurteilung vor Gericht nicht die bloße Unterstellung ich hätte dieses getan, sondern es muss mir schon auch bewiesen werden.
Anders aber die gängige Rechtsprechung in unserer Arbeitswelt: Wenn ich nach Feierabend noch auf die Firmentoilette gegangen bin, muss ich noch nicht einmal wirklich Toilettenpapier benutzt haben, es reicht schon mir einfach nur zu unterstellen ich KÖNNTE ja schließlich Toilettenpapier der Firma für in der Tat höchst private Zwecke schändlich missbraucht haben. Der bloße Verdacht auf ein solches Bagatelldelikt reicht nach gängiger deutscher Rechtsprechung bereits zur fristlosen Kündigung aus - und da sieht das BAG keinerlei Bedarf für eine kleine Kurskorrektur? Können sich unsere höchsten Richter dermaßen weit von der Realität des deutschen Arbeitsalltags entfernt haben auf ihren rosa BAG-Wölkchen?
(bt)
Mittwoch, 23.12.2009
Schwarz-Gelb lehnt SPD-Vorstoß zu Bagatellkündigungen ab
...was ja wohl von dieser Seite kaum anders zu erwarten war. (www.focus.de)
Begründet wird die ablehnende Haltung damit, missbräuchliche Kündigungen seien auch heute schon verboten, und außerdem sei in vielen Fällen der Anlass für eine Kündigung nicht der Kleindiebstahl selbst, sondern „das, was sich schon länger in einem Arbeitsverhältnis aufgestaut hat“.
Klingt fast so, als würden sich beide Begründungen gegenseitig widersprechen: Also sind missbräuchliche Kündigungen (unter Vorschieben vermeintlicher Kleindelikte um jemanden loszuwerden den man schon immer mal loswerden wollte) zwar heute schon verboten aber zugleich dadurch gerechtfertigt, dass "sich schon länger etwas aufgestaut hat"? Na, das ändert dann ja alles, oder?
(bt)
Dienstag, 22.12.2009
NSN-Betrieb Mch-T wird in Mch-M eingegliedert / Keine BR-Neuwahlen
Betriebsleitung und Betriebsrat Mch-T haben sich darauf verständigt, dass mit Wirkung vom 1.1.2010 der Betrieb Mch-T in den Betrieb Mch-M eingegliedert wird (das umfasst alle bisher nach Mch-T oder Mch-H geschlüsselten Mitarbeiter); damit sind ab 1.1. die Betriebsleitung und der Betriebsrat Mch-M auch für die Kollegen im bisherigen Mch-T mit zuständig.
Nachteile könnten sich daraus primär für die Betriebsräte ergeben, werden jedoch durch einvernehmliche Regelungen ausgeschlossen bzw. ausgeglichen.
Für die „normale“ Belegschaft hingegen ergeben sich daraus keine Nachteile, wenn man einmal davon absieht dass Sie nun eine Zeit lang von einem Betriebsrat Mch-M vertreten werden, den Sie infolge der vorgezogenen Neuwahlen in Mch-M nicht mit wählen konnten; die nächsten Wahlen finden vorauss. erst wieder im Frühjahr 2014 statt (oder schon 2012, wenn bis dahin die MchM-Belegschaft halbiert wurde, wofür leider einiges spricht).
Die für Mch-T geplanten BR-Wahlen am 10./11.3.2010 entfallen damit natürlich auch.
Ansonsten aber wie gesagt keine weiteren Nachteile, was auch daran liegt, dass (im Gegensatz zur Perlach-Schließung) mit dieser geänderten Betriebsstruktur (noch) kein Umzug für Sie verbunden ist.
Im Gegenteil: Durch diese Veränderung verbreitert sich die Basis für eine „betriebsweite Sozialauswahl“ im Falle betriebsbedingter Kündigungen für Sie erheblich, das ist sogar ein gewisser Vorteil.
Bitte beachten Sie auch, dass damit ab 1.1.2010 die Arbeitszeitregelungen (Aufschreibung der Kontierung ohne ZEOS, Mittagspause) der St.Martinstraße auch für Sie gelten.
Sperrkonten (die es in Mch-M nicht gibt) gehen in die Gleitzeitkonten über.
Da zum 1.1.2010 die Stundenerfassung in Mch-T mit ZEOS abgeschaltet wird (und dann auch die Daten nicht mehr zugreifbar sind), empfehlen wir dringend, noch vor Antritt des Weihnachtsurlaubs den letzten Stand der angesammelten Gleitzeitguthaben auszudrucken und gut aufzuheben. Gleiches gilt natürlich auch für die Sperrkonten.
Der bisherige Betriebsrat Mch-T behält auch über den 1.1.2010 hinaus noch ein „Restmandat“ für ein paar Aufräumarbeiten im Zusammenhang mit der Auflösung der Betriebsorganisation Mch-T; eine eigene MchT-Betriebsversammlung ist jedoch aus heutiger Sicht nicht mehr geplant (es sei denn wir erkennen im Januar doch noch eine Notwendigkeit dafür).
Alle sonstigen noch nicht abgeschlossenen Themen (z. B. ERA-Leistungsbeurteilung, Mapping, ...) werden zur weiteren Bearbeitung an den Betriebsrat Mch-M übergeben.
Auch wenn unsere Amtszeit nun etwas kürzer ausfiel als geplant:
Wir bedanken uns für Ihr Vertrauen und hoffen Sie in diesen schweren Zeiten auch nicht enttäuscht zu haben.
Tja, damit hat sich also gerade der Betriebsrat Mch-T verabschiedet; seinem letzten Wunsch können wir uns nur anschließen:
Wir wünschen allen geruhsame Weihnachtstage und Kraft und Gesundheit für die Herausforderungen in einem hoffentlich guten Neuen Jahr 2010.
(bt)
Dienstag, 22.12.2009
Bagatell-Kündigungen sollen erschwert werden
Laut SZ vom 22.12.09 will die SPD Arbeitnehmer besser vor fristlosen Kündigungen wegen Bagatelldelikten schützen.
Ein entsprechender Gesetzentwurf soll im Januar in den Bundestag eingebracht werden; demnach sollen Arbeitgeber verpflichtet werden bei kleineren Vergehen erst eine Abmahnung auszusprechen, Kündigung gibt's dann erst im Wiederholungsfall.
(bt)
Sonntag, 20.12.2009
Kosteneinsparung bei NSN
Im Rahmen der angekündigten Senkung der Einkaufskosten bei NSN (www.handelsblatt.com) (Firmenboss Rajeev Suri setzt ca 1/2 Mrd Euro jährlich als Ziel) kommen natürlich auch die Kommunikationskosten des Unternehmens verschärft ins Visier. Vor allem erscheinen dem Firmenvorstand die stark angestiegenen globalen Mobilfunkkosten, die von den verschiedenen Betreibern NSN in Rechnung gestellt werden, als viel zu hoch. Sie sollen nach Möglichkeit um 30% gesenkt werden.
Einzelverbindungsnachweise, die nach Rechtslage allein der Nutzer bekommen darf, wurden nun aber seit Oktober auf Wunsch der NSN-Leitung abgeschafft, so dass die in Rechnung gestellten Mobilfunkkosten jetzt von niemanden mehr überprüft werden können. Mitarbeiter, die derzeit ein freundliches Email bekommen, in dem sie gebeten werden, ihre überdurchschnittlich hohen Mobilfunkkosten zu überprüfen und ggf. zu senken, sind deshalb einigermaßen ratlos.
Nicht nur dieser Fall zeigt, dass besonders hirnloses Kosteneinsparen in Wirklichkeit zu Kostensteigerung führen kann.
(pk)
Freitag, 18.12.2009
Gütetermin Hardy S. (betriebsbedingte Kündigung NSN Mch-H/T ohne Sozialauswahl)
Am 18.12. gab es mal wieder einen proppevollen Gerichtssaal im Münchner Arbeitsgericht in der Winzererstraße; etwa 45 interessierte Zuschauer, etwa 20 davon blieben nur noch Stehplätze (und das obwohl es erstmal nur um einen Gütetermin ging).
Warum diese Attention, was gab es denn so Besonderes? Freibier für alle?
Nein, es gab die Fortsetzung der Hofmannstraßen-Story.
Im Januar 2003 wurden erstmalig (damals hießen wir noch nicht Nokia Siemens Networks sondern Siemens) zahlreiche Kollegen ohne betriebsweite Sozialauswahl gekündigt, 163 klagten und gewannen in Serie alle ihre Kündigungsschutzprozesse, was für nicht geringes Aufsehen sorgte.
Nicht nur dieser Ausgang der Verfahren sorgte für öffentliches Interesse, sondern auch die Lockerheit, mit der Siemens damals die Feinheiten des deutschen Arbeitsrechts (u.a. §1.3 KSchG) großzügig übersah.
Schon damals war die Solidarität der Kollegen untereinander und deren Interesse an den Gerichtsprozessen der Kollegen sehr groß und die Gerichtssäle daher gut gefüllt.
Diesmal, ist „nur“ ein einziger Kollege gekündigt worden, wieder einer von denen, die schon 2003 gekündigt wurden und sich erfolgreich wieder in die Firma zurückklagten. Zweiter Versuch also; warum nun gerade der eine? Das hängt vielleicht damit zusammen, dass er in der Zwischenzeit auch gewagt hatte, bei einer ihn betreffenden Ausgliederung von seinem Widerspruchsrecht nach §613a.6 BGB Gebrauch zu machen; da NSN derzeit recht munter Personal per Ausgliederung abbaut, soll hier wohl mal wieder sondiert werden, wie weit man gehen kann, ob man in so einem Fall mit einer Kündigung bei der nächsten besten Gelegenheit durchkommt; also gewissermaßen ein Versuchsballon, so wie auch die Kündigungen 2003 bekanntlich schon ein Versuchsballon waren (wenn auch mit einem anderen als dem von Siemens gewünschten Ergebnis).
Allzu sehr modifiziert hat der Arbeitgeber die „Versuchsanordnung“ seither auch nicht mehr, auch diesmal steigt der Ballon mal wieder ohne jegliche Sozialauswahl; KSchG §1.3 - nie gehört!?
Heute war wie gesagt erstmal nur der noch wenig spektakuläre „Gütetermin“, und dass eine gütliche Einigung nicht zustande kam hat wohl niemanden wirklich überrascht.
Interessant war allenfalls, dass die Firmenseite über das breite Interesse der vielen Zuschauer überrascht war (was uns wiederum überrascht hat, nach dieser Vorgeschichte hätte man sich das eigentlich denken können), und dass der Firmen-Anwalt sich über den umfangreichen Widerspruch des Betriebsrats gegen das Kündigungsbegehren im Rahmen der Betriebsratsanhörung („tonnenweise Papier“) beschwerte; danke für die Blumen, freut mich, dass es angekommen ist! War ja auch viel Arbeit…
Wie geht’s weiter: Natürlich mit der Abgabe der beiderseitigen Schriftsätze, erst danach geht es vor Gericht „richtig zur Sache“; dazu wurden Schriftsatzfristen 15.2. und 15.3.2010 festgelegt.
Tja, und zur Hauptverhandlung im Frühjahr „buchen“ wir dann vielleicht einen größeren Sitzungssaal?
(bt)
Dienstag, 15.12.2009
SIS: Angst nicht nur vor Gehaltskürzungen sondern auch vor Kündigungen
Seit Ankündigung der geplanten SIS-Ausgliederung geht die Angst unter den IT-Beschäftigten bei Siemens um: Während zunächst "nur" drastische Gehaltseinbußen befürchtet wurden, wächst nun auch die Angst vor betriebsbedingten Kündigungen.
"Nach aller Logik bleibt wohl keine andere Lösung als betriebsbedingte Kündigungen. Wir werden mit einer vierstelligen Zahl rechnen müssen", so ein Zitat aus der "Euro am Sonntag". (www.focus.de) Die "Einschnitte beim Personal" soll es anscheinend noch VOR der Ausgliederung geben, um diese nicht mit Restrukturierungsmaßnahmen und -Kosten zu belasten. Ein sozialverträglicher Jobabbau komme "angesichts der in der Sparte bereits früher durchgeführten Umstrukturierungen und der daraus resultierenden Altersstruktur kaum infrage".
Ein Sprecher sagte zwar der Zeitung, betriebsbedingte Kündigungen blieben nur die letzte Alternative, wenn sonst keine andere Lösung gefunden werden könne; aber genau damit ist nun eben leider zu rechnen, und zwar wie gesagt noch vor der Verselbständigung, d.h. das wären seit längerer Zeit nun erstmalig wieder betriebsbedingte Kündigungen unmittelbar bei Siemens selber, nicht erst bei dessen Ausgliederungen.
Nicht dass das für die Betroffenen einen großen Unterschied machen würde, ob sie nun vor oder nach der Ausgliederung gekündigt werden, aber dieses Vorgehen dokumentiert deutlich, dass Siemens die Scheu vor Kündigungen nun endgültig wieder abgelegt hat; es ist davon auszugehen, dass davon eine Signalwirkung auch für andere Unternehmen ausgeht.
(bt)
Freitag, 11.12.2009
NSN Pulse Survey
Die weltweite Stimmungs-Umfrage bei den NSN-Mitarbeitern zeigt (in unserer Situation wenig überraschend) einen negativen Trend; z.B. die Aussage „I am optimistic about the future of NSN“ machen nun knapp 20% weniger Kollegen, genauso wie 15% weniger ein „climate of trust within NSN“ attestieren, und gut 12% weniger meinen noch, NSN einem guten Freund als „a good place to work“ empfehlen zu können.
Erklärungen sind natürlich die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation, aber auch der neue CEO und diverse „outsourcing decisions“.
Interessant daran ist, dass das keineswegs nur die Zahlen aus dem offshoringgebeutelten Deutschland, sondern Weltweit-Zahlen sind! Nach Regionen heruntergebrochen kommen natürlich noch die freundlichsten Zahlen aus der niedriglohnbedingt wachsenden APAC-Region; interessant ist aber auch, dass die finnischen Kollegen sogar noch etwas schlechtere „Schulnoten“ vergeben haben als ihre deutschen Kollegen.
Das Offshoring-Programm trifft eben alle Hochlohnländer gleichermaßen, egal ob Nokiastämmig/Finnisch oder Siemensstämmig/Deutsch, wir sitzen alle in der gleichen Patsche.
(cnn)
Zum gleichen Thema erreicht uns auch noch folgender Leserbrief:
Freitag, 11.12.2009
Ergebnisse des NSN-Engagement Survey 2009 sind "difficult and eye-opening"
Die jetzt vorliegenden Ergebnisse des Engagement Pulse Survey 2009, also der NSN-Umfrage bei einem Teil der Belegschaft (11.000 von befragten 22.000 MitarbeiterInnen weltweit haben mitgemacht) seien "difficult and eye opening", so ein zusammenfassendes Fazit des NSN-Managements.
Man müsse darüber nachdenken. Offenbar überrascht es die NSN-Führung, dass z.B. die Anzahl der MitarbeiterInnen, die für NSN wenig Zukunft sehen ("I am - not - optimistic about the future of NSN") um 20% gegenüber dem Employee Engagement Survey im April 2009 zugenommen hat.
Dabei hätten sich die Herren an der Firmenspitze (singuläre Damen eingeschlossen) nur die bisher anonymen Kommentare in ihren eigenen Blogs zu Gemüte führen müssen. Stattdessen ärgern sie sich lieber über angeblich "unqualifizierte" Beiträge kritischer Belegschaftsmitglieder und schaffen die Anonymität bei den Blogs einfach ab.
Ob damit die Qualität der öffentlichen Diskussion gesteigert werden kann, ist höchst zweifelhaft.
Doch soll es dabei doch eine Ausnahme geben: Vermeintliche Verstösse gegen den Code of Conduct können über einen sogenannten "Whistleblower Channel" (frei übersetzt: Denunzianten-Kanal) weiterhin anonym direkt an den NSN-Vorstand gemeldet werden können. Na das beruhigt dann wenigstens.
Donnerstag, 10.12.2009
Unproduktive Führungskräfte bei Nokia Siemens Networks?
Im Rahmen der anstehenden Umorganisationen bei NSN sollen zahlreiche Führungskräfte ihre Führungsaufgabe verlieren und dann wieder „selber arbeiten“ müssen; das ist natürlich bitter!
Interessant ist aber die offizielle Sprechweise dazu: Diese Führungskräfte werden „produktiviert“!
Aaah ja - immer noch besser als „diskontinuiert“, oder?!
Im wohlklingende-Namen-Erfinden waren wir schon immer gut.
Trotzdem: Wenn die Führungskräfte produktiviert werden, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass sie bisher (als Führungskräfte) nicht produktiv waren?
Lästermäuler würden jetzt vielleicht sagen "...was wir ja immer schon wussten", daher ist es ja nur gut, dass WIR keine Lästermäuler sind, gell...
(cnn)
Montag, 7.12.2009
NSN Mch-T: Keine Betriebsversammlung am 8.12.2009
Die für Dienstag, den 8.12.2009, geplante außerordentliche Betriebsversammlung fällt aus. Ein neuer Termin wird in Kürze bekanntgegeben.
Hintergrund für die Verschiebung ist, dass die Verhandlungen zur Zusammenlegung der Betriebe Mch-T und Mch-M noch nicht so weit gediehen sind, dass wir am 08.12.09 schon hinreichend Konkretes über das genaue "wie" und die ausgehandelten Konditionen vortragen könnten.
(bt)
Sonntag, 6.12.2009
Zukunft der NSN GmbH&CoKG
Seit Spätsommer steht NSN wenig ruhmreich fast täglich in den Schlagzeilen (z.B. www.handelsblatt.com, nsn-dialog.de, www.handelsblatt.com ).
Wer immer noch glaubt, dass die Situation ernst aber nicht dramatisch ist, sollte mal selbst 1 und 1 zusammenzählen. Oder diesen Artikel lesen. Nach den uns vorliegenden Informationen beschreibt er exakt den von der Firma geplanten und eingeschlagenen Weg.
Wie sehe ich die aktuelle Lage: Wenn ich diese Entwicklung extrapoliere, steht für mich die Zukunft von NSN in Deutschland fest: Reduktion auf einen Vertriebs- und Service-Standort (in der Summe ein paar Tausend Mitarbeiter von derzeit ca. 11.000) und für den Rest das Qimonda-Schicksal (d.h. Billig-Entsorgung www.insolvenz-news.de ).
Wer von den Betriebsräten und Mitarbeitern dieses hochwahrscheinliche Szenario noch immer nicht zur Kenntnis nimmt und nicht danach handelt, betreibt eine Vogel-Strauss-Politik! Nutzen wird es keinem, außer Siemens und Nokia.
Gibt es Alternativen zu dieser Vogel-Strauss-Politik? Ich meine ja, siehe bei Opel oder Daimler-Sindelfingen ( www.rp-online.de ), es ist also dringend politischer und öffentlicher Druck auf Nokia und besonders auf Siemens erforderlich. Geheimverhandlungen sind hier der falsche Weg! Kurzarbeit mag uns eine Atempause verschaffen. Aber wenn die Zeit nicht für alternative Konzepte genutzt wird, bleibt nur noch ein verlängertes Sterben übrig.
Der GBR hat den ersten zaghaften Schritt in Richtung öffentlicher Druck gemacht (s. „Offener Brief an den Ministerpräsidenten Rüttgers“ nur im NSN-Intranet).
Welche weiteren Schritte sind nötig? Die meisten von uns halten sich für hochbegabte Ingenieure, da sollten uns doch einige Lösungen einfallen, oder? Wenn nicht, werden wir alle zusammen mit NSN GmbH&CoKG auf dem „Müllhaufen der Geschichte“ landen (und das innerhalb von 1-2 Jahren!). Dann aber wäre es nicht mal schad’ drum.
(BRM)
Freitag, 4.12.2009
Siemens und seine Schmuddelkinder
Peter Löscher zeigt sich „sehr sehr zufrieden“, u.a. weil Siemens in diesem Jahr 23.000 Arbeitsplätze weltweit „erstaunlich geräuschlos“ abgebaut hat. Denn darauf kommt es anscheinend an: Personal abbauen (wegen Offshoring überwiegend in Hochlohnländern wie Deutschland), und das bitteschön möglichst geräuschlos.
Sein Dank für den zugegebenermaßen auch erstaunlich geräuschlosen Personalabbau bei Siemens-Halbtochter NSN (in der Münchner Hofmannstraße) hält sich anscheinend aber doch sehr in Grenzen, angesichts der schlechten NSN-Quartalsergebnisse: NSN ist ein „Randbereich“, ein „Schmuddelkind“ und eine „größte Baustelle“, so die wenig schmeichelhaften Bezeichnungen in der SZ vom 4.12.09.
Nach einer Höflichkeitsfloskel „NSN hat die volle Unterstüzung der beiden Mütter“ lässt Joe Kaeser Klartext folgen: „Wir sind jedenfalls nicht diejenigen, die das Geschäft nach Ablauf des Joint Ventures übernehmen werden“. Nicht dass diese Absicht überraschen könnte – allerdings wird Siemens da wohl auch erst mal einen geeigneten Käufer finden müssen…
„Besser“ als bei NSN will Siemens es nun in der IT-Sparte machen.
Wie soll dieses „besser“ aussehen, was ist den NSN-Kollegen da entgangen? Die Antwort ist eine Ausgliederung der IT („SIS“) zum Zweck der Kosteneinsparung auf Kosten seiner Mitarbeiter. Vornehm ausgedrückt heißt das dann „die Gehaltsstrukturen müssen flexibler werden“, aber in welcher Himmelsrichtung diese Flexibilität gewünscht ist, darüber besteht kein Zweifel (das erinnert etwas an die Betriebsabspaltung der NSN-IT in Mch-T um so hoffentlich einen „flexibleren IT-Betriebsrat“ zu bekommen); großzügig wird in Aussicht gestellt, man könne ja trotzdem am Manteltarifvertrag festhalten und „das Problem auch über Zusatzvereinbarungen lösen“.
So harmlos klingend kann man es formulieren, wenn sich ein Unternehmen auf Kosten seiner Beschäftigten sanieren will; die Ausgliederung soll also nur einen massiven Angriff auf den Geldbeutel der IT-Beschäftigten vorbereiten. Mal sehen, wie die Gewerkschaft auf so ein Angebot „wenn Ihr eine Zusatzvereinbarung unterschreibt, halten wir am Manteltarifvertrag fest“ reagiert.
(bt)
Donnerstag, 3.12.2009
NSN Ulm: Ein NCI'ler ist neuer Datenschutzberater für Ulm
Neuer Datenschutzberater für den NSN-Betrieb Ulm ist ab sofort Markus Keßler. "Data protection and Information Security Advisor" heißt das dann auf neuhochdeutsch, oder kurz "DISA" für Anhänger des AKüFi (Abkürzfimmel).
Markus ist ein erfahrener "alter NCI-Hase" und weiß sehr gut wohin der Hase läuft, auch im NCI war er schon immer ein Experte für alle EDV-Themen. Zudem kann er mit mehrjähriger Erfahrung beim "Mitarbeiternetz NCI" (unserer NCI-Betriebsratsliste, die sicherlich bei den nächsten Betriebsratswahlen auch in Ulm antreten wird) punkten; das steht für Vernetzung und engen Draht zur Belegschaft ebenso wie Beherrschung der nötigen Juristereien. Nachdem in München (noch zu Siemens-Zeiten) sogar Betriebrats-PC's überwacht wurden, haben wir mit dem lieben Datenschutz ja so unsere Praxiserfahrungen...
Herzlichen Glückwunsch zur Ernennung und viel Erfolg in Ulm!
(bt)
Mittwoch, 2.12.2009
Demo gegen Siemens-Entsorgungspraktiken
Am Münchner Odeonsplatz, in (von den friedlichen Demonstranten natürlich nicht genutzter) Steinwurfnähe zum Wittelsbacher Platz, demonstrierten an die 700 um ihren Arbeitsplatz besorgte Mitarbeiter von Siemens und Siemens-Ausgliederungen (darunter auch viele NCI'ler).
Wogegen? Gegen die neueste Siemens-Unsitte, sich ohne Sozialauswahl und Abfindungen von langjährigem Personal zu trennen und dieses der Arbeitslosigkeit auszusetzen, indem diese Mitarbeiter nicht gekündigt, sondern einfach ausgegliedert werden.
Offshoring-bedingter Personalabbau durch Outsourcing:
Wenn wegen der Verlagerung von Arbeit in Niedriglohnländer deutsche Arbeitsplätze abzubauen sind, so gliedert Siemens diese einfach aus, wie z.B. zu SEN, NSN, ...
und überlässt dann denen alles Weitere, Siemens ist dann fein raus.
Egal ob die Erwerber dieser Ausgliederungen dann das gleiche Spiel fortsetzen (wie z.B. NSN nun Teile zu Wipro und Accenture ausgliedert) oder Personal abbauen (wie demnächst wieder im großen Stil bei NSN) oder ganz schließen (wenn’s besonders dumm läuft gar per Insolvenz wie bei BenQ): Siemens hat damit nichts mehr zu tun!
Wirklich nicht? Man muss nicht alles glauben! Wenn z.B. die Firma NSN, die zur Hälfte immer noch Siemens gehört, im großen Stil langjährige (ex-Siemens-)Mitarbeiter rauswirft, so geschieht das sicher nicht ohne Einverständnis, wenn nicht gar auf Veranlassung der Siemens-Spitze. Dann müssen wir aber auch genau diese in die Mitverantwortung nehmen! Egal ob wir nun Siemens AG oder Nokia Siemens Networks oder ... heißen, wir entlassen das Siemens-Management nicht aus seiner Verantwortung.
Eigentlich müssen wir noch viel früher ansetzen, nämlich schon bei der Ausgliederung selber:
Der Taktik „Ausgliedern ist doch viel einfacher und geräuschloser als Kündigen, also gliedern wir doch erst aus und lassen danach erst den Erwerber kündigen“ muss ein dicker Riegel vorgeschoben werden, schon im Ansatz muss jede Ausgliederung kritisch darauf abgeklopft werden, ob es sich hier womöglich nur um eine Ausgliederung zum Zweck der Personalentsorgung handelt.
Egal ob schon oder noch nicht ausgegliedert, ob Siemens oder Siemens-Ausgegliederte:
Wir entlassen das Siemens-Management nicht aus seiner Verantwortung für seine langjährigen Mitarbeiter!
Die Botschaft wurde heute klar transportiert; ob sie aber auch am Wittelsbacher Platz ankam?
Falls nein, könnte die nächste Siemens-Hauptversammlung mal wieder turbulent werden.
(cnn)
Mittwoch, 2.12.2009
"Trommeln gegen Stellenabbau!" - "Zukunft statt Abwrackprämie!
Fotos von der heutigen Kundgebung gegen Massenentlassungen bei Siemens und seinen Ausgegliederten.
(rk)
Mittwoch, 2.12.2009
NSN: Get ready for the mapping
Da das kleingedruckte Detail bei solchen Mappings immer für die, die die Firma eh schon nicht mehr weiterbeschäftigen will, besonders wichtig ist (wie wir ja auch schon beim Mapping des Siemens-SN-NSN-Übergangs erfahren haben), noch ein ergänzender Hinweis:
Nicht durch die Ritzen fallen dürfen beim Mapping insbesondere die Kollegen, die seit kurzem keine aktuelle Arbeitsaufgabe mehr haben und auf ihren "Abschuss" warten. Bei einem "Mapping" darf keiner durch die Ritzen fallen, muss sich jeder auf einem Arbeitsplatz mit vertragsgemäßer Arbeitsaufgabe wiederfinden, die Formulierung "seine jetzige Aufgabe" reicht in diesen Fällen also nicht aus.
(bt)
Links auf Zeitungsartikel bestehen meistens nur für kurze Zeit. Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir diese "toten Links" nicht entfernen.