NCI
NCI Themen: Stellenabbau NSN-München 2008/2009
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Samstag, 21.3.2009
"Forum der Solidarität" zu den Trennungsangeboten im NSN-Betrieb Mch H
Bereits im siebten Jahr finden nun die Veranstaltungen des Forums der Solidarität im Pfarrheim St. Joachim statt. "Traditionsgemäß" ist der Besuch immer dann am größten, wenn der Verlust von Arbeitsplätzen in der nahe gelegenen Hofmannstraße droht. Somit war es nicht sehr überraschend, dass der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war, immerhin soll ja der Betrieb NSN-Mch-H geschlossen werden und über 400 Arbeitsplätze verloren gehen.
Nach der Begrüßung durch den "Hausherrn" Pfarrer Ulrich Bensch übernahm erstmals der Betriebsseelsorger Christian Bindl die Moderation.
Der Betriebsratsvorsitzende Bernd Lehmann berichtete kurz nochmals den Stand der Verhandlungen und einige Hintergründe, die zum Abschluss des IA/SP für die Phase 1 führten.
Danach wurde das Hauptthema des Abends behandelt: Wie komme ich zu einer Entscheidung? Dies lag auch den Anwesenden am meisten auf dem Herzen, was die Umfrage zu Beginn der Veranstaltung zeigte. Bernhard Tröger (NCI und BR in Mch H) schaffte es in seinem Vortrag, die Problematik auf die Wahl zwischen zwei Schubladen zu reduzieren, aber so recht wohnlich ist es in keiner der beiden ...
Im Anschluss an diesen beindruckenden Vortrag war Zeit für viele Fragen. Zwei Rechtsanwälte und mehrere Betriebsräte versuchten Antworten darauf zu geben.
Wird es Kündigungen geben? Wie sind die Aussichten bei den Kündigungsschutzprozessen? Und was geschieht, wenn man den Verbleib in der Firma geschafft hat? Wie lange gibt es NSN noch in München, in Deutschland?
Wirklich befriedigende Antworten gab es nicht auf alle Fragen, sichere Antworten schon gleich gar nicht.
Pfarrerin Dr. Susanne Schatz forderte zum Abschluss Solidarität unter den Betroffenen: "Achtet auf einander, sprecht mit einander, lasst keinen zurück!"
Flugblatt       Artikel in der SZ
(sh/rk)
Samstag, 21.3.2009
NSN: Foliensatz zum „Ringtausch“ Mch-H jetzt online
Im NSN-internen Intranet findet sich nun der Foliensatz zum „Ringtausch“; er beschreibt den einzuhaltenden Regelweg zur Einleitung eines Ringtausches ebenso wie (auf der letzten Folie) die dazu anzuschreibenden Email-Adressen. Bitte unbedingt diesen Regelweg einhalten.
(bt)
Mittwoch, 18.3.2009
NSN Mch-H: Leicht missverständliche Formulierung im Sozialplan
Nachdem nun schon einige Kollegen darauf hereingefallen sind, nochmal der explizite Hinweis:
Wenn in Sozialplan-Kapitel 2.3.1 (beE-Abfindung) steht
„Arbeitnehmer erhalten bei Austritt aus der beE einen prozentualen Anteil der Abfindung, wie sie sich aus Ziffer 3.1.1 ergibt“ (Ziffer 3.1.1 beschreibt die Abfindung bei Aufhebungsverträgen ohne beE), so ist damit gemeint:
Bei einem Aufhebungsvertrag mit beE gibt es nur noch einen bestimmten (in Tabelle 2.3.1 spezifizierten) Prozentsatz der Abfindung, die es bei einem Aufhebungsvertrag ohne beE gäbe.
Für die beE ist der Faktor nach 3.3.1 also nochmal mit dem Faktor nach 2.3.1 zu multiplizieren!
(bt)
Dienstag, 17.3.2009
Zwei Veranstaltungen zu den „Trennungsangeboten“ Mch-H: Auf welche gehe ich?
Am Donnerstag (19.3.) um 18:00 findet in der Geisenhausenerstraße 24 (großer Saal von St.Joachim) ein „Forum der Solidarität“ statt,
und am Freitag (20.3.) um 8:30 eine außerordentliche Betriebsversammlung im Kasino Machtlfingerstraße.
Auf welche der beiden Veranstaltungen soll ich nun gehen?
Ganz einfach: Auf beide!
In so einer Situation kann man sich gar nicht genug, geschweige denn zu viel informieren.
Zumal da jede Veranstaltung einen anderen Fokus haben wird, wir behandeln natürlich nicht an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zweimal genau dasselbe.
Und wie sieht nun dieser unterschiedliche Fokus aus?
Auf dem „Forum der Solidarität“ am Donnerstag abend, Thema „Trennungsangebote MchH – wie entscheide ich mich?“ (» Flugblatt «, Artikel in der SZ) haben wir Gelegenheit, ungestört außerhalb der Firma, ganz unter uns, Klartext zu reden. Alle Fragen, bei denen man die Chefs und die Betriebsleitung vielleicht nicht so gerne als Zuhörer hätte, gehören eher hierher!
Dazu gehören z.B. Fragen, wie’s für uns aussieht wenn es im Oktober doch noch zu Kündigungen kommen sollte, und wovon das abhängt, und was von den Aussagen der Leitung, hier handle es sich um eine Betriebsschließung und deshalb gälten alle möglichen Spielregeln nicht mehr, zu halten und wie damit umzugehen ist.
Ebenso dazu gehören auch Fragen von AT’s, die einen Düsseldorf- oder Greifswaldumzug oder den PERUSA-Betriebsübergang ablehnen, aber gerne in die beE gehen würden.
Unser Rechtsanwalt Rüdiger Helm wird auch kommen, d.h. auch juristische Fragen können hier besprochen werden.
Im „Forum“ werden wir, wie ja schon das aktuelle Thema aussagt, insbesondere die Herangehensweise thematisieren, wie man die für sich richtige Entscheidung herausfinden kann (nicht wissend ob es im Oktober wirklich Kündigungen geben wird oder doch nicht), mit einer gesamtheitlichen Chancen-/Risiken-Abwägung.
Wege zur Entscheidung: Wie kann ich vorgehen um herauszufinden, was für mich in dieser schwierigen Situation besser ist: Ein Trennungsangebot annehmen oder nicht?
Auf der Betriebsversammlung am Freitag früh hingegen werden wir uns stärker auf die inhaltlichen Details des Interessenausgleichs/Sozialplans konzentrieren, also auf die genauen Konditionen der Trennungsangebote und dazu seit dem 12.3. hochgekommene Fragen.
Insbesondere werden wir dann aber auch erstmalig detailliert die genauen Abläufe beim „Ringtausch“ vorstellen:
Was muss ich tun, was in welcher Form wohin schicken, wenn ich daran teilnehmen will?
Ringtausch-Interessierte (von beiden Seiten des Gartenzauns) sollten daher ebenfalls insbesondere diese Betriebsversammlung am Freitag besuchen.
Also zwei Veranstaltungen mit recht unterschiedlichem Schwerpunkt, aber zum gleichen Thema, und sicher beide wert hinzugehen!
(bt)
Freitag, 13.3.2009
Infos zum IA/SP (Trennungskonditionen) NSN Mch-H
In der gestrigen Infoveranstaltung kam das Thema „Ringtäusche“ noch etwas kurz; das liegt u.a. daran, dass der genaue Ablauf im Detail (Formulare, Adressen etc.) noch zu klären ist. Auf der a.o. Betriebsversammlung am 20.3.09 (8:30) werden wir u.a. dieses Thema „Ringtäusche“ und die genauen Abläufe dazu detailliert vorstellen.
Vorab schon der Hinweis: Ringtausch-Interessierte brauchen nicht schon einen geeigneten „Tauschpartner“ zu benennen (das könnten ja auch die Wenigsten), wir werden dann aber von jedem Ringtausch-Teilnehmer ein Skill-Profil brauchen, um geeignete „Tauschpaare“ mit vergleichbaren Skills identifizieren zu können. Aber Details dazu wie gesagt am 20.3., bis dahin bitten wir dazu noch um etwas Geduld.
Die Aussagen der Leitung zum Thema „Betriebsschließung“ teilen wir übrigens nicht; es ist doch noch sehr die Frage, ob man von einer Betriebsschließung sprechen kann, wenn 400 von 1200 Betriebsmitarbeitern ohne Sozialauswahl gekündigt werden. Das sehen wir anders. Im Ernstfall (wenn es zu Kündigungen kommt, was wir nach wie vor nicht hoffen) würde das gerichtlich zu klären sein. Ein gutes Thema übrigens auch für unser „Forum der Solidarität“ am 19.3. (18:00).
(bt)
Dienstag, 10.3.2009
NSN Mch-H: IA/SP-Verhandlungen Teil 1 abgeschlossen
Am 10.3.2009 wurden die lfd. Verhandlungen zum Interessenausgleich/Sozialplan über die anzubietenden Trennungskonditionen abgeschlossen. Details dazu werden von der Betriebsleitung auf einer Infoveranstaltung am 12.3.2009 vorgestellt.
Aber vorneweg: Ist das nun ein gutes, oder doch eher ein mäßiges Verhandlungsergebnis?
Zunächst mal: Es bleibt leider dabei, das Offshoring und die damit verbundene Vernichtung unserer Arbeitsplätze findet statt, obwohl diese Maßnahme unserer Ansicht nach eine folgenschwere unternehmerische Fehlentscheidung darstellt; der Arbeitgeber zeigte sich dazu aber mal wieder ausgesprochen beratungsresistent.
Das ist natürlich alles andere als „gut“, aber es ist kein Verhandlungsergebnis sondern eine der berühmten „freien Unternehmerentscheidungen“, derentwegen es unserer ach so freien Wirtschaft ja auch so prima geht. Es lag weder in der Hand der Belegschaft noch ihres Betriebsrates, diese Entscheidung zu revidieren.
Verhandeln konnten wir somit nur noch über die Modalitäten und finanziellen Konditionen der Trennungsangebote, die die willkürlich (ohne soziale Aspekte) vom Arbeitgeber ausgesuchten Mitarbeiter, die nun gefälligst das Unternehmen verlassen sollen, bekommen werden.
Das letzte Wort dazu (ob er dieses Angebot denn auch anzunehmen gedenkt) hat aber natürlich jeder Betroffene selber, und dazu wurde eine Entscheidungsfrist bis 30.6.09 gesetzt.
Dabei werden dann nicht nur die Trennungsangebote zu bewerten sein, sondern die gesamte persönliche Lebenssituation, die Frage „was erwartet mich günstigstenfalls noch in dieser Firma?“, und die Frage „mit welcher Entscheidung ist mein Risiko, mittelfristig doch noch in HartzIV zu enden, geringer?“
Diese „Teufel- oder Beelzebub-Entscheidung mit Wahrscheinlichkeitsrechnung“ ist dann natürlich aber auch nicht unwesentlich von den angebotenen Trennungskonditionen mit beeinflusst.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Mit diesem IA/SP-Abschluss ist erst eine „Phase 1“ der Verhandlungen abgeschlossen, es folgen nun auch noch weitere Verhandlungen zu den geplanten Greifswald-/Düsseldorf-Umzügen sowie der IT-Abspaltung und dem “was geschieht mit denen, die gehen sollten aber kein Trennungsangebot annehmen?“.
Insbesondere letzteres kann leider erst im Juli/August konkret zu Ende verhandelt werden, nach einem „Kassensturz“, der zeigt wieviele der betroffenen Kollegen dann ein Trennungsangebot angenommen haben und wieviele somit übrig bleiben, für die noch eine Lösung gefunden werden muss; bei einer großen Zahl von „Übrigen“ müssen wir uns wohl auf das Szenario einstellen, unsere Jobs ggf. in Kündigungsschutzprozessen zu verteidigen, während bei einer geringeren Zahl die Verhandlungen auf eine friedliche Einigung mit Weiterbeschäftigung in einem anderen NSN-Betrieb hinauslaufen dürften, das wären also zwei ganz unterschiedliche Stoßrichtungen, wobei sich die zutreffende erst nach Ende Juni herausstellen wird. Was den unschönen Nebeneffekt hat, dass sich die Belegschaft für oder gegen die Annahme eines Trennungsangebotes entscheiden muss, ohne zu diesem Zeitpunkt schon zu wissen, ob im Falle eines „nein“ im Oktober die Kündigung folgt.
Dazu, wie man trotz dieser mäßigen Informationsgrundlage die für sich richtige Entscheidung treffen kann, werden wir in den nächsten Tagen (u.a. im „Forum der Solidarität“ am 19.3. und in einer a.o. Betriebsversammlung am 20.3.) noch eine Reihe von Hilfen und Tipps geben.
Aber: Vom-Thema-Ablenken und um-eine-Antwort-drücken gilt nicht, also nochmal:
Ist nun dieser IA/SP zu den Trennungskonditionen ein gutes Verhandlungsergebnis? Das kann eigentlich nur jeder Betroffene für sich selbst entscheiden. Subjektiv betrachtet würde ich (als NCI-BR in der Verhandlungskommission) sagen „ja“, denn wir haben uns nicht eben mal schnell über den Tisch ziehen lassen, sondern in monatelangem zähem Feilschen das maximal in dieser Situation Herausholbare herausgekitzelt; mehr war nicht drin.
Das Wesentliche: Das alles ist meiner Einschätzung nach ein verhältnismäßig gutes Paket (in einer natürlich insgesamt alles andere als guten Situation); wenn wir es anders sehen würden, hätten wir diesem IA/SP so auch nicht zustimmen dürfen.
Trotzdem, eigentlich ist es die falsche Frage an die falsche Adresse:
Die Frage sollte nicht heißen „findet der Betriebsrat den von ihm selber ausgehandelten IA/SP gut“, sondern „sind die Trennungsangebote für die betroffene Belegschaft ausreichend gut?“
Es reicht nicht, dass die Angebote nur „gut“ sind, sie müssen „gut genug“ sein, gut genug dass es sich möglichst viele Kollegen, deren Arbeitsplatz entfällt, in ihrer gegenwärtigen Lebenssituation leisten können sich für die Annahme eines dieser Trennungsangebote zu entscheiden.
Die „Schulnote“ für diesen IA/SP vergibt somit die Belegschaft selber, und zwar durch Annahme oder Nicht-Annahme der Trennungsangebote bis Ende Juni, erst dann werden wir auch wissen, ob dieses Verhandlungsergebnis wirklich „gut genug“ war.
(Bernhard Tröger)
Samstag, 7.3.2009
Interessenausgleich-Verhandlungen zum Kahlschlag in der Hofmannstraße: Stand der Dinge, Teil VIII
Nach der außerordentlichen BR-Sitzung und Verhandlung gestern ist nun davon auszugehen, dass am 10.3.2009 der Interessenausgleich/Sozialplan zu den Trennungsangeboten in Mch-H unterzeichnet wird; das würde bedeuten, dass voraussichtlich am 12.3.2009 (15:00) eine Info-Veranstaltung dazu stattfinden wird; weitere Termine sind ein „Forum der Solidarität“ am 19.3. (18:00) und eine a.o. Betriebsversammlung am 20.3. (08:30) → Termine vorsorglich schon mal freihalten!
Die Überleitungsvereinbarung zu IS/Perusa wurde bereits gestern unterzeichnet, und auch die entsprechenden "Briefe" an die betroffenen IS-Mitarbeiter gingen gestern noch raus; der Betriebsübergang erfolgt schon zum 1.4.2009, was bedeutet, dass die 4-wöchige Widerspruchsfrist nach §613a BGB erst ein paar Tage nach dem erfolgten Betriebsübergang endet (was auch zulässig ist).
(bt)
Mittwoch, 4.3.2009
"Ihr Arbeitsplatz entfällt"
Es ist wieder so weit, bei NSN in der Münchner St. Martinstraße wird uns mal wieder mitgeteilt, dass unsere Tätigkeiten entfallen. Das Procedere diesmal ist folgendes: Zunächst wird einem mitgeteilt, das dieses kein Kündingungsgespräch sei, was auch immer ein Kündingungsgespräch sein soll, sondern ein reines Informationsgespräch. Aha, also nur eine Information. Als nächstes wird erklärt, wir könnten uns auf interne Stellen bewerben, (na so was, brauchen wir da eine Erlaubnis unserer Chefs?) oder uns von der Personalabteilung die Abfindung ausrechnen lassen können. Welche Abfindung eigentlich? Gibt es denn schon einen Interessenausgleich oder gar einen Sozialplan? Davon habe ich ja gar nichts mitbekommen.
Wie könnte es auch anders sein? Weder Betriebsrat noch Gesamtbetriebsrat sind über dieses Vorgehen informiert. Damit der Betriebsrat eine flächendeckendes Bild bekommt, welche Abteilungen von diesen Abbaugesprächen momentan betroffen sind, sollte JEDER, der von seinem Chef angesprochen wird, dass der Arbeitsplatz entfällt, sofort den Betriebsrat davon informieren.
(Viola Frustig)
Dienstag, 24.2.2009
Interessenausgleich-Verhandlungen zum Kahlschlag in der Hofmannstraße: Stand der Dinge, Teil VII
So langsam wird die Belegschaft ungeduldig und möchte gerne mal darüber etwas erfahren, was hinter den fest verschlossenen Türen der Verhandlungssäle vor sich geht; da werden auch Vorwürfe gegen uns laut, wir seien doch Betriebsräte, keine Geheimräte.
Richtig, und gerade wir vom NCI haben es nicht so mit „Geheimdiplomatie“; aber auch wir können Fakten erst dann weitergeben, sobald sie auch als Fakten vorliegen.
Öffentliche Spekulationen, wie die Verhandlungen ausgehen könnten, z.B. welche Abfindungen oder beE-Gehälter gezahlt werden, noch bevor diese wirklich ausgehandelt sind, wären sogar gefährlich:
Liegen die Zahlen zu hoch, entwickelt die Belegschaft eine Erwartungshaltung, die dann nachher doch nicht erfüllt wird, und ist zurecht tief enttäuscht, und liegen die Zahlen zu niedrig, könnte das sogar dazu führen dass weitere Verhandlungen über höhere Zahlen dadurch sabotiert werden.
Wir bitten daher um Verständnis und um noch etwas Geduld; allzu lange dürfte es nicht mehr dauern, meiner Einschätzung nach könnten wir nun schon relativ kurz vor einer Einigung im März stehen.
Wenn wir schon am unverbindlichen Eindrücke-Wiedergeben sind, lehnen wir uns noch etwas weiter aus dem Fenster: Hinsichtlich der Entscheiderfrist, des beE-Beginntermins, der beE-Laufzeit, und vieler kleingedruckter aber wichtiger (auch finanzieller) Details sind die Verhandlungen schon recht weit gediehen, und wenn sich die Parteien nun auch noch zur strittigen Höhe des beE-Monatsentgelts einigen würden, könnte es plötzlich ganz schnell gehen.
Mal sehen, hier geht’s freilich um viel Geld, das könnte nochmal alles kippen.
Ob das schließlich mit dem BR ausgehandelte Trennungsangebot dann auch gut genug ist, entscheidet die betroffene Belegschaft durch seine Annahme oder Nicht-Annahme.
Je mehr geboten wird, desto höher die Akzeptanz.
Wenn dann also eines schönen und vielleicht auch baldigen Tages dieser Interessenausgleich/Sozialplan unterschrieben ist, hat der Betriebsrat seinen Verhandlungsjob damit jedoch noch lange nicht erledigt: Geklärt sind dann erstmal nur die Trennungs-Modalitäten und -Konditionen.
Als nächstes wird noch über das äußerst problematische Thema der Greifswald-Umzüge zu verhandeln sein, sowie über die Pläne zum Düsseldorf-Umzug, die geplante IT-Abspaltung, und vor allem über die entscheidende Frage: Was geschieht mit denen, die kein Trennungsangebot angenommen haben? Es gibt also noch eine Menge zu tun.
(bt)
Freitag, 6.2.2009
Interessenausgleich-Verhandlungen zum Kahlschlag in der Hofmannstraße: Stand der Dinge, Teil VI
Die Verhandlungen zwischen Leitung und Betriebsrat haben mittlerweile ein Stadium erreicht, in dem schon sehr konkret über die Details verhandelt wird.
Dabei sind viele Interessengruppen zu berücksichtigen: All diese Themen gehen wir nun der Reihe nach konkret an, beginnend mit den Konditionen für mögliche Trennungen und auch die IS-Ausgliederung. Dazu finden mittlerweile zwei mal wöchentlich Verhandlungsrunden statt; wir bitten um Verständnis, dass wir nicht nach jeder dieser Verhandlungsrunden schon halbgare Zwischenstände veröffentlichen.
(bt)
Sonntag, 1.2.2009
Eine wundersame Demo
Als regelmäßiger und fleißiger Leser der Homepage des Betriebsrats in Mch M, fand ich am 28.1.09 einen Bericht mit der Überschrifft: "NSN-Demo vor der Siemens-Hauptversammlung". Na nu, welche Demo? Habe ich da etwa einen Aufruf der IGM in Mch M verpasst? An irgendwelche Flugblattaktionen in Mch M kann ich mich auch nicht erinnern...
Als fleißiger Leser der NCI Homepage, wusste ich natürlich rechtzeitig von der Demo und auch wer sie initiert und den Aufruf geschrieben hat. Es waren alle eingeladen, welche gegen die unsozialle Politik von Siemens gegenüber seinen Mitarbeitern und seinen ehemaligen Mitarbeitern (nicht nur von NSN) protestieren wollten. Ich war dabei mit vielen meinen KollegInnen vom NCI, auch aus Mch M. Vielleicht wären noch mehr KollegInnen aus Mch M dabei gewesen, wenn man sie rechtzeitig informiert hätte, z.B. mit einem Flugblatt wie in Mch H. Schließlich wurde bei der Demo auch gegen den Umzug von ca. 400 KollegInnen nach Ulm mit protestiert.
Aber vielleicht träume ich nur und diese Demo hat überhaupt nicht stattgefunden, oder war gar geheim ! ?
(Alice im Wunderland)
Samstag, 31.1.2009
Traditionelle Demo vor der Siemens Hauptversammlung
Ach wie war das wieder schön! Wie in alten Zeiten, eine richtige Demo mal wieder vor der Hauptversammlung der Siemens AG. Na ja, so richtig kalt wie früher war es nicht. Es hatte nur so umera Null Grad. Früher waren wir standfest bei -10 Grad. Und dieses Jahr waren wir so richtig unter uns. Man hat wieder alte Bekannte getroffen, einige hatten sogar ihre Partner mitgebracht. So lernt man die auch mal kennen.
Nur der Ort der Demo war etwas unglücklich. Diese Demo hat leider kein Aktionär mitbekommen. Wir standen noch hinter dem Eingang Süd, wahrscheinlich hat uns absolut niemand gesehen. Aber macht nichts. Es war ja viel Presse da. Eigentlich waren mehr Kameras als Redner zu sehen. Das ZDF, RTL, BR stand mit voller Ausrüstung da. Nur zu sehen oder zu hören gab es wenig. Die Reden waren eher nichtssagend. Es haben gar nur 3 Redner, neben Michael Leppek von der IG-Metall, die gesprochen haben. Und auch nur ganz kurz. Kaum verwunderlich, dass es keinerlei Presseecho auf diese Demo gegeben hat.
Aber einen tollen Luxus hatten wir dieses Jahr: Der Catering Service hat uns mit warmem Kaffee und Tee verwöhnt. Das war toll. Danke liebe Siemens AG, dass sich Sie so fürsorglich um uns gekümmert haben. Mit so einem warmen Bauchgefühl kann man als Demonstrant gar nichts negatives mehr denken.
(Viola Frustig)
Mittwoch, 28.1.2009
Demonstration gegen NSN-Kahlschlag in München vor der Siemens-Hauptversammlung
Rund 350 Mitarbeiter demonstrierten gestern vor der Hauptversammlung der Siemens-Aktionäre gegen den geplanten Kahlschlag von Nokia Siemens Networks (NSN) in München, die beabsichtigte Betriebsschließung der Hofmannstraße und die Entsorgung zahlreicher älterer Mitarbeiter unter trickreicher Umgehung einer Sozialauswahl.
Sie nahmen Mutter Siemens in die Pflicht, die ihre Telekommunikationssparte zu NSN abschob (wie früher schon einmal die Handy-Sparte zu BenQ) und der NSN noch immer zur Hälfte gehört.
Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Cromme war anscheinend so sehr damit beschäftigt, sein Unverständnis über die gegen ihn gerichteten Selbstbedienungs-Vorwürfe zu äußern, dass er auf unser Anliegen gar nicht erst einging; mehr noch, unsere Wortmeldung dazu in der Hauptversammlung wurde in die späten Abendstunden verbannt und in der Redezeit stark gekürzt, so dass wir ersatzweise nun auf diesem Wege unser Anliegen vortragen:
Offener Brief an den Siemens-Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher
Sehr geehrter Herr Löscher,
nachdem die Wortmeldung unseres Siemens-Mitarbeiternetzes NCI zur Hauptversammlung der Siemens-Aktionäre auf die späten Abendstunden verlegt und in der Redezeit stark beschnitten wurde, ersatzweise nun auf diesem Wege unsere Wortmeldung, mit der Bitte um kurze Stellungnahme.
Liebe Mit-Aktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren des Vorstands und des Aufsichtsrats.
Mein Name ist Bernhard Tröger,
und ich vertrete meine eigenen Aktien und Stimmrechte. Einen großen Teil meiner Siemens-Aktien habe ich als Belegschaftsaktien erworben, noch in meiner Zeit in der Siemens-Telekommunikationssparte in der Münchner Hofmannstraße, die vor anderthalb Jahren in ein Joint Venture mit Nokia ausgegliedert wurde. Siemens und Nokia besitzen seitdem jeweils die Hälfte dieser Firma „Nokia Siemens Networks“.
Darüber, was in diesem Gemeinschaftsunternehmen geschieht, wacht ein „board of directors“ mit Managern der beiden Eigentümer, eben: Nokia und Siemens. Da sind also Sie, da sind wir als Eigentümer in der Verantwortung. Und damit wären wir auch schon beim Punkt: Hier geschieht nämlich etwas, das beim besten Willen nicht in Ordnung ist, und wozu dringendster Handlungsbedarf besteht.
Nokia Siemens Networks hat nämlich angekündigt, den Betrieb München-Hofmannstraße, in dem einmal 40.000 Siemensianer gearbeitet haben, und zuletzt noch 1200, eben mal schnell zu schließen. Obwohl unser Vorstandsvorsitzender Simon Beresford-Wylie erst ein paar Monate zuvor, anlässlich der imageschädigenden Schließung von Nokia Bochum, noch fest versprochen hatte: Wir sind nicht Nokia, sondern Nokia SIEMENS Networks, bei uns gibt es sowas nicht, bei uns gibt es keine Schließung deutscher Betriebe.
Nun, ich mag mich ja täuschen, Geographie war noch nie meine Stärke, aber meines Wissens liegt München doch noch immer in Deutschland! (Es sei denn, Hr. Löscher, die Österreicher hätten über Nacht die Grenzen etwas verschoben?)
Dabei wird zugleich ein Vertrag mit dem Gesamtbetriebsrat verletzt, demzufolge von 9000 Stellen, die weltweit abzubauen sind, maximal 2290 auf Deutschland entfallen.
Diese Zahl ist längst schon erreicht, sogar übererfüllt worden; trotzdem sollen schon wieder weitere 410 Mitarbeiter der Hofmannstraße entlassen werden (weil in Indien und Griechenland gleichzeitig massiv Personal aufgebaut wird, in diesem Fall geht es ja nicht um Personalabbau wegen der Finanzkrise, sondern einfach nur um die Verlagerung unserer Arbeit in Niedriglohnländer).
Und das alles noch immer im Rahmen desselben 9000er-Abbauprogramms:
In meinen Augen ein glatter Vertragsbruch!
Hr.Löscher, wenn wir beweisen wollen, dass Siemens jetzt wieder Gesetze und Verträge einhält (und zwar ohne sich deswegen erst verklagen und verurteilen zu lassen), wäre das nun eine prima Gelegenheit!
Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, es kommt leider noch dicker. Besonders übel ist nämlich die Art und Weise, wie der Stellenabbau diesmal vollzogen werden soll:
Mit einer trickreichen Umgehung der Sozialauswahl sollen diesmal vor allem langjährige ältere und sogar schwerbehinderte Mitarbeiter entsorgt werden!
Wenn 400 von zuletzt noch 1200 Hofmannstraßen-Mitarbeitern gekündigt werden sollen, müsste dieses unglückliche Drittel eigentlich laut Gesetz per Sozialauswahl unter den 1200 ausgewählt werden.
Genau diese Sozialauswahl über die 1200 soll nun aber dadurch entfallen, dass die 800, von denen sich die Firma nicht trennen will, von den unerwünschten 400 Kollegen separiert werden, durch Maßnahmen wie Umzüge hierhin, Versetzungen dahin, Betriebsabspaltungen, und so fort. Um die dann noch übrigbleibenden 400 älteren Mitarbeiter am Ende des Tages einfach per Betriebsschließung ohne jegliche Sozialauswahl feuern zu können. Interessanterweise wird bei diesem Vorgehen mit umgangener Sozialauswahl auch noch von „sozialverträglichem Personalabbau“ gesprochen…
Warum macht einer sowas? Nun: Gegen wen diese sehr spezielle und höchst unsoziale Methode gerichtet ist, wird deutlich wenn man sich die Personalstruktur dieser 410 „Auserwählten“ genauer ansieht:
Rund 175 liegen im besonders schwierigen Altersfenster von 50-55, anscheinend schon zu alt für unsere Firma, zu jung für die Rente und zu alt für einen neuen Job, aber gerade richtig für HartzIV, und rund 60 Schwerbehinderte haben sie sich auch noch ausgesucht.
Beides zusammen also über die Hälfte der abzubauenden Mitarbeiter, und beides Personengruppen, die bei einer korrekten Vorgehensweise, mit Sozialauswahl eben, vor einer Kündigung geschützt wären.
So geht man doch nicht mit seinem „wertvollsten Gut“, wie Hr.Russwurm unsere Mitarbeiter kürzlich nannte, um!
Herr Löscher, es ist schon schlimm genug wenn schon wieder Personal abgebaut werden soll. Aber ich meine doch: Personal kann man auch anders, kann man auch anständiger abbauen! (Zum Beispiel mit freiwilligen Trennungsangeboten; und natürlich könnte man ja auch mal ein Offshoring auslassen.)
Ich bitte Sie als Chef des Siemens-Konzerns, dem Nokia Siemens Networks zur Hälfte gehört, über unser „board of directors“ zu intervenieren, wenigstens diese sehr spezielle und unnötig unsoziale Vorgehensweise beim Personalabbau zu unterbinden, und bitte Sie auch hier und jetzt um ein klares Commitment dazu!
Keine Kündigungen ohne Sozialauswahl!
Es reicht nicht dass unsere Unternehmen schöne bunte Hochglanz-Ethikrichtlinien zu Papier bringen, wir müssen sie schon auch leben! Bitte tun Sie das.
Danke schön.
(Bernhard Tröger)
Freitag, 23.1.2009
Interessenausgleich-Verhandlungen zum Kahlschlag in der Hofmannstraße: Stand der Dinge, Teil V
Am 22.1.09 wurden die offiziellen „Verhandlungen“ zwischen Betriebsrat und Betriebsleitung NSN Mch-H zu den am 11.11.08 verkündeten Maßnahmen begonnen.
Was bedeutet das?
Damit wurden zunächst mal einfach die ohnehin schon laufenden Gespräche von „Unterrichtung“ auf „Verhandlung“ umetikettiert und bekommen damit einen anderen Fokus. Wirklich abgeschlossen ist die Unterrichtung damit noch nicht, die wesentlichen Details, was der Arbeitgeber genau vor hat (und wie), wurden uns bisher ja noch vorenthalten, will der Arbeitgeber erst im Rahmen der „Verhandlungen“ offen legen (die nun aber, wie gesagt, beginnen).
Viele Kollegen fragen: Wie lange dauert das noch?
Bis erste Zwischenergebnisse vorliegen, und bis alles komplett ausgehandelt ist?
Nun, der Betriebsrat führt die Verhandlungen offen und ergebnisorientiert; solange wir noch nicht einmal genau wissen, was nun konkret der Arbeitgeber vorhat (z.B. Abfindungshöhe, beE-Laufzeit etc.), können wir auch noch nicht abschätzen, wie weit unsere Positionen auseinander liegen.
Das weiß aber jeder Autofahrer: Erst wenn wir wissen wieviele Kilometer Wegstrecke noch vor uns liegen, können wir auch abschätzen, wie lange die Reise noch dauern wird (immer vorausgesetzt dass wir unterwegs nicht in einen Stau geraten).
(bt)
Donnerstag, 22.1.2009
Aufruf zur Demonstration gegen Kahlschlag bei NSN in München
Wir nehmen Siemens in die Verantwortung für den Erhalt unserer Arbeitsplätze
Am Dienstag 27.1.2009, von 9 bis 10 Uhr vor der Hauptversammlung der Siemens AG auf dem Coubertinplatz vor dem Südeingang der Olympiahalle
Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Firmen: NSN (Mch-H / Mch-M), Siemens, SEN, Tieto, Gigaset.
Die Teilnahme an der Demonstration ist Freizeit.
Wichtig: Es wird eine Familien-Demo, bitte bringt Eure Lebensgefährten und Kinder, Freunde und Bekannte mit. Je zahlreicher wir sind, umso besser. Schließlich müssen Eure Familien die HartzIV-Suppe mit auslöffeln!
Wogegen demonstrieren wir?
Nokia Siemens Networks plant einen regelrechten Kahlschlag in München; dabei sollen:
Die 410 Kollegen hat der Arbeitgeber willkürlich ohne jegliche Sozialauswahl ausgesucht. Durch eine trickreiche Separierung sollen sie entweder freiwillig oder per Kündigung ihren Job verlieren. Die Firmenleitung hat dafür ein neues Unwort kreiert: "aktive Restrukturierung".
Dass NSN-Chef Beresford-Wylie anlässlich der Schließung von Nokia Bochum die Schließung deutscher NSN-Betriebe ausgeschlossen hat, und dass wir unser "Soll" in Deutschland für den Abbau von 9000 NSN-Stellen längst schon erbracht haben, scheint dabei genauso wenig ein Hinderungsgrund zu sein wie die Gesetze, die Kündigungen ohne Sozialauswahl untersagen.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, in dem wir alle etwas tun müssen, es geht um unsere Existenz!
Wir müssen öffentlichkeitswirksam demonstrieren, dass wir zusammenstehen, dass wir uns nicht einfach still und leise abwickeln lassen, dass wir uns wehren und dabei richtig „Krach schlagen“ können! Warum alle kommen sollen? Weil wir um unsere Arbeitsplätze kämpfen! Wie sagte Barack Obama: "Weil wir die Hoffnung über Furcht gewählt haben".
Warum demonstrieren wir gerade vor der Siemens-Hauptversammlung?
Nokia Siemens Networks gehört zur Hälfte Siemens. Über alle Entscheidungen wacht ein „Board of Directors“ mit Vertretern der beiden Eigentümer Nokia und Siemens. Somit ist die Siemens-Hauptversammlung genau der richtige Ort, die NSN-Eigentümer in die Verantwortung zu nehmen!
Engagiert Euch! Macht mit!
Mit dieser Demo werden wir dem Arbeitgeber und der Öffentlichkeit demonstrieren, wie sehr wir bereit sind um unsere Arbeitsplätze zu kämpfen.
Montag, 19.1.2009
Konkurrenzkampf in der Telekom-Branche spitzt sich zu
Nachdem nun Nortel das Handtuch schmeißt, wird das Feld immer enger:
NSN, Ericsson, Alcatel-Lucent, Huawei – vier Konkurrenten, die nun jeder ein möglichst großes Stück von dem, was der gescheiterte Fünfte (Nortel) hinterlässt, für sich vereinnahmen wollen.
Was entscheidet über Erfolg und Niederlage dieser Konkurrenten?
Dazu ein interessanter Link zum Wirtschaftsblatt
Auszug:
„Huawei kann … durch massive Innovationsinvestitionen, Kostenvorteile und kundenspezifische Sonderlösungen zunehmend Boden gewinnen...
Die Befragungsteilnehmer attestieren manch einem schillernden Namen der Ausrüsterbranche einen Rückstand in Bezug auf Innovation und Technologiepositionierung, obwohl sie genau dort punkten können.
Innovation werde das erfolgsentscheidende Kriterium zwischen etablierten und neuen Teilnehmern in diesem Markt werden“.
Wohlgemerkt: Stellenabbau wird hier NICHT als Weg zum Erfolg gesehen, im Gegenteil, wer überleben will, muss in Innovationen investieren (also erstmal auch in gute innovative Leute), und dass dafür solche Innovationen ausreichen, die man genauso gut auch in Indien entwickeln lassen könnte, davon steht hier auch nichts geschrieben. Gute Innovationen werden von erfahrenen guten Leuten gemacht, und solche Leute sollten wir gerade jetzt lieber nicht rausschmeißen, gerade auch hier im Lande des „made in Germany“ nicht.
Huawei investiert in Innovationen und wächst und ist damit erfolgreich, NSN aber schrumpft sich langsam zu Tode, mit einer personellen Hungerkur die nicht gerade die Innovationskraft fördert.
Ein sehr gefährlicher Weg! Ob diese Erkenntnis aber bis Helsinki durchdringt?
(cnn)
Samstag, 17.1.2009
NSN-MchH-„Vorbild“ Nokia Bochum: Klare Worte in den Tagesthemen
Ähnlich wie dzt. bei NSN in der Münchner Hofmannstraße geplant, wurde bekanntlich auch schon bei Nokia in Bochum vor einem Jahr einfach eben mal schnell der komplette Betrieb geschlossen, und damals wie heute wird ganz offen „Offshoring“ (die Verlagerung der Arbeit in Niedriglohnländer) als Grund zugegeben. Über die Hälfte der Bochumer sind heute noch arbeitslos.
Der wesentliche Unterschied ist, dass damals wirklich der komplette Nokia-Betrieb geschlossen wurde, während bei NSN in Mch-H nur eine Schein-Betriebsschließung droht, bei der „nur“ 410 von in Wahrheit rund 1200 Mitarbeitern ihren Job verlieren sollen; diese dafür aber ohne Sozialauswahl auserkoren.
Zum Thema „Nokia Bochum“ und seinen ausgesprochen negativen Folgen für Nokia (wovon das NSN-Management hoffentlich gelernt hat?!) gibt es einen ausgesprochen interessanten Beitrag in den „Tagesthemen“ vom 15.1.09 (14,5 MB, der Nokia-Part beginnt ab Minute 17:10, der besonders pointierte Kommentar ab 20:30.)
Darin fallen ausgesprochen klare Worte wie „Messer in den Rücken“, „vor vollendete Tatsachen gestellt“, „ex und hopp“, „eiskalt wie finnische Winternächte“, „mitarbeiterverachtende Arroganz“, „Monopoly“, „verzockt“, „dümmlich“, „grobe Fehleinschätzungen“„ „noch lange anhaltender Imageschaden“, „Nokia selbst ist der größte Verlierer“.
Vor allem Letzteres sollte sich auch das NSN-Management vor finalen Entscheidungen über die Zukunft seiner Hofmannstraßen-Belegschaft gut durch den Kopf gehen lassen!
(cnn)
Donnerstag, 15.1.2009
Sozialauswahl und personelles Existenzminimum
Über die immer neuen Versuche der Arbeitgeber (allen voran Siemens und seine Töchter), einen Weg zum Personalabbau per Fingerpointing statt Sozialauswahl zu finden, haben wir ja schon viele Artikel geschrieben.
Eines ist klar: Dem Arbeitgeber wäre es am liebsten, wenn er einfach mit dem Finger auf zu kündigende Mitarbeiter zeigen könnte: „Meier geht, Müller bleibt“. Per Arbeitgeber-Direktionsrecht. Wenn hingegen freiwillige Trennungsangebote an alle Mitarbeiter gehen (und die dann selber bestimmen, wer geht und wer bleibt), oder auch wenn mit Sozialauswahl gekündigt wird, gehen häufig andere Mitarbeiter als die, die der Arbeitgeber ausgesucht hätte. Die „Falschen“ aus Arbeitgeber-Sicht.
Ebenso klar ist, dass es für die Arbeitnehmer besser ist, wenn es wirklich freiwillige Trennungen statt Kündigungen gibt; oder wenn schon Kündigungen, dann wenigstens mit Sozialauswahl. Das Kündigungsschutzgesetz, das diese Sozialauswahl bei Kündigungen verlangt, ist ja eben gerade ein Arbeitnehmer-Schutzrecht.
Hier bestehen also schlicht gegensätzliche Interessen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer, und es gibt auch gewisse Arbeitnehmer-Schutzrechte dazu; es wäre aber völlig illusorisch, diese beiden Interessen einvernehmlich unter einen gemeinsamen Hut bringen zu wollen, dazu sind diese Interessen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer, wie ein Stellenabbau auszusehen hat, naturgemäß einfach viel zu verschieden. Beim Stellenabbau will der Arbeitgeber, dass er alleine bestimmt, wer geht und wer bleibt, und der Arbeitnehmer beansprucht dasselbe Recht für sich; an diesem Grundkonflikt führt einfach kein Weg vorbei.
Nun gibt es aber eben diesesKündigungsschutzgesetz (§1.3); es sagt: Entweder kündige mit Sozialauswahl, oder baue Dein Personal mit anderen Methoden (ungleich Kündigung) ab. Letzteres läuft meist auf mehr oder weniger lukrative Angebote für freiwillige Trennungen heraus. In beiden Fällen, sowohl bei freiwilligen Trennungen als auch bei einer Sozialauswahl, gehen aber wie gesagt aus Arbeitgebersicht „die Falschen“; nicht nur, aber auch.
Welche Folgen hat das?
Nun, wenn ein Unternehmen 1 mal Personal abbaut, sind die Folgen zu verschmerzen. Geht z.B. Software-Entwickler Müller, obwohl nicht sein Job sondern der von Software-Entwickler Schulze wegfällt, dann muss (und kann aber auch) das Unternehmen eben Schulze auf Müllers Job umschulen bzw. einarbeiten, und weiter geht’s. Nicht ganz Arbeitgebers Traum-Vorgehen, aber letztlich doch praktikabel, und dabei auch noch einigermaßen sozial.
Das Problem beginnt aber, wenn ein Unternehmen immer wieder und wieder endlos Personal abbaut (klingt bekannt?); egal ob mit Kündigungen via Sozialauswahl oder mit freiwilligen Trennungen (Aufhebungsverträge, Transfergesellschaften, vorzeitige Beendigungen, Altersteilzeit, ...): Mal ganz abgesehen davon, dass sowas nicht wirklich motivationsfördernd wirkt, führt es mit der Zeit auch zu einer ungesunden Altersstruktur, und auch zu immer mehr „Falschen“ (aus Arbeitgebersicht) die übrig bleiben.
Es ist ja aber auch wirklich wahr: Wenn zu viele langjährig erfahrene Knowhowträger und Leistungsträger das Unternehmen verlassen und zu viele andere Kollegen auf (für sie) neue Jobs umgeschult/eingearbeitet werden müssen, wenn das Mischungsverhältnis nicht mehr stimmt, kriegt das Unternehmen mit der Zeit dicke Probleme, das kann ein Unternehmen nicht endlos fortsetzen ohne ernsthaften Schaden zu nehmen.
Ist das nun ein Problem der „bösen“ Sozialauswahl? Mitnichten.
Das Problem besteht vielmehr darin, dass für jedes Unternehmen in jeder Branche irgendwo ein „personelles Existenzminimum“ liegt, unter dem es nicht mehr vernünftig und gewinnbringend wirtschaften kann; wenn vor lauter wieder-und-wieder-Stellenabbau diese personelle Mindestgröße unterschritten wird, ist das Unternehmen nicht mehr konkurrenz- und handlungsfähig und kann früher oder später dann gleich den Insolvenzverwalter rufen.
Das träfe aber auch zu, wenn es keine gesetzlich vorgeschriebene Sozialauswahl gäbe! Die Sozialauswahl führt nur dazu, dass diese kritische Untergrenze etwas höher liegt, dass schon früher der Punkt erreicht wird, ab dem ein Manager sich sagen muss: Jetzt muss Schluss sein mit dem Personalabbau, jetzt muss ich andere Wege aus der Krise suchen (z.B. einen innovativen Vorsprung vor der Konkurrenz herausarbeiten), sonst schrumpfe ich meine Firma zu Tode, wir sind nicht mehr arbeitsfähig, dann ist bald Feierabend!
Und die Moral von der Geschicht’: Wenn ein Arbeitgeber (möglicherweise zu Recht) feststellt, „eine Sozialauswahl oder freiwillige Trennungen kann ich mir nicht schon wieder erlauben, wenn jetzt schon wieder die Falschen gehen kann ich zu machen“, dann sollte die Konsequenz nicht sein, Gesetze zu brechen, indem man ohne Sozialauswahl kündigt, sondern die Konsequenz sollte die Feststellung sein, dass man sein personelles Existenzminimum bereits erreicht hat, und dass ein weiterer Personalabbau statt zur gewünschten Gewinnsteigerung zur Pleite führen würde. Spätestens an dieser Stelle muss also ein „Plan B“ her, zur äußerst unbeliebten Frage „mit welchen anderen Methoden als Personalabbau kann ich mein Unternehmen erfolgreicher machen?“ Gute Topmanager werden darauf Antworten finden, und die anderen dürfen sich dann wohl nach ihrem Scheitern auf eine fette Abfindung freuen.
Diese Situation dürften wir aktuell auch bei NSN haben: Wer jetzt (wo wir gerade vor einem halben Jahr erst schon 2500 Leute in Deutschland abgebaut haben) schon wieder massiv Personal abbaut, der stellt letzten Endes damit die Zukunft der Firma insgesamt (zumindest aber den Standort Deutschland) in Frage!
(bt)
Donnerstag, 15.1.2009
Mch-H: Kündigungs-Jubiläum / Was, wenn es 2009 wieder zu Kündigungen kommen sollte?
Happy Birthday:
Am 15.1.2009 feiern die rechtswidrigen Massenentlassungen der Hofmannstraße Geburtstag, sechs Jahre alt wird unser Baby nun schon.
Das Baby wurde auf den Namen „Personalabbau mit Fingerpointing statt Sozialauswahl“ getauft, und eigentlich hat es sich seit seiner Geburt kaum verändert. Damals fing es mit der Formel „beE statt Sozialauswahl“ an, heute hat es sich ausgewachsen zu „Betriebsschließung statt Sozialauswahl“, aber es bleibt doch irgendwie noch immer desselben Geistes Kind. Nur halt gewachsen…
Damals, bei den Kündigungen vom 15.1.2003, haben alle 163 Kläger ihre Kündigungsschutzklagen erstinstanzlich gewonnen, und auch in zweiter Instanz hat nur ein einziger dann doch noch verloren.
Da man aber nicht sicher sein kann, dass Mama und Papa (Mutter Siemens und Stiefpapi Nokia) aus Mutters Fehlern der Vergangenheit wirklich gelernt haben, und weil heute doch auch viele betroffen sind, die die Story von damals nicht am eigenen Leibe miterlebt hatten und daher noch nicht wissen, wie sowas läuft:
Angenommen (was wir ja noch nicht wissen) es wiederholt sich alles und es sollte in Mch-H auch 2009 wieder zu betriebsbedingten Kündigungen aller verbleibenden Mitarbeiter, die keine freiwilligen Trennungsangebote annehmen, kommen (so wie 2003, als alle die das beE-Angebot ablehnten ohne Sozialauswahl gekündigt wurden), wie geht’s dann damit weiter?
Dann werden natürlich von jedem Einzelnen selbst Kündigungsschutzprozesse zu führen sein (wir hoffen es hat keiner verschlafen, sich rechtzeitig eine Berufsrechtsschutzversicherung zuzulegen?!); der Betriebsrat kann das den Gekündigten nicht abnehmen, er kann es nur durch gute „Betriebsratswidersprüche“ im Rahmen der Kündigungs-Betriebsratsanhörung unterstützen.
In Kündigungsschutzprozessen werden dann viele Aspekte zu beachten sein; ein entscheidender ist aber, ob insbes. die LAG-Richter (das Landesarbeitsgericht ist in so einem Fall in der Regel die letzte Instanz) den Arbeitgeberstandpunkt teilen, dass hier keine Sozialauswahl zu erfolgen habe, da eine komplette Betriebsschließung vorliege (also überhaupt keine Auswahl mehr erfolgt, es werden einfach alle gekündigt), oder ob die LAG-Richter die Betriebsratssicht teilen, dass hier sehr wohl eine Auswahl erfolgt ist (die Auswahl von 410 abzubauenden Mitarbeitern aus dem Kreis von 1200 Betriebskollegen, die zum Zeitpunkt der „Grausamkeiten-Verkündung“ am 11.11.08 noch im Betrieb waren). Wenn nämlich, wie wir behaupten, eine Auswahl nicht mehr benötigter Mitarbeiter erfolgt ist, so hätte diese Auswahl lt. KSchG §1.3 eine Sozialauswahl sein müssen (ist aber nicht).
Kündigungen, bei denen eine erforderliche Sozialauswahl unterblieb, wären aber rechtsunwirksam.
Werden die Kollegen auch diesmal ihre Kündigungsschutzklagen gewinnen?
Dafür gibt es eine pervers klingende einfache Regel: Je rechtswidriger eine betriebsbedingte Kündigung ist, umso besser (denn umso besser sind dann die Erfolgsaussichten einer Kündigungsschutzklage); „danke“ dafür sagen muss man deswegen aber nicht …
(bt)
Samstag, 10.1.2009
NSN-Unwort des Jahres
Herzlichen Dank für die rege Beteiligung an unserer Umfrage.
Das mit großem Abstand gewählte "Unwort des Jahres" für 2008 lautet:
"AKTIVE RESTRUKTURIERUNG".
Was steckt dahinter:
Der Arbeitgeber NSN umschreibt mit dieser neuen Wortkreation vornehm verklausuliert seine Absicht, "aktiv" (d.h. willkürlich statt per Sozialauswahl) diejenigen Mitarbeiter, die gefälligst das Unternehmen verlassen sollen, auszuwählen und zu bestimmen.
Die und nur die haben dann allenfalls noch die Wahl zwischen "freiwillig" gehen oder gekündigt werden, also ohne Freiwilligenaktion (bei der allen Mitarbeitern Trennungsangebote gemacht würden).
»» Ergebnis der Umfrage
(bt)
Samstag, 10.1.2009
Was verbirgt sich hinter Hiring Freeze?
Generiert wurde "Hiring Freeze" im Oktober 2008 in einer Simon Mail im Zuge des „cost sensifit" Programms. ("Selektives Sparen bei NSN") und soll nichts anderes als einen Einstellungsstopp ausdrücken. Zeitgleich wurde der interne Stellenmarkt "Human Resources" für Deutschland auf Null gesetzt und einige Business Units errichten sich derzeit eigene interne Stellenmärkte, die jedoch nicht an den offiziellen Stellenmarkt "Human Resources" gekoppelt sind. Dieser "Business Unit Stellenmarkt" wird innerhalb des Bereiches bekannt gegeben, ist aber für andere Bereiche nahezu unbekannt. Es wurde sozusagen ein "Schattenstellenmarkt" errichtet. Der offizielle Stellenmarkt kann dadurch nahezu leer werden, denn die offenen Stellen werden woanders geführt.
Was bedeutet es, wenn es keine interne Stellenausschreibungen mehr gibt? Richtig, man kann sich auf keine offiziell ausgeschriebenen offenen Stellen mehr bewerben, denn es gibt ja keine - logisch. Doch warum sollte das ein Problem sein? Betrachten wir dazu zunächst den umgekehrten Fall: Was juckt es mich, wenn mein Arbeitsplatz entfällt, es aber 5.000 offene Stellen gibt? Da wird doch wohl eine passende für mich dabei sein - oder etwa nicht? Da ich nicht die Stelle des Papstes inne habe, die weltweit nur einmal besetzt ist, gibt es für mich Vergleichsstellen, die ich ausüben könnte. Auch wenn die Arbeitgeberin die Meinung vertreten wird, für mich sei absolut nichts Vergleichbares dabei, wird sie dies schwerlich vor Gericht glaubhaft machen können. Denn in Deutschland gibt es Gesetze, die regeln, wer wie und wann gekündigt werden kann. Es gibt das Kündigungsschutzgesetz, das im §1 KSCHG regelt, welche Kündigung sozial ungerechtfertigt ist.
hier heißt es:
(2) ... Die Kündigung ist auch sozial ungerechtfertigt, ... wenn der Arbeitnehmer an einem anderen Arbeitsplatz in demselben Betrieb oder in einem anderen Betrieb des Unternehmens weiterbeschäftigt werden kann.
Es ist also ein ganz trickreicher Zug der Arbeitgeberin, den internen Stellenmarkt auf Null zu setzen und ein "Hiring Freeze", sprich Einstellungsstopp auszusprechen. Zeitgleich, nur wenige Tage später, hat die Arbeitgeberin am 11.11.2008 ein erneutes Restrukturierungsprogramm bekannt gegeben. Neben vielen anderen Maßnahmen wird die Hofmannstraße mit rund 500 Arbeitsplätzen geschlossen werden. Also 500 Arbeitsplätze werden ersatzlos verschwinden - und keiner wird die Chance haben, eine offene interne Stelle anzutreten, gegebenenfalls nicht einmal an einem anderen Ort. Ein genialer Zug, um das Personal loszuwerden und auch die Gerichte davon zu überzeugen, dass eine Weiterbeschäftigung im Unternehmen unmöglich ist.
(Viola Frustig)
Samstag, 10.1.2009
Interessenausgleich-Verhandlungen zum Kahlschlag in der Hofmannstraße: Stand der Dinge, Teil IV
In der Fortsetzung der BR-Unterrichtung am 8.1.09 (diesmal mit Wirtschaftsberater) hatten wir detaillierte Zahlen zu den Business Cases der geplanten Maßnahmen in Mch-H erwartet; tatsächlich war das noch äußerst dünn, daher wird es Fortsetzungsrunden am 15.1. und 19.1.09 geben. Inwieweit eine gütliche Einigung überhaupt möglich oder unmöglich ist, lässt sich vor weiteren Gesprächen noch nicht absehen.
(bt)
Freitag, 9.1.2009
Verhandlungen zum beabsichtigten Kahlschlag in der Hofmannstraße: Wie geht's weiter?
Ob überhaupt eine "friedliche" Einigung zwischen NSN-Leitung und MchH-Betriebsrat möglich ist, wird sich wohl demnächst herauskristallisieren.
Dabei stellt sich nicht nur die Frage, wie so eine Einigung aussehen könnte, sondern auch, welche Folgen eine Einigung oder Nicht-Einigung haben würde.
Auch in einer "friedlichen" Einigung wird der Stellenabbau als solcher wohl nicht wirklich zu verhindern sein, und auch für die Zukunft unseres Betriebes Mch-H sollten wir uns keinen Illusionen hingeben; worauf es vielmehr ankommt, ist dabei das "wie".
Was aber wären die Folgen einer Nicht-Einigung? Das kann weder im Interesse der NSN-Leitung noch der MchH-Belegschaft sein, deshalb hoffen wir noch immer auf eine einvernehmliche Lösung.
(bt)
Samstag, 27.12.2008
Auch ein Jahresrückblick: Wahl zum NSN-Unwort des Jahres
"Unworte bereiten Untaten den Boden", sagte der frühere Bundespräsident Johannes Rau im Mai 2000.
Die Aktion »Unwort des Jahres« ruft jedes Jahr auf, "sprachliche Missgriffe zu nennen, die im jeweiligen Jahr besonders negativ aufgefallen sind. Gesucht werden Wörter und Formulierungen aus der öffentlichen Sprache, die sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen."
Etwas Ähnliches wollen wir hier versuchen, allerdings nur auf Nokia-Siemens-Networks bezogen. Wir haben da schon mal eine Vorauswahl getroffen, falls wir aber einen "potentielles Unwort" vergessen haben sollten, bitte über info@nci-br.de melden.
»» Zur Online-Abstimmung
(wl / rk)
Dienstag, 23.12.2008
NSN Mch-H: Einstweilige Verfügung erlassen
Am 22.12.08 hat das Landesarbeitsgericht der Beschwerde des Betriebsrats gegen das erstinstanzliche Urteil stattgegeben und die von uns beantragte einstweilige Verfügung gegen NSN erlassen!
Darin ging es darum, keine Umzüge von MchH nach MchM mehr durchzuführen, bevor wir einen Interessenausgleich dazu verhandelt haben (in dem wir sicher stellen wollen, dass nicht infolge dieser Umzüge die im Betrieb MchH Verbleibenden am Ende des Tages per Betriebsschließung ohne Sozialauswahl gekündigt werden).
(bt)
Samstag, 20.12.2008
Personalabbau ohne Sozialauswahl – ein Methoden-Vergleich 2002/2008
2002/2003, Siemens Mch-H 2008, Nokia Siemens Networks Mch-H
11.11.2002:
Blaue Briefe „Ihr Arbeitsplatz entfällt“.
Bedeutung: Geht bitte freiwillig, damit wir Euch nicht kündigen müssen (was dann ja auch geschah, wobei Siemens die Kündigungsschutzklagen verlor)
11.11.2008:
Bekanntgabe „Betrieb MchH wird geschlossen, 410 Jobs entfallen“.
Warum schon wieder gerade der 11.11.:
Ein symbolischer Hinweis auf ein „Rückspiel“?!
Ursache:
Nicht weltweiter Personalabbau, sondern Verlagerung in Niedriglohnländer
Ursache:
Nicht weltweiter Personalabbau, sondern Verlagerung in Niedriglohnländer
Rein „technische“, nicht soziale Auswahl:
Wer den „blauen Brief“ erhielt, bestimmte willkürlich der Arbeitgeber.
410 von zuletzt noch 1200 Betriebsmitarbeitern sollen mit einer Betriebsschließung ihren Job verlieren; die Auswahl wer das dann ist, trifft willkürlich der Arbeitgeber, ohne Sozialkriterien.
PA-Chef: „Kündigungen sind nicht unser Ziel“
(sondern dass alle freiwillig in die beE gehen)
Aber – sie bleiben die Ultima Ratio.
PA-Chef: „Kündigungen sind nicht unser Ziel“
(sondern dass alle freiwillig gehen)
Aber – sie bleiben die Ultima Ratio
Im Falle von Kündigungen Sozialauswahl beabsichtigt?
Nein, wir haben doch eine beE!
(wer das beE-Angebot bekommt und ablehnt wird gekündigt)
-> beE statt Sozialauswahl
Sozialauswahl erfolgt oder beabsichtigt?
Nein, wir haben doch eine Betriebsschließung.
-> Betriebsschließung statt Sozialauswahl
De-facto-Sozialauswahl:
Gekündigte durchschnittlich 46 Jahre alt.
80% der Schwerbehinderten zu Project Assignment abgeschoben.
De-facto-Sozialauswahl:
Zu Kündigende durchschnittlich 49 Jahre alt,
darunter 80% der Behinderten (ohne IT)
Aktive Separierung der Unerwünschten von den Erwünschten
(Umzug zu beE, PRA, Zielstattstraße, Greifswald, …)
Passive Separierung der Unerwünschten von den Erwünschten
(durch deren Umzug in die Martinstraße bzw. Tölzerstraße-Abspaltung)
Methode „teile und herrsche“:
„Briefempfänger“ contra Rest,
der hochmotiviert weiterarbeiten soll.
Hat nicht geklappt…
Methode „teile und herrsche“:
Mch-H (mit Kündigungen / Schließung)
contra Mch-M (die Ulm-Umzieher sind aber auch nicht besser dran!)
Schlechtes Gewissen einreden:
Du wirst doch Deine jüngeren Kollegen nicht gefährden wollen, indem Du sie zum Thema „Sozialauswahl“ vor Gericht namentlich nennst?
Reiner Bluff, keiner dieser jungen Kollegen wurde deswegen gekündigt!
Schlechtes Gewissen einreden:
Sie wollen doch nicht die Kollegen, die nach Mch-M versetzt werden sollen, oder die abzuspaltenden IT-Kollegen in Geiselhaft nehmen, so dass wir sie womöglich auch noch kündigen müssen?
Bluff!
Abbau-Methode: Zangenbewegung mit einem ganzen Maßnahmen-Bündel (NP, PRA, beE, Aufh.vertrag, Kündigungen, Greifswald, ...) Abbau-Methode: Zangenbewegung mit einem ganzen Maßnahmen-Bündel (beE, Aufh.vertrag, IS-Ausgliederung, IT-Abspaltung, MchM-Rettungsumzüge als Vorarbeit zu anschließenden Kündigungen ohne Sozialauswahl in MchH, geleerter NSN-interner deutscher Stellenmarkt, Versetzungen nach Ulm/Greifswald/Düsseldorf
(->Mitarbeiter gehen freiwillig und freuen sich sogar wenn sie wenigstens noch mit Abfindung gehen dürfen))
Entscheidung nicht auf dem Verhandlungsweg, sondern erst vor Gericht (Kündigungsschutzklagen) Und diesmal?
(bt)
Freitag, 19.12.2008
Interessenausgleich-Verhandlungen zum Kahlschlag in der Hofmannstraße: Stand der Dinge, Teil III
Am 18.12. wurden nun auch übergreifende Fragen zum gesamten Maßnahmenbündel (von dem die Arbeitgeberseite nach wie vor behauptet, die verschiedenen Maßnahmen hingen in keiner Weise zusammen) gestellt, und so konkret oder auch unkonkret beantwortet wie das bei solchen Verhandlungen leider meist üblich ist.
Ganz offen zugegeben wird, dass der Zweck/Grund eine Verlagerung in Niedriglohnländer zur Verbesserung der Kostenbasis ist, und dass keinerlei Sozialauswahl erfolgt ist oder erfolgen soll.
Kündigungen seien zwar nicht das Ziel, aber ggf. die Ultima Ratio.
Auch wurde wiederholt betont, dass niemand deswegen gekündigt werde, weil der Betrieb geschlossen wird, sondern anders herum: Der Betrieb soll wohl am Ende des Tages geschlossen werden, weil dann (nach Umsetzung der geplanten Maßnahmen) niemand mehr drin ist.
Wie geht’s weiter: Die Business Cases hinter den NSN-Umbauplänen wird der BR-Wirtschaftsberater am 8.1.09 näher unter die Lupe nehmen; der Betriebsrat bezweifelt noch immer die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit einiger dieser Maßnahmen.
Derweil wurde eine gütliche Einigung zum LAG-Beschwerdeverfahren wegen einer Einstweiligen Verfügung gegen die Umzüge von Mch-H nach Mch-M (die erst den Weg für Kündigungen in Mch-H ohne Sozialauswahl freimachen) verhandelt; kurz vor einer Einigung schaffte der Arbeitgeber vollendete Tatsachen, indem er die noch ausstehenden Umzüge kurzerhand auf diesen Freitag vorverlegte. Mit dieser Vorwegnahme platzt natürlich der „Deal“ und der Gerichtsweg wird weiter seinen Lauf nehmen.
(bt)
Freitag, 19.12.2008
Hektische Umzüge in die Martinstraße
Bekanntlich sollten in den nächsten Monaten etwa 400 Mitarbeiter aus der Hofmannstraße in die Martinstraße umziehen, vorwiegend aus dem Bereich COO IPT. Nun hat dieses Vorhaben eine rasante Beschleunigung erfahren. In ungewohnt hektischer Betriebsamkeit sollen alle Umzüge bis kommenden Montag erledigt sein. Erst gestern haben die meisten Mitarbeiter von diesem Umzugstermin erfahren.
Wir vermuten natürlich, dass dies mit der vom Betriebsrat beantragten einstweiligen Verfügung auf Unterlassung der Umzüge bis zum Abschluss der Verhandlungen zusammenhängt.
Der Arbeitgeber will wohl vollendete Tatsachen schaffen, bevor entweder das Landesarbeitsgericht am kommenden Montag seine Entscheidung verkündet oder am Freitag ein Vergleich geschlossen wird, nach dem bis 31.03.09 die Umzüge unterbleiben würden.
(pl)
Donnerstag, 18.12.2008
Kündigungsverzicht bei Siemens: Offener Brief an Peter Löscher
Sehr geehrter Herr Löscher,
schön dass Sie selbst eine freiwillige Selbstverpflichtung zum Kündigungsverzicht der DAX-Großkonzerne vorschlagen!
In der Tat werden wir morgen keine Produkte mehr verkaufen können, wenn wir heute nicht dafür sorgen, dass es auch noch zahlungskräftige Kunden (=Arbeitnehmer) gibt, dieser Abwärtsspirale müssen wir konsequent entgegenwirken.
Gerade in einem Unternehmen, das wie Siemens so viele freie Stellen hat, ist das Motto "Weiterbildung/Umschulung statt Kündigung" die einzig richtige Antwort auf diese Herausforderung.
Bittere Erfahrungen haben die Siemens-Mitarbeiter jedoch leider misstrauisch gemacht, und so geht schon wieder die Frage um: Ist das nur ein öffentlichkeitswirksamer PR-Gag, und Siemens kündigt trotzdem, aber auf dem Umweg über Ausgliederungen (erst Firmenteile ausgliedern und anschließend von der neuen Firma aus kündigen)?
Konkret gefragt: Können wir davon ausgehen, dass sich diese nicht-Kündigungs-Selbstverpflichtung von Siemens auch auf die Siemens-Töchter SEN (Siemens Enterprise Networks) und NSN (Nokia Siemens Networks) erstrecken würde, oder ist doch alles nur eine Mogel-Packung?
Mit freundlichen Grüßen
(bt)
Freitag, 12.12.2008
Die weiße Rose
Der finnische Präsident hat NSN-Chef Simon Beresford-Wylie mit der „weißen Rose“ ausgezeichnet.
Er wird wohl nicht wissen, was Deutsche mit der „weißen Rose“ verbinden, das hat weniger mit “integration and merger of two great companies into one” als mit Widerstand zu tun.
Nicht nur in München werden die NSN-Mitarbeiter angesichts der neuesten Personalabbaupläne Verständnisprobleme damit haben.
Entsprechend kontrovers die Diskussionen; exemplarisch zwei Leserbriefe:
„A medal for what? Firing thousands of employees?”
“This really is a kick in the face. This got to be a joke. Is this why my grandfather fought for my country in WW2 and defended it well, and this spring i´m losing my job after 15 years in Nokia/NsN and Simon gets medal for it.”
(cnn)
Freitag, 12.12.2008
Stellenabbau bei NSN: Keine Frage der Ethik?
Der NSN “Ethics Officer” antwortete auf unser Anschreiben anlässlich des sehr speziellen Vorgehens beim beabsichtigten Stellenabbau in München:
„Thank your for your most recent message. At this point, I would suggest that the disucssion is no longer one of ethics, but more correctly pertains to legal questions. I recommend that you contact the local negotiating team in this regard.”
So ist das halt: Beim Stellenabbau hört die Ethik auf, die reicht nur bis zum Erstellen knallbunter Hochglanzfolien.
(bt)
Donnerstag, 11.12.2008
Kündigungs-Gerüchte
Es kursieren Gerüchte, dass bei NSN in München bereits erste betriebsbedingte Kündigungen gegen "Umzugsverweigerer" ausgesprochen worden wären, und dies obendrein dann auch noch gleich ohne Abfindung.
Wir wollen nicht darüber spekulieren, ob solche säbelrasselnden Verunsicherungs-Gerüchte möglicherweise sogar ganz gezielt gestreut werden, aber eines können wir versichern: Dass bei den Münchner NSN-Betriebsräten bisher keinerlei Kündigungsbegehren eingegangen sind.
Richtig ist nur, dass manche Vorgesetzte ihren Mitarbeitern gegenüber behaupten, genau dies werde ihnen geschehen, wenn sie nicht brav wie angeordnet z.B. nach Ulm umziehen.
Aber man muss ja nicht alles glauben...
(bt)
Donnerstag, 11.12.2008
Help NSN Employees!!
Mit diversen Mails appellierten an diesen Tagen Herr K., NSN-Personalchef am Standort München Martinstraße, und die NSN-Betriebsleitung an die Mitarbeiter, sich an einer Geschenkaktion zugunsten der „Ghettokids“ am Hasenbergl (SZ-Artikel über die „Ghettokids“) zu beteiligen. Ob die NSN employees in der Hofmannstraße auch zu ähnlichen Aktionen aufgerufen wurden? Oder gehören sie bereits gar zusammen mit ihren Kindern zu der Kategorie „Hilfsbedürftige Personen“? Diesem Aufruf sind wir selbstverständlich gefolgt und haben den bedürftigen Kindern zu Weihnachten ein wenig Freude geschenkt.
Mir wird aufgrund der genannten Mails bewusster, wie schnell auch manche Kinder von Ex- oder Noch-NSN-Mitarbeitern vom selben Schicksal betroffen werden können. Der Münchner Stadtteil Hasenbergl mit all seinen Problemen und Entfaltungsmöglichkeiten lädt jedenfalls schon jetzt alle MitarbeiterInnen, die bei Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG bereits ihren Job verloren haben oder bald verlieren werden, ein, sich auf einen Umzug in den Norden der Landeshauptstadt vorzubereiten. Sie können fest damit rechnen, dass Herr K. solche Hilferufe in der Zukunft unermüdlich senden wird, damit wenigstens zu Weihnachten die „Herzen ihrer Kinder höher schlagen“ können. Entgegen der Lebensplanung der Eltern, versteht sich. Wir MitarbeiterInnen von NSN wollen die Herzen unserer Kinder nicht nur an einem, sondern an allen 365 Tagen im Jahr höher schlagen lassen!!
Abgeleitet vom Aufruf von Herrn K., schlage ich die sofortige Einrichtung einer Hilfsaktion namens „Let’s make all NSN employees smile“ zugunsten von NSN employees an allen Münchner Standorten vor. Denn in vielen Büroräumen bei NSN in München wird derzeit Weihnachten gefeiert. Manche Abteilungen leisten sich sogar teure Weihnachtsfeiern in Gaststätten der gehobenen Klasse. Zur gleichen Zeit sitzen sowohl in der Martinstraße als auch in der Hofmannstrasse viele NSN employees ohne jegliche berufliche Orientierung, ohne Team-Zugehörigkeit, ohne Aufgaben etc. Wer lädt diese Leute auch mal ein, raus aus dieser Art von Ghetto zu kommen und irgendwo mitzufeiern? Oder will man auf dieser Art und Weise dieser Zielgruppe das Gefühl der Zugehörigkeit entziehen?
Ich denke, es könnte für diesen Mitarbeiterkreis ein Zeichen der Charity gesetzt werden, indem für sie eine Art „Suppenküche“ eingerichtet wird, wo auch sie sich kostenfrei eine Tasse Punsch und einen Lebkuchen holen könnten. Das wäre eine ebenso rührende Geste der Barmherzigkeit und ein Beginn der endgültigen Auflösung aller Ghettos bei NSN.
„Die Krise wurde von Menschen gemacht“
Zitat von Siemens-Chef Peter Löscher in der SZ Nr. 270 vom 20. November 2008.
Wir bei Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG sagen:
Die Schieflage im Unternehmen wurde von Menschen geschaffen!!
„Ich bin fest entschlossen, mir nicht das geringste gefallen zu lassen, komme daraus, was wolle!“ (Werner von Siemens, 1863)
(Frustiti)
Dienstag, 9.12.2008
Interessenausgleich-Verhandlungen zum Kahlschlag in der Hofmannstraße: Stand der Dinge, Teil II
Am 28.11.08 berichteten wir über den Beginn der „Unterrichtung“ des Betriebsrats Mch-H als Ausgangsbasis für die eigentlichen Interessenausgleich-Verhandlungen; schließlich müssen wir ja erst einmal wissen, worüber genau wir zu verhandeln haben.
Während der Fokus am 28.11. auf den Plänen für CC und BBA lag, ging es in der Fortsetzung am 8.12. hauptsächlich um den Service (incl. Technical Training) und die IT.
Zum Technical Training stand vor allem der geplante Umzug nach Düsseldorf im Vordergrund.
Zur IT konnte unsere Feststellung, die IT-Betriebsabspaltung diene primär dem Zweck, die IT-Kollegen vor einer Sozialauswahl in der restlichen Hofmannstraße in Sicherheit zu bringen (und damit Kündigungen ohne Sozialauswahl dort überhaupt erst zu ermöglichen) nicht entkräftet werden, im Gegenteil.
Und wie geht’s jetzt weiter? Am 18.12. wird die Unterrichtung fortgesetzt, der Betriebsrat hat noch jede Menge übergreifender Fragen, und ist auch gerade dabei, einen Wirtschaftsberater zu beauftragen, um die Geschäftspläne hinter all diesen Plänen kritisch zu durchleuchten.
Parallel gehen wir natürlich auch die gerichtliche Klärung weiter an, da wir nicht alles, was uns am 11.11.08 angekündigt wurde, für rechtmäßig halten.
Die „eigentlichen Verhandlungen“ werden wohl nicht mehr in diesem Jahr beginnen können.
Allerdings: Unser Ziel ist es nicht, alles möglichst lange herauszuzögern, sondern ein gutes Ergebnis auszuhandeln.
Wenn wir dafür lange brauchen, dann ist das halt so, aber:
Sobald der Arbeitgeber sich auf eine faire und anständige Lösung einlässt, können wir uns gerne auch ganz schnell einigen!
(bt)
Dienstag, 9.12.2008
NSN: Was tun?
Am 11.11.08 haben sich die Hoffnungen der Mitarbeiter auf Konsens oder gar win-win mit der neuen Firma endgültig zerschlagen. Für mich hat das NSN-Management einen offenen Krieg gegen die „Hochlohn-Arbeitskräfte“ in Deutschland (und Finnland) eröffnet. Dieser Krieg ist gut vorbereitet und wird trickreich geführt. Vordergründig sind „nur“ ca. 1.500 Mitarbeiter in unterschiedlicher Weise betroffen. Der IT wird z.B. ein eigener Betrieb versprochen, die Duracher Kollegen bekommen gar eine eigene Firma. Einigen „Auserwählten“ bei RA wird im geheimen und persönlichen Brief eine gute Zukunft in Ulm versprochen (warum den restlichen ca. 350 nicht?). Und „nur“ 500 Mitarbeitern in Mch H wird mit der Betriebsschließung gedroht. Bei all den Angriffen wird gelogen, dass es sich um die „SCHLUSSPHASE DER SYNERGIEBEDINGTEN PERSONALANPASSUNGEN UND VERBESSERTE AUFSTELLUNG FÜR DEUTSCHLAND“ handelt.
Lassen wir uns nicht täuschen! Nicht nur die erwähnten Kollegen sind angegriffen. Wer immer noch glaubt, nicht betroffen zu sein oder bald zu werden, lebt auf einem anderen Planeten, wird aber letztendlich von der Realität überrollt.
Nach der anfänglichen Schockstarre und der Wut ist die Zeit für nüchterne Überlegungen gekommen. Welche Handlungsalternativen habe ich und die KollegInnen? Nach solch einem brutalen Angriff ist der Weg zu konstruktiven Verhandlungen und akzeptablen Kompromissen lang und hart. Zuerst müssen wir dem Management klar, deutlich und schmerzhaft verständlich machen, dass wir die „Kriegserklärung“ annehmen und bereit sind zurückzuschlagen. Erst wenn ein "Gleichgewicht des Schreckens" erreicht wurde, wird das Management zu fairen Verhandlungen und Kompromissen bereit sein. Wir müssen diesen aufgezwungenen „Krieg“ gegen das Management führen, um unsere Firma, unsere Arbeitsplätze und unsere Zukunft zu retten! Es muss inzwischen jedem Mitarbeiter klar geworden sein, dass nur allein mit den üblichen bis jetzt angewandten Mitteln („friedliche“ Verhandlungen, BR-Prozesse auf Grundlage des Betriebsverfassungsgesetzes, individuelle Kündigungsschutzprozesse) die Erreichung unserer berechtigten Ziele höchst fraglich ist, dafür müssen wir diesmal schon mehr tun!
In seiner ersten Stellungnahme hat der GBR verlautbart:
“Der GBR warnt die Firmenseite vor der Wiederholung von Verhältnissen in der Hofmannstraße aus den Jahren 2002 bis 2004. Die Nachwehen dieser – glücklicherweise größtenteils erfolglosen – Methoden wirken bis heute noch im Unternehmen nach.“
Die IGM hat (durch ihren 2.Bevollmächtigten in der Münchner Zentrale) auf der gut besuchten Warndemo am 2.12.08 in Mch M angekündigt, dass sie auch die Keule gebrauchen kann, wenn es nötig sein sollte.
Und auch die AIN/Ver.di KollegInnen meinen: „Mit wohl organisierten aber doch ziemlich fruchtlosen Protestaktionen allein wie Ende 2006 wird es jetzt nicht mehr getan sein“.
So viel Einigkeit gibt Hoffnung, dass ein Verteidigungskampf erfolgreich geführt werden kann! Wie kann dieser Arbeitskampf geführt werden? Er muss den Realitäten von Angestellten-Betrieben angepasst werden. Wegen des z.B. geringen gewerkschaftlichen Organisationsgrades scheidet ein klassischer Streik eher aus. Gibt es aber keine anderen Mittel? Können die Ingenieure nur technische Probleme lösen?
Wir rufen hiermit zum Ideenwettbewerb "Arbeitskampfmaßnahme in NSN-Betrieben" auf! Schickt Eure kreativen Aktions-Vorschläge an info@nci-br.de. Wir werden sie dann im zuständigen Betriebsrat einbringen und den Gewerkschaften unterbreiten.
Einen ersten Vorschlag hätte ich schon: eine Betriebsversammlung aller Münchner Kollegen in Ulm zu Besichtigung der dortigen Arbeitsplätze.
Mein zweiter Vorschlag wäre die Bildung einer NSN-Aktionskasse, um Kampfmaßnahmen zu finanzieren.
(IC)
Donnerstag, 4.12.2008
Erst Siemens, dann Nokia Siemens Networks: Alles wiederholt sich
Nicht nur, dass es ein 11.11. (2002) war, als wir bei Siemens unsere ersten „blauen Briefe" bekamen, und auch ein 11.11. (2008), als wir über unsere geplante „Diskontinuierung" informiert wurden:
Auch viele Details wiederholen sich. Zum Beispiel wurden damals 80% unserer Schwerbehinderten zu „Project Assignment" abgeschoben, und das im Jahr der Behinderten!
Und jetzt? Jetzt kommen in Mch-H auf einen nach Mch-M geretteten Schwerbehinderten vier zu „diskontinuierende" Behinderte, das sind also wiederum 80%! Es wiederholt sich doch wirklich alles.
Unsere Forderung ist klar:
Lernen wir aus den Fehlern der Vergangenheit anstatt sie zu wiederholen!
Keine Ausgrenzung von Schwerbehinderten mehr, keine Entsorgungsprogramme für ältere und behinderte Mitarbeiter durch trickreiche Umgehung einer Sozialauswahl!
(cnn)
Mittwoch, 3.12.2008
Nokia Siemens Networks: Glaubwürdigkeit auf Finnisch
In seinem letzten Artikel frägt cnn: "Was heißt eigentlich "Glaubwürdigkeit" auf Finnisch?" Wenn nur alle Fragen so leicht zu beantworten wären - es heißt "uskottavuus". Und das üben wir jetzt nochmal alle!
Aber genau genommen ist NSN-Chef Simon Beresford-Wylie ja gar kein Finne, sondern ein "zugereister" Australier.
Also doch eher: "Credibility"? Wichtiger ist aber wohl, ob die Finnen (und/oder Australier) auch dasselbe wie wir darunter verstehen. Schon nach kürzester Zeit gebrochene Versprechen (keine Betriebe zu schließen), gebrochene Verträge (Gesamtbetriebsvereinbarung, dass von den 9000 weltweit abzubauenden Stellen "nur" 2290 auf Deutschland entfallen) und umgangene Gesetze (KSchG §1.3, Sozialauswahl) passen nach unserem Verständnis nicht dazu.
Wenn aber NSN sich schon über die letzte Gesamtbetriebsvereinbarung (dass von den 9000 weltweit abzubauenden Stellen maximal 2290 auf Deutschland entfallen) so locker hinwegsetzt, als wäre sowas nie unterschrieben worden, wie können wir uns dann darauf verlassen, dass eine neue Betriebsvereinbarung zum gleichen Thema eher eingehalten wird? Wozu verhandelt der Betriebsrat dann überhaupt, wozu soll überhaupt noch irgend was unterschrieben werden?
Auch das hat sich geklärt: Wenn der Personalchef von NSN Deutschland der Hofmannstraßen-Belegschaft gegenüber erklärt, er sei "sehr zuversichtlich dass damit die Restrukturierung dann aber wirklich abgeschlossen ist", so ist das irgendwie nachvollziehbar: Wenn der Betrieb geschlossen und alles "lebende Inventar" entsorgt ist, GIBT es ja nichts weiter mehr zu restrukturieren, weiter runter als bis auf Null kann selbst NSN, bei allen noch so innovativen Personalentsorgungsmethoden, nicht mehr Personal abbauen. Da hat er schon irgendwie recht: Wenn kein Mitarbeiter mehr da ist, ist die Restrukturierung in der Tat abgeschlossen. Lediglich in diesem Zusammenhang auch noch von "Zuversicht" zu reden mag denn doch leicht deplaziert wirken.
(bt)
Dienstag, 2.12.2008
Von Vorgesetzten-Gesprächen, Ehrlichkeit und Unternehmens-Ethik
NSN-Vorgesetzte laden anlässlich der Entlassungspläne für Mch-H ihre Mitarbeiter zu Einzelgesprächen ein, in denen ihnen sowohl das Mitgefühl des Chefs als auch die Unumgänglichkeit des Beschlossenen versichert wird.
Überflüssig zu erwähnen, dass diese Chefs, die so tönen, selber natürlich zu den Martinsträßlern zu rechnen sind – jeder ist sich selbst der nächste, und so redet sich’s auch gleich viel entspannter.
Ein kleiner Tipp, wenn Ihr auch zu so einem tollen Gespräch kommt: Nagelt Euren Chef darauf fest, dass das Problem nicht nur darin besteht, einen Betrieb zu schließen (auch wenn Simon erst vor ein paar Monaten anlässlich der Bochum-Schließung das exakte Gegenteil versprochen hat ) oder in München 500 Leute abzubauen (obwohl verbrieftermaßen der deutsche Anteil am 9000er-Abbauprogramm längst abgeschlossen ist, und also dieses 500er-Abbauprogramm den Bruch einer Gesamtbetriebsvereinbarung darstellt):
Ein ganz wesentliches Problem liegt vielmehr in der sehr speziellen, unnötig unsozialen neuen Vorgehensweise mit einer gezielten Umgehung der Sozialauswahl, derentwegen die Firma ja auch vom Betriebsrat verklagt wurde und wird.
Man kann auch anders Personal abbauen! Wie passt DAS, nicht etwa nur der Stellenabbau als solcher sondern diese METHODE, zu unserer ach so tollen Ethikrichtlinie, und wie steht er, der Vorgesetzte, dazu dass gezielt Ältere und Behinderte entsorgt werden sollen (Sozialauswahl à la Siemens, wie damals anno Bellmann, nur mit neuen Methoden)?
Nicht dass dieses Gespräch irgend was ändern würde, aber die lieben Chefs sollen wenigstens nicht so leicht ihr eigenes Gewissen beruhigen können (das dürfte nämlich der einzige Zweck dieser Gespräche sein)! Lasst Euch nicht mit Floskeln abspeisen, lasst nicht locker, bis Ihr darauf eine klare Antwort habt! Entweder Euer Chef steht zu dieser Sauerei, oder aber er soll sich gemeinsam mit uns dagegen positionieren! Einfach stillschweigen und alles brav und widerspruchslos umsetzen, was von oben kommt, selbst wenn man es selbst für noch so unmoralisch hält? Das lernt man so aber nicht auf Personalführungsseminaren! Jetzt ist jeder Vorgesetzte aufgefordert, seine “Sozialkompetenz“ nicht nur zu behaupten sondern mit Taten zu beweisen!
Wenn unsere Chefs in dieser Situation einen Gesprächsbedarf haben, dann sollen sie bitte nicht nur mit uns, sondern vor allem auch mit den Verantwortlichen hinter diesen unverantwortbaren Entscheidungen sprechen, soviel Zivilcourage muss einfach noch drin sein! Nur so können sie ihr Gewissen wirklich beruhigen und auch morgen noch beim Rasieren in den Spiegel schauen.
Dass finnisches „Bleichgesicht mit gespaltener Zunge sprechen“, zeigt neben oben erwähntem Simon-Interview übrigens auch wieder ein aktuelles Interview der WELT mit dem Nokia-Management.
WELT: "Sie haben Nokia Siemens Networks ein Sparziel von zwei Milliarden Euro verschrieben. Sind Sie mit Ihrem Joint Venture noch zufrieden?"
Kallasvuo: "Auf jeden Fall. Sowohl mit der Art, wie das Unternehmen zusammengewachsen ist, als auch mit den technologischen Fortschritten. Die Größenvorteile im Markt sind inzwischen enorm. Nur so hatten wir auch die Möglichkeit, wieder zu investieren. Ich bin heute sogar noch zuversichtlicher, als ich es zu Beginn war."
Na dann; irgendwie lässt sich mit „Zuversicht“ unsere Stimmungslage in der Münchner Hofmannstraße derzeit schwerlich beschreiben …
Wenn wir schon Aussagen von gestern aus der Schublade kramen und auf ihre Halbwertszeit prüfen, vielleicht auch noch ein Zitat vom Juni „Bei NSN haben Innovationen höchste Priorität“; Auszug: „Der GBR war sich stets bewusst, dass Personalabbau und Innovationsoffensive nicht gleichzeitig funktionieren können; nachdem also das Restrukturierungsprogramm nun abgeschlossen sei, könne man sich mit ungeteilter Konzentration der Innovation zuwenden.“ Tja, im Moment wenden wir unsere ungeteilte Konzentration etwas ganz anderem zu! Lebt NSN nun von Innovationen, oder doch eher vom endlos fortgesetzten Stellenabbau, was sind denn das für Geschäftsmodelle?!?
Oder heißt die Antwort einfach „innovativer Stellenabbau“? Das würde die neuen Methoden erklären...
Ein weiteres Zitat aus gleicher Quelle: „Dadurch...“ (durch die 2300 freiwilligen Trennungen) „...sind betriebsbedingte Kündigungen verhindert und sozialverträgliche Lösungen möglich geworden“.
Ja, und an den Klapperstorch, den Weihnachtsmann und den Osterhasen glauben wir auch noch.
Schön wär’s ja, zugegeben!
Wie viele Wortbrüche dieser Art darf sich ein Management eigentlich noch ohne ernsthafte Folgen leisten?
Was heißt eigentlich „Glaubwürdigkeit“ auf finnisch?
(cnn)
Dienstag, 2.12.2008
Was kostet eigentlich ein Umzug?
Rund 600 Mitarbeiter aus verschiedenen NSN Business Units sollen derzeit von München nach Ulm, Greifswald, Düsseldorf umziehen und Düsseldorfer Mitarbeiter sollen nach Berlin umziehen. So wurde es am 11.11.2008 von der Firmenleitung kommuniziert. Zwischenzeitlich gab es von der Firmenseite Befragungen der Mitarbeiter. Die Business Units haben die betroffenen Mitarbeiter um Inputs gebeten, welche Optionen den Mitarbeitern ein Umzug versüßen würden. Nun dies ist ein durchaus nobler Zug der Geschäftsleitung, denn das müsste sie ja gar nicht fragen. (Die Frage nach dem „ob“ scheint keinen mehr zu interessieren, nur noch nach dem „wie“.) Immerhin haben 159 Mitarbeiter der Firmenleitung geantwortet, darunter 140 von der Business Unit Radio Access. Der Input der Mitarbeiter wird nun im Management diskutiert und auf Umsetzung überprüft. So steht es in einer Mitteilung, die den Mitarbeitern per Mail zukam. Man beachte: der Input wird diskutiert, ausgewertet wird er offensichtlich nicht. Gut, dass wir mal darüber geredet haben.
Was könnte denn dem einzelnen Mitarbeiter so alles den Umzug erleichtern? Die Detailantworten kennt derzeit natürlich nur die Firmenleitung, aber als außenstehender Mitarbeiter kann man sich ja durchaus auch mal so seine eigenen Gedanken machen: was könnte denn so einen Umzug erleichtern?
Schaun wir uns doch mal an, was Umzüge so kosten können: So hätte beispielsweise Peter Löscher für seinen Umzug von USA nach München 1,3 Millionen Euro enthalten. (www.manager-magazin.de) . 1,3 Millionen Euro, klingt nach einer recht großen Summe. Wieviel Inventar muss man eigentlich besitzen, dass man für einen einzigen Umzug soviel Geld ausgeben kann? Für die Summe von 1,3 Millionen Euro muss ein Tarifler in den höheren Tarifgruppen so um die 17 Jahre arbeiten. Und diese Summe kann ein Einzelner für einen einzigen Umzug ausgeben? Das muss man auch erst mal schaffen.
(Viola Frostig)
Dienstag, 2.12.2008
Stellenabbau bei NSN München: Beeindruckende Demonstration vor dem Aufsichtsrat
Nachdem heute erstmalig der NSN-Aufsichtsrat konkreter über die Kahlschlagspläne von Nokia Siemens Networks für München informiert werden sollte, demonstrierten spontan rund 500 betroffene Mitarbeiter der Betriebe Mch-M und Mch-H ihre Haltung zu diesen Plänen und zugleich auch ihre Kampfbereitschaft.
Zumindest die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat stellten sich dann der kritischen Öffentlichkeit, die Arbeitgebervertreter hingegen zogen es vor in ihrem warmen Sitzungszimmer sitzen zu bleiben.
Michael Leppek brachte es in einer sehr guten Rede schnell auf den Punkt: Eine Betriebsschließung der Hofmannstraße als „zweites Bochum“ widerspricht völlig den exakt entgegengesetzten Versprechen von NSN-Chef Beresford-Wylie, ebenso wie die Erhöhung des deutschen Anteils am Abbau von weltweit 9000 Stellen von vereinbarten 2300 (und tatsächlich erreichten 2500) um weitere 500 Stellen sogar einer Gesamtbetriebsvereinbarung widerspricht; beides nehmen wir auf keinen Fall einfach hin, von der trickreichen Umgehung einer Sozialauswahl, um sich leichter auch von Älteren und Behinderten trennen zu können, ganz zu schweigen.
Auch die angekündigten Massenversetzungen nach Ulm, Greifswald und Düsseldorf scheinen nur einen „Sinn“ zu ergeben, wenn man sie als indirekte Personalabbaumethode versteht (in der frohen Hoffnung des Arbeitgebers, Umzugs-unwillige Mitarbeiter würden so lieber freiwillig gehen).
Klare Message an das NSN-Management: So nicht, das lassen wir uns nicht so einfach gefallen!
Fotos: kl
(bt)
Freitag, 28.11.2008
Interessenausgleich-Verhandlungen zum Kahlschlag in der Hofmannstraße: Stand der Dinge
Bekanntlich soll der gesamte NSN-Standort München völlig umgekrempelt werden, mit einem Mix aus Umzügen, Versetzungen, Abspaltungen, Ausgliederungen, freiwilligen Trennungen, Kündigungen und einer Betriebsschließung der Hofmannstraße. Wobei der Arbeitgeber jeglichen Zusammenhang dieser einzelnen Elemente in Abrede stellt, das zeitliche Zusammentreffen sei rein zufällig. (Haben wir schon erwähnt dass am 24.12. der Weihnachtsmann die Geschenke bringt?)
Mit Vorgängen wie den MchM-Umzügen und der beabsichtigten IT-Abspaltung wird offensichtlich eine nachfolgende Kündigung der heute schon identifizierten rund 500 unerwünschten Mitarbeiter ohne Sozialauswahl vorbereitet, indem diese 500 (mit einem extrem überhohen Anteil an älteren und schwerbehinderten Kollegen) von den restlichen 700 der heute noch 1200-köpfigen Hofmannstraße fein säuberlich separiert werden. Was dann folgt, nennt der Arbeitgeber elegant „aktive Restrukturierung“.
Es versteht sich von selbst, dass der Betriebsrat dieses Vorgehen nicht einfach akzeptiert, zumal es durchaus auch deutlich „sozialverträglichere“ Alternativen gäbe.
Darüber ist nun zu verhandeln. Vor der eigentlichen Verhandlung muss jedoch erst eine umfassende Information des Betriebsrats erfolgen, was nun wirklich genau geplant ist (was – warum – wie), damit wir überhaupt wissen, worüber genau zu verhandeln ist.
Diese „Unterrichtung“ hat am 27.11. begonnen und wird am 8.12. fortgesetzt werden.
Parallel geht der Betriebsrat auch gerichtlich gegen diese „Rettungsumzüge“ nach Mch-M zur Umgehung einer Sozialauswahl vor; da aber die Umzüge aller Voraussicht nach vor Abschluss unserer Interessenausgleich-Verhandlungen und auch vor einem gerichtlichen Hauptsacheverfahren schon vollzogen sein werden, haben wir zusätzlich mit einem Eil-Antrag versucht, diese Umzüge per Einstweiliger Verfügung so lange auszubremsen, bis wir den zugehörigen Interessenausgleich verhandelt haben.
Dieser Antrag wurde am 28.11. leider abgewiesen, da nach Auffassung des Gerichts der Betriebsrat beim §111 Betriebsverfassungsgesetz (da geht es eben um Betriebsänderungs-Interessenausgleiche) keinen „Unterlassungsanspruch“ habe. Soll heißen: Das müssen wir in einem ganz normalen Hauptsacheverfahren klären lassen, ein Eilverfahren mit Einstweiliger Verfügung ist in so einem Fall nicht vorgesehen. Was zu befürchten war: Die Rechtsprechung kennt da ein Nord-Süd-Gefälle, die Gerichte im deutschen Norden sehen das etwas anders als die im Süden, aber wir leben nunmal hier…
Ausschlaggebend für diese Entscheidung war also nicht das Inhaltliche (ob der Richter uns glaubt, dass die Umzüge nur der Umgehung einer Sozialauswahl dienen oder zumindest doch dazu führen), sondern das Formaljuristische (kein Unterlassungsanspruch zum §111 BetrVG). Was bedeutet, dass gegen diese Vorgehensweise des Arbeitgebers erst im (langwierigeren) Hauptsacheverfahren vorgegangen werden kann, eine Vorentscheidung dafür war diese Ablehnung einer einstweiligen Verfügung noch in keiner Weise.
(bt)
Donnerstag, 27.11.2008
Online Befragung "Hurra - wir ziehen um"
Zwischen dem 20.11. und dem 26.11.2008 war die Online-Befragung "Hurra - wir ziehen um" auf dieser Homepage geschaltet. Nun, das Ergebnis spricht für sich und braucht derer Worte nicht viel:
Rund 85 % wollen ihren aktuellen Arbeitsort gar nicht ändern. Die Bereitschaft nach Ulm umzuziehen liegt bei 4.7 % und stellt damit sogar noch die Befragung durch die Mitglieder des Betriebsrats bei den Radio Access Kollegen vor Ort in der Sankt-Martin-Straße in den Schatten. Dort wollten immerhin 6,25 % umziehen. Ehe die Mitarbeiter nach Berlin, Düsseldorf oder Greifswald gehen würden (und zwar genau in dieser Reihenfolge), wollen sie lieber ins Ausland. Aber so richtig überrascht dieses Gesamtergebnis nun auch wieder nicht.
Ob das jetzt ein gutes Ergebnis ist oder nicht, spielt dabei gar nicht die größte Rolle. Interessant für die NCI-Redaktion ist: wird so eine Umfrage angenommen oder nicht? Alle Medien identifizieren sich über ihre Kunden. Beim Fernsehen sind es die Einschaltquoten, bei Zeitungen die Rückläufe, bei Homepages die Zugriffe etc. Was liegt also näher, als die Zugriffe an sich einfach mal zu analysieren?
An diese Online-Befragung nahmen 1065 Leser teil. Das bedeutet: NCI konnte 1065 Menschen dazu motivieren, die Maustaste ihres Computers zu betätigen, um ein Votum abzugeben. Schaut man sich beispielsweise Umfragen der IG-Metall ( www.dialog.igmetall.de , www.nsn-dialog.de ) an, stellt man fest, dass es dort nicht so viele Teilnehmer an Umfragen gibt.
Neugierig wie wir sind, wollen wir aber nicht nur die Gesamtsumme, sondern auch das Kundenverhalten wissen und sehen uns die Tagesscheiben an: An den ersten beiden Tagen zeigen sich die meisten Zugriffe. Das erstaunt auch nicht wirklich. Danach flaut das Interesse an dieser Umfrage ab. Spannend ist jedoch, dass unsere Leser sich auch an Samstag und Sonntag, also am Wochenende mit dieser wenig erfreulichen Thematik auseinander setzten und ihr Votum abgeben. Wer hätte das gedacht?
Alleine die Summe der Teilnehmer hat diese Umfrage zu einer tollen Aktion werden lassen.
Die NCI Redaktion bedankt sich bei allen Teilnehmern.
(Viola Frustig)
Montag, 24.11.2008
Mitarbeiterbefragung auch für Radio Access Umfeld?
Bei der Mitarbeiterbefragung, ob die Radio Access Mitarbeiter nach Ulm umziehen möchten oder nicht, sollten zunächst auch die peripheren Abteilungen wie Kaufmannschaft, Vertrieb, etc. ca. 40 Mitarbeiter, befragt werden. Eigentlich alle, die in ihrer Abteilungsbezeichnung irgendwo ein RA stehen haben. Nun, diese Befragung wurde nicht flächendeckend realisiert. Viele der nicht COO RA Mitarbeiter haben sich vehement dagegen ausgesprochen, dass sie von jenen Umzugsplänen betroffen seien. Dies würde nur für COO RA gelten, nicht beispielsweise für CMO. - Hmm -. Die Teilnahme an der Umfrage war entsprechend gering, die Grundsatzdiskussionen darüber mit den Betriebsräten entsprechend groß.
Nur woher nehmen die Mitarbeiter die Gewissheit, dass sie nicht von jenen Verlagerungen betroffen seien? Natürlich, der Chef hat ihnen gesagt: "wir nicht". Doch woher nehmen die Chefs die Gewissheit, dies so zu kommunizieren? Wahrscheinlich hat es denen der Chefchef gesagt. Es gibt jedoch ein "Deutschland Fragen und Antworten"-Papier, datiert vom 11.11.2008, (also wieder mal ein Antwortpapier auf Fragen, die bisher noch gar nicht gestellt wurden) NSN-Intranet, da wird durchaus auch auf Fragen von Planungen von Verwaltungsfunktionen geantwortet:
Beispielsweise:
Q9: Gehen Sie davon aus, dass auch Verwaltungsfunktionen den Standort wechseln werden?
Ja, weitere Planungen müssen jedoch in den nächsten Monaten erfolgen.
Q27: Wer bei Radio Access (RA) wird von der geplanten Konzentration der Standorte betroffen sein?
Es ist geplant, dass alle Aktivitäten der RA Business Unit in München inklusive der Supportfunktionen nach Ulm umziehen werden.
Q33: Radio Access Mitarbeiter werden von München nach Ulm ziehen. Warum sind die zugehörigen Finance & Control (F&C) Mitarbeiter nicht von diesem Umzug betroffen?
..... Die Frage, ob Mitarbeiter in den unterstützenden F&C Funktionen ebenfalls nach Ulm ziehen werden, wird in den kommenden Monaten bewertet und besprochen.
Die Aussage der Vorgesetzten: "wir sind davon nicht betroffen" kann demnach doch nur heißen: "wir sind heute davon NOCH nicht betroffen", aber dies ist bereits "in Planung".
Wer sich jetzt vor den Veränderungen verschließt und in Sicherheit wiegt, sollte sich später nicht wundern, wenn es ihn unvorbereitet erwischt.
(Viola Frustig)
Montag, 24.11.2008
NSN: Mitarbeiterbefragung: Möchtet Ihr nach Ulm umziehen?
In der vergangenen Woche sind die Betriebsräte durch die Büros gelaufen und haben die Radio Access Kollegen, die vom Umzug von München Martinstraße nach Ulm betroffen sind befragt, ob sie umziehen möchten. Die Beteiligung an dieser Aktion war erstaunlich hoch mit 67 %. Zugegeben, die Auswahlmöglichkeit der Antwort war einfach, beschränkt auf "Ja" und "nein" und somit hat bestimmt jeder verstanden, was die Frage war.
Natürlich gab es endlose Diskussionen, ob der Sinnhaftigkeit solcher Abfragen. Der Ton der Belegschaft den Betriebsräten gegenüber war von zuvorkommend hilfsbereit, einige sind los gerannt und haben ihre Kollegen geholt, über gleichgültig, "daran kann man doch nichts ändern" bis zu aggressiv "was wollt ihr denn schon bewegen?".
Ja was können die Betriebsräte schon bewegen? Um überhaupt irgend etwas bewegen zu wollen, muß man allerdings wissen: In welche Richtung soll eigentlich was bewegt werden? Soll man als Betriebsrat erst mal grundsätzlich gegen alles sein? Weiß es Spaß macht dagegen zu sein? Das kann es wohl nicht sein. Genau deswegen wurde diese, nicht von überschwänglicher Komplexität ausgestattet Frage gestellt: möchtet Ihr umziehen? Ja oder Nein. Das Ergebnis war dann auch verblüffend übersichtlich: Nur etwas mehr als sechs Prozent der Kollegen wollen nach Ulm umziehen. Überraschend. Haben früher alle über die hohen Lebenshaltungskosten in München geschimpft, scheint das heute keinen mehr zu beeindrucken. Im Ländle soll man ja durchaus auch leben können, meinen die dortigen. Aber offensichtlich scheint gerade dieses Ländle nicht gerade der bevorzugte Arbeitsort für die Münchner Radio Access Kollegen zu sein.
Viel interessanter als das Ergebnis bei solchen Aktionen ist aber immer, wie verhält sich die Betriebsleitung? Natürlich war die Betriebsleitung und der Führungskreis not amused über jene Abfrage. Wer will schon Antworten, auf Fragen, die nicht gestellt wurden? Eigentlich hätte ja die Leitung diese Frage stellen müssen, bevor die Planungen für eine Verlagerung von Arbeitsplätzen überhaupt angefangen wurden. Da aber die Leitung sich nicht dafür interessiert, was die Mitarbeiter wollen oder nicht, ist es jetzt natürlich befremdlich, dass es eine Antwort auf genau diese Frage gibt: Nein, der Großteil der Mitarbeiter will nicht nach Ulm - trotz schönem Ländle.
Eine ähnliche Umfrage gibt es übrigens auf dieser Homepage als Online Befragung. Bei dieser Umfrage werden allerdings alle befragt die ihren Standort ändern sollen, nicht nur die Kollegen, die nach Ulm umziehen sollen. Also auch hier MITMACHEN!
(Viola Frustig)
Freitag, 21.11.2008
Leserbrief
Ein Leser schreibt uns zu unserer Online-Umfrage:
Für meinen Job würde ich ans andere Ende der Welt umziehen, wenn ich eine Perspektive für meinen Beruf und mein Leben sehen würde.
Das Management dieses Unternehmens jedoch hat mein Vertrauen verloren, ich gehe nirgendwo hin.
Die Eigentümer lassen es zu, dass das Management durch sein fragwürdiges und möglicherweise gesetzwidriges Verhalten die Zukunft des Unternehmens aufs Spiel setzt.
Ich bleibe hier - und werde im Fall des Falles von den Eigentümern mit allen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln so viel Geld wie irgend möglich abverlangen.
(rk)
Donnerstag, 20.11.2008
Drohende Betriebsschließung der Hofmannstraße: Siemens in die Pflicht nehmen!
Wenn Peter Löscher in einem SZ-Interview sagt "die Krise wurde von Menschen gemacht", so gilt dies auch für die angekündigte "Einstellung der Aktivitäten am Standort Hofmannstraße", einem Münchner Betrieb von Nokia Siemens Networks (NSN). NSN gehört zur Hälfte Siemens, und wir nehmen dazu nun Peter Löscher beim Wort und Siemens als Miteigentümer (dem die Hälfte von NSN gehört) in die Pflicht!
Wie sagt Hr.Löscher ganz richtig: „Wenn ich Menschen über längere Zeiträume hin stark verunsichere, kann ich nicht erwarten, dass sie sich normal verhalten und konsumieren“. Wir können ohne zu übertreiben sagen, dass die NSN-Belegschaft in der Hofmannstraße stark verunsichert ist, und das Management darf sich auch schon darauf vorbereiten, dass wir uns nötigenfalls auch mal „nicht mehr normal verhalten“…
Wir fordern wie Peter Löscher auch "von der Wirtschaftsseite mehr Verantwortung in der Krise" und freuen uns über sein Bekenntnis zur "Verantwortung für den Standort Deutschland", möchten nun den schönen Worten aber natürlich auch dazu passende Taten folgen sehen! Nur mal wieder nebulöse Andeutungen über eine mögliche „Personaldrehscheibe“ reichen nicht.
Retten Sie unsere Arbeitsplätze!
(bt)
Donnerstag, 20.11.2008
NSN Hofmannstraße: Was können wir tun?
Eines kann jeder Einzelne für sich selbst tun:
Von nun an täglich den NSN-internen Stellenmarkt (auch wenn er für Deutschland sehr übersichtlich geworden sein mag) abchecken!
Einerseits natürlich um sich zu bewerben, aber auch bei Absagen kann der ausgedruckte und für schlechte Zeiten gebunkerte Nachweis, dass es eine geeignete Stelle gab, bei einem eventuellen späteren Kündigungsschutzprozess entscheidend werden (KSchG §1.2)!
Was ist dabei zu berücksichtigen:
Bei der Bewerbung:
Bewerben darf man sich auf alles, die Anforderungen in der Ausschreibung müssen keinesfalls zu 100% erfüllt werden.
Nicht zu schüchtern sein, traut Euch, Ihr habt doch nichts zu verlieren!
Informiert den Betriebsrat (noch besser dessen Personalausschuss) des aufnehmenden (Ziel-) Betriebsrats über Eure Bewerbung und darüber, dass Euer Arbeitsplatz bald wegfällt, Ihr somit von Kündigung bedroht seid, und Eure Bewerbung daher bevorzugt zu berücksichtigen ist.
Bei der Verwendung für einen evtl. Kündigungsschutzprozess:
Grundsätzlich sind da alle geeigneten freien Stellen relevant, die zum Zeitpunkt der Kündigungsentscheidung durch den Arbeitgeber frei waren. Da wir davon ausgehen, dass der Arbeitgeber bereits zum jetzigen Zeitpunkt die Kündigungsentscheidung getroffen hat (schließlich hat er uns allen mitgeteilt, dass wir in 1 Jahr draußen sind, und wir selbst wiederum wissen, dass wir nicht freiwillig gehen, und dann bleibt ja wohl nur noch die Kündigung), macht es durchaus Sinn, auch jetzt schon geeignete offene Stellen zu sammeln.
Hier gelten dann aber etwas andere Spielregeln als bei einer Bewerbung:
Solche Stellen helfen nur, wenn man nachweislich (der Arbeitgeber wird das bestreiten) alle in der Ausschreibung genannten Voraussetzungen erfüllt, schon eine einzige Ausnahme kann zum Killerkriterium werden. Andererseits aber reicht es bei fehlenden Voraussetzungen auch, nachweisen zu können (z.B. mit Auszügen aus einem entsprechenden Seminarprogramm), dass man das Fehlende in ein paar Monaten erlernen könnte.
Außerdem reicht es im Kontext mit KSchG §1.2 auch schon, überhaupt für die Stelle qualifiziert zu sein (d.h. die geforderten Kriterien alle zu erfüllen), man muss in diesem Fall (wenn Kündigung droht) nicht auch noch der am besten qualifizierte Bewerber sein! Es kommt also in diesem Falle (anders als bei der Bewerbung) nicht darauf an, wie gut man die geforderten Kriterien erfüllt, sondern nur noch darauf, dass man sie überhaupt (nachweislich) erfüllt.
(bt)
Donnerstag, 20.11.2008
EU will Arbeitsplätze retten
Na wenn das mal keine gute Neuigkeit ist – immer vorausgesetzt, dass den Worten auch Taten folgen, und zwar Taten die auch unsere Jobs retten.
Die Europäische Kommission plant, Strukturfonds-Gelder zur Sicherung von Arbeitplätzen bereitzustellen, und die Europäische Investitionsbank soll zusätzliche Kredite zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten vergeben; nun, Nokia Siemens Networks arbeitet in der Telekommunikationsbranche, also definitiv an Infrastrukturprojekten; war da nicht mal was mit einer „Innovationsoffensive“?
Wie wäre es, wenn wir neue Telekommunikations-Innovationen mit EU-Geldern unterstützt in der Münchner Hofmannstraße entwickeln würden? Nur so eine Idee…
(bt)
Donnerstag, 20.11.2008
Hurra, wir ziehen um - und wer kommt mit?
Seit der Katastrophenmail vom 11.11.2008 ist bei NSN bekannt, dass viele Bereiche weiträumig verlagert werden sollen.
So wird z.B. der gesamte Bereich "Radio Access" - von GSM über UMTS bis LTE - schnell mal eben nach Ulm verlegt. Rund 500 Leute, so der Plan, sollen sich von München Richtung Ulm bewegen, da für diese einzig dort die Zukunft des Mobilfunks wartet.
Zahlreiche Mitarbeiter des Bereiches Broadband dürfen sich von München auf den Weg nach Greifswald machen, etliche Düsseldorfer sollen nach Berlin, und ähnliches ist auch von München Richtung Düsseldorf geplant.
So ist es auch nicht mehr verwunderlich, daß einige Bereiche gar nach Übersee verlagert werden sollen, und die ursprünglichen Arbeitsplätze in Deutschland fallen weg.
Gerade in einer solchen Situation ist es daher wichtig, einen gut informierten Betriebsrat zu haben, der die Bedenken und die Stimmung der Belegschaft kennt, um rechtzeitig und effektiv intervenieren zu können.
Die NCI-Betriebsratslisten möchten aus diesem Grunde gerne wissen, wer sich denn grundsätzlich vorstellen kann, seinem "umgezogenen" Arbeitsplatz in eine andere Stadt zu folgen.
Die folgende Online-Umfrage wendet sich ausschließlich an NSN-Mitarbeiter.
Wir danken für Eure Mitarbeit!
(root)
Mittwoch, 19.11.2008
Nicht ohne uns!
Unter diesem Motto demonstrierte heute im Rahmen einer NSN-Betriebsversammlung in der von Schließung bedrohten Hofmannstraße vor den Werkstoren die Belegschaft eindrucksvoll Geschlossenheit und Kampfbereitschaft. Ein klares Signal: Wir lassen nicht einfach nur den Betriebsrat für uns verhandeln, sondern wir kämpfen wenn’s nötig wird auch selbst entschlossen um unsere Jobs, geräuschlos und widerstandslos lassen wir uns ganz bestimmt nicht abservieren!
Als wenn eine drohende Betriebsschließung und der Abbau von 500 Stellen nicht schon schlimm genug wären (und das obwohl anlässlich der Schließung von Nokia Bochum versichert wurde, bei NSN gebe es keine Betriebsschließung, und obwohl wir in Deutschland bereits 200 Stellen mehr abgebaut haben als im Rahmen des weltweiten Abbaus von 9000 Stellen ausgehandelt war), soll diesmal auch noch jegliche Form von Sozialauswahl trickreich umgangen werden, was zu extremen sozialen Härten führen würde, und dabei auch noch gänzlich unnötig ist: Selbst wenn dieser erneute Aderlass wirklich unumgänglich wäre (was wir allerdings deutlich anders sehen), könnte NSN z.B. mit einer München-weiten Freiwilligenaktion mit guten Trennungsangeboten weit problemloser Personal abbauen, und dies ohne Existenzen zahlreicher Familien durch Kündigungen ohne Sozialauswahl nachhaltig zu vernichten.
Das geht doch auch anders!
Wer Hilfe braucht, darf auch schon mal um Hilfe rufen; daher hat die Belegschaft folgenden Hilferuf an Bundesfinanzminister Peer Steinbrück unterzeichnet:
Antrag auf Ausschüttung eines Anteils am 500 Milliarden Euro Rettungspaket
Sehr geehrter Herr Bundesfinanzminister,
da die privaten Banken in Deutschland sich im Gegensatz zu den staatlichen Landesbanken schämen, die von ihnen selbst mitgeschnürten Rettungspakete in Anspruch zu nehmen, möchten wir als gutes Beispiel vorangehen und beantragen eine Unterstützung zur Rettung unseres Betriebs.
Letzte Woche wurde uns (ohne jede Vorwarnung) mitgeteilt, dass unser Betrieb Nokia Siemens Networks München-Hofmannstraße geschlossen werden müsse („Einstellung der Aktivitäten am Standort Hofmannstrasse“), 500 Mitarbeiter stehen dann ohne Arbeit da, weil unsere Arbeit in Niedriglohnländer verlagert wird!
Da bei diesem Vorgehen gezielt jegliche Form von Sozialauswahl unterbleiben soll, würde das auch zahlreiche langjährige, ältere oder auch schwerbehinderte Mitarbeiter treffen, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt in der gegenwärtigen Situation keine Chance mehr hätten, und dabei auch deren Familien dauerhaft von guten Steuerzahlern in HartzIV-Empfänger verwandeln.
Bitte unterstützen Sie uns dabei, diese Katastrophe abzuwenden!
Mit vorzüglicher Hochachtung
Betriebsrat und Belegschaft Nokia Siemens Networks, München-Hofmannstraße
Darüber haben wir aber auch nicht ganz aus den Augen verloren, dass Nokia Siemens Networks zur Hälfte immer noch Siemens gehört, und auch Siemens-Chef Löscher anlässlich seines jüngsten „Bekenntnisses“ zu Nokia Siemens Networks mit folgendem Schreiben in die Verantwortung genommen.
Versteht sich von selbst, dass wir ihn auch an die vielen freien Stellen bei Siemens (frägt sich nur für wen die frei sind…) und die Jammertiraden über den angeblichen Ingenieursmangel in Deutschland erinnert haben.
Gute Neuigkeit: Wir hätten da zufälligerweise gerade 500!
Geplante Betriebsschließung NSN München Hofmannstraße
Sehr geehrter Herr Löscher,
wir freuen uns zu hören, dass Sie noch eindeutig zu uns stehen. Gerade erst (anlässlich der Neuigkeit, dass unser Betrieb geschlossen werden soll und alle Mitarbeiter, unter Umgehung jeglicher Sozialauswahl, ihre Arbeit verlieren sollen) hatten wir darüber spekuliert, ob Siemens uns Hofmannsträßler vielleicht, ähnlich wie damals bei BenQ, nur zum Abwracken als "Halbtochter" zu NSN ausgegliedert hat, was natürlich Anlass für rückwirkende Betriebsübergangs-Widersprüche gäbe.
Welche Maßnahmen werden Sie nun durchführen, um unsere Arbeitsplätze zu retten?
(bt)
Mittwoch, 19.11.2008
NSN: Die KollegInnen in der Hofmannstraße kämpfen um ihre Arbeitsplätze
Die heutige außerordentliche Betriebsversammlung in der Machtlfingerstraße (Standort Hofmannstraße) wurde für etwa eine halbe Stunde unterbrochen, um auch in der Öffentlichkeit die Bereitschaft zu zeigen, um die Arbeitsplätze zu kämpfen.
Einige hundert KollegInnen versammelten sich im Freien und zeigten ihre Transparente: "Perspektive für Alle - Stoppt den Kahlschlag" - "Kein 2. Bochum in der Hofmannstraße" - "Nein zum Sozialen Niedergang" - "Diese Arbeitsplätze werden verteidigt" - "Und ewig lockt der Billiglohn" - "Nicht ohne uns" - "Nokia Schont Niemanden"- "Stoppt die Willkür" usw
(rk)
Mittwoch, 19.11.2008
NSN: Die Sendlinger Kirchen unterstützen den Kampf um die Arbeitsplätze in der Hofmannstraße
Auf der Demo in der Machtlfingerstraße waren die beiden Sendlinger Kirchen wieder mit ihrem schon von vielen Demos bekannten Transparent unterwegs: "Sendlinger Kirchen in Solidarität mit den Menschen".
Die Pfarrerin der Passionskirche, Frau Dr. Susanne Schatz, erinnerte in einer kurzen Rede an das erste "Forum der Solidarität" im Oktober 2002 und forderte von den NSN-Managern mehr Menschlichkeit. Sie wies darauf hin, dass der heutige Buß- und Bettag dazu da sei, Buße zu tun, dies gelte auch für die Führungskräfte in der Wirtschaft. Wirtschaft ist dazu da, gute Produkte und Dienstleistungen zu liefern und als zweites den Menschen das Leben zu ermöglichen. Nur diese beiden Gründe gelten, alles andere habe sich ihnen unterzuordnen.
Pfarrerin Schatz übermittelte auch die Grüße von Pfarrer Bensch von St. Joachim, der wegen Krankheit nicht teilnehmen konnte.
(rk)
Mittwoch, 19.11.2008
Nokia zahlt hohen Preis für Werksschließung
Hoffentlich lernt Halbtöchterlein Nokia Siemens Networks das Richtige daraus, was die angekündigte "Einstellung der Aktivitäten am Standort Hofmannstraße" betrifft.
Wie die Presse berichtet, www.heise.de ,   www.finanznachrichten.de , verliert Nokia in Westeuropa nur 2%, in Deutschland aber glatte 8% Marktanteil!
Ein Zusammenhang mit der Bochum-Schließung ist da kaum mehr zu übersehen, der deutsche Verbraucher (der ja zugleich auch deutscher Arbeitnehmer ist) hat ein gutes Gedächtnis!
Dieser Geschäftseinbruch kommt Nokia teurer als der Bochum-Sozialplan zu stehen.
Wollen's hoffen, dass die Nokia- und NSN- Manager lernfähig sind!
(bt)
Dienstag, 18.11.2008
Finnische Gewerkschaften fordern NSN auf, die neuen Abbaupläne zurückzunehmen
Interessanter Link (in Fenglish): www.yle.fi/news/left/id107804.html
(bt)
Dienstag, 18.11.2008
Juristische Auseinandersetzung bei NSN in Mch-H um Umzugs-Betriebsänderung
Der Umzug der „400" nach Mch-M ist eine Betriebsänderung mit existenzbedrohenden Nachteilen für die Zurückbleibenden, die Verhandlungen über einen Interessenausgleich dazu haben gerade erst begonnen. Trotzdem will der Arbeitgeber diese Betriebsänderung bereits umsetzen, ohne diese Verhandlungen abzuwarten.
Der Betriebsrat strengt daher nun eine einstweilige Verfügung an, dies zu unterlassen.
Vielleicht sollten wir NSN daran erinnern, dass wir laut eigener Ethikrichtlinie Gesetze nicht erst befolgen wollen, nachdem wir dazu rechtskräftig verurteilt wurden!
(bt)
Montag, 17.11.2008
NSN in der Presse?
Einem unserer Leser ist die "sehr zurückhaltende" Berichterstattung der Presse über die Vorgänge beim erneuten Personalabbau bei NSN aufgefallen und er schrieb uns:
Liebe NCI'ler,
wie ihr in euren Artikeln korrekt schreibt, versucht NSN, am Rande der Legalität entlang immer mehr Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen.
Interessanterweise geschieht das jetzt seit mehr als 1,5 Jahren ohne großes Echo in der Öffentlichkeit oder der Politik. Während über Siemens andauernd geredet wird, findet man zu NSN extrem wenig Beiträge. Wie kommt das?
Warum üben Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften nicht mehr Druck über die Öffentlichkeit aus? Die Aktionen bei NSN gehören genauso in die Zeitung wie die bei Nokia Bochum. Die Leute sollten wissen, dass der Saubermann Nokia weiter ungeniert deutsches Recht missachtet.
Wer auch dieser Meinung ist, sollte die Redaktionen mit zahlreichen Zuschriften aus ihrem Schlaf aufwecken.
Wartet nicht darauf, dass andere das tun, das kann und sollte JEDER EINZELNE SELBST tun!
(rk)
Montag, 17.11.2008
Q&A
Kaum sind die Hiobsbotschaften vom Martinstag herunter geschluckt, zunächst waren viele Mitarbeiter wie paralysiert hinter ihren Schreibtischen fast unsichtbar verschwunden, kommt langsam wieder Sauerstoff ins Gehirn und das Reflektieren über die aktuelle Situation beginnt.
Was bedeuten diese Maßnahmen nun im Detail für den Einzelnen? Da viele Maßnahmen gleichzeitig eingeleitet werden, sind die Konsequenzen und Handlungsmöglichkeiten für jeden natürlich unterschiedlich. Bis heute gibt es noch keinerlei Informationen über Zeitpläne oder Alternativen. Zwar hat Lydia Sommer in der Mitarbeiterversammlung über die Wahrscheinlichkeit einer Beschäftigungsgesellschaft und die Möglichkeit über Aufhebungsverträge die Firma zu verlassen, gesprochen, hat aber im gleichen Atemzug erwähnt, dass die Verhandlungen darüber mit den nötigen Gremien erst beginnen.
Wie auch der aktuelle Stand sein mag, jeder muss sich nun Gedanken darüber machen, was individuell für einen persönlich möglich ist. Über die Option, die Firma zu verlassen, kann man aktuell noch gar nicht nachdenken, denn die Bedingungen sind noch nicht bekannt. Fragen türmen sich unendlich vor einem auf. Antworten gibt es jedoch noch keine. Aber, unsere Firma ist ja recht fürsorglich, sie beantwortet uns im Firmen-Intranet bereits Fragen, die noch gar nicht gestellt wurden. Einige Antworten hierbei werfen leider noch weitere Fragen auf, die einen noch sehr viel mehr verwirren.
So zum Beispiel
Q4
Trägt Nokia Siemens Networks nicht auch eine moralische Verantwortung für seine Mitarbeiter? ....
Als Antwort folgt:
....Nokia Siemens Networks wird alle, die das Unternehmen verlassen werden, mit größter Fairness und Respekt behandeln.
Na was ist das denn für ein Statement? Wie werden denn die behandelt, die das Unternehmen nicht verlassen werden? Ist es heute nicht mehr selbstverständlich, dass man mit Fairness und Respekt behandelt wird? Ist das bereits ein Privileg?
Müssen wir vor der Zukunft Angst haben?
(Viola Frustig)
Montag, 17.11.2008
Leserbrief an die SZ "Kahlschlag bei Nokia Siemens Networks"
Ein NCI-Kollege sandte folgende Zeilen an die Presse, die wir Euch nicht vorenthalten wollen:
Da werden böse Erinnerungen an Nokia Bochum (und vielleicht auch an BenQ) wach:
Nokia Siemens Networks (NSN) hat verkündet, im Rahmen eines schon lange beschlossenen Abbaus von weltweit 9000 Stellen müsse leider der Betrieb München-Hofmannstraße mit allem lebenden Inventar geschlossen werden, man wolle aber sozialverträgliche Lösungen finden. Mit der weltweiten Finanzkrise habe das alles übrigens nichts zu tun.
Klingt nach einer traurigen Alltagsgeschichte, aber bei genauerem Hinsehen hat die Geschichte ein paar klitzekleine Schönheitsfehler, die dem ganzen doch ein besonders Gepräge geben. Zunächst mal der „schon lange beschlossene Stellenabbau“ von 9000 Stellen weltweit: Ja, den gibt’s. Aber es war unmissverständlich ausgehandelt worden, dass Deutschland dazu einen Beitrag von 2300 abzubauenden Stellen leisten soll, und diese 2300 Stellen sind nachweislich längst schon abgebaut! Was auch immer der Grund für diesen neuen Kahlschlag sein mag, mit besagtem 9000er-Programm hat er also nichts mehr zu tun. Meiner Meinung nach geht es hier in Wahrheit um rücksichtsloses Offshoring: Während die Hofmannstraße geschlossen wird, eröffnet NSN gleichzeitig im billigeren Bangalore/Indien ein neues Entwicklungszentrum.
So ein Zufall aber auch.
Und der andere Schönheitsfehler ist: Was unter „sozialverträglichem“ Personalabbau zu verstehen ist, kann man eigentlich schon im Kündigungsschutzgesetz nachlesen! Ein sozialverträglicher Personalabbau ist zuallererst ein Personalabbau mit Sozialauswahl (deshalb heißt sie ja auch so...). Interessanterweise versucht das NSN-Management nun aber anscheinend genau diese Sozialauswahl elegant zu umgehen: Von derzeit noch 1200 Mitarbeitern in der Hofmannstraße sollen „nur“ 500 abgebaut werden, aber der Arbeitgeber möchte es nicht einer gesetzlichen Sozialauswahl überlassen, auszuwählen wer nun gehen soll und wer bleiben darf, sondern er will diese selber gezielt auswählen. Dafür sollen zum einen 400 Kollegen, die noch gebraucht werden, in einen anderen Münchner Betrieb versetzt, und zum anderen 300 IT-Kollegen in einen anderen, neuen Betrieb abgespalten werden. Und dann bleiben eben noch die 500 übrig, die man los werden will – prima! Dann machen wir mal das Licht aus in der dann noch verbleibenden Hofmannstraße, und das alles ohne jede Sozialauswahl!
Abgesehen von einer moralischen oder juristischen Würdigung eines solchen Vorgehens: Was hat das, bitte schön, noch mit einem „sozialverträglichen“ Personalabbau zu tun?
Montag, 17.11.2008
NSN: Was geschah seit dem 11.11.?
Was am 11.11. geschah, wissen wir jetzt alle hinlänglich; auch wenn der Arbeitgeber (warum auch immer) zur Hofmannstraße ständig betont „das ist keine Standortschließung“, die Formulierung „Einstellung der Aktivitäten am Standort Hofmannstrasse“ (der CC-Chef spricht da auch vornehm-verklausuliert verbalakrobatisch von einer „Diskontinuierung“) lässt leider keine Fragen mehr offen. Der gleiche Vorgesetzte, der von Diskontinuierung sprach, schreibt uns übrigens kurz darauf: “I want to ask for your continued support“; ach ja?
500 von 6000 Münchner NSN-Mitarbeitern mit freiwilligen Trennungen abzubauen, wäre bei guten Trennungskonditionen vielleicht noch nicht mal so problematisch - aber genau das soll hier eben nicht geschehen, der Arbeitgeber will gezielt 500 Mitarbeiter auswählen die gefälligst ihr Bündel schnüren sollen. Sozialauswahl, was ist das?
Die vorgeschaltete Betriebsänderung mit den Massenumzügen nach Mch-M und die geplante IT-Abspaltung dienen dabei ganz offensichtlich dazu, den gezielt ausgesuchten „Rest“ nachher ohne Sozialauswahl abzubauen, das ist ein gezielter Angriff speziell auf die älteren und langjährigen Mitarbeiter in Mch-H, die durch eine Sozialauswahl geschützt wären. Und zwar ein existenzvernichtender. Dass gleichzeitig durch Leerfegen des NSN-internen Stellenmarkts alle Fluchtwege verstellt wurden und den Mitarbeitern in der Martinstraße von ihren Chefs gesagt wird, Ringtauschen trennungswilliger MchM-Mitarbeiter mit gefährdeten MchH-Kollegen sei unzulässig, dokumentiert dies noch zusätzlich. Auch dass sich einige Häuptlinge unter Zurücklassung ihrer Indianer in Sicherheit nach MchM gebracht haben, mag einerseits irgendwie verständlich sein, ist aber zugleich natürlich auch entlarvend: Was hier geschieht ist offensichtlich.
Dass bei dieser gezielten Umgehung der gesetzlichen Sozialauswahl auch noch von einem “sozialverträglichen“ Personalabbau gesprochen wird, ist einfach lächerlich: Eine Abfindung macht noch keine Sozialverträglichkeit.
Aber zurück zur Frage: Was ist seither alles gelaufen?
Die Interessenausgleich-Verhandlungen zur Betriebsänderung (Umzug der 400) wurden fortgesetzt und wieder vertagt, weil die Leitung (wie zu befürchten war) nun plötzlich nichts mehr von einer Formulierung wissen will, dass im Falle einer Betriebsschließung die übrigen MchH-Mitarbeiter in Mch-M weiterbeschäftigt werden.
Mittlerweile müssen wir ja über viel mehr als nur über diesen Umzug verhandeln.
Am Mittwoch gibt’s eine Betriebsversammlung in Mch-H/Ma1, diverse Aktionen in Vorbereitung.
Presse und Politik wurden informiert. Auch Siemens (Hrn.Löscher) haben wir mehrfach angeschrieben, zum einen mit Bezug auf sein jüngstes “Bekenntnis“ zu NSN, und einmal mit Bezug auf die vielen freien Siemens-Stellen.
Siemens als Halbmutter, die uns zu NSN ausgegliedert und damit in diese Situation gebracht hat, muss in die Pflicht genommen werden! Oder war von Anfang an beabsichtigt, die Hofmannstraße von NSN abwracken zu lassen? - Dann sollten wir nochmal über §613a BGB nachdenken.
Die Belegschaft scheint noch wie gelähmt – Schockstarre!
Leute, tut was, sprecht wenigstens offen über das, was hier geschieht! Ruhig auch mal mit Euren Chefs. Ein betroffener Kollege lud z.B. im frommen Gottvertrauen auf die vielgerühmte Sozialkompetenz unserer Führungskräfte seinen Chef (neuerdings aus aktuellem Anlass nur noch „der Diskontinuator“ genannt) zu sich nach Hause zu Kaffee und Kuchen ein, damit er sich vor Ort ein Bild davon machen kann, was ein Arbeitsplatzverlust für den 52-jährigen Ernährer einer 6-köpfigen Familie bedeuten kann; er mag aber nicht, er wolle die Frage der Sozialverträglichkeit ausschließlich auf der "professionellen Ebene" behandeln lassen.
Trotzdem, einen Versuch war’s wert, wir müssen über diese Dinge offen reden, lasst Euch nicht entmutigen! Es muss erlaubt sein, seine Vorgesetzten (insbesondere die, die selber in Sicherheit sind) zu fragen, ob sie eigentlich moralisch dazu stehen, was da mit uns geschieht.
Ein Personalabbau kann auch anders vollzogen werden.
(bt)
Montag, 17.11.2008
Was kann ich tun, was kann ich beitragen?
Wir müssen das NSN-Management bezüglich unserer eigenen Ethik-Richtlinien beim Wort nehmen. Falls dazu nötig, muss ggf. auch mal die Belegschaft (als Ganzes, aber auch jeder Einzelne) massiv öffentlichen Druck aufbauen, damit bei den Verhandlungen mit dem Betriebsrat auch eine anständige und menschliche Lösung herauskommt. Mit Abfindungen alleine ist es da nicht getan!
Der erste Schritt ist, ganz offen über alles zu reden. Was geschieht mit uns, und warum ist das so übel? Sprecht untereinander, vernetzt Euch, bildet Aktionsgruppen, schreibt der Presse und Politik: Wer sich anständig verhält hat auch nichts zu verbergen! Das muss dann aber auch schon rechtzeitig geschehen, pre- und nicht post mortem wie bei BenQ und Nokia Bochum: Was nützt es uns, wenn Simon seinen Job verliert und Nokia keine Handys mehr verkauft, wenn wir trotzdem unsere Jobs schon los sind?!
Wer in kleinen Betroffenen-Gruppen zu Gedankenaustausch und Absprache gemeinsamer Aktionen mitmachen möchte, bitte kurze Mail (von privater Mailadresse!) an info@nci-br.de
Noch ein sehr einfach zu erfüllender Wunsch: Bitte informiert Eure NCI-Betriebsräte über alle AllHandsMeetings, damit sie eine Chance haben dazuzukommen! Leider geschieht das noch immer nicht flächendeckend.
Und noch ein Tipp: Fangt jetzt schon an, täglich den NSN-internen Stellenmarkt nach für Euch tauglichen Stellen in Nachbarbetrieben zu durchforsten, auch wenn's noch dünn ist. Einerseits natürlich um sich zu bewerben, aber auch bei Absagen kann der ausgedruckte und für schlechte Zeiten gebunkerte Nachweis, dass es eine geeignete Stelle gab, bei einem eventuellen späteren Kündigungsschutzprozess entscheidend werden!
(cnn)
Samstag, 15.11.2008
Noch eine Sau bei Nokia Siemens Networks
Ein Kollege schrieb uns auf den Artikel Munteres Sau-Treiben bei Nokia Siemens Networks folgende Ergänzung:
Sehr geehrte NCI´ler,
es gibt noch eine 5. Sau, die gerade von NSN vorbereitet wird, um durch das Dorf getrieben zu werden. Nämlich die Versetzung von 470 Mitarbeitern von Mch M nach Ulm und von Mitarbeitern, die von München nach Greifswald versetzt werden sollen. Was dieser Unsinn soll, wird erst auf den zweiten Blick deutlich.
Es werden wahrscheinlich nur wenige Freiwillige diesen Umzug in Kauf nehmen, was von NSN auch erwartet wird. Denn den Umzugsverweigerern hat man ja einen Job in Ulm bzw. Greifswald angeboten und da (leider) keine anderen Stellen in Mch M vorhanden sind, kann man Umzugsverweigerer ja entlassen. Zumal eine Versetzung insbesondere der AT´ler mit ihren neuen Verträgen erleichtert wurde!
Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Denn die Versetzungen wurden von NSN mit "Synergieeffekten" begründet und haben zum Ziel, die zu entwickelnden Produkte an einem Standort zu bündeln. Aber bedeutet das nicht, dass dann, wenn die Produkte aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr benötigt werden, man den ganzen Standort mit einem Federstrich schliessen kann? Ohne Sozialauswahl!
Elegante Methode, die sich zu einer Erfolgsstory entwickeln kann. Wie wir beispielsweise wissen, ist das Geschäft von BBA sehr defizitär und dann sollen mit der Begründung die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten nach Greifswald verlagert werden? Wer NSN kennt, muss wissen, dass da andere Absichten mit verbunden sind.
MFG
...
Freitag, 14.11.2008
Munteres Sau-Treiben bei Nokia Siemens Networks
Damit hatte die Belegschaft des NSN-Betriebs München-Hofmannstraße nicht gerechnet:
Ohne jede Vorwarnung, auch der Betriebsrat war nicht vorgewarnt, wurde allen am Dienstag verkündet: Oktober 2009 wird Euer Betrieb plattgemacht, und Ihr verliert alle eure Jobs! Ohne Sozialauswahl, versteht sich…
Der Grund liege nicht in der Rezession, sondern es sei noch Teil des beschlossenen Abbaus von 9000 Stellen weltweit. Dass das nicht stimmt (der deutsche Anteil daran, 2300 Stellen, ist schon längst erbracht) und es in Wahrheit darum geht, den teuren deutschen Standort mit vielen älteren langjährigen Mitarbeitern durch einen neuen Standort im Niedriglohnland Indien zu ersetzen, ist dabei auch schon nicht mehr wichtig. Das ganze erinnert etwas an die Schließung von Nokia Bochum (seitdem verkaufen sich Nokia-Handys nicht mehr so gut in Deutschland, weil deutsche Verbraucher nunmal ein gutes Gedächtnis haben), aber es gibt doch einen ganz wesentlichen Unterschied: In Bochum ist „nur" ein Betrieb plattgemacht worden, in der Münchner Hofmannstraße hingegen läuft auch noch ein folgenschwerer „Pilotversuch" zur Umgehung des Kündigungsschutzgesetzes, von dessen Erfolg oder Misserfolg eine weitreichende Signalwirkung weit über die Firmengrenzen hinaus ausgehen dürfte.
Worum geht es? Es geht darum, dass es den deutschen Arbeitgebern, angeführt von den DAX-Unternehmen, überhaupt nicht passt, bei Kündigungen eine „Sozialauswahl" vornehmen zu müssen. Das Kündigungsschutzgesetz (§1.3) verlangt dies zwingend, um soziale Härten zu vermeiden, die entstehen, wenn z.B. jemand 25 Jahre seines Lebens loyal zur Firma stand und darüber ein Alter jenseits der 50 erreicht hat, in dem ihm der deutsche Arbeitsmarkt weitgehend verschlossen ist, was ihn (und seine Familie) zum HartzIV-Empfänger mutieren ließe.
Den Arbeitgebern ist das wurscht:
Sie suchen nach einem Schlupfloch zur Umgehung der gesetzlich vorgeschriebenen Sozialauswahl, ihr Ziel heißt „Arbeitgeber- statt Sozialauswahl".
Dazu wurden nun seit 2002 immer wieder von Siemens (offensichtlich als Eisbrecher der DAX-Unternehmen) verschiedene Pilotversuche gestartet, wie das zu bewerkstelligen ist, jedes Jahr wurde dazu eine neue Sau durch's Dorf getrieben.
2002/2003 startete die erste Sau, sie hieß „beE". Was ist das?
Naja, andere Firmen nennen das eine Transfergesellschaft, oder auch Beschäftigungsgesellschaft. Der unerwünschte Mitarbeiter wechselt freiwillig in besagte beE, bekommt dort etwas weniger Gehalt als bisher, hat aber dafür nur noch eine Aufgabe: Sich einen neuen Job zu suchen. Wenn die beE-Laufzeit (z.B. 2 Jahre) rum ist und man dann noch immer keinen Job hat – Pech gehabt, und Tschüs!
Was hat das mit einer Umgehung der Sozialauswahl zu tun?
Ganz einfach: Das Angebot, in die beE zu gehen, ist ein freiwilliges Angebot und keine Kündigung. Deshalb darf der Arbeitgeber dieses Angebot gezielt allen Mitarbeitern machen, die er loswerden will, und allen anderen eben nicht. Keine Kündigung – keine Sozialauswahl. Soweit alles legal. Dann aber kündigte Siemens allen, die so ein freiwilliges beE-Angebot erhalten, aber abgelehnt haben – und hier genau endete die Legalität! Die Arbeitsgerichte stellten fest, dass bei Kündigungen (egal ob vorher beE-Angebote vorlagen oder nicht) generell eine betriebweite Sozialauswahl zu erfolgen hat, daher waren diese Kündigungen natürlich rechtswidrig und mithin unwirksam, Siemens ist die unerwünschten Mitarbeiter nicht losgeworden.
So wurde also Sau Nummer 1 geschlachtet. Dass weitere Säue folgen würden, wurde deutlich, als ein Siemens-Anwalt ganz offen vor Gericht aufklärte, das sei eben ein Versuch der DAX-Unternehmen gewesen, ob man so durchkommt, jetzt wisse man's (dass nicht) und werde folglich in Zukunft auf andere Weise Personal abbauen.
Und dann kam sie auch schon, Sau Nummer 2: Ausgliederungen, Betriebsübergänge. Ein Firmenteil (mit den unerwünschten Mitarbeitern) wird verselbständigt oder verkauft oder in ein Joint Venture eingebracht, egal was, Hauptsache nur: Raus!
Was danach mit den Mitarbeitern geschieht ist egal, es darf ihnen da ruhig auch gut gehen, der Arbeitgeber hat ja nichts gegen sie, er will sie nur einfach loswerden. Es gab da durchaus auch einige Beispiele, wo das gut gelang, und so dachten schon alle: Prima, das ist er jetzt also, der neue Weg! Klappt prima, viel besser als Kündigungen!
Bis ein schlauer Siemens-Manager glaubte, auch seine defizitäre Handy-Sparte über eine chancenlose Ausgliederung (zu BenQ) von einer taiwanesischen Firma abwracken lassen, und seine eigenen Hände dabei in Unschuld waschen zu können.
Wie zu erwarten war, ging diese BenQ-Deutschland in einem Jahr pleite, die Kollegen (zumindest die Älteren unter ihnen) sind heute HartzIV-Empfänger. Prima, oder?
Nein, nicht prima, denn diese Medizin hatte gleich drei unerwünschte Nebenwirkungen. Erstens war die öffentliche Empörung über diese Sauerei so groß, dass es (zusammen mit noch ein paar anderen Geschichtchen) zu Kleinfelds Ende als Siemens-Chef beitrug, zweitens haben sich die BenQ-Kollegen hinsichtlich der Zukunftsperspektiven bei BenQ falsch informiert gefühlt und daher rückwirkend ihrem Betriebsübergang nach §613a BGB widersprochen, was im Klartext heißt „ich bin immer noch bei Siemens", und damit vor Gericht auch gewonnen!
Und drittens ging von BenQ eine große Signalwirkung aus: Von nun an prüften die Mitarbeiter bei jeder angekündigten Ausgliederung sehr sorgfältig ihre Zukunftsperspektiven, die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes in dieser neuen Firma, bevor sie sich bereit erklärten, den Übergang mitzumachen (dem sie wie gesagt lt. BGB auch widersprechen könnten).
Als z.B. NSN einen kleinen Teil seiner Belegschaft zu einer kleinen IBM-Tochterklitsche mit höchst ungewisser Zukunftsperspektive ausgliedern wollte, widersprachen fast alle betroffenen Mitarbeiter dieser Ausgliederung und brachten sie somit zum Platzen!
Und schon wurde auch Sau Nummer 2 geschlachtet: Ja doch, Ausgliederungen können schon klappen, aber eben nur seriöse Ausgliederungen mit guten Zukunftsperspektiven für die Mitarbeiter; Ausgliederungen zu Abwrack-Unternehmen wie BenQ, als Methode zur Personal-Entsorgung ohne Sozialauswahl, funktionieren hingegen seit BenQ nicht mehr!
Das war dann wohl der richtige Zeitpunkt, Sau Nummer 3 loszulassen, und eigentlich ist es schade dass diese auch so früh schon wieder ihr junges Leben lassen musste, denn diesmal wurde erstmalig fair mit der Belegschaft umgegangen!
Es gab eine Aktion mit freiwilligen Trennungen gegen Abfindung, 2300 Stellen sollten so in Deutschland abgebaut werden. Das verblüffende Ergebnis: Diese Sau rannte ganz reibungslos durch's Dorf, schneller als erwartet war das Ziel erreicht, und vor einem halben Jahr konnte verkündet werden: Das war's, Abbauziel erreicht, Restrukturierung für Deutschland abgeschlossen! (Wovon man heute freilich nichts mehr wissen will.)
Fairer Personalabbau und professioneller Personalabbau sind eben doch nur 2 Seiten derselben Medaille: Wer sich an die Spielregeln hält, wer Gesetze befolgt (und auch nicht versucht sie zu umgehen), kann noch immer am reibungslosesten Personal abbauen!
Als dann auch noch die Schließung des NSN-Betriebs in Perlach fair abgewickelt wurde (niemand hat deswegen seinen Arbeitsplatz verloren, alle wurden im Nachbarbetrieb in der Münchner St. Martinstraße aufgefangen), glaubten wir schon: Prima, jetzt hat's der Arbeitgeber endlich kapiert und geht auch in schwierigen Situationen fair mit uns um! Hat die Ablösung der deutschen ex-Siemens-Manager in der NSN-Führung durch finnische ex-Nokia-Manager also doch zu einem Sinneswandel, zu einer anständigen Firmenkultur geführt, halten wir uns von nun an wirklich an unsere eigenen Ethikrichtlinien?
Sah fast so aus, aber leider ist diesmal dem Arbeitgeber alles zu reibungslos gelaufen, das macht übermütig - das können wir doch noch besser?
Als nächstes versuchen wir jetzt doch noch diese Nuss zu knacken, jetzt machen wir sie endlich, die Arbeitgeber-Auswahl ohne Sozialauswahl!
Und schon läuft Sau Nummer 4 los; sie heißt: Positiv-Verlagerung.
Man nehme einen Betrieb von 1200 Mitarbeitern (es gab übrigens mal Zeiten, da arbeiteten 25.000 Münchner in diesem Betrieb!), und 500 von diesen Mitarbeitern will man nun gezielt loswerden. Dummerweise sind viele ältere, langjährige Mitarbeiter darunter, vielleicht auch Schwerbehinderte, manche haben wegen ihrer langjährigen Firmentreue tariflichen Kündigungsschutz oder Jubilarsschutz, und zugleich sind sich insbesondere die ÜFü's (Über Fünfzig) dessen sehr bewusst, dass sie an ihrem NSN-Job festhalten müssen, wenn sie nicht HartzIV-Empfänger werden wollen; wirklich zu dumm, dass wir nicht im Wilden Westen sondern in einem zivilisierten sozialen Rechtsstaat mit diesem blöden Kündigungsschutzgesetz mit dieser lästigen Sozialauswahl leben! Wie also diese umgehen, wie können wir verhindern, dass wir 500 von 1200 Betriebsmitarbeitern per Sozialauswahl auswählen müssen?
Nun kommt eben Sau Nummer 4 ins Spiel: Einzelne „erhaltenswerte" Häuptlinge wurden gezielt in einen anderen Betrieb versetzt, ihre „Indianer" in der Hofmannstraße zurücklassend (deren Arbeit dürfen künftig die Inder machen, nicht mehr die hiesigen Indianer), 400 weitere erhaltenswerte Mitarbeiter sollen jetzt ebenfalls noch in einen anderen Betrieb versetzt werden (worüber der Hofmannstraßen-Betriebsrat auch jetzt erst so langsam mal informiert wird; dem wurde erst kürzlich noch gesagt „was wollt Ihr denn, Euer Betrieb ist doch sicher, Ihr habt ja noch Mietverträge bis 2013"), und weitere 350 IT-Kollegen sollen in einen eigenen Betrieb abgespalten werden. Also alle, die man (noch) behalten will, werden aus dem Betrieb gezielt herausgenommen, und über den Rest (all die, die man loswerden will) lässt man schließlich den Sargdeckel runterfallen. Schon ist man gezielt, mit reinrassiger Arbeitgeber-Auswahl, ohne jegliche Sozialauswahl, all diejenigen los, die man schon immer mal loswerden wollte. Alter, Behinderung, langjährige Firmenzugehörigkeit: Wen interessiert das noch?
Und was nun? Nun versuchen wir auch diese Sau zu schlachten. Mahlzeit!
(bt)
Dienstag, 11.11.2008
11. 11. 2008 Martinstag
Was für ein denkwürdiger Tag für die Mitarbeiter von NSN, dieser 11.11.2008? Die Hiobsbotschaften kamen für die Mitarbeiter heute Schlag auf Schlag. Um 12:00 Uhr noch stehen die Mitarbeiter bei dem IGM Streik am Wittelsbacher Platz, wohl ahnend, dass es massive Einschnitte genau an diesem Tag geben wird. Es war ja eine außerordentliche Wirtschaftsausschusssitzung um 11:00 Uhr angesetzt. Das wußte jeder der Anwesenden. In der Süddeutschen Zeitung wurde bereits um 11:51 Uhr die Meldung veröffentlicht: „Nokia Siemens streicht 500 Stellen in Deutschland“, ohne weiteren Details. Um 12:30 Uhr kam dann jene Simon Mail, die dann die Details erklärte. Die Demonstranten am Wittelsbacher Platz schwelgten noch in der warmen Mittagssonne und lauschten den Reden, solange, bis die ersten Ausdrucke mit Simons Mail herum gingen.
Ist es nicht erstaunlich, dass immer wieder am 11.11., also dem Martinstag, Stellenabbau kommuniziert wird? Die große ICM und ICN Abbauwelle von 2002 begann ebenfalls am 11.11. Damals hatte sich das NCI gegründet. Und das NCI hat am 11.11.2003 den Jahrestag der Kündigungen mit einem großen Laternenumzug, ganz nach der Tradition mit den Kindern gefeiert. Es gab eine wunderschöne Rede, die die Geschichte von St. Martin erzählte, die auch rein zufällig Parallelen zum NCI zog:
11. 11. 2003 Martin teilte seinen Mantel
Vor einem Jahr hat Siemens seine blauen Briefe auf den Weg geschickt und damit den Grundstein für des Mitarbeiternetzwerk NCI gelegt. Alle Betroffenen haben sich schnell zusammengefunden und sofort erkannt, dass man gemeinsam die schweren Stunden der Entscheidungen leichter meistern kann.
War es wirklich ein Zufall, dass dieses Ereignis ausgerechnet am St. Martinstag stattfand? Ist es Zufall, dass der heilige Martin über uns wacht? Oder glauben wir an Vorsehung? Martin gilt als Patron der Geächteten.
Schauen wir uns den Heiligen St. Martin mal genauer an. Viele werden die Bedeutung dieser Gestalt gar nicht kennen:
Martin von Tours stellt unter den heiligen eine sehr schillernde Gestalt dar. Vor mehr als 1600 Jahren lebte Martin als asketischer Mönch. Seine Barmherzigkeit war beispielhaft. Er stand den Kranken bei, unterstützte die Armen, gab Hungernden zu essen. Von seinem Geld behielt er nur das für sich, was er für das tägliche Leben benötigte. Selbst mittellos, scheute er sich nicht, seinen eigenen Mantel auseinanderzuschneiden um damit einem armen Bettler, der kurz vor dem Erfrieren war, das Leben zu retten. Heute würde man solch eine Tat „Solidarität“ nennen. Denn durch den verbleibenden nur noch halben Mantel, musste ja auch Martin frieren, aber beide konnten überleben. Auch die Siemens Mitarbeiter wären ja bereit gewesen, auf ihre Arbeitszeit und damit auch auf Gehalt zu verzichten, Gehaltsverzicht bis zu 20 % wurde als akzeptabel angegeben, zugunsten der zu Kündigenden. Aber leider hat das Management dieses Opfer nicht gewürdigt. Dieses Opfer der Mitarbeiter hat gar keinen Täter benötigt, das Opfer kam ganz alleine durch die Solidarität der Kollegen untereinander. Jeder wäre bereit gewesen etwas von seinem Wohlstand abzugeben, damit ein anderer überleben kann. Genauso wie Martin, der lieber selbst etwas Frieren in Kauf nahm, um nicht mit ansehen zu müssen, wie ein anderer erfriert. St. Martin gilt als der „Beschützer aller Bedrängten“ und als „Schrecken aller Gewalttätigen“.
Aber der Martinstag hat noch eine ganz andere Bedeutung, die rein zufällig auch zu NCI passt. Das Datum liegt am Ende der Erntezeit, die abgeschlossene Ernte wurde gefeiert. Das Martinsfest galt als das Fest der „Mägde“ und „Knechte“. Zu diesem Termin stand der Gesindewechsel an. Die Saisonarbeiter, das Dienstpersonal wurde ausbezahlt und entlassen. Die Dienstherren, heute der Arbeitgeber, wurde gewechselt. Die alte Herrschaft hat das Personal zum neuen Dienstherren begleitet, wo es mit "Märteswein" (das muß der neue Wein, der "Heurige" sein) und "Martinsgans" bewirtet wurde. Denkt man da nicht gleich an einen Aufhebungsvertrag mit Abfindung?. Welch ein Zufall für die „Aussortierten“ von NCI? Nur mit dem Unterschied, dass das heutige Gesinde, bzw. Personal eben von keinem neuen Dienstherren übernommen wird. Und dort schon gar nicht bewirtet wird. Der Dienstherrenwechsel wurde früher mit Martinsfeuer und Lichterumzüge gefeiert, was sich seit 1900 in den heutigen Laternenumzügen der Kinder als Brauchtum wiederbelebt hat. Durch das Feuer der Fackeln, bzw. Laternen wird es hell und warm, Geborgenheit und Gemeinschaftsgeist entstehen. Das brauchen wir in heutiger Zeit dringend. Was liegt also näher, auch für NCI an diesem denkwürdigen Datum einen Laternenumzug zu veranstalten, um wieder die Solidarität und das Miteinander in den Mittelpunkt zu stellen? Von einem richtigen Martinsfeuer wollen wir in der Stadt natürlich absehen. Sonst bräuchten wir ja auch noch die Feuerwehr, die das Feuer bewacht. Die Botschaft lautet für NCI auch so: Wer teilt gewinnt. Soviel zum christlichen Teil der Botschaft.
Jetzt muß ich zum Abschluß noch die Kurve in die heutige Zeit kriegen: denn "teilen" gilt ja nicht mehr als besonders modern. Also will ich "das Teilen" umformulieren:
"Durch unsere Solidarität gewinnen wir alle"
Ein wunderschöner Abend damals, jener 11.11.2003, der mit einem ökumenischen Gottesdienst der Sendlinger Kirchen abgeschlossen wurde.
Nun sind wir bereits im Jahr 2008 und ganz zufällig sind die meisten Mitarbeiter des damaligen ICM und ICN, später COM, heute NSN in der „St.-Martin-Straße“ gelandet. Ist das nun ein Zufall oder Vorsehung?
(Viola Frustig)
Dienstag, 11.11.2008
Was geschah am 11.11.?
Während die Kollegen noch ahnungslos für 8% mehr Kohle demonstrierten, ging in ihrem Postfach schon eine Email ein, dass sie in ein paar Monaten alle ihre Jobs los sein sollen! Ein super Timing. A propos: Am 11.11.2002 kamen auch die „blauen Briefe“ bei Siemens Com!
Tatsächlich hat das NSN-Management nun die Katze endlich aus dem Sack gelassen, von der die NSN-Führung schon seit längerem wusste, das ging plötzlich Schlag auf Schlag:
Montags eine Sitzung des Aufsichtsrats, Dienstag der Wirtschaftsausschuss, dann im Minutentakt die Information der Betriebsräte und dann der Belegschaft und schließlich noch die Presse, und zuguterletzt AllHandsMeetings...
Von einem anständigen Timing der Informationsweitergabe kann da keine Rede sein.
Wichtiger aber sind die Inhalte, die leider unsere schlimmsten Befürchtungen sogar übertrafen (auch wenn wir in diesem Fall gerne mal unrecht behalten hätten). Tatsächlich hatten wir "nur" mit 35% Personalabbau gerechnet, in Wahrheit sollen nun sage und schreibe 100% der Hofmannsträßler ihren Job verlieren!
Aber im Detail:
Begründet wird dieser neuerliche Personalabbau damit, dass NSN von 9000 abzubauenden Stellen erst 6000 abgebaut habe. Mag sein, das Dumme ist nur: Ausgerechnet in Deutschland haben wir unsere Zielvorgaben (2300 Stellen) längst erfüllt!
Trotzdem sollen wir jetzt die Nicht-Erfüllung anderer Länder ausbaden, "Schlussphase der Personalanpassungen im Rahmen der Restrukturierung nach dem Zusammenschluss" von Nokia und Siemens Com wird das nun vornehm genannt. (in Wahrheit ist natürlich niemals "Schluss") Deshalb sei die "Einstellung der Aktivitäten am Standort Hofmannstraße" notwendig. Das betrifft 500 Mitarbeiter, die so bis 10/2009 ihren Job verlieren sollen.
10/2009? Sooo ein Zufall aber auch, gerade der Zeitpunkt, wenn die Nicht-Kündigungs-Zusage ausläuft! Auch wenn die genauen Konditionen der Trennung (beE, Aufhebungsverträge, ...) erst noch zu klären sind: Das deutet alles darauf hin, dass dann alle, die nicht freiwillig gehen, betriebsbedingt gekündigt werden und dann mal wieder vor Gericht ihr Glück mit einer Kündigungsschutzklage versuchen müssen. Schließlich haben sie einen Arbeitsvertrag mit NSN, nicht mit der Hofmannstraße.
Und was heißt hier 500 Mitarbeiter: Die Hofmannstraße hat doch noch 1200?
Ja, aber da soll nun vorher eine Vorselektierung, ein Cherry-Picking erfolgen:
400 weiter benötigte Kollegen sollen noch dieses Jahr nach Mch-M umziehen, und die ebenfalls noch benötigte IT (Tölzerstraße) soll als eigener Betrieb abgespalten werden, und was übrigbleibt in Mch-H (CC, IPT/BBA, Support- und Zentralfunktionen, ...) wird dann eben mal schnell plattgemacht. Betriebsschließung, die Jobs sind weg. Die Produkte, die hier bisher betreut wurden, werden dann angeblich nicht mehr gebraucht.
Durch so ein Vorgehen wären ab 10/2009 Kündigungen ohne Sozialauswahl möglich, es ist daher wichtig, dass der Betriebsrat alle Rechtsmittel einlegt um die Vorbereitungen dazu zu unterbinden: Hier geht es ganz offensichtlich um die Umgehung der gesetzlich für betriebsbedingte Kündigungen vorgeschriebenen Sozialauswahl!
Hier sollen 500 gezielt unter derzeit noch 1200 Hofmannstraßen-Mitarbeitern ausgesuchte Kollegen ohne Sozialauswahl abgebaut werden.
Was Sie auch wissen sollten: Im Zusammenhang mit dem Umzug von 400 Kollegen nach Mch-M, das ist ja eine Betriebsänderung, war gerade ein Interessenausgleich in Verhandlung, demzufolge „alle verbleibenden Mitarbeiter in Mch H im Falle einer zukünftigen Betriebsschließung bzw. Stilllegung des Betriebs Mch H betriebsorganisatorisch in den Betrieb Mch M eingegliedert werden“; es versteht sich von selbst, dass wir trotz dieser neuen Informationen (oder sogar jetzt erst recht) auf dieser Forderung bestehen werden, wir werden die Zusage der Leitung uns „stets fair und respektvoll zu behandeln“ sehr konkret einfordern!
Nötigenfalls auch vor Gericht, sowohl kollektiv als auch jeder einzeln.
Auch heftige Umzüge stehen den Kollegen ins Haus: BBA-Kollegen sollen nach Greifswald, MchM-Kollegen bei Radio Access sollen nach Ulm umziehen. Und die Fertigung in Durach wird per „management buyout“ ausgegliedert, betrifft ebenfalls rund 500 Leute.
Ein Schelm wer sich nun Böses mit dem „Hiring Freeze“ denkt:
Dieser verhindert nicht nur externe Einstellungen, sondern erschwert zumindest genauso auch interne Versetzungen erheblich, mittlerweile gibt’s kaum mehr freie Jobs in Deutschland. Die Wirkung ist, dass dadurch NSN-interne Fluchtwege für Kollegen, deren bisherige Aufgabe entfällt, verstopft werden.
Warum aber gibt es bei uns kaum mehr freie Stellen, und warum wurde überhaupt weltweit die Zahl 9000 nicht erreicht?
Die Antwort heißt „Offshoring“, Verlagerung von Arbeit in Niedriglohnländer wie China, Indien, Polen. Es fällt auf, dass (bei allem „hiring freeze“) in diesen Ländern der NSN-interne Stellenmarkt gut gefüllt ist, während der für Deutschland gegen Null tangiert.
In Bangalore z.B. wird gerade ein neues Entwicklungszentrum aufgebaut!
Prima, jetzt wissen wir auch warum es in Deutschland immer weniger Stellen gibt, und warum die Hofmannstraße geschlossen werden soll.
Es ist eine never ending story: Ein weltweites Abbauziel wird vorgegeben, mit dieser Begründung wird in Hochlohnländern abgebaut, weil aber gleichzeitig in Niedriglohnländern aufgebaut wird, wird das Abbauziel in Summe nicht erreicht, deshalb muss weiter abgebaut werden, und das natürlich wieder in den Hochlohnländern - letzten Endes ist das kein weltweiter Stellenabbau, sondern primär eine fortgesetzte Stellenverlagerung in Niedriglohnländer.
Das genau ist es, wofür die Kollegen in Mch-H alle ihre Jobs verlieren sollen!
Wir nehmen die NSN-Leitung beim Wort, wir wollen fair behandelt werden!
(bt)
Donnerstag, 6.11.2008
Was passiert am 11.11.?
Klar, der Fasching beginnt und die IG Metall demonstriert -
die Frage ist, ob darüber hinaus auch noch bei NSN große Neuigkeiten verkündet werden.
Diese Frage lässt sich mittlerweile zumindest insofern mit „ja" beantworten, als für den 11.11. zu einer außerordentlichen Wirtschaftsausschuss-Sitzung geladen wurde.
(bt)
Donnerstag, 6.11.2008
Verunsicherung bei NSN
Die sehr spezielle Informationspolitik bei NSN trägt dazu bei, dass sich das Gerüchte-Karussel in der Belegschaft immer schneller dreht; alles dreht sich um die Frage, was im November geschehen wird:
Werden uns dann irgendwelche unsere Arbeitsplätze betreffenden Grausamkeiten verkündet?
Theoretisch ist das unmöglich, da in diesem Fall laut Gesetz der Betriebsrat vorher hätte informiert werden müssen, was nicht geschehen ist; andererseits wäre es aber nicht das erste mal, im Gegenteil gehört es eher schon zur (rechtswidrigen) Regel, dass Betriebsrat und Belegschaft in trauter Zweisamkeit erst aus der Presse erfahren, was ihnen dann irgendwann auch mal das eigene Management gnädig und mit „warm regards" mitteilt.
Nur führt das eben wie gesagt zu einer immer mehr ausufernden Gerüchteküche (dass wegen des Hiring Freeze sogar firmeninterne Versetzungen blockiert werden, wirkt nun auch nicht gerade vertrauensbildend), die Theorien, die da hochpoppen, werden immer abenteuerlicher; die Version mit 35% Personalabbau in München und einer beE ab 1.1.09 ist da noch eine von den harmloseren... Insbesondere fürchten sich die Kollegen bei CC und beim zusammengeführten IPT/BBA vor möglichen neuen Restrukturierungsplänchen.
Stimmt alles nicht? Prima, dann könnte das NSN-Management dieses ja endlich mal klarstellen! Es wäre ja so einfach, mit Gerüchten (und den Ängsten dahinter, und zumindest diese sollte man ernst nehmen) aufzuräumen; ein paar klare Statements der NSN-Leitung würden das ganz schnell bereinigen.
Wann endlich lernen wir die hohe Kunst des offenen und ehrlichen Umgangs mit der eigenen Belegschaft?
(cnn)