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NCI Aktuell Archiv September 2012
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Donnerstag, 27.9.2012
Foxconn sucht 200.000 neue „Produktionseinheiten“!?
So wie es vor einiger Zeit bei NSN geschah, sprach man dort phantasievoll von „der Abschaffung von Funktionen“. Was letztlich eben doch ein Personalabbau war. Der einzige Vorteil war, dass sich das Management eben einreden konnte, dass sie nur Funktionen diskontieren. Aber hinter jeder „Funktion“ steht ein Mensch mit seiner Familie und der Existenz, die möglicherweise durch die Einstellung dieser „Funktion“ zerstört werden könnte. Während auf der einen Seite abgebaut wird, wird woanders aufgebaut. Wozu nicht nur solche Verhaltensweisen führen können, ja zwangsweise führen müssen, kann man jüngst in China bei dem taiwanesischen Unternehmen Hon Hai sehen, welches eher unter dem Namen Foxconn bekannt ist. Diese Firma ist nicht nur wegen der Kooperation mit den nahmhaftesten Firmen dieser Welt bekannt, sondern hauptsächlich wegen der dort herrschenden Arbeitsbedingungen. In einem Umfeld wie bei Foxconn, wo Arbeiter als Produktionseinheiten behandelt werden – wie Roboter, nicht Menschen, ist Gewalt manchmal der einzige Ausweg. Es geht hier nicht nur um Peanuts. DAS sind hier gigantische Ausmaße, die man sich kaum vorstellen kann. So montiert Foxconn beispielsweise das neue iPhone 5, von dem innerhalb 72 Stunden nach Verkaufsstart bereits 5 Millionen Exemplare verkauft wurden. Das sehr autoritäre Management mit seinen sehr strengen Regeln herrscht über ein gigantisches Imperium. Allein in China sind an 13 Standorten über eine Million Menschen „beschäftigt“. In der Provinzhauptstadt Zhengzhou der Provinz Henan sucht Foxconn 50.000 neue Arbeitskräfte oder vielmehr „Produktionseinheiten“ allein innerhalb einer Woche. In den kommenden Monaten werden sogar noch 200.000 „Produktionseinheiten“ gesucht. Dass es sich bei diesen „Produktionseinheiten“ nicht nur um „Maschinen“ oder um „Sklaven“ sondern um Menschen handelt, machte sich jüngst in einer Massenschlägerei in einem Schlafsaal der Firma am Standort Taiyuan bemerkbar. Bei dieser zehn Stunden dauernden Schlägerei waren 2.000 Mitarbeiter und 5.000 Polizisten beteiligt. Glücklicherweise wurden nur 40 Menschen verletzt, aber letztlich waren das 40 zu viel. Foxconn beschäftigt in Taiyuan fast 80.000 Menschen, in Deutschland wäre das fast eine Großstadt. Der Konzern Hon Hai ist weltweit der größte Auftragsfertiger. Von Foxconn werden Fernseher, Spieleconsolen, Computer, Handys das iPhone sowie das IPad zusammengebaut. Zu den bekanntesten Kunden von Foxconn zählen Firmen wie Apple, Acer, Dell, Nokia, Sony und Samsung.
Also insgesamt betrachtet eine gigantische Wirtschaftsmacht, die da letztlich der Arbeitsrechtsorganisation China Labour direkt oder indirekt gegenüber steht. Gutachter der Fair Labor Association stellten wohl vor dieser Schlägerei fest, dass das Unternehmen vieles verbessert hat. Allerdings gingen diesen Verbesserungen erst der Suizid mehrerer Arbeiter im Jahr 2010/2011 sowie der Tod mehrerer Arbeiter durch eine Aluminiumstaubexplosion voraus. Diese Verbesserungen können jedoch nur ein kleiner Schritt sein, auch wenn diese durch Kunden wie Apple initiiert wurden. (www.sueddeutsche.de) Die initiierten Verbesserungen durch Apple beim Zulieferer Foxconn basieren auf dem Bericht der NGO Fair Labor Association. (www.fairlabor.org)
Noch immer sagen viele Arbeiter, dass der Lohn kaum zum Leben reiche. Auch wenn man sich wohl als Kunde kaum dieser geballten Wirtschaftsmacht entziehen kann, so kann der mündige Verbraucher doch einiges tun. Man könnte konsequent beim Kauf von Produkten jedweder Art nachfragen, unter welchen Bedingungen diese hergestellt wurden, also beispielsweise menschenwürdig, umweltgerecht, nachhaltig etc. Bei Achselzucken des Verkäufers, könnte man ihn bitten sich zu erkundigen. Ob man dann die Produkte wirklich kauft oder gar braucht, muss jedoch jeder für sich selbst entscheiden.
Mehr hierzu unter: www.sueddeutsche.de
(pg)
Mittwoch, 26.9.2012
NSN: Wer wird Nachfolger von Georg Nassauer?
Georg Nassauer war der erste Gesamtbetriebsratsvorsitzende (GBRV) der NSN Deutschland. Er ist am 25.9.2012 von seinem Amt aus Altersgründen zurücktreten. Auf der neuanberaumten GBR-Sitzung von 26-27.9.2012 soll sein Nachfolger gewählt werden.
Rein formal ist der Gesamtbetriebsratsvorsitzende nur ein Sprecher des Gremiums. De facto kann er aber die Politik und die Arbeit des Gremiums stark beeinflussen oder gar dominieren. Und nicht jeder ist zur Führung des Gremiums und der Mitarbeiter so gut geeignet wie z.B. der allzu früh verstorbene Heribert Fieber.
Leider wird der Gesamtbetriebsratsvorsitzende nicht direkt von den Mitarbeitern gewählt – das tun die Delegierten der lokalen bzw. regionalen Betriebsräte. Dabei stimmen sie mit dem Stimmgewicht ab (d.h. nach der Zahl der Mitarbeiter in ihren Betrieben bei der letzten BR-Wahl). Wer sollte aus der Sicht der NSN-Mitarbeiter der Nachfolger werden? In meinen Augen sollte er aus demjenigen Betriebsrat kommen, welcher in der gerade abgelaufenen Restrukturierung am besten die Interessen der abgebauten als auch der verbliebenen Mitarbeitern vertreten hat.
Die Analyse der Verhandlungsergebnisse ergibt das folgende Bild (siehe Mittwoch, 29.8.2012 NSN-Restrukturierung: Ergebnisse in der Region West und Nord; Sonntag, 5.8.2012 NSN-Restrukturierung: Ergebnisse in den Regionen Ost und Süd vs. München). Der BR in Mch M hat einen Tabubruch initiiert und Namenslisten akzeptiert. Durch die Billigung des von der Münchner IGM unterschriebenen Tarifvertrages hat er den IGM-Mitgliedern (ca. 50% der Belegschaft) auf Kosten von Nicht-Mitgliedern finanzielle Vorteile verschafft. Er hat dadurch die Belegschaft entsolidarisiert und gespalten und für die zukünftigen Arbeitskämpfe damit geschwächt.
Dagegen haben die Regionen-BRs alle Mitarbeiter gleich behandelt und so ihren Auftrag als Vertretung aller Mitarbeiter erfüllt. Dem BR der Region West ist es sogar gelungen den Abbau dort auf echter Freiwilligen-Basis durchzusetzen. In meinen Augen wäre also ein Vertreter aus dem BR-West der beste Nachfolgen von Georg Nassauer. Ein Vertreter aus den BR in Mch M (man munkelt von C.S.) wäre nach den obigen Kriterien der schlechteste für die Nicht-Mitglieder unter den Mitarbeitern.
Der designierte Nachfolger C.S. aus Mch M hätte noch einen weiteren Nachteil. Er kann ein GBR-Mitglied nur solange bleiben, solange es noch einen (leeren?) Betrieb Mch M gibt. Also voraussichtlich bis Ende 2012. Im Frühjahr 2013 gibt es reguläre BR-Wahlen bei NSN Deutschland und bei den 4 neugegründeten GmbHs. Die IGM in München hat mit der NSN Deutschland vereinbart, dass die neuen GmbHs durch einen einzigen BR vertreten werden (blog.nci-net.de). Diese Vereinbarung ist durchaus rechtlich problematisch, aber wo kein Kläger da kein Richter. Zusätzlich laufen Verhandlungen, dass dieser neue BR auch Delegierte in den GBR der NSN Deutschland entsenden darf. Zu dieser Vereinbarung kann NSN nicht gezwungen werden. D.h. der designierte Nachfolger C.S. aus Mch M wäre dann ein Gesamtbetriebsratsvorsitzender von NSN Gnaden! Ob das dann eine gute Basis für die Vertretung der Mitarbeiterinteressen wäre?
(BRM)
Samstag, 22.9.2012
Ü40-Party für IT-Jobs
Am 27.9. findet in München eine “Job40plus-Messe IT/IT-Consulting & Telekommunikation" statt.
Lässt sich der deutsche Jugendwahn noch besser dokumentieren?
Nicht Ü60, nicht Ü50, nein: Jetzt sind wir schon bei Ü40 angelangt!
Schon mit 40 gehört man anscheinend so sehr zum alten Eisen, dass es dafür besondere Anstrengungen, besondere Events und Veranstaltungen für die Vermittlung solchen Alteisens braucht?
Wann folgt die Ü30-Jobvermittlung, und wann endlich kommt sie, die Jobmesse für Ü20-IT’ler?
(bt)
Dienstag, 18.9.2012
Was zu verschenken oder einfach nur genial?
Der Titel könnte genauso gut lauten was verschenkt NSN !? Endlich versteht es einmal eine Firma, nicht nur ihre Mitarbeiter sondern auch noch ganz nebenbei ihre Produkte zu verbessern. Es ist meist immer das gleiche. Eine Firma stellt ein Produkt her und die wenigsten ihrer Mitarbeiter nutzen dieses. Sei es, dass sie es sich nicht leisten können oder weil der Arbeitgeber nicht auf die Idee kommt. Aber halt, ja es gibt einige Beispiele. In der Autoindustrie haben die Mitarbeiter zumindest die Möglichkeit die eigenen Autos auch günstiger zu erhalten. Naja, auch in der Brauindustrie gibt es die ein oder andere Brauerei, die noch in „Naturalien“ zahlt, wenn auch als sogenannte Nebenleistung.
All diese Firmen haben es begriffen, dass die Mitarbeiter damit für die eigene Firma Werbung machen. So ganz nebenbei testen Sie auch noch die Qualität ihrer Produkte. Welche besseren Botschafter einer Firma kann es wohl geben außer zufriedener Kunden?
Eben die Mitarbeiter.
Nur welche Produkte außer beE, indische oder chinesische Arbeitsplätze hat NSN denn noch?
Ein durchaus positives Beispiel einer Firma: www.deraktionaer.de
Bin ja mal gespannt, welcher Hersteller da dann das Rennen macht ;-))))
(pg)
Samstag, 15.9.2012
NSN: Ausbau und Erhöhung der Mitarbeiterzahl indischer Standorte
Hat man hier noch Worte? NEIN, nur noch Frust!
NSN plant indische Standorte auszubauen und die Mitarbeiterzahl zu erhöhen. WIR werden dafür im Gegenzug für einen Apfel und ein Ei (wenn es wirklich so viel war) abgeschoben und ganze Geschäftsteile verkauft (wir berichteten). Wie dreist muss man eigentlich sein, dies alles umzusetzen?
Wo bleibt hier die soziale Verantwortung des Managements gegenüber seinen Mitarbeitern?
www.it-times.de
(Buggy15)
Freitag, 14.9.2012
Siemens-Korruptionsskandal: Vorwürfe wegen angeblicher Morddrohungen und Misshandlungen
Ein Argentinier erhebt schwere Vorwürfe gegen Siemens:
Der ehemalige argentinische Regierungsbeamte hat Siemens verklagt und vorgeworfen, ihm einen Schlägertrupp auf den Hals gehetzt zu haben, als er im Jahr 2000 korrupte Machenschaften bei einem milliardenschweren Staatsauftrag für fälschungssichere Pässe öffentlich machen wollte. Er sei daraufhin mit vorgehaltener Waffe überfallen und geschlagen worden, und ihm sei damit gedroht worden, ihn zu entführen und sein Haus anzuzünden. (wirtschaft.t-online.de)
Dass die Klage in Miami, also in den USA eingereicht wurde, erscheint etwas durchsichtig: Der gute Mann möchte wohl seine Geschichte zu möglichst viel Geld machen, runde 100 Milliönchen Dollars schweben ihm da vor, und es gibt wohl kein anderes Land auf der Welt als die USA, wo gute Anwälte mitunter solche Summen erstreiten können. Eigentlich hat der Fall mit den USA nichts zu tun, aber da winkt nun mal die meiste Kohle, und so begründet nun der Kläger seine Klage vor einem US-Gericht damit, dass Siemens an der New Yorker Börse notiert ist und auch -zigtausend Mitarbeiter in den USA beschäftigt.
(bt)
Donnerstag, 13.9.2012
NSN: Was bleibt zum Schluss übrig?
Laut R. Suri am Dienstag sind schon sechs Verkäufe durchgeführt und zwei weitere Geschäftseinheiten werden zum Verkauf vorbereitet. Es handelt sich hierbei um die Sparten Business Support Systems (darüber wurde ja schon berichtet) und Applications. Verhandlungspartner hat er nicht genannt. (www.zdnet.de)
Alles was nicht niet- und nagelfest ist, das wird zu Geld gemacht. Dazu gehören auch die Mitarbeiter von Nokia Siemens Networks. In Finnland müssen 400 Mitarbeiter das Feld räumen (www.inside-channels.ch). Was bleibt dann zum Schluss übrig? Eine Firma mit einem Management aber ohne Geschäftsgebiete und vor allem ohne Mitarbeiter, die etwas für die Firma tun.
(Buggy15)
Mittwoch, 5.9.2012
NSN-BSS vor dem Verkauf?
Wie die Welt berichtet, steht NSN angeblich kurz vor dem Verkauf seines Business-support-Bereichs BSS; bei BSS geht’s u.a. um die Unterstützung von Netzbetreibern beim Thema „Gebührenerfassung“.
Als mögliche Käufer werden u.a. NSN-Konkurrent Ericsson AB, die US-Firma Amdocs, und diverse „Beteiligungsgesellschaften“ gehandelt, und man munkelt von einem erzielbaren Kaufpreis von rund 300 Millionen Euro.
(bt)
Sonntag, 2.9.2012
NSN Greifswald wird geschlossen
Nach Dortmund, Essen, Münster, Siegen, Nürnberg, Würzburg, Chemnitz, Dresden, Halle, Erfurt, Cottbus, Frankfurt, Freiburg, Heilbronn, Ohlsbach, Saarbrücken, Stuttgart und Vöhringen (siehe unser Artikel „Es geht weiter: Betriebsschließungen bei Nokia Siemens Networks, die n-te“ vom 20.8.2012) wird nun auch noch NSN in Greifswald plattiert. (www.ostsee-zeitung.de)
Nachdem zuvor rund 200 Greifswalder Mitarbeiter mit ihrem Breitbandgeschäft an die Firma Adtran verscherbelt wurden, war es schon zu befürchten, dass die verbleibenden 48 Greifswalder dieses Schicksal erleiden würden - nun sollen sie also in die beE.
Greifswald war schon seit 2003 als das „Siemens/NSN-Sibirien“ bekannt geworden, in das man gerne widerborstige, unerwünschte aber (z.B. wegen Jubilarsschutz) unkündbare Münchner Mitarbeiter versetzte, um sie so für ihre beE-Verweigerung zu bestrafen und/oder für eine „freiwillige“ Trennung weichzukochen.
Auffallend war: Wenn jemand nach Aussprechen des Wortes „Greifswald“ nicht ganz blass wurde, sondern im Gegensatz jubilierte „prima, da kann ich viel segeln gehen“, war von einer Greifswald-Versetzung plötzlich keine Rede mehr – wo ist da schließlich der Witz, wenn es nicht weh tut?
Aber das sind olle Kamellen – Siemens und NSN müssen sich jetzt wohl ein neues Sibirien überlegen - die 48 Greifswalder Kollegen aber, die jetzt noch bei NSN waren und gerne ihren Greifswalder Job behalten hätten, müssen sich nun nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen, und befinden sich damit in guter Gesellschaft mit vielen anderen von NSN in die beE abgeschobenen Mitarbeitern, die auch NSN-Mutter Siemens trotz ihrer vielen freien Stellen anscheinend bis auf wenige Ausnahmen nicht weiterbeschäftigen will. Aber es war schon immer leichter nach Sibirien zu kommen als wieder zurück.
(bt)
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