NCI Aktuell Archiv Juni 2010
Mittwoch, 30.6.2010
Dumpinglöhne als Straftat gewertet
Wenn ein Arbeitgeber es gar zu toll treibt, können Dumpinglöhne (d.h. das Unterschreiten eines allgemeinverbindlichen Mindestlohns, der in diesem konkreten Fall bei 7,68.- Euro gelegen hätte) sogar als Straftat (statt nur als Ordnungswidrigkeit wie bisher üblich) geahndet werden.
So nun geschehen bei einem Reinigungsunternehmen, das seinen Putzfrauen tlw. weniger als 1 Euro Stundenlohn zahlte.
(bt)
Mittwoch, 30.6.2010
Siemens im Aufwind
...und daran ist nicht zuletzt das anziehende Geschäft mit Windturbinen "schuld".
Übrigens: Wenn in diesem Kontext von "Offshore" gesprochen wird, so ist da mal ausnahmsweise nicht die Verlagerung von Arbeit in Niedriglohnländer gemeint, sondern hier geht es um die Windenergienutzung durch im Meer ("außerhalb der Küstengewässer liegend") errichtete Windparks.
Zu hoffen bleibt, dass angesichts hervorragender Margen und (gegenüber dem Vorquartal) steigendem Umsatz und Auftragseingang die neue Strategie des renditeorientierten Umsatzwachstums sich nicht nur als warme Luft entpuppt - die noch immer verlustreiche IT-Sparte SIS wird es wohl als erstes erfahren, hier drohen Ausgliederung und Stellenabbau, und vielleicht auch wieder "Offshoring" in einem ganz anderen Sinn...
(bt)
Montag, 28.6.2010
Bank mit angeschlossener Elektroabteilung
Gestern noch ein Witz, heute schon Wirklichkeit:
Siemens will tatsächlich eine eigene Bank gründen, um sich so (nach den Erfahrungen der weltweiten Finanzkrise) von Kreditinstituten unabhängig zu machen, mit seiner Liquidität von immerhin fast 9 Milliarden Euro.
Der Siemens-Finanzvorstand bestätigte dazu, dass schon "vor einiger Zeit" eine Banklizenz beantragt worden sei.
Wenn man bedenkt, dass sich Siemens gleichzeitig von immer mehr operativen Geschäftsfeldern (auch im Infrastrukturgeschäft) trennt, gestern die Telekommunikationssparte, heute die IT-Sparte SIS, und morgen -
Na ja, wenn alles zusammenbricht, bleibt uns ja noch die Siemens-Bank...
So ist das halt, wenn Geld zu verwalten lukrativer wird als Geld operativ zu erwirtschaften;
Kollateralschaden einer Entwicklung unserer Weltwirtschaft, die folgerichtig gerade dabei ist zu kollabieren.
(bt)
Freitag, 25.6.2010
NSN-Betriebsversammlung Mch-M: Nichts wirklich Neues
Aber wie heißt es auf neuhochdeutsch: No news are good news!
Die Spielregeln zur „gleitenden Arbeitszeit“ sollen neu verhandelt werden; vorgestellt wurde das wie nach Drehbuch:
Erst stellte der Betriebsrat dazu die Forderungen des Arbeitgebers vor (was wunschgemäß zu empörtem Gemurmel in der Belegschaft führte) und verkündet schließlich, die dicksten Brocken habe der BR aber schon wieder weg-verhandelt (was wiederum wunschgemäß zu Beifall führte).
Naja, the show must go on, wie der Lateiner sagt.
Weg-verhandelt sei, dass es für AT’s keine GAZ-Guthaben mehr geben sollte, ebenso wie der Samstag als Regelarbeitstag. In Verhandlung bleiben primär Themen rund um die Frage, wie man die überbordenden GAZ-Guthaben in den Griff kriegen kann.
Der IGM-Vertreter dokumentierte erst die Zuverlässigkeit seiner Aussagen mit der Prognose, Deutschland werde Ghana 3:1 besiegen (hmmmm…), und fasste dann die Lage der NSN-Nation so zusammen:
Wir dürften wieder schwarze Zahlen schreiben, aber wir haben es noch immer nicht geschafft Marktanteile wieder zurückzugewinnen. Mindestens genauso viel Skepsis lösten bei ihm aber die Ergebnisse der Mitarbeiterumfragen aus: Wie können wir bei einer solchen Verunsicherung noch erfolgreich sein? Wir brauchen Zukunftskonzepte und Perspektiven (gerade auch für Hochlohnstandorte), wir brauchen die richtigen Produkte, und wir brauchen auch die richtigen Führungskräfte.
Die Bedeutung der in der letzten Betriebsversammlung groß angekündigten neuen „Industrieinitiative gegen Offshoring“ hingegen relativierte er heute schon wieder, es dürfte sich hier also doch wieder nur um einen Papiertiger wie frühere „Innovationsoffensiven“ gehandelt haben.
Zur neuen NSN-Intranet-Rubrik „Reasons to believe“ (es geht um den Glauben an unseren Turnaround) stellten wir fest, dass die Kollegen zwar schon an den Turnaround glauben, trotzdem aber (nach der Erfahrung mit der Schließung des Nachbarbetriebs in der Hofmannstraße) für die Zukunft von NSN in München eher schwarz sehen, Offshoring sei dank.
Die Betriebsleitung wurde daher gefragt, ob sie denn selbst daran glaubt, dass es (trotz Offshoring) unsere NSN-Jobs in München auch noch in 5 oder 10 Jahren geben kann und wird, und wie unser Weg dahin aussehen muss?
Zur Sprache kamen dazu dann u.a. Kundenbindung und Kundennähe zu wichtigen Schlüsselkunden gerade auch in unserem Großraum, verbunden mit unserer zentralen mitteleuropäischen Lage; auch gebe es zur Erhaltung unserer Wettbewerbsfähigkeit noch andere Möglichkeiten des Geldsparens als nur das Leute-Rauswerfen, z.B. will man mit Flächenkonsolidierung (Umzügen von Balanstraße, Kustermannpark und Tölzerstraße in ungenutzte Flächen der St.Martinstraße) eine Menge Geld sparen, ohne dass dadurch irgend jemand seinen Job verliert.
Es geht also auch anders!
bt)
Freitag, 25.6.2010
BAG-Urteil: Ein Betrieb kann mehrere Tarifverträge haben
Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts (
www.dw-world.de), nach dem in einem Betrieb mehrere verschiedene Tarifverträge nebeneinander zulässig sind, hat zu ungeahnter Einigkeit von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer- Lager geführt: Beide sind damit höchst unzufrieden.
Die großen Gewerkschaften fürchten die Konkurrenz neuer kleiner Spartengewerkschaften, und die Arbeitgeber fürchten nicht-enden-wollende Arbeitskämpfe mit nun vielen kleinen statt einer großen Gewerkschaft. (In Finnland gibt es übrigens heute schon viele kleine Branchen-Gewerkschaften, ergänzt um "Job Stewards", dafür aber keine Betriebsräte wie hierzulande.)
Zur Abhilfe werden nun gesetzliche Regelungen (anstelle des unerwünschten Urteils des BAG, dessen Sprüche allzu häufig Gesetzeslücken im deutschen Arbeitsrecht zu füllen haben) gewünscht.
Was aber bedeutet dieses Urteil für uns Arbeitnehmer?
Kommt ganz auf die Betriebsstruktur an. Geklagt hat z.B. ein Krankenhaus-Arzt, der nach Ärzte-Tarifvertrag statt Verdi-Kliniktarifvertrag bezahlt werden wollte.
Für Betriebe (wie bei uns) hingegen, in denen es doch weitgehende Spartenhomogenität gibt, ist mit einer Gründung neuer kleiner Spartengewerkschaften wohl nicht ernsthaft zu rechnen.
Wie sieht die Situation derweil in China aus?
Arbeitsplatzvernichtung u.a. in Deutschland infolge Offshoring ist das Ergebnis der Ausbeutung chinesischer und indischer Niedriglohnarbeiter; aber wie lange lassen sich diese genau das überhaupt noch gefallen, wann organisieren sie sich endlich dagegen?
Unter dem Titel „Wut am Fließband“ berichtet die SZ vom 25.6.: „Chinas wirtschaftlicher Erfolg basiert auf der Ausbeutung von Arbeitern, nun begehren sie auf“.
Mit Streiks (als Ausdruck des Ungleichgewichts, einer immer weiter auseinanderklaffenden Einkommensschere) im ganzen Lande; die rechtliche Lage ist dazu reichlich verworren, Streiks sind weder erlaubt noch verboten; Aufbegehren ist aber in China in jedem Falle nicht ungefährlich und erfordert eine hohe Zivilcourage.
Von den Gewerkschaften gehen diese Streiks freilich nicht aus, denn Gewerkschaften, deren Führer die Arbeiter selbst wählen dürfen, gibt es noch nicht, unabhängige Gewerkschaften sind in China sogar per Gesetz verboten.
Der Gewerkschaftsbund ACFTU (mit über 130 Mio Mitgliedern) ist in Wahrheit nur ein verlängerter Arm der Partei, und diese hat kein Interesse daran, ihren Dumpinglohn-basierten Wettbewerbsvorteil aufzugeben.
Und in Indien? Da gibt es mehr als 60.000 registrierte „Betriebsgewerkschaften“, von denen aber die meisten nur auf dem Papier existieren, mit der Folge, dass die riesigen sozialen Unterschiede in Indien durch den Indien-Boom eher noch zementiert statt aufgeweicht werden.
Wo es aber keinen „sanften“ Ausweg gibt, kann es eines Tages zu explosionsartigen Aufständen kommen.
Dabei sind die Probleme in Indien meist weniger, dass es keine Arbeitnehmerrechte gäbe, als dass sich keiner daran hält. So gibt es (in der schönen Theorie) sogar ein Gesetz, nach dem größere Entlassungen in Firmen nur mit Genehmigung der Regierung durchgeführt werden dürfen – ein krasses Beispiel für den Unterschied zwischen Theorie und Praxis; gleiches gilt für konsequent ignorierte Mindestlöhne.
(bt)
Freitag, 25.6.2010
Siemens: Neue Strategie
Siemens-Chef Peter Löscher liegt bei seinen Prognosen genauso verkehrt wie gewisse Gewerkschaftsvertreter: Er meinte, Deutschland würde Ghana 3:1 besiegen...
Ob auch seine sonstigen Prognosen so zuverlässig sind?
Er prognostizierte jedenfalls „ganz sicher ein weiteres Rekordjahr“, und kündigte ein neues Strategieprogramm an, das stärkeres Wachstum ohne Rendite-Einschnitte anstrebt.
Siemens solle organisch (statt durch große Zukäufe) wachsen, es werde aber weiterhin „kleinere“ Zu- und Verkäufe geben; dafür gibt’s dann natürlich gleich eine neue Wortkreation, „Portfolio-Arrondierungen“ (diese Österreicher...). Darüber, was das für SIS bedeutet, hüllte er sich jedoch noch in Schweigen; soll SIS ausgegliedert werden aber im Konzern verbleiben?
Wenig freundlich klingt auch die Formulierung: „Löscher machte klar, dass sich Siemens auch aus Gemeinschaftsfirmen wie dem Netzwerkbauer Nokia Siemens Networks verabschieden werde“.
(
www.wienerzeitung.at)
Wirklich neu oder überraschend ist das nun freilich nicht; und bekanntlich kann man etwas nicht ohne Käufer verkaufen.
Nichtsdestotrotz, wenn es denn eines Tages so weit kommen sollte, was ändert sich dann durch so einen Siemens-Ausstieg für die Siemens-stämmigen NSN-Mitarbeiter?
Die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze dürfte dadurch kaum mehr sinken, denn weniger als Null gibt’s nicht. Die Siemens-Anteilseignerschaft hat auch den NSN-Betrieb in der Münchner Hofmannstraße nicht vor der offshoringbedingten Schließung bewahrt.
Auf künftige Gehalts- und vor allem auch Abfindungs- Entwicklungen hingegen dürfte sich ein solcher Siemens-Ausstieg nachteilig auswirken: Die Siemens-typischen Abfindungen dürfte es bei NSN dann wohl nicht mehr allzu lange geben.
(bt)
Sonntag, 20.6.2010
NCI-Stammtisch
am 17.6. fand der 53. Stammtisch im alten Wirt in Thalkirchen statt. Mit 13 KollegInnen war er gut besucht, auch zwei neue Kollegen fanden sich in der Runde. Es gab anregende Gespräche und die neuen Kollegen waren mit den Informationen sehr zufrieden.
Der 52. Stammtisch am Nockherberg am Dienstag, den 18.5. war weniger gut besucht. Es war der Versuch, den Stammtisch an einem anderen Tag und in der Nähe des Standortes Mch M stattfinden zu lassen. Anscheinend kommt der neue Termin und die Lokalität in der Nähe der Martinstraße nicht an.
Der 53. Stammtisch zeigte aber auch, dass weiterhin Interesse besteht, und es macht auch Spaß, die KollegInnen außerhalb der Firma in lockerer Runde und angenehmer Atmosphäre zu treffen. Außerdem ist es sehr schön zu sehen, dass auch immer wieder neue KollegInnen dazustoßen.
Also auch hier nochmals: Jeder, der Interesse am NCI-Stammtisch hat, ist herzlich eingeladen. Wir treffen uns immer 1 x im Monat.
Die Ankündigung dazu steht rechtzeitig im Banner der NCI Hompage
www.nci-br.de.
(BB)
Freitag, 18.6.2010
Rote Karte für...
...eigentlich noch 102 Staaten der Welt, die laut Amnesty International (AI) die Todesstrafe noch nicht abgeschafft haben. Anlässlich der Fußball-WM in Südafrika zielt die
bayernweite Aktion von AI „Platzverweis für Todesstrafe“ am 19. Juni 2010 hauptsächlich auf die Teilnehmerländer der WM. Immerhin gibt es in zehn beteiligten WM-Ländern noch die Todesstrafe.
In einem
Interview mit der Süddeutschen Zeitung relativiert die Bezirkssprecherin von AI die Anzahl der betroffenen Länder folgendermaßen: „Man muss diese Länder grundsätzlich erst einmal in drei Kategorien einteilen.“
- Länder, in denen die Todesstrafe nur noch in Kriegszeiten existiert: Brasilien und Chile.
- Länder, in denen es die Todesstrafe per Gesetz noch existiert, wo sie aber nicht vollstreckt wird: Algerien, Ghana, Kamerun und Südkorea.
- Länder, in denen die Todesstrafe vollstreckt wird: USA, Nordkorea, Japan und Nigeria.
Mittlerweile haben mehr als zwei Drittel aller Staaten weltweit die Todesstrafe per Gesetz oder zumindest in der Praxis abgeschafft. Dennoch lebt nur ein Drittel der Weltbevölkerung in Staaten, die nicht hinrichten.
(sh)
Dienstag, 15.6.2010
InWaChRo-Homepage eingestellt
Unsere NCI-Kolleginnen Inken und Christine haben überraschend beschlossen, die Arbeit an ihrer InWaChRo-Homepage einzustellen. (
blog.nci-net.de
Die mitunter ausgesprochen unerfreulichen Vorkommnisse, die auch schon zum Rücktritt Christines von ihrem NSN-Betriebsratsmandat führten, dürften wohl ihr Teil zu dieser Entscheidung beigetragen haben. So bleibt uns nur noch ein Dankeschön an die beiden für ihr bisheriges Engagement und für ihre viele Arbeit mit dieser äußerst informativen Internet-Homepage.
Glücklicherweise hat sich unser Mitarbeiternetz NCI schon vor ein paar Jahren, als schon einmal das Ende dieser Internetseite angekündigt wurde, mit einer eigenen NCI-Internethomepage unabhängig gemacht, so können wir nun trotzdem einfach lückenlos weiter machen.
Diese (nunmehr einzige aktive) NCI-Homepage heißt
www.NCI-BR.de.
Aber jeder der diese Zeilen liest hat sie ja eh schon gefunden...
Bitte erzählt auch Euren NSN-Kollegen davon, die uns vielleicht noch nicht gefunden haben.
Auch möchten wir bei der Gelegenheit nochmal betonen, dass JEDER NCI’ler Artikel für diese Homepage www.NCI-BR.de bei der Redaktion (nci-redaktion@nci-br.de) einreichen kann!
Dem Aufruf von Inken und Christine „Eigenverantwortung verbunden mit Eigeninitiative zu übernehmen“
können wir uns in diesem Sinne nur anschließen; und wer dann sagt „ich kann aber nicht so gut schreiben“ der möge sich mit dem Kant-Zitat von seiner schüchternen Zurückhaltung verabschieden:
„Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen!“
WIR alle sind das NCI, für NCI’ler gibt es keine Unterteilung in Aktivisten und Konsumenten, jeder NCI’ler ist beides zugleich.
Und wie gut unsere NCI-Homepage künftig ist, dazu kann jeder selber sein Teil beitragen!
Ein lebendiges Mitarbeiternetz lebt davon, dass alle mitmachen.
Also machen wir alle doch einfach weiter!
(bt)
Sonntag, 13.6.2010
Ölpest im Golf von Mexiko – ein doppeltes Desaster
Seit 8 Wochen sprudelt nun aus einem Ölbohrloch am Meeresgrund im Golf von Mexiko in 1500 m Tiefe eine unvorstellbare Menge an Öl ins Meer mit noch unvorhersehbaren Folgen für die Natur und Menschen – und ein Ende des Umweltdesasters ist noch nicht in Sicht.
Ein Unglück oder unvorhersehbarer Unfall war die Explosion nicht. BP ging ein zu hohes, unkalkulierbares Risiko bewusst ein, Kontrollen (auch die staatlichen Aufsichtsbehörden) haben versagt, Sicherheitsvorschriften wurden umgangen, Warnzeichen ignoriert.
Neben der eigentlichen Katastrophe, die durch die Explosion der Bohrplattform „Deepwater Horizon“ 11 Todesopfer forderte, erleben wir seit Wochen ein Krisenmanagement, das man nur als weiteres Desaster bezeichnen kann.
Da das Krisenmanagement offensichtlich nicht auf existierende Katastrophenpläne zurückgreifen kann, versucht man die dilettantischen Maßnahmen zur Abmilderung der Ölpest vor der Öffentlichkeit zu verschleiern mit zweifelhaften Methoden wie Zensur der Presse, Medienblockade, Beeinflussung, Manipulation der Öffentlichkeit, Falschinformationen etc. Der Autor ist sich sicher, dass die nachfolgende Liste nicht vollständig ist.
- BP-Zensur und Medienblockade:
BP, die US Küstenwache und auch das US Heimatschutzministerium errichten Sperrzonen am Boden, zu Wasser und in der Luft auch für Reporter und schränken damit die freie Berichterstattung ein.
- Mangelnde Transparenz:
Transparenz heißt bei BP blauer Himmel und blaues Wasser, wie in ihrem neuesten PR-Video über 60 sec zu sehen ist, das sich BP 50 Millionen Dollar kosten ließ. Die Bilder der Unterwasserkamera am sprudelnden Ölloch wurden allerdings erst auf erheblichem Druck der US-Behörden freigegeben. Die Medienberichterstattung wird stark reglementiert, Journalisten werden teilweise eskortiert. Das erinnert doch sehr an eine Kriegsberichterstattung.
- Manipulation der Öffentlichkeit:
BP kauft bei den wichtigsten Suchmaschinen im Internet Top-Platzierungen für Schlüsselworte wie z.B. „Ölpest“. Damit werden die Suchende auf die offizielle Website von BP umgeleitet, um dort verharmlosende Informationen über die Ölkatastrophe zu erhalten, wie gewohnt mit grünem BP Logo und weitgehend in grüner Schrift.
- Falschinformationen:
Die ausgeflossene und ausfließende Ölmenge wurde falsch angegeben und muss auf Druck der US-Geologiebehörde und deren Schätzungen mehrfach deutlich nach oben korrigiert werden. Die Schätzungen des Ozeanografischen Instituts Woods Hole sind noch höher.
- Beeinflussung eines Richters:
Nach Berichten von US-Medien versuche BP einen ölfreundlichen Richter zu lobbyieren. Bereits jetzt laufen unzählige Klagen gegen den Ölriesen, da gilt es Kosten zu sparen.
- Einsatz von verbotenen Mitteln:
Obwohl die US-Behörden die giftige Chemikalie Corexit verboten haben, wird dies weiterhin von BP massenhaft zur Auflösung der Ölteppiche auf dem Meer eingesetzt. Das Handelsblatt befürchtet Auswirkungen wie bei „Tschernobyl unter Wasser“. Und die Vorliebe für Corexit ist kein Zufall. Laut Tagesschau sitzt BP im Aufsichtsrat des Corexit-Produzenten Nalco und die machen derzeit einen riesigen Gewinn mit Corexit.
- Mitarbeiter ohne Schutz bei Aufräumarbeiten:
Mitarbeiter, die bei Aufräumarbeiten ohne Handschuhe und entsprechender Schutzkleidung arbeiten mussten, klagen über Atembeschwerden, Kopfschmerzen und Unwohlheiten.
Solche Methoden erinnern eher an die Abwicklung von „Unglücken“ in China, das Ganze spielt sich aber „in der freien Welt“ ab, vor den Augen des mächtigsten Politikers der Welt, ohne dass die (soziale) Verantwortung von BP spürbar eingefordert wird.
Was tut die US Regierung?
Der Spiegel schreibt von einem neuen Ultimatum der US Regierung, dass BP einen überzeugenden Plan zur Eindämmung des Ölflusses bis Ablauf des heutigen Sonntages vorlegen muss. Wer beurteilt oder kann beurteilen, was überzeugend ist? Was passiert, wenn der Plan nicht vorliegt oder überzeugend ist? Über Konsequenzen ist nichts bekannt. Der politische Druck auf BP wird zwar etwas größer, aber angesichts der 8 Wochen, die bereits vergangen sind, scheint dies eher eine Beruhigung für die Bevölkerung zu sein. Bleibt zu hoffen, dass das
„Kotau vor der Ölindustrie“ endlich ein Ende findet.
Leider bestätigt BP
laut Glocalist die neuste GfK-Studie zum Thema „welche Branchen stehen aus Ihrer Sicht ganz besonders für Soziale Verantwortung/Nachhaltigkeit von Unternehmen?“ das fehlende soziale Gewissen der Mineralölbranche. Während die Land- und Forstwirtschaft (68%) an der Spitze stehen, kommen die Mineralölgesellschaften (21%) am schlechtesten weg.
Vielleicht müssen die Kunden auch bei „Beyond Petroleum“ nachhelfen,
in den USA scheint ein Boykott anzulaufen und bei mehr als 10.000 BP-Tankstellen auch zu wirken. In Deutschland muss man wissen, dass zum BP-Konzern ARAL und das beliebte Motoröl Castrol gehören. Greenpeace kann sich zu einem Boykott-Aufruf nicht durchringen, aber etliche Internet-User-Gruppen organisieren sich.
(sh)
Donnerstag, 10.6.2010
NSN: Licht am Ende des Tunnels?
Man könnte auch sagen: Turnaround in Sicht?
Als positives Signal kann man zumindest werten, dass bei NSN in München zwar nach wie vor kurzgearbeitet wird, aber im Juli wegen gestiegener Nachfragen (und daher Arbeit) deutlich weniger Kollegen in die Kurzarbeit geschickt werden sollen als bisher geplant.
Die fehlerhaften Kurzarbeits-Gehaltsabrechnungen sollen übrigens mit der Juni-Abrechnung bereinigt werden.
(bt)
Donnerstag, 10.6.2010
Emmely siegt vor Gericht
Die als Präzedenzfall für Bagatellkündigungen bekannt gewordene Kassiererin "Emmely" hat ihren Kündigungsschutzprozess letztinstanzlich gewonnen und ist weiterzubeschäftigen.
Das BAG-Urteil, von dem deutliche Signalwirkung ausgehen dürfte, wurde damit begründet, dass ihre "erhebliche Pflichtwidrigkeit" nur eine Abmahnung, aber keine Kündigung gerechtfertigt hätte.
Letztlich eine Frage der Verhältnismäßigkeit; das in 30-jähriger Mitarbeit erworbene Vertrauen könne durch eine einmalige und geringe Verfehlung "nicht aufgezehrt" werden, zudem sei der wirtschaftliche Schaden für die Supermarktkette vergleichsweise gering.
(
www.t-online-business.de)
Das Bundesarbeitsgericht bleibt jedoch bei seiner grundsätzlichen Rechtsprechung, wonach Bagatelldelikte auch weiterhin ein Kündigungsgrund sein können - können, aber nicht immer müssen; im Fall "Emmely" reichte es eben nicht für eine Kündigung.
Dieses Urteil kann also nicht als Grundsatzurteil gegen Bagatellkündigungen jeglicher Art verstanden werden, Bagatelldelikte können weiterhin zu Kündigungen führen. Das bedeutet, dass auch künftig jede einzelne Bagatellkündigung fallindividuell durch die Instanzen geklagt werden muss.
Also ein ganzer Sieg für Emmely, aber erstmal nur ein halber für die deutschen Arbeitnehmer insgesamt.
(bt)
Donnerstag, 10.6.2010
Bochum-Schließung: Nokia darf Fördermittel nun doch behalten
...so eine (noch nicht rechtskräftige) Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts. (
futurezone.orf.at)
Letzten Endes hat die öffentliche Hand vor Ausschütten des Füllhorns nicht konkret genug die Bedingungen für diesen Geldregen fixiert (woraus man für die Zukunft nur lernen kann):
Die Fördergelder waren zwar für F&E für Handy-Multimediaanwendungen mit dem Ziel einer Stärkung des Standorts Bochum bestimmt, aber der Förderbescheid des Ministeriums aus dem Jahr 2004 enthalte leider keine Formulierung, die Nokia tatsächlich zur Erhaltung seines Bochumer Standorts über den Sommer 2008 hinaus verpflichte, so das Gericht.
Die Mittel seien ordnungsgemäß für das Forschungsprojekt verwendet worden und somit trotz Standortschließung der Förderzweck erfüllt.
Zwar habe Nokia seinem Förderantrag einen Verwertungsplan beigelegt, in dem es hieß, dass das Bochumer Forschungszentrum durch das Projekt konkurrenzfähig gemacht werden solle. Nach Auffassung der Richter durfte das Ministerium aus diesem Verwertungsplan aber keine rechtsverbindliche Verpflichtung ableiten.
Wie gesagt: Nicht ärgern, sondern für künftige Subventionen daraus lernen, Subventionsbedingungen knallhart auszuformulieren!
Aber auch an Nokia ging der Schlamassel bekanntlich nicht ohne Schaden ab: Mit einem Verbraucherboykott quittierten die deutschen Verbraucher diesen unfreundlichen Nokia-Offshoringakt, und Konkurrent Blackberry warb ex-Nokia-Entwickler ab, die in kurzer Zeit schöne neue Smartphones entwickelten, nur eben nun für die Konkurrenz, während Nokia den Smartphonemarkt verschlafen hat - hoffentlich hat auch daraus jemand etwas gelernt!
Bei dieser Standortschließung wegen ein paar Lohnkostenvorteilen gab es letztlich auf allen Seiten nur Verlierer.
(bt)
Donnerstag, 10.6.2010
Selber schuld: Hat die NSN-Konkurrenz den Aufschwung verschlafen?
Laut Wall Street Journal (
www.heise.de) leiden die Netzwerkausrüster Ericsson und Alcatel-Lucent unter Bauteile-Nachschubmangel von chinesischen Zulieferern.
Ihre Kunden (die Netzbetreiber) wollen ihre Mobilfunkinfrastruktur der wachsenden Internetnutzung durch Smartphones anpassen, dadurch erhöht sich erfreulicherweise ihre Nachfrage; Hintergrund der dabei nun aber auftretenden Lieferschwierigkeiten sind sowohl die Abhängigkeit von billigen chinesischen Lieferanten (statt auch mal im Lande einzukaufen) als auch die Tatsache, dass genau diese chinesischen Lieferanten zudem einige Fabriken geschlossen haben und daher nun nicht mehr mit dem steigenden Bedarf mithalten können.
Das ist die gerechte Strafe für zu einseitige Fokussierung auf das Niedriglohnland China: Geiz ist eben doch nicht immer geil! Wer zu einseitig immer nur und ausschließlich auf Lohnkostenvorteile schaut, und sich dabei dann auch noch in solche Abhängigkeiten bringt, den straft eben früher oder später doch das Leben.
(bt)
Donnerstag, 10.6.2010
Korruptionsskandal: Siemens will Millionen von AUB-Gründer Schelsky
... was dieser ablehnt, eine gütliche Einigung kam erwartungsgemäß nicht zustande und nun dürften umfänglich und länglich die Gerichte tagen.
Schelskys Anwalt führt sowohl an, dass er pleite und von ihm eh nichts mehr zu holen sei, als auch, dass er mit den Siemens-Geldern doch nur genau das getan habe was er für Siemens damit tun sollte (eine gewerkschaftsfeindliche Betriebsräteorganisation aufbauen), und nun tue der Auftraggeber Siemens ganz unschuldig und verklage ihn auch noch...
Im Strafprozess im November 2008 war allerdings bekanntgeworden, dass Schelsky die Siemens-Zahlungen in Höhe von rund 30 Mio. auch für private Ausgaben wie etwa die Renovierung seines Hauses oder die Unterstützung von Sportvereinen verwendet hatte; nun mag Letzteres vielleicht noch als AUB-Imagewerbung durchgehen, aber die Hausrenovierung?
Wie auch immer: Nach dem gescheiterten Gütetermin steht nun ab 1.9.2010 das Hauptsacheverfahren an.
(
www.nn-online.de)
(bt)
Mittwoch, 9.6.2010
Müssen die Netzbetreiber wieder einkaufen?
Sollte den Lieferanten nur recht sein - Cisco jedenfalls rechnet bis 2014 mit einer Vervierfachung des Internetverkehrs. (
de.reuters.com)
Allerdings spekuliert Cisco dabei vor allem auf das Herunterladen von Videos - hmm, war da nicht was? Schon vor Jahren hat Siemens auf einen Markt für "Videos on Demand" gesetzt und dafür sein ATM-Produkt "EWSX" (36190) entwickelt. Um es gleich darauf (am Tag der Produktfreigabe durch die Entwicklung) wieder einzustampfen - der Markt verhielt sich anders als prognostiziert.
War nun Siemens damals einfach nur zu sehr seiner Zeit voraus, oder haben sich die Zeiten wirklich gewandelt? Geht die Rechnung auf, und profitieren auch Netzausrüster wie Nokia Siemens Networks davon?
In den letzten zwei Jahren gab es auch schon Prognosen, 2010 gebe es enormen Ausbaubedarf für die Internet-Kapazitäten; wirklich getan hat sich aber wenig, was daran liegen mag dass ja auch erst mal jemand da sein muss, der dafür Geld in die Hand nimmt. Oder liegt hier die Chance eher im durch die Smartphones gesteigerten Mobilfunk-Bandbreitenbedarf? Auf welches Pferd müssen wir setzen?
Die Angst, etwas am Markt vorbei zu entwickeln, ist genauso groß wie die Angst, einen neuen Markttrend zu verschlafen (wie Nokia mit den iPhones; hier hat sich die Schließung von Nokia Bochum pädagogisch wertvoll gerächt, und Blackberry hat sich über die guten Nokia-Smartphoneentwickler gefreut), hier ist also professionelles Trendscouting unabdingbar. Ein indirektes Trendscouting, denn Trends werden vom Endverbraucher, dem "Consumer" gesetzt, und wirken sich dann erst indirekt auch auf das Infrastrukturgeschäft aus.
(bt)
Dienstag, 8.6.2010
Von Rücktritten
Es scheint eine neue Mode ausgebrochen zu sein: Der plötzliche Rücktritt von gewählten Vertretern und Repräsentanten. Hier eine Rückschau.
Als (vorerst!) letzter hat Horst Köhler hingeschmissen. Offizielle Begründung: fehlender Respekt für sein Amt. Nicht nur meine Interpretation: Schönwetter-Segler ohne Durchhaltekraft.
Vorausgegangen ist Roland Koch, nach nicht mal der Hälfte der Wahlperiode. Seine Gründe hat er halboffen selber genannt: Das Geld ruft. Und wie man munkelt war kein höheres politisches Amt für ihn drin.
Auch bei NSN in Mch M hat es schon Rücktritte gegeben. Christine R. hat („nach reiflicher Überlegung“) ihr mit allen Mitteln hart errungenes Betriebsrats-Mandat nach nur einem ¾ Jahr hingeschmissen. Über ihre vielfältigen Gründe hat sie ebensoviel
geschrieben. Mein Kommentar: Der eigene Wunsch und die eigene Wahrnehmung waren meilenweit von den Realitäten entfernt.
Nicht zu vergessen der Rücktritt des gesamten(!) Betriebsrates in Mch M im Sommer 2009. Die offizielle Begründung: die Restrukturierung naht und der neue BR muss darauf vorbereitet sein. Aber stattdessen wurde Christine R. kurz nach der Wahl aus dem wichtigen Betriebsausschuss (BA) wieder abgewählt. Und die Restrukturierung kommt, Gott sei Dank, frühestens im Hebst 2010. Das war allen Betriebsräten an anderen NSN Standorten auch klar, weswegen sie keine vorgezogenen Wahlen gemacht haben. Meine Interpretation: so manche(r) Mann/Frau in Mch M wollte durch die vorgezogene Wahl nur die lästige Konkurrenz um die BR-Sitze los werden.
Vier Rücktritte, vier verschiedene Geschichten dahinter. Aber eins haben sie gemeinsam: so was tut man/frau schlicht nicht! Aus Respekt vor den eigenen Wählern und vor der Demokratie insgesamt.
(St.Martin Watch)
Dienstag, 8.6.2010
Bei Foxconn kehrt keine Ruhe ein
Die Arbeitsrechtsorganisation SACOM (
Student and Scholars against Corporate Misbehaviour) ruft deshalb zum internationalen Protesttag gegen Apple auf. Zur Erinnerung an die Opfer bei Foxconn will SACOM weltweit ein Zeichen setzen mit einem Protest vor den Apple-Stores (
www.glocalist.com), und zwar am 8. Juni, an dem Tag also, an dem die vierte Generation der iPhones auf den Markt kommt.
Was ist der Hintergrund dieses Protestes?
Die Selbstmordserie bei Foxconn – wir berichteten (
unser Artikel vom 27.5.) - reißt leider nicht ab (ein weiteres Opfer (
chinadilemma.com) ist zu beklagen), die chinesische Regierung sieht keinen Grund zum Handeln, die Firmen kündigen (seit 2006) Überprüfungen an, SACOM Mitarbeiter bekommen keinen Zugang zu dem Unternehmen und der Präsident von Foxconn hat bisher jede Verantwortung von sich gewiesen.
Das Interesse der Presse ist groß, der öffentliche Druck auf die Verantwortlichen steigt. Die Gewerkschaft China Labor Watch fordert eine „gründliche Untersuchung des Lebens an den Produktionslinien“. Die Pekinger Zeitungen wollen einen „Verhaltenskodex mit fortschrittlichen Arbeitsstandards“. Die Chinesische Regierung versucht aber auch in diesem Fall mit einer Zensur von Internet und Presse die Transparenz zu verhindern. Daher haben die sog. Netizens (internet citizens) eine extra Gruppe gegründet, Foxconn’s Netizens Observation Team (
micgadget.com) , die Informationen über die Zustände bei Foxconn untersuchen und im Netz veröffentlichen soll. Der Stern gibt einen tiefen Einblick zu den Vorgängen hinter den Türen von Foxconn mit seiner Bildserie
„Besuch in der Selbstmordfabrik“. Basis für diese Informationen dürfte auch ein Undercoverjournalist sein, den die Zeitung Southern Weekly als Praktikanten ins Unternehmen einschleuste.
Wie sieht die Lösung für Foxconn (und deren Auftraggeber) aus?
Nach einer ersten ungewöhnlichen
Lohnerhöhung um 30% wird jetzt aufgrund der massiven öffentlichen Kritik eine zweite Lohnerhöhung um nochmals bis zu 66% (
www.spiegel.de) für das Werk in Shenzhen nachgeschoben. Nun, an Geld mangelt es offensichtlich nicht, Foxconn macht riesige Gewinne von 1.7 Milliarden Dollar, die Finanzkraft von Apple brauchen wir nicht mehr zu erwähnen.
Ob die Lohnerhöhungen allein die Lösung der vielen Probleme ist oder bringt, darf allerdings bezweifelt werden.
(sh)
Montag, 7.6.2010
Eine gute Produkt-Idee
...hatte NSN-Halbmutti Nokia da mal: Künftig kann man Nokia-Handys beim Radeln aufladen!
Mit dem „Bicycle Charger Kit“ (=Dynamo) kann man sich in 10 Minuten bei nur 10km/h schon die Energie für eine halbe Stunde aktiver Handynutzung (bzw. für 37 Stunden Standby) erstrampeln.
Gedacht ist das erstmal primär für Afrika, China und Indien; in Kenya z.B. soll das Set 15 Euro kosten. Aber eigentlich auch keine schlechte Idee für hier: Viele Nokia-Handys verfügen über ein (auch für Radtouren nützliches) Navigationssystem, dessen Dauer-Anzeige aber den Handy-Akku schon in einer Stunde geleert hat. Hoffen wir also, dass wir das Teil nicht nur per Re-Import aus Afrika beziehen können...
(bt)
Montag, 7.6.2010
Endlich entschlüsselt: Das Gen für hohe Gehälter
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat statistisch nachgewiesen, dass in Deutschland der Nettostundenlohn mit jedem Zentimeter Körpergröße um 0,74% steigt; so erzielt z.B. ein Mann mit 192 Zentimetern einen um 26,7% höheren Nettostundenlohn als ein Kollege mit 163 Zentimetern.
Na, ist das nicht mal ein schönes Thema für Gleichstellungsbeauftragte: „Gleiches Geld auch für die Kleinen!“
Zugleich erklärt das aber auch, warum Frauen weniger als Männer verdienen: Die Mädels sind halt einfach zu klein! (Ob High Heels dagegen helfen? Irgendwie wahrscheinlich schon...)
Bevor wir nun über Abhilfemaßnahmen philosophieren: Es gibt auch noch einen anderen sehr interessanten Zusammenhang. Festgestellt wurde nämlich auch, dass sich „moderate Alkoholkonsumenten“ (wohlgemerkt: „moderate“!) der höchsten Verdienste erfreuen!
Kann man also eine geringe Körpergröße durch Alkoholkonsum kompensieren und so sein Einkommen steigern? Hängt vielleicht davon ab, ob man auch mit den richtigen Leuten trinkt...
Schlechte Nachrichten aber für die bayrischen Freunde der flüssigen gelben Nahrung namens Bier: Es sind die Weintrinker, die durchschnittlich einen 10% höheren Bruttolohn als Nichttrinker mit gleichem Bildungsstand beziehen. Biertrinker hingegen haben allenfalls auf dem Land Vorteile, nicht aber in der Großstadt.
So, alles klar jetzt? Dann mal los! Wein trinken, zum Bier-Trinken auf’s Land fahren, und vielleicht doch noch ein bisschen wachsen, dann wird das schon mit der Gehaltserhöhung!
(bt)
Sonntag, 6.6.2010
"Der Kunde ist König"
– kann der Kunde dem Sprichwort Gültigkeit verleihen?
Die Firma Schlecker kam in den letzten Monaten sogar bei der Bundesregierung in Verruf, weil das Unternehmen immer weitere Teile der Stammbelegschaft durch schlechter bezahlte Mitarbeiter einer Leiharbeitsfirma ersetzte. Nach massiver öffentlicher Kritik u.a. auch von der Gewerkschaft Ver.di stoppte Schlecker die Billig-Leiharbeit ohne allerdings das Einsehen zu bekunden, dass hier Gesetzeslücken schamlos ausgenutzt wurden.
Der wahre Grund für das Einlenken dürfte ein enormer Gewinneinbruch gewesen sein, den
der Spiegel in den ersten vier Monaten in 2010 auf 16% beziffert. Mit dem Kundenschwund aufgrund des Lohndumping-Streits bei Schlecker beschäftigt sich eine brandneue Studie (03/2010) des Marktforschungsinstituts GfK. Darin wird – höchst bemerkenswert - ein verändertes Käuferverhalten so beschrieben, dass „zunehmend kritische Verbraucher ... solche ethischen Fehltritte inzwischen nicht mehr nur durch zeitweilige Kaufzurückhaltung, sondern durch dauerhaften Vertrauensentzug (bestrafen)“.
Der Glocalist - „Tageszeitung für CSR & Wirtschaftsethik, Nachhaltigkeit & soziale Verantwortung“ - berichtet über die Präsentation dieser GfK-Studie in Wien. Dort formulierte Mag Zeh, Division Manager von GfK, klar die Konsequenz an die Firmen: „CSR und Soziale Verantwortung von Unternehmen ist bereits ein
„must have“.
(Anmerkung der Redaktion: CSR = Corporate Social Responsibility)
Damit bei allen Firmen das Bekenntnis (oder das Aushängeschild) CSR vom „must have“ zur gelebten Personalpolitik wird, müssen vermutlich noch viele Kunden ein bisschen nachhelfen.
(sh)
Donnerstag, 3.6.2010
Mehr als 2000 offene Stellen bei Siemens
Sage keiner mehr, wir bringen nur schlechte Nachrichten, und wenn gute, dann finden wir ein Haar in der Suppe...
Der Elektrokonzern Siemens, sonst eher in den Schlagzeilen wegen Stellenstreichungen, sucht mehr als 2000 neue Mitarbeiter, vor allem Ingenieure der Fachrichtungen Informatik, Maschinenbau, Elektrotechnik und Naturwissenschaften.
Und in Deutschland!
Personalvorstand Siegfried Russwurm sieht darin einen wichtigen Frühindikator und ein Signal dafür, dass sich die Stimmung am Arbeitsmarkt insgesamt aufhellt. Auch sein Blick in die Zukunft ist optimistisch: "Der Bedarf nach qualifizierten Nachwuchskräften wird eher zu- als abnehmen schon allein wegen der demografischen Entwicklung in Deutschland"
(Ach ja, vielleicht doch noch ein Haar: Die Meldung enthält nichts darüber, dass Siemens auch Leute über 50 (wieder) einstellt. Versteht sich aber doch von selbst, seit das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (
AGG) Altersdiskriminierung verbietet - oder?)
www.aktien-meldungen.de
(rk)
Mittwoch, 2.6.2010
Lohnerhöhung um 30% - das gibt es nicht?
Doch, das gibt es und zwar freiwillig und ohne Streik: Der weltgrößte Elektronikhersteller Foxconn, der seine Produktionsstätten in China hat, erhöht die Löhne der Arbeiter um 30% - ab sofort. Trotzdem müssen wir da nicht neidisch werden, nach der Erhöhung beträgt der Monatslohn umgerechnet 143 €.
Der Hintergrund für diese ungewöhnliche Maßnahme ist eine selbst für China ungewöhnliche Selbstmordserie unter den Mitarbeitern der Firma Foxconn, die in der Weltpresse Beachtung fand – insbesondere weil die Firma zunächst mit einer
perfiden Fürsorgemaßnahme (schriftlicher Selbstmordverzicht) weitere Selbstmorde verhindern wollte.
Mit der Lohnerhöhung – zunächst waren 20% in Aussicht gestellt worden - hoffen die Firmenvertreter, „dass die Angestellten eine positive Lebenseinstellung bekommen" und damit das Problem in den Griff bekommen. Die Lage ist aber offensichtlich dramatischer als dies bisher durchgesickert ist. Zusätzlich erhöhen die Unternehmen, die bei Foxconn fertigen lassen, den Druck durch eigene Ermittlungen – das Image von Weltfirmen wie Apple, Hewlett-Packard, Dell, Motorola, Nintendo, Sony und auch Nokia ist in Gefahr.
Wo aber bleibt die Diskussion der Ethik-Richtlinien für die Zuliefererfirma Foxconn?
Geld als Lösung scheint da die einfachste Maßnahme und kein Problem zu sein. Es wird damit
ein Punkt der grotten-schlechten Arbeitsbedingungen gemildert, aber wo bleibt die Diskussion der vielen anderen Punkte (hoher Arbeitsdruck, Arbeitstempo, persönliche Isolation, 12 Stunden Arbeit an 6 Tagen pro Woche, „militärischer“ Managerstil, mangelndes soziales Netz, ...), die laut Arbeitnehmervertretung wesentlich zu den Kurzschlussreaktionen der Mitarbeiter beigetragen haben sollen? Der Kommentar des Managements, dass die Lohnerhöhung den Arbeitern nun erlaubt „mehr Freizeit zu nehmen, was gut für ihre Gesundheit ist“, kann von den Arbeitern nur zynisch empfunden werden.
Während das Thema von der freien Presse (z.B.
Spiegel,
Süddeutsche,
Frankfurter Allgemeine) kritisch aufgenommen wird, spielt die Regierung in Peking das Problem herunter und verordnet der chinesischen Presse einen Maulkorb, über diesen Fall soll nur noch die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichten. Obwohl die gesetzlichen Arbeitsbestimmungen für die Wanderarbeiter (auch bei Foxconn) kaum eingehalten werden, scheint dies für die Chinesische Regierung kein Anlass zum Handeln zu sein.
(sh)
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