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NCI Aktuell Archiv Januar 2012
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Proteste gegen die Schließung des NSN-Standorts in München
Mittwoch, 1.2.2012 9:45 Uhr - Ort: vor dem Vorstandsgebäude von Nokia Siemens Networks an der Münchner Werinherstraße 91
(kurzfristig angekündigt von der IG-Metall, siehe www.igmetall-bayern.de)
Die Kollegen werden sich nicht einfach widerstands- und geräuschlos entsorgen lassen – das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!
Hinweis: Die Betriebsversammlung findet wie geplant um 9:00 statt, anschließend um ca. 9:45 dann die Demo.
Dienstag, 31.1.2012
Schließung von NSN München – Neues aus dem „Town Hall Meeting“
„Munich wins together“? Das war einmal.
So ein Zufall aber auch: Just eine Woche nach der Siemens-Hauptversammlung hüpft die Katze endlich aus dem Sack, NSN in München wird komplett plattgemacht, 2000 Kollegen sollen ihren Job verlieren (und die restlichen 1600 umziehen)!
Ein Schelm wer sich Böses bei diesem Timing denkt…
Dazu fand nun heute ein „Town Hall Meeting“ statt – OB Ude mag’s verzeihen (aber bitte nicht auch diesen Münchner Kahlschlag! Was er wohl dazu sagen wird?). Wie lief das ab, was war Neues zu erfahren?
Da die Veranstaltung auf mehrere Standorte auch in München aufgeteilt war, kann ich jetzt nur vom Event im NSN-Betrieb München St.Martinstraße berichten.
Der CFO musste seine Ausführungen über die Lage der Nation bald schon abbrechen: Die NSN-Belegschaft wollte lieber hören, was aus ihnen selber wird.
Darauf kam dann Olaf H. (Geschäftsleitung) zu sprechen:
Er räumte ein, dass dieses Vorhaben einen massiven Eingriff in die persönliche Lebensplanung der Mitarbeiter bedeutet, bei dem in München ausnahmslos jeder NSN-Mitarbeiter betroffen ist (entweder durch Arbeitsplatzverlust oder durch Umzug).
Da wurden auch Erinnerungen an die Schließung der Hofmannstraße wach (übrigens durchaus auch im Detail-Vorgehen).
Weitere Details werden in den nächsten Tagen nachtröpfeln, erst muss mit dem GBR-Wirtschaftsausschuss gesprochen werden, mit GBR und BR und so weiter… Die Restrukturierung werde diesmal „konsequenter“ gemacht – was auch immer das bedeuten mag.
Olaf H. war schlau genug, nicht das Wort „sozialverträglich“ in den Mund zu nehmen, er sprach lieber von Fairness. Naja, dann...
Im Diskussions-/Fragenteil brachte ich folgende Wortmeldung (für alle, die’s nicht mitbekamen, z.B. weil sie an einem anderen Veranstaltungsort saßen):
Was haben Sie (sorry dass ich Sie Sieze, aber das Du ist meinen Freunden vorbehalten) getan, um Schlimmeres für München abzuwenden?
Wie buchstabieren Sie das Wort „Personalverantwortung“?
Wir brauchen definitiv kein zweites „France Telecom“ in München, bei dem jeden zweiten Tag ein Kollege, der keinen Ausweg mehr sieht, vor die U-Bahn springt!
Lösungsmöglichkeiten gäbe es genug (aber gibt es auch genug guten Willen?):
Es gäbe genug Möglichkeiten, eine verkleinerte Münchner NSN-Belegschaft in anderen Räumlichkeiten im Münchner Raum weiterzubeschäftigen (Siemens-Büros stehen mehr als genug leer herum). Es ist also definitiv nicht nötig, so viele Kollegen dazu zu zwingen, mit Kind und Kegel umzuziehen (wenn sie das überhaupt können) oder als Wochenendpendler seine Familie nur noch am Wochenende zu sehen.
Warum also geschieht es dann?
Ich habe bisher keinen einzigen nachvollziehbaren zwingenden Grund dafür von Ihnen gehört!
Dazu darf und wird das letzte Wort noch nicht gesprochen sein.
Und Mutter Siemens hat in Deutschland (laut Aussage auf der Siemens-HV) 3400 freie Stellen ausgeschrieben, davon sogar sehr viele auch in München – wieso wird Siemens nicht in die Pflicht genommen, wieso wird Siemens seiner sozialen Verantwortung für seine langjährigen Mitarbeiter nicht gerecht, indem es systematisch diese auf seinen geeigneten freien Stellen weiterbeschäftigt?!
Bei 3400 freien Siemens-Stellen gibt es keinen Grund für auch nur eine einzige NSN-Kündigung!
Hierzu ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, das schlucken wir nicht einfach still und ergeben!
Wir erwarten vielmehr, dass all dies noch Gegenstand einer ergebnisoffenen (!) Verhandlung mit GBR und Betriebsrat sein wird – alles andere müssten wir als offene Kriegserklärung an die eigene Belegschaft verstehen!
Die Ergebnisoffenheit dieser Verhandlungen mit unseren Interessenvertretern wurde denn auch bestätigt, mit der Einschränkung, dass wir nicht damit rechnen sollten, dass auf dem Verhandlungsweg z.B. die Abbauzahlen halbiert werden können, oder dass die Zahl der Standortschließungen in Deutschland dadurch signifikant heruntergehen werde; nun, damit lässt sich aber leben, damit lässt sich arbeiten, und da sollten GBR und BR unbedingt die Leitung beim Wort nehmen!
Es heißt im Klartext (so zumindest meine Interpretation), dass nicht nur über Details der Trennungskonditionen verhandelt werden kann, sondern auch über das Abbau-Volumen (wenn auch eben nicht gleich um einen Faktor 2), und möglicherweise auch über Alternativen zum Umzug der 1600 „überlebenden“ Münchner. Wie gesagt, auch im Großraum München gäbe es Alternativen mehr als genug, und das Argument der Kundennähe (das aber anscheinend nicht zählt, wenn man Arbeit nach Indien oder China auslagern will...) zieht auch allenfalls für einige kundennahe Jobs in Vertrieb/Service, aber wohl kaum für die Mehrzahl der nicht kundennahen Tätigkeiten in München (wie z.B. Entwicklung).
Ein BR-Kollege forderte dann auch alle (!) auf (und dem schließen wir uns gerne an), den Betriebsrat konsequent (z.B. mit Aktionen um öffentlichen Druck auf Siemens aufzubauen) zu unterstützen, dass dieser bei seinen Verhandlungen das nötige Gewicht erhält, um das Machbare durchsetzen zu können; das aber beschränkt sich sicherlich nicht nur auf Abfindungsformeln, sondern umfasst auch die Zahl 2000 ebenso wie die Frage eines München-internen Umzugs als denkbarem Kompromiss.
Soll heißen: Die „große Linie“ dieser Unternehmenspläne lässt sich wahrscheinlich nicht mehr umdrehen, aber im Detail gibt es hier noch eine Menge Verhandlungsbedarf, und hoffentlich auch Chancen für eine Schadensbegrenzung, immer im Rahmen des Möglichen natürlich. Daran, dass hier wahnsinnig viele Kollegen die Zeche für das Missmanagement der vergangenen Jahre werden zahlen müssen, ändert das aber nicht grundsätzlich etwas. Trotzdem, das was heute präsentiert wurde waren erstmal „nur“ die Pläne und Absichten des Unternehmens, der Betriebsrat hat sicherlich ganz andere Pläne und Absichten und nun wird man sehen müssen, wo man sich bei den Verhandlungen trifft.
Wunderdinge dürfen wir uns nicht erwarten, aber einfach nur sagen „okay, also 2000 gehen und 1600 verlassen München“ wäre doch etwas zu schicksalsergeben, darüber wird sehr wohl noch zu verhandeln sein, und es liegt an der (nun hoffentlich aufgewachten und aktiven) Belegschaft, Stärke und Widerstandsgeist zu zeigen und dem Betriebsrat konsequent den Rücken zu stärken.
Insofern teile ich auch nicht die Meinung eines Betriebsrats, der hier von „Erpressung“ sprach:
Wir müssen uns doch nicht erpressen lassen, der Arbeitgeber sprach heute nochmal ausdrücklich von ergebnisoffenen Verhandlungen, also lasst uns ihn beim Wort nehmen! Und wenn Ihr die Unterstützung der Belegschaft braucht, wann und wie auch immer, lasst es uns wissen!
Auch zur Frage, ob es eine beE geben wird, lautete die Antwort: Das ist Gegenstand ergebnisoffener Verhandlungen mit dem BR! Was ich mal voreilig als „ja“ interpretiere.
Auf meine Anregung wegen der freien Siemens-Stellen wurde mitgeteilt, man habe tatsächlich mit Siemens Vereinbarungen getroffen, dass NSN-Bewerber gegenüber firmenexternen Bewerbern vorzuziehen seien bei der Besetzung freier Siemens-Stellen; ich stellte daraufhin fest, dass das nicht reicht (was ist z.B. mit einem Zugang auch auf die nur intern ausgeschriebenen Siemens-Jobs?), da geht viel mehr noch, und betont, dass auch das in die Verhandlungen mit dem BR einzubeziehen sei!
Der BR hat mit sowas ja Erfahrung und hat da sicherlich noch ein paar Ideen mehr, dass das nicht nur eine wirkungslose Alibiaktion wird, sondern wirklich Hunderte von NSN-Kollegen so zurück zu Siemens kommen.
Ein BR-Kollege zitierte den bayrischen Wirtschaftsminister Zeil:
Er sei wütend, dass unternehmerische Fehlentscheidungen so auf dem Rücken langjähriger Mitarbeiter ausgebadet werden.
Der BR fragte auch nach der „persönlichen Betroffenheit“ der Redner selber: Wann sie selber denn ihren Platz räumen und Platz machen für Andere, die’s besser machen?
Olaf H. verteidigte das NSN-Vorgehen: Schließlich wäre es für NSN noch viel einfacher gewesen, einfach NSN Deutschland komplett zu schließen, als so viele Umzüge und Abbaumaßnahmen im Einzelnen abzuwickeln.
Ich erlaubte mir daraufhin die Frage, ob das womöglich der Grund ist, warum München gleich komplett geschlossen wird, weil der Stellenabbau so einfacher ist als wenn man München fortbestehen ließe und dann hier Personal abbaut?
Schließlich erspart das Vorgehen „Umzug mit anschließender Schließung des Restes“ der Firma eine betriebsweite Sozialauswahl, wie sie andernfalls nach §1.3 KSchG zwingend durchzuführen wäre? (Soviel übrigens zur Frage der Sozialverträglichkeit)
Aber sind wir fair: Auch Siemens hat mit der NSN-Ausgliederung eigentlich nur ein Gesetz auf legale Weise umgangen, nämlich §1.2 KSchG (das den Arbeitgeber verpflichtet, Mitarbeiter auf geeigneten freien Stellen in anderen Betrieben des Unternehmens zu beschäftigen, statt sie zu kündigen).
Seit wir NSN und nicht mehr Siemens sind, besteht diese Verpflichtung für Siemens uns gegenüber zumindest im juristischen Sinne nicht mehr; moralisch aber sehr wohl, meine ich, deshalb sollten wir Siemens dazu bringen, die Weiterbeschäftigung abgebauter NSN-Mitarbeiter bei Siemens genauso konsequent zu betreiben, wie es §1.2 im Falle von SAG-Mitarbeitern fordern würde.
Die Verhandlungen wird der Betriebsrat mit NSN führen müssen, in letzter Konsequenz sind es aber auch Forderungen an die NSN-Mutter Siemens - daher keine leichte Aufgabe für unsere Verhandlungsführer.
Aber unsere Unterstützung habt Ihr!
(Bernhard Tröger)
Dienstag, 31.1.2012
NSN: Münchner Kollegen sind platt
Die Zahlen für die Restrukturierung von NSN sind raus: München wird platt gemacht und 2.000 Mitarbeiter verlieren hier ihren Job, der Rest muss umziehen.
Mehr Details in Kürze hier auf der HP.
(sh)
Dienstag, 31.1.2012
NSN Restrukturierung:
Brief an die Bundeskanzlerin Frau Angela Merkel
Nachfolgender Hilferuf einer besorgten NSN-Kollegin an die Bundeskanzlerin erreichte uns; möglicherweise wird er morgen früh (nach der Münchner Betriebsversammlung) schon wieder veraltet sein, wenn die Kollegen wissen, dass in Wahrheit alles noch viel schlimmer ist?
Macht nichts, wir können auch gerne morgen nochmal die Öffentlichkeit und Politik darüber informieren, wie die Firma Siemens ihrer sozialen Verantwortung für ihre langjährigen Mitarbeiter nachkommt!
Persönlicher Brief an die Bundeskanzlerin Frau Angela Merkel
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
erinnern Sie sich noch an Juni 2006? Nein? Dann darf ich Ihnen weiterhelfen. Damals begrüßten Sie und die finnische Staatspräsidentin Halonen die Kooperation von Siemens und Nokia, dem Joint Venture „Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG“ – kurz NSN.
Rückblick:
Nokia Siemens Networks wurde am 1. April 2007 als Joint Venture von Nokia und Siemens gegründet. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von der Kommunikationssparte bei Siemens wurde im neuen Unternehmen eine blühende Zukunft versprochen.
Und, was wurde daraus? „Ein massiver Stellenabbau in Deutschland.“
Seit 2007 hat sich die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei NSN und
Aktuell:
Ende November 2011 hat Rajeev Suri, Chef des Gemeinschaftskonzerns des Telekommunikationsausrüsters Nokia Siemens Networks, einen drastischen Kahlschlag angekündigt.
Bis Ende 2013 will er weltweit 17.000 Stellen abbauen – gut ein Viertel der insgesamt 74.000 Mitarbeiter, natürlich Deutschland nicht ausgeschlossen. Die geplanten umfangreichen Ausgliederungen und Verkäufe von Unternehmensteilen sind in dieser Zahl von 17.000 noch gar nicht berücksichtigt, die additiv in ebenfalls unbekannter Höhe noch hinzukommen. Den deutschen Standorten drohen erneut drastische Einschnitte.
Gleichzeitig erklärten Siemens und Nokia, künftig kein Geld mehr in ihr Gemeinschaftsunternehmen zu investieren.
Von der Verkündung am 23.11.2011 bis dato sind die NSN-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Deutschland in Ungewissheit gebadet, wie die Abbauzahlen sein werden.
Es ist ein reines „Im Dunkeln tappen“ für die NSN-ler, da ja man nicht weiß, ob man bei dem Abbau oder sonstiger Grausamkeiten dabei ist. Alles in Allem bereitet es Kummer und Sorgen bei der Belegschaft, denn mit der anhaltenden Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren - heute, in zwei Wochen, in zwei Monaten, nächstes Jahr - macht krank. Hinzu kommt noch die Existenzangst bis hin, dass man Hartz IV-Empfänger wird.
Eine große Befürchtung der Belegschaft ist, dass der Standort München oder ein anderer deutscher Standort einer Betriebsschließung zum Opfer fallen wird. Sollte es zu einer Schließung kommen, wird sie nicht von heute auf morgen erfolgen mit der Ankündigung „Wir machen dicht“, sondern schleichend mit Umzügen, Ausgliederungen oder Abfindungen, die nicht zum Überleben ausreichen. Bevor wir uns umsehen wird es vielleicht in 1 Jahr keinen Standort München oder anderen Standort hier in Deutschland mehr von NSN geben. Dies alles unter dem Gesichtspunkt „Hauptsache alles geht billig über die Bühne“ und dann heißt es: „Sargdeckel zu – Licht aus im Betrieb – und nun ist Schluss!“
NSN gehört zu 50 % der Siemens AG und Siemens sollte Verantwortung für die Mitarbeiter bei NSN haben, die ja schließlich auch noch zur großen „Siemens-Familie“ gehören. Siemens ist ja immer noch die „Mutti“ und dies kann Siemens nicht leugnen. Nach eigenen Angaben sucht Siemens über 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland. Hier könnte Siemens die „überschüssigen“ Fachkräfte von NSN in Deutschland unbürokratisch übernehmen. Die Politik darf Nokia Siemens Networks nicht ohne weiteres aus der Verantwortung für die deutschen Standorte entlassen.
Frau Bundeskanzlerin Merkel, darf ich Sie nochmals erinnern, dass bei der Gründung von NSN dies von der Politik ausdrücklich begrüßt wurde. Befürworten Sie jetzt auch den massiven Personalabbau in Deutschland und sagen Sie JA zu den Entlassungen von zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis hin zu evtl. Standortschließungen?
Was noch hinzu kommt ist der ungebrochene Jugendwahn auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Die Industrie schreit laut nach Arbeitskräften aus Niedriglohn-Ländern, bevor man ältere Arbeitnehmerinnen bzw. ältere Arbeitnehmer mit wertvoller Erfahrung aus dem eigenen Land einstellt.
Frau Bundeskanzlerin Merkel, bitte setzen Sie sich für den Erhalt unserer Arbeitsplätze und der deutschen NSN-Standorte ein - und dafür, dass Siemens seine freien Stellen mit abzubauendem NSN-Personal füllt, anstatt uns einfach in die Arbeitslosigkeit zu entlassen und gleichzeitig über angeblichen Ingenieurs- und Fachkräftemangel zu klagen. Bis jetzt sind wir noch gute Steuerzahler, aber sollten wir unsere Arbeitsplätze verlieren, dann sind wir auch als Steuerzahler verloren. Sollte uns NIEMAND helfen, sind wir bald ALG-Empfänger und ein Jahr später Adressaten für Hartz IV.
Können Sie mir heute schon einen ersten Ansatz nennen, wie Sie dieses Thema angehen werden?
Mit freundlichem Gruß einer besorgten NSN-Angestellten
Esther Kromik
(Redaktion)
Dienstag, 31.1.2012
Berater-Sprech
Verstehen auch Sie in letzter Zeit nur Bahnhof, wenn Ihre Ober-Chefs reden?
Das mag am Inhalt liegen, aber auch an einer neuen „Geschäftssprache“: www.spiegel.de
Klingt bekannt, aber unverständlich?
Macht nix, im Zweifelsfall hat Ihr Chef wahrscheinlich gemeint „wir waren gut, aber wir müssen noch besser werden“ und „die Fehler des Managements kompensieren wir durch Personalabbau“, das stimmt eigentlich immer...
(bt)
Montag, 30.1.2012
Siemens übernimmt Netzwerkausrüster
Das muss man wohl nicht mehr verstehen:
Erst trennt sich Siemens von seiner Telekommunikationsnetztechniksparte (per Ausgliederung zu NSN), weil man sich auf Infrastrukturgeschäfte konzentrieren wolle (sind Telekommunikationsnetze keine Infrastruktur?), dann distanziert man sich mehr und mehr von dieser Tochter NSN, und schließlich erfährt man über die Presse, dass Siemens einen kanadischen Netzwerkausrüster übernehme? (www.ftd.de)
Na prima, wenn Siemens wieder verstärkt in dieser Branche einsteigen will, hätten wir einen guten Tipp…
(bt)
Montag, 30.1.2012
NSN liefert Technik für Datennetzausbau in Brasilien
Modernes Telekommunikations-Equipment und Dienstleistungen von NSN werden für den weiteren Netzausbau von Telemar Norte Leste S. A., einem brasilianischem Telekommunikationsunternehmen, bezogen. Das Unternehmen setzt dabei überwiegend auf europäische Technik, und zwar vor allem von NSN.
Finanziert wird das Projekt von den beiden Banken KfW-IPEX und Nordea.
www.nordic-market.de
(Buggy15)
Montag, 30.1.2012
Die Macht der Verbraucher – Schlecker ist pleite
Erstmals wurde eine große Firma quasi von Verbrauchern und indirekt auch von Mitarbeitern „bezwungen“, eigentlich Grund zur Freude für alle Verbraucher, wenn nicht 32.000 Arbeitsplätze in über 6.000 Filialen des Familienunternehmens Schleckers in Gefahr wären bzw. drohen, verloren zu gehen: Schlecker geht in eine geplante Insolvenz.
Die Verbraucher haben vor einigen Jahren das unsoziale, teilweise illegale Verhalten von Schlecker gegenüber seinen Mitarbeitern mit einer Kaufblockade quittiert. Der Umsatz brach deutlich ein und hat sich vermutlich seither nicht mehr erholt. Schlecker kam insbesondere negativ in die Presse wegen der Bespitzelung und Einschüchterung von Mitarbeitern. Weiterhin litt das Image, weil Schlecker Teile der Stammbelegschaft durch schlechter bezahlte Mitarbeiter einer Leiharbeitsfirma ersetzte (siehe Artikel vom 6.6.2010 „Der Kunde ist König“ ...).
Konkurrenz-Chef Rossmann sieht die Ursache im Zusammenbruch ähnlich: „Es sind die Mitarbeiter, die ein Unternehmen voranbringen. Wenn man aber durch verschiedene kleine und große Maßnahmen die innere Kündigung der Angestellten provoziert, dann kann ein Handelsunternehmen nicht existieren.“ (www.stern.de). Dazu kommen auch andere Fehler: „zu klein, falsche Lage, unattraktiv“. Die Konkurrenten Rossmann und dm haben ein besseres öffentliches Image aufgebaut und sind zudem noch um ca. 20% bzw. 30% günstiger, was aktuell an einem Warenkorb vom Stern getestet wurde. Schlecker arbeitet mit wenigen Lockangeboten, die die Kunden verführen sollen.
Den betroffenen Arbeitnehmern von Schlecker ist für die Fortsetzung des Unternehmens alles Gute zu wünschen, die Zukunft sieht jedoch nicht rosig aus. Selbst Konkurrent Rossmann findet an den meisten Schlecker-Geschäften jedenfalls kein Interesse zur Übernahme – das nährt den Zweifel am bisherigen Konzept von Schlecker, das zu lange nicht geändert wurde.
(sh)
Montag, 30.1.2012
NSN-Transformation: Abbau von 1.200 - 1.300 Mitarbeitern in Finnland?
Laut Helsingin Sanomat sollen in Finnland 1.200 - 1.300 NSN-Mitarbeiter gehen – das wäre also deutlich mehr als die Zahl, die bisher kursierte.
Es steht aber zu befürchten, dass der Abbau in Deutschland noch deutlich drastischer ausfallen wird – dazu haben uns bisher jedoch noch keine vergleichbar konkreten Zahlen erreicht.
(bt)
Montag, 30.1.2012
Wie reagieren Menschen auf existenzielle Bedrohungen?
Teste deine Reflexe
Wenn Menschen sich einer existenziellen Bedrohung gegenüber sehen, reagieren sie zunächst einmal reflexartig mit einem Mix aus unterschiedlichen Formen der persönlichen Bewältigung (Coping), vergl. auch Bewältigungsstrategie. Mit welchem Formen-Mix ein Mensch reflexartig reagiert, ist wohl stark geprägt durch Genetik und frühkindlichen Erfahrungen. Allerdings ist die reflexartige Reaktion nicht immer auch die richtige Reaktion und der Mensch ist gut beraten, erst nach Analyse der Situation eine für ihn günstige Reaktion zu wählen.
Im Folgenden sind die möglichen unterschiedlichen Formen der persönlichen Bewältigung (Coping) von existenziellen Bedrohungen aufgeführt.
TEST: Stelle fest, wie du auf die Bedrohung eines Arbeitsplatzverlustes reagierst und überlege, ob es Anlass für eine Korrektur gibt.
REAKTIONSFORMEN nach Erkenntnissen der Sozialpsychologie
(Quelle: student-online )
  1. Konfrontation
    • Ich bleibe standhaft und kämpfe für das, was ich will
    • Ich versuche, die Einstellung der verantwortlichen Person(en) zu ändern
    • Ich gebe meinem Ärger gegenüber der Person zum Ausdruck, die für mein Problem verantwortlich ist
    • Ich zeige meine Gefühle auf irgendeine Weise
  2. Distanzierung
    • Ich nehme die Situation leicht, ich weigere mich, sie zu Ernst zu nehmen
    • Ich mache weiter, als ob nichts geschehen wäre
    • Ich lasse es nicht an mich heran, ich lehne es ab, viel darüber nachzudenken
    • Ich versuche, das Ganze zu vergessen
  3. Selbstkontrolle
    • Ich versuche, meine Gefühle für mich zu behalten
    • Ich verberge vor anderen, wie schlimm die Dinge stehen
    • Ich versuche zu erreichen, dass meine Gefühle möglichst wenig Auswirkungen auf andere Lebensbereiche haben
  4. Suche nach sozialer Unterstützung
    • Ich spreche mit jemandem, um mehr zu erfahren
    • Ich spreche mit jemandem, der das Problem konkret angehen kann
    • Ich frage einen Verwandten oder einen guten Freund um Rat
    • Ich rede mit jemandem darüber wie ich mich fühle
  5. Akzeptanz der eigenen Verantwortung
    • Ich kritisiere mich selbst und mache mir Vorhaltungen
    • Ich stelle fest, dass meine Probleme selbst verursacht sind
    • Ich nehme mir fest vor, dass das nächste Mal alles anders wird
  6. Flucht/Vermeidung
    • Ich wünsche mir, dass die Situation irgendwie vorüber geht oder dass sie bedeutungslos wird
    • Ich hoffe auf ein Wunder
    • Ich phantasiere darüber, wie es ausgehen wird
    • Um mich besser zu fühlen, esse, trinke und rauche ich, nehme Drogen und Medikamente usw.
(Lasse Midmachson)
Sonntag, 29.1.2012
Internet-Zensur geplant!
Aktuell wird das Abkommen Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) geplant, das künftig Konzernen legal erlauben soll, das Internet weltweit zu zensieren!
Bei einem Zustandekommen könnte es bedeuten, dass aufgrund der Onlineüberwachung Bußgelder und sogar Gefängnisstrafen verhängt werden dürften, wenn ein angeblicher Geschäftsschaden beklagt wird. Noch ist die Umsetzung beim EU-Parlament nicht vollzogen und soll von Gegnern gestoppt werden. Um diese Forderung zu unterstützen, gibt es eine Onlinepetition gegen den Angriff auf die Internet-Freiheit, zu unterzeichnen bei AVAAZ (ein weltweites Kampagnen-Netzwerk, das mit Bürgerstimmen politische Entscheidungen beeinflusst). Nähere Details unter: www.avaaz.org.
(oho)
Sonntag, 29.1.2012
Hat Ericsson Interesse am NSN-Sperrmüll?
Zunächst wollten wir dazu eigentlich gar nichts schreiben, weil uns diese These denn doch gar zu abenteuerlich vorkam; mittlerweile schreiben aber immer weitere Kreise darüber, also wollen auch wir’s nicht totschweigen:
Es wird mal wieder munter spekuliert (und diesmal von Ericsson nicht grundsätzlich dementiert), ob Ericsson eventuell bei den NSN-Trümmern, die NSN selber nicht mehr behalten sondern ausgliedern will, zuschlagen könnte; geradeso wie die Leute, die vor die Tür gestellten Sperrmüll durchforsten ob sich darunter noch etwas für sie Brauchbares findet (bevor’s die Müllabfuhr abholt). (www.inside-it.ch)
Wie wär’s zum Beispiel mit der Festnetzsparte, da war Ericsson doch immer schon schwach auf der Brust (noch freundlich formuliert), nicht nur im Vergleich zu NSN sondern auch zu allen anderen Wettbewerbern? Oder – na, egal was, aber der Grundgedanke ist, dass NSN sich von etwas trennt, das evtl. umgekehrt für Ericsson interessant für einen Einkauf sein könnte. Was wiederum zur Frage führt, ob es dann nicht vielleicht ein Fehler ist, das gute Stück vor die Tür zu stellen - das alte Sofa war doch eigentlich noch ganz gut, und wenn die Nachbarn sich so sehr dafür interessieren, hmm, also, sollte ich das gute Sofa nicht doch wieder rein holen, vielleicht ist es ja doch zu gut für den Sperrmüll?
Zu spät, jetzt hat’s schon der Nachbar!
Zuletzt war Ericsson ja nur im Gespräch als potentieller NSN-Käufer insgesamt gewesen, was von Ericsson jedoch stets klar dementiert wurde – wenn aber NSN nun diverse Teile ausgliedert und vor die Tür stellt, dann könnte das fallweise eben doch für Ericsson interessant werden (jedenfalls gibt es dazu KEIN Dementi von Ericsson sondern eher ein „jetzt schauen wir uns das erst mal näher an“) - was aber würde es für NSN (und seine Manager) bedeuten, wenn Ericsson damit dann womöglich noch erfolgreich am Markt ist?
Das wäre dann wohl genauso ärgerlich wie die Geschichte von der Starnbergerin, die einen alten Teppich für einen Apfel und ein Ei verkaufte, für den jetzt bei einer Auktion über 7 Milionen Euro erlöst wurden...
Eigentlich müsste NSN bei jedem Käufer-Interesse aufwachen und nochmal kritisch prüfen, ob die geplante Ausgliederung wirklich so eine gute Idee ist oder man hier womöglich das Tafelsilber als vermeintlichen Sperrmüll entsorgt!
(cnn)
Freitag, 27.1.2012
EuGH-Urteil zu Kettenjobs
Was ist ein Kettenjob? Damit wird der Effekt bezeichnet, dass ein Arbeitnehmer nur befristet eingestellt, und danach seine Befristung immer wieder neu aufgezogen wird, statt ihn schließlich unbefristet einzustellen.
Der Europäische Gerichtshof hat dazu nun eine (allerdings wachsweiche) Entscheidung gefällt:
Befristete Kettenarbeitsverträge über Jahre sind grundsätzlich erlaubt, sofern dafür ein „sachlicher Grund“ vorliegt (z.B. dass es nur um eine Schwangerschaftsvertretung geht).
Wann liegt ein hinreichender (!) sachlicher Grund vor und wann nicht?
Klar, das liegt dann mal wieder im Ermessen jedes einzelnen Richters - Rechtssicherheit hat der EuGH damit also nicht hergestellt, und an der derzeit geübten Praxis wird es auch nichts ändern. Die zweijährige Begrenzung von befristeten Arbeitsverhältnissen ist also weiterhin leicht zu umgehen (wobei allerdings Betriebsräte, wo vorhanden, im Rahmen ihrer Mitbestimmung doch schon einen gewissen Einfluss nehmen können).
Diese „geübte Praxis“ erzeugt letztlich eine Spaltung des Arbeitsmarktes in Arbeitnehmer mit unbefristeten Verträgen, und die mit befristeten Verträgen (die nicht nur unsicherer sondern meist auch schlechter bezahlt sind, dafür aber auch noch mehr Mobilität verlangen). Eine Zweiklassengesellschaft, die Schere öffnet sich immer weiter.
Ein paar Zahlen: Jeder elfte Beschäftigte hatte 2009 nur einen befristeten Vertrag, und gar 47% der Neueinstellungen sind erstmal nur befristet (wovon aber die Hälfte nachher doch noch auf Dauer eingestellt wird).
Bei Siemens in Deutschland sind übrigens dzt. 28% der ausgeschriebenen Stellen nur für eine befristete Anstellung ausgeschrieben.
www.welt.de
(bt)
Donnerstag, 26.1.2012
Noch immer keine neuen Details zur NSN-Transformation
Die gerüchteweise für heute prognostizierte Rundmail des NSN-Chefs an seine Mitarbeiter kam tatsächlich, aber sie behandelt primär nur die Geschäftszahlen, und enthält keine neuen Restrukturierungs-Infos; womit der Termin für deren Bekanntgabe weiter in den Sternen steht.
Schwer nachzuvollziehen, warum so viel Zeit zwischen der Bekanntgabe der Abbauzahl 17.000 weltweit und der Bekanntgabe weiterer Details dazu vergehen muss - das ist wenig vertrauenbildend und verunsichert die besorgten Mitarbeiter und die Kunden gleichermaßen, sicherlich kein positiver Beitrag zum „customer loyalty index“.
Die Tatsache, dass NSN ein überraschend gutes viertes Quartal erzielte, bedeutet in keinster Weise ein Abrücken von den vage angekündigten schmerzhaften Maßnahmen.
Das Nettoergebnis ist noch weit vom Ziel entfernt, auch wenn noch immer ein großes Geheimnis daraus gemacht wird, was genau hier in den großen Unterschied zwischen Brutto und Netto hereingerechnet wird (das sind natürlich nicht nur die Steuern).
Auch die Prognosen für die Marktentwicklung in 2012 sind (übereinstimmend auch mit den Prognosen der Konkurrenten) sehr zurückhaltend; dass z.B. auch Ericsson zu kämpfen hat, ist da nur ein schwacher Trost.
Interessant ist dabei die Formulierung „daher wählen wir dieses Mal einen grundlegend anderen Ansatz zur Umstrukturierung des Unternehmens:
Mit einer schlagkräftigen, eindeutigen Steuerung, den richtigen Ressourcen und fachlichen Kompetenzen sowie klaren Zielen und Verantwortlichkeiten“: Wenn das also „grundlegend anders“ ist, wird damit etwa eingeräumt, dass all dies bei den bisherigen Umstrukturierungen versäumt wurde?
Na schön - dann machen wir jetzt mal etwas grundlegend Anderes: Leute rausschmeißen, mal was ganz Neues!
(cnn)
Donnerstag, 26.1.2012
E.on-Mitarbeiter erkämpfen großzügige Trennungskonditionen
Wie die heutige SZ unter der Überschrift "An der Moral gespart - den Kampf gegen Mitarbeiter können Chefs nur verlieren" berichtet, haben die Proteste der Beschäftigten, der Politik, und letztlich auch von Presse und Öffentlichkeit dazu geführt, dass die zunächst sehr rücksichtslosen Abbaupläne bei E.on nun doch noch etwas relativiert wurden:
Auf die Straße zu gehen für die eigenen Interessen lohnt sich also doch! (Das sollte sich vielleicht auch der eine oder andere NSN-Kollege klar machen, dem zu Demos allenfalls der Spruch "ich war noch nie auf einer Demo" einfällt, und der eines Tages übergangslos vom Standpunkt "es wird schon nicht so schlimm kommen" zum Standpunkt "dagegen kann man jetzt eh nichts mehr machen" transformieren dürfte...)
Näheres zum Entgegenkommen bei den Modalitäten und Konditionen der geplanten E.on-Trennungen kann man hier nachlesen:
www.finanzen.net
www.sueddeutsche.de
Statt der ursprünglich geplanten Brutalo-Kündigungen direkt mit dem Kopf durch die Betonwand gibt es nun ganz andere Regelungen; so zum Beispiel können E.on-Beschäftigte bis Jahrgang 1958 quasi vorzeitig in den Ruhestand gehen, sie bekommen dafür von 54 bis 63 bis zu 60% ihres letzten Nettogehaltes!
Die SZ schließt mit dem Fazit: Konzerne müssen den Begriff Nachhaltigkeit endlich verinnerlichen; warum denn nicht gleich so: "Mitarbeitern wäre viel Angst und dem Management ein Machtverlust erspart geblieben".
Warum? Weil man nichts umsonst kriegt auf dieser Welt, für alles Gute muss man nunmal erst kämpfen.
Die E.on-Mitarbeiter haben dies begriffen, und sie haben etwas erreicht.
(bt)
Mittwoch, 25.1.2012
NSN-Besuch bei Mutter Siemens
Gestern statteten rund 500 Kollegen den Siemens-Aktionären bei ihrer Hauptversammlung in der Münchner Olympiahalle einen Besuch ab, um auf ihre Sorgen um ihre höchst gefährdeten Arbeitsplätze aufmerksam zu machen. Viele Kollegen von NSN in München, aber auch von anderen NSN-Standorten, sowie (aus aktuellem Anlass) auch Kollegen von OSRAM relativierten die Aussagen vom vermeintlichen Ingenieursmangel in Deutschland und nahmen Siemens in die (Personal-) Verantwortung: Wir gehören auch zur Siemens-Familie!
(Oder wie Hr.Löscher das nachher sagte, aber wohl etwas anders meinte: Wir sind „one Siemens“!)
Die Hauptversammlung selbst startete mit hektisch zusammengeschnittenen Einspielungen; so war u.a. OB Ude mit der aus dem Zusammenhang gerissenen Aussage zu hören „Ein großer Tag für München“ - ob er das wohl auch noch sagen würde, wenn die NSN-Abbaupläne für München auf den Tisch kommen? (was wohlweislich nicht vor der Siemens-HV geschah…)
AR-Chef Cromme ging dann u.a. auf SIS und OSRAM ein, und behauptete, OSRAM benötige eine Verselbständigung um so die „nötige Flexibilität“ zu gewinnen - wie alleine schon eine Ausgliederung die Flexibilität erhöhen kann, und welche Art von Flexibilität (wofür) denn gemeint war (die zum Personal-Abbauen?) blieb dabei offen.
Ein Aktionärsvertreter stellte später dazu die Frage, was denn rentabler als OSRAM sei, dass man dieses dann vom OSRAM-Erlös kaufen müsse?
ZV-Chef Löscher zitierte eingangs einen Herrn Siemens: „Wirtschaft ist auf Vertrauen aufgebaut“. Und: „Vertrauen ist ein hohes Gut – verloren ist es schnell“ – wie wahr! Mehr dazu weiter unten...
Freilich hat Siemens auch sehr vorzeigbare Erfolge vorzuweisen, so verdient Siemens etwa das Dreifache seiner Kapitalkosten (->GWB/EVA)! Dann betonte er besonders die Bedeutung des europäischen Marktes (was man bei NSN womöglich anders sieht; wer recht hat? Nun, welche Firma ist erfolgreicher?) Schließlich sprach er die Arbeitslosigkeit junger Menschen an – und vergaß dabei wohl, auch die hohe Altersarbeitslosigkeit anzusprechen, die durch die Einbahnstraße „Personalabbau via Ausgliederung“ auch nicht gerade bekämpft wird.
Es folgte die Generaldebatte mit der üblichen Zweiklassengesellschaft: Erst endlos-Vorträge von Vertretern von DWS & Co. (Redezeit 10 Minuten je Nase) und genauso umfängliche Antworten darauf, dann das „Fußvolk“, bei dem die rote Du-quasselst-zu-lange-Lampe schon nach 3 Minuten blinkte und auch die Antworten sehr übersichtlich ausfielen, insofern sie überhaupt auf die Fragen eingingen - das ist aber nichts Neues bei Siemens.
Die Belegschaftsaktionäre konzentrierten sich auf ihren Antrag auf eine Frauenquote für den Siemens-Aufsichtsrat, mit dem sie nicht auf Löschers Gegenliebe stießen.
Zu NSN reklamierten sie, dessen Probleme seien durch sein schlechtes Management verschuldet, und ließen auch nicht unerwähnt, dass es nicht gerade vertrauenbildend ist, wenn Details zum 17.000er-Abbau bis nach der Siemens-HV zurückgehalten werden.
Fragen zu Details dazu sowohl von ihnen als auch von anderen Aktionären ließ Löscher (erwartungsgemäß) unbeantwortet: Das sei Sache des NSN-Managements. Genauso unbeantwortet blieb eine Frage, wie für eine nachhaltige NSN-Lösung die Interessen von (Siemens-)Aktionären und (NSN-)Mitarbeitern gleichberechtigt berücksichtigt werden können.
Finanzvorstand Kaeser erklärte, der von einigen Aktionärsvertretern geforderte NSN-Spinoff sei jetzt deutlich zu früh, zuvor müsse NSN erst seine Neuausrichtung erfolgreich bewältigen, mit dem Ziel, einer von drei „Überlebenden“ der Branche (neben Ericsson und Huawei) zu sein.
Vom NCI kam folgende Wortmeldung:
“…Siemens hat in Deutschland über 3.000 (aktuell 3.400) freie Stellen, teilweise schon seit vielen Monaten unbesetzt, und beklagt einen vermeintlichen Fachkräfte- und Ingenieursmangel. Da haben wir eine ausgesprochen gute Neuigkeit für Sie: Wie’s der Zufall so will, haben wir gerade 3.000 gut ausgebildete, hochqualifizierte, langjährig erfahrene Siemens-Ingenieure bei der Hand, die in Kürze neue Arbeitsaufgaben suchen werden! Besser noch: 3.000 Leute mit Erfahrung im Infrastruktur-Business, eine Einarbeitung wäre da also nur noch für die Technik der spezifischen Produkte erforderlich (aber das braucht’s bei Neueinstellungen ja erst recht, und noch viel mehr).
Die Rede ist konkret von den Siemensianern aus der Telekommunikationsnetze-Sparte, die 2006/2007 zur Siemens-Tochter Nokia Siemens Networks (NSN) ausgegliedert wurde. Damals wurden 13.000 deutsche Siemensianer zu NSN ausgegliedert, von denen heute noch gut 8.000 übrig sind – und von geschätzten 3.000 davon muss sich wohl NSN heute schon wieder trennen. Und wir fürchten, sehr viele davon in München – wo die NSN-Mitarbeiter sogar um den schieren Standorterhalt bangen!
Aber sehen wir’s mal positiv, so ein glücklicher Zufall aber auch: In Deutschland hat NSN also heute die 3.000 zu viel an Bord, die Siemens fehlen! Dann lösen wir doch einfach das eine Problem mit dem anderen: Siemens kriegt einfach von NSN die 3.000 Siemensianer wieder zurück, die Sie anscheinend seinerzeit zu viel ausgegliedert hatten (da Siemens heute 3.000 zu wenig und NSN 3.000 zu viel hat)!
Am reibungslosesten geht das auf dem gleichen Weg wieder zurück, wie’s auch seinerzeit schon heraus ging: Also nicht mit einem mühsamen Klein-in-Klein tausender Einzelbewerbungen auf lauter einzelne Siemens-Stellen (zumal die überwiegend so ausgeschrieben sind, dass sie de facto keine branchenwechselnden Quereinsteiger zulassen), sondern per Betriebsübergang kompletter bei NSN nicht mehr benötigter Bereiche und Abteilungen, also eingespielter Teams en bloc von NSN wieder zurück zu Siemens.
So ein Betriebsübergang geht viel einfacher und flotter über die Bühne und ist vor allem deutlich zielführender als alles andere. Probleme mit der lieben Mobilität muss es dabei auch nicht geben: Im Zeitalter virtueller Teams mit modernen Telekommunikationsmitteln sollte es eine durchaus lösbare Aufgabe sein, z.B. eine Megacities-Filiale in München aufzumachen, wenn hier das benötigte Personal verfügbar ist.
Genauso locker und entspannt, wie man Arbeit nach Indien oder China verlagern kann, kann man sie ja wohl auch nach München verlagern – wenn man nur will…
So aber gäbe es nur Gewinner:
Die Firma Siemens kann auf einen Schlag ihre Personallücken füllen, und dies sogar mit erfahrenen Siemens-Ingenieuren, und muss nicht mehr über einen Ingenieursmangel in Deutschland klagen; Nokia Siemens Networks wiederum (und damit auch Siemens, dem NSN ja zur Hälfte gehört) spart immense Restrukturierungskosten (wir sprechen da über mehrere hundert Millionen Euro an vermeidbaren Abfindungen, die NSN und damit letztlich Siemens und seine Aktionäre unnötig zahlen müssten, wenn tausende NSN-Mitarbeiter einfach gekündigt würden statt sie auf geeigneten freien Siemens-Stellen einzusetzen); und die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien wären sicherlich auch heilfroh, wenn Mutter Siemens auf diese Art ihrer sozialen Verantwortung für ihr langjähriges Personal nachkommt und ihnen so den drohenden Absturz in die Arbeitslosigkeit erspart:
Eine klassische win-win-Chance!“
Was er (Löscher) davon halte?
Möglicherweise nicht allzu viel, da dieser auf die Frage lieber gar nicht erst einging, sondern nur erklärte, selbstverständlich könnten sich NSN-Mitarbeiter auch auf freie Siemens-Stellen bewerben... Nett, aber das ist weder überraschend, noch war es unsere Frage, noch stimmt es zu 100% (denn NSN-Mitarbeiter haben dzt. keinen Zugang zum Siemens-internen Stellenmarkt).
Die eigentliche Frage hingegen (nach einem Betriebsübergang als Methode zum Ausgleich des Personalüberhangs bei NSN und der Personallücken bei Siemens) blieb leider unbeantwortet, aber nach der Logik „keine Antwort ist auch eine Antwort“ bedeutet das wohl eher „nein“: Betriebsübergänge existieren für Siemens nur als Einbahnstraße zur Personalentsorgung, nur aus der Firma heraus, aber nicht wieder in sie hinein.
Zumindest aber hat sich Siemens damit das Recht verwirkt, weiter über angeblichen Ingenieursmangel in Deutschland zu klagen!
Wir aber sollten uns nicht so locker abspeisen lassen und Siemens nicht so billig aus seiner Verantwortung für die Beschäftigten seiner Tochter NSN entlassen, wir brauchen nicht einfach nur Geld von Siemens, sondern deren Jobs: Angesichts von 3.400 freien Siemens-Stellen in Deutschland gibt es überhaupt keinen nachvollziehbaren Grund für auch nur eine einzige Kündigung bei der Siemens-Tochter NSN! Darüber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen.
(bt)
Dienstag, 24.1.2012
Bilder von der heutigen NSN-Demo "Wir gehören zur Familie" vor der Siemens-Hauptversammlung
>>Zum Artikel mit weiteren Details
(rk)
Montag, 23.1.2012
Neues von Thorsten Heins
In der heutigen Ausgabe der Zeit Online erschien auch ein Artikel über Thorsten Heins bei RIM:
Wer kennt ihn nicht aus den Zeiten des Personalabbaus 2002/2003 bei ICN / ICM in der Hofmannstraße?
Thorsten Heins, er wechselte von der Siemens AG zu RIM und sorgte dort einige wenige Male für Schlagzeilen.
Nun ist er an die Konzern-Spitze des BlackBerry-Herstellers Research in Motion (RIM) gerückt.
Man beachte auch die Kommentare zum Artikel.
(pb)
Montag, 23.1.2012
Milliardenkredit für NSN
Laut Medienberichten und ohne Angabe der Quellen berichtet die Financial Times, dass sich NSN einen Milliarden-Kredit gesichert hat. NSN sammelte bei einem Konsortium von 14 europäischen und US-Banken mehr als 1,2 Milliarden Euro. 600 Millionen für ein Jahr und den Restbetrag für drei Jahre. Seitens NSN wird angestrebt durch Ausgabe von Anleihen weiteres Geld zu beschaffen. Im Sommer läuft eine Finanzierung in Höhe von 2 Milliarden Euro aus, die NSN ersetzen muss.
Quelle: handelsblatt.com
(Buggy15)
Montag, 23.1.2012
Tranparency International (TI) setzt nicht nur Zeichen...
... sondern stellt im „Nationalen Integritätsbericht Deutschland“ auf Seite 7 „84 Forderungen an eine integre Republik“, die dem hohen Anspruch an eine wirksame Antikorruptionspolitik geschuldet sind. Wer sich nur für die Zusammenfassung interessiert, findet dies auf Seite 176 in der Tabelle 1: Stärken-Schwächen-Analyse (im Kapitel Schlussfolgerung).
„Insgesamt stehe Deutschland in Sachen Korruptionsvorbeugung und -bekämpfung durchaus gut dar“ (SZ), aber die 84 Forderungen belegen durchaus einige Lücken, z.B.:
Im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit hat also nicht nur der Bundespräsident etwas zu tun.
(sh)
Samstag, 21.1.2012
NSN-Gerüchteküche: Steht Mch-M kurz vor der Schließung?
Wie uns nun schon von mehreren Seiten zugetragen wurde, soll NSN angeblich bereits im Dezember die Mietverträge für seinen Münchner Standort in der St. Martinstraße zum Jahresende 2012 komplett gekündigt haben.
Klingt nicht gut - bewahrheitet sich nun also doch das schon etwas ältere Gerücht, große Teile von Mch-M würden wegziehen müssen, um den traurigen Rest dann umso leichter (per Schließung) abwickeln zu können?
Andererseits steht es im Widerspruch zu einem anderen Gerücht, demzufolge angeblich ein Vorschlag, NSN München zu schließen, von Siemens-Chef Löscher abgelehnt worden sei.
Oder bedeutet das nun, dass Löscher sich doch noch überzeugen ließ? Alles nur Gerüchte, und höchst beunruhigende - es wäre höchste Zeit, dass das NSN- und/oder Siemens-Management endlich einmal zumindest den Standorterhalt für München bestätigt - was freilich nur geht, wenn es auch stimmt. Viele Fragen, keine Antworten.
Vielleicht stellen wir Siemens dann diese Frage mal vor der Siemens-Hauptversammlung?!
(cnn)
Donnerstag, 19.1.2012
NSN-Demonstration vor der Siemens-Hauptversammlung
Die um ihren Arbeitsplatz besorgten Mitarbeiter von Nokia Siemens Networks werden am Dienstag 24.1.2012 um 9:00-10:00 Uhr anlässlich der Aktionärshauptversammlung von NSN-Mutter Siemens vor der Münchner Olympiahalle demonstrieren.
Das Motto: „Wir gehören zur Familie“! Zur Siemens-Familie natürlich; es geht also darum, anlässlich des angekündigten massiven Stellenabbaus bei NSN (17.000 sollen weltweit gehen, für Deutschland wird mit etwa 3.000 abzubauenden Stellen gerechnet) NSN-Mutter Siemens in die Verantwortung für ihre langjährigen Mitarbeiter zu nehmen.
Zweifellos kann es bei NSN nicht einfach wie bisher weitergehen - andernfalls endet diese Siemens-Ausgliederung früher oder später wie BenQ. Einfach noch eine weitere Siemens-Geldspritze nach der anderen löst dieses Problem noch nicht, es geht also keinesfalls nur einfach darum, Siemens mal wieder für NSN anzupumpen. Was aber kann Siemens in so einer Situation für seine Telekommunikationsnetzetechnik-Tochter NSN tun, was konkret erwarten die NSN-Mitarbeiter von ihrer Mutter Siemens, was sind unsere Ziele?
Daher ist die Siemens-Hauptversammlung genau der richtige Ort, über zielführende Lösungen für NSN zu sprechen – ohne Siemens geht das nicht. Dass es über die Abbauzahl 17.000 hinaus noch keine weiteren Details gibt, weil laut NSN-Management genau diese Details noch in Ausarbeitung sind, ist kein Demo-Hinderungsgrund, ganz im Gegenteil: Wenn die Details der NSN-Sanierung schon bis ins kleinste Detail feststünden, wäre eine Demo dazu nur noch ein sinnloses post-mortem-Klagen, eine Art Trauerfeier. So aber ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, unsere Lösungsvorschläge und Forderungen öffentlich einzubringen und so zum richtigen Weg aus der NSN-Krise aktiv beizutragen!
Kommt daher alle, zeigt Flagge und Präsenz: Die zwei Gleitzeitstündchen sind eine lohnende Investition in die eigene Zukunft! Und dieser Aufruf richtet sich nicht nur an die Kollegen von NSN in München, sondern an alle NSN-Kollegen an allen deutschen Standorten, und auch an die Kollegen anderer bedrohter „Familienmitglieder“ wie z.B. OSRAM. Und dem Demo-Motto „Wir gehören zur Familie“ gemäß dürfen sich auch gerne die Familienangehörigen der um ihren Arbeitsplatz bangenden Kollegen vor der Olympiahalle sehen lassen: Ist der Job weg, zahlen sie die Zeche mit! Selbstverständlich freuen wir uns aber auch über die Teilnahme hoffentlich vieler solidarischer (ex-) Kollegen!
Kurz & gut: Kommt alle, jetzt geht’s um die Wurst!
(bt)
Donnerstag, 19.1.2012
Ex-NSN-Manager an der Unternehmensspitze von F-Secure
Der ehemalige Vertriebsleiter Christian Fredrikson und Manager verschiedener Geschäftsbereiche und zuletzt als Head of Asia Pacific und Head of Operations and Business Software bei NSN tätig, wechselte die Firma. Jetzt ist Fredrikson bei dem finnischen Sicherheitsspezialisten F-Secure tätig. Hier wurde er zum Präsidenten und CEO bestellt. Durch kontinuierliches Wachstum will er bei dem Security-Hersteller Marktanteile gewinnen. (www.itreseller.ch)
(Buggy15)
Mittwoch, 18.1.2012
Streichkonzert auch bei OSRAM
Damit sich die NSN-Kollegen nicht so einsam fühlen (vielleicht auch nicht auf der Demo vor der Siemens-Hauptversammlung?), will Siemens nun OSRAM dadurch für einen Börsengang aufhübschen, dass 1050 Jobs in Deutschland (das entspricht etwa 10%) abgebaut werden.
Alles voll „sozialverträglich“ natürlich, wie ja immer...
(bt)
Mittwoch, 18.1.2012
Made in Germany
Interessant zu wissen: Die Bezeichnung „Made in Germany“ stammt ursprünglich aus Großbritannien!
1887 gab es ein dort ein Handelsmarkengesetz, demzufolge deutsche Importwaren als „made in Germany“ zu kennzeichnen waren – um so die britische Wirtschaft vor der deutschen Billig-Konkurrenz zu schützen!
So können sich die Zeiten ändern:
Heute steht das „Made in Germany“ für Qualität, die allseits gefürchtete Billig-Konkurrenz aber findet sich in Asien.
Längst aber ist nicht mehr überall Qualität „Made in Germany“ drin, wo „Made in Germany“ draufsteht – Offshoring und Outsourcing sei dank - höchste Zeit, dieses Label besser (und damit auch die Verbraucher vor Mogelpackungen) zu schützen!
SZ
(bt)
Mittwoch, 18.1.2012
Billig davongekommen...
...ist Volker Jung:
Wegen des Siemens-Korruptionsskandals muss der ex-Siemens-Vorstand nur 45.000.- € wegen Vernachlässigung seiner internen Aufsichtspflichten löhnen - dafür könnte er den von Griechenland veranlassten internationalen Haftbefehl loswerden, da man in Europa nicht wegen der selben Sache zwei mal verfolgt werden darf.
(bt)
Dienstag, 17.1.2012
Demo – so viele Fragen
Demo … das bringt doch nichts. Die machen doch sowieso was sie wollen. Wir können da ohnehin nichts ausrichten. Macht doch eh keiner mit. Oft gehört. Aber stimmt das?
Vielleicht müssen wir erst einmal fragen, was mit einer Demo überhaupt erreicht werden soll, um beurteilen zu können, wie groß die Erfolgsaussichten sind.
Also: warum eigentlich eine Demo?
Ja ... und was ist jetzt mit den Erfolgsaussichten hinter all diesen Fragen?
Offen gestanden ich kenne sie – natürlich – nicht wirklich (muss also wohl meine Glaskugel mal wieder putzen ;-)
Ich weiß nur eines, dass Bertolt Brecht recht hatte:
Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren."
(nlst)
Montag, 16.1.2012
Die Wulffs unter uns
Kurz vor Weihnachten gab es auch in unseren NSN-Betrieb München M eine Demo gegen die Abbaupläne des Managements. Durchgesetzt von engagierten Gewerkschaftsmitgliedern gegen einige kleinmütige IGM-Funktionäre. Bravo, solches Engagement braucht unser Betrieb gerade jetzt! Zur Demo sind trotz kurzfristiger Ankündigung und angelaufener Urlaubszeit ca. 15% der Mitarbeiter gekommen. Für unseren Betrieb eine gute Zahl! Es sind alle Mitarbeiter gekommen, welche sich Sorgen um den Betrieb und ihre Arbeitsplätze machen und welche die Notwendigkeit von Aktionen begriffen haben, schon bevor die konkreten Planungen und Zahlen auf dem Tisch liegen. Abwesend waren z.B. die notorische Optimisten (mir wird schon nichts passieren) und die Resignierten (man kann eh nichts machen). Den ersten drücke ich die Daumen, dass sie Recht behalten. Die Resignierten haben sich schon selber aufgegeben, also Gott mit ihnen.
Ich glaube aber nicht, dass diese zwei Gruppen die fehlenden 85% ausmachen. Nein, ich befürchte, dass die große Mehrheit der Fehlenden in die Kategorie der selbstsüchtigen Optimierer und Vorteilsnehmer gehört. Sie kalkulieren ständig ihren Einsatz, um den eigenen Vorteil zu maximieren. Wenn die Demos und weitere Aktionen unseren Betrieb retten, werden auch sie davon profitieren. Und wenn der Einsatz vergeblich war, haben sie zumindest keine Zeit umsonst verloren. Vielleicht glauben sie auch, dass sie unentbehrlich oder unkündbar sind. Sollten sie sich verrechnet haben, verdienen sie weder unser Mitleid noch unsere Unterstützung, einfach „Tit for Tat“.
Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken, sagt man. Stimmt es immer? Ein Journalist schrieb über Christian Wulff: Er ist kein Vorbild für die Gesellschaft nur ihr Abbild. Wie hat er es gemeint? Es ist ein harter Ausleseprozess, um in die Spitze der Politik oder der Wirtschaft zu kommen. Die Spielregeln für diesen Prozess unterliegen unser aller Kontrolle. Z.B. dadurch, ob und wie wir unsoziales Verhalten sanktionieren. Haben wir also mit unseren Politikern bekommen, was wir verdienen? Ich glaube ja! Wie konnten wir nur zulassen, dass sich Selbstsucht, Vorteilsnahme, Optimierung auf Kosten von Anderen so in unserer Gesellschaft ausbreiten konnten, ja, sogar als Vorbild etablierten? Ein, wenn nicht der wichtigste Grund, war in meinen Augen unsere fehlende Kritik, Gleichgültigkeit oder Duldung solcher Einstellungen. Nicht nur in der „großen“ Politik. Diese soziale Kontrolle muss schon im kleinen privaten Umfeld, auch am Arbeitsplatz ansetzen. Z.B. durch die simple Frage:
Wo warst Du, als wir für die Zukunft von München M demonstriert haben?
(St. Martin Watch)
Sonntag, 15.1.2012
9-jähriges Kündigungsjubiläum
Am heutigen 15.1.2012 jähren sich die (mangels korrekter betriebsweiter Sozialauswahl) rechtswidrigen und daher letztlich erfolglosen Siemens-Com-Massenentlassungen der Münchner Hofmannstraße zum neunten mal. Siemens musste damals (2003) lernen, dass deutsches Arbeitsrecht auch für Siemens gilt, und daher „gekündigt“ nicht gleich „Job verloren“ heißen muss – dank erfolgreicher Kündigungsschutzklagen.
Manche Kollegen von damals haben mittlerweile die Firma freiwillig, gegen Abfindung, verlassen: Es macht halt doch einen Unterschied, ob man z.B. mit 51 oder mit 60 ausscheidet.
Die „Veteranen“ von damals aber, die auch heute noch in der Firma (nun SEN oder NSN) sind, weil sie schlicht ihren Job noch brauchen, werden wohl vor allem einen Wunsch haben: Dass sie auch noch das 10-jährige „ich-bin-noch-da“-Jubiläum in ihrer Firma feiern können! (Und wenn’s geht auch noch ein paar mehr...)
Zwar wird das Jahr 2012 besonders für die NSN-Kollegen „challenging“ - aber vielleicht gibt ihnen die Erinnerung an den erfolgreichen Widerstand von 2003 auch etwas Mut, sich nicht alles gefallen zu lassen und auch diese Herausforderung gemeinsam zu meistern.
(bt)
Samstag, 14.1.2012
Neue Transparenz bei Apple
Der neue Apple-Chef Tim Cook wird sicherlich nicht beeinflusst sein durch die Diskussion in Deutschland zum Thema Transparenz (siehe auch Artikel vom 13.1.2012 „Transparency Deutschland setzt ein Zeichen“). Aber laut Spiegel online gibt Apple zum ersten Mal eine Liste seiner 157 Lieferanten bekannt (meist in Asien und natürlich auch Foxconn), die die begehrten Produkte wie iPhone, iPad und Mac-Computer zusammenbauen.
Die Liste der Namen wäre noch nicht so interessant, aber die Details, die aus einer internen Untersuchung stammen, dazu dagegen sehr. Die kritischen Punkte der Zulieferer:
ohne spezifische Angaben:
Apple führt diese Untersuchungen regelmäßig (jedes Jahr) durch; im letzten Jahr seien über 200 Prüfberichte entstanden.
Bisher wurden diese Ergebnisse geheim gehalten. Die Veröffentlichung wird von der Presse als Kurswechsel des neuen Chefs gesehen, der offensichtlich den Konzern nun transparenter ausrichten möchte. Cook erhöht damit nicht nur den Druck auf die Zulieferer, er geht damit auch ein Risiko für das Image der Marke Apple ein. Cook ist bewusst, dass noch viel getan werden muss, hofft aber mit dem neuen Vorgehen, dass die Belegschaften bei den Zulieferern "mit jedem Jahr besser und besser behandelt" werden. Vor dem Hintergrund der Foxconn-Ereignisse (siehe Artikel vom 12.1.2012 „Schon wieder Foxconn“) ist dies auch dringend erforderlich.
(sh)
Samstag, 14.1.2012
E.on
Derzeit stehen in München zwei große Personalabbauprogramme ins Haus: Bei NSN und E.on.
Es dürfte sich lohnen, sich auch zur jeweils anderen Baustelle auf dem Laufenden zu halten; News zu E.on gibt’s z.B. in der Welt. Mal sehen wann E.on sich umbenennt in E.off - so langsam wird’s jedenfalls Zeit für Z.off.
Was NSN anbetrifft, zum Beispiel vor der Siemens-Aktionärshauptversammlung – mehr dazu in Kürze.
(bt)
Freitag, 13.1.2012
Twitter Account „IGPirat“ für Infos über NSN
Ab sofort gibt es einen Twitter Account „IGPirat“, über den die vielfältigen und für jedermann zugänglichen Infos und Links im Zusammenhang mit Nokia Siemens Networks und seinen Beschäftigten kanalisiert und zeitlich aktuell an die „Follower“ (Abonnenten) dieses Accounts von jedermann übermittelt werden können. Der Account selbst versteht sich als neutraler Informationsübermittler und übernimmt keine Haftung oder Verpflichtung für die übermittelten Inhalte. Es erfolgt lediglich eine augenscheinliche Prüfung auf thematische Relevanz und Einhaltung der netzüblichen „Netiquette“.
Wie benutzt man das Medium?
SENDEN:
Wer die „Follower“ auf etwas aufmerksam machen möchte, der sende eine eMail mit der einzuspeisenden Info (z.B. Links oder  Veranstaltungen) an IGPirat@aol.com. Bei Bedarf werden weitere Einspeisemöglichkeiten angeboten. Ein Tweet darf max. 140 Zeichen enthalten. Links werden entsprechend dem Twitter-Verfahren in Kurzlinks umgewandelt.
EMPFANGEN: Wer die Infos empfangen will, der richte sich bei www.twitter.de einen eigenen Account ein (als Account Name kann natürlich ein Pseudonym verwendet werden) und trage sich als „Follower“ von IGPirat ein. Man kann dann auch Follower weiterer Accounts (z.B. SZ_TopNews) werden. Hinweise für die Einrichtung eines Twitter Clients auf dem Handy sind als Tweets bei IGPirat zu finden.
(Theo Twitterer)
Freitag, 13.1.2012
Transparency Deutschland setzt ein Zeichen
Obwohl der gemeinnützige Verein Transparency International Deutschland e.V. (TI) zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten in diesem Jahre wieder eingeladen war (immerhin bisher ein Ehre), zeigte sich die Vorsitzende von TI Edda Müller konsequent und sagte die Einladung ab. Ihre Begründung zitiert der Glocalist „"Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Der Bundespräsident hat vor über zehn Mio. Bürgerinnen und Bürgern Transparenz und vollständige Aufklärung versprochen. Dies hat er nicht eingehalten.“
Transparenz zu predigen und am nächsten Tag das Gegenteil tun, war dem Verein mit dem Wort „Transparenz“ im Namen wohl doch zu viel, obwohl sie nach eigener Aussage „nicht konfrontativ arbeiten, sondern Koalitionen mit Regierungen, Verwaltungen und Politikern, mit der Wirtschaft und mit Gruppen der Zivilgesellschaft suchen, die eine vertrauenswürdige, transparente, werteorientierte, zivile demokratische Politikkultur vertreten.“ – so auf der Homepage von TI.
Und weiter heißt es dort: „Die demokratische Staatsform wird nur als eine nicht-korrupte Demokratie überleben. Dazu müssen ihre Grundlagen - Transparenz, Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit - für den Einzelnen erfahrbar bleiben.“
Eine bemerkenswerte Haltung der Organisation, die – da politisch unabhängig – es sich leisten kann oder muss, ihren Standpunkt konsequent zu vertreten. Mal sehen, ob TI nächstes Jahr wieder eingeladen wird, und wenn ja, von welchem Bundespräsidenten?
(sh)
Freitag, 13.1.2012
Obama und Siemens machen’s vor: Insourcing
Dass der US-Markt nicht ganz so frei ist wie er sich selber gerne darstellt und dass die Amerikaner recht konsequent für die Wahrung ihrer Wirtschaftsinteressen eintreten, ist nicht wirklich neu. Neu wäre allenfalls, wenn wir mal von ihnen lernen würden... So arrangierte Obama nun einen Wirtschaftsgipfel unter dem Motto „Insourcing“ - gemeint ist das Rückholen von ins Ausland abwandernden Jobs zurück in die USA.
Zitat Obama: „Ich möchte nicht, dass die nächste Generation von Industriejobs in Ländern wie China und Deutschland angesiedelt wird“ – nun, den Anfang dieses Statements können wir sicherlich unterschreiben, nur das D-Wort am Ende müssten wir wohl austauschen (z.B. gegen Indien). Aber schon interessant, wie wir im US-Feindbild in einem Atemzug mit China genannt werden - das könnte fast schon wieder Mut machen. Fast.
Siemens springt schnell auf diesen Zug auf: Mit einem neuen Turbinenwerk hat die Firma in den USA 1.100 neue Jobs geschaffen, und prompt finanziert eine US-Staatsbank der Firma Siemens einen Großauftrag in Saudi-Arabien, bei dem in Amerika gefertigt werden soll.
Negativ-Denker würden das nun vielleicht als Protektionismus verteufeln, Positiv-Denker aber davon lernen – und das möglichst schnell bitte!
Wann startet also unsere liebe Angela einen deutschen Insourcing-Wirtschaftsgipfel, um dem Ausverkauf deutscher Arbeitsplätze durch Offshoring entgegenzutreten?!
(Quelle: Gestrige SZ)
(bt)
Donnerstag, 12.1.2012
NSN: Munich wins together?
Heute bekamen die Münchner NSN-Mitarbeiter eine Mail, deren Titel vor dem Hintergrund ihrer Sorgen um die Zukunft von NSN in München (dank NSN-Transformation) leicht irritierend wirken mag; da steht zu lesen: „Munich wins together – project closing“.
Upps? Schluck!
Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen:
Nein, es geht NICHT um die Personalentwicklung in München (dass da München „gewinnen“ würde hat ja wohl keiner ernsthaft geglaubt, das träfe wohl eher auf Bangalore zu), und es ist auch (noch?) nicht NSN München, dessen Schließung da bekanntgegeben wird - es geht vielmehr um den Abschluss des Umbaus des Münchner 22er-Gebäudes in ein „modern office“. Für diesen Umbau wurde seinerzeit der Projektname „Munich wins together“ kreiert; mit vielleicht nicht allzu großem Fingerspitzengefühl, denn in Zeiten drohenden Personalabbaus insbes. auch in München können Rundmail-Titel wie „Munich wins together“ womöglich den Eindruck einer gewissen Realitätsferne entstehen lassen – bei aller Liebe zum Schönfärben, aber das war dann wohl doch eine Nummer zu abgehoben und dick aufgetragen!
Tatsächlich aber soll es Kollegen im Münchner NSN-Betriebsrat gegeben haben, die sich damals zu der Aussage verstiegen, das Entgegenkommen bei diesem „modern office“ werde den Münchner NSN-Kollegen zugute gehalten werden, wenn es eines Tages zum Stellenabbau komme – da hat womöglich jemand die Schlagzeile „Munich wins together“ allzu wörtlich genommen?
Naja, in Kürze werden wir’s wohl erfahren, ob und was genau München gewinnt. :-(
Kann man so einen Gewinn eigentlich auch ablehnen, genauso wie z.B. eine Erbschaft?
Frei nach einem bekannten Literaturkritiker: „Ich nehme diesen Gewinn nicht an“!
(Lester Läster)
Donnerstag, 12.1.2012
Schon wieder Foxconn
Unser Artikel hätte auch heißen können „Bei Foxconn kehrt keine Ruhe ein“, aber diesen Artikel gab es bereits im Juni 2010. Die Arbeitsbedingungen für die über 1 Million Arbeitnehmer in verschiedenen Produktionsstätten in China scheinen so verheerend zu sein, dass die Presse von einer Selbstmordserie spricht. Die Häufung der Arbeiter, die keinen Ausweg mehr sahen und aus Verzweiflung Suizid begingen, wurde von der westlichen Presse immer gerne aufgenommen, obwohl gerade die westlichen Großfirmen wie Apple, Amazon, Intel, Microsoft, Nintendo, Nokia, Sony usw. am meisten von den niedrigen Löhnen in diesen chinesischen Fabriken profitieren.
Nun scheint eine neue Eskalationsstufe erreicht zu sein: die Arbeitnehmer haben begriffen, was dem Arbeitgeber gar nicht gefällt (genau so wie bei uns): die Öffentlichkeit. Etwas makaber, aber die Arbeiter drohten mit einem Massen-Suizid (www.sueddeutsche.de): „Mehr Geld – oder wir springen in den Tod“. Der Vorfall, bei dem sich etwa 150 Mitarbeiter auf einem Dach eines Fabrikgebäudes versammelt haben, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, soll sich am 4. Januar ereignet haben. Zur „Lösung“ soll der lokale Bürgermeister in die Verhandlungen miteinbezogen worden sein. Aus Firmensicht wurde der Vorfall „erfolgreich und friedlich beigelegt“. Details darüber wurden nicht bekannt, außer dass 45 Mitarbeiter das Arbeitsverhältnis „freiwillig“ beendet haben.
Leider wird dies vermutlich nicht der letzte Bericht über die Firma Foxconn bleiben.
(sh)
Mittwoch, 11.1.2012
Rekord-Armut bei Arbeitslosen in Deutschland
Ein Europa-Rekord auf den man nicht stolz sein muss:
Laut Eurostat haben Arbeitslose in Deutschland ein deutlich höheres Risiko, unter die Armutsgrenze („weniger als 60% des mittleren nationalen Nettoeinkommens“) zu fallen, als Jobsuchende in anderen europäischen Ländern. In Zahlen: Deutschland 70%, Europa-Durchschnitt 45% der Arbeitslosen!
Hauptgründe: Arbeitslosengeld (ALG I) gibt’s in Deutschland nur 12 Monate (und dazu auch noch vergleichsweise wenig); und jeder Vierte, der hierzulande arbeitslos wird, fällt ohne Umweg über ALG I direkt in’s ALG II.
Die Arbeitgebervereinigung BDA spricht sich trotzdem gegen Korrekturen aus, weil diese „Arbeitslose vom Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt abhalten“ würden - der anscheinend nicht auszurottende Irrglaube, dass die meisten Arbeitslosen gar nicht mehr arbeiten wollen, großzügig ignorierend, dass sie umgekehrt keine Arbeit mehr finden - erst recht nicht über 50 oder nach längerer Arbeitslosigkeit.
www.sueddeutsche.de   www.sueddeutsche.de
(bt)
Dienstag, 10.1.2012
Gerüchteküche
Das neue Jahr ist da, aber neue Infos/Details zur NSN-„Transformation“ gibt’s noch keine, noch nicht einmal einen Termin, wann es weitere Detailinfos geben soll.
So streiten sich die Gelehrten: Kurz vor oder doch erst kurz nach der Siemens-Aktionärshauptversammlung am 24.1.?
Und die Nerven der Mitarbeiter liegen derweil blank, wen wundert‘s – aber wen kümmert’s?
Naturgemäß füllt sich dieses Informations-Vakuum ganz schnell wieder mit Gerüchten, deren wichtigste Eigenschaft wohl ist, dass sie zwar zutreffen können, aber nicht müssen.
Aktuelles NSN-Gerücht (keine Ahnung was dran ist):
Ab 16.1. (also eine Woche vor der Siemens-HV) gebe es weitere Details je Standort; für München werde da eine Halbierung der Belegschaft verkündet, aber der Standort München als solcher noch nicht in Frage gestellt; und an Ulm gehe der Kelch diesmal vorüber; für den Fortbestand von Greifswald hingegen gibt’s düstere Prognosen, und über andere deutsche NSN-Standorte schweigen derzeit selbst die Gerüchte.
Aber wie gesagt: Kann, muss aber alles nicht stimmen!
Falls jemand sich an diesen Gerüchteküchen stören sollte:
Die beste Methode, dagegen vorzugehen, ist noch immer, Gerüchte durch Information zu ersetzen!
A propos Gerüchte, auch über NSN-Halbmutter Nokia gibt’s welche: www.golem.de
Angeblich wolle Microsoft den Nokia-Smartphonebereich kaufen; bei Nokia blieben demnach nur noch die einfacheren Billig-Handys.
Aber auch hier wieder: Gerüchte kann man, muss man aber nicht unbedingt glauben, und speziell dieses (schon etwas länger brodelnde, aber von Nokia dementierte) Nokia-Gerücht ist wohl mit großer Vorsicht zu genießen.
(cnn)
Montag, 9.1.2012
„Blue Card“ auch in Deutschland
Fast unbemerkt wurde zum Jahreswechsel die Neuregelung der EU-Hochqualifizierten-Richtlinie von 2009 in nationales Recht umgesetzt. Die „Blue Card“ dient zur erleichterten Anwerbung hochqualifizierter Arbeitskräfte aus Ländern außerhalb der Europäischen Union. Die „Blue Card“ ist befristet auf max. vier Jahre.
Was bedeutet die Einführung?
Die vieldiskutierte „Gehaltsschwelle“ für Fachkräfte aus dem Ausland wird von bisher 66.000 Euro auf nun 48.000 Euro Jahresgehalt erniedrigt. Und – in Mangelberufen (da sind Ingenieure und Ärzte darunter) – gibt es zwei zusätzliche Erleichterungen:
  1. die Gehaltschwelle beläuft sich auf nur 33.000 Euro
  2. die sog. Vorrangsprüfung entfällt. Denn ein Ausländer darf eigentlich nur beschäftigt werden, wenn kein Inländer oder EU-Bürger zur Verfügung steht.
Damit hat die Wirtschaft (oder ihre Lobbyarbeit) mit ihrem jahrelangen Gejammer wegen fehlender Fachkräfte einen Sieg errungen. Der nun mögliche Zufluss neuer, junger, potenziell billiger Arbeitnehmer hat natürlich eine Kehrseite am deutschen Arbeitsmarkt, die gerne verschwiegen wird. derFreitag benennt den Nachteil klar: „Vor allem ältere Arbeitslose – darunter auch etliche gut Qualifizierte – suchen oft immer noch vergebens nach geeigneten Stellen. Die Hoffnung auf verbesserte Beschäftigungschancen infolge der Demographie könnte für sie platzen.“
Bereits die Einführung der deutschen Green Card im Jahre 2000 als Sofortprogramm zur Deckung des IT-Fachkräftebedarfs war umstritten, obwohl die Zahl der Green Cards zuerst auf 10.000 beschränkt war und später auf 20.000 erhöht wurde (die allerdings nicht erreicht wurde).
(sh)
Donnerstag, 5.1.2012
Arbeitslosigkeit beeinflusst die Größe von Kindern
Dass der Ernährungsstandard die durchschnittliche Körpergröße eines Volkes erheblich beeinflussen kann, kennen wir schon lange vom Vergleich unterschiedlicher Zivilisationen und der Bewohner abgelegener Inselwelten. Überraschend ist aber, in welchem Umfang auch schon Arbeitslosigkeit oder niedriges Bildungsniveau der Eltern die Körpergröße von Kindern beeinflussen können, auch in einem Land wie Deutschland! Einer ostdeutschen Studie zufolge sind z.B. Erstklässler, deren Vater oder Mutter arbeitslos ist, durchschnittlich 1,5 Zentimeter kleiner als die Anderen.
Die Arbeitslosigkeit wirke sich auf dem Umweg über dadurch verursachten Stress und Frust der arbeitslosen Eltern und dadurch bedingte Vernachlässigung der Kinder auf deren (auch körperliche) Entwicklung aus; zumindest bei HartzIV-Empfängern droht aber natürlich auch eine schlicht finanziell bedingte Mangelernährung. Auch ist die medizinische Versorgung von Kindern nicht gänzlich unabhängig von Geldbeutel (und auch Bildungsniveau) der Eltern.
Auch das Bildungsniveau der Eltern wirkt sich aus, insbesondere das der Mütter, da auch im heutigen Deutschland sich noch immer meist die Mütter um die Erziehung und Ernährung der Kinder kümmern; auch dazu eine Zahl: Erstklässler mit Müttern ohne mittlere Reife sind durchschnittlich 1,1 Zentimeter kleiner als die Kinder von Müttern mit Abitur, was wiederum damit zusammenhinge, dass Eltern mit höherem Bildungsgrad oft mehr Wert auf eine gesunde, vollwertige Ernährung legen (und sich diese auch leisten können...).
Nun ist es natürlich keine Katastrophe, wenn ein Kind einen oder anderthalb Zentimeter kleiner ist als ein anderes Kind, im Vergleich zu den genetisch-erblichen Größenunterschieden erscheint das minimal - bedenklich ist dieses Untersuchungsergebnis aber deshalb, weil es dokumentiert wie stark sich doch das Bildungsniveau der Eltern und insbes. eine eventuelle Arbeitslosigkeit der Eltern auf die Entwicklung ihrer Kinder auswirkt, selbst in unserer (allerdings zunehmend abbröckelnden) „sozialen Marktwirtschaft“:
Wenn sich Arbeitslosigkeit schon so stark auf die körperliche Entwicklung der Kinder auswirkt, um wieviel mehr richtet sie dann wohl in der Seele der Kinder an? Das kann man nur halt nicht so einfach in Zentimetern messen.
(cnn)
Mittwoch, 4.1.2012
NSN Restrukturierung:
Antwort des CSU Generalsekretärs auf die Bitte nach Unterstützung
Siemens und Nokia Siemens Networks dürfen wir nicht ohne weiteres aus der Verantwortung für den Standort München und dem Stellenabbau in Deutschland entlassen. Nachdem die Gründung von NSN von der Politik sehr begrüßt wurde, wollen wir nachfragen, ob die Politik nur zuschauen will und damit JA sagt zu den Entlassungen von Mitarbeitern im vierstelligen Bereich bis hin zu einer evtl. Standortschließung.
Persönlicher Brief an den Generalsekretär der CSU Alexander Dobrindt
Lieber Alexander Dobrindt,
...
Die Sorgen machen sich bei den NSN-Mitarbeitern in Deutschland breit mit dem geplanten Stellenabbau, denn mit der anhaltenden Angst den Arbeitsplatz zu verlieren, heute, in zwei Wochen, in zwei Monaten, nächstes Jahr, macht krank. Eine große Befürchtung der Belegschaft ist, dass der Standort München oder ein anderer deutscher Standort einer Betriebsschließung zum Opfer fallen wird...
NSN gehört 50 % der Siemens AG und Siemens sollte Verantwortung für die Mitarbeiter bei NSN haben....
Bitte setzt Euch für den Erhalt unserer deutschen NSN-Standorte und unserer Arbeitsplätze ein - und dafür, dass Siemens seine freien Stellen mit abzubauendem NSN-Personal füllt...
Viele Grüße
Esther“
Antwort des Generalsekretärs der CSU Alexander Dobrindt:
Liebe Esther Kromik,
...
Auf keinen Fall befürworte ich den von Dir befürchteten Stellenabbau bei Nokia Siemens Networks. Für Deinen Hinweis auf die Verbindung zu Siemens und deren Suche nach Fachkräften bin ich dankbar. Sehr gerne nehme ich Deine Informationen auf und werde Deine Hinweise, wo es mir möglich ist, ansprechen.
...
Alexander Dobrindt
Mitglied des Deutschen Bundestages
(Esther Kromik)
Mittwoch, 4.1.2012
Opa-Quote?
Wie bei T-Online nachzulesen ist, wird derzeit über eine „Opa-Quote“ nachgedacht; da ist wohl jemandem (reichlich spät) aufgefallen, dass das Fachkräftemangelgeschrei und die 67er-Rente nicht so recht mit der Realität älterer Arbeitsuchender zusammen passen? Der Jugendwahn im deutschen Arbeitsmarkt ist ungebrochen, bevor man einen älteren Arbeitnehmer einstellt ruft man lieber laut nach Arbeitskräften aus Niedriglohn-Ausland.
Politiker und Gewerkschafter fordern demnach die Einführung einer Mindestquote für die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer, um so einer breiten Altersarmut entgegenzuwirken, die droht wenn die 67er-Rente sich als reines Rentenkürzungsprogramm entpuppt (was eigentlich heute schon absehbar ist).
Das ganze hat nur drei Schönheitsfehler: Für den Anfang wäre es sinnvoller, dem „Fachkräftemangel“-Geschrei nicht zu glauben und den Forderungen nach Erleichterungen bei der Einstellung von Arbeitnehmern aus Niedriglohnausland nicht zu entsprechen: Nur so kann sichergestellt werden, dass Ältere auch wirklich von einem zunehmenden Fachkräftemangel profitieren, anstatt den Druck (auch Ältere einzustellen) dadurch zu nehmen, dass Arbeitgeber stattdessen einfach Fachkräfte in Niedriglohnländern rekrutieren können.
Ein Kompromiss könnte freilich auch so aussehen, dass die Einstellung ausländischer Fachkräfte nur den Unternehmen erleichtert wird, die eine gewisse „Altersquote“ bereits erfüllen (und trotzdem noch unter Fachkräftemangel leiden).
(bt)
Mittwoch, 4.1.2012
Vorsatz von Samsung für 2011 verfehlt
Zwar wurde das Verkaufsziel von Samsung von 300 Millionen Handys für 2011 locker erreicht bzw. überboten (es waren 325 Millionen), aber der Vorsatz „Marktführer“ vor Nokia zu werden (siehe Artikel vom 30.12.2010 „Samsungs Vorsatz für 2011: die Nummer 1“), hat noch nicht ganz geklappt.
Deshalb wurden die Ziele für 2012 um 15% nach oben gesetzt, was einem Absatz von ca. 374 Millionen Mobilfunkgeräten bedeutet. Nokia plant in 2012 ca. 400 Millionen Geräte abzusetzen, damit würde sich der Abstand zu Samsung enorm verkleinern. Und falls die Verkaufszahlen von Nokia nicht erreicht werden, könnte Samsung vielleicht Nokia vom Thron stoßen und Marktführer bei der Handy-Produktion werden.
Ob sich diese Prognosen der „Korea Economic Daily“ und des Marktforschungsunternehmens „Strategy Analytics“ bewahrheiten, werden wir spätestens in einem Jahr wissen.
www.inside-handy.de
(sh)
Dienstag, 3.1.2012
Blick zur NSN-Konkurrenz: Alcatel-Lucent
Bei Alcatel-Lucent will man anscheinend andere Wege als NSN gehen.
Mit Blick auf die Personalabbaupläne bei Nokia Siemens Networks (rund ein Viertel der Belegschaft) schließt NSN-Konkurrent Alcatel-Lucent für sich ähnlich drastische Stellenstreichungen aus: „Wir werden auf gar keinen Fall unsere Belegschaft um 25 Prozent kappen!“ (de.reuters.com)
Die Franzosen wollen demnach nicht mithalten im edlen Wettstreit, wer mehr Leute rauswerfen kann - also keine Nachahmungs-Todesspiralen-Gefahr – wenn’s denn auch wirklich dabei bleibt.
(bt)
Montag, 2.1.2012
„Transformation Plans“ - Ein absurdes Theaterstück in 2 Akten
Prolog
Ort: ein chinesisches Restaurant in der Nähe der Firma H.
Gefunden wird ein Memory-Stick mit Interception-Protokollen u.a. mit aufgezeichneten Telefonaten und E-Mail Threads diverser weltweit agierender Firmen.
1. Akt - Zahlenspiele
Telefonat
J.K.: "O. wofür bezahle ich Sie eigentlich. Wann hört das jetzt endlich auf. Jedes Jahr 500 Millionen und mehr für NSN."
J.O.: "Ich bin dran, kein Problem, morgen steht der Plan."
Telefonat
J.O.: "Mein lieber S., wenn der Plan morgen nicht auf meinem Schreibtisch liegt, schmeiß ich Dich raus."
R.S.: "Ich bin dran, kein Problem, morgen steht der Plan."
E-mail thread: ergebnislose Nachtarbeit in der Strategieabteilung (wird daher aufgelöst), erst nach Beauftragung von McKinsey gelingt es eine Zahl größer 500 Mio. zu identifizieren.
Telefonat
J.O.: "Wir haben es geschafft. NSN soll jedes Jahr 1 Milliarde einsparen, das ist mehr als 500 Millionen, da bleibt dann also was übrig."
J.K.: "Brillant, mein lieber O. Sie sind ihr Geld wirklich wert."
Offline Interception – ist ein neues innovatives Feature der Switches der Firma H.
J.K. (Selbstgespräch): "Auf den O. muss ich aufpassen, der hat Potential, nicht dass der … auf meinem Stuhl …"
TelCo – Executive Board (EB)
R.S.: "Wie sparen wir jetzt bloß die Milliarde ein?"
HJ.B.: "Also ich glaube wir geben sehr viel Geld für Personal aus."
R.S.: "Excellent, outstanding. Was verdient denn so ein Mitarbeiter bei uns?"
E-mail thread: Nacht- und Wochenarbeit in der Kaufmannschaft und Personalabteilung
TelCo - EB
HJ.B.: "Ein Mitarbeiter kostet im Mittel 58.000 Euro."
M.S.: "OK, Vorschlag: wir machen das wie früher bei I.: eine Milliarde durch 58.000 macht rund 17.000."
R.S.: "Really good progress, wir feuern 17.000."
2. Akt – Ein Portfolio entsteht
Offline Interception
J.O.: (Selbstgespräch): "Executive chairman ist ein Knochenjob, so ein brutaler Stress, mein Gott, wenn ich bloß diesen riesigen Org-Plan von NSN sehe, … nee so geht das nicht weiter, das gibt mein Hungerlohn nicht her … aber wart mal alter Junge … du warst doch mal bei Lego genau …ich hab's ... einfach weg mit den Klötzchen."
Telefonat
J.O.: "Mein lieber S., wir müssen das Portfolio reduzieren. Morgen liegt der Plan auf meinem Schreibtisch oder Du bist draußen."
R.S.: "Ich bin dran, kein Problem, morgen steht der Plan."
E-mail thread: Nachtarbeit im NSN HQ um 15:30 angeordnet, kann aber nicht durchgeführt werden, da alle Büros bereits verwaist sind. Um dennoch pünktlich abliefern zu können, wird am nächsten Morgen kurzerhand die Liste der in F. bekannten Bereiche abgeliefert (nur ein Eintrag: Mobilfunk)
Phone Conference - EB
R.S.: "Ich wusste, dass ich mich auf euch verlassen kann. Excellent."
Stimmengewirr: "Mein Bereich gehört aber auch dazu ... ist attached ... nein meiner ist adapted ... nein Du nicht ..."
R.S.: "Ruhe, so geht das nicht – wir losen."
Gemurre: "OK - aber fair ist das nicht."
E-mail thread: Marketing-Abteilung macht Nacht und Wochenendarbeit. Ergebnis: Portfolioreduktion heißt jetzt Fokussierung, Quality wird weiterhin Quality genannt.
Epilog
Auf dem Stick werden sämtliche SMS sowie das GPS-Bewegungsprofil der letzten 6 Monate einer gewissen Angela M. aus Berlin gefunden.
;-)
(nlst)
Montag, 2.1.2012
Gute Vorsätze für 2012
Die häufigsten Vorsätze, die Menschen an Silvester fassen, sind diejenigen, die am wenigstens eingehalten werden – meist sogar nur einige Tage. Logisch gesehen ist dies erklärbar, Vorsätze, die eingehalten werden, kommen nächstes Jahr nicht wieder vor und können so nicht zu den häufigsten Vorsätzen beitragen.
Also vergessen Sie die Vorsätze
Alle dienen zwar der Gesundheit, helfen aber nur, wenn es nicht bei der Absicht bleibt.
Wie wäre es mit einem wichtigen Vorsatz, den man selbst ernst nimmt, z.B. der Vorsatz alles zu tun, und im Rahmen des Möglichen selbst etwas dazu beizutragen, dass am Ende des Jahres 2012 möglichst viele Arbeitsplätze bei NSN noch existieren, vielleicht gehört der eigene dazu!
Nun muss jeder (nur noch) die Absicht umsetzen, etwas dafür tun, sich engagieren, sich mit Gleichgesinnten zusammen tun, gemeinsames Gehör verschaffen, gemeinsame Aktionen durchführen, Zeit und Kreativität einsetzen, Bequemlichkeit etwas aufgeben, ...
Wem dies nicht gelingt, muss sich fragen, ob der Vorsatz vielleicht auch zu der oberen Gruppe gehört, wo das Ergebnis am Ende des Jahres bekannt ist: Nichts hat sich verändert, es blieb mal wieder nur beim guten Vorsatz.
Zu den „häufigsten Vorsätzen“ wird er dann aber trotzdem nicht zu zählen sein, denn wer heute nicht um den Job kämpft, hat womöglich zum nächsten Neujahr keinen Job mehr, um den zu kämpfen er sich dann noch vornehmen könnte.
(sh)
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