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NCI Aktuell Archiv September 2011
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Freitag, 30.9.2011
Nokia in Rumänien: Die Offshoring-Karawane zieht weiter
Die Wogen der Empörung gehen hoch, dabei sollte es eigentlich wenig überraschen: Offshoring bedeutet, dass ein Arbeitgeber die Arbeit in ein anderes Land mit niedrigeren Löhnen verlagert. Das ganze ist aber (wie eigentlich jeder Kampf um den Erhalt von Arbeitsplätzen) nur ein Spiel auf Zeit, denn früher oder später ist dann immer wieder ein anderes Land NOCH billiger…
Zum Beispiel wurde von vielen Firmen erst Arbeit nach China, und dort vorzugsweise in dessen Küstenregionen verlagert, bis den Arbeitgebern selbst diese zu teuer wurden und sie die Arbeit weiter ins Landesinnere verlagerten: Die Karawane zieht weiter, und die Arbeitgeber-Nomaden hinterlassen dabei häufig kahlgefressene Weiden.
Die Frage ist dabei einfach nur: Lohnt sich der Umzug für den Arbeitgeber, hält das dortige Niedrigstlohnniveau lange genug, dass die Umzugs- und sonstigen Restrukturierungskosten (unter Berücksichtigung staatlicher Zuschüsse die man für den Zuzug einkassiert hat) überkompensiert werden?
Über die moralischen Aspekte in diesem Spiel und die Sinnhaftigkeit der staatlichen Subventionierung solcher befristeter Industrieansiedlungen (oder vielmehr Umsiedlungen) haben wir ja schon öfter räsoniert...
Genau so einen Effekt beobachten wir nun eben auch bei Nokia: www.spiegel.de
Erst wurden die Handy-Jobs von Bochum nach Rumänien verlagert (und dafür auch noch EU-Gelder eingestrichen), und nun machen sie auch dort wieder dicht, die Karawane zieht schon wieder weiter, weiter Richtung Osten (Asien), nach nur 3 Jahren, und in Rumänien verlieren 2.200 Kollegen ihre Jobs. Genauso wie drei Jahre zuvor schon ihre deutschen „Vorgänger“, was seinerzeit zu beachtlichen Verbraucherboykotts gegen Nokia-Produkte geführt hatte.
Anders als 2008 hat Nokia diesmal ja wirklich schwer zu kämpfen und es mag aus Nokia-Sicht Gründe für die Schließung geben, aber trotzdem sei die Frage erlaubt: Welchen Nutzen hatte nun davon die Allgemeinheit (sowohl in Deutschland/Bochum als auch in Rumänien)?
Und falls keinen: Wieso subventionieren wir Steuerzahler dann solche „mobilen“ Arbeitgeber auch noch mit EU-Geldern?!
(bt)
Freitag, 30.9.2011
Nokia kündigt massiven Personalabbau an
Nach einem Bericht von "Zeit Online" will der finnische Handyhersteller Nokia bis zu 3500 Stellen streichen. Das Werk im rumänischen Cluj wird gleich ganz geschlossen. Das betrifft 2200 Beschäftigte.
Wir erinnern uns noch an die Verlagerung des Werkes Bochum nach Rumänien im Jahre 2008. Die Proteste in Deutschland waren damals größer als Nokia erwartet hatte. Bochum wurde geschlossen. Man versprach sich von der Fertigung in Rumänien viele Vorteile. Anscheinend sind diese erwarteten Vorteile doch nicht eingetreten. Peinlich, peinlich. Aber den ehemaligen Beschäftigten in Bochum nützt das leider auch nichts mehr.
Weitere 1300 Stellen seien von einem Umbau der Software-Entwicklung betroffen. In diesem Zusammenhang wird der Standort Bonn geschlossen. Na prima. Wieder einmal ein ganzer Standort. Damit ist Nokia schon in der Nähe der angekündigten 4000 abzubauenden Stellen konzernweit. Mit dieser Maßnahme will man eine Milliarde Euro sparen.
(pepe)
Donnerstag, 29.9.2011
NSN-Sanierung: Kallasvuo-Nachfolger und Milliarde abgehakt, Restrukturierungs-Ankündigung vertagt
In unserem Artikel "NSN-Restrukturierung: Machtkampf zwischen den Müttern?" vom 29.8.2011 zitierten wir das Capital, das drei Schritte zur Sanierung von NSN sah:
  1. An der Spitze des NSN-Verwaltungsrats soll ex-Nokia-Chef Kallasvuo seinen Platz für „einen weiteren Restrukturierungsexperten“ räumen.
  2. Die Mütter (Siemens und Nokia) sollen NSN nochmal eine Kapitalspritze in Höhe von 1 Milliarde Euro verpassen.
  3. Und das frische Geld soll dann schleunigst wieder für Restrukturierungskosten verbrutzelt werden, die Wirtschaftspresse überbietet sich gegenseitig in „wohlmeinenden“ Ratschlägen: Während das Capital „nur“ den Abbau von 10.000 NSN-Stellen weltweit sah, schreibt das Managermagazin sogar von 15.000.
Soweit seinerzeit der “Fahrplan” von Capital für Nokia Siemens Networks.
Heutiger Zwischenstand nun: Punkte 1 und 2 sind abgehakt, Punkt 3 vertagt.
  1. Kallasvuo packt in der Tat seine Koffer, er verlässt das NSN-Board und wird durch Jesper Ovesen als „executive chairman“ ersetzt - ist das also nun der “weitere Restrukturierungsexperte”? Darauf deutet Punkt 3 (s.u.) hin.
    "Ovesen hat Erfahrung mit Unternehmensumbauten und Börsengängen“, schreibt dazu die SZ.
  2. Heute haben Siemens und Nokia erklärt, dass sie in der Tat nochmal 1 Milliarde Euro neues Kapital in NSN pumpen. Was NSN gleich als Bekenntnis der Mütter zu ihrer Tochter interpretiert, jedoch nicht ohne darauf hinzuweisen, dass NSN sich auf eine Zukunft als eigenständige Firma vorbereiten müsse – so groß ist die Liebe also dann wohl doch nicht… Im Gegenteil, diese Milliarde soll wohl mit dazu beitragen, eine Trennung von NSN (z.B. per Börsengang) vorzubereiten: Die Mutti lässt ihr Baby nochmal kräftig nuckeln, aber nur um es fit für die Abnabelung zu machen.
    Bleibt nur zu hoffen, dass das schöne frische Geld nicht gleich wieder sinnlos für Restrukturierungskosten verpulvert wird - und doch steht genau solches zu befürchten. Gute Leute mit wertvollem Knowhow rauswerfen UND dafür auch noch viel Geld ausgeben, anstatt dieses für eine Vorwärtsstrategie, für einen massiven Innovationsangriff auf die NSN-Konkurrenz zu nutzen - ob das wohl wirklich die richtige Medizin zur Gesundung wäre?
  3. Womit wir beim dritten Schritt wären: Rajeev Suri hatte angekündigt, bis Quartalsende (also diese Woche noch) die konkreten neuesten Restrukturierungspläne bekanntzugeben, und diese Ankündigung wurde nun zurückgezogen (aber aufgeschoben ist leider nicht aufgehoben): NSN benötige noch etwas Zeit um weitere Maßnahmen mit dem neuen Chairman zu besprechen. Angesichts der Tatsache, dass Stellenabbau Geld kostet, Geld das NSN sicher auch gut für etwas Anderes als nur für Abfindungen gebrauchen kann (von Nokia ganz zu schweigen, Nokia hat auch schon genug eigene Probleme), ist das keine ganz leichte Aufgabe, und auf das Ergebnis darf man wirklich gespannt sein – bisher ist jedenfalls nur äußerst wenig darüber, was dazu bisher angedacht wurde, durchgesickert.
Es bleibt also spannend, und wenn wir uns mal als Metereologen betätigen dürfen: Der Herbst dürfte heiß werden!
Ein neuer Termin für die Bekanntgabe beschlossener Restrukturierungsmaßnahmen wurde noch nicht genannt - wer weiß, vielleicht wird’s ja wieder der 11.11. (diesmal sogar der 11.11.11)? Das wäre ja der traditionelle NSN-Termin für die Verkündung von Grausamkeiten… ("11.11.: Ein gefährliches Datum" vom 11.11.2009)
(bt)
Mittwoch, 28.9.2011
Kündigungsschutzklagen  bei  NSN  in  Bruchsal
Nach SIS und Tieto setzt sie sich nun auch bei NSN fort: Die Welle der Kündigungsschutzklagen.
Wie die IGM berichtet, haben 51 von 56 gekündigten Bruchsaler NSN-Kollegen Kündigungsschutzklagen eingereicht, sie kämpfen vor Gericht um ihren Arbeitsplatz.
Wir wünschen ihnen dazu viel Erfolg!
(cnn)
Mittwoch, 28.9.2011
Endgeräte bei NSN und Nokia
Nokia Siemens Networks beginnt mit dem Verkauf von LTE Endgeräten, einem USB-Dongle für Notebooks und 2 LTE Routern. Die Geräte stammen aus dem erst in diesem Jahr zugekauften Motorola - Portfolio. (www.reuters.com)
Die eigene Fertigung von Mobilfunk-Modems hatte Nokia erst im Jahr 2010 aufgegeben und an den japanischen Konzern Renesas verkauft. (www.focus.de)
(gm)
Mittwoch, 28.9.2011
Das Bundesverfassungsgericht wird 60
Vor 60 Jahren, am 28. September 1951, wurde das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) als höchstes Gericht im Staat als Reaktion auf die Erfahrungen im Dritten Reich ins Leben gerufen. Das Gericht hat seinen Sitz in Karlsruhe. Die 8 obersten Richter werden zur Hälfte vom Bundestag und zur Hälfte vom Bundesrat auf 12 Jahre gewählt. Die Amtszeit kann nicht verlängert werden (de.wikipedia.org).
Das Bundesverfassungsgericht soll der Garant für die funktionierende Gewaltenteilung im Staat sein. Jeder Bürger, der sich durch den Staat in seinen Grundrechten verletzt sieht, z.B. auch, wenn Gesetze die Grundrechte nicht ausreichend schützen, kann sich gemäß Art. 93 Abs. 1 Nr. 4a GG beim BVerfG eine Verfassungsbeschwerde einreichen. Die Zuständigkeit des BVerfG ist allerdings nur dann gegeben, wenn sich dies aus dem Grundgesetz (GG) oder aus §13 BVerfGG (Gesetze über das Bundesverfassungsgericht) ergibt.
Populäre Entscheidungen des BVerfG gab es z.B. zur Vorratsdatenspeicherung, zur Kürzung der Pendlerpauschale und zum Rauchverbot in Gaststätten.
(sh)
Sonntag, 25.9.2011
NSN: Restrukturierung 2011 als Déjà-vu? am 27.9. ergänzt
Die seit langem erwartete Restrukturierung steht bevor. Dass sie für die Mitarbeiter in Deutschland nichts Gutes bringt, ist zu befürchten (siehe Artikel vom 22.9.2011 „Vor-Beben bei NSN“ und vom 1.8.2011 „Zukunft der NSN-Festnetzsparte?“). Was können wir von unseren Vertretern im Aufsichtsrat, im GBR und BR erwarten? Was von der IGM (welche die überwiegende Mehrzahl der Vertreter im Betriebsrat stellt)? Droht uns das gleiche Theater wie 2007?
Akt 1.
Unsere Vertreter im Aufsichtsrat schweigen. Dabei hätten sie zumindest sagen können, was sie gegen die Pläne unternommen haben, was waren deren Alternativen und warum es nicht geklappt hat. Als Ausrede die Schweigepflicht, auch wenn sie nicht für alles gilt.
Akt 2.
Die IGM und der GBR empören sich, stellen die üblichen Forderungen (Verbleib im Tarifverbund, keine betriebsbedingten Kündigungen) und behaupten, keine überstürzten Verhandlungen zu führen.
Akt 3.
Ein alternatives Wirtschaftskonzept wird weder entwickelt noch diskutiert. Kosmetische Änderungen bei den Abbauzahlen werden als Erfolg verkauft. Bei Ausgliederungen werden keine Verbesserungen zum §613a BGB erreicht (z.B. Rückkehrgarantien).
Akt 4.
Nach kurzen Verhandlungen wird alles unterschrieben und die Betroffenen ihrem Schicksal überlassen.
Akt 5.
Eine Wiederholung der ganzen Vorstellung in ein paar Jahren ist garantiert.
Als Zuckerl wurde 2007 dem GBR für all seine Zugeständnisse und Zurückhaltung eine Innovationsoffensive versprochen, um die Zukunft der Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Keiner hat je von konkreten Ergebnissen dieser Initiative gehört. Die Bilanz für die Arbeitsplätze, z.B. in München seit dem Bestehen von NSN, ist verheerend (siehe Artikel vom 20.6.2011 „NSN: Zukunft von Mch M - Eine Zwischenbilanz“).
<Ironie-Modus EIN>Zumindest die Mitarbeiter in Mch M haben noch eine Hoffnung auf ein besseres Ergebnis der Verhandlungen. Der dortige Betriebsrat hat sich Ende Sommer 2009 vorzeitig wählen lassen, um sich gründlich auf die nächste Restrukturierung vorbereiten zu können.<Ironie-Modus AUS> Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen.
(IC)
Sonntag, 25.9.2011
Übersicht Kündigungsschutzprozesse
Bei NSN gibt es dzt. (noch) keine aktuellen Kündigungsschutzprozesse, wohl aber bei unseren Kollegen bei SIS (gekündigte Betriebsübergangswidersprecher) und bei Tieto (die ex-Siemens-Kollegen der EWSD-Truppe, die seinerzeit zu Tieto Enator ausgegliedert wurden und nun Opfer der Tieto-"Betriebsschließung" in der Münchner Schertlinstraße wurden).
Terminübersichten über die anstehenden Verfahren, und nachher auch Links zu Prozessberichten (soweit vorhanden) finden sich auf unserer NCI-Homepage unter "NCI Information" -> "NEU! Gerichtstermine:..."
SIS-Termine
Tieto-Termine
(bt)
Donnerstag, 22.9.2011
Vor-Beben bei NSN
Das von NCI-Seismologen für nächste Woche vorhergesagte tektonische Beben bei Nokia Siemens Networks hat sich bereits mit ersten Vor-Beben angekündigt:
So hat der Greifswalder NSN-Betriebsrat, nachdem schon seit Monaten die Gerüchteküche über einen geplanten Verkauf des DSLAM-Geschäfts an einen amerikanischen Mitbewerber brodelt, dazu einen offenen Brief an die Standortleitung geschrieben und Informationen sowie die Aufnahme von Verhandlungen eingefordert. (NSN-Intranet)
Besorgte Kollegen berichten, als vorbereitende Maßnahmen sei zum 1.3.11 bereits ein Teil des Geschäfts in eine eigene Produktlinie "Dedicated Networks" separiert und die Einstellung des OEM-Vertriebs für GPON-Produkte von DASAN eingeleitet worden.
Auch seien etliche chinesische Mitarbeiter von BBA zu LTE versetzt und ein Teil der Hardware-Entwickler aus Greifswald an LTE ausgeliehen worden, und bereits die ersten Mitglieder des Leitungskreises hätten den Bereich „aus rein persönlichen Gründen“ verlassen.
Die (ebenfalls öffentliche) NSN-Antwort (NSN-Intranet) beschränkt sich auf ein „sicher haben Sie Verständnis dafür, dass sich NSN grundsätzlich nicht zu Spekulationen äußert“ – na, was das angesprochene Verständnis anbetrifft da haben wir so unsere Zweifel – juristisch genau genommen könnte der Betriebsrat jetzt sagen: Danke für die Bestätigung dass es dzt. noch keine Ausgliederungspläne gibt (denn wenn es sie gäbe, müsste der BR schon jetzt informiert werden; soweit zumindest die schöne Theorie und allerdings auch die Rechtslage nach Betriebsverfassungsgesetz).
(cnn)
Donnerstag, 22.9.2011
Bosch Siemens beschafft sich chinesisches Geld
Bosch Siemens begibt als eines der ersten deutschen Unternehmen eine Anleihe in chinesischer Währung!
Über die Sonderverwaltungszone Hongkong konnte BSH eine günstige Schuldverschreibung über 230 Mio € bekommen. Es ist dies die erste Schuldverschreibung von BSH, und BSH ist erst das zweite deutsche Unternehmen (nach VW), das sich so am Offshore-Markt in Hongkong Geld besorgt.
(www.hsbctrinkaus.de)
(cnn)
Donnerstag, 22.9.2011
Daimler kündigt Aufsichtsrats-Anwärter fristlos
Erst kürzlich ("Verstoß gegen die Arbeitszeitregelung – ein beliebter Kündigungsgrund") berichteten wir darüber, dass tatsächliche oder vermeintliche Arbeitszeitverstöße gerne als Instrument, sich von unliebsamen Mitarbeitern zu trennen, verwendet wird.
Ein besonders brisantes Beispiel dafür hat sich gerade bei Daimler ereignet: Ein freigestellter Betriebsrat, seit 43 Jahren bei Daimler, der am 1.12.2011 in den Aufsichtsrat des Konzerns hätte einziehen sollen, wurde rechtzeitig vorher (nach einer "anonymen Anzeige") wegen Arbeitszeitverstößen fristlos gekündigt.
Eine Kündigung, der der Betriebsrat aus Gründen der Verhältnismäßigkeit widersprochen hatte - vergeblich. Auch eine gütliche Einigung vor Gericht kam nicht zustande.
In der Belegschaft wird gemunkelt, mit der Kiündigung solle nur sein Einzug in den Aufsichtsrat verhindert werden, nachdem er sich zuvor (im Jahr 2009 anlässlich eines massiven Sparprogrammes mit Arbeitszeit- und Lohnkürzungen) schon massiv mit dem Daimler-Personalvorstand angelegt hatte.
Der Gekündigte ist auch in Gewerkschaftskreisen nicht unumstritten - er ist bei der CGM ("christliche Gewerkschaft Metall"), während der Betriebsrat IG Metall-dominiert ist, und der Daimler-GBR-Vorsitzende (IGM-Mitglied) sagte auf einer BR-Sitzung, "so einer" könne doch nicht den Vorstand kontrollieren.
Wie auch immer: Nicht ganz duftfrei die Geschichte, und vor allem nochmal ein Hinweis auf die Bedeutung des Themas "Arbeitszeiten" in Zeiten des Personalabbaus - wenn ein großes Unternehmen wie Daimler sogar einen für den Aufsichtsrat vorgesehenen Betriebsrat auf so eine Weise entsorgt, um wieviel leichter ist dies dann auch bei "normalen" Mitarbeitern möglich?!
(www.stuttgarter-zeitung.de)
(cnn)
Mittwoch, 21.9.2011
Die Siemens-Bank bringt ihr Geld in Sicherheit
Laut SZ zieht Siemens Geld von einer großen französischen Bank ab und hinterlegt es bei der sicheren Europäischen Zentralbank (EZB); möglich ist das nur dadurch, dass Siemens sich vor etwa einem Jahr eine Banklizenz zugelegt hat (wie übrigens auch BMW, Volkswagen und Daimler).
Aktuell dreht es sich um über eine halbe Milliarde, insgesamt aber habe Siemens bei der EZB zwischen vier und sechs Milliarden Euro „geparkt“. Wohl dem, der’s kann…
(bt)
Mittwoch, 21.9.2011
BAG-Urteil gegen §613a-Umgehung per Beschäftigungsgesellschaft
Der erfinderische Erwerber eines in wirtschaftliche Not geratenen Unternehmens glaubte, §613a(1) BGB (Kontinuität der Beschäftigungsverhältnisse nach einem Betriebsübergang) dadurch umgehen zu können, dass er vor Unterzeichnung des Kaufvertrags verlangte, vor dem Übergang müssten alle Mitarbeiter freiwillig in eine Beschäftigungsgesellschaft gehen.
Nach dem (personalfreien) „Übergang“ stellte er dann eine Teilmenge von ihnen wieder ein, freilich zu deutlich „veränderten“ (d.h. natürlich verschlechterten) Konditionen; begründet wird sowas dann damit, dass „ihm die Fortführung nur bei veränderter Personal- und Kostenstruktur möglich“ sei.
Das Bundesarbeitsgericht schob dem nun einen Riegel vor (18.8.2011, AZ: 8 AZR 312/10), da es darin eine unzulässige Umgehung von §613a BGB sah, wie die FTD berichtet.
(cnn)
Dienstag, 20.9.2011
Ablösung des EUR durch XAU?
Ob der Euro vor dem Aus steht, soll hier nicht betrachtet werden; laut einigen Umfragen wünschen sich etliche Deutsche die Deutsche Mark zurück, was wenig praktikabel erscheint.
Schon eher könnte eine noch eher unbekannte „Währungseinheit“ XAU im internationalen Zahlungsverkehr mehr Bedeutung bekommen. Zumindest hat das auf die Abwicklung von Wertpapiergeschäften spezialisierte Züricher Unternehmen SIX Securities diese Möglichkeit bereitgestellt (www.manager-magazin.de). Gold wird dabei wie eine Währung gehandelt, wobei die Einheit XAU ist, die den Preis einer Feinunze Gold (ca. 31,1 g) in Dollar bezeichnet. Die Firma meint dies ernsthaft und will mit dem Angebot dem derzeit hohen Interesse von Anlegern an Gold Rechnung tragen. Vielleicht auch eine Möglichkeit für deutsche Steuersünder, die derzeit nicht mehr an ihr Schwarzgeld in der Schweiz kommen (www.spiegel.de) und zur Überbrückung direkt mit ihren Goldbarren zahlen können.
XAU ist keine Neuerfindung – gemäß ISO 4217 (Norm für Währungs-Abkürzungen) existiert XAU bereits, zusammengesetzt aus „X“ für Währungen, die nicht von einem Einzelstaat oder Staatenbund herausgegeben werden, und „AU“, dem chemischen Symbol für Gold (lat. Aurum). Die Deutsche Mark wird gemäß ISO mit DEM, der amerikanische Dollar mit USD und der Euro wird zur besseren Lesbarkeit mit EUR abgekürzt.
(sh)
Dienstag, 20.9.2011
Siemens bei Jungakademikern beliebt
Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Trendence gehört Siemens zu den beliebtesten Anlaufadressen für Jungakademiker: Siemens steht demzufolge im Ranking auf Platz 3, gleich hinter Google und BMW.
Erklärt wird dies mit in der Wirtschaftskrise erhöhtem Sicherheitsbedürfnis - da hat sich wohl noch nicht herumgesprochen, dass Siemens zwar dzt. nicht direkt kündigt (von den SIS-Betriebsübergangswidersprechern abgesehen…), aber sehr wohl indirekt, und zwar auf dem Umweg „erst ausgliedern, und danach dort Stellen abbauen“.
Die Zeiten, wo alleine schon die Größe der Firma Siemens ein Garant für sichere Jobs war, sind leider schon lange vorbei, aber das hat sich an den Unis wohl noch nicht herumgesprochen.
(www.elektronikpraxis.vogel.de)
(bt)
Montag, 19.9.2011
Verstoß gegen die Arbeitszeitregelung – ein beliebter Kündigungsgrund
Aufgrund der wohl unmittelbar bevorstehenden Restrukturierung bei NSN kann es nicht schaden, mal wieder auf eine „Falle“ hinzuweisen, die auch für quasi unkündbare Mitarbeiter zum Verhängnis werden kann: Die meisten Abmahnungen und Kündigungen werden mit Verstößen gegen die Arbeitszeitregelung begründet. Im Gegensatz zu schlechter oder langsamer Arbeit, die kaum nachgewiesen werden kann, ist die Präsenz in der Firma exakt geregelt und lässt sich genau messen.
Im aktuellen Falle bestätigt das Bundesarbeitsgericht (Az 1 AZR 381/10) www.hensche.de sogar eine direkte, fristlose Kündigung (ohne vorherige Abmahnung) einer Verwaltungsmitarbeiterin, die ihre Arbeitszeiten zu großzügig aufgeschrieben hatte, indem sie die Parkplatzsuche zur Arbeitszeit mitrechnete.
Es half der Mitarbeiterin nicht, dass sie seit 17 Jahren bei der gleichen Krankenkasse beschäftigt und laut Tarifvertrag (ordentlich) unkündbar war. Aufgrund der großen Abweichungen von der tatsächlichen Arbeitszeit zu der von ihr aufgeschriebenen, unterstellte das Gericht ihr sogar einen systematischen, vorsätzlichen und heimlichen Betrug. Der Vertrauensbruch wurde als schwer eingestuft. Diese Pflichtverletzung wiege so schwer, dass eine Kündigung auch ohne weitere Vorwarnung bzw. Abmahnung gerechtfertigt sei.
(Spiegel online)
(sh)
Montag, 19.9.2011
Tsunami bei Siemens angekommen
Manche Dinge brauchen eben etwas länger - Siemens steigt nach mehr als vier Jahrzehnten aus dem Atomkraftgeschäft aus.
Die negative Entwicklung dieses Geschäftszweiges begann genau genommen schon mit Tschernobyl, aber den letzten Anstoss nun wirklich auszusteigen gab der japanische Tsunami - der gewissermaßen so mit einiger Verzögerung nun auch bei Siemens angekommen ist.
Endlich, werden Atomkraftgegner sagen - so ganz aus dem Kreuzfeuer ihrer Kritik ist Siemens damit aber noch nicht, denn noch immer ist in Diskussion, ob Siemens der russischen Rosatom weiterhin Turbinen, Leit- und Sicherheitstechnik liefert, die zwar auch in anderen Kraftwerkstypen, aber eben auch in Atomkraftwerken verwendet werden können.
(bt)
Sonntag, 18.9.2011
Siemens vollzieht die Energiewende
Nachdem die Bundesregierung nach der Katastrophe von Fukushima die Risiken der Kernkraftwerkwerke „neu bewertete“, vollzieht auch Deutschlands größtes Industrieunternehmen die Energiewende. Laut Spiegel Online verkündete Siemens-Chef Peter Löscher den „Totalausstieg aus dem Atomgeschäft“. Diese Entscheidung dürfte erneut höchste Aufmerksamkeit auf der ganzen Welt bekommen – Deutschland macht Ernst!
Siemens kann damit auch gut begründen, dass die riesigen Strafzahlungen von mindestens 650 Millionen Euro an Areva wegen Nichteinhaltung von vertraglichen Pflichten nun einen Sinn ergeben. Der Konzern hat seit langem versucht, sich von der Beteiligung an Areva zu befreien (siehe Artikel vom 12.4.2011 „Siemens befreit sich von Areva“).
Das geplante Atom-Joint-Venture mit dem russischen Rosatom-Konzern wird ebenfalls beerdigt. Damit will Löscher das „Jahrhundertprojekt“ - er meint die Energiewende in Deutschland – tatkräftig unterstützen; immerhin hält er es für erreichbar, dass der Ökostromanteil in Deutschland bis 2020 auf 35 Prozent wächst.
(sh)
Samstag, 17.9.2011
Siemens jammert
...auf hohem Niveau. Gestern wurde ich von diversen Leutchen, die wissen, dass ich bei Nokia Siemens Networks arbeite, und um unsere Zukunftsängste wissen, und die sich auch noch an den Siemens-Massenrauswurf von 2003 erinnern, gefragt: Was ist denn da bei Siemens los, was erzählen die da für einen Sch...? Nachfrage: Was meinst Du? Antwort: Im Radio haben die schon wieder behauptet, Siemens suche massenhaft vergeblich nach Fachkräften in Deutschland!
Im Internet wurde ich fündig: In einem Interview von WeltOnline beklagt ein Siemens-Vorstand in der Tat diesen vermeintlichen Fachkräfte- und Ingenieursmangel, die Rede ist von heute 3.600 und künftig bis zu 14.000 unbesetzten Siemens-Stellen in Deutschland!
Nichts gegen das Engagement von Fr. Ederer für eine bessere Frauenförderung bei Siemens, die Firma könnte es in der Tat vertragen, aber: Das kann ja wohl nicht wahr sein, dass die Firma auf dem Umweg über Ausgliederungen kontinuierlich hochqualifizierte Ingenieure und andere Fachkräfte entsorgt, die dann nach der Ausgliederung früher oder später zumindest massiv um ihren Job bangen müssen, wenn nicht gar ihn verlieren, und dass viele ex-Siemensianer sich vergeblich aus einer beE heraus um einen neuen Job bemühen, und Siemens zieht es vor, all diese (ehemaligen) Siemensianer abzuweisen, sie nicht einzustellen, und gleichzeitig über heutigen und künftigen Fachkräftemangel zu jammern? Ist das Schizophrenie? Wohl nicht, aber zumindest kann man sagen: Bleichgesicht sprechen mit gespaltener Zunge!
Dreister geht's wohl kaum mehr. Wenn der Siemens-Vorstand dringend Ingenieure braucht, darf er sich jederzeit gerne an uns wenden, wir nennen ihm gerne Namen, Namen von hochqualifizierten Ingenieuren mit Siemens-Erfahrung auf Stellensuche!
Wenn die Welt wirklich so aussähe, wie sie vom Arbeitgeber dargestellt wird, bräuchte kein Mitarbeiter einer Siemens-Ausgliederung (wie z.B. SEN, NSN, Tieto, SIS, ...) um seinen Job fürchten, denn er könnte sich sagen: Was soll's, wenn ich hier den Job bei NSN verliere, heuere ich eben wieder bei Siemens an, die haben genug freie Stellen! Dass genau das aber nicht funktioniert, haben schon viele viele Kollegen leidvoll erfahren müssen. Siemens kündigt dzt. sogar Siemens-Mitarbeitern, die ihrer SIS-Ausgliederung widersprochen haben, statt ihnen geeignete freie Stellen bei Siemens anzubieten!
Was also bitte soll das wiederholte Gequatsche über vermeintlich unbesetzbare Stellen? Darunter leidet nur die Glaubwürdigkeit.
(bt)
Donnerstag, 15.9.2011
BenQ’ler gesucht!
Wie der IGM-Siemens-Dialog berichtet, will der BenQ-Insolvenzverwalter weitere Gelder an ehemalige BenQ-Mitarbeiter auszahlen, benötigt aber dazu noch die Steueridentifikationsnummer der Kollegen, deren Kontonummer und Anschrift aber tlw. nicht mehr stimmen, was wiederum dazu führt dass sie nicht mehr erreichbar sind und ihnen infolge dessen womöglich Geld entgeht, das ihnen zustünde.
Wir wiederholen dies nur deshalb auf unserer NCI-Homepage, um auch Kollegen zu erreichen, die eher bei uns als beim IGM-Siemens-Dialog nachlesen und denen dieser Aufruf daher womöglich entgangen ist. Also wer selber von BenQ ist oder noch ex-BenQ-Kollegen kennt: Bitte schaut auf diesen IGM-Artikel „Ehemalige BenQ-Beschäftigte gesucht“.
(bt)
Donnerstag, 15.9.2011
OSRAM-Börsengang vertagt
Siemens hat seinen für OSRAM geplanten Börsengang (de.reuters.com) erstmal verschoben - jedoch nach der Devise „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, es wird nur ein günstigerer Zeitpunkt abgewartet.
Freilich darf man sich fragen, inwieweit das auch Signalwirkung auf den beabsichtigten NSN-Börsengang hat - ein Frankfurter Börsenhändler wird mit noch viel weitreichenderen Schlussfolgerungen zitiert: „Der IPO-Markt ist tot. Wenn es selbst eine Firma wie Siemens nicht schafft, dann kann es auch kein anderer". (IPO = Initial Public Offering = Börsengang)
(bt)
Mittwoch, 14.9.2011
Aus Frust und Leistungsdruck: Führungskräfte beklauen Unternehmen
Laut einer Untersuchung des Beratungsunternehmens KPMG sind es nicht normale Mitarbeiter, sondern vor allem langjährige Führungskräfte, die ihren Firmen durch kriminelles Verhalten am häufigsten schaden. Aus Frustration oder Leistungsdruck veruntreuen sie Gelder oder lassen sich bestechen. In den meisten Fällen sind die Täter männlich (87 Prozent) und Mitte 30 bis Mitte 40. Oft tragen sie Verantwortung im Finanzbereich oder Vertrieb. Der durchschnittliche Schaden pro Fall liegt bei einer Million Euro. Die meisten Wirtschaftskriminellen (60 Prozent) sind länger als fünf Jahre im Unternehmen, ein Drittel sogar zehn Jahre und mehr.
Quelle: Newsletter von www.job40plus.de
(Oho)
Montag, 12.9.2011
Fachkräftemangel – konkrete Erfahrungen von Aussortierten
Es wurde schon viel über dieses Thema geschrieben, auch viel Unsinniges, weil es bestimmte Politiker oder Wirtschaftsverbände so (sehen) wollen. Die Schizophrenie des Arbeitsmarktes zeigt sich bereits in der Zahl von derzeit 20.400 arbeitslosen Ingenieuren, während gleichzeitig eine riesige Ingenieurslücke beklagt wird. Die statistische Zahl würde sicherlich noch höher ausfallen, wenn man diejenigen hinzuzählt, die sich fachfremd durchschlagen oder die „ruhig gestellt“ wurden, also mit Abfindungen zur vorzeitigen Beendigung o.ä. überredet wurden.
Spiegel online hat unter dem bemerkenswerten Titel „Wir wurden aussortiert“ sechs betroffene arbeitslose Ingenieure zu Wort kommen lassen und deren beeindruckende Berichte protokolliert.
Die Erfahrungen gerade von älteren Ingenieuren können wir aus zahllosen Beispielen unserer (aussortierten) Kollegen aus den verschiedenen Transfergesellschaften nur bestätigen.
(sh)
Montag, 12.9.2011
Aus der Finanzkrise lernen
Alle reden von Schulden. Ich habe gerade meiner Frau 1.000 EUR geliehen. Muss ich jetzt Angst haben? Ein schneller Blick in die Familienkasse - uff, es fehlt kein Cent. Also, alles in Butter. Aber was passiert, wenn „die Finanzmärkte“ von unseren Schulden erfahren? Meine Bank wird mir das „Vertrauen“ entziehen und mein Konto sperren. Sie zwingt mich zum Sparen, gerade wo ich ein neues Auto brauche, um meine Arbeit nicht zu verlieren.
Oh, oh so geht’s nicht. Meine Frau wollte sich mit dem Geld ein paar Schuhe und Hüte kaufen. Also kaufe ich ihr das lieber selber. Dann ist wirklich alles in Butter: wir habe keine Schulden, die Finanzmärkte bleiben ruhig und meine Bank vertraut mir nach wie vor. Schlau, oder? Zumindest solange keiner fragt wozu die Schuhe und die Hüte ;-)
Und wenn ich jetzt „die Familienkasse“ gegen „die Staatskasse“ austausche? Ich bin „die Bürger“ und meine Frau „die Regierung“. Und die Schuhe und Hüte sind z.B. die Bankenrettung und der Krieg im Afghanistan. Mal überlegen... Interessant, nicht wahr?
Und was lerne ich daraus? „Die Finanzmärkte“ handeln strohdumm, sind aber schlau und mächtig genug, viele von uns und insbesondere die Politiker an der Nase herumzuführen. Nein, nicht die Finanzmärkte haben versagt, sondern die Bürger und die Politik! Statt die Verantwortung auf den (angeblich) allwissenden Markt abzuwälzen, müssen wir uns wieder an die Idee der Staaten (und Europa) als res publica („öffentliche Angelegenheit“) besinnen. Und alle, die sich hier herausdividieren wollen, müssen an die Kandare genommen werden: moralisch, politisch und rechtlich. Aber ich sage gleich, die aktuell kursierenden populären Ideen wie auf „die faulen Griechen“ zu schimpfen oder der Ruf nach der D-Mark usw. werden uns hier garantiert nicht weiter bringen. Wir brauchen dringend neue und innovative Lösungen. Z.B. das Prinzip „Leistung muss sich lohnen“ muss präzise definiert werden. Wer sich auf Kosten von anderen bereichert, erbringt keine gesellschaftlich oder wirtschaftlich sinnvolle Leistung. Das darf nicht mehr belohnt werden! Auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als alleiniges Maß allen Fortschritts muss ausgetauscht werden, z.B. gegen den Genuine Progress Indicator (GPI) - zu deutsch: Echter Fortschrittsindikator - oder eine andere Messlatte . Und so weiter und so fort.
Die Veränderungen müssen zuallererst in unseren Köpfen stattfinden, damit sie in der Realität wirksam werden können. Es glauben immer noch viel zu viele Menschen, dass z.B. niedrige Steuersätze zu höheren Steuereinnahmen führen (und die Gierhälse profitieren von diesem Glauben). Schnelle Rezepte sind nicht zu erwarten. Viele wissen zwar schon was nicht funktioniert (z.B. die neoliberale Theorie), aber nur schemenhaft wie es besser zu machen wäre. Hoffentlich bleibt uns noch genügend Zeit um zu lernen.
(INTR)
Donnerstag, 8.9.2011
NSN: „oneLM Programm“ neuer Name für verstecktes „New Placement“?
Das “oneLM-Programm“ (kurz oneLM) ist laut NSN für diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gedacht, die aus welchen Gründen auch immer keine Arbeit haben. In das Programm sind alle Funktionseinheiten und Standorte in Deutschland eingebunden. Durchgeführt wird oneLM nur in Deutschland. Die Dauer dieses Programms beträgt 18 Monate und wird schrittweise eingeführt. Alle Mitarbeiter mit individuellem Veränderungsbedarf verbleiben in ihren bisherigen Abteilungen und ihnen wird eine neue disziplinarische, deutsche Führungskraft zugewiesen, welche sich gezielt um ihre Veränderungsbelange kümmert. Die bisherige Führungskraft bleibt der fachlich Vorgesetzte. Die Zielvereinbarung des oneLM-Mitarbeiters lautet „Jobsuche“ Sollten die Mitarbeiter in dieser Zeit keine neue, langfristige Aufgabe finden, werden sie wieder ihrer ursprünglichen Führungskraft nach Beendigung dieses Programms zugeordnet.
Wie kommt man in dieses Programm? Bei dem oben genannten Personenkreis führt die bisherige bzw. die oneLM-Führungskraft ein Gespräch mit dem betroffenen Mitarbeiter, stellt das oneLM Programm vor und es wird einem mitgeteilt, dass eine Neuorientierung von Seiten NSN notwendig sei. Laut dem Fragen & Antworten-Katalog kann man diesem Vorgehen nicht widersprechen, denn die Zuordnung des Vorgesetzten obliegt dem Arbeitgeber.
Die ganze Vorstellung dieses Programms zielt auf eine interne Vermittlung bzw. Neuorientierung. Nach dem ersten Eindruck sieht man eine Chance, wieder in eine vertragsgemäße Beschäftigung zu kommen. Auch der Fragen & Antworten-Katalog weist darauf hin, dass diese Vermittlung intern erfolgt - Pustekuchen!!!
Spätestens nach den ersten Unterlagen und weiteren Gesprächen wird einem klar, dass die externe Vermittlung bzw. Altersteilzeitangebote der Schwerpunkt des Programmes sind.
Kennen wir nicht schon ein solches Programm? Ja, es war im Jahr 2002 und hieß damals New Placement (NP). Für die Trennungswilligen wurde durch den Betriebsrat eine Abfindung vereinbart. Nach NP kam anschließend die Strukturierungswelle. Dieses Mal ist es noch krasser. Verschärft kann man hier sagen, dass oneLM ein verstecktes (!) Outplacement ohne Anspruch auf Abfindung (die muss man dann extra verhandeln) ist. Dies kann man aus den Foliensätzen herauslesen, welchen den Betroffenen ausgehändigt wurden.
Auf die Frage, ob dies die Vorbereitung einer Restrukturierung ist, kommt die Antwort NEIN. Bei oneLM begegnet man wieder der bereits bekannten Firma max40 (externe Firma für Karriere, Placement Coaching) und Coaching and Placement by Siemens. Des Weiteren sind mit an Bord Angebote wie Project Assignment, vorzeitige Beendigung, Altersteilzeit, Aufhebungsvertrag (was nicht automatisch Abfindung bedeutet!), Ringtausch, andere Workshops bei Siemens Placement (z. B. Überzeugen mit 50 plus) und der externe Job-Markt. Außerdem bietet hierzu NSN intern ein Bewerbertraining an. Was also haben diese Angebote mit „intern“ zu tun?
Für die Angebote gibt es aber auch Einschränkungen. Möchte man am max40-Programm teilnehmen, wird einem gesagt, dass man dieses Unterstützungsprogramm nur erhält, wenn man ernsthaft vor hat, NSN zu verlassen, das selbige gilt für das Bewerbertraining bei Siemens. Der Workshop 50 plus zielt auf eine Existenzgründung ab, dies bedeutet somit ebenfalls eine externe „Lösung“. Auf Nachfrage, wie die Konditionen z. B. für 50 plus und für den Ringtausch sind, bekommt man nur die Antwort, dass noch keine detaillierten Inhalte bekannt sind, d. h. man weiß eigentlich nichts genaues, aber man soll sich schon einmal überlegen, ob dies für einen in Frage kommt. Außerdem wird einem geraten, einen Plan B bereit zu halten. Plan B heißt: sich extern umzusehen und sich zu bewerben. Es wird auch im gleichen Atemzug dazu gesagt, dass diese Maßnahme freiwillig ist.
Dabei wird stets erwähnt, dass der örtliche Betriebsrat das Projekt oneLM unterstützt und dass diessen Beteiligungsrechte auch weiterhin beachtet werden. Einige Betriebsräte persönlich sehen inzwischen in dem Programm oneLM immer mehr ein neues, verstecktes New Placement.
Meines Erachtens ist es ganz offensichtlich, dass das oneLM-Programm ein Projekt ist, mit welchem man die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst billig los werden will.
(Buggy15)
Mittwoch, 7.9.2011
Ingenieursüberschuss in Deutschland prognostiziert
Wie der Spiegel unter der Überschrift „mit Karacho in den Schweinezyklus“ berichtet, kam eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zu dem Schluss, dass VDI & Co. einen vermeintlichen Ingenieursmangel nur herbeireden, um steigende Ingenieursgehälter dadurch zu vermeiden, dass möglichst viele junge Leute dazu verleitet werden ein Ingenieursstudium anzutreten.
Je größer das Angebot an jungen Ingenieuren, desto geringer ihre Gehälter, und ältere arbeitslose Ingenieure braucht man dann auch nicht mehr einzustellen – das mag im Interesse der Ingenieurs-Arbeitgeber liegen, aber weder im Interesse der Ingenieurs-Arbeitnehmer noch der Steuerzahler.
Nicht dass das neu für uns wäre – wie gering die Job-Chancen für stellensuchende ältere Ingenieure sind wissen wir längst – aber es ist doch erfreulich, dass mit dieser (nach einigem Gegenwind jetzt doch noch herausgegebene) DIW-Studie nun endlich ein Gegengewicht gegen die Dauer-Thesen der VDI-Lobbyisten aufgestellt wurde.
(bt)
Mittwoch, 7.9.2011
Blick zur NSN-Konkurrenz: Ericsson
Laut TotalTelecom sitzen die NSN-Mütter und Ericsson zwar nicht im gleichen, aber doch in ganz ähnlichen Booten:
Was Nokia und Siemens mit NSN erfahren, erleide Ericsson ganz ähnlich mit Sony Ericsson und ST-Ericsson.
In all diesen Joint Ventures habe man “failed to realise the synergies and economies of scale they initially promised to their parent companies”, so dass nun weitere stattliche Geldflüsse von den Müttern zu ihren JointVentures zu erwarten seien – was aber wiederum die Liquidität der Mütter verschlechtern würde; Moody’s droht Nokia in diesem Fall gar mit weiterem Downgrade.
(cnn)
Mittwoch, 7.9.2011
Siemens bietet für Flughäfen
Man kann's ja kaum glauben, aber laut SZ vom 6.9. bietet die Firma Siemens doch tatsächlich für die zur Privatisierung anstehenden Flughäfen in Madrid und Barcelona mit!
Da soll mal noch einer sagen, Siemens hätte kein Geld (wofür auch immer...), oder: Siemens wolle sich (wie seinerzeit von seiner Infrastruktursparte "Telekommunikationsnetze") von Bereichen trennen, weil diese angeblich nicht zu den Siemens-Kernkompetenzen, auf die man sich nun konzentrieren wolle, passen würden!
Aber wer weiß - vielleicht wird Siemens ja bald wieder zum NSN-Mehrheitseigner, falls Siemens (angesichts der klammen Nokia-Kassen) die anstehenden NSN-Restrukturierungskosten alleine tragen und im Gegenzug einen Teil von Nokias NSN-Anteilen übertragen bekommen sollte?
Jedenfalls würde NSN sicherlich nicht weniger gut zum Siemens-Portfolio passen als der Flughafen von Madrid.
(bt)
Dienstag, 6.9.2011
NSN-Restrukturierung: No News sind nicht immer Good News
Wir wurden darauf angesprochen, warum wir über alles Mögliche (bis hin zur Toilettenbeschriftung…) schreiben, nur nicht über die bevorstehende Restrukturierung bei NSN in Deutschland.
Ganz einfach: Weil uns selber noch keine neuen Details dazu bekannt sind.
Das meiste erfährt man allenfalls noch aus der Presse, z.B. im Capital mit Gedanken über die Finanzierbarkeit einer großen Restrukturierung (siehe unser Artikel „NSN-Restrukturierung: Machtkampf zwischen den Müttern?“ vom 29.8.2011); also entweder liegen die NSN-Abbauzahlen für Deutschland noch gar nicht fest, oder aber sie werden tatsächlich gut geheim gehalten. Wobei es ja nicht nur auf die nackten Abbauzahlen ankommt, sondern genauso auch auf die Restrukturierungsmethoden, die Trennungskonditionen, und auch den Zeitraum in dem dieser Abbau zu realisieren ist.
Selbst die Gerüchteküche lässt uns dazu bisher im Stich: Zwar gibt es natürlich schon einige Gerüchte mit konkreten Zahlen, aber leider höchst widersprüchliche; das macht uns auch nicht wirklich schlauer.
In diesem Falle kann man aber wohl nicht sagen „no News are good News“, denn wir rechnen nach wie vor um den Monatswechsel herum mit höchst unerfreulichen Neuigkeiten.
Aber das ist so einer der Fälle, in denen wir ja gerne mal unrecht hätten!
(bt)
Dienstag, 6.9.2011
NSN Mch-M: Moderne Arbeitswelt im Modern Office
…sogar auf dem Clo: Im 22er-Bau in Mch-M (ja, das ist der mit dem neuen allseits beliebten Desk Sharing) prangt jetzt vor jeder Toilette ein aufschlussreiches buntes Schildchen: „Wireless coverage available in this room“.
Echt prima für alle, die selbst noch beim Sch… ein Laptop auf ihren Knien schaukeln wollen!
Und nachher das Ergebnis Eurer Arbeit immer schön sauber runterspülen, gell, denn weiter steht da geschrieben:
„Remove confidential materials“! Wir malen lieber mal nicht weiter aus, was genau damit wohl gemeint sein könnte – Hauptsache es gibt noch kein virtuelles (paperless) Clopapier, oder Clopapier-Sharing – das wäre echt Sch…!
(bt)
Donnerstag, 1.9.2011
US-Kartellamt untersagt Telekom-Deal mit AT&T
Das US-Justizministerium will den geplanten Verkauf (siehe unser Artikel vom 21.3.2011 "Rückzug der Deutschen Telekom aus US-Mobilfunknetzegeschäft") der defizitären Telekom-Tochter "T-Mobile USA" (für schlappe 27 Milliarden Euro) an AT&T blockieren, weil sich dadurch die Anbieter-Landschaft in den USA so sehr verkleinere, dass der Wettbewerb darunter leide, sprich: Die Amerikaner müssten danach mangels Konkurrenz mit massiven Preiserhöhungen für's Telefonieren rechnen.
AT&T wird gegen diese Entscheidung voraussichtlich vor Gericht ziehen - mit welchem Endergebnis auch immer. Der Börsenkurs der Deutschen Telekom ist nach dieser Meldung jedenfalls erst mal ganz schnell in den Keller gerutscht, und Obermann muss seinen Satz "es gibt keinen Plan B, weil wir keinen Plan B brauchen werden" neu überdenken.
(bt)
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