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NCI Aktuell Archiv April bis Juni 2014
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Juni:
Freitag, 27.6.2014
Unify Personalabbau – Same Procedure as every ... oder das kennen wir doch
Unify (ehemals Siemens Enterprise Networks) baut massiv Personal ab. Unter anderem soll das Headquarter in München komplett geschlossen und in die Schweiz verlagert werden. Hoppla! Das Strickmuster kennen wir doch irgendwoher. Hatten wir das bei NSN im Frühjahr 2012 nicht auch? Ankündigung der Schließung des Standorts München Martinstraße? Mit Mann und Maus und Betriebsrat. Und die Rechtsanwaltskanzlei (G… L…), die NSN beraten hat, ist das nicht dieselbe, die nun Unify helfend zur Hand geht?
Die Kollegen bei Unify, insbesondere die Betriebsräte, sind jetzt in keiner beneidenswerten Situation. Widerstand leisten? Mit Streik gegen die Standortschließung kämpfen? Wie kann ein Kompromiss aussehen, falls man das Management durch entschlossenen Widerstand doch zum Einlenken bringt? Oder ist alles doch nur eine Finte des Managements? Die Schließung gar nicht wirklich beabsichtigt? Sondern nur ein Manöver, um vom Betriebsrat im Tausch gegen den Standorterhalt eine Namensliste für betriebsbedingte Kündigungen unterschrieben zu bekommen? Also um sich von Älteren, Schwerbehinderten und sonstwie Unliebsamen zu trennen, die man ansonsten nach Recht und Gesetz nicht loswerden würde?
Dieselben Fragen, die man sich bei NSN damals gestellt hat. Die Antwort war die Namensliste im Tausch für den Standorterhalt. Das Ergebnis war allerdings auch, dass bis heute hunderte Menschen der IGM und den Betriebsräten Verrat vorwerfen. Für eine Gewerkschaft, die sich nicht durch Preisgabe ihrer Ideale ihr eigenes Grab schaufeln will, darf es aber nur eine Antwort geben: unbedingte Solidarität und damit auch keine Namensliste.
Schöner und kürzer hat das der Captain aus Star Trek gesagt: "There are three things to remember about being a Starship Captain. Keep your shirt tucked in, go down with the ship, and never abandon a member of your crew."
Dies sei der IGM und den Betriebsräten ins Stammbuch geschrieben.
(nlst)
Freitag, 27.6.2014
Sorgen um Unify: In München trillern wieder die Pfeifen
Wenn jemand in München ein Pfeifen im Ohr hat, kann’s am Tinnitus liegen, möglicherweise aber auch an Demonstrationen um ihre Jobs besorgter Mitarbeiter aus der ehemaligen Siemens-Telekom-Sparte.
Als sich Siemens vor einigen Jahren von dieser Sparte trennte, wurde der Kuchen in vier Häppchen aufgeteilt: Die „öffentliche Vermittlungstechnik“ ging an NSN (der heute davon noch übrige traurige Rest firmiert mittlerweile unter Nokia), das Firmenkundengeschäft ging an SEN und firmierte dann in Unify um (das noch zu 49% Siemens gehört), die Handys gingen an BenQ und gingen pleite, und die Schnurlostelefone gingen an Arques (heute Gigaset).
Bei dieser Aufteilung gab es zahlreiche Mitarbeiter, die bis dato für mehrere dieser Bereiche zugleich arbeiteten, ihre Zuteilung zu NSN oder SEN war damals also mehr oder weniger willkürlich/zufällig, und tatsächlich befürchteten damals die SEN zugeteilten Siemensianer, die A...-Karte gezogen zu haben, weil sie glaubten, die Jobs bei NSN seien sicherer.
So kann man sich täuschen: Tatsächlich fiel der alljährliche Stellenabbau bei NSN dann über lange Zeit noch härter aus als bei SEN.
Nun ist noch ein kleiner NSN/Nokia-Rest in München übrig, und dass der NSN-Standortsicherungsvertrag für München im April 2015 endet, lässt vermuten, dass im Mai nicht nur die Bäume ausschlagen werden.
Nun aber holt auch Unify die hässliche Realität ein: Die Mitarbeiter fürchten eine Schließung der Münchner Zentrale in der Hofmannstraße, und damit natürlich die Vernichtung ihrer Jobs – ein „Verschlankungsprogramm“ soll 3800 von 7700 Stellen wegfallen lassen (klingt nach Magersucht), und von den Münchner Jobs stehen ¾ auf der Kippe.
Leider können wir für’s Erste nicht mehr tun als den Kollegen solidarisch die Daumen drücken für ihren Kampf um ihre Jobs!
(cnn)
Freitag, 20.6.2014
GE sichert sich den Alstom-Deal, und Siemens spart viel Geld
Eine Niederlage, ein Nachteil für Siemens muss das nicht unbedingt sein: Nicht ganz unterwartet hat man sich in Frankreich nun doch entschieden, das (allerdings unter dem Druck der Siemens-Konkurrenz nachgebesserte) Angebot von GE anzunehmen. (www.t-online.de)
Auf den ersten Blick nur Gewinner: Frankreich freut sich, die Belegschaften sowohl bei Alstom als auch bei Siemens freuen sich (da sie „Synergiegewinne“ im Falle eines Alstom-Siemens-Deals befürchteten), GE freut sich als „Gewinner“ im Übernahmepoker, und Siemens darf sich sogar doppelt freuen: Die mit dem Deal verbundenen erheblichen Ausgaben und Risiken hat nun ein Anderer, und es ist sogar gelungen, den Konkurrenten GE dadurch zu schädigen, dass man ihn genötigt hat NOCH mehr Geld zu bieten.
Es war bisher eine üble Siemens-Gewohnheit, in solchen Übernahmeschlachten um jeden Preis mitzuhalten, und dann letztlich viel mehr für das Objekt der Begierde zu bezahlen als dies überhaupt wert ist - sehr erfreulich dass Hr. Kaeser, anders als seine Vorgänger bei so diversen überteuerten Einkäufen, sich dazu nicht hat hinreißen lassen. Wie viel Freude aber GE an seinem Einkauf haben wird, wird sich erst noch weisen.
(cnn)
Donnerstag, 19.6.2014
Offener Brief an die Bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner: Schwierige Situation älterer arbeitssuchender Fachkräfte
94 Kollegen der Nokia Siemens Networks Transfergesellschaft haben sich in einem Offenen Brief an die Bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner gewendet. Hintergrund ist die frustrierende Situation älterer arbeitssuchender Fachkräfte, wie sie viele hundert Kollegen der Transfergesellschaft bei ihren Bewerbungsbemühungen seit nun über 2 Jahren tagtäglich erleben.
Was erwarten diese Kollegen von der Politik? Eigentlich nicht viel: Dass Politiker nicht kritiklos das Lied vom "Fachkräftemangel" singen, sondern sich die Realität vergegenwärtigen. Diese Realität ist, dass arbeitssuchende Fachkräfte jenseits der 50 (und vielfach auch schon darunter) auf dem Arbeitsmarkt kaum mehr Chancen haben. Und diesem gesellschaftlichen Problem sollen sich Politiker stellen und etwas dagegen unternehmen.
Die Kollegen jammern dabei nicht nur, sondern machen durchaus konkrete Vorschläge. Firmen müssen motiviert werden, ältere Fachkräfte einzustellen. Das Auflegen entsprechender Förderprogramme, gepaart mit entsprechender öffentlicher Aufmerksamkeit, kann hierbei zu sanftem Druck in Richtung Firmen führen, auch Ältere bei Einstellungen wieder verstärkt zu berücksichtigen. Das Land Brandenburg, mit seinem "Campus der Generationen" (NCI vom 4.4.2014), hat hier ein beispielgebendes Projekt gestartet.
Eine weitere konkrete Idee ist die verbindliche Einführung einer "Generationenquote". Wenn Freiwilligkeit nicht funktionieren sollte, wie z.B. bei der Förderung von Frauen, dann muss die Politik über die Schaffung entsprechender verbindlicher Randbedingungen nachdenken, eben etwa einer Quote. Durch eine solche Generationenquote könnte erreicht werden, dass bei Einstellungen und auch in der Belegschaft von Firmen wieder ein gesunder Mix von Jung und Alt erreicht wird – und nicht es wie heute vielfach der Fall ist, die Jungen ins Praktikum gezwungen werden und die noch leistungsfähigen Älteren zum Sozialfall werden.
Den Wortlaut des Briefes, der auch von zahlreichen weiteren Personen aus der Mitte der Gesellschaft (z.B. pensionierte Polizeibeamte, Lehrer, Apotheker) mit Unterschriften unterstützt wurde, kann man auf www.bestager-itk.de herunterladen.
(group_56)
Freitag, 6.6.2014
ESF-geförderte Schulungen der NSN TG – vom Umgang mit Steuergeldern
Die letzten Wochen haben nun – nach über 2 Jahren Laufzeit der Transfergesellschaft – doch noch Schulungen für einige (nach unseren Informationen ca. 70 bis 80) Kollegen in der NSN Transfergesellschaft zu den Themen Projektmanagement (PRINCE2 Foundation, CAPM/PMI) sowie ITIL Foundation (IT Infrastructure Library) stattgefunden. Im Grunde eine sinnvolle Sache, da zumindest die PRINCE2- und ITIL-Zertifikate in Stellenausschreibungen häufig nachgefragt werden.
Weniger sinnvoll war jedoch die Schulungsdauer von sage und schreibe ganzen 7 Tagen. PRINCE2- und ITIL-Foundation-Kurse werden üblicherweise von professionellen Schulungsinstituten (inklusive Zertifikatsprüfung) mit einer Dauer von 2 oder 3 Tagen angeboten. Bei CAPM wird eine Mindestschulungsdauer von 23 Stunden vorausgesetzt. Den Dozenten war denn auch deutlich anzumerken, dass sie gehörige Probleme hatten den Stoff auf mehr als die doppelte Zeit zu strecken.
Da die Kurse zur Hälfte vom ESF (Europäischer Sozialfonds) finanziert wurden und dieser Anforderungen an die Mindestschulungsdauer hat, stellt sich angesichts dessen allerdings schon die Frage, ob mit Steuergeldern hier wirklich sorgsam umgegangen wurde. Diese Frage ist umso mehr berechtigt, als in einigen Kursen die Schulungsunterlagen auf freiwilliger Basis des Dozenten erstellt wurden ("waren nicht beauftragt") bzw. in anderen Kursen ersichtlich mit heißer Nadel gestrickt wurden (knapp 50 Seiten für 7 Tage (!), zum Großteil aus Gliederungen und Abbildungen der Originalliteratur bestehend).
Dass es in den Schulungsräumen (Conference Center München Martinstraße) weder für die Dozenten noch die Teilnehmer irgendwelche Getränke gab, die Teilnehmer also ab dem zweiten Tag mit Thermoskannen anrückten und die ausgefüllten Prüfungsunterlagen in einem Fall "auf dem Postweg" zum auswertenden Institut verloren gingen (die Teilnehmer die Prüfung also nochmal ablegen müssen), passt dabei leider ins Gesamtbild.
(nlst)
Mai:
Samstag, 31.5.2014
Siemens-Kahlschlag noch drastischer als befürchtet
Jetzt kommt alles sogar noch dicker als von den Gewerkschaften eh schon befürchtet: Siemens hat angekündigt 11.600 Stellen streichen zu wollen! (www.faz.net)
Die FAZ ergänzt: „Schon im vergangenen Herbst war ein Abbau von 15.000 Arbeitsplätzen bei Siemens angekündigt worden. Die nun angekündigten Streichungen scheinen zu diesen Plänen noch hinzuzukommen...“ (www.faz.net) und „...erst 15.000 und dann noch einmal 11.600 Arbeitsplätze, zusammen also 26.600 Stellen fallen weg. Das sind knapp 8 Prozent der Konzernbelegschaft von 360.000 Mitarbeitern. Sie werden in vier Jahren gestrichen... mit dem Wegfall der Sektoren werden vor allem inländische Mitarbeiter betroffen sein.“
Davon sollen 7.600 durch eine straffende Umstrukturierung entfallen, und 4.000 „überflüssige Arbeitsplätze“ gebe es bei regionalen Ländergruppierungen.
Die heutige SZ konkretisiert dazu: „Zwei Drittel davon könnten in Deutschland wegfallen“ und kritisiert treffend: „Sind rund 12.000 Jobs künftig einfach so verzichtbar? Haben sich diese Menschen bei Siemens quasi mit sich selbst beschäftigt, sodass deren Aufgaben einfach ersatzlos gestrichen werden können?“ Wohl kaum, aber das dürfte sich mit genau dieser Maßnahme ändern: „Siemens wird – wie schon so oft in der Vergangenheit - mal wieder für eine gewisse Zeit intensiv mit sich selbst beschäftigt sein, statt sich besser um die Kunden und die neuen Geschäfte zu kümmern.“
Große Sorgen machen sich diesmal nicht nur die Münchner, sondern vor allem auch die Erlanger Kollegen - der Heimvorteil aus den Zeiten eines Heinrich von Pierer ist längst Vergangenheit. Einige der Betroffene sollen andere Arbeitsplätze angeboten bekommen, so heißt es – und was wird aus den Anderen?
Bei Kündigungen (wo keine „einvernehmlichen“ Trennungen zustande kommen, aber theoretisch darf bei Siemens ja nicht gekündigt werden) hätten betroffene Mitarbeiter nach §1.2 KSchG aber einen Rechtsanspruch auf geeignete freie Siemens-Stellen (die’s ja immer noch gibt, wenn auch in anderen Sparten), wobei erfahrungsgemäß die Gerichte die Frage, wieviel Umschulung dafür dem Arbeitgeber zuzumuten ist, deutlich anders beantworten als Siemens (was man auch daran erkennen kann, wie wenige Ingenieure aus der Siemens/NSN-beE sich erfolgreich auf Siemens-Stellen beworben haben).
Das wird mal wieder ein heißer Sommer!
(cnn)
Freitag, 23.5.2014
Siemens und München – eine Scheidung auf Raten
Die IG Metall fürchtet (und dies wohl aus gutem Grund) weiteren Arbeitsplatzabbau bei Siemens, insbesondere auch in München, falls es zum angestrebten Alstom-Deal kommen sollte.
So könnte z.B. ein Siemens-Standort in Allach von Schließung bedroht sein.
Der Abwärtstrend ist leider ungebrochen; so schreibt die SZ am 16.5.: „Nach Ausgliederungen in der IT-Sparte und im Telekommunikationsbereich arbeiten dzt. gerade noch 8000 Menschen in München für Siemens ... Noch Mitte der Achtzigerjahre war Siemens mit 50.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Stadt.“
Wer sich veranschaulichen will, was das konkret bedeutet, der möge sich nur mal die Geisterstadt der ehemaligen Siemens-Büros in Obersendling anschauen – seit Jahren leer stehende Betonklötze mit dunklen Fenstern, oder längst schon abgerissen und plattgemacht – einfach nur noch gruselig! Ein Abschied auf Raten.
(cnn)
Freitag, 23.5.2014
Wie Nokia von Deutschen Steuergeldern bei der Entwicklung des Mobilfunks der 5. Generation profitiert
Bei der Entwicklung des Mobilfunks der 5. Generation (Nachfolger des derzeit aktuellen Standards LTE) will Nokia mit der US-Amerikanischen Firma National Instruments kooperieren (www.ni.com)
National Instruments jedoch hat Kompetenzen im Bereich Mobilfunk gerade auch durch den Kauf der Deutschen Firma Signalion erworben (investor.ni.com), einer Ausgründung der Technischen Universität Dresden - Kompetenzen, die also mit Deutschen Steuergeldern aufgebaut worden sind.
Und der Computer-Oiger berichtet weiter, dass an der TU-Dresden mehr als 500 Menschen weiterhin an der Entwicklung des Mobilfunks der 5. Generation arbeiten sollen. Man kann nur hoffen, dass diese nicht zu den 90 Prozent der Mitarbeiter an der TU-Dresden gehören, die ihr Gnadenbrot immer wieder mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen verdienen müssen (www.mdr.de). Ein Doktorand berichtete dem Mitteldeutschen Rundfunk sogar, dass er innerhalb von 6 Jahren rund 20 Mal einen befristeten Arbeitsvertrag bekam, mal über eine Woche, mal über ein halbes Jahr.
Fraglich ist, was bei solchen Aktionen heraus kommen soll und warum der Deutsche Steuerzahler es zulässt, dass in dieser Art und Weise mit seinem Geld umgegangen wird.
(hf)
Donnerstag, 8.5.2014
Radikaler Umbau bei Siemens
Es ist mal wieder soweit – neuer Chef, neues Glück, jeder „Neue“ muss erstmal etwas umbauen, um so seine Existenzberechtigung zu zementieren - und Umbau (Manche nennen das auch Restrukturierung) hat bisher noch immer zuerst Eines bedeutet: Personalabbau!
Egal ob ein Geschäft dazugekauft oder abgestoßen wird, egal ob etwas zusammengelegt oder auseinandergeschnitten wird, egal worin auch immer die Veränderung besteht: Bisher lief’s noch immer auf Stellenabbau hinaus.
Zumindest das sollten stellensuchende Hochschulabgänger inzwischen begriffen haben: Die Zeiten, in denen die Jobs bei einem Großunternehmen wie Siemens sicher, deutlich sicherer als bei mittelständischen Arbeitgebern sind, gehören längst schon der Vergangenheit an!
Was wurde nun im Aufsichtsrat durchgewunken, wenn man von reinen Chef-Personalien (Austausch der einen Nadelstreifen gegen die anderen) absieht (/money.de.msn.com):
Das Hörgeräte-Geschäft soll die nächste Siemens-Ausgliederung werden und an die Börse gehen - mit solchen Vorhaben bewies Kaeser-Vorgänger Löscher ja nicht immer ein glückliches Händchen.
Und der verbleibende Rest der Siemens-Medizintechnik mutiert vom Siemens-Bestandteil zu einer Konzerntochter – gewissermaßen eine halbe Ausgliederung, OSRAM lässt grüßen.
Weil man damit angeblich flexibler werde – vor allem aber soll eben Geld gespart werden, durch eine „zentralere Aufstellung in Personalwesen/Kommunikation“ in einer „verschlankten Struktur“ (die Zahl der „Divisionen“ wird von 16 auf 9 reduziert) - schöne Worte, hinter denen sich wohl auch Personalabbau verbergen dürfte.
Und wenn man gerade dabei ist: Siemens kauft Rolls-Royce dessen Gasturbinen- und Kompressor-Geschäft ab, die Mehrheit am Stahlwerkausrüstungsgeschäft wird wiederum an Mitsubishi abgegeben, und der Alstom-Übernahmepoker geht natürlich auch noch munter weiter, wobei manche Anleger befürchten, Kaeser könnte sich womöglich unter persönlichem Erfolgsdruck dazu verleiten lassen, den Konkurrenten GE mit weit überhöht nachgebesserten Angeboten doch noch auszustechen.
Ach ja, und angeblich will Siemens das Energiegeschäft in Zukunft von den USA aus führen – auch nicht zwingend eine gute Nachricht für die hiesigen Arbeitsplätze. Genauso wenig wie die Ankündigung: „Bis 2020 sollen 30% der Siemens-Divisionen außerhalb Deutschlands sein“.
So ist dann auch zu hören „von dem Umbau könnten deutschlandweit 18.000 Mitarbeiter betroffen sein, davon 5.500 in Erlangen. Die IG Metall fordert eine Standortgarantie“ (www.br.de) - die lernen’s wohl auch nicht mehr, dass eine reine Standortgarantie (ohne Arbeitsplatzgarantie) niemandem etwas nützt! Das riecht doch förmlich wieder nach dem faulen Deal „tausche Standorterhalt gegen Namenslisten“?
(cnn)
April:
Samstag, 19.4.2014
Made in Germany: EU verordnet Ende der Mogelpackung
So kann’s gehen: Ursprünglich wollten die Briten, dass Produkte vom hässlichen Deutschen als „Made in Germany“ gebrandmarkt werden, damit die Briten lieber eigene Produkte kaufen mögen - ein Schuss, der gründlich nach hinten los ging, denn im Nu stand „Made in Germany“ für besonders hohe Qualität, quasi als Gegenpol zum „Made in Hongkong“.
In Zeiten der Globalisierung relativierte sich das freilich: Im einen Land wird ein Produkt entworfen, aus einem anderen Land werden die Bauteile beschafft, in einem dritten Billiglohnland werden diese dann zusammengebaut, und wenn nur irgend eine Teilstrecke dieser Wertschöpfungskette in Deutschland lag, nannte sich das stolz „Made in Germany“ – was aber in einer asiatischen Fabrik zusammengebaut wird, pflegt üblicherweise auch nur asiatischen Qualitätsstandards zu genügen, und so hat der Begriff „Made in Germany“ mehr und mehr an Wert verloren. Und nicht ganz zu Unrecht.
Die EU will dies nun ändern. Die Bild-Zeitung mag monieren, das gebe keinen zusätzlichen Sicherheits- oder Informationsgewinn für den Verbraucher und schädige die deutsche Industrie und koste sogar Arbeitsplätze, wenn ein Produkt sich nur noch dann „Made in Germany“ nennen darf, wenn es hier nicht nur entwickelt sondern letztlich auch gefertigt wurde, aber andererseits: Was ist ein Etikett noch wert, von dem jeder weiß, dass es gemogelt ist, dass „made“ nicht mehr mit „gemacht“ (also hier hergestellt) übersetzt werden kann? Damit verliert man nicht mehr wirklich viel – umgekehrt gewinnt dieses Gütesiegel aber mit etwas mehr Ehrlichkeit wieder seine alte, verlorengegangene Bedeutung zurück, und dazu gehört auch die alte Regel: Wer einen guten Ruf will, muss ihn sich verdienen, z.B. indem er seine Hochqualitätsprodukte auch wieder in einem Hochqualitätsland fertigen lässt. Es ist eigentlich ganz einfach: Wer damit werben will, dass er seine Produkte in Deutschland macht, der muss sie auch in Deutschland machen.
(bt)
Dienstag, 15.4.2014
Befremdliche Rundmails von der Münchner NSN-beE
Zahlreiche, wenn auch nicht alle Insassen und Ehemalige der Münchner NSN-beE haben gleich zwei etwas eigenartige Mails von der beE erhalten, die man fast schon für den verspäteten Aprilscherz eines Hackers mit etwas schrägem Humor halten könnte - wir nehmen aber an, dass es doch kein Fake ist, sondern wirklich Mails der beE. Auch wenn etwas flankierende Aufklärung durch den beE-Beirat sicherlich kein Fehler gewesen wäre - aber da kollidiert wohl gewerkschaftlicher Eigennutz mit der Pflicht zur Interessenvertretung für alle (!) beE’ler.
Zunächst kam die Mail-Aufforderung, anlässlich der zum 30.4. endenden „Zusammenarbeit zwischen der NSN Transfergesellschaft mbH und Siemens Placement“ (= reguläre beE-Laufzeit) doch bitteschön die privaten Mailadressen an die Personalabteilung zu schicken. Weil diese aus Datenschutz-Gründen nicht automatisch übertragen werden dürften.
Das ist putzig: Welche ach so wichtigen Infos könnten denn z.B. die ex-beE’ler, die längst schon bei einer neuen Firma arbeiten, von ihrer ehemaligen beE bekommen, die zudem nicht per Post verschickt werden können? Und wieso muss die ohnehin längst bekanntgegebene Mailadresse ein zweites mal zugeschickt (und dann wohl abgetippt) werden? Man könnte lästern: Wenn sie meine Mailadresse haben wollen, sollen sie doch die NSA fragen…
Und dann, zufällig (oder auch nicht) zeitgleich, eine weitere Mail mit einem Link, unter dem man zur (natürlich Firma und Gewerkschaft gleichermaßen unangenehmen) gerichtlichen Überprüfung der Zulässigkeit der IGM-Selbstbevorzugung (finanzielle Ungleichbehandlung von Metallern und non-Metallern) in der beE nachlesen kann: „NSN geht davon aus, dass die 2012 gewählte Vorgehensweise rechtlich korrekt ist. Sollte entgegen dieser Annahme das BAG die erhöhten Zahlungen für unwirksam halten, behalten wir uns unter Aufrechterhaltung unserer bisherigen Rechtsauffassung vor, diese von Ihnen zurückzufordern.“
Das ist ja schon fast wieder rührend! 5 Gründe warum das niemanden beunruhigen muss:
  1. Die bisherigen Gerichtserfahrungen deuten darauf hin, dass die Gerichte die Selbstbedienungs-Vorgehensweise der IG Metall zwar vielleicht unmoralisch, aber nicht rechtswidrig finden. Das hängt u.a. damit zusammen, dass diese IGM-Vorzugsbehandlung in der beE nicht vor, sondern erst kurz nach Ablauf des relevanten Stichtags bekanntgegeben wurde, sodass man nicht sagen kann, dass die Kollegen durch eine solche Ankündigung quasi erpresst worden wären in die IGM einzutreten. Richtig ist vielmehr, dass die Kollegen deshalb in die IGM eintraten, weil sie angelogen wurden, man wolle den Standorterhalt durch Streiks erkämpfen, die aber einen höheren Organisationsgrad voraussetzen. Dass man wohl nie ernsthaft Streiks vorhatte und den Standort lieber durch Unterzeichnung gewisser Namenslisten rettete, und daher viele Eingetretene konsequenterweise gleich wieder unter Protest aus der IGM austraten, ist eine andere Geschichte…
  2. NSN rechnet mit einer BAG-Entscheidung „frühestens 2015“, und das ist noch sehr optimistisch gedacht, erfahrungsgemäß können von Klageerhebung bis BAG-Entscheidung schon mal locker 5 Jahre vergehen. So oder so, die Schnellsten sind sie nicht, und da kann sich nun jeder fragen, ob bis zum Vorliegen eines solchen BAG-Urteils die beklagte Firma, die deutsche NSN bzw. ihre beE, überhaupt noch existiert und das Urteil dann also überhaupt noch vollstreckbar ist.
  3. NSN stellt das so dar (aber da ist wohl der Wunsch Vater des Gedankens), als könnte das BAG nur entweder entscheiden, dass die niedrigeren beE-Zahlungen für non-Metaller rechtens waren, oder dass dann auch die Metaller weniger Geld hätten bekommen müssen und es daher zurückzahlen müssten.
    Ist natürlich Schmarrn: Kein non-Metaller hat darauf geklagt (und wo kein Kläger da kein Richter), dass die IGM-Mitglieder nicht mehr bezahlt bekommen dürfen, sondern sie haben umgekehrt darauf geklagt, dass non-Metaller nicht weniger bekommen dürfen, d.h. sie wollen genauso viel gezahlt bekommen, wie die IGM-Mitglieder in der beE bekamen. Sollten IGM und NSN also doch noch vor dem BAG scheitern, dann wäre die Konsequenz wohl eher, dass NSN nochmal viel Geld nachzahlen muss (den non-Metallern nämlich), und nicht umgekehrt, dass die IGM-Mitglieder wieder Geld zurückzahlen müssten.
    Aber wie gesagt: Ob es bis Vorliegen eines BAG-Urteils überhaupt noch eine Firma gibt, von der man Geld verlangen könnte, ist eine ganz andere Frage.
  4. Ein rückwirkender Vorbehalt (und das gar noch per E-Mail-Link statt brieflich), trotz entsprechender Verträge ggf. schon vor 2 Jahren bezahltes Geld teilweise wieder zurückzuverlangen, ist natürlich juristisches Gaga-Land, da hat wohl jemand schlecht geträumt.
  5. Und selbst wenn es anders wäre, wenn NSN tatsächlich auf die Idee käme zu sagen „wir haben Euch zu viel bezahlt, gebt uns das zurück“, dann hätte das für NSN dramatische Konsequenzen: Dann wäre ggf. auch die Trennung von NSN rechtsunwirksam und die Mitarbeiter müssten, wenn sie überhaupt noch wollen (brrrr…), von NSN oder ersatzweise gar seiner damaligen Mutter Siemens weiterbeschäftigt werden! Warum? Weil sie dann unter falschen (finanziellen) Versprechen dazu verleitet worden wären, in eine beE einzutreten, in die sie für weniger Geld möglicherweise nie gegangen wären.
    Das ist genauso wie bei einem Gerichtsverfahren, bei dem auch Siemens schon mal verloren hat: Damals hatte die Personalabteilung sich beim Ausrechnen der Betriebsrente eines Mitarbeiters, den man bat vorzeitig in Rente zu gehen, vertan, und ihm zu viel versprochen und auch bezahlt – bis sie es merkten, und die Betriebsrente zu seinen Lasten herunterkorrigieren wollten. Das Gerichtsurteil: Nein, unterschrieben ist unterschrieben und das gilt, schließlich wäre der Mitarbeiter ja vielleicht gar nicht vorzeitig in Rente gegangen, wenn er gewusst hätte dass er weniger kriegen soll! In diesem Falle war die Trennung nicht rechtsunwirksam, aber Siemens wurde verurteilt, dem Kollegen auch weiterhin die (eigentlich zu hohe) Betriebsrente zu bezahlen.
Kurz und gut: Keine Panik! Auch wenn’s wohl kein Aprilscherz war, aber viel ernster als einen solchen muss man das wohl nicht nehmen.
(cnn)
Freitag, 4.4.2014
NSN soll 90% des künftigen Nokia-Umsatzes generieren
Wie die Wirtschaftspresse berichtet, sollen 90 Prozent des Nokia-Umsatzes zukünftig, nach dem Verkauf der Handys an Microsoft, durch die Netzwerksparte NSN generiert werden; Analysten erhoffen sich dadurch sogar ein Ergebniswachstum. (www.wallstreet-online.de)
Noch stehen dem Deal (Verkauf der Handys an Microsoft) aber Behörden-Hürden insbes. in China im Weg. (www.computerwelt.at)
Streit gibt’s auch noch zwischen Nokia und Indien wegen Steuersünden in Milliardenhöhe – das Problem:
Ausgerechnet Indien scheint für die Telekomm.ausrüstungsbranche immer wichtiger zu werden, wie unter der Schlagzeile „NSN & Co. Bald im indischen Goldrausch?“ berichtet wird. (www.it-times.de)
(cnn)
Freitag, 4.4.2014
Campus der Generationen – Eine Initiative für arbeitslose ältere ITK-Experten des Landes Brandenburg
Ein interessanter Artikel ("Das Generationen-Projekt") aus der SZ vom 1./2. Februar 2014 zum Thema arbeitslose ältere ITK-Fachkräfte.
Interessant aus zweierlei Gründen: einmal, dass die Existenz der Probleme älterer Fachkräfte am Arbeitsmarkt endlich mal nicht geleugnet werden - zum anderen, dass es Politiker gibt, die dagegen etwas tun. Beschrieben wird eine Initiative des Landes Brandenburg und der Universität Potsdam ("Campus der Generationen"), in der ältere Fachkräfte über gezielte Weiterbildung und mit Firmen organisierte Projektarbeit, wieder in Lohn und Brot gebracht werden sollen.
Für München und Bayern zur Nachahmung empfohlen!
(arbeitssuchende_aeltere_fachkraft)
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