NCI Aktuell Archiv Mai 2007
Donnerstag 31.5.2007
Sind Sie motiviert?
Nein, nicht mehr?
Nach allem was uns die Firma zumutet, kein Wunder! Sollen Sie oder Ihre Kollegen ihren Arbeitsplatz verlieren und sollen Sie trotzdem motiviert Ihren Kampfgeist ausleben und Ihrem Projekt zu Höhenflügen verhelfen?
Vielleicht sollen Sie es auch nur zu einem schnellen Abschluss bringen, damit Ihr Arbeitsplatz umso schneller ausgegliedert oder ins Ausland verlagert werden kann? Fragen Sie sich auch, warum Sie Überstunden und Samstagsarbeit leisten sollen, Ihren Urlaub verschieben und Ihr Projekt ins Zentrum Ihres Lebens rücken sollen, wo doch Ihre Zukunftsperspektive so existentiell unsicher ist? Wenn die Firma von Ihnen Loyalität verlangt, muss sie diese selber bieten, mit Personalabbau bietet sie das Gegenteil - ein schlechter Tausch!
Wie wäre es, wenn wir nicht mehr mit 150 % Einsatz arbeiteten, sondern nach unseren vertraglichen 7 oder 8 Stunden nach Hause gingen, ohne Rücksicht auf die noch so "dringenden" Arbeiten. Morgen ist auch noch ein Tag und nächste Woche. Wussten Sie, dass die Leistungskurve schon nach der siebten Stunde rasant abfällt? Warum nach der vertraglichen Arbeitszeit dann mehr Fehler produzieren, statt die Arbeit ausgeruht qualitativ besser zu erledigen und das eigene Leben nach der Arbeitszeit genießen? Wann haben Sie gemeinsam mit Ihrer Frau / Ihrem Mann oder den Kindern unter der Woche etwas unternommen? Vielleicht ist die Zeit dazu reif, das Zentrum unseres Lebens wieder bei Familie und Freunden zu sehen, wo unser Arbeitsplatz doch eine sichere Perspektive missen lässt.
Leiden auch Sie unter vermehrten Erkältungserkrankungen, Stress, Schlaflosigkeit, Magen-Darm- oder Herz-Kreislaufproblemen oder diagnostiziert der Arzt bei Ihnen gar Burn-out oder eine Depression?
Und damit schleppen Sie sich jeden Tag zur Arbeit? Macht das Ihren Arbeitsplatz sicherer?
Sorgen Sie lieber für Ihre Gesundheit, denn wenn Ihr Arbeitsplatz entfällt, werden Sie krank noch weniger in der Lage sein, einen neuen zu finden.
Natürlich kann auch die kalte Wut in Ihnen hochsteigen wegen der groben Ungerechtigkeit, dass Sie die besten Ihrer Jahre der Firma gewidmet haben und sie Ihnen jetzt den Stuhl vor die Tür stellt. Das führt vielleicht dazu, dass Sie wirklich nur noch Ihren Job erledigen und nicht noch wie üblich mit anpacken wo gerade Unerledigtes wartet, das aber für den Fortgang des Projektes nötig ist.
Ach und wussten Sie, dass sie dem Gesetz nach Ihrem Arbeitgeber nur eine Leistung mittlerer Güte für Ihr Gehalt schulden? Haben Sie nicht auch ein "gut" bei den bisherigen Leistungsbeurteilungen oder in Zwischenzeugnissen stehen?
Das sieht so aus, als ob Sie ständig eine bessere Leistung liefern, als Ihnen bezahlt wird. Na, ja seit ERA und den diversen Einzelvereinbarungen ist der Unterschied zwischen Bezahlung und Leistung vielleicht noch größer.
Zahlen Sie beim Kaufmann auch immer ein Viertel mehr für Ihren Einkauf als er in Summe ausmacht, sozusagen als freiwillige Spende? Nein - und im Job?
Dann zeigen wir der Firma doch, dass sie genau das bekommt was sie verdient!
Denken Sie als Unternehmer in eigener Sache, der nur dann investiert, wenn es sich auch lohnt.
Wenn uns die Firma sichere Arbeitsplätze bietet als Gegenleistung für beste Arbeit und großen Einsatz, dann erwidern wir die Loyalität, die uns die Firma erweist, wenn wir jedoch vom Management nur als Kostenfaktor und als Beschäftigte auf Zeit gesehen und behandelt werden, reduziert sich verständlicherweise unsere Motivation auf die von "Beschäftigten auf Zeit", die vielleicht morgen schon nicht mehr zu dieser Firma gehören.
In jedem Fall müssen
nur wir - die Mitarbeiter - Fehlentscheidungen des Managements mit der einzigen Währung bezahlen, die wir besitzen - mit unserem Arbeitsplatz!
(gp)
Donnerstag 31.5.2007
Auch Lothar Pauly stolpert über die Siemens-Korruptionsaffäre.
Obwohl er ja nur ein relativ kurzes Gastspiel als Com-Chef hatte.
Laut
FAZ , Focus und DPA-AFX ermittelt die Staatsanwaltschaft nun auch gegen Pauly, der deswegen am Donnerstag seinen jetzigen Posten als Vorstand für den Geschäftskundenbereich T-Systems der Deutschen Telekom niedergelegt hat.
(cnn)
Donnerstag 31.5.2007
Siemens zahlt 3000 Euro Anwerbeprämie für neue Mitarbeiter!
Das ist die gute Nachricht! Gesucht werden bis zu 1000 neue hochqualifizierte Mitarbeiter, vor allem Maschinenbauingenieure und Verfahrenstechniker, aber auch Kaufleute mit Hochschulabschluss, und zwar für PG (Power Generation). (Das ist die schlechte Nachricht für NSN-Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze akut bedroht sind.)
In einem Mitarbeiterbrief zum "Mitarbeiter werben Mitarbeiter"-Programm heißt es: "Ihre Empfehlung ist uns 3000 Euro wert". Begründet wird die ungewöhnliche Personalsuchaktion mit einem gravierenden Mangel an Ingenieuren in Deutschland: "Der Personalbedarf sei angesichts des überaus gut laufenden Geschäfts nicht mehr zu decken."
Wie gesagt: Nicht bei Nokia-Siemens-Networks!
In der Com-Sparte begann im Jahr 2002 der fortgesetzte Stellenabbau wenige Wochen nachdem Kopfprämien für neue Mitarbeiter ausgelobt wurden. Wünschen wir den PG-Kollegen, dass es ihnen nicht ähnlich ergeht...
Quelle:
FAZ
(rk)
Mittwoch 30.5.2007
Schelsky und Feldmayer packen aus.
Wie
der neueste "Stern" berichtet, hat der mittlerweile zurückgetretene AUB-Chef Schelsky zugegeben, im Auftrag von Siemens gehandelt zu haben:
Der eigentliche Zweck seiner von Siemens empfangenen Millionen-Honorare habe in der Stärkung der AUB bestanden. Zitat: "Ich sollte mit dem Geld eine Dachorganisation aufbauen, und das habe ich getan ...
Ich war verdeckt als Lobbyist für Siemens tätig. Es gab einen klaren Auftrag aus der Konzernspitze. Der Plan kam aus dem Zentralvorstand". Konkrete Entscheidungen von Betriebsräten seien jedoch nicht erkauft worden. Auch Siemens-Vorstand Feldmayer bestätigte gegenüber der Staatsanwaltschaft, der eigentliche Zweck der "Beraterhonorare" sei die Finanzierung von Schelsky gewesen, damit der sich um die Stärkung des Betriebsräte-Verbundes AUB kümmere.
(cnn)
Dienstag 29.5.2007
Siemens erwägt Generalumbau mit Schaffung einer Holding-Struktur.
Für aufmerksame NCI-Homepage-Leser keine Überraschung: Wir sagen das schon seit 4 Jahren voraus, die Zeichen waren ja kaum mehr zu übersehen in diesen Zeiten ständiger Ausgliederungen.
Laut "Welt" vom 26.5. will der Aufsichtsrat in Absprache mit dem künftigen Siemens-Chef Peter Löscher das bisherige System von Zentralvorstand und operativ tätigen Bereichsvorständen auflösen; dies scheine "bereits ausgemachte Sache zu sein", das Kontrollgremium sei sich hier generell einig. An Stelle der alten Organisation denken Aufsichtsräte über Holdingformen etwa nach dem E.on- und Bayer-Modell nach. Federführend für diesen beabsichtigten Umbau seien mal wieder Cromme und Ackermann. Wen wundert’s.
Und warum, wieso, weshalb, wozu? No surprise:
"Der Vorteil der Holdingstruktur ist die Möglichkeit, einzelne Geschäftsbereiche schnell zu verkaufen", wird ein Aufsichtsrat zitiert. Danke! Und so bestätigt Cromme auch: "Es besteht Einigkeit im Vorstand ... dass es Randaktivitäten geben wird, die nicht unbedingt auf Dauer zu Siemens gehören müssen".
Auch der "Tagesspiegel" berichtet unter Berufung auf mehrere Aufsichtsräte, die neue Führung (Löscher/Cromme) wolle die Unternehmensstrategie noch deutlicher auf die Entwicklung des Aktienkurses hin ausrichten, mit einem extrem ehrgeizigen Kursziel von 140 Euro; ob dazu allerdings, wie schon immer von Analysten gefordert, die Konzentration auf ein noch engeres Portfolio und der Ausverkauf von allem anderen zielführend ist, darf bezweifelt werden, das hat auch Klaus Kleinfeld schon nicht geschafft. Genau darauf dürfte es aber wohl hinauslaufen: Aus dem Aufsichtsrat will der Tagesspiegel erfahren haben, die neue Führung sei "sich einig, dass Siemens in seiner heutigen Form viel zu breit aufgestellt ist."
Es sieht also ganz danach aus, als hätten sich mit Crommes Machtergreifung die Analysten mit ihren altbekannten Umbau-Forderungen durchgesetzt. Mag sein, dass dadurch tatsächlich ein paar kurzfristige Spekulationsgewinne drin sind, aber ob damit das Unternehmen wohl auch langfristig besser dasteht?
Es bedeutet schlicht die Abkehr vom "Gemischtwarenladen Siemens", oder man könnte auch sagen, vom Tausendfüßler, bei dem immer noch 999 Beine trugen, wenn eines mal schwächelte. Auf alle Fälle wird das Unternehmen dadurch anfälliger, und gut für sichere Arbeitsplätze ist es mit Sicherheit auch nicht gerade.
(cnn)
Dienstag 29.5.2007
Eine Million Zugriffe auf die NCI-Homepage!
Nach knapp viereinhalb Jahren hatten wir nun bereits den millionsten Lesezugriff auf unsere NCI-Homepages. (
Details zur Historie).
Diese Homepage ist nur unser sichtbarstes von mehreren Instrumenten der direkten Mitarbeiter-Vernetzung: Dahinter steht unser Mitarbeiternetz NCI.
Das Siemens-Management selbst gab unfreiwillig die Initialzündung für die Entstehung dieses Netzwerkes, das ohne einen so besonders rücksichtslosen (und auch nicht unbedingt rechtmäßigen) Stellenabbau wie damals in Mch-H wohl kaum entstanden wäre. Und seitdem wird man uns nicht mehr los...
Auch wenn NCI nicht nur aus seiner Homepage besteht, so sind doch Information und Öffentlichkeit über das Internet besonders wichtige Eckpfeiler unserer Arbeit:
Wir arbeiten für eine gut informierte Belegschaft, die ihre Rechte genau kennt und auch weiß, wie sie diese nötigenfalls durchsetzen kann.
Zugleich stellen wir eine gewisse Öffentlichkeit her; gerne erinnern wir uns an das empörte Zitat eines Siemens-Anwalts nach einem Kündigungsschutzprozess "ich kann hier kein Wort mehr sagen ohne dass es nachher weltweit im Internet nachlesbar wäre": Genau so ist es!
Seitdem funktioniert das Prinzip des "leisen Stellenabbaus" nicht mehr, und das ist gut so.
Dass gerade in Zeiten von Stellenabbau und Ausgliederung eine gut informierte Belegschaft nicht in jedermanns Interesse ist, war spätestens dann zu merken,
als die Firma Siemens ihren Mitarbeitern den Lesezugriff auf die bisherige NCI-Homepage sperrte; übrigens hatten wir niemals mehr Lesezugriffe als unmittelbar nach diesem unfreiwilligen Kompliment...
Nach dieser Zugriffssperre und der Umgestaltung der NCI-Homepage
www.nci-net.de zum Arbeitnehmerportal "NCI InWaChRo News" bauten wir unsere bisherige NCI-Betriebsratshomepage
www.nci-br.de zu einer zweiten, auch von Siemens aus noch zugreifbaren NCI-Homepage aus, mit etwas stärkerem Fokus nun auf aktuelle Vorgänge in unseren Münchner Betrieben bei Siemens und den diversen Siemens-Ausgliederungen wie z.B. Nokia Siemens Networks. Seitdem bieten wir also Interessantes auf zwei parallelen Internetseiten, mit Informationen u.a. zu Arbeitsrecht, Kündigungen, Betriebsübergängen, Mobbing, beE, ERA, Trennungsgesprächen, einem Diskussionsforum, und einer Seite mit den bisherigen Sendungen unserer monatlichen Radiosendung "NCI on Air" bei Lora München, sowie natürlich aktuellen Artikeln und Veranstaltungshinweisen.
Da wir unseren millionsten Besucher nicht kennen, können wir ihm/ihr leider keine echten Blumen überreichen, daher wenigstens ein virtueller Blumenstrauß.
Die Redaktion
Dienstag 29.5.2007
Nach Entlassungswellen: Personaldecke zu dünn!
Eine Online-Befragung von 312 Fach- und Führungskräften durch das Institut für Management und Wirtschaftsforschung (IMWF) in Hamburg bestätigt, auf was auch wir immer wieder hinweisen: Viele Firmen können vom derzeitigen Aufschwung nicht profitieren, weil sie Aufträge wegen Personalmangel nicht bearbeiten können. 48 Prozent der Unternehmen beklagen, dass sie bereits Aufträge verloren haben, weil ihre Personaldecke zu dünn war. Der Grund liegt im massiven Arbeitsplatzabbau der vergangenen Jahre.
Fatal wirken sich diese kurzsichtigen Managemententscheidungen derzeit insbesondere im produzierenden Gewerbe aus. Dort wird bevorzugt darüber geklagt, dass die Unternehmen nicht die geeigneten Fachleute - vor allem Ingenieure - finden. Trotz deutlicher Auftragszuwächse in den letzten zwölf Monaten wurden aber ausgerechnet in diesem Sektor in sechs von zehn Betrieben weiterhin Menschen entlassen. Diese Firmen haben den Aufschwung anscheinend verschlafen.
Das Risiko einer über das Ziel hinausschießenden Rationalisierung wird von vielen Managern unterschätzt. Bereits vor sechs Jahren musste laut der Frühjahrsumfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IDW) jedes zweite Unternehmen wegen Produktionsengpässen Aufträge ablehnen. Seitdem haben die Manager der in Deutschland tätigen Unternehmen nicht allzu viel hinzugelernt. Allerorten wurde weiter gespart, rationalisiert, freigesetzt ...
Quellen:
Handelsblatt: "Und wer soll jetzt die Arbeit machen?"
Wirtschaftswoche: "Entlassungswellen stellen sich als Fehler heraus."
(rk)
Montag 28.5.2007
Erst ERA - dann Mapping und nun?
Im Herbst 2006 wurden Sie als TarifmitarbeiterInnnen bei SN GmbH & Co. KG nach ERA eingruppiert und im Frühjahr 2007 für die neue Organisation von NSN GmbH & Co. KG gemappt und sind ab 01.04.2007 Mitarbeiter, bzw. Mitarbeiterin dieser neuen Gesellschaft.
Dieses Mapping soll sicherstellen, dass Sie in der neuen Organisation eine adäquate, ihrer bisherigen Tätigkeit und Qualifikation entsprechende, neue Aufgabe erhalten werden.
Ein Mapping ist keine Versetzung, sondern quasi eine vorläufige Information über Ihre neue Tätigkeit bei NSN nach erfolgter Versetzung.
Sorgen bereitet nun dem BR, dass einige der „neuen“ Vorgesetzten, weil Sie als Mit-arbeiterinnen noch gar nicht versetzt sind,
von Ihnen verlangen, sich auf diese „neue“ Stelle gem. Mapping zu bewerben.
Das kann es nicht sein! Was passiert denn, wenn dieser neue Vorgesetzte Ihre Be-werbung ablehnt? Will er Sie als Mitarbeiterinnen etwa loswerden?
Was passiert denn, wenn plötzlich Ihre neue Stelle bei NSN 2 oder 3 Entgeltgruppen unter Ihrer heutigen Entgeltgruppe liegt?
Werden Sie dann persönlich abgruppiert?
Und das mit Einbuße der Ausgleichs- und Überschreiterzulagen?
Nehmen Sie die Aufforderung zur Bewerbung auf Ihre neue Position bei NSN nicht einfach hin – mit dem GBR wurde ein Mapping vereinbart, um möglichst schnell und komplikationslos die neue Struktur abzubilden, nicht mehr und nicht weniger.
Sie sind bis jetzt weder offiziell versetzt, noch müssen Sie sich auf ihre Stelle bewer-ben. Der Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht Ihnen gegenüber und das schließt auch Ihre qualifizierte Beschäftigung mit sinnvoller Arbeit mit ein.
Bewahren Sie die Nerven und melden uns das Ansinnen Ihrer "neuen" Vorgesetzten, sich bewerben zu müssen. Und: Sollten Sie keine, Ihrer Qualifikation und der alten SN Organisation entsprechende Arbeit mehr haben, lassen Sie uns das schnellstens wissen.
Dagegen müssen wir gemeinsam dann etwas tun - aber ohne Ihre aktive Mithilfe können wir bei konkreten Fällen dieser Art nicht unterstützend tätig sein.
Melden Sie sich beim BR Ihres Vertrauens!
Bedenken Sie: Der Grat zwischen Mapping und
Mobbing ist sehr steil und schmal!
(MoD)
Freitag 25.5.2007
Ausgliederungen aus NSN: Es fängt schon an.
Wenn auch noch nicht bei uns. Noch nicht. Siehe
www.eetimes.com
Auszug:
"Communications software company Aricent has bought, for an undisclosed sum,
the cellular basestation development group of Nokia Siemens Networks located at Southwood,
near Farnborough, England. The company will retain 100 of the software designers working on
GSM and EDGE development at the R&D centre. The move is indicative of the shift to outsourcing many communications research functions both in the wireless and wireline sector."
(cnn)
Freitag 25.5.2007
Die Aufgaben des Wirtschaftsausschusses
Der Wirtschaftsausschuss hat die Aufgabe, wirtschaftliche
Angelegenheiten zu beraten und den Betriebsrat zu
informieren (
BetrVG §106(1,2). Er tritt monatlich
einmal zusammen,
BetrVG §108(1)).
Zusätzlich zu den Vertretern von Arbeitgeber- und
Arbeitnehmerseite
im WA können weitere sachkundige
Arbeitnehmer hinzugezogen werden (BetrVG
§108(2),2).
Zu den wirtschaftlichen Angelegenheiten im Sinne
des
Betriebsverfassungsgesetzes gehören (BetrVG
§106(3)):
- das Produktions- und Investitionsprogramm;
- die wirtschaftliche und finanzielle Lage des
Unternehmens;
- die Produktions- und Absatzlage;
- Rationalisierungsvorhaben;
- Fabrikations- und Arbeitsmethoden, insbesondere
Einführung neuer Arbeitsmethoden;
- Fragen des betrieblichen Umweltschutzes;
- die Einschränkung oder Stillegung von Betrieben oder Betriebsteilen;
- die Verlegung von Betrieben oder Betriebsteilen;
- der Zusammenlegung oder die Spaltung von Unternehmen oder Betrieben;
- die Änderung der Betriebsorganisation oder des Betriebszwecks
- sonstige Vorgänge und Vorhaben, welche die Interessen der Arbeitnehmer des Unternehmens berühren können.
Schlussendlich bleibt es die Entscheidung des
Unternehmers, ob er am Standort Deutschland in die
Entwicklung neuer Produktlinien investieren will
oder nicht.
Eine Chance zur langfristigen Sicherung unserer
Arbeitsplätze dürfte jedoch nur dann bestehen,
wenn
die gewählten Arbeitnehmervertreter ihre
gesetzlich
vorgeschriebenen Aufgaben auch wahrnehmen und im
monatlich
tagenden Wirtschaftsausschuss immer wieder
Beratungen
über das zukünftige Produktions- und
Investitionsprogramm einfordern.
Wie wichtig dieser Aspekt derzeit ist, zeigt sich
auch
in einer Einschätzung der AUB-Betriebsräte am
Standort
München St.-Martinstraße: In einem AUB-Flugblatt
wurde
behauptet, dass 75% des
zukünfigen Produktportfolios von Nokia kommen
werden.
Um Massenentlassungen in Deutschland abzuwenden
und
neue Stellen in Deutschland zu schaffen sind
möglicherweise besondere Maßnahmen erforderlich.
Deshalb sollten die in den
Wirtschaftsausschuss delegierten
Arbeitnehmervertreter
die monatlich stattfindenden Sitzungen gemeinsam
mit
der Belegschaft und den Betriebsräten vorbereiten.
Im Vordergrund der
Beratungen im
Wirtschaftsausschuss sollte das zukünftige
Produktions-
und Investitionsprogramm mit zukunftsträchtigen Produktportfolios für
unsere Betriebe
stehen. Dann wäre es
möglicherweise auch seltener erforderlich,
Beratungen
zum Thema Personalabbau durchzuführen.
(hm)
Mittwoch 23.5.2007
Gedanken über Angst, Vertrauen - Rückblick eines Betroffenen.
Spätestens seit 2002 stellen wir fest, dass unser Management (zu Zeiten Siemens AG) die Belegschaft nur noch als kaufmännischen Kostenfaktor sieht. Trotz anderslautender Bekundungen.
Als Ergebnis dieser Einstellung können wir beobachten, dass eine permanente Diskussion bzw. Information über sogenannte "Restrukturierungen" stattfindet. Was auch immer darunter zu verstehen ist, unser hochheiliges (Siemens)Management versteht unter dem Begriff "Restrukturierung" allem Anschein nach nichts anderes als Personalabbau (=Kostensenkungsmaßnahme). Eine ziemlich einseitige und - wie ich meine - fantasielose, verantwortungslose und gewöhnliche Betrachtungsweise.
Für den hohen Anspruch dieser Menschen an das (Kostenfaktor) Personal, und damit wohl an sich selbst (schließlich sind Manager ja g’scheiter, sonst wären sie nicht in den Positionen, wo sie gerade sind) und auch angesichts des Kostenfaktors, den unser Management kraft Amtes darstellt, ein Armutszeugnis.
Der permanente Diskurs dieser (Damen und) Herren mündet also nun seit Ende 2002 in regelmäßigem Rhythmus in Entlassungen und Abbauwellen (zum Wohle der Shareholder, sollten die Betroffenen doch bitteschön Verständnis aufbringen und sich mit Hartz 4, 5 und so zufrieden geben). Kann man ja wirklich verlangen.
Diese Art der überaus sensiblen, Menschen und Individuen beachtenden Vorgehensweise steigert logischerweise das Vertrauen in die Integrität unseres hoch gelobten Managements, so wie es halt auch zu Großvaters Zeiten mal war. Das Vertrauen und die Motivation des gemeinen Homo Sapiens (=Mitarbeiter) wird als gegeben betrachtet.
Kleinere Verstöße (Peanuts) gegen die Texte im Betriebsverfassungsgesetz und des Bürgerlichen Gesetzbuches sind seither an der Tagesordnung und werden zum Wohle von Sharholder Value und Managergehälter gerne in Kauf genommen. Die paar Aufmüpfler, Phantasten und Widersprüchler werden einfach kalt gestellt.
Ein kleiner, rückblickender
Verweis auf die überaus erfolgreichen Entlassungen in 2003 sei in diesem Zusammenhang gestattet.
Diese selbstverständlich weitsichtige, verantwortungsvolle, sowohl auf den Mitarbeiter (=Homo S.) als auch Shareholder und Managementgehälter abgestimmte Führungskultur des Hauses Siemens, die dem arbeitenden Menschen (=Abhängiger) Sicherheit und Vertrauen gibt und jegliche Angst durch "Offenheit und Gesetzestreue" (so, oder ähnlich beim Webcast im Mai dargestellt) nimmt, wird nun also, das ist zumindest mein Eindruck, mit in die (unsere?) neue Company mitgenommen.
Auf dass wir weiterhin ein tolles und entspanntes Arbeitsklima haben, bei dem Unsicherheit, Misstrauen und Angst Fremdwörter sind, wo ein gutes und vernünftiges Miteinander (sogar mit Vorgesetzten) möglich ist. Bei dem die Arbeitnehmervertreter frühzeitig in die Planungen und mitbestimmungspflichtigen Aktionen eingebunden werden, zum Wohle des großen Ganzen.
Damit wir auch weiterhin in einer Firmenkultur leben, in der Werte wie Ehrlichkeit und Offenheit was gelten.
Nicht damit noch jemand auf die Idee kommen könnte, die beiden Netzwerksparten könnten bewusst und systematisch eliminiert werden.
Nichts für ungut!
(mk)
Dienstag 22.5.2007
Flugblatt zum Stellenabbau bei Nokia Siemens Networks.
In einem aktuellen Flugblatt von IG Metall und NSN-Gesamtbetriebsrat wird mit massivem Widerstand gedroht.
Auszug:
"Jetzt liegt es am NSN-Management. Es muss die Personalabbauzahl von fast 25% und die Drohung mit Ausgliederungen zurücknehmen! Gerade das deutsche Management muss Verantwortung für die Beschäftigten übernehmen und die Pläne aus Espoo und Helsinki stoppen. Gleichzeitig sind die per Gesetz garantierten Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte zu achten und entsprechend zu handeln. Das Signal der Betriebsräte und der IG Metall an das Management lautet: Über diese Horrorzahlen werden die Betriebsräte nicht verhandeln!"
Das deutsche Management hat sich in der Angelegenheit bisher noch nicht bewegt; kein Wunder, wer glaubt diese Zahlen seien einseitig aus Finnland angeordnet worden, macht es sich zu einfach. Denn woher kommt wohl diese Abbauzahlen-Vorgabe? Sie ist eine Konsequenz aus Rendite-Vorgaben der ach so fürsorglichen NSN-Mütter (Nokia und Siemens), die so hoch gesetzt wurden, dass das Management anscheinend selber nicht mehr dran glaubt diese ohne zusätzliches Offshoren und Ausgliedern realisieren zu können; deshalb bleibt es nicht "nur" beim Bereinigen von Überlappungen bei Produktportfolio und Zentralfunktionen, und deshalb blieb es auch nicht bei den lange behaupteten 10-15%.
Es sind auch die Siemens-Interessenvertreter im siebenköpfigen NSN-Entscheidergremium, die diese Renditeforderungen der Mutterfirmen und damit zugleich auch diesen ihrer Meinung nach dafür erforderlichen hohen Stellenabbau durchprügeln.
Wenn wir daran etwas ändern wollen, brauchen wir also nicht erst nach Finnland zu schauen, sondern liegen genau richtig, wenn wir das Management von "Mutter Siemens" in die Verantwortung nehmen.
(cnn)
Sonntag 20.5.2007
Heckmann räumt ein, dass die Siemens Altersvorsorge gefährdet sein könnte.
Ralf Heckmann, Gesamtbetriebsratsvorsitzender und Vizeaufsichtsratschef von Siemens räumt in einem
Interview mit der Süddeutschen Zeitung ein, dass bei Siemens wegen der drohenden Strafzahlungen als Folge der Korruptionsaffäre sogar die betriebliche Altersvorsorge nicht mehr sicher ist. Wörtlich sagt Heckmann im Interview: "Die Leute haben sogar Angst um Ihre Altersvorsorge. Wird sie wie vereinbart ausgezahlt, oder geht Siemens dann auch da dran?" und auf die Frage der SZ: "Erwarten Sie das?" antwortet Heckmann: "Ausgeschlossen ist nichts".
(wl)
Sonntag 20.5.2007
Ende der Hängepartie: Peter Löscher neuer Siemens-Zentralvorstandsvorsitzender.
Überraschung! Mit ihm hatte kaum einer gerechnet.
Ein Österreicher an der Siemens-Spitze - warum auch nicht, schließlich führt ja auch ein Schweizer die Deutsche Bank.
Hoffentlich ist der österreichische Führungsstil ein wenig sozialer - zumindest hat Peter Löscher schon mal versprochen, mit ihm gebe es keine Kahlschlagpolitik.
Peter Löscher hat in seiner beruflichen Laufbahn u.a. Stationen bei Kienbaum, Hoechst / Aventis, General Electric und Merck zu verzeichnen. Die GE-Erfahrung wird ihm sicher helfen, den GE-Konkurrenten Siemens zu führen; hoffen wir, dass er seine Erfahrung aus Pharmaunternehmen nicht dazu verwendet, uns bittere Pillen zu verabreichen, wenn er bei Siemens umsetzt, was er bei Unternehmensberater Kienbaum in Sachen Sanierung gelernt hat.
Schließlich ist Siemens ja kein Sanierungsfall - und dabei bleibt es nun hoffentlich auch.
Gemäß heutigem einstimmigem Beschluss des Aufsichtsrats wird Peter Löscher sein neues Amt zum 1.7.2007 antreten und Klaus Kleinfeld ablösen.
Wir wünschen Peter Löscher viel Erfolg - und messen diesen Erfolg an der Sicherheit unserer Arbeitsplätze.
(cnn)
Sonntag 20.5.2007
Korruptionsaffäre: Geht es mittlerweile schon um drei Milliarden Euro?
Focus-Money will aus Justizkreisen erfahren haben, dass sich die im Zusammenhang mit der Siemens-Korruptionsaffäre gefundenen verdächtigen Zahlungen auf mittlerweile drei Milliarden Euro belaufen, davon allein eine Milliarde aus dem Com-Bereich. Bisher war lediglich von 420 Millionen die Rede. Sollte sich das bestätigen, seien weitere erhebliche Bilanzkorrekturen erforderlich.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sollen noch bis zu vier Jahre andauern, Anklage soll in den ersten Verfahren aber bereits Ende 2007 erhoben werden.
Laut
Reuters wollte die Staatsanwaltschaft diesen Bericht nicht bestätigen.
(rk)
Samstag 19.5.2007
Auferstehungs-Gemeinde
Eine von der Passionskirche München organisierte "Auferstehungs-Gemeinde" soll als lose Gruppe Vorruheständler, Ausgegliederte, beE’ler etc. zusammenzuführen, die ihre (mitunter nicht ganz freiwillig gewonnene) Zeit nutzen wollen, nützliche Projekte anzuschieben. Kollegen, die Zeit, Energie und noch nicht zu viel Frust haben, um etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen.
Was kann man sich unter solchen Projekten vorstellen? Zum Beispiel eine Datenbank für gemeinnützige Arbeit, Lobbyarbeit für erweiterte Bibliotheksöffnungszeiten, Literaturarbeit mit dem Computer, Server für theologische Doktorarbeiten aus Schwellenländern in denen traditionelle Publikationswege zu teuer sind, Webdesign für gemeinnützige Organisationen, Mixed-Copyright Wikis, ...
Wer macht mit? Bitte bei Susanne Schatz (Dr.Susanne.Schatz@gmx.de) oder Toni Göller (toni.goeller@gmx.de) melden!
(bt)
Freitag 18.5.2007
"Mapping" und Versetzungen.
Bei Versetzungen innerhalb eines Betriebes darf der Betriebsrates nach
§99 BetrVG die Zustimmung verweigern. Bei Versetzungen zwischen Betrieben (z.B. von Mch P nach Mch H) kann auch der aufnehmende Betriebsrat widersprechen. Um Versetzungen zu verschleiern, benutzen die Arbeitgeber manchmal andere Begriffe wie z.B. Umzüge oder "mapping". Woran kann der Arbeitnehmer erkennen, ob es sich dabei um eine mitbestimmungspflichtige Versetzung handelt, welcher er und der BR gegebenenfalls widersprechen können? Die Versetzung ist im
§95 BetrVG definiert:
(3) Versetzung im Sinne dieses Gesetzes ist die Zuweisung eines anderen Arbeitsbereichs, die voraussichtlich die Dauer von einem Monat überschreitet, oder die mit einer erheblichen Änderung der Umstände verbunden ist, unter denen die Arbeit zu leisten ist. Werden Arbeitnehmer nach der Eigenart ihres Arbeitsverhältnisses üblicherweise nicht ständig an einem bestimmten Arbeitsplatz beschäftigt, so gilt die Bestimmung des jeweiligen Arbeitsplatzes nicht als Versetzung.
Was versteht man unter einem anderen Arbeitsbereich? Das sind z.B.:
- andere Abteilung,
- anderer Arbeitsort,
- Veränderung des Aufgabenbereichs
Zu den erheblichen Änderungen der Umstände zählen z.B.:
- erhebliche Veränderungen der Arbeitsumgebung (z.B. vom Tester zum Programmierer)
- erhebliche Veränderungen der Umgebungseinflüsse (z.B. vom Büro in eine lärmende Halle)
Für eine Versetzung reicht aus, wenn einer dieser Punkte zutrifft und keine Bagatelle ist. Die meisten der obigen Punkte sind leicht zu beweisen (andere Abteilung, Ort, Umgebungseinflüsse). Eine andere Tätigkeit, Arbeitsaufgabe oder Arbeitsumgebung muss aus dem Vergleich der alten mit der neuen Stellenbeschreibung gewonnen werden. Ein deutlicher Hinweis auf eine Versetzung ist hier eine notwendige Einarbeitung, welche über eine übliche Weiterbildung hinausgeht.
Für den Betriebsrat ist, unabhängig vom Arbeitsvertrag (z.B. AT/ÜT), ausschließlich die Definition des BetrVG maßgebend. Die (einzigen!) Widerspruchgründe sind im
§99 BetrVG Abs. 2 Ziffer 1 bis 6 formuliert und müssen genau und konkret belegt werden. Wenn der BR der Versetzung widerspricht, kann sich der Arbeitgeber die Zustimmung vom Arbeitsgericht ersetzen lassen.
Der Einzelne kann darüber hinaus unabhängig vom Betriebsrat gegen eine Versetzung im Rahmen des individuellen Rechts aus dem Arbeitsvertrag vorgehen, sofern die Versetzung dem Arbeitsvertrag widerspricht.
Sollten Sie von einer ungerechtfertigten Versetzung betroffen sein, dann sind Sie leider gezwungen, für die Dauer der arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzungen der Versetzung Folge zu leisten, sofern eine einstweilige Verfügung dagegen erfolglos war. Sonst riskieren Sie eine verhaltensbedingte Kündigung wegen Arbeitsverweigerung.
Im Zuge der Entlassungen im Jahre 2003 durften etliche Mitarbeiter und der BR der Siemens AG auch Arbeitsgerichtserfahrungen zum Thema Versetzungen sammeln:
Berichte
Prozesstabelle
Die Entscheidungen sind im Tarif und im AT/ÜT Bereich unterschiedlich ausgefallen. In der Regel kann gesagt werden, dass in München beschäftigte tarifliche Mitarbeiter bayernweit versetzt werden dürfen und AT/ÜT deutschlandweit. Die individuelle soziale Situation spielt bei der Zumutbarkeit einer Versetzung auch eine Rolle.
Weitere wichtige und nützliche Hinweise zum Thema Versetzungen findet man
hier
(brm)
Mittwoch 16.5.2007
Kleinfeld-Nachfolge
Laut
Compliancemagazin und
Wirtschaftswoche soll nun doch (trotz problematischer Doppelfunktion) Aufsichtsratschef Cromme Interims-Vorstandschef bei Siemens werden, um Reitzle genügend Zeit zu geben, seine Angelegenheiten bei Linde zu ordnen, bevor er den Zentralvorstands-Vorsitz bei Siemens übernimmt; dessen Dementi sei rein taktischer Natur gewesen.
Cromme habe auch vor, den Konzern radikal umzubauen, und plane noch in seiner Amtszeit eine Rückstellung von fünf Milliarden Euro für Risiken, die aus Strafen im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre resultieren könnten.
(cnn)
Mittwoch 16.5.2007
Grüne fordern Auftragsverbot für Siemens
Die bayrischen Landtagsgrünen fordern wegen der Korruptionsaffäre einen Ausschluss des Konzerns von allen öffentlichen Aufträgen sowie die Schaffung eines Anti-Korruptionsregisters. Dieses soll demnach aber nicht nur bei Korruption, sondern auch bei Straftatbeständen im Kontext mit Hungerlöhnen, Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit ziehen.
Ob man nicht nach gleichem Strickmuster auch ein Anti-Offshoringregister aufmachen könnte, ebenfalls mit Drohung des Entzugs öffentlicher Aufträge bei Verlagerung von Jobs aus Deutschland in Niedriglohnländer?!
(cnn)
Montag 14.5.2007
Korruption und etwas hilflose Versuche dagegen zu rudern
Ist schon eigenartig, was da so alles abläuft, und wirkt eher panisch-hilflos als professionell.
-
Jetzt sind schon 7 von 10 Siemens-Sparten im Korruptionsverdacht. Lauter "Einzelfälle"?
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Kleinfeld muss gehen, um die SEC zu beruhigen. Als Bauernopfer? Klappt nicht: Die spricht jetzt schon vom schlimmsten Korruptionsfall ihrer Geschichte. Und ermittelt natürlich entsprechend weiter. Glaubte wirklich jemand ernsthaft, dies durch Kleinfelds Rücktritt verhindern zu können?
-
Von Pierer musste gehen, weil er (AR-Chef) früher mal ZV-Chef war. Bessere Kontrolle durch Ämter-Trennung. Klappt nicht: Cromme soll jetzt sogar beides gleichzeitig werden. Zeitweise wenigstens.
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Nach den Führungskräften machen nun auch alle AT-Mitarbeiter eine 1-stündige Online- Schulung mit, in denen sie etwas über die Rechtslage erfahren. Aber: Glaubt jemand ernsthaft, es sei bisher nur deshalb zu Korruptionsfällen gekommen, weil die Verantwortlichen mangels Schulung die Gesetze nicht kannten? Dass sie gar nicht gewusst hätten, dass sie etwas Illegales tun?
-
Im Kontext mit der AUB-Affäre stellte nun LMU-Professor Rieble sogar noch in den Raum, Betriebsräte künftig für ihr Ehrenamt zu entlohnen, um so die Wahrscheinlichkeit einer Bestechlichkeit zu reduzieren. So richtig verstanden hat er es wohl auch nicht: Bei der AUB-Affäre ging es nicht um die Bestechlichkeit einzelner Betriebsräte, sondern dass sich ein Arbeitgeber mit seinen Finanzmitteln eine eigene Betriebsräte-Organisation in Konkurrenz zur Gewerkschaft aufbauen konnte. Rieble geht sogar so weit, Betriebsräte dürften keine Aufsichtsratsmitglieder werden. Wegen eines angeblichen Interessenkonfliktes.
Da wird wohl einiges in einen Topf geworfen, was da nicht hineingehört.
Alles in allem: Jede Menge Show-Aktionismus, man tut ja sooo viel. Aber ob man auch das richtige tut?
(cnn)
Samstag 12.5.2007
Stellenabbau bei NSN: Jetzt keinen Fehler machen
Wir wollen nichts unterstellen, aber es kann zumindest kein Fehler sein, in nächster Zeit noch konsequenter als ohnehin schon auf absolut korrektes Verhalten am Arbeitsplatz zu achten, um keinen Vorwand für verhaltensbedingte Kündigungen zu liefern. Das betrifft nicht nur so Themen wie "kein privates Telefonieren / Kopieren / Ausdrucken / Surfen / Mails bearbeiten", sondern insbesondere auch saubere und sauber dokumentierte Abstimmung mit dem Vorgesetzten zu Urlauben, Gleitzeitentnahmen, Abrechnung von Überstunden und so weiter. Arbeitszeitfragen sind beliebte Themen für Abmahnungen, und auch wiederholte Abmahnungen können zu Kündigungen führen. Übrigens sind die für Sie zuständigen Vorgesetzten in Personalangelegenheiten immer noch Ihre bisherigen Vorgesetzten (noch nicht die neuen nach "Mapping"), da dieses Mapping noch keine rechtswirksame Versetzung/Umorganisation darstellt (das ändert sich erst nach Vorliegen von Sammelversetzungsanträgen und deren Genehmigung durch die Betriebsräte, und diese Anträge liegen bisher noch nicht einmal vor).
Auch sollten Sie sich gut überlegen, wie sinnvoll es ist, länger zu arbeiten als Ihre vertragliche Arbeitszeit, sei’s mit Überstunden oder auch nur mit Anhäufeln von Gleitzeitguthaben. Wenn jeder vierte NSN-Mitarbeiter in Deutschland gehen soll, dokumentiert das Management damit deutlich, dass wir ohnehin schon viel zu wenig Arbeit für alle haben. Argumenten wie "wenn Sie das nicht machen, halten wir unsere Termine nicht" kann man auch entgegenhalten "wie verträgt sich das damit, dass wir noch mehr Personal abbauen sollen? Mit mehr Personal könnten wir unsere Termine auch halten".
Genauso wenig Motivation sollte man entwickeln, seine Nachfolger in China oder Pakistan besonders eifrig einzuarbeiten, um sich schneller entbehrlich zu machen.
Aber Vorsicht bei jedem "Nein" gegenüber Ihrem Vorgesetzten: Achten Sie unbedingt darauf, nichts zu tun oder zu sagen/schreiben das Ihnen als Arbeitsverweigerung ausgelegt werden könnte, auch das wäre ein erstklassiger Kündigungsgrund.
So einfach wollen wir es ihnen ja nicht machen.
(cnn)
Freitag 11.5.2007
Regelung im Gleichbehandlungsgesetz europarechtswidrig
Nach einer Entscheidung des Arbeitsgerichts Osnabrück ist die Regelung des
§2 Abs. 4 AGG
(Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz), nach der dieses Gesetz nicht auf Kündigungen anzuwenden sei, europarechtswidrig.
In konkreten Fall wurden in einem Interessenausgleich für die Sozialauswahl bei einer Kündigungswelle Altersgruppen "zur Sicherung einer ausgewogenen Personalstruktur" (nach
§1 Abs. 3 KSchG) gebildet. Ohne diese Gruppen wären weniger ältere Mitarbeiter zur Kündigung ausgewählt worden.
In dieser Regelung sah das Gericht daher eine Altersdiskriminierung und kassierte den gesamten Interessenausgleich und Sozialplan.
Als Entscheidung der ersten arbeitsrechtlichen Instanz ist das natürlich noch kein Grundsatzurteil, aber zumindest eine interessante Bestätigung der juristischen Kritik am neuen AGG.
Quelle:
Handelsblatt
(ff)
Freitag 11.5.2007
NSN: Noch keine Trennungsgespräche zulässig
Wie auch von der Betriebsleitung bestätigt, dürfen im aktuellen Schwebezustand zum NSN-Stellenabbau noch keinerlei Trennungs-"Angebote" unterbreitet werden, weder direkt noch indirekt, weder freundlich noch unter Druck.
Sollte ein Vorgesetzter dagegen verstoßen und Sie wegen einer möglichen Trennung ansprechen, bitte dieses unbedingt dem Betriebsrat melden.
(cnn)
Freitag 11.5.2007
Cromme mal zwei?
Laut Pressemeldungen ist im Aufsichtsrat heftig in Diskussion, dass wegen Zerwürfnissen im Vorstand Aufsichtsratschef Cromme vorübergehend (bis ein Kleinfeld-Nachfolger gefunden ist) auch Siemens-Konzernchef werden möge, um so Kleinfeld früher schon ablösen zu können. Damit würde Cromme zum wiederholten Male gegen seine eigenen Spielregeln verstoßen und sogar steigern, wass er selbst zuvor Heinrich von Pierer vorgeworfen hat: Während von Pierer wenigstens nur hintereinander ZV-Vorsitzender und AR-Vorsitzender war, wäre Cromme beides gleichzeitig, dürfte sich also selbst kontrollieren.
Aufsichtsratschef Cromme schaut Zentralvorstandschef Cromme auf die Finger. Ob das wohl wirklich der bessere Weg zur Verhinderung bzw. Aufklärung von Korruptionsfällen wäre?
cnn
Freitag 11.5.2007
Deutsche Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessert
Während Firmen wie NSN massiv Personal in Deutschland abbauen, um mit dem gesparten Geld einen Aufbau in Niedriglohnländern finanzieren zu können, ergab eine aktuelle Erhebung des Schweizer Management-Instituts IMD, dass die deutsche Wirtschaft ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessert hat. Sie kletterte in nur einem Jahr von Rang 25 auf Platz 16 - und liegt damit nur noch knapp hinter China. Das ist der größte Sprung aller 55 untersuchten Volkswirtschaften. Deutschland rangiert danach vier Plätze vor Großbritannien und zwölf Plätze vor Frankreich.
Für die Bewertung wurden 323 Kriterien herangezogen. Dazu gehören harte Faktoren wie das Wirtschaftswachstum oder die Infrastruktur, aber auch Rahmenbedingungen wie die Motivation der Beschäftigten, Sprachkenntnisse oder die Ausgaben für die Gesundheit.
cnn
Dienstag 8.5.2007
Gewerkschaftsvertreter bezeichnen das NSN-Management als Gesetzesbrecher.
Auf außerordentlichen Betriebsversammlungen in München zum verordneten Stellenabbau bei NSN in Deutschland sprachen Gewerkschaftsvertreter von einem "bewussten Gesetzesbruch", weil laut Betriebsverfassungsgesetz ein Stellenabbau erst mit dem Betriebsrat hätte verhandelt werden müssen (inclusive der Möglichkeit, Alternativen vorzuschlagen, bevor die Entscheidung schon final gefällt ist), und das ist nicht geschehen:
Die Abbauzahl "2800-2900" wurde uns nur noch zur Kenntnis gegeben, als eine Zahl über die man nicht mehr diskutieren könne; das ist keine Beratung sondern allenfalls ein Diktat. Der Arbeitgeber will mit dem GBR nur noch über die Abbaumethoden verhandeln, die Abbauzahl selbst ist hingegen vom NSN-Managegment längst schon ohne vorherige Beratung mit dem BR entschieden worden. Ein Vorgehen, das der GBR nicht akzeptieren wird.
(cnn)
Dienstag 8.5.2007
Spontandemo bei Nokia Siemens Networks (NSN) in der St.-Martin-Straße.
Mit reichlich Pressebegleitung setzte sich am Dienstag nach einer außerordentlichen Betriebsversammlung ein großer Menschenzug von der Versammlung zum Gebäude, in dem das NSN-Management sitzt, in Bewegung. Ca. 1.200 Leute versammelten sich dann unter der Rotunde, dem Prachtgebäude in der St.-Martin-Straße. Die Betriebleitung stand dabei, als Horst Schön, der Betriebsratsvorsitzende der St.-Martin-Straße, die Forderung verlas, die Personalabbaupläne zurück zu nehmen und unternehmerische Alternativen zum geplanten Abbau vorzulegen.
mehr bei
InWaChRo
www.tagesschau.de
www.tagesspiegel.de
www.igmetall-bayern.de
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Fotos: rk (8.5.2007)
Montag 7.5.2007
Analyse der FAQs zum Stellenabbau von NSN.
In einer sehr interessanten
Artikelserie der NCI InWaChRo-News werden die englischen FAQs zum NSN-Stellenabbau (die wesentlich ausführlicher sind als die deutschen FAQs) detailliert analysiert.
Mit dem Schluss, dass der Stellenabbau in Deutschland und Finnland zugleich auch der Verlagerung von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer wie China, Indien, Brasilien, Indonesien und Pakistan dient, und Siemens diese Abbaupläne auch schon vor der SN-Ausgliederung kannte.
(cnn)
Samstag 5.5.2007
NSN: Jeder vierte Job in Deutschland soll wegfallen.
Es ist nicht die Tatsache, dass überhaupt Personal abgebaut werden soll (das war bekannt) und auch nicht die Art und Weise des Personalabbaus (die ist ja erst noch zu verhandeln), sondern es ist der gegenüber den bisherigen Ankündigungen rund verdoppelte Umfang des verordneten Abbaus, die Tatsache, dass in Deutschland weit mehr Personal als sonstwo in der Welt abgebaut werden soll, und die bisherige Politik des Dementierens und Verschweigens, die die betroffene Belegschaft so wütend werden lässt.
Wie schon bei BenQ, sollen nun auch bei NSN Deutschland 3.000 Kollegen ihre Jobs verlieren; genau gleiche Größenordnung, wenn auch andere Methoden. Aus Siemens-Sicht ist aber die Methode die gleiche: Ausgliedern, verkaufen, und tschüs.
Ein wesentlicher Unterschied ist freilich, dass BenQ Verluste machte und Pleite ging, während NSN durchaus vorzeigbare Gewinne erwirtschaftet, aber noch mehr Rendite will.
Was bedeutet die verdoppelte Abbauzahl-Vorgabe konkret für die betroffene Belegschaft?
Die bisher behauptete Abbauquote von 10% in vier Jahren (entspricht 2,5% pro Jahr) wäre noch weitgehend "biologisch", also mit natürlicher Fluktuation, zu bewältigen gewesen, deswegen hätte niemand als Langzeitarbeitsloser in HartzIV abrutschen müssen.
Mit 23% in 3,5 Jahren ist das definitiv nicht mehr möglich.
Deshalb hat Michael Leppek recht, wenn er von einer "Kriegserklärung an die Beschäftigten" spricht.
Warum nun dieser hohe, überproportionale Abbau-Anteil für Deutschland?
Wer der Siemens-Erfahrung folgte "glaube immer das Gegenteil von dem, was das Management sagt", und daher die immer wieder gebetsmühlenartig behaupteten 10-15% nicht glaubte, behielt leider recht. Aus guten Gründen wurde immer wieder von uns kritisch hinterfragt, ob sich diese 10-15% "weltweit" einigermaßen gerecht und gleich auf die diversen Standorte verteilen würden, freilich immer wieder nur mit der Antwort "es sind 10-15%".
Dass wegen der Dominanz des finnischen Managements bei NSN in Deutschland prozentual mehr als in Finnland abzubauen sei, wurde ebenso dementiert wie, dass Deutschland wegen seines Lohnniveaus überproportional betroffen sein könnte.
Und nun heißt es plötzlich: "Der Konkurrenzdruck aus Niedriglohnländern".
Da erhebt sich natürlich ganz wie von selbst die Frage: Kannten wir diesen Konkurrenzdruck gestern noch nicht, oder warum sonst erfahren wir das erst heute?
Dass sich die Belegschaft massiv verarscht fühlt, liegt auch an der Informationspolitik des NSN-Managements, die sich um keinen Deut besser als die von Siemens darstellt.
Seit wann wusste das NSN-Management schon von einem überproportionalen, die 10-15% bei weitem überschreitenden Abbauvolumen für Deutschland, dass wir das heute erst erfahren?
NSN wurde vor einem Monat gegründet; weiß das NSN-Management heute mehr über unser Geschäft als zum 1.4.07, oder hat es nicht vielmehr vor 4 Wochen schon genau gewusst, was es uns zumuten will, und uns dies bisher ganz bewusst verschwiegen?
Und wieso ist die Informationsreihenfolge "erst Presse, dann Wirtschaftsausschuss, dann die Belegschaft, und irgendwann dann mal vielleicht auch die lokalen Betriebsräte", ganz entgegen geltendem deutschen Arbeitsrecht übrigens?
Wahrscheinlich, um uns vor vollendete Tatsachen zu stellen, um nicht diskutieren zu müssen; Zitat Beresford-Wylie, der "keinen weiteren Spielraum für neue Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite" sieht (was heißt hier überhaupt "neu", es ist überhaupt noch nicht verhandelt worden!): "Die Zahlen stehen fest. Wir werden nun mit den einzelnen Einheiten und Arbeitnehmervertretern darüber sprechen, wie wir die Pläne umsetzen können". Das ist es (oder vielmehr das soll es sein):
Vor vollendete Tatsachen stellen, nur noch über die Methoden aber nicht über den Umfang des Abbaus reden.
Übrigens ist nicht nur die Frage relevant, seit wann das NSN-Management schon wusste, in welchem Umfang es uns rasieren will; ganz genau wie bei BenQ ist auch bei NSN wieder die Frage nicht unerheblich, ob auch das Siemens-Management schon von einem beabsichtigten Abbau von 3.000 Stellen in Deutschland wusste, als es SN aus Siemens ausgliederte.
Wenn das belegt werden könnte, dann könnten nämlich noch rückwirkend Widersprüche gegen den Betriebsübergang von Siemens zu SN abgegeben, und so Siemens in die Pflicht genommen werden, die überzähligen NSN-Kollegen wieder aufnehmen zu müssen.
Eine ganz andere Frage ist freilich, ob sich NSN mit diesem Stellenabbau überhaupt einen Gefallen tut: Ein sehr hoher Anteil soll die Entwicklung treffen. Schon vergessen dass wir ein HighTech-Unternehmen sind? Wer soll dann neue Technologien mit attraktiven neuen Produkten entwickeln, mit denen wir die Konkurrenz wieder abhängen können?
Und tun "Restrukturierungskosten" und Negativ-Image dem Unternehmen wirklich gut, sind sie die Einsparungen wert? Wie würde es sich gar auswirken, wenn es deswegen zu einem Verbraucherboykott in Deutschland und Finnland gegen alle Produkte nicht nur von NSN, sondern auch Nokia und Siemens käme? Alles ein wenig zu kurz gedacht!
Zu guter Letzt stellt sich noch die Frage nach den Abbau-Methoden:
Ausgliederung? Der kann man widersprechen.
Kündigung? Frühestens in 2,5 Jahren.
Aufhebungsverträge? Kann man ablehnen; bei der bei uns bestehenden Altersstruktur (nach ja schon zahlreichen "Freiwilligenaktionen" in den letzten Jahren) dürfte das der Regelfall werden. Und dann?
Personalchef Bosco Novak sagt dazu: "Wir werden diejenigen, die NSN verlassen, mit Fairness und Respekt behandeln"; das erinnert mich an den Spruch "der Segen des Herrn allen, die reichlich zur Kollekte gaben"... Klar behandelt man alle nett, die NSN verlassen, Kunststück!
Viel interessanter wird sein, wie mit denen umgegangen wird, die gehen sollen aber nicht wollen!
Da stehen uns turbulente Zeiten bevor. Aber wir haben damit ja schon Erfahrung…
(bt)
Freitag 4.5.2007
NSN: Größter Personalabbau-Anteil in Deutschland, wesentlich höher als angekündigt!
Was die deutsche Presse über den NSN-Stellenabbau den Angaben in deren Quelle (Helsingin Sanomat) teilweise so alles hinzugefügt hat, entsprach wohl nicht ganz den Tatsachen. Wenn man sich auf den Originalartikel der finnischen Zeitung bezieht, kann man eigentlich nur eine Aussage wirklich ableiten: Finnen und Deutsche sollen stärker als andere Standorte (weil die Überlappungen hier am größten seien), und zwar mit mehr als 15%, belastet werden (die von den deutschen Medien abgeleitete Zahl 1800 für Deutschland erscheint aber im Original nirgends, und stimmt leider auch nicht).
Heute bekamen nun die Mitarbeiter eine Mail und auch eine
Pressemitteilung ging raus, wie üblich (entgegen Betriebsverfassungsgesetz) ohne vorher den Betriebsrat zu informieren.
Für Finnland werden darin die Presse-Zahlen (1500-1700, das wären 17%) bestätigt, für Deutschland hingegen ist nun die Rede von
2800-2900 Stellen, das wären
23% Personalabbau, entgegen den angekündigten "10-15%". Eben mal schnell verdoppelt!
Damit bestätigen sich tatsächlich die Befürchtungen, dass der Abbau weit überproportional bei uns in Deutschland erfolgen soll:
Statt nur jeder Zehnte soll nun fast jeder Vierte gehen! Kein Wunder dass sie das so lange wie möglich geheim gehalten haben.
Jetzt endlich soll dieses "proposed adjustment" mit den Arbeitnehmervertretungen beraten werden; wir sollten die Worte "proposed" und "beraten" ernst nehmen, der Betriebsrat darf dies nicht einfach akzeptieren!
Es kommt noch dicker, mit einem Hinweis dass das noch immer nicht alles ist:
Wie wir schon seit längerem befürchten, sollen weitere Personalanpassungen durch
"transfers of personnel to business partners" (also Ausgliederungen z.B. zu Softwarehäusern wie TietoEnator) geprüft werden. Nicht zur Realisierung dieser 23%, sondern als "further adjustment", d.h. das käme noch oben drauf.
Da kann sich schon mal jeder darüber Gedanken machen, ob er ggf. einem solchen Betriebsübergang widersprechen wird; das Recht dazu haben wir hier in Deutschland.
Auch sonstige Hinweise auf mögliche Personalabbau-Methoden klingen etwas abenteuerlich; so wird z.B. auf einer FAQ-Seite ausgesagt, man könne die Frage noch nicht beantworten, ob man freiwillige Aufhebungsverträge auch ablehnen könne; nun, wir können diese Frage schon beantworten: Nach deutschem Arbeitsrecht kann man sowas selbstverständlich auch ablehnen.
(cnn)
Freitag 4.5.2007
Nokia Siemens Networks baut bis zu 4.600 finnische und deutsche Stellen ab.
Jetzt ist's offiziell raus: Bei Nokia Siemens entfallen bis Ende 2010 4.300-4.600 Stellen,
davon 1.500-1.700 von 10.000 Mitarbeitern in Finnland und 2.800-2.900 von 13.000 Mitarbeitern in Deutschland.
Damit liegt der Abbau bei den deutschen Standorten mit ca. 22% der gesamten Belegschaft weit über der ursprünglich genannten Planzahl von 10-15% und auch über der gestern von der Financial Times Deutschland berichteten Zahl.
Noch beunruhigender ist der Hinweis, dass das noch nicht alles ist. So werden, wie wir seit längerem befürchten, weitere Personalanpassungen durch Geschäftsverlagerung an Partnerunternehmen geprüft.
Quelle:
Pressemitteilung von Nokia Siemens Networks
(ff)
Donnerstag 3.5.2007
Nokia Siemens Networks: Abbau von 1.800 Stellen in Deutschland?
Wie die FTD nicht ganz überraschend berichtet, soll NSN rund 15% Personal abbauen (bisher war immer die Rede von "10-15%"), davon 1.800 (von 13.000) in Deutschland und 1.500 (von 9.000) in Finnland; das bedeutet, die prozentuale Belastung für die Belegschaften in Deutschland und Finnland unterscheidet sich nicht nennenswert, auch wenn in absoluten Zahlen der größere Abbau-Anteil in Deutschland liegt.
Wie schon zu Siemens-Zeiten üblich, erfährt die Belegschaft so etwas erst über die Presse, selbst der Betriebsrat wurde noch nicht über die Abbau-Pläne unterrichtet. Der erhoffte Kulturwandel lässt wohl noch etwas auf sich warten.
(cnn)
Mittwoch 2.5.2007
Siemens-Zentralvorstand: Aus 10 mach 3 ?
Laut Börsenzeitung vom 2.5.07 will der neue Aufsichtsratschef Cromme den Siemens-Zentralvorstand von derzeit 10 auf nur noch 3 Mitglieder schrumpfen (Konzern-, Finanz- und Personal-Vorstand).
Der Bereichsvorstand hingegen dürfte daraus eher gestärkt, da weniger eng an die Zentrale gebunden hervorgehen.
Muss kein Fehler sein; aufhorchen lässt aber die Formulierung
"will ... den Konzern in eine klassische Holding-Struktur überführen"; was wir ja schon lange prognostizieren, angesichts der zahlreichen Ausgliederungen.
Eine Siemens AG, die nur noch von München aus nach Bedarf diverse firmenexterne Satelliten steuert, beschäftigt natürlich viel weniger fest angestellte Mitarbeiter, volkswirtschaftlich wäre sowas katastrophal.
Vom "Heuschrecken"-Vorgehen (lukratives Zerschlagen in lauter kleine Trümmer, die dann ausgewrungen und wieder verscherbelt werden), wie es tlw. die Presse Herrn Cromme als Absicht unterstellt, würde sich das dann auch nicht mehr sehr unterscheiden.
Übrigens dürfte die Verkleinerung des Zentralvorstands nicht nur Zentralvorstände, sondern auch "normale" Mitarbeiter ihre Jobs kosten, lt. tz München vom 2.5.07 sollen in der Münchner Konzernzentrale mehrere hundert Beschäftigte abgebaut werden.
(cnn)
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