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NCI Aktuell Archiv Juli bis September 2014
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September 2014:
Mittwoch, 24.9.2014
Siemens trennt sich von den Haushaltsgeräten
Die Trillerpfeifen 2000 gegen Stellenabbau demonstrierender OSRAM-Mitarbeiter sind noch nicht verstummt (die Gewerkschaften fordern, die dreistelligen Millionenbeträge für den Abbau von 7800 Stellen doch lieber in neue Produkte zu investieren), da macht schon wieder der nächste Siemens-Ausverkauf Schlagzeilen: Siemens trennt sich trotz gut laufender Geschäfte nach 47 Jahren von seiner 50%-Beteiligung an den Bosch Siemens Hausgeräten (BSH), um so das nötige Kleingeld für den Einkauf des amerikanischen Turbinenspezialisten Dresser-Rand zusammen zu bekommen. (www.manager-magazin.de)
Kaeser setzt damit die Linie seiner Vorgänger fort, nicht ingenieursmäßig aus eigener Kraft (mit der eigenen Mannschaft) Neues aufzubauen, sondern lieber in Kaufmannsmanier komplette Firmen überteuert einzukaufen und nach einiger Zeit dann allzu billig wieder abzustoßen.
Kleine Gegenrechnung: Wenn die BSH-Hälfte mit 63.000 Mitarbeitern für 3 Milliarden über die Ladentheke geht, ist BSH insgesamt also 6 Milliarden wert, genauso viel wie die knapp 6 Milliarden die Siemens für Dresser-Rand bezahlt – mit aber nur 8.100 Mitarbeitern, demnach wäre der durchschnittliche Dresser-Rand-Mitarbeiter etwa 716.000.- wert, ein BSH-Mitarbeiter aber nur 95.000.-, der Deal heißt also „tausche 7½ BSH-Mitarbeiter gegen 1 Dresser-Rand-Mitarbeiter“? Hmmm...
Aber über Geld spricht man ja nicht, Geld hat man (vor allem wenn’s eigentlich das Geld der Aktionäre ist), und so rechtfertigt sich Kaeser für sein teures Selbstbestätigungsprojekt: „Der Preis ist wichtig, der Wert des Unternehmens ist wichtiger“ – eine Argumentation, die sich seine Mitarbeiter unbedingt für ihre nächsten Gehaltsverhandlungen merken sollten!
Während sich Siemens mit Dresser-Rand ein neues Lieblingsthema für empörte Aktionärshauptversammlungs-Dauerredner sichert (tausche Empörungsgegenstand Atomkraft gegen Fracking), bedeutet der Ausstieg aus BSH zugleich eine konsequente, aber auch fatale Fortsetzung des Ausstiegs aus dem Consumerbusiness insgesamt: Hänschen-Klein wird künftig keine Siemens-Geräte mehr kaufen können, keine Telefone, keine Handys, nun auch keine Waschmaschinen, Kühlschränke, Geschirrspüler, Backöfen mehr. Früher gab es fast nichts was mit Elektrizität zu tun hatte, das man nicht von Siemens kaufen konnte, und gut war das Zeug auch noch, so verdiente sich Siemens seinen guten Ruf - und nun nur noch Investitionsgüter an Großkunden verkaufen, ob das so eine gute Idee ist?
Der Ausstieg aus jeglicher Form von Endverbrauchergeschäft bedeutet zugleich den Verzicht auf rund 8 Milliarden potentielle Kunden - geht’s Siemens wirklich so gut, dass es darauf verzichten kann? Erinnert etwas an gewisse Banken, die sich auch lieber auf Großinvestoren als auf das Geschäft mit Kleinanlegern konzentrieren, weil Letzteres ja doch mit Arbeit verbunden ist.
Eine Arroganz, die sich rächen könnte – denn man sollte dabei nicht vergessen, dass auch Kleinvieh Mist macht, mit dem man Geld verdienen könnte – das aber wird jetzt kampflos der Konkurrenz überlassen. Siemens bleibt seiner Linie treu, aber leider nicht seiner Marke.
(cnn)
Donnerstag, 18.9.2014
100 – kaum zu glauben, aber wahr!
Es begab sich im Jahre 2002 (in den Sommerferien), dass Siemens einen Angriff auf das Kündigungsschutzgesetz unternahm. Die als „Blaue Briefe“ bekannten Schriftstücke mit dem Text: „Ihr Arbeitsplatz ist entfallen“ wurden versandt. Die Betroffenen ließen sich dies jedoch nicht gefallen, obwohl sie in der Zielstatt- bzw. Rupert Mayr-Str. von ihren Arbeitskollegen separiert wurden.
Das Netzwerk NCI entstand und vieles weitere. 2003 und 2004 wurden dann jede Menge Kündigungsschutzprozesse geführt, die die Betroffenen auch gewonnen haben. So nach und nach bekamen dann alle Betroffenen auch wieder einen Arbeitsplatz bei Siemens zurück.
Doch solch eine Zeit schweißt zusammen. So ganz wollte man sich doch nicht aus den Augen verlieren. So kam man auf die Idee, einen Stammtisch zu gründen, der sich 1x im Monat trifft. Diese Idee wurde umgesetzt (August 2005) und seitdem trifft man sich regelmäßig 1x im Monat. Dieser Stammtisch ist auch dazu da, dass, wenn jemand Probleme hat, eine Anlaufstelle da ist.
Der nächste, unser 100., ist am 25.09.2014 im Eine Welt Haus in der Schwanthalerstr. 80
Am Anfang war der Stammtisch sehr gut besucht. Im Laufe der Zeit wurden es mal weniger, mal mehr, die sich sehen ließen, auch einige neue, unbekannte Gesichter kamen hinzu.
Jetzt ist ein harter Kern übriggeblieben, der sich immer wieder gerne trifft. Vieles hat sich verändert, der größte Teil ist nicht mehr bei Siemens oder NSN, denn Siemens lernte durch die Prozesse und kam auf andere Ideen, sich von langjährigen Mitarbeiter/Innen zu trennen. Nichts destotrotz, wir treffen uns auch weiterhin und freuen uns auf jedes Gesicht, ob alt oder neu, das den Weg zum Stammtisch findet.
(BEBE)
Dienstag, 16.9.2014
Ciao, Servus und Ade
Ich weine nicht, weil die Zeit bei Siemens/NSN zu Ende ist;
ich lache, weil ich die Chance habe, etwas Neues anzufangen.
Im Leben kommen die großen Augenblicke unvermutet,
es hat keinen Sinn auf sie zu warten.
Ich bereue fast nichts was ich in den Jahren bei Siemens/NSN getan habe,
wenn ich im Augenblick des Geschehens glücklich war.
Die Zeit ist nun bei mir nach vielen, vielen Siemens/NSN-Jahren abgelaufen,
doch ist’s kein Grund zum Haare raufen.
Man sprach von Solidarität und „wir kämpften miteinander“
und was ist geblieben?
1.600 Kolleginnen und Kollegen, die einen Fußtritt bekamen
und aus der Firma gekickt wurden.
Viele Kolleginnen und Kollegen treten jetzt in der Arbeitslosigkeit ein.
Ich bin wütend und traurig darüber wie erniedrigend, menschenverachtend und ehrlos die Abschiebung verlaufen ist. Meine Menschenehre ist verletzt!
(Buggy15)
Dienstag, 16.9.2014
Was bleibt übrig? – nicht viel!
Was bleibt übrig von der langen Siemens-Zeit und ein paar Jahre NSN? Einfach nicht viel. Da brauche ich nicht viele Zeilen dazu.
Die Gehaltsabrechnungen, ein paar Fotos bzw. ein Fotobuch aus meiner Siemenszeit, ein paar Originalunterlagen, wie Einstellungsmitteilung und Gehaltsmitteilungen, Erinnerungen und noch Einiges und dann der Rausschmeißbrief. Und was noch dazu kommt: ein zerrissenes und ausgefranstes altes Geschirrtuch, weiß mit roten Streifen, rotem dicken Balken in welchem „SIEMENS AG“ steht. Ja, so eine Antiquität gibt es noch. Früher wurden diese Handtücher von Siemens zur Verfügung gestellt und hat sie auch waschen lassen. Dann kamen die ersten Sparmaßnahmen und man musste die Handtücher selber waschen. Somit wurden sie mit nach Hause genommen zum Waschen und irgendwie hat dieses eine Handtuch den Weg nach München nicht mehr gefunden, aber nicht mit Absicht.
Ich hätte nie gedacht, dass ich nach knappen 35 Jahren ohne Sozialauswahl, mit Umgehung aller Kündigungsschutzgesetze und durch die Unterschrift des Betriebsrates München Martinstraße auf die Namensliste, welcher für den Arbeitgeber da war, aus der Firma Siemens/NSN fliege.
(Buggy15)
Samstag, 13.9.2014
Microsoft lässt die Handy-Marke Nokia verschwinden
...und dies schneller als nach dem Nokia-Verkauf an Microsoft erwartet, wie GeekOnGadgets (www.t-online.de) berichtet.
Demnach sollen die Smartphones künftig nur noch den Namen Lumia (der dann als neue Marke fungiert) sowie ein Microsoft-Logo tragen. Es gibt sie also weiterhin, nur mit geändertem Branding – anders als die Siemens-Handys, die auch nicht schlechter waren.
Wenn Nokia und Siemens wenigstens schlechte Handys gebaut hätten, wäre der Frust darüber, dass diese Marken vom Handy-Markt verschwunden sind, etwas geringer – umso unverständlicher wie es das Siemens- und Nokia- Management geschafft haben, mit der falschen Produktstrategie aus einer Erfolgsstory ein Begräbnis zu machen. Aber die besten Entwickler können eine Marke nicht retten, bei der das Management die falschen Produktentscheidungen trifft und so am Markt vorbei entwickeln lässt. Tschüs Nokia, vielleicht triffst Du ja Siemens im Handy-Himmel?
(cnn)
Samstag, 13.9.2014
Kostenlose Bewerbungsfotos
Für alle Stellensuchenden: Am 18.9. kann man überall in Deutschland Fotos von sich machen lassen.
Der kleine Haken: Das Foto selbst mag zwar kostenlos sein, aber... www.t-online.de ;-)
(cnn)
August 2014:
Mittwoch, 6.8.2014
Fachkraft über 50 sucht Fachkräftemangel (SZ-Artikel vom 5.8.2014)
Unter diesem etwas launigen Titel veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung im Internet einen Artikel zur ernsten Situation der arbeitssuchenden Fachkräfte in der NSN TG. In leicht gekürzter Fassung war dieser Artikel auch im Wirtschaftsteil der Printausgabe vom 5.8.2014 enthalten.
Beschrieben wird am Fall eines Kollegen, dessen Profil als repräsentativ für viele der noch arbeitssuchenden NSN-TG-Mitarbeiter gelten kann, wie schwierig und frustrierend es ist, über 50 noch einen angemessenen Job zu finden - trotz allgemeinen Lamentos über angeblichen Fachkräftemangel, insbesondere im MINT-Bereich. Im Rahmen der Recherche befragte Arbeitsmarktforscher und Vertreter der Arbeitsagentur bestätigen, dass es sich hierbei um ein generelles Problem und nicht nur um einen Einzelfall handelt.
Es ist zu hoffen, dass Artikel wie dieser zu einem "Ruck" bei den politisch Handelnden führen. Es ist an der Zeit, dass Politiker endlich Rahmenbedingungen schaffen, die älteren Arbeitssuchenden auch wieder eine faire Chance am Arbeitsmarkt verschaffen (z.B. Einstellquoten für Ältere oder Integrationsprojekte, die diesen Namen auch verdienen – vergleiche NCI vom 4.4.2014: Campus der Generationen – Eine Initiative für arbeitslose ältere ITK-Experten des Landes Brandenburg).
An das Märchen vom Fachkräftemangel glaubt jedenfalls kein Kind mehr!
(arbeitssuchende_aeltere_fachkraft)
Dienstag, 5.8.2014
Gerichtsurteil zu Kündigungen beim NSN-Service
Wie das Düsseldorfer Abendblatt (www.02elf.net) berichtet, hat das Sächsische LAG die Deutsche Telekom verurteilt, einen von NSN gekündigten Mitarbeiter zu unveränderten Bedingungen wieder bei sich einzustellen; er war (wie 800 weitere Kollegen) schon vor Jahren von der Telekom auf dem Umweg über das Tochterunternehmen VTS (Vivento) an NSN abgeschoben worden, bis NSN 2013 verkündete zum Jahresende das operative Geschäft einzustellen, und die 800 (zum Teil nach 30-jähriger Betriebszugehörigkeit) ihre Kündigung erhielten.
Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass die Betroffenen damals nicht ausreichend über die Konsequenzen des Verkaufs/Betriebsübergangs der Telekomtochter VTS an NSN und die damit verbundenen Unsicherheiten informiert wurde, daher müssen diese nun von der Telekom als Rechtsnachfolgerin der VTS wieder beschäftigt werden. Urteilstext bei prot-in.de
Das Urteil hat eine brisante Tragweite: Es schiebt der Personalentsorgung durch’s Hintertürchen einer Ausgliederung einen Riegel vor! Das könnte auch anderen Ausgliederungskünstlern wie Siemens böse aufstoßen.
(cnn)
Juli 2014:
Donnerstag, 31.7.2014
Bei Siemens nichts Neues: Mal wieder Kahlschlag, diesmal bei OSRAM
Immer wieder dieselbe Platte, eigentlich bräuchten wir keine neuen Artikel mehr schreiben sondern könnten einfach alte Artikel über Siemens recyceln, wir bräuchten nur den Namen der jeweiligen Ausgliederung auszutauschen...
Siemens gliederte OSRAM aus (und behält widerwillig gerade mal 20% davon), und rund 1 Jahr danach stellt man fest, dass der Markt sich ändert (worauf man zwar reagieren könnte was aber hohe Investitionen erfordert und Geiz ist geil) und die Billigasiaten drohen, und das kreative Management erfindet als Allheilmittel dagegen mal was ganz was Neues: Stellenabbau!
In 3 Jahren sollen 7800 Stellen (also rund ein Viertel) abgebaut werden, davon 1700 in Deutschland, und natürlich „sozialverträglich“...
Und das nicht zum ersten und wohl auch nicht zum letzten mal, auch in den letzten 3 Jahren hat OSRAM schon 8700 Stellen (davon 1500 in Deutschland) abgebaut, unter dem schönen neuhochdeutschen Programmnamen „Push“ – das macht’s dann natürlich gleich viel erträglicher! Sonst ist den Chefs nichts eingefallen? Ein Armutszeugnis – aber eines, das in diesem Konzern niemanden mehr wirklich überraschen dürfte.
Das war leider zu erwarten.
(cnn)
Unser Fernsehtipp:
Montag 21.7.2014 22:45 Uhr, ARD:
Der Arbeitsmarktreport - das Märchen vom Fachkräftemangel
Seite zur Sendung
Sendung versäumt? Hier gibt es das vollständige Video
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