NCI
NCI Aktuell Archiv Februar 2012
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Mittwoch, 29.2.2012
NSN: Widerstand in Leipzig
Die KollegInnen dort gehören zur Region Ost und sind über mehrere Standorte verteilt, welche nach den Firmenplänen geschlossen werden sollen. Dagegen kämpfen sie auch mit neuen Mitteln. Es entstand eine öffentliche Home Page, welche täglich Artikel zu und über NSN sammelt. Diese Artikel sind unkommentiert und dienen der Dokumentation und zur Übersicht der Ereignisse.
Der Besuch lohnt sich!
(BRM)
Mittwoch, 29.2.2012
Nokia will in Deutschland wachsen
Da kommen einem doch gleich Gedanken – könnte also nicht nur Mutter Siemens, sondern auch die andere NSN-Mutti Nokia überzählige deutsche NSN-Mitarbeiter übernehmen? Laut der Zeit will Nokia seine deutschen FuE-Niederlassungen in Berlin und Ulm stark ausbauen und zahlreiche neue Jobs schaffen, um künftige Handy-Innovationen voranzutreiben.
(bt)
Mittwoch, 29.2.2012
Schließung NSN München - eine unternehmerische Fehlentscheidung
Die Schließung des Standorts NSN München ist eine unternehmerische Fehlentscheidung - so die Stellungnahme des CSU Generalsekretärs auch im Namen der Bayerischen Staatsregierung incl. Ministerpräsident Seehofer und Wirtschaftsminister Zeil.
Persönliche Anfrage an den Generalsekretär der CSU, Alexander Dobrindt
Lieber Alexander Dobrindt,
gestern – am Dienstag - [AdR. am 31. Januar] ist die Bombe geplatzt!
Bezugnehmend auf den Stellenabbau bei Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG (NSN), den du ja bestimmt schon aus den Medien erfahren hast, schreibe ich dir nochmals die geplanten Abbauzahlen und Auswirkungen speziell in München.
Am 31.01.2012 um 12:01 Uhr erreichte uns die Horror-Meldung:
Das war ein Schlag ins Gesicht. Viele der NSN-Mitarbeiterinnen und NSN-Mitarbeiter sind nun in Schockstarre.
Im Zuge des weltweiten Stellenabbaus streicht NSN in Deutschland 2.900 von 9.000 Arbeitsplätzen. Mögliche Geschäftsteilverkäufe sind darin noch nicht berücksichtigt.
Die Streichungen treffen den Standort München am härtesten.
Das heißt, in Deutschland verlieren 2.900 Mitarbeiter ihren Job und davon in München ca. 2.000, das sind über 55 Prozent der jetzigen Belegschaft am Standort in der Martinstrasse.
Dies alles beinhaltet Standortschließungen. Nokia Siemens Networks hat in Deutschland 35 Standorte und das Geschäft soll sich in Deutschland auf die fünf Standorte in Berlin, Bonn, Bruchsal, Düsseldorf und Ulm konzentrieren. Alle übrigen Standorte sollen geschlossen werden, darunter auch die Zentrale in München. Die restlichen 1.600 Mitarbeiter aus München, die ihren Job nicht verlieren, sollen ihre Arbeit in anderen Städten fortsetzen, d. h. sie müssen umziehen mit „Kind und Kegel“.
Der Großteil des Abbaus soll bereits bis Ende 2012 erfolgt sein.
Die Umsetzung der Restrukturierungspläne sollen NSN für die Zukunft überlebensfähig machen, aber ob wir – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von NSN-Deutschland – überleben ohne Arbeit, ohne Geld, ohne Perspektive, ohne Zukunft dies scheint unwichtig zu sein. Wir müssen für die Managementfehler bluten.
Ich bitte Dich und die gesamte Politik noch mal: Setzt euch ein für den Erhalt unserer Arbeitsplätze und unserer deutschen NSN-Standorte und auch dafür, dass Siemens Verantwortung für die Ex-Mitarbeiter zeigt.
Bist jetzt sind wir noch gute Steuerzahler, aber sollten wir unsere Arbeitsplätze verlieren, dann sind wir auch als Steuerzahler verloren. Sollte uns NIEMAND helfen, sind wir bald ALG-Empfänger und ein Jahr später Adressaten für Hartz IV. Griechenland und anderen EU-Staaten hilft man ja auch, warum denn nicht den eigenen deutschen Bürgern?
Wie schon damals geschrieben, begrüßte die Politik das Joint Venture zwischen Nokia und Siemens. Sagt jetzt auch die Politik JA zu der Vernichtung von deutschen Arbeitsplätzen und den Standortschließungen in Deutschland?
Viele Grüße
Esther Kromik
Antwort des CSU-Generalsekretärs, Alexander Dobrindt
Liebe Esther Kromik,
vielen Dank für Deine E-Mail zur Schließung von Nokia Siemens Networks in München.
Ich bedauere sehr, dass sich die Situation in diese Richtung entwickelt, vor allem auch dann, wenn ich die Schilderungen von betroffenen Mitarbeitern höre.
Weder ich noch die bayerische Staatsregierung heißen diese Fehlentscheidungen auf dem Rücken der Mitarbeiter gut. Sowohl Ministerpräsident Seehofer wie der bayerische Wirtschaftsminister Zeil haben klargestellt, dass wir die Schließung für eine unternehmerische Fehlentscheidung halten, die auf dem Rücken langjähriger Mitarbeiter ausgetragen wird. Selbstverständlich können wir keine Unternehmungsentscheidungen diktierten. Aber wir haben NSN und vor allem seine Gesellschafter aufgefordert, eine tragfähige Kompensationslösung für Bayern zu finden. Es gehört zu den Spielregeln der sozialen Marktwirtschaft, einen unvermeidlichen Personalabbau sozialverträglich zu gestalten. NSN muss seiner sozialen Verantwortung gerecht werden und darf die Mitarbeiter jetzt nicht im Stich lassen. Hier sind die Unternehmen im Raum München, voran die Siemens AG gefordert, qualifizierte Arbeitskräfte von NSN in ihre Betriebe zu übernehmen.
Ich darf Dir versichern, dass wir die Vorgänge weiter aufmerksam begleiten werden.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Dobrindt MdB
(Esther Kromik)
Mittwoch, 29.2.2012
NSN-Kahlschlag: Es geht munter weiter
Laut Reuters will NSN nun statt 17.000 gar 20.500 Stellen weltweit streichen (Ausgliederungen bekanntlich noch nicht mitgerechnet); Hintergrund sei ein geplanter NSN-Ausstieg aus dem Servicegeschäft in Lateinamerika.
(bt)
Dienstag, 28.2.2012
Großdemonstration der NSN-Siemensianer vor der Siemens-Zentrale
Über 2.500 NSN-Siemensianer aus ganz Deutschland demonstrierten heute auf einer Großkundgebung auf dem rappelvollen Wittelsbacherplatz in München für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und gegen die Standortschließungspläne von Nokia Siemens Networks.
Die Ausrede „mit NSN haben wir nichts zu tun“ lassen die NSN-Siemensianer nicht gelten: Sie haben vor durchschnittlich 22 Jahren bei Siemens angeheuert und dem Unternehmen seither die Treue gehalten, wurden dann vor 5 Jahren zu Nokia Siemens Networks ausgegliedert, das aber noch immer zur Hälfte Siemens gehört – und sollen jetzt mit durchschnittlich knapp 50 Jahren gefeuert werden? Natürlich ist da Siemens in der Verantwortung, wer denn sonst?!
Siemens steht in der Pflicht, und Siemens hat auch die Möglichkeiten (nicht nur mit seinem Geld, sondern auch mit seinen freien Stellen).
So ließen die NSN-Kollegen die NSN-Pläne, oder vielmehr die Siemens-Pläne für NSN (symbolisch durch Luftballons repräsentiert, realitätsnah mit warmer Luft gefüllt) mit einem großen Knall zerplatzen – so nicht! Wir bleiben hier, dafür kämpfen wir!
(bt)
Einige Eindrücke von der Großdemonstration:
(sh)
Dienstag, 28.2.2012
Die NSN-Strategie
Wie die Computerwoche berichtet, prognostiziert NSN-Chef Rajeev Suri, dass sich der Markt der Telekommunikationsnetztechnik-Ausrüster auf nur noch 3 Konkurrenten verdichten werde, und einer davon werde NSN sein. „Die Verlierer werden sich auf Nischen konzentrieren und sich aus dem breiten Mobilfunkmarkt verabschieden", heißt es da - nun, NSN konzentriert sich auch schon, oder „Fokussieren“ nennt man es hier, und setzt alle Chips darauf, dass sich LTE nicht als „Nische“ entpuppt und NSN so zum Verlierer wird.
Und wie sieht dann die weitere strategische Ausrichtung von NSN aus? Der Börsengang ist noch nicht aufgegeben, und mit einem Börsengang können dann „unsere Gesellschafter entscheiden, in welche Richtung sie mit ihrem Engagement bei NSN gehen wollen."
Aaaaja, wenn das mal keine glasklare und Vertrauen einflößende Strategie ist!
Hm, und was wenn die dann in einem Jahr oder so sagen „wir würden gerne mit Festnetztechnik Geld verdienen“? Autsch!
(cnn)
Dienstag, 28.2.2012
NSN-Krise: Erste Fortschritte?
Die Presse berichtet nach einem Treffen von Wirtschaftsminister Zeil mit dem Münchner NSN-Betriebsrat:
„Zeil erzielt erste Erfolge bei NSN“. Gemeint sind Siemens-Zugeständnisse, den Siemens-internen Stellenmarkt für NSN-Bewerber zu öffnen, und bei erfolgreicher Bewerbung Dienstzeiten anzurechnen. Zeil stellt dazu fest: „Siemens stellt sich seiner Verantwortung“.
Das ist richtig, und doch auch wieder nicht; richtig ist: Das ist schon mal ein guter Anfang, aber noch lange nicht genug! Besagte Zugeständnisse kommunizierte Siemens schon im Nachgang zu unserer Wortmeldung auf der Siemens-Hautpversammlung (siehe Artikel vom 4.2.2012 „Siemens erfüllt 3 wichtige NCI-Forderungen im Kontext mit Siemens-Jobs für NSN'ler“), und vermarktet sie nun immer wieder als großes Entgegenkommen; tatsächlich ist das aber nicht mehr wirklich neu, und kann auch allenfalls ein erster Schritt sein.
Warum?
Erstens weil das Vorgehen „1.600 Leute umziehen lassen, um dann 2.000 Münchner NSN-Kollegen ohne Sozialauswahl via Betriebsschließung kündigen zu können“ damit noch nicht vom Tisch ist: Siemens und seine Töchter dürfen keine Gesetze (§1.3 KSchG) umgehen, und schon gar keine Gesetze für einen sozialverträglichen Personalabbau (Sozialauswahl). Was Not tut, sind vielmehr vernünftige Abfindungsangebote für einvernehmliche Trennungen. Dann braucht’s auch weder diese Umzüge noch eine komplette Schließung des Münchner Standortes mit 3.600 Jobs.
Und zweitens bleiben diese Zugeständnisse bzgl. Siemens-Stellen eine wirkungslose Alibi-Show, solange NSN-Bewerber in der Regel deshalb abgelehnt werden, weil mit ihrer Rückkehr zu Siemens ein Branchenwechsel verbunden ist und sie daher 3 oder 4 Monate Umschulung benötigen. Siemens muss sich verpflichten, auch branchenwechselnde NSN-Bewerber zu übernehmen, dafür braucht es eine sehr viel weitergehende Selbstverpflichtung von Siemens. Ohne dies kommen so nicht 2.000, sondern höchstens 20 NSN-Siemensianer zurück zu Siemens.
Es bleibt also noch viel, sehr viel mehr zu tun, bevor auch wir unterschreiben würden: Siemens stellt sich seiner Verantwortung. Also packen wir’s an!
(bt)
Montag, 27.2.2012
Überlebenskampf von NSN – woran liegt’s?
Eine interessante Außenbetrachtung: Der vergleichsweise kleine Netzwerkausrüster Adva Optical Networking (www.handelsblatt.com) sieht die NSN-Probleme als hausgemacht:
Chinesische Konkurrenten verdürben in Europa die Preise nicht mehr, „Huawei ist groß, aber nicht mehr preisaggressiv“ sagt man bei Adva.
NSN leide vielmehr unter seinen aktuellen „Transformations“-Turbulenzen: „Niemand arbeitet da drin. Es geht nur noch darum, zu den Überlebenden zu gehören“.
(bt)
Sonntag, 26.2.2012
Man kommt ins Grübeln - Erinnerungen werden wach
Ein Sonntag im Februar 2012 – ein trüber, wolkiger, regnerischer und ab Mittag mit Schnee behafteter Tag. Sowie dieser Tag – keine Sonne – so war auch mein Gemütszustand und da kommt man schon einmal ins Grübeln schwelgt in der Vergangenheit und zur Zeit aktuell die Arbeitssituation bei Nokia Siemens. Die Gedanken sind wie ein Märchen.
Es war einmal…
Wie schön war es als ich zu arbeiten begann, da war es noch eine heile Welt bei SIEMENS. Jeder der es erfahren hat, wo ich arbeite, sagte mir damals „Och bei Siemens, da hat man einen Beamtenstatus, du brauchst keine Bewerbungen mehr zu schreiben, da zu arbeiten und du hast bis zur Rente ausgesorgt usw. usw.“ Das hörte ich von allen Ecken.
Siemens hat gegenüber seinen Mitarbeiter Sozialverantwortung getragen. Da gab’s Jubiläumsurlaub, bezahlte Freistellung für das ehrenamtliche Engagement usw.; Geburtstage wurden in einer gemütlichen Runde in einer angemessenen Zeit gefeiert. Dann gab’s in etlichen Abteilungen die obligatorische Freitagsbrotzeit in der Mittagspause etc.
Alles in Allem, es war eine schöne Zeit bei Siemens. Es gab aber jedoch auch Höhen und Tiefen. Die Höhen überwiegen und machen somit die Tiefen wett.
Meine Augen schweiften bei diesen Gedanken über ein Fotobuch „Mein Arbeitsleben 25 Jahre Siemens“. Natürlich musste ich auch darin blättern. Es waren KollegenInnen und Chefs dabei, die ihr Arbeitsleben schon hinter sich gebracht haben und jetzt dieses Desaster bei NSN nicht mehr mitmachen müssen. Ich beneide sie darum. Dann sind Gesichter dabei, die alles jetzt von Wolke Sieben aus betrachten.
Bei dem nächsten Blick – einen Schrank weiter – sind mir zwei Ordner aufgefallen und ins Auge gestochen, die ich jetzt auch noch herausholte. Auf der Außenbeschriftung stand beim Ersten „ALT“ und darunter "SIEMENS" und auf dem Zweiten „SIEMENS / NSN – Gehalt usw.“ Ich nahm den ersten Ordner „ALT“ aus dem Schrank, setzte mich hin und blätterte. Alles schön abgeheftet. Die Inhalte der ersten Registerblätter waren zwar interessant, aber nicht so interessant als ich dann auf die Emails von Kleinfeld & Co gestoßen bin.
Da gibt es eine Email, 30. März 2007 vom Kleinfeld-Office. Hierin wird geschrieben, ich zitiere:
„… Wir werden uns persönlich für Nokia Siemens Networks einsetzen und haben ebenso wie Sie ein großes Interesse am Erfolg des vielversprechenden 50:50 Joint Ventures mit Nokia. …
Mit allerbesten Grüßen
Klaus Kleinfeld         Joe Kaeser
CEO, Siemens         CFO, Siemens“
Ja, KK ist nicht mehr aktiv bei SIEMENS, aber Joe Kaeser und dieser sitzt im Aufsichtsrat bei NSN und ist der Head of Corporate Finance (CF) Siemens Member of the Corporate Executive Committee of Siemens Special Responsibilities: Siemens Financial Services GmbH (SFS), Nokia Siemens Network, Siemens Real Estate (SRE)
Ich frage mich, WO ist jetzt der persönliche Einsatz für NSN von Joe Kaeser?
Eine Email vom 19. Juni 2006 von Klaus Kleinfeld, wo er uns mitteilt:
„… So wird Nokia Siemens
Welche sicheren Arbeitsplätze ?????? -> seit Bestehen von NSN haben wir nur Personalabbau, Restrukturierung und weil diese Wörter schon bekannt sind, heißt es jetzt Transformation.
Es gibt noch mehr solcher Emails, in denen beschrieben wird, wie toll und wie gut das Joint Venture ist, d.h. dass Nokia Siemens Networks ein Schlaraffenland für uns sei.
Unter einem Schlaraffenland stelle ich mir nicht die ständige Sorge um den Arbeitsplatz und die Existenzangst vor, sondern z.B. Sozialverantwortung gegenüber den Mitarbeitern, die Einhaltung der Ethikrichtlinien von Seiten des Unternehmens usw.
Nun, ich bin wieder zurück in der Gegenwart, aber mein Gesicht ist immer noch ein trauriger Smilie, denn was wird aus mir und meinen KollegenInnen und den Angehörigen? Der Gedanke daran, dass durch diese NSN-Transformation vieles zerstört wird, wie Freundschaften, sehr viele Existenzen auf dem Spiel stehen und mit diesem allem keine Lebensfreude bei den Betroffenen mehr aufkommt.
Bei dem Stöbern in alten Zeiten und den alten Erinnerungen kämpfe ich mit den Tränen. Diese Macht des Gemüts habe ich verloren. Man soll ja seinen Gefühlen freien Lauf lassen, um nicht noch mehr belastet zu werden.

… ABER wo ich jetzt nicht aufgebe,
dies ist der Kampf um meinen
und jeden vom Abbau bedrohten deutschen Arbeitsplatz
und den Erhalt des Standortes NSN München.

Erst wenn von einer der oberen Stellen das endgültige AUS bekanntgeben wird und ich bzw. wir alle verloren haben, dann ist auch für mich der Kampf beendet. Wir können dann immer sagen: „Wir haben alles getan und versucht“ und wir brauchen uns keinen Vorwurf zu machen, NICHTS unternommen zu haben.
Ich und viele von uns NSN-lern haben einiges schon mitgemacht und wir sind es jetzt leid, dass WIR für ein Miss-Management bluten müssen.
Was im Moment bei NSN abgeht und die Äußerungen von Siemens, das ist kein bisschen sozial-verantwortlich. Mutti Siemens muss Verantwortung gegenüber seinen ehemaligen MitarbeiterInnen zeigen und nicht alles auf Nokia schieben.
(Buggy15)
Samstag, 25.2.2012
NSN: Wer und was kann mich retten?
Die Zukunft von NSN ist ungewiss und ein Konkurrent (siehe www.handelsblatt.com) gibt uns kaum Chancen die nächsten 2 - 3 Jahre zu überleben. Das sehen auch die Betriebsräte so, wenn kein Umsteuern stattfindet. Schon vom Oktober 2011 gibt es die 10 Forderungen des GBR. Dort steht z.B.: Und gleich nach der Bekanntgabe der Management-Pläne fordert der Regionen-Ausschuss noch deutlicher, z.B.: Die Pläne der Firma werden trotzdem weiter verfolgt und jetzt konkretisiert. Die Mitarbeiter werden umorganisiert und per „finger pointing“ den 3 Kategorien zugeordnet: Manche Mitarbeiter wissen schon, wo sie zugeordnet werden, der Rest soll am 1.4.2012 informiert werden. Die Umsetzung dieser Zuordnung bedarf allerdings der Zustimmung der (lokalen) Betriebsräte (siehe Betriebsänderung). Akut bedroht sind natürlich die 2.900, welche entlassen werden sollen (ohne Sozialauswahl!) und mehr oder weniger die 1.600 Umzügler (wenn sie aus familiären oder anderen Gründen nicht umziehen können). Wie man ihnen helfen kann, wurde hier schon viel geschrieben. Auch der Weg dazu wurde skizziert: Der Zukunftstarifvertrag mit den Forderungen nach Standorterhalt und Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Beide Forderungen sind de facto ohne Hilfe von Siemens nicht erreichbar, denn was nützen sie z.B. wenn NSN pleite geht?
Über das Schicksal der Auszugliedernden wurde bis jetzt am wenigsten geschrieben. Auch im Diskussionsforum tut sich (noch?) wenig. Dieses Schicksal könnte deutlich mehr als 1.500 Mitarbeiter (alleine in Deutschland) treffen. Die schon bekannten Ausgliederungen (ADTRAN, ON) machen bereits 600 - 700 Mitarbeiter aus. Sind die Auszugliedernden mit ihrem Schicksal zufrieden? Haben sie keine Forderungen? Im NSN-Intranet gibt es die GBV "Eckpunkte Ausgliederung". Sie listet alle Punkte auf, welche verhandelt werden sollen, z.B.: Aber das ist formal-rechtlich nicht erzwingbar. Der Betriebsrat und die IGM haben kaum rechtliche Mittel, es durchzusetzen. Am Ende kann dann der „nackte“ §613a BGB (für ein Jahr) übrig bleiben (siehe auch www.nci-net.de zum Thema Betriebsübergang). Der GBR verhandelt gerade die Ausgliederung von Broadband Access (hauptsächlich Greifswald) zu ADTRAN. Über den Fortgang dieser Verhandlungen ist nichts bekannt. Diese Vereinbarung könnte aber Pilotcharakter für die weiteren Ausgliederungen haben.
Theoretisch kann jeder dem Betriebsübergang widersprechen. Aber solange die Betriebsschließungen drohen, ist das Risiko hoch, am Ende gekündigt zu werden. Um den Mitarbeitern eine verlässliche Entscheidungsgrundlage zu bieten, sollten der Zukunftstarifvertrag und/oder die lokalen Betriebsvereinbarung (Interessenausgleich (IA) und Sozialplan (SP)) vor den Ausgliederungen bekannt sein. Am besten wäre die Bedingungen für die Ausgliederungen im Paket mit den IA/SP und dem ZukunftsTV zu verhandeln.
Was bei einer Ausgliederung alles passieren kann, wissen wir zu genüge. Nicht nur die BenQ-Ausgliederung ist hier ein warnendes Beispiel. Auch TietoEnator (siehe NCI-Artikel vom 1.8.2011 "AUS für Tieto-Betrieb in München (ehemaliger Standort Mch H)" und vom 26.8.2011 "Wie Tieto bei der Münchner "Betriebsschließung" mit seinen Mitarbeitern umgeht") und die Ausgliederung von Quimonda (aus Infineon) mahnen zur Vorsicht. Bei der letzteren war ein gewisser Marko Schroeter federführend.
Na klingelt’s?
Ich meine auch die Auszugliedernden brauchen einen „Begleitschutz“ von Siemens, damit aus diesen Ausgliederungen keine Billigentsorgung wird. Z.B. könnten die Auszugliedernden eine Übernahmegarantie bekommen, wenn die Ausgliederung wirtschaftlich scheitern sollte. Oder zumindest eine Abfindung, garantiert von Siemens für den Fall der Insolvenz der neuen Gesellschaft.
Fazit
Ohne Hilfen von Siemens hat kaum ein Mitarbeiter von NSN in Deutschland eine echte Chance, sich über mehrere Jahre zu retten. Die Hilfe kann aber formal-rechtlich nicht erzwungen werden (s. oben). Allerdings hat Siemens schon einmal bewiesen, dass er es kann, wenn er es will, siehe Gigaset (NCI-Artikel vom 17.12.2010 "Aus Arques wird Gigaset"). Die Hilfe kann nur über den öffentlichen Druck erreicht werden. Hier kann die IGM direkt und indirekt helfen. Auch durch ihre Kontakte in die Politik und die Mitbestimmungsgremien bei Siemens (Aufsichtsrat, GBR). Das alleine wird aber nicht reichen. Jeder NSN-Mitarbeiter muss auch selber aktiv werden und mindestens an den IGM-Aktionen und Demonstrationen teilnehmen (egal, ob er Mitglied ist oder nicht). Zusätzlich soll er „seine“ Vertreter in der großen und kleinen Politik um Hilfe bitten, Leserbriefe an die Medien schreiben, selbst nach Wegen aus der Krise suchen und sie mit den Betriebsräten und der IGM diskutieren. Oder auch hier im Diskussionsforum.
Und last but not least müssen wir alle aufpassen, dass all die Verhandlungen in die richtige Richtung laufen!
(BRM)
Samstag, 25.2.2012
Gesetze brechen ist rechtswidrig
Ein gewisser Herr Valentin soll mal gesagt haben:
Alles was Bayern jetzt noch retten könnte, wäre eine Revolution – aber die ist ja hierzulande leider verboten… :-)
Daran mag der eine oder andere NSN-Mitarbeiter beim Lesen der „News von der Geschäftsleitung“ gedacht haben, anlässlich der weisen Worte:
„Das Arbeitsrecht erlaubt keine unrechtmäßigen Streiks von Mitarbeitern.“
Ah da schau her: Rechtmäßige Streiks sind erlaubt, unrechtmäßige Streiks hingegen nicht – wer hätte das gedacht? Gut dass wir darüber belehrt wurden, was würden wir nur ohne unsere Geschäftsleitung machen? Wann aber ist ein Streik unrechtmäßig? Na, wenn zum Beispiel jemand Anderes als die zuständige Gewerkschaft dazu aufrufen würde (das NCI zum Beispiel). Was wir ja aber nie nicht täten!
Also, das haben wir jetzt gelernt: Was unrechtmäßig ist, ist nicht erlaubt. Prima.
Was aber wie gesagt nicht aussagt, dass grundsätzlich nicht gestreikt werden dürfte – nur eben halt nur rechtmäßig…
Es wird aber noch interessanter: Ohne Einschränkung formuliert die Geschäftsleitung:
„Jegliche Form der Demonstration muss von der Standortleitung genehmigt werden.“
Das ist interessant! Also wenn ich morgen gegen eine neue Startbahn oder gegen einen Bahnhof-Umbau demonstrieren will, muss ich vorher die Standortleitung meiner Firma um Erlaubnis fragen?
Ich glaube das muss ich nochmal genauer in den Gesetzestexten nachlesen. Oder jemand anders…
(Lester Läster)
Freitag, 24.2.2012
NSN-Demo am Dienstag 28.2., 12:00 Uhr auf dem Wittelsbacherplatz
Nur für den unwahrscheinlichen Fall dass es sich doch noch nicht überall herumgesprochen haben sollte:
Die von Standortschließung und Kündigung bedrohten NSN-Siemensianer und ihre Familien (die die Suppe der Arbeitslosigkeit ggf. mit auslöffeln müssen) werden am nächsten Dienstag (12:00, High Noon) vor der Siemens-Zentrale am Wittelsbacherplatz demonstrieren, um ihre NSN-Mutter (NSN ist nun mal eine Siemens-Ausgliederung, die zudem noch immer zur Hälfte Siemens gehört) an ihre soziale Verantwortung für ihr langjähriges Personal zu erinnern und in die Pflicht zu nehmen.
Was wollen wir, was können wir realistisch erreichen?
Nachdem NSN in den vergangenen Jahren hinreichend heruntergewirtschaftet wurde, werden wir den Stellenabbau als Solchen wohl nicht mehr komplett verhindern können, aber hier geht's auch um das WIE, und damit letztlich um Schadensbegrenzung. NSN (und mit Sicherheit steckte in dieser Entscheidung Siemens voll mit drin) will 1.600 NSN-Kollegen nach Ulm, Berlin und Düsseldorf umziehen lassen und dann den restlichen Münchner Betrieb einfach schließen, mit Kündigung der darin dann noch übrigen 2.000 Kollegen.
Warum das Ganze, dürfte klar sein:
Damit sind auch schon drei Ziele klar, aber vordergründig ist es eigentlich nur eines:

Die Standort-Schließung München muss verhindert werden!

Wenn wir dieses eine Ziel erreichen, haben wir drei "Unter-Ziele" quasi automatisch mit erreicht (zumindest schon mal für München; aber diese Ziele gelten natürlich genauso auch für alle anderen betroffenen NSN-Kollegen):
  1. Anständige Trennungskonditionen für freiwillige Trennungen.
  2. Keine Kündigungen, erst recht nicht ohne Sozialauswahl.
    Wo freiwillige Trennungen noch nicht ausreichen:
    Die Abbauzahl 2.000 ist doch noch nicht in Stein gemeißelt, dann sind es halt ein paar weniger! Wo ist das Problem? Bei 3.400 freien Siemens-Stellen in Deutschland sollte sich das lösen lassen! Siemens muss dazu nur bereit sein, NSN-Rückkehrer systematisch für andere Siemens-Sparten umzuschulen.
  3. 1.600 Kollegen bleibt der Umzug (bzw. das Wochenend-Pendeln) erspart.
Wir gehen davon aus, dass wir mit einem NSN-Management allenfalls noch über Abfindungshöhen verhandeln könnten; wollen wir hingegen ernsthaft über Alternativen zum grundsätzlichen Vorgehen sprechen, so kommen wir am Siemens-Zentralvorstand schwerlich vorbei - ein Grund mehr, nicht in Helsinki sondern in München zu demonstrieren! Dafür zu demonstrieren, dass mit unserer Interessenvertretung ergebnisoffen über sozialverträglichere Alternativen verhandelt wird, und das sind Lösungen ohne komplette Schließung des größten NSN-Standortes München.
Demonstrationen sind auch ein Stück Öffentlichkeitsarbeit.
Wir können damit NSN-Mutter Siemens klarmachen, dass NSN nicht in so einer rücksichtlosen Art und Weise "saniert" werden darf und kann, ohne dass dies das Firmenimage auch von Siemens und seinem Management nachhaltig schädigt. Das geht doch auch anders! Und es muss auch deutlich werden, dass der Protest dagegen keine Eintagsfliege ist, die man einfach aussitzen kann. Das Prinzip "Ausgliedern und Abhaken" klappte schon bei BenQ nicht – was freilich den BenQ-Beschäftigten auch nicht mehr half. Unser Ziel muss es sein, es diesmal erst gar nicht so weit kommen zu lassen.
Also kommt bitte ALLE mit zu dieser Demo, nicht nur alle Betroffenen, mit ihren genauso betroffenen Familien, sondern auch solidarische Kollegen: Jetzt geht's wirklich um die Wurst, jetzt müssen wir gaaaanz viele werden, auf dass uns das Siemens-Management nicht auf dem großen Wittelsbacherplatz womöglich übersieht oder überhört! Daran soll's doch nicht scheitern, oder?!
(bt)
Freitag, 24.2.2012
NSN-Standortschließung auch in Mannheim, Stuttgart und Frankfurt
Ein NSN-Kollege aus Mannheim berichtet über die dortige Stimmung wegen der angekündigten Standortschließung in Mannheim, Stuttgart und Frankfurt:
„Auch der Mannheimer Standort soll komplett geschlossen werden und ich muss mich zum ersten mal, nach über 30 Jahren, mit dem Gedanken auseinander setzen, dass ich meinen Arbeitsplatz verliere und das macht mir Angst.
Ich habe Angst vor dem was da noch kommen mag und wird. Darum habe ich letzte Woche in Mannheim zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Standorten Mannheim, Stuttgart und Frankfurt gegen die Standortschließungen protestiert.
Auch wenn die Lage aussichtslos erscheint, so habe ich doch das Gefühl, durch diese Protestaktion nicht alles so sang- und klanglos hinzunehmen und werde auch weiterhin um den Erhalt meines Arbeitsplatzes kämpfen.
Anbei habe ich Euch noch den Link der IG Metall Mannheim mit dem Bericht unseres Protestes beigefügt."
(fl)
Freitag, 24.2.2012
NSN gründet in München zwei neue GmbHs
Aus der Veröffentlichung des Handelsregisters ergibt sich, dass NSN am 16.02. zwei neue Gesellschaften gegründet hat.
Amtsgericht München Aktenzeichen: HRB 197138 Bekannt gemacht am: 22.02.2012 12:00 Uhr
In ( ) gesetzte Angaben der Anschrift und des Geschäftszweiges erfolgen ohne Gewähr.
Neueintragungen
16.02.2012
Nokia Siemens Networks Vorratsgesellschaft 2 mbH, München, St.-Martin-Straße 76, 81541 München. Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Gesellschaftsvertrag vom 08.12.2011. Geschäftsanschrift: St.-Martin-Straße 76, 81541 München. Gegenstand des Unternehmens: Verwaltung eigenen Vermögens sowie Entwicklung, Fertigung und Vertrieb von Produkten, Systemen und Lösungen für Telekommunikationsnetzwerke und damit in Zusammenhang stehende Dienstleistungen sowie alle Maßnahmen, die geeignet sind den Gegenstand zu fördern einschließlich Gründung, Erwerb, Beteiligung von Gesellschaften und Gründung von Zweigniederlassungen im In- und Ausland. Stammkapital: 25.000,00 EUR. Ist nur ein Geschäftsführer bestellt, so vertritt er die Gesellschaft allein. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die Gesellschaft durch zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäftsführer gemeinsam mit einem Prokuristen vertreten. Geschäftsführer: Weikl, Susanne, München, *29.08.1975; Zott, Gerwin, München, *29.08.1959.
Amtsgericht München Aktenzeichen: HRB 197143 Bekannt gemacht am: 22.02.2012 12:00 Uhr
In ( ) gesetzte Angaben der Anschrift und des Geschäftszweiges erfolgen ohne Gewähr.
Neueintragungen
16.02.2012
Nokia Siemens Networks Vorratsgesellschaft 1 mbH, München, St.-Martin-Straße 76, 81541 München. Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Gesellschaftsvertrag vom 08.12.2011. Geschäftsanschrift: St.-Martin-Straße 76, 81541 München. Gegenstand des Unternehmens: Verwaltung eigenen Vermögens sowie Entwicklung, Fertigung und Vertrieb von Produkten, Systemen und Lösungen für Telekommunikationsnetzwerke und damit in Zusammenhang stehende Dienstleistungen sowie alle Maßnahmen, die geeignet sind den Gegenstand zu fördern einschließlich Gründung, Erwerb, Beteiligung von Gesellschaften und Gründung von Zweigniederlassungen im In- und Ausland. Stammkapital: 25.000,00 EUR. Ist nur ein Geschäftsführer bestellt, so vertritt er die Gesellschaft allein. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die Gesellschaft durch zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäftsführer gemeinsam mit einem Prokuristen vertreten. Geschäftsführer: Weikl, Susanne, München, *29.08.1975; Zott, Gerwin, München, *29.08.1959.
Was ist nun eine Vorratsgesellschaft?
Zitat aus Wikipedia:
“Als Vorratsgesellschaft bezeichnet man eine Kapitalgesellschaft, die nicht mit der Absicht, eine wirtschaftliche Betätigung aufzunehmen, gegründet wurde. Stattdessen soll sie später als "leere Hülle" der äußeren Rechtsform, z. B. GmbH, AG oder GmbH & Co. KG, an einen Dritten verkauft werden, der dann die Gesellschaft zur Aufnahme einer Geschäftstätigkeit nutzt. Im Unterschied zur Mantelgesellschaft ist die Vorratsgesellschaft noch nie einer vorherigen Geschäftstätigkeit nachgegangen.
Der Käufer spart sich den langwierigen Eintragungsprozess der Kapitalgesellschaften und die damit verbundenen Haftungsrisiken einer GmbH in Gründung. Ein weiterer Vorteil ist die mit der Neugründung gesicherte Freiheit von Altforderungen aus früherem operativen Geschäft der Gesellschaft. Der Käufer muss nach Erwerb der Vorratsgesellschaft lediglich beim Handelsregister offenlegen, dass es sich um eine Vorratsgesellschaft handelt, die notwendigen Angaben zu Firmensitz, Unternehmensgegenstand, Mitgliedern der Organe etc. machen und die Versicherung der Geschäftsführer beilegen, dass sich das Stammkapital in ihrer freien Verfügung befindet.
Als Stichtag gilt der Tag dieser Anmeldung und Offenlegung und nicht die finale Eintragung. In der Regel sind Vorratsgesellschaften also binnen eines Tages einsatzbereit, dabei bleibt die Haftung auf das Gesellschaftsvermögen begrenzt.
Neben deutschen Gesellschaften werden häufig auch Vorratsgesellschaften ausländischen Rechts, insbesondere britische Limited angeboten. In Steueroasen ansässige Vorratsgesellschaften werden zudem genutzt, um bei der Unternehmensfinanzierung sich der am Betriebssitz geltenden Steuergesetze zu entziehen.“
Wird da nun eine mögliche Ausgliederung von ON und OPS vorbereitet?
Man wird sehen!
(DoDo)
Freitag, 24.2.2012
Begriffsentwirrung rund um Kündigungen und Soziales
Für alt-erfahrene NCI-Hasen mögen das alles olle Kamellen sein, nicht aber für die noch nicht so existenzkampferfahrenen NSN-Kollegen, daher ist’s kein Wunder wenn so manche Begriffsverwirrungen kursieren.
Hier ein Entwirrungsversuch.
Beginnen wir mit den Begriffen rund um’s Soziale beim Stellenabbau:
Da gibt’s den sozialverträglichen Stellenabbau, Sozialtarifverträge, Sozialauswahl, Sozialpläne, und auch Interessenausgleiche spuken da mit rein. Das sind keineswegs ähnliche Namen für dasselbe, sondern ganz unterschiedliche Dinge.
Was ist was? Machen wir weiter mit ein paar Begrifflichkeiten rund um Entlassungen:
(bt)
Donnerstag, 23.2.2012
Anonyme Meinungen und Artikel an NCI
In letzter Zeit bekommen wir verstärkt Informationen, Hinweise und Artikelbeiträge in anonymer Form. Wir freuen uns über Ihre per Leserbrief eingereichten Meinungen und Ideen. Informationen und Hinweise können wir recherchieren und bei Vorliegen entsprechender Quellen für unsere Beiträge verwerten.
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Artikel ohne Absender aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlichen können, da wir in diesem Falle nicht nachprüfen können, ob dies tatsächlich die Meinung eines Betroffenen darstellt, oder ob von dritter Seite gezielt Meinungsmanipulation betrieben werden soll.
Sollten Sie wünschen, dass Ihr Beitrag ohne Ihren Namen auf der NCI-Homepage erscheint, werden wir zu Ihrem persönlichen Schutz folgenden Zusatz anfügen: "Der Autor ist der Redaktion bekannt, zieht es aber vor, anonym zu bleiben."
Wir behalten uns vor, über alle eingereichten Beiträge für die Veröffentlichung eine Auswahl zu treffen, sowie Beiträge zu kürzen.
Danke für Ihre Mitarbeit!
(Die Redaktion)
Donnerstag, 23.2.2012
Siemens-interner Stellenmarkt für NSN-Bewerber
Laut einer heutigen Rundmail sollen NSN-Mitarbeiter im Laufe der ersten Märzhälfte Zugang vom NSN-Intranet zum Siemens-internen Stellenmarkt bekommen.
Dabei garantiert Siemens „allen Mitarbeitern von NSN ein Vorstellungsgespräch, wenn sie sich mit geeigneten Qualifikationen bewerben.“ Wenn ich also nicht grundsätzlich ungeeignet erscheine, darf demnach ein Vorstellungsgespräch nicht nur deshalb entfallen, weil ein anderer Bewerber noch besser geeignet wäre.
Ein Kernproblem steht dabei aber ungeklärt im Raum:
NSN-Mitarbeiter kommen aus der Telekommunikationsnetzebranche, Siemens hat andere Branchen; NSN-Bewerber bewerben sich also grundsätzlich als branchenwechselnde Quereinsteiger bei Siemens, also bei einer Firma, bei der die meisten Stellenausschreibungen langjährige Berufserfahrung in der jeweiligen Branche zwingend verlangen. Gelten solche Klauseln nun für NSN-Bewerber nicht mehr, weil sich Siemens konsequent für NSN-Bewerber, auch wenn sie dafür eine Branchenwechsler-Umschulung benötigen, öffnet? Oder gelten wegen dieser Branchenerfahrungs-Klausel die NSN-Bewerber für 90% der Siemens-Jobs schon von vornherein als „ungeeignet“, weil sie ja nun mal aus einer anderen Branche kommen?
Dieselbe Frage stellt sich zur Zusicherung, bei gleicher Eignung würden NSN-Bewerber bevorzugt: Gilt das auch dann noch, wenn konkurrierende andere Bewerber schon aus der „richtigen“ Branche kommen?
Kurz und gut: Wie geht Siemens dabei mit dem Problem unterschiedlicher NSN- und Siemens- Branchen um, ist also diese signalisierte Bereitschaft zur Übernahme von NSN-Bewerbern ernst gemeint, oder nur ein Alibi-Papiertiger?
Zielführender wäre aber natürlich ein viel radikalerer Ansatz: Siemens übernimmt einfach en bloc (z.B. per Betriebsübergang-retours) alle überzähligen NSN-Siemensianer, spart sich und NSN damit eine halbe Milliarde Restrukturierungskosten, und überlegt sich nachher in Ruhe, wie man diese Mitarbeiter und die freien Jobs bzw. die zu erledigende Arbeit am besten mappen kann!
(bt)
Donnerstag, 23.2.2012
Nokia Siemens Networks – Welchen Einfluss hat Siemens wirklich?
Peter Löscher, CEO der Siemens AG, sagte am 24.01.2012 auf Fragen von Reportern zu vor der Siemens HV demonstrierenden NSN-Mitarbeitern: "Nokia Siemens ist eine Nokia-geführte Firma" (BR Rundschau Magazin, 2. Februar 2012).
Ist es wirklich so einfach? Siemens weiß von nichts? Siemens kann nichts tun, weil die unternehmerische Führung bei Nokia liegt? Nachfolgend einige Pressezitate, anhand deren man sich selbst ein Bild über die Glaubwürdigkeit dieser Aussage machen kann:
(nlst)
Donnerstag, 23.2.2012
Schutz vor Belästigung
Unter der Überschrift „Schutz vor Belästigung“ berichtet Spiegel.de über ein Notrufsystem, mit dem das New Yorker Hotelpersonal im Falle von sexueller und anderer Belästigung, sowie Gewaltandrohung in jedweder Form, unverzüglich per Funk Hilfe anfordern kann. Es ist zu erwarten, dass hiermit Übergriffe zukünftig von vorneherein weitgehend verhindert werden können.
Im übertragenen Sinne stellt sich uns aus Sicht des Betriebsrates die Frage, was wir von einem solchen System lernen können, und ob es sich evtl. lohnen würde, etwas ähnliches in unseren Betrieben zu implementieren.
Dies insbesondere vor dem Hintergrund dem Mitarbeiter angeordneter Personalgespräche, bei denen ohne „Moderator“ von seiten des Betriebsrates, die Lage schnell eskalieren kann. Bei unverzüglich angeforderter Hilfe könnten beide Seiten, also Mitarbeiter wie Vorgesetzter und / oder Personalabteilung, vor unbedachten Äusserungen bewahrt werden.
Als Alternative zu diesem Notrufsystem empfehlen wir dringend, bei drohendem Aus-dem-Ruder-Laufen eines solchen Gespräches, vom gesetzlich verankerten Recht der Hinzuziehung eines BR-Mitgliedes des eigenen Vertrauens Gebrauch zu machen. Ist diese Kollegin oder Kollege derzeit nicht greifbar, lässt sich mit genau dieser Begründung ein Gespräch jederzeit abbrechen mit der Option, bei Verfügbarkeit eben dieses BR-Mitglieds die Unterredung fortzusetzen.
Auch wer kein Notrufsystem wie z.B. Mobiltelefon dabei hat, kann so ohne Schaden aus einer problematischen Situation herauskommen.
(Pro Populo)
Mittwoch, 22.2.2012
NSN eröffnet neuen Entwicklungsstandort in den USA
Allem Stellenabbau zum Trotz eröffnet NSN anscheinend ein neues LTE research center in den USA:
NokiaGadgets.com
(bt)
Mittwoch, 22.2.2012
Generalprobe für den Wittelsbacherplatz
Unter der Überschrift „Notfalls wird gestreikt" berichtet die SZ vom 22.2. (übrigens derselbe Reporter, der auch kürzlich unseren NCI-Stammtisch besuchte): „Die Mitarbeiter von NSN geben sich kampfeslustig – vor allem die Konzernmutter Siemens ist Ziel der Protestaktionen". „Wer einen 50%-Anteil hält, hat eine Verantwortung für die Mitarbeiter", sagte Metaller Michael Leppek auf der gestrigen „Mahn-Polonaise"; dem können wir gerne noch ein Zitat hinzufügen: „Wir werden uns persönlich für Nokia Siemens Networks einsetzen" unterschrieb u.a. ein gewisser Joe Kaeser in der Rundmail „Start von NSN“ am 30.3.2007 – na prima, dann mach mal zu Joe, jetzt gilt‘s!
Damals wurde uns die Ausgliederung von Siemens zu NSN in den leuchtendsten Farben geschildert, auf dass nur ja niemand dem Betriebsübergang widersprechen möge - als „Personalabbauprogramm auf Umwegen" droht sich diese Ausgliederung aber nun zu entpuppen, wenn der Münchner NSN-Standort komplett geschlossen werden soll, einhergehend mit der Kündigung von tausenden NSN-Siemensianern mit durchschnittlich 22 Siemens-Jahren auf dem Buckel - spätestens das sollte die Frage beantworten, warum Diese Siemens in der Mitverantwortung für eine anständige Lösung sehen.
Anständig wäre z.B., wenn Siemens die überzähligen NSN-Siemensianer auf seinen 3.400 freien Stellen weiterbeschäftigen würde – eine Zusicherung, NSN-Bewerber würden „bei gleicher Eignung“ bei der Stellenbesetzung bevorzugt berücksichtigt, reicht dafür aber bei weitem noch nicht, da eine Siemens-Rückkehr für die NSN-Telekommunikationsnetze-Leute zwangsläufig mit einem Branchenwechsel (mithin einem gewissen Umschulungsbedarf) verbunden ist - dafür muss sich Siemens schon etwas weiter „committen“, wie das auf Neuhochdeutsch wohl heißt.
Weniger anständig wäre hingegen, durch den Umzug von 1.600 noch benötigten Münchner NSN-Mitarbeitern in andere Städte mit anschließender München-Schließung und Kündigung der dann noch übrigen 2.000 Münchner NSN-Mitarbeiter das Kündigungsschutzgesetz mit seiner „Sozialauswahl“ zu umgehen - von einer Firma wie Siemens erwarten wir ein anderes Verhalten als das Umgehen von Gesetzen, und wir erwarten ein möglichst sozialverträgliches Vorgehen beim Stellenabbau, wohingegen die Umgehung einer Sozialauswahl im Gegenteil ein gezielt sozialunverträgliches Vorgehen wäre. Daher: Diese Schließungspläne müssen vom Tisch!
Bei Siemens hingegen scheint man sich noch der Illusion hinzugeben, das NSN-Management alleine die Dreckarbeit erledigen lassen und sich selber entspannt zurücklehnen zu können: Aus der Sicht von Siemens gebe es überhaupt keinen Grund für eine Demonstration vor der Konzernzentrale auf dem Wittelsbacher Platz: Der Konzern habe mit der NSN-Entscheidung nichts, aber auch schon überhaupt nichts zu tun! Schließlich liege die unternehmerische NSN-Führerschaft bei Nokia.
Nun, das sehen die NSN-Siemensianer etwas anders, und genau darüber werden wir uns nächsten Dienstag mal unterhalten!
Die SZ zitiert aber nicht nur Siemens, sondern berichtet auch von Interventionen der Politik. So haben am Dienstag Münchens Oberbürgermeister Ude und Wirtschaftsreferent Reiter (kurz nach unserem NCI-Treffen mit Herrn Reiter) Siemens-Chef Löscher in einem Schreiben zum Handeln aufgefordert; auch sie fordern einen Erhalt des Münchner Standortes, und stellen nüchtern fest „einen betriebswirtschaftlich überzeugenden Grund für eine Schließung gibt es nicht“. Richtig, es gibt nur einen arbeitsrechtlichen Grund: So §1.3 KSchG umgehen zu können, wie wir auch schon in unserem NCI-Treffen mit dem Wirtschaftsreferenten übereinstimmend festgestellt haben. Am Freitag hat übrigens der bayrische Wirtschaftsminister noch einen Termin mit dem NSN-Betriebsrat.
Ob all das etwas bewirkt?
Das hängt wohl auch davon ab, „wie viel Löscher ein gutes Image wert ist“, zitiert die SZ einen besorgten NSN-Kollegen. Schließlich hängt Siemens ja auch von Aufträgen der öffentlichen Hand ab - und dass ein konsequentes Ignorieren der öffentlichen Meinung eine Firma schädigen oder gar in den Ruin treiben kann, hat schon manch ein Unternehmer feststellen müssen. In einem Atemzug mit Firmen wie z.B. Schlecker genannt zu werden, kann auch einer Firma wie Siemens auf Dauer nicht genehm sein. Das Erfolgsrezept heißt vielmehr „tue Gutes und sprich darüber“ - also, liebe Mutter Siemens, dann tu mal was Gutes und stoppe die Schließung von NSN in München und vermittle überzählige NSN-Siemensianer gezielt auf Deine freien Siemens-Stellen! Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für auch nur eine einzige Kündigung bei NSN.
(bt)
Dienstag, 21.2.2012
Polonaise der besonderen Art
Die Dienstags bereits übliche Mahnwache bei NSN München wurde heute am Faschingsdientag entsprechend abgeschlossen: eine lange Polonaise durch den Standort. Heute war bei bestem Wetter (Sonnenschein), aber Ferienzeit, die Generalprobe für den „Aufmarsch“ am nächsten Dienstag am Wittelsbacherplatz vor der Siemens-Zentrale.
Zur Büttenrede versammelten sich die Mitarbeiter zunächst in der Rotunde:
Neben den gewohnten Lärmutensilien wie Tröten und Trillerpfeifen kamen auch Ratschen zum Einsatz. Und zu jeder Polonaise gehört ein passendes Stimmungslied, daraus die erste Strophe:

„Hey Siemens, du bist unser Heim,
Seit Jahren steh’n wir für dich ein,
Nun sind wir hier und bitten dich,
lass Deine Jungs/Mädels hier nicht im Stich.“

(sh)
Dienstag, 21.2.2012
Wann tritt Rajeev zurück?
Dazu erreichte uns folgender Leserbrief:
Bevor mir der Kragen platzt mache ich per Email meinem Ärger Luft:
Hat Rajeev nichts besseres zu tun als sich nebst Gemahlin in London bei der Award Verleihung der britischen Filmakademie BAFTA auf dem roten Teppich zu zeigen, nachdem er bei NSN angekündigt hat, Tausende zu entlassen? (www.youtube.com)
Und das während bei NSN die Hütte brennt nachdem der geplante 7 Millarden schwere Auftrag von Light-Squared an NSN wegen des Rummels um die angekündigten Entlassungen platzte (siehe SZ).
Ich gehe doch wohl Recht in der Annahme, dass das Flugticket nicht als NSN Dienstreise abgerechnet wurde (denn das würde ja heissen unsere Mütter haben es bezahlt) und die Eintrittskarten nicht à la Wulff vorteilhaft angenommen wurden.
Ich bin stinksauer!
(Die Redaktion)
Montag, 20.2.2012
NSN: Wie geht es weiter?
In der Mitgliederversammlung vom 16.2.12 in München hat sich die IGM das Mandat für die Verhandlungen mit NSN über einen Zukunftstarifvertrag geholt. Folgende Forderungen wurden erwähnt:
Nach eigenen Angaben war die Neumitgliederwerbung in München sehr erfolgreich, so dass der für einen Streik notwendige Organisationsgrad erreicht wurde. Je nach dem Verhalten des Arbeitgebers könnte sogar ein Organisationsgrad von 100% erreicht werden. Es ist nicht auszuschließen, dass es mit Hilfe des NSN-Managements tatsächlich zu schaffen wäre ;-)
Parallel dazu verhandelt die IGM als stärkste Fraktion im Münchner Betriebsrat (BR) für einen Interessenausgleich (IA) und Sozialplan (SP) nach dem Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) in Rahmen einer Betriebsänderung.
Die Verhandlungen mit Betriebsräten (Gesamtbetriebsrats (GBR), lokale BRs) und mit der IGM sind formalrechtlich unabhängig voneinander. Der GBR hat für die Verhandlungen nach dem BetrVG folgenden „work split“ bekannt gegeben (www.nsn-dialog.de):
Vom Oktober 2011 gibt es die 10 Forderungen des GBR (z.B. 3. NSN braucht ein End-to-End-Portfolio als Unternehmensstrategie, d. h. Geschäfte stabilisieren statt auszugliedern), von welchen die wenigsten bis jetzt erfüllt sind. Ob sie im Rahmen des IA oder Zukunftstarifvertrages gestellt werden (oder in beiden Verhandlungen), ist nicht bekannt.
Laut Mitteilung des BR in Mch M haben die Verhandlungen noch gar nicht begonnen, weil der BR noch nicht vollständig informiert worden ist. Die Betriebsleitung geht davon aus, dass die neue Organisation schon am 1.4.2012 umgesetzt wird. Nach dem BetrVG kann das aber erst nach erfolgreichen Verhandlungen zum IA oder nach deren Scheitern (festgestellt von der Einigungsstelle) passieren.
Neben den drei oben erwähnten Themen gibt es noch eine Vielzahl weitere Probleme, z.B.:
Auch hier ist noch nicht bekannt, welche dieser Themen in Rahmen der Tarifverhandlungen und welche in Rahmen der BR-Verhandlungen gelöst werden sollen. Werden alle Themen im Paket behandelt oder wird es Teilverhandlungen geben?
All die Fragen werden die Mitarbeiter noch lange beschäftigen. Die Mitarbeiter sollten hier nicht passiv abwarten, sondern den Betriebsräten und der IGM helfen, befriedigende Antworten zu finden.
(BRM)
Montag, 20.2.2012
Fokussieren oder Zocken?
Was ist eigentlich der Unterschied?
Nun, „Fokussieren“ ist eben die positive, und „Zocken“ die negative Bezeichnungsweise für ein und die selbe Verhaltensweise; vor allem wenn man's damit übertreibt, wird aus Fokussieren schnell mal ein gefährliches Zocken, wehe man schwächelt dann auch nur ein einziges mal auf diesem einen verbliebenen Standbein!
Das NSN-Management hat alle Chips auf einige wenige Karten gesetzt, auf einige wenige Kundenregionen (und dafür Motorola-Teile überteuert eingekauft) und auf einige wenige Produkte. “Weg mit dem Festnetz, alle Chips auf LTE“ heißt die Devise – wohl selten zuvor wurde eine unternehmerische Fehlentscheidung so schnell und gnadenlos entlarvt und bestraft, wie dies nun mit dem geplatzten Lightsquared-Deal geschah!
Bestraft? Wer genau zahlt denn die Strafe?
Der NSN-Chef hat wohl allenfalls einen verfrühten Abgang mit einer üppigen Abfindung zu befürchten - die Zeche zahlt der einfache Mitarbeiter. Mit seinem Job. Und mit deutlich geringerer Abfindung.
A propos Unterschied: Was ist der Unterschied zwischen Strafe und Lehrgeld?
Bei Lehrgeld habe ich nachher wenigstens meine Lektionen gelernt und korrigiere meine Fehler - zur reinen Strafe hingegen wird’s nur für den Unbelehrbaren.
Die Evolutionstheorie besagt nicht etwa, dass der Stärkste überlebt - wenn das so wäre, würden noch immer Dinosaurier den Erdball bevölkern - sondern derjenige, der sich geänderten Umweltbedingungen am besten anpasst.
Das haben Menschen und Schweine gemeinsam – als Allesfresser können sie praktisch immer und überall überleben. Wegen ihrer Breitbandigkeit – das Gegenteil von „Fokussieren“ eben.
Womit wir bei der Frage wären: Ist NSN ein unbelehrbarer Dinosaurier, bleibt das Lightsquared-Desaster ohne Auswirkungen auf die neue NSN-Strategie, oder ist NSN lernfähig genug, um auch überlebensfähig zu sein?
(Lester Läster)
Montag, 20.2.2012
Samsung – welchen Preis hat der geplante Erfolg?
Obwohl in den letzten Monaten immer wieder Apple (und Foxconn) in der Kritik der Presse standen wegen der miesen Arbeitsbedingungen, Selbstmorde und geringen Löhnen bei den Zulieferern, steht dieses Mal „die Firma“ von Südkorea im Rampenlicht: Samsung.
Samsung ist aufgefallen, als diese Firma beim Public Eye Award 2012 auf den dritten Platz kam, und nicht Apple, und nicht Foxconn. Der Public Eye Award ist ein Schmähpreis und wird an Firmen vergeben, die sich besonders verantwortungslos gegenüber Mensch und Umwelt verhalten. Der Preis wird jährlich auf der Veranstaltung Public Eye vergeben, die seit 2000 als kritische Gegenveranstaltung zum Jahrestreffen des World Economic Forums (WEF) in Davos statt findet. Es gibt einen Jury- und einen Publikumspreis. Der Publikumspreis wird durch eine Online-Abstimmung ermittelt. Träger des Negativ-Preises sind die „Erklärung von Bern“ (EvB) und Greenpeace Schweiz.
Uns interessiert hier nicht so sehr der Jurypreis, der an den britischen Bankenkonzern Barclays ging. Beim Publikumspreis ist Vale (weltweit größter Eisenerzhersteller in Brasilien) ganz vorne, Tepco (Atomkraftwerksbetreiber in Japan) überrascht nicht wirklich auf dem zweiten Platz, dagegen Samsung als Dritter schon eher, auch weil aus der Firma kaum etwas bekannt ist und nach außen dringt. Samsung ist ein Mischkonzern mit 290.000 Mitarbeitern und das reichste Unternehmen Südkoreas. Samsung ist aber nicht nur Samsung Electronics (TV-Hersteller und zweitgrößter Handy-Hersteller), sondern besteht aus einem riesigen Geflecht von Firmen verschiedener Branchen.
Greenpeace Deutschland schreibt über die skrupellosesten Unternehmen 2011 für Samsung:
„Der südkoreanische Konzern ist nominiert, weil er verbotene und hochgiftige Stoffe in seinen Fabriken einsetzte, ohne die Arbeiter darüber zu informieren. Bei mindestens 140 von ihnen wurde daraufhin Krebs festgestellt. Von ihnen starben mindestens 50 junge Arbeiter. Trotz klarer Beweise weist Samsung die Verantwortung von sich und bringt die Kranken und ihre Familien öffentlich in Verruf.“
Der Erfolg hat hier einen bitteren Preis. Wer mehr über den koreanischen Elektronikkonzern wissen möchte, über seine Geheimnisse, die zum weltweiten Erfolg führten, die ihn zum schärfstem Konkurrenten Apples machte, der möge sich den Artikel „Erfolg auf Befehl“ in www.zeit.de zu Gemüte führen.
(sh)
Sonntag, 19.2.2012
Fenster-Klebekunst auch bei NSN München
In Frankreich wurde letzten Sommer die Fenster-Klebekunst erfunden, angeblich aus Langeweile. Nun, Paris ist im Hochsommer beinahe entvölkert, weil fast alle gleichzeitig Urlaub machen. So sollen „ein paar verbliebene Bürohaus-Besatzungen... aus Langeweile gleich eine neue Kunstform [entdeckt haben]: Post-It-Fassadenschmuck.“ (www.faz.net). Post-it sind dafür am bestens geeignet, weil sie sich schnell und problemlos wieder entfernen lassen.
Die Welle ist auch nach Deutschland geschwappt, meist jedoch in Werberkreisen, also bei Agenturen.
NSN München hat den „Fenstertag“ sicher nicht aus Langeweile ins Leben gerufen. Hier wird dem Protest gegen die Schließung des Standortes und gegen den Abbau von sehr vielen Arbeitsplätzen ein Gesicht gegeben.
Rechtlich ist die Fenster-Klebekunst in Büroräumen allerdings umstritten. Auf Verlangen des Arbeitsgebers sollten die „Kunstwerke“ sofort entfernt werden (www.wiwo.de ).
Bei NSN handelt es sich allerdings um einen gewerkschaftlich organisierten Widerstand und gewerkschaftliche Betätigung unterliegt einem besonderem Schutz. Bis jetzt gibt es keine Aufforderung der Firmenleitung die Bilder und Poster zu entfernen.
(IC/sh)
Samstag, 18.2.2012
Bei NSN ist der Wurm drin
Der Wurm ist drin bei Nokia Siemens Networks und es läuft nichts so, wie es sich das Management vorgestellt hat, als es den Abbau von 2900 Stellen allein in Deutschland und damit verbunden die Schließung von vielen Standorten ankündigte. Dagegen gehen mehrmals in der Woche Tausende von Mitarbeitern auf die Straße. Auch in der Politik und in den Medien wurden diese radikalen Restrukturierungspläne stark kritisiert. Nun muss das Unternehmen auch noch einen Großauftrag – ursprünglich sieben Milliarden Dollar - aus den USA auf Eis legen.
LightSquared, eine US-Projektgesellschaft, welche mit Satellitenunterstützung ein LTE-Breitbandnetz in den USA aufziehen wollte, bat NSN den Auftrag zunächst ruhen zu lassen. Mittlerweile hat sich der Betreiber einen Zugriff auf ein bestehendes Netz von Sprint Nextel gesichert und der Auftrag für NSN schrumpfte auf einen Bruchteil zusammen.
Ob der geplante drastische Stellenabbau und das darauf folgende Echo zur Verunsicherung von Kunden beigetragen hat, darüber können wir natürlich nur spekulieren.
Quelle: SZ und Handelsblatt
(Buggy15)
Samstag, 18.2.2012
Positionierung der Linken zum NSN-Desaster und der Siemens-Verantwortung
Die Linkspartei hat im Nachgang zur gestrigen IGM-Mitgliederversammlung zum NSN-Kahlschlag mit einem offenen Brief an den Siemens-Vorstand Stellung bezogen, und damit wieder einmal belegt, dass Politik und Öffentlichkeit genau verstanden haben, an wen wir uns zu halten haben: Nicht an das NSN-Management, sondern an die NSN-Mutter Siemens!
Auszug: „...wurde durch Misswirtschaft des Managements aus zwei profitablen Unternehmensteilen eine Verlustfirma gemacht...
Wir ermahnen Sie, übernehmen Sie Verantwortung für die falsche Politik Ihres Managements.
Der Verlust vieler tausender Arbeitsplätze wäre nicht nur für die gesamte Republik ein Desaster, die wegfallenden 3.600 Arbeitsplätze in München wären für die Region eine Katastrophe... Ganze Familien wären von einem sozialen Abstieg betroffen.“
Nicole Gohlke, Mitglied des Deutschen Bundestages
(bt)
Freitag, 17.2.2012
Wieviel Verantwortung für NSN hat Siemens?
In jüngster Zeit häufen sich wieder Interview-Statements von NSN-Managern, in denen behauptet wird, Siemens halte an NSN nur eine Minderheitsbeteiligung.
Auch Siemens versucht sich mit so einer Argumentation aus seiner Verantwortung für sein langjähriges, zu NSN ausgegliedertes Personal herauszureden.
Ganz so einfach ist es aber nicht:
Als der damalige Siemens-Chef Klaus Kleinfeld am 19.6.2006 die betroffene Siemens-Belegschaft über die geplante Ausgliederung zu einem Joint Venture "Nokia Siemens Networks" informierte, sagte er auf eine Nachfrage zu den Mehrheitsverhältnissen bei NSN vor Tausenden von Zeugen aus, Siemens halte an NSN "die eine Aktie mehr".
Bis zum heutigen Tag wurde dies gegenüber der NSN-Belegschaft nicht korrigiert, weder von einem Siemens-Chef noch von einem NSN-Chef kam eine Aussage wie z.B. "Sie wurden damals von Herrn Kleinfeld angelogen, Siemens hatte nie eine Aktienmehrheit" - dessen Aussage in Sachen Siemens-Mehrheitsbeteiligung steht damit unverändert im Raum, und ist im Kontext mit §613a(6) BGB auch arbeitsrechtlich nicht ganz irrelevant.
Das kann's ja wohl kaum sein: Dass erst die betroffenen Mitarbeiter davon abgebracht werden, ihrem Betriebsübergang zu NSN zu widersprechen, indem ihnen ihr Siemens-ZV-Vorsitzender etwas von 1 Aktie mehr für Siemens erzählt, und nachher (wenn's gerade genehm ist) erzählt der nächste Siemens-ZV-Vorsitzende genau das Gegenteil und begründet damit, warum er sich in NSN-Angelegenheiten nicht einmischen will?
Ja was denn nun, hat Nokia oder hat Siemens "die eine Aktie mehr", oder ist es mal der eine und mal der andere, je nachdem, was mir gerade genehm ist und in meine Argumentationslinie passt?
Aber ist diese Frage wirklich so entscheidend?
Letztlich mag juristisch die Frage, wer nun 1 Namensaktie mehr hat, von Bedeutung sein - Verantwortung definiert sich aber nicht nur juristisch, und in der öffentlichen Wahrnehmung wurden Siemens und Kleinfeld damals sehr wohl auch mitverantwortlich für die BenQ-Pleite gesehen, obwohl Siemens an BenQ keinerlei Beteiligung mehr hatte - aber Siemens hatte eben seine Mitarbeiter zuvor zur Entsorgung an BenQ ausgegliedert, das reichte schon. Und das sollte genauso auch für NSN reichen:
So oder so, Siemens ist in der Pflicht, seine langjährigen Mitarbeiter, die bedrohten NSN-Siemensianer, vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren, erst recht angesichts von 3.400 freien Siemens-Stellen in Deutschland.
(bt)
Donnerstag, 16.2.2012
NCI im Münchner Rathaus
Heute war eine NCI-Delegation zu Besuch beim Referat für Arbeit und Wirtschaft / Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt München.
Wir trafen da auf sowohl interessierte als auch schon sehr gut informierte Gesprächspartner.
Konsens besteht darin, dass wir NSN-Mutter Siemens nicht aus ihrer zumindest moralischen Verantwortung entlassen dürfen, dass hier auch ein sehr hoher öffentlicher und politischer Erwartungsdruck besteht.
Und natürlich kann es auch nicht im öffentlichen Interesse sein, in Bälde 2.000 neue ex-Siemens-HartzIV-Empfänger zu bekommen (was bei einem Altersdurchschnitt von 49 Jahren bei NSN in München droht), während sich Siemens über einen vermeintlichen Fachkräfte- und Ingenieursmangel beklagt.
Eine Weiterbeschäftigung von möglichst vielen NSN-Siemensianern zurück bei Siemens erfordert im Regelfall einen Branchenwechsel und mithin die Bereitschaft zu einer gewissen Umschulung bzw. Einarbeitung; nur ein "jetzt bewerbt Euch mal" reicht dafür sicher nicht, zielführend funktioniert das nur mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung von Siemens, die überzähligen NSN-Siemensianer auf ihren freien Stellen weiterzubeschäftigen ("Projekt 2.000" nannten wir das einfach mal)!
Auf keinen Fall hinnehmbar ist aber das Konstrukt "Umziehen und den Rest schließen", um so die gesetzliche Sozialauswahl bei Kündigungen zu umgehen:
Der NSN-Standort München muss erhalten bleiben!
Wenn Personal abzubauen ist, dann auf der Grundlage freiwilliger Trennungen zu anständigen Trennungskonditionen: Was E.on kann, sollte Siemens auch können.
Und dann müssen auch keine 1.600 mehr aus Bayern abgezogen werden, um die Anderen ohne Sozialauswahl kündigen zu können.
(bt)
Donnerstag, 16.2.2012
NSN-Strategie: Fokus auf Wachstum oder Gewinn?
Wir hätten als Überschrift auch schreiben können: Heute hüh und morgen hott. Und übermorgen wieder hüh. Von einem roten Faden kann man da wohl kaum mehr sprechen:
Erst fokussierte NSN-Chef Simon Beresford-Wylie auf Gewinne statt Wachstum, schlug dann auch schon mal unprofitable Aufträge aus, was sich aber nicht gerade positiv auf die NSN-Weltmarktanteile auswirkte, und prompt musste sich Beresford-Wylie entschließen, sich künftig etwas mehr seiner Familie widmen zu wollen.
Sein Nachfolger Rajeev Suri drehte die Strategie um:
Wachstum über alles! Und schaffte es dann auch, wieder zu wachsen und Weltmarktanteile zurückzuerobern – dafür stimmten dann aber eben die Gewinne nicht mehr.
Das ist die berühmte „Knopfmaschine“: Drückt man den einen Knopf rein, springt der andere heraus. Die Kunst besteht freilich darin, beides zugleich zu schaffen, Wachstum und Gewinne.
Nun geht’s NSN also schon wieder nicht gut, und man höre und staune, die neue Devise lautet diesmal: Gewinn geht vor Wachstum! (www.handelsblatt.com) „Statt wie bisher aggressiv weiter wachsen zu wollen, will Nokia Siemens Networks nun die Gewinne ausbauen“ zitiert das Handelsblatt dazu den neuen NSN-Direktoriumsvorsitzenden Ovesen; der Marktanteil sei für ihn kein Schlüsselkriterium: „Mit Marktanteil kann ich mein Leben nicht bestreiten.“
Schon richtig, nur – hmmm, klingt irgendwie bekannt, hatten wir das nicht schon mal?
Richtig, da war doch mal ein Australier namens Simon...
Also, was denn nun? Wie viele hin-und-her braucht NSN noch, bis man die Weltformel „Wachstum und Gewinn“ gefunden hat? Und darf jetzt Simon wieder zurückkommen, wenn er nun genug Zeit mit seiner Familie verbracht hat und NSN sich wieder auf seine „Profit-vor-Wachstum“-Strategie rückbesinnt?
Eigentlich egal, das Lustige ist: Egal ob ich von Wachstum auf Profit umstelle, oder von Profit auf Wachstum, oder von was-auch-immer auf was-auch-immer: Immer kann/muss man dafür Personal abbauen!
Man könnte schon fast zu dem Schluss kommen: Egal ob ich nun auf Wachstum oder auf Profit setze, Hauptsache ich setze auf Stellenabbau!
Wenn nur die Realität eine andere Sprache sprechen würde: Bisher ging’s der Firma nach jedem Stellenabbau nachher nicht etwa besser, sondern noch schlechter - aber welche Schlussfolgerung müsste man daraus nun wieder ziehen?
Hmmmm, mal gründlich nachdenken!?
(bt)
Donnerstag, 16.2.2012
IGM-Eintritt wegen Kampf um den NSN-Standorterhalt?
In den letzten Tagen rührt die IG Metall mächtig die Werbetrommel: Die NSN-Mitarbeiter mögen alle eintreten, besser gestern als morgen!
(„Eintreten statt Aufgeben – für die Zukunft von NSN in München!“ heißt es auf dem neuesten IGM-Flugblatt.)
Da überrascht wenig, dass wir nach einer Positionierung des NCI dazu gefragt wurden: Schließt sich das NCI diesem Aufruf an?
Unser Mitarbeiternetz NCI hat sich von jeher um Objektivität bemüht, nicht nur (aber auch) was das Thema „Gewerkschaften“ anbetrifft (die IGM ist eine Gewerkschaft und NCI ein Mitarbeiternetz, also etwas ganz anderes); wenn z.B. mal wieder eine Ausgliederung anstand, haben wir nicht direkt für oder gegen einen Betriebsübergangswiderspruch geraten, sondern lieber all die fallspezifischen relevanten Infos und Entscheidungskriterien hierfür dargelegt, um so die Betroffenen für ihre persönliche Entscheidung zu unterstützen.
So wollen wir es auch diesmal halten.
Was also spricht zum jetzigen Zeitpunkt aus unserer Sicht für, was gegen einen IGM-Eintritt?
Fangen wir mal mit ein paar Con’s an (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Aber nun haben wir ja auch eine außergewöhnliche Situation:
Der komplette Standort München (genauso wie auch viele andere deutsche NSN-Standorte) soll geschlossen werden (um so eine Sozialauswahl zu umgehen), und Streiks können (neben anderen Aktionen) ein Gegenmittel sein – ausgerechnet Streiks, von denen wir niemals für möglich gehalten hätten, dass sie uns jemals betreffen könnten.
Und so entsteht eben diese Abhängigkeitenkette:
Ohne Gewerkschaft keine Verhandlungen über einen (standortsichernden) Zukunftstarifvertrag, und ohne das wiederum kein Streikrecht, um für den Standort- und Arbeitsplatzerhalt streiken zu können!
Somit sollten wir nun auch einige Pro’s auflisten:
So weit ein paar u.E. wichtige Aspekte; letztlich muss nun aber jeder für sich selbst entscheiden, ob er als IGM-Mitglied oder als Nichtorganisierter für unsere Jobs und für die Zukunft von NSN in München streiten will.
(NCI)
Mittwoch, 15.2.2012
Diözesanrat fordert Erhalt von NSN München
Die Kirche mischt sein ein: Der Siemens-Vorstand möge sich seiner Verantwortung stellen und sich für die Erhaltung des NSN-Standortes in München einsetzen, und insbes. für die Beschäftigten über 50 „durch Qualifizierungsmaßnahmen eine Perspektive in München bieten“.
Das aber darf sich dann sicherlich nicht nur auf eine beE (ohne jegliche Vermittlungsverpflichtung) beschränken: Hier ist die Bereitschaft von Siemens gefordert, langjährige NSN-Siemensianer als branchenwechselnde Siemens-Rückkehrer für freie Siemens-Stellen umzuschulen und bei Siemens in München weiterzubeschäftigen!
(bt)
Dienstag, 14.2.2012
NSN: So langsam kommt Bewegung rein
Während sich das NSN- und Siemens-Management noch nicht erkennbar bewegt, kommen dafür die NSN-Mitarbeiter in Bewegung:
Im Anschluss an die heutige Mahnwache vor der Münchner Rotunde zogen rund 2.500 NSN-Mitarbeiter mit Trillerpfeifen und Trommeln durch die Werinher-, Balan- und St.Martinstraße, und skandierten in dankbarer Anerkennung seiner Leistungen „Adé Rajeev Suri“.
Erwiderte Liebe nennt man sowas wohl: NSN-Chef Suri will dass die NSN-Mitarbeiter gehen, und die wollen lieber dass er selber geht – was wohl früher oder später eh der Fall sein dürfte, die Frage ist nur, wieviel Schaden er hier vorher noch anrichten darf. Eigentlich reicht’s schon.
Die NSN-Mitarbeiter, deren Münchner Standort komplett geschlossen werden soll, erwarten eine Intervention von NSN-Mutter Siemens – sollte sich Siemens in dieser Frage nicht bewegen, dürften sich die NSN-Mitarbeiter umso mehr bewegen, das nächste mal nämlich zum Wittelsbacherplatz.
Die Belegschaft bewies heute wieder Kampfbereitschaft: Wenn Siemens unbedingt tägliche Negativ-Presse braucht, können wir damit gerne dienen. Aber noch lieber wäre es uns, wenn wir gemeinsam eine vernünftige Lösung für den Standorterhalt von NSN in München finden würden.
Auf keinen Fall aber, so auch heute wieder das klare Signal, wird sich diese NSN-Belegschaft kampf- und geräuschlos abwickeln lassen!
(cnn)
Dienstag, 14.2.2012
Apple startet durch
Nach dem Tod von Steve Jobs will Apple beweisen, dass es „seine Strahlkraft nicht verloren hat“ (Spiegel online). Börsentechnisch ist dies gelungen: die Rekordmarke von 500 Dollar pro Aktie wurde durchbrochen, was einen Gesamtbörsenwert von ca. 470 Milliarden Dollar bedeutet.
Apple ist damit an der Börse mehr wert als Microsoft (258 Mi $) und Google (199 Mi $) zusammen. Und Apple hat damit auch den bisherigen Spitzenreiter Ölmulti ExxonMobil (397 Mi $) hinter sich gelassen. Das alles sind aktuelle Börsenwerte, nicht mehr und nicht weniger. Siemens kommt bei diesem Vergleich aktuell auf ca. 90 Milliarden Dollar.
Ein weiterer Punkt, wo Apple neue Akzente setzt, ist die Transparenz bzgl. Zulieferer (siehe Artikel vom 14.1.2012 „Neue Transparenz bei Apple“). Apple ist in diesem Jahr als erster Technologiekonzern der US-Arbeitsrechtsorganisation Fair Labor Association (FLA) beigetreten, wobei der Beitritt allein die Verhältnisse nicht ändern müssen (siehe dazu Artikel vom 26.8.2010 „Ein Blick hinter die Kulissen – Arbeitsbedingungen deutscher Firmen in China“). FLA-Kontrolleure sollen zunächst den Zuliefer-Giganten Foxconn besuchen, der u.a. ein riesiges Produktionswerk in Shenzhen unterhält. Ein erster Bericht dazu soll Anfang März veröffentlicht werden - pünktlich zur Vorstellung des iPad 3.
Apple wird an seinen Taten gemessen werden und nicht nur an den Worten des Apple-Chefs Tim Cook "Wir sind der Überzeugung, dass die Beschäftigten überall auf der Welt ein Recht auf ein sicheres und faires Arbeitsumfeld haben".
(sh)
Montag, 13.2.2012
Interessanter Artikel über NSN
Das Managermagazin teilt kräftig aus; aber weniger gegenüber NSN selbst, als gegen Siemens!
Zuerst aber ist die IG Metall dran:
„Die IG Metall kämpft vermutlich auf verlorenem Posten, wenn sie die geplante Schließung des NSN-Standortes in München verhindern will. Dennoch startet sie eine Kampagne, um ihre Stellung im Siemens-Konzern zu stärken.“
Vermutet das Managermagazin also dahinter nur ein fruchtloses Showprogramm, das weniger dem Münchner Standorterhalt als primär der Stärkung der IG Metall dienen soll?
Aber auch NSN-Mutter Siemens kriegt ihr Fett ab:
„Vorwürfe werden laut, Siemens wolle die Sozialauswahl umgehen.“
Gut erkannt, und gut, dass hier konkret „Siemens“ und nicht nur „NSN“ beim Namen genannt wird!
Aber es geht noch weiter:
„Sogar der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) … zeigte sich vergangene Woche geradezu entsetzt über die Härte, mit der NSN vorgeht. Mehrere Gespräche des Ministers auch mit dem Siemens-Management auf höchster Ebene hatten nichts geändert.“
Ob da bei Siemens jemand vergessen hat, dass Siemens nicht unwesentlich auch von Aufträgen der öffentlichen Hand abhängt?
Zeil fordert auch, dass Siemens möglichst viele NSN-Mitarbeiter übernehme; das sollte gerade angesichts des Fachkräftemangels in München möglich sein.
(bt)
Sonntag, 12.2.2012
Thomas Middelhoff – Die Lebenswirklichkeit von Top-Managern
Interessanter Bericht im Spiegel über Thomas Middelhoff, den früheren Chef von KarstadtQuelle (später in Arcandor umbenannt). Der Mann hat Probleme. Also keine moralischen wegen der Quelle-Insolvenz, sondern handfeste finanzielle. Aufgrund anhängiger Klagen ist derzeit ein Großteil des Vermögens der Eheleute Middelhoff eingefroren. Jetzt verloren sie vor Gericht einen Prozess auf Freigabe dieser Gelder.
Bemerkenswert ist die Begründung der Middelhoffs vor Gericht: Sie verfügten nur noch über das "absolute Existenzminimum", könnten die "Personalkosten in Höhe von 35.000 € monatlich" für ihre Anwesen in Bielefeld und St. Tropez nicht mehr zahlen. Der Einsatz ihres liquiden Vermögens von rund 600.000 € bei weiteren Banken erschien den Middelhoffs offenbar auch nicht zumutbar (klar wer will wegen Gärtnerarbeiten in St. Tropez schon seine eiserne Reserve angreifen ;-)
Es stimmt wirklich hoffnungsfroh, dass deutsche Gerichte einer solchen Unverfrorenheit nicht stattgegeben haben. Man sieht aber deutlich wohin unlimitierte Managergehälter geführt haben:
Zu einem Abheben dieser Herrschaften in Sphären, die mit den Sorgen und Nöten der Beschäftigten über deren Wohl und Wehe sie entscheiden, nicht das geringste mehr zu tun haben.
Wenn man Unternehmen ruiniert, Standorte schließt und Leute feuert steckt man dicke Prämien ein und gibt bestenfalls ein paar halbgare Statements über soziale Verantwortung von sich. Aber wenn man den Gärtner nicht mehr bezahlen kann und deshalb auf Dinnerparties womöglich geschnitten wird, ja dann ist der Katzenjammer groß.
(nlst)
Samstag, 11.2.2012
Von Asien lernen...
In dem interessanten Protokoll der Sitzung des Bayerischen Landtags vom 23.11.2011 erfährt man viel über die Pläne von NSN und Siemens (siehe Artikel vom 9.2.2012 „NSN: Wer hat was und wann gewusst?“).
Aber die Abgeordneten diskutierten auch die Ursachen der NSN-Krise, z.B. der Abgeordnete Erwin Huber (CSU):
„Siemens hat uns seinerzeit gesagt, dass das die Chance wäre, um im Bereich der Telekommunikation mit Hardware und Software einen europäischer Player aufzubauen, der sich im weltweiten Wettbewerb halten kann. Das war eigentlich auch die Chance dazu. Siemens allein war zur Lösung dieser Aufgabe offenbar nicht in der Lage, obwohl es dazu eine Tradition von mehr als hundert Jahren hatte. Vielleicht kann man sagen: Es ist bedauerlich, dass das Unternehmen Siemens gerade auch in den Bereichen der Telekommunikation, der Netze und der Apparate heute in Deutschland und auf dem Weltmarkt leider keine Rolle mehr spielt.“
Und weiter:
„In manchen Bereichen der Technologie hat Europa in den letzten 20, 25 Jahren nicht nur die Führerschaft, sondern auch den Anschluss verloren. Das gilt für den Bereich der Telekommunikation, für den Bereich der Unterhaltungselektronik, für den Bereich von Computer-Hard- und -Software. So etwas wird heute im Grunde nur noch im Fernen Osten gebaut.“
Welche Konsequenzen zieht Erwin Huber daraus?
„Eines ist völlig klar: Die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen sind Aufgaben der Unternehmen. Sinnvoll und dauerhaft stabil können Arbeitsplätze nur sein, wenn sie über den Markt finanziert werden. Aber das ist offenbar schwierig. Hier dem Staat die Verantwortung zuzuschieben, ist in unserer marktwirtschaftlichen Ordnung etwas billig und oberflächlich. Wir sind für die Rahmenbedingungen zuständig.“
Und als Bernhard Roos (SPD) dieser Einstellung widersprach, erwiderte der CSU-Abgeordnete noch deutlicher:
„...Im Übrigen war Ihre Auffassung erkennbar - das konnte man auch im Wirtschaftsausschuss des Öfteren sehen -, der Staat könne im Bereich der globalen Marktentwicklung ständig korrigierend und steuernd eingreifen. Das ist ein Irrtum. Das funktioniert nicht. All die Staaten, die das versucht haben, sind gescheitert.“
Ein typisches neoliberales Gewäsch, das längst durch die Praxis widerlegt ist.
Dazu der Politikwissenschaftler Kishore Mahbubani aus Singapur. In seinem Artikel „Marktwirtschaft kann Asien besser“ stellt er der neoliberalen Ideologie folgende Thesen entgegen:
Der wirtschaftlichen Erfolge der Süd-Ost-Asiatischen Staaten gibt ihn Recht. Auch die Kommunistische Partei Chinas setzt den Kapitalismus sehr erfolgreich als pragmatisches Instrument ein. Unsere westliche Demokratie wird bestimmt nicht untergehen, wenn wir den Kapitalismus pragmatisch und nicht ideologisch betrachten. Im Gegensatz, Rückbesinnung auf die sozialen Marktwirtschaft würde unserer Demokratie wirklich gut tun!
(INTR)
Samstag, 11.2.2012
Siemens übernimmt mehr Verantwortung für NSN
Erste positive, konkrete Auswirkungen für die Verantwortung von Siemens für die Misere bei NSN wurden bereits in einer Email dokumentiert (siehe Artikel vom 4.2.2012 „Siemens erfüllt 3 wichtige NCI-Forderungen im Kontext mit Siemens-Jobs für NSN'ler“).
Um der Verantwortung gerecht zu werden, hat Siemens begonnen, die Kontrolle bei NSN zu erlangen; die FAZ spricht gar von einer bereits erfolgten de facto Führung. Nachdem Nokia mit sich selbst und ihrer Sanierung beschäftigt war (und ist) und dann nochmals eine Liquiditätsspritze von insgesamt 1 Milliarde Euro fällig wurde, ist Siemens die Geduld ausgegangen.
„Rajeev Suri als Vorstandsvorsitzender von NSN (hat) nicht mehr das Sagen im Unternehmen“; dies haben der operative Aufsichtsratsvorsitzende Jesper Ovesen und der Finanzvorstand Marco Schröter übernommen. Beide gelten als ausgesprochene „Siemens“-Männer. Und Siemens-Finanzvorstand Kaeser sucht einen dritten Mann; damit wäre eine „Siemens-Troika“ installiert.
So ist die interne Anweisung des Siemens-Vorstandes erklärbar, die einen ersten Hoffnungsschimmer für die abzubauenden NSN-Kollegen bedeutet: Die Politik bleibt dagegen noch in Deckung. Mit Verwunderung wird auch in der FAZ „die zurückhaltenden Reaktionen aus der Politik auf Stadt- und Landesebene in Anbetracht des Ausmaßes“ kommentiert. Immerhin wussten die Politiker bereits Ende November von den 2.000 bedrohten Arbeitsplätzen und einer möglichen Schließung der Zentrale in München (siehe Artikel vom 9.2.2012 „NSN: Wer hat was und wann gewusst?“).
(sh)
Freitag, 10.2.2012
Studie: High Potentials leiden mittlerweile oft unter Selbstüberschätzung!
Wie die aktuelle Kienbaum-Studie „High Potentials 2011/2012" belegt, scheitern High Potentials häufig an Selbstüberschätzung.
Der Bedarf an diesem Personenkreis steigt und viele Personalchefs (in Deutschland, Österreich und der Schweiz) müssen feststellen, dass einige der so genannten High Potentials trotzdem im Berufsleben scheitern. Als Gründe werden hierfür aus Sicht der HR-Leiter vor allem mangelnde Soft Skills angeführt. Wenn ein deutscher High Potential scheitert, liegt dies in 94 Prozent der Fälle an seiner Selbstüberschätzung und zu 89 Prozent an der mangelnden Fähigkeit zur Selbstkritik. Zu diese Feststellung kamen die befragten Personaler in der aktuelle Kienbaum-Studie. Auch in Österreich sind die mangelnde Fähigkeit zur Selbstkritik (93 Prozent) sowie in der Schweiz die Selbstüberschätzung (95 Prozent) hauptsächlich die Scheiterungsgründe.
Für die Studie wurden 460 Unternehmen aller Größen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Trotz der zum Teil mangelhaften Soft Skills sind High Potentials in den untersuchten Ländern begehrt wie nie.
Wenn die Studie sich über Selbstüberschätzung von deutsch-österreich-schweizerischen High Potentials auslässt, so sagt das umgekehrt nicht aus, dass es z.B. bei indischen High Potentials keine Selbstüberschätzung geben könne...
Richtig gefährlich aber wird's erst, wenn zur Selbstüberschätzung auch noch eine Überschätzung durch das Arbeitsumfeld (z.B. den Aufsichtsrat) hinzukommt, was vor allem bei begnadeten Selbstdarstellern und Networkern vorkommen kann - nicht jeder, der die richtigen Leute kennt und eine gute Show abliefert, kann auch ein Unternehmen gut führen.
Siehe zum Beispiel - na, da müssen Sie schon selber drauf kommen!
(oho)
Freitag, 10.2.2012
Halbmutter Nokia saniert sich ebenfalls
Es ist nicht schwer zu erraten, wie dies gehen soll: Stellenstreichungen in Hochlohnländer, Aufbau der Produktion in Asien. Offensichtlich ist es den Entscheidern entgangen, dass dieses Prinzip höchstens kurzfristig und nur finanziell Luft bringt, aber keine Lösung darstellt, sonst wäre die Tochter Nokia Siemens Networks längst saniert.
Nun, das Nokia Management will trotzdem diese Erfahrung (nochmals) machen – manche drehen vor wirklichen Veränderungen eben mehrere Runden, leider auf Kosten tausender Beschäftigten. Aktuell sind davon etwa 4.000 Arbeitsplätze in Finnland, Ungarn und Mexiko betroffen. Dieser Stellenabbau ist Teil eines „vor einigen Monaten angekündigten Sparprogramms, bei dem der Konzern sich weltweit von mehr als 10.000 Mitarbeitern trennen will“ (SZ).
Und pressewirksam verkündet ein Nokia-Sprecher, „mit der Handy-Produktion dort ließen sich die Zeiten von der Entwicklung bis zur Marktreife der Telefone verkürzen... Kostenersparnisse durch die günstigere Produktion in Asien stünden nicht im Vordergrund.“ Ob er diese Argumentation selbst glaubt?
Wir werden sehen, ob Nokia am Ende des Jahres noch Nummer 1 ist (siehe dazu Artikel vom 4.1.2012 „Vorsatz von Samsung für 2011 verfehlt“ mit der Betonung auf 2011).
(sh)
Donnerstag, 9.2.2012
Lautstarke Mahnwache in München
Auch beim dritten Demonstrationstermin in dieser Woche machten weit mehr als 1000 KollegInnen ihren Unmut über die drohende Standortschließung kund. Trillerpfeifen, Vuvuzelas und viele andere Lärminstrumente waren sicher auch in den "oberen Etagen" nicht zu überhören.
(rk)
Donnerstag, 9.2.2012
NSN: Wer hat was und wann gewusst?
Gestern ist ein Protokoll der Sitzung des Bayerischen Landtags vom 23.11.11 (!) aufgetaucht. Ein paar Zitate daraus:
Bernhard Roos (SPD):
„Es geht um nicht mehr oder weniger als um etwa 2.000 Arbeitsplätze, die in Bayern im Feuer stehen.”
Maria Scharfenberg (GRÜNE):
„Treiber der geplanten Restrukturierung ist neben Nokia aus Finnland, die im Übrigen den Münchner Standort ganz schließen wollte - Siemens hat das in der vorletzten Woche strikt abgelehnt -, natürlich auch Siemens, Wittelsbacherplatz.“
Fraktion der SPD im Dringlichkeitsantrag:
„Die Staatsregierung wird aufgefordert, unverzüglich alle ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen zu ergreifen, um im Gespräch mit dem Management und dem Betriebsrat des Netzwerkausrüsters Nokia Siemens Networks (NSN) und der Gewerkschaft IG Metall insbesondere den Standort München, aber auch weitere Standorte in Bayern zu erhalten und Siemens in die Verantwortung zu nehmen.”
Die Katze war also schon damals aus dem Sack. Den Mitarbeitern und der Presse wurden die Fakten erst am 31.1.12 offiziell bekannt gegeben! Woher haben die Abgeordneten diese Fakten vorher schon gewusst?
Es ist anzunehmen, dass spätestens nach dieser Sitzung auch die IGM es gewusst hat. Warum hat sie also die Mitarbeiter nicht informiert?
Es ist dringend zu hoffen, dass sich solche Kommunikationspannen nicht wiederholen. Denn sie spielen nur der Firma in die Hand.
(IC)
Mittwoch, 8.2.2012
Was ist "sozial" beim Personalabbau?
Der Begriff "sozial" begegnet einem ausgerechnet beim Personalabbau in vielfältiger Weise, das mag dem Einen oder Anderen schon wie Zynismus in den Ohren klingeln.
Der Abbau ist "sozialverträglich", es wird eine "Sozialauswahl" gemacht (oder auch nicht...), und ein "Sozialplan" wird ausgehandelt. Naja, Letzteres auf jeden Fall, ein Sozialplan mit Regelungen zu den Trennungskonditionen ist immer erzwingbar.
Aber: Nicht bei allem, wo "sozial" draufsteht, ist auch wirklich etwas Soziales drin!
Manche Arbeitgeber meinen mit "Sozialverträglichkeit" eben nur einen Sozialplan mit finanziell großzügigen Abfindungen - das mag all denen, die jung genug für einen neuen Job oder alt genug für ein Überbrücken bis zur Rente sind, ja auch helfen, nicht aber den kritischen Jahrgängen "dem Arbeitsmarkt zu alt und zu jung für den Ruhestand": Die brauchen schlicht ihren Job!
Deshalb gibt's ja auch die Sozialauswahl im Gesetz.
Arbeitgeber übersehen aber gerne, dass Sozialverträglichkeit mit einer Sozialauswahl beginnt:
Eine Sozialauswahl ist gewissermaßen die Urmutter der Sozialverträglichkeit, deshalb ist sie ja auch der vielleicht wichtigste Bestandteil des Kündigungsschutzgesetzes (§1.3 KSchG).
Wenn ein Arbeitgeber aber gezielt nach trickreichen legalen Wegen der Umgehung genau dieser gesetzlichen Sozialauswahl sucht, sollte er aufrichtigerweise nicht im gleichen Atemzug auch noch von "sozialverträglichem Personalabbau" reden - und wenn er statt dessen lieber von einem "fairen" Abbau spricht, macht es das auch keinen Deut besser, fair ist das genauso wenig, und manch einem Kollegen mag in Zukunft auch die rechte Motivation zur Teilnahme an Schulungen zur Unternehmensethik abgehen.
Siemens hat seit 2002 immer wieder neue Methoden zur Umgehung einer Sozialauswahl ausprobiert (was nicht gerade nach einem vorbildlichen verantwortungsvollen Arbeitgeber klingt), damit aber immer wieder juristischen Schiffbruch erlitten - bis sie 2009 den richtigen Draht raus hatten.
Erst bei Siemens-Tochter NSN in der Münchner Hofmannstraße, dann bei der Siemens-Ausgliederung zu Tieto in der Münchner Schertlinstraße, und nun schließlich auch noch mit dem traurigen Rest von NSN in München, den 3.600 Kollegen in der St. Martinstraße.
Der Trick heißt: Ich entferne nicht die, von denen ich mich trennen will, aus dem Betrieb, sondern umgekehrt die, von denen ich mich noch nicht trennen will (mit Umzügen und Ausgliederungen); zurück bleiben dann nur die, die ich loswerden will, dann schließe ich einfach den verbliebenen Restbetrieb und kündige alles lebende Inventar (bei einer kompletten Betriebsschließung gibt's keine Sozialauswahl).
Völlig legal - aber vielleicht ein klein wenig unmoralisch, um nicht zu sagen verantwortungslos?
In der Hofmannstraße wurden seinerzeit aus genau diesem Grund rund 400 Optiker in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in einen Münchner Nachbarbetrieb umgezogen, um sie so einer drohenden Sozialauswahl zu entziehen. Bei Tieto in der Schertlinstraße sollten rund 100 von 200 Leuten gehen, aber auch hier tunlichst mit Fingerpointing statt Sozialauswahl - dafür wurden 50 Kollegen in eine 100%ige Tochterfirma ausgegliedert (verselbständigt), 50 weitere Kollegen wurden nach Berlin etc. gezogen, und dann wurde der Rest mit den unerwünschten 100 Kollegen per Betriebsschließung und Kündigung aller Mitarbeiter plattgemacht.
Bei NSN in der St.Martinstraße sollen rund 2.000 von 3.600 Mitarbeitern gehen - um auch diese ohne die lästige Sozialauswahl abwickeln zu können, müssen die 1.600 Kollegen, von denen man sich noch nicht trennen will, nach Ulm, Düsseldorf etc. umziehen (und/oder ausgegliedert werden, der Umfang der Ausgliederungen ist aber noch nicht so recht transparent), so bleiben genau die 2.000 übrig, von denen man sich trennen will, und schwupp - weg sind sie, gänzlich ohne Sozialauswahl!
Prima! Immer wieder das gleiche Patentrezept: Umziehen/Ausgliedern, dann Betriebsschließung/Kündigung für den Rest.
Wenn dann die Umzüge nach Ulm/Düsseldorf/... damit begründet werden, dass all diese Kollegen unbedingt ganz nahe beim Kunden sitzen müssen, so muss man das nicht unbedingt glauben: Hier geht's schlicht nur darum, einen Abbau per Sozialauswahl (und/oder freiwilligen Trennungen) zu umgehen. Hier mit "Kundennähe" zu argumentieren ist etwa genauso aufrichtig wie von "Fairness" und "Sozialverträglichkeit" zu sprechen.
Vielleicht sollten wir mal wieder etwas ehrlicher miteinander umgehen?
Oder noch besser: Uns von solchen Methoden wieder verabschieden!
Kann ein Unternehmen wie Siemens (mit seinen Töchtern) es sich wirklich leisten, jetzt in den Zeitungen schon mit Schlecker auf eine Stufe gestellt zu werden?
Das muss nicht sein. Wer Gesetze ernst nimmt, versucht sie auch nicht zu umgehen.
Siemens und NSN sollten daher von ihrem Plan, 1.600 Mitarbeiter zum Umzug zu nötigen, nur um dann 2.000 Mitarbeiter umso leichter (ohne Sozialauswahl) kündigen zu können, Abstand nehmen.
(cnn)
Mittwoch, 8.2.2012
"Wir bleiben hier – dafür kämpfen wir!"
Unter diesem Motto hatte die IGM zu einer Menschenkette für heute um 4 vor zwölf am Standort München Martinstrasse aufgerufen und rund 2.000 Mitarbeiter folgten dem Aufruf!
Auch mit dieser Aktion beweist die Belegschaft von NSN München deutlich, das sie sich nicht geräuschlos durch das Management abwickeln lässt! Die Menschenkette zog sich über den gesamten Campus und zeigt deutlich den (Un)Willen der betroffenen Mitarbeiter. Ein deutliches Signal an den Vorstand, Politik und an die Öffentlichkeit! – Wir bleiben hier – dafür kämpfen wir!







(DoDo/rk)
Mittwoch, 8.2.2012
Wir lassen uns nicht unterbuttern - Gedanken eines NSN-Mitarbeiters
Ja, ich bin dafür alles zu versuchen. Die Demos sind gut, aber es braucht mehr. Wir müssen raus aus dem Zustand "Warten". Ich will mehr tun, als nur darauf zu warten, wann und was der BR oder die IGM verhandeln.
NCI hat ja schon angefangen und bei Siemens angefragt. Es ist eine Zusage gekommen, dass NSN Mitarbeiter bei gleicher Eignung bevorzugt werden und dass Betriebszugehörigkeitszeiten von Siemens anerkannt werden. Ich bin nicht blauäugig und weiß, dass es trotz dieser Zusage nicht einfach ist, wieder zum Siemens zurückzukommen. Aber es ist eine Chance! Und die will ich zumindest nutzen!
Was sagte mir ein Kollege gestern, ich solle zuerst warten, welche Abfindung der BR verhandelt. Erst dann hätte ich eine Basis für die Entscheidung. Stimmt und stimmt nicht. Warum? Ganz einfach.
In jedem Aufhebungsvertrag, der bei Siemens, NSN und deren Verwandte abgeschlossen wird, steht folgende Klausel:
„Wird unmittelbar nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen ein Arbeitsverhältnis bei Nokia Siemens Networks, einem Tochterunternehmen oder mit einem von der Nokia Siemens Networks beherrschten Unternehmen oder mit einer der Mütter (Siemens AG oder Nokia GmbH bzw. Nokia Oy) oder einem Unternehmen, das von einer der Mütter von Nokia Siemens Networks beherrscht wird, begründet, besteht kein Anspruch auf die Abfindungszahlung gemäß Punkt 2 dieses Vertrages.
Wird innerhalb eines Zeitraumes von drei Jahren nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen ein Arbeitsverhältnis bei Nokia Siemens Networks, einem Tochterunternehmen oder mit einem von der Nokia Siemens Networks beherrschten Unternehmen oder mit einer der Mütter (Siemens AG oder Nokia GmbH bzw. Nokia Oy) oder einem Unternehmen, das von einer der Mütter von Nokia Siemens Networks beherrscht wird, aufgenommen, besteht eine Rückzahlungsverpflichtung der Bruttozahlungen gemäß Punkt 2 dieses Vertrages durch den Arbeitnehmer für den zu 3 Jahren fehlenden Zeitraum in Höhe von 1/36 der o.g. Bruttozahlungen je Monat an die Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG. Sie sind verpflichtet, die Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses innerhalb eines Monats anzuzeigen.“
Im Klartext heißt dieses Monstrum: Die Abfindung kann man nur behalten, wenn man irgendwo unterkommt, wo Siemens, NSN und Nokia ihre Finger nicht drin haben. Jeder aber, der bei Siemens/Nokia/NSN und deren entfernten Verwandten einen Job annimmt, muss innerhalb der nächsten drei Jahre seine Abfindung bzw. einen Teil davon zurückzahlen, und zwar Brutto; die Steuern gehen bei Auszahlung gleich ab. Blöde Situation. Wahrscheinlich kann man das übers Finanzamt irgendwie ausgleichen, wie sehr, weiß ich nicht. Das könnte der NSN sprich Siemens und auch mal sagen.
Aber kein Nachteil ohne Vorteil. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass man mit dem Bewerben bei Siemens, Nokia und Verwandten nicht warten muss bis man die Abfindungskonditionen kennt. Man kann die Jobchancen bei Siemens/Nokia und Verwandte gleich jetzt checken. Zu Siemens zu kommen ist in jedem Fall besser als bei NSN zu bleiben, selbst wenn das Fernziel Standorterhalt Martinstraße durch ein Wunder erreicht wird. Also: kein Risiko beim Bewerben zu Siemens. Und die Betriebszugehörigkeitszeiten werden dank NCI-Intiative und Löscher-Zusage auch anerkannt.
Deshalb kaufe ich mir jetzt ein Bewerbungsbuch, um bzgl. Bewerben up-to-date zu kommen. So behalte ich wenigstens die Regie über mein Leben - neben aktiver Unterstützung des Kampfs mit Demo um Standorterhalt und Abfindung. Und ich hoffe, der Betriebsrat kommt in die Puschen. Was wir alle brauchen, ist eine Lösung: neuer Job und/oder gute Abfindung oder das Glück in einem vielleicht erhaltenen Standort dabei sein zu können. Ersteres ist für mich realistisch(er), das Wunder ist kleiner, was man dazu braucht, für letzteres braucht es ein (größeres) Wunder, aber das sagte ich schon.
(PD)
Dienstag, 7.2.2012
Irrwege des NSN-Transformationsprozesses – der GBR bezieht Stellung
Im NSN-Intranet berichtet der NSN-Gesamtbetriebsrat von der Wirtschaftsausschuss-Sitzung Ende letzter Woche, und bezieht klar Stellung: So geht’s nicht! (Details)
Und wie geht’s nun weiter?
Den Großstandort München betreffende Themen aus dem „Transformationsprozess“ werden vom örtlichen BR München behandelt, die Regionen betreffende Themen vom erweiterten GBR-Regionenausschuss. Zunächst aber wird es erst noch weitere Informations- und Beratungsrunden der Betriebsräte mit der Firmenseite geben, bevor’s in die eigentlichen Verhandlungen geht (da zwar klar ist, WAS das Management will, aber nicht WARUM, wozu das Ganze, wie sollen dieser personelle Kahlschlag und die Standortschließungen NSN retten, welche besseren Alternativen gäbe es), und da dürfte dann wohl auch abgeklopft werden, inwieweit die Firma wirklich zu (ergebnisoffenen) Verhandlungen bereit ist, wie behauptet.
Und ob GBR und Arbeitgeber das Wort „ergebnisoffen“ gleich buchstabieren - falls nein, können wir gerne etwas Nachhilfeunterricht in Rechtschreibung geben, wir alle, indem wir unsere Betriebsräte bei ihren Aktionen vor Ort konsequent und ohne nachzulassen unterstützen, wir können da das Schluss-Statement des GBR nur bestätigen:
Die Betriebsräte sind so stark, wie groß die Unterstützung der von ihnen vertretenen Beschäftigten ist!
(bt)
Dienstag, 7.2.2012
„Dieser Standort wird verteidigt“
Die Plakate an den Fenstern mit dem Slogan „Dieser Standort wird verteidigt“ zeigen, dass die Kollegen am NSN-Standort München sich nicht widerstandslos „entsorgen“ lassen wollen. Wegen der beabsichtigten Schließung des NSN-Standorts München machen die Mitarbeiter mobil: heute trafen sich etwa 1200 KollegInnen zur Mahnwache vor der Rotunde in Mch M – es geht alle an.
(sh)
Dienstag, 7.2.2012
Werbespot für NSN
Momentan läuft auf einigen TV-Kanälen ein Imagewerbespot der Exxon Mobil, den sicher einige Kollegen und Kolleginnen schon gesehen haben.  Wenn man den im Spot vorgestellten Ingenieur sieht und hört, fragt man sich doch gleich, was er wohl sagen würde, wenn er bei NSN angestellt wäre?
Original Version:
"Wir haben hier in Deutschland das Potential großer Erdgasvorkommen. Wenn man mich fragt, ob es sicher ist, diese Erdgasvorkommen zu entwickeln, kann ich nur antworten "Ja, absolut!".
Ich bin genauso an sicherem Trinkwasser interessiert wie jeder andere Bürger auch. Um den Schutz des Grundwassers sicherzustellen, bringen wir bei einer neuen Bohrung zahlreiche Barrieren aus Stahl und Zement ein.
Mein Name ist D. S., und ich bin ein Ingenieur bei Exxon Mobil Deutschland."
NSN Version:
"Wir haben hier in Deutschland das Potential großer Telekommunikationsprojekte. Wenn man mich fragt, ob es sicher ist, diese Telekommunikation zu entwickeln, kann ich nur antworten "Ja, absolut!".
Ich bin genauso an sicheren Arbeitsplätzen interessiert wie jeder andere Bürger auch. Um den Schutz der Arbeitsplätze sicherzustellen, bringen wir bei einer neuen Abbauwelle zahlreiche Barrieren von NCI und IGM ein.
Mein Name ist X. X., und ich bin ein Ingenieur bei Nokia Siemens Networks Deutschland."
(kläff)
Dienstag, 7.2.2012
Deutsche Bahn will künftig die Managergehälter an die Zufriedenheit der Kunden anpassen
Wie stern.de vergangene Woche berichtete, plant die Deutsche Bahn künftig die Managergehälter von der Zufriedenheit der Kunden und der Mitarbeiter abhängig zu machen. Für jedes Konzernvorstandsmitglied sei dies in den Vergütungsregeln verankert worden. Demzufolge kann jeder Topmanager ab sofort auf dem Gehaltszettel die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit ablesen.
Würde NSN und Siemens diesem Beispiel folgen, könnte für die jeweilige Vorstandsmannschaft die Ampel Mitarbeiterzufriedenheit rot blinken.
(oho)
Dienstag, 7.2.2012
Die Schließung des NSN Standortes München und die "highest ethical standards"
Die beabsichtigte Schließung von NSN München soll das Kündigungsschutzgesetz unterlaufen. Ist das eine böswillige Unterstellung?
Nein, denn das ist jetzt amtlich testiert. In der Pressemitteilung der Bayerischen Staatskanzlei vom 31.1.2012 ist auf Seite 3 zu lesen: "Aus Kostengründen und aus arbeitsrechtlichen Erwägungen ignoriert NSN diese Standortfaktoren und schließt den Standort München. Wir halten dies für eine unternehmerische Fehlentscheidung, die auf dem Rücken langjähriger Mitarbeiter ausgetragen wird." Es ist übrigens auch der Rest dieser Pressemitteilung zu NSN wirklich lesenswert!
Wie passt jetzt so ein Verhalten zu den von NSN auf seinen Compliance Pages geforderten "highest ethical standards"?
Oder zur "full compliance with all applicable national and international laws"?
Zum zweiten vielleicht noch gerade so, obwohl "Umgehung" und "all applicable" sich im Grunde schon ausschließen.
Zum ersteren? Ja, das ist wirklich ganz schwer zu kapieren.
Um so etwas dennoch "gerade" zu argumentieren braucht es außerordentliche Spezialisten. Hier könnte vielleicht der Inhaber des Peter Löscher Stiftungslehrstuhls für Wirtschaftsethik den geplagten NSN-Managern Hilfestellung leisten. Denn beim spitzfindigen Argumentieren ist dieser wirklich eine Koryphäe ersten Ranges und hat etwa messerscharf erkannt, dass Mindestlöhne unmoralisch sind.
(nlst)
Montag, 6.2.2012
Kundgebungen am 7.2. und 8.2. gegen den NSN-Kahlschlag in München
Diese Woche gibt es gleich zwei mal etwas zu tun – beides ist aber gut investierte Zeit, denn es geht schlicht und ergreifend um unser aller Zukunft!
Das Ergebnis der Verhandlungen von IGM, GBR und BR mit NSN und Siemens wird genau so gut oder so schlecht sein, wie der öffentliche Druck ist, den wir dazu aufbauen können. Dazu aber kann und muss jeder Einzelne von uns beitragen – sonst geht hier schneller das Licht aus, als Ihr hinsehen könnt. Also kommt auch diesmal wieder alle, zu beiden IGM-Events, und wenn’s diesmal mehr als 2.000 werden, wäre das auch kein Fehler! (Schließlich wollen wir weder uns vor der Presse blamieren, noch dem Arbeitgeber mangelnde Kampfbereitschaft signalisieren.)
Wann wo was genau:
Kommt alle!
(bt)
Sonntag, 5.2.2012
Gründerzuschuss neuerdings sehr ungewiss
Dies betrifft alle Arbeitslose oder alle dies es werden können (auch beE-ler), die sich demnächst als Existenzgründer versuchen wollen: am 28. Dezember 2011 trat eine Regelung in Kraft, die besagt, dass der Existenzgründerzuschuss nur noch eine Ermessensleistung ist und nicht mehr wie früher eine Pflichtleistung, die gewährt wurde, wenn man gewisse Bedingungen erfüllt hatte.
Dafür ist wieder einmal unsere Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen zuständig oder vielmehr verantwortlich, sie bevorzugt lieber die abhängige Beschäftigung als die Selbständigkeit – so ihre Begründung. Im Behördendeutsch heißt dies „Vorrang der Vermittlung“ für die sozialversicherungspflichtigen Jobs. Von der Leyen im Original: "Damals waren diese Rezepte richtig, aber heute sind sie nicht mehr adäquat." Mit „damals“ meinte sie die Zeiten der Massenarbeitslosigkeit.
Die Umsetzung der neuen Regelung wird offensichtlich strikt befolgt, erste Zahlen vom Januar 2012 ergeben eine Halbierung der bewilligten Gründerzuschüsse gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr. Die Arbeitsagenturen setzen also den Beschluss um.
Mit der Neuregelung gibt es noch zwei weitere Änderungen:
  1. Statt drei müssen die Antragsteller nun fünf Monate vor Ablauf der Arbeitslosigkeit den Gründerzuschuss beantragen. Da die erste Phase der Förderung auf sechs Monate gekürzt wurde, beträgt der finanzielle Vorteil gegenüber ALG genau eine Monatsunterstützung.
  2. Die Gesamtförderdauer von 15 Monate bleibt konstant, aber die erste Phase (Mit ALG plus 300 Euro Sozialversicherungspauschale) geht nur noch sechs statt neun Monate. Die zweite Phase wurde demnach von sechs auf neun Monate verlängert; hier gibt es nur noch die Pauschale von 300 Euro.
Das „Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet, dass die Gründerzahl in diesem Jahr auf 50.000 sinken wird – für mehr reicht das Geld nicht.“ (www.welt.de).
(sh)
Samstag, 4.2.2012
NSN: Wir sind besser als das Management!
Mit den jetzigen Management werden wir unsere Firma nicht retten. Wir können das Management aber auch nicht austauschen. Punkt.
Gott sei dank, es ist nicht das einzige Ziel, welches sich lohnt zu verfolgen. Es gibt Alternativen, z.B.eine Zukunftsperspektive bei unserer alten Firma Siemens (siehe Artikel vom 4.2.2012 „Siemens erfüllt 3 wichtige NCI-Forderungen im Kontext mit Siemens-Jobs für NSN’ler“). Oder in einer neuen (guten!) Firma z.B. nach einer Ausgliederung von NSN (warum nicht auch zurück zu Siemens?!). Vielen von uns würde auch schon eine Arbeitsplatzgarantie bei NSN für die nächsten 2, 3 oder 5 Jahre reichen. Andere könnten mit einer Abfindung über die Runden kommen, usw. usf. Für weitere Forderungen siehe den Beitrag im Netzwerk IT.
All diese Forderungen sind mehr als berechtigt, wären einigermaßen sozial und sind in der Vergangenheit oft auch erreicht worden (z.B. bei Opel oder E.on). Genau diese soziale Gerechtigkeit, basierend auf der Freiwilligkeit, versuchen NSN und die mitverantwortliche Mutter Siemens AG durch die angekündigte Betriebschließung auszuhebeln!
Jetzt müssen wir unsere Arbeitskraft und Kreativität darauf konzentrieren, unsere Ziele zu erreichen. Der Arbeitsrechtsexperte Prof. W. Däubler gibt Tipps (siehe Artikel vom 2.2.2012 „Radiointerview zu denkbaren NSN-Verhandlungstaktiken“), welche Wege uns offen stehen: Im wesentlichen geht es nur über einen (neuen) Tarifvertrag und öffentlichen Druck.
Packen wir’s also an! Der Betriebsrat und die IGM haben sich für die Vorschläge aus der Belegschaft zum Vorgehen geöffnet (s. Homepage des BR in Mch M, nur im Intranet). Ein erstes Treffen für Ideensammlungen hat am Freitag stattgefunden. Wer Hemmungen hat dort mitzuarbeiten, kann seine Vorschläge auch bei uns einreichen (info@nci-br.de) oder in unserem Forum diskutieren. Und bitte ja nicht darauf verlassen, dass „die anderen“ es schon machen werden! Lieber den gleichen Vorschlag mehrfach einreichen, als gar keinen.
Wir wollen nicht der Kollateralschaden unseres FLOP Managements werden. Wir sind besser als das Management und wir werden gewinnen!
(BRM)
Samstag, 4.2.2012
Mein Name ist Löscher, ich weiß von nichts
Zitat Peter Löscher auf der Siemens HV vom 24.1.2012:
"Nokia Siemens ist eine Nokia-geführte Firma äh und äh steht auch dahingehend in der Verantwortung und äh da muss Nokia Siemens Networks die Maßnahmen treffen die äh notwendig sind."
(Ich hab's am 2. Februar um 21.00 im BR Rundschau-Magazin gesehen und bin förmlich explodiert vor Zorn. Blutdruck 260 !!! Adrenalinspiegel nicht mehr klassisch messbar !!! Nebenbei: die "äh" sind wirklich authentisch.)
Da versucht doch glatt derjenige, sich dumm zu stellen und alles auf Nokia zu schieben, so wie damals sein Vorgänger Kleinfeld alle Schuld auf BenQ versucht hat abzuwälzen.
Hr. Löscher, damit werden Sie nicht durchkommen!
Es reicht nicht, einen Wirtschaftsethik-Lehrstuhl aus seinem Privatvermögen zu sponsorn, man sollte auch selbst ein Minimum an ethischem Verhalten an den Tag legen.
Zeigen Sie Verantwortung!
Retten Sie den NSN Standort München!
Geben Sie den bei NSN nicht mehr benötigten Menschen eine Rückkehr-Garantie zu Siemens!
(nlst)
Samstag, 4.2.2012
Siemens erfüllt 3 wichtige NCI-Forderungen im Kontext mit Siemens-Jobs für NSN'ler
Auf unsere Wortmeldung in der Siemens-Hauptversammlung und sich daran anknüpfende Mails an Herrn Löscher bekamen wir nun eine Antwort von Siemens, in der unsere Vorschläge positiv aufgegriffen werden:
"Nokia Siemens Networks ist, wie Sie sicher wissen, eine eigenständige Gesellschaft, die für ihre strategische und operative Ausrichtung selbst verantwortlich ist. Gleichwohl begleiten wir gerade die Entwicklung in Deutschland mit großem eigenen Engagement.
So werden wir den internen Stellenmarkt für NSN-Mitarbeiter zugänglich machen. Wir wollen den NSN-Bewerbern auch die Möglichkeit eines Vorstellungsgesprächs geben, wenn aufgrund der Bewerbungsunterlagen von einer geeigneten Qualifikation ausgegangen werden kann.
Sollte ein Siemens-externer Bewerber und ein Bewerber von NSN gleich gut geeignet sein, so wird der NSN-Mitarbeiter bevorzugt berücksichtigt.
Und nicht zuletzt werden wir bei einem unmittelbaren Wechsel von NSN in die Siemens AG Dienstzeiten anrechnen.
Dies zeigt – so meine ich – sehr deutlich, dass unser Engagement unverändert ist und wir das Ziel von NSN, seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, nach Kräften unterstützen."
Prima, darauf werden wir dankend zurückkommen!
(Bernhard Tröger)
Samstag, 4.2.2012
Ein Schicksal - von ganz, ganz, vielen – hier: am Standort NSN München
Es ist immer noch unfassbar, man glaubt man träumt und hofft, dass man aus diesem Alptraum aufwacht. Leider ist man schon wach und es ist Realität die „Standortschließung“ – DAS AUS! Hinter jedem Gesicht der zu entlassenen und umzuziehenden Mitarbeiter von NSN verbirgt sich eine persönliche und berufliche Geschichte. Keine gleicht einer anderen.
SAT1 Bayern besuchte einen von vielen NSN-Mitarbeitern zuhause.
Was würden die Kinder und seine Frau dazu erzählen, wenn ihr Vater sie so unsozial behandeln würde, wie Siemens ihre Tochter? Siemens sollte sich ein Beispiel nehmen an diesem Vater und an all den anderen Menschen, welche zu ihren Kindern und Familienangehörigen halten und um sie besorgt sind.
(Buggy15)
Samstag, 4.2.2012
NCI und München
Viele NSN-ler außerhalb Münchens wünschen sich mehr Artikel aus anderen Standorten als München.
Grundsätzlich ist dazu zu sagen: Kritik verstanden und akzeptiert!
Leider jedoch sind die Autoren auf der NCI Homepage geografisch nicht so breit gestreut wie NSN derzeit in Deutschland noch aufgestellt ist.
Dabei kann jeder über die bekannte email-Adresse nci-redaktion@nci-br.de einen Artikel einreichen, der selbstverständlich vertraulich behandelt und unter einem frei wählbaren Synonym veröffentlicht wird. Es erfolgt lediglich eine Redaktionsprüfung, ob die üblichen Regeln (keine Beleidigungen, keine Verletzung von Urheberechten usw.) eingehalten werden.
NCI ist historisch in München (genauer München Hofmannstrasse) entstanden, als Siemens 2003 die Massenentlassungen für den Standort Hofmannstraße verkündigte. Die Aktivitäten für NCI werden seither von Freiwilligen (aktiven NSN-ler, beE-ler, ehemaligen Siemens und NSN-Mitarbeitern) ehrenamtlich überwiegend aus München betreut.
Wie gesagt: Kritik verstanden, aber:
Es ist wohl nur allzu menschlich, wenn zum Beispiel Münchner Autoren ein besonderes Augenmerk auf ihre Münchner Belange werfen - und außer ein paar pauschalen Anmerkungen, dass natürlich auch andere Standorte gerne überleben würden, können sie mangels Detail-Infos auch gar nicht viel mehr über diese anderen Standorte aussagen!
NCI ist aber keine Organisation und weiß daher nicht automatisch, was an den einzelnen Standorten passiert. Gerne schreiben wir auch mehr über die anderen NSN-Standorte, aber dafür benötigen wir Informanten oder am besten Autoren von dort, die aus ihrer Sicht und auch ihrem Standort berichten.
Daher: Werden Sie heute noch Autor und lesen Sie spätestens morgen Ihren Bericht auf der NCI Homepage!
(Die Redaktion)
Freitag, 3.2.2012
NSN: Suri-Nachfolger gesucht?
Laut Reuters habe eine Siemens-Aufsichtsrätin verlauten lassen, Siemens suche bereits „händeringend“ nach einem geeigneten Nachfolger für NSN-Chef Rajeev Suri.
Nach der jüngsten Verkündung seiner katastrophalen Kahlschlags-Pläne wird die NSN-Belegschaft davon wohl nicht allzu geschockt sein – sollte sich aber keinen Illusionen hingeben: Nur alleine den Kopf auszutauschen löst die NSN-Probleme noch nicht.
(Aber wenn man uns fragt, wir können gerne noch ein paar weitere Namen vorschlagen…)
Interessant wird dabei das Timing: Wird Suri (wenn es denn stimmt, und ein Nachfolger gefunden ist) vor, während oder nach dem Kahlschlag abtreten?
Es wäre nicht untypisch, ihn erst noch den Kahlschlag abwickeln zu lassen, damit sein Nachfolger dann unbelastet neu anfangen, und alle Schuld seinem Vorgänger zuschieben kann. So gesehen muss das hinsichtlich der laufenden Verhandlungen nicht unbedingt von Vorteil sein.
Also, Jungs und Mädels: Frechheit siegt, bietet Euch für den Job an!
Schlechter machen könnt auch Ihr’s kaum mehr, und wenn doch dann ist im Zweifelsfall noch Rajeev schuld, und selbst wenn man Euch dann doch nach einem Jahr wieder rauswirft: Ein Suri-Jahresgehalt plus eine satte Abfindung sollte für den Rest der Tage reichen!
(bt)
Donnerstag, 2.2.2012
Radiointerview zu denkbaren NSN-Verhandlungstaktiken
In einem Radiointerview äußerten zunächst Politiker ihre hohe Erwartungshaltung an Siemens, die Kuh nochmal vom Eis zu nehmen (d.h. eine Lösung ohne Standortschließung und Massenentlassungen herbeizuführen). Anschließend gibt der bekannte Arbeitsrechtler Däubler Denkanstöße zu möglichen Verhandlungsstrategien: Am Telefon der radioWelt (BR2) vom 2.2.2012
(bt)
Donnerstag, 2.2.2012
NSN München in Zahlen
Einige weniger erfreuliche Zahlen kennen wir ja jetzt schon:
Von 3.600 Münchner NSN-Siemensianern sollen 2.000 gehen (bei gleichzeitig 3.400 freien Siemens-Stellen in Deutschland) und 1.600 sollen umziehen; wirklich?
Und wie viele davon werden ausgegliedert (mit oder ohne Umzug)?
Wie viele bleiben dann wirklich noch übrig (abzüglich Abzubauender und Auszugliedernder)? 600? Genau genommen wissen wir immer noch sehr wenig, vor allem wenn man das Gesamtpaket (incl. Ausgliederungen) betrachtet, das es zu verhandeln gilt.
Wir möchten aber noch zwei weitere Zahlen ins Spiel werfen, die auch einiges aussagen:
Erstens: Das Durchschnittsalter der Münchner NSN-Siemensianer beträgt 49 Jahre!
Da möge sich jeder selbst ausrechnen, wie groß hier das HartzIV-Risiko ist. Unsere Erfahrungen mit einer Siemens-beE mit 80% ÜberFünfzigern: 10% Vermittlungsquote in 2 Jahren (und noch die wenigsten Vermittlungen zurück zu Siemens, trotz deren vieler Stellen).
Hier zeigt sich, was wir mit “sozialer Verantwortung“ meinen, in die wir Siemens nehmen wollen.
Bei Massenentlassungen in dieser Alterskategorie drohen an die 2000 HartzIV-Empfänger, und dies sind alles langjährige Siemensianer!
Damit wären wir auch schon bei der zweiten Zahl:
Die durchschnittliche Firmenzugehörigkeit der Münchner NSN-Siemensianer beträgt 22 Jahre!
Das heißt, diese Leute haben vor 22 Jahren bei Siemens angefangen, sind dort 17 Jahre geblieben und dann per Betriebsübergang zur Siemens-Tochter Nokia Siemens Networks ausgegliedert worden, wo sie weitere 5 Jahre malocht haben – insgesamt 22 Jahre - braucht es noch weitere Argumente, warum wir unsere Mutter Siemens in der Mitverantwortung für uns sehen?
Hr. Löscher sollte am “Vorbild” seines Vorgängers sehen, dass es nichts hilft, schwierige Bereiche auszugliedern und dann jemand Anderen die „Arbeit“ (des Herauswerfens) machen zu lassen, in der öffentlichen Wahrnehmung ist und bleibt Siemens trotzdem in der Verantwortung (und das ist auch gut so).
Die BenQ-Insolvenz ging nicht spurlos an Siemens und Siemens-Chef Kleinfeld vorüber (der seit BenQ- und Korruptions- Affäre nun Aluminium verkaufen darf), und genauso wird der Imageschaden für Siemens und auch für den heutigen Siemens-Chef immens sein, wenn es hier wirklich zu einer Standortschließung in München und zu Massen-Umzügen und Massen-Entlassungen (trotz der vielen freien Siemens-Stellen) kommen sollte!
Die Politik mischt sich da völlig zu recht ein: Es kann auch nicht im Interesse unserer Volkswirtschaft sein, wenn ein großes deutsches Unternehmen die künftige Ernährung seiner langjährigen Mitarbeiter, die im Siemens-Dienst alt geworden und nun nur noch schwer zu vermitteln sind, dem Staat überlässt (erst mit ALGI und dann mit HartzIV), wahrend Siemens die Mittel und sogar auch die freien Stellen hätte, sie auch selbst weiterbeschäftigen zu können.
Und derweil wird munter weiter über einen angeblichen Ingenieursmangel in Deutschland gejammert…
A propos BenQ (da werden ja in der Tat einige bitterböse Erinnerungen wach):
Seinerzeit kursierte eine Karikatur, die mit einer klitzekleinen Umarbeitung auch auf unsere heutige NSN-Situation passt (mit freundlicher Genehmigung des Cartoon-Urhebers). Kleiner Tipp am Rande: Er hat doch Fingerabdrücke hinterlassen, so einfach geht das nicht!
(bt)
Donnerstag, 2.2.2012
NSN-Kahlschlag: Vorlage für Brief an Politiker und Presse
Sehr geehrte(r) <NAME>,
Nokia Siemens Networks (NSN)verkündet die Schließung des Großstandortes München! Kann hier jemand ohne Risiko eine zynische Kalkulation mit der Ohnmacht vieler Einzelner betreiben oder werden ihm Grenzen gesetzt? Wir meinen, es zeichnet sich allmählich ab, dass unsere Gesellschaft bestimmte Formen von Arbeitgeberverhalten nicht mehr akzeptieren will.
Denn mit etwas unternehmerischer Weitsicht bei Siemens, was die Bedeutung von Nachhaltigkeit bei Arbeitsplätzen für Tausende hochqualifizierter Fachkräfte (größtenteils jahrzehntelange exSiemens Mitarbeiter) und Steuerzahler angeht, würden sich vernünftige Alternativen bieten. Stattdessen wird diesen Menschen und ihren Familien die Existenzgrundlage entzogen. Die völlige Schließung des NSN-Großstandortes München ist ein schäbiger, in Finnland beschlossener Schachzug, mit dem man das Kündigungsschutzgesetz umgehen will. Und Siemens hat sich bisher durch Verweis auf die unternehmerische Verantwortung von Nokia in Finnland seiner Verantwortung entzogen, obwohl Siemens eine 50% Beteiligung an Nokia Siemens Networks hält.
Die vielen betroffenen Menschen haben mit ihren Kommunikationsnetzen Siemens einst groß gemacht, danach hat die Korruption bei Siemens diesen Unternehmensbereich klein gemacht. Nun sollen sie die späten Opfer dieses Management-Versagens sein.
Das Korruptionsgeschehen entwickelte sich bei Siemens Kommunikationsnetze vor Jahren als Folge von innovationsfeindlichen Management-Strukturen nach dem Höhepunkt einer legendären Erfolgskurve, weil nach und nach die Geschäfte durch die fehlenden Innovationen immer schwieriger wurden. Mittels Korruption sollte der zurückgehende Geschäftserfolg wieder verbessert werden.
Nun werden die zur Firma NSN (die unternehmerisch von Nokia geführt wird) verschobenen exSiemens Mitarbeiter entsorgt und Siemens schaut weg. Helfen Sie mit, dass Siemens bei diesem skandalösen Vorhaben nicht länger wegschauen kann. Zeigen Sie Siemens, was Sie davon halten.
Mit freundlichen Grüßen
<NAME>
(Lasse Midmachson)
Donnerstag, 2.2.2012
Kann man online demonstrieren?
Ja klar geht das! Es ist die ideale Ergänzung zur Offline-Demo und für zaghaftere Naturen auch unter Pseudonym möglich. Richtet euch einen Twitter-Account bei www.twitter.com ein und tragt euch als Follower von IGPirat (diesen findet man mit der Suchfunktion) ein. Schreibt in Tweets, was Euch hinsichtlich NSN auf dem Herzen liegt. Zeigt auch, dass Ihr Euch von Siemens im Stich gelassen fühlt. Bitte immer mit @IGPirat irgendwo im Text, so dass man dort alles schön gebündelt sehen und einfach retweeten kann. Ein Tweet darf übrigens maximal 140 Zeichen lang sein. Ihr müsst also keine Romane schreiben.
Siemens wird sich nur bewegen und Verantwortung zeigen, wenn öffentlicher Druck entsteht, z.B. über Twitter. Es soll keine Firma ohne hohes Risiko eine zynische Kalkulation mit der Ohnmacht der Einzelnen betreiben können. Es sollte Ziel sein, dass die Gesellschaft bestimmte Formen von Arbeitgeberverhalten nicht mehr akzeptiert.
Wenn der @IGPirat auf Twitter genug kritische Masse hat (Tweets, Followers, und vor allem vernetzte Followers), dann werden auch Journalisten und eine breitere Öffentlichkeit darauf aufmerksam werden. (Man kann da auch etwas nachhelfen)
Also twittert, was das Zeug hält. Schickt die Tweets auch an Politiker, Zeitungen, Studentengruppen, was immer Euch einfällt. Mit @sueddeutsche_de als Präfix eines Tweets sendet ihr euren Tweet z.B. an den Twitter-Redakteur der Süddeutschen Zeitung – also nur so als Beispiel, das geht genau so mit allen Twitter-Nutzern - bitte immer mit @IGPirat im Text.
(Twitter Pirat)
Donnerstag, 2.2.2012
Fernsehberichte von der gestrigen Protestveranstaltung vor der NSN-Zentrale in München
Ein paar interessante Links zu aufgezeichneten Fernsehsendungen über den Protest der NSN-Mitarbeiter in München gegen den geplanten Kahlschlag:
ARD (am Ende Interview mit Bernhard Tröger)
Tagesschau 20 Uhr (ab 2:25)
ZDF
www.muenchen-tv.de
www.muenchen-tv.de Statement von Wirtschaftsminister Zeil
(Die Redaktion)
Mittwoch, 1.2.2012
NSN-Demonstration in München
Heute morgen wurde eine NSN-Betriebsversammlung in München für eine spontane Demo auf dem Betriebsgelände unterbrochen; über 2.000 Kollegen kamen, und auch Presse Funk und Fernsehen waren erfreulich präsent:
Das öffentliche Interesse an diesen skandalösen NSN/Siemens-Plänen ist groß!
Zuvor appellierte der BR-Vorsitzende in der Betriebsversammlung, nicht auf das altbekannte Spiel „teile und herrsche“ hereinzufallen:
Nebulöse Andeutungen möglicher Rettungs-Umzüge sollten niemanden dazu motivieren, sich gegen die „Übrigbleibenden“ ausspielen zu lassen (und umgekehrt natürlich auch nicht).
Zumal er NSN in Deutschland keine zwei Jahre mehr gab, falls die gestern präsentierten NSN-Pläne so wirklich umgesetzt würden; ein Umzug z.B. nach Ulm wäre dann allenfalls ein kleiner Zeitgewinn (auch nicht viel anders als z.B. eine beE).
Nachdem wir diesen Kampf wohl weder vor Gericht noch vor einer Einigungsstelle gewinnen können, sind die Demonstration von Kampfbereitschaft und öffentlicher Druck (durch Presse und Politik gleichermaßen) von besonderer Bedeutung, und dazu kann jeder Einzelne beitragen.
Die heutige Demo und die Presse-Präsenz dabei war dazu ein sehr guter erster Schritt, aber weitere Aktionen und Kundgebungen werden noch folgen.
Wenn der Arbeitgeber (und damit ist hier nicht nur NSN gemeint, sondern auch NSN-Eigentümer Siemens) schnelle und geräuschlose Lösungen will, wird er ernsthaft und wirklich (wie gestern versprochen) ergebnisoffen verhandeln müssen.
Kein Zweifel wurde daran gelassen, dass das erste Verhandlungsziel dabei sein muss und wird, über Kompromiss-Wege für einen Standorterhalt, also über Alternativen zu Massen-Umzug und Betriebsschließung zu verhandeln!
Wobei IGM-Vertreter Michael Leppek das Problem beim Namen nannte (wie wir ja gestern auch schon):
Die geplanten Massenumzüge dienen wohl der Umgehung einer Sozialauswahl für die Zurückbleibenden (da es bei einer Betriebsschließung keine Sozialauswahl mehr gibt, das hat quasi die gleiche Wirkung wie Namenslisten).
Das wird schwierig – und eine Einigung bei Verhandlungen nur alleine mit NSN kaum denkbar, dazu müssen wir schon auch den NSN-Eigner Siemens in die Mitverantwortung nehmen, Ausflüchte wie „NSN ist eine eigenständige Firma, damit haben wir nichts mehr zu tun“ werden nicht akzeptiert.
Ausgliedern als indirekte Abbaumethode bei der man die Hände in Unschuld waschen kann - diese Rechnung ging schon bei BenQ nicht auf.
Die IG Metall möchte dabei offenbar GBR und BR den Kampf nicht alleine durchstehen lassen, sondern auch über einen (Haus-?) Tarifvertrag mit Standortgarantien verhandeln; das heißt dann wohl: Tausche Geld gegen Standort, denn das wird dann sicherlich nicht ohne erheblichen Gehaltsverzicht abgehen.
Also zusammenfassend: Verhandelt wird jetzt erst mal über Alternativen mit Standorterhalt, und ein Verhandlungs-Weg werden Tarifverhandlungen der IGM sein; unterstützend ist öffentlicher Druck auf NSN-Mutter Siemens aufzubauen, und genau damit haben wir heute bereits begonnen.
(bt)
Mittwoch, 1.2.2012
Bilder von den Protesten gegen die Schließung des NSN-Standorts in München
Am 1. Februar 2012 vor dem Vorstandsgebäude von Nokia Siemens Networks an der Münchner Werinherstraße (NSN-Standort St. Martinstraße)
(rk)
Mittwoch, 1.2.2012
Appell an die Politik
Folgende emails erreichten uns von einem Münchner NSN-Kollegen, der den Kahlschlag von NSN nicht wehrlos hinnehmen möchte und seine Meinung an drei prominente Politiker sandte.
Persönlicher Brief an die Bundeskanzlerin Angela Merkel
(Kontakt über www.bundeskanzlerin.de)
Sehr geehrte Fr. Dr. Merkel
Seit Gründung von Nokia Siemens wurden rund 10.000 Arbeitsplätze in Deutschland und Finnland vernichtet und nach Indien und China verlagert. Jetzt nachdem diese Verlagerungen gepaart mit eklatanten Managementfehlern die Firma in immer größere Schieflage gebracht haben, zahlen wieder Deutschland (2.900 Entlassungen) und Finnland (1.300 Entlassungen) die Zeche.
Allein einen High-Tech-Standort (München) mit 3.600 Menschen zu schließen und 1.600 Menschen quer durch die Republik umziehen zu lassen, was ist das?
In was für einem Land leben wir, in dem mit gut ausgebildeten Fachkräften aus der bürgerlichen Mitte derart zynisch umgegangen werden kann?
Mit freundlichem Gruß
Persönlicher Brief an die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen
(Kontakt über www.bundestag.de)
Sehr geehrte Fr. Dr. von der Leyen,
Nokia Siemens entläßt 2.900 hochqualifizierte IT- und Telekommunikations-Fachkräfte in Deutschland. Jetzt wird sich zeigen, ob diese Fachkräfte, die überwiegend um die 50 sind, wirklich wieder eine adäquate Beschäftigung finden werde.
Wenn nicht, dann ist der beklagte Fachkräfte-Mangel vermutlich nur ein Märchen um Löhne drücken.
Mit freundlichem Gruß
Persönlicher Brief an den Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer
(Kontakt über www.csu.de)
Sehr geehrter Hr. Seehofer,
Unsere letzte Hoffnung als NSN-Beschäftigte in München ist, dass die Politik Nokia und Siemens als Eigentümer von Nokia Siemens zur Ordnung ruft. Es darf doch nicht stillschweigend hingenommen werden, dass Zukunftstechnologien wie die Telekommunikation vollkommen aus Bayern verschwinden.
Seit Gründung von Nokia Siemens wurden rund 10.000 Arbeitsplätze in Deutschland und Finnland vernichtet und nach Indien und China verlagert. Jetzt nachdem nichts mehr läuft, zahlen wieder Deutschland (2.900 Entlassungen) und Finnland (1.300 Entlassungen) die Zeche.
Einen Standort (München) mit 3.600 Menschen schließen und 1.600 Menschen quer durch Republik umziehen zu lassen, was ist das?
Mit freundlichem Gruß
(nlst)
Mittwoch, 1.2.2012
NSN München: Ende der Grausamkeiten?
Die unsägliche Zeit der Spekulationen und Verunsicherungen ist vorbei. Zwar wissen noch nicht alle, wo sie landen werden, ob bei den Umzüglern, bei den Auszugliedernden oder bei den Unerwünschten. Aber eins ist klar: NSN macht Mch M bis Ende 2012 platt. Mit dem Szenario Betriebsschließung hat die Firma auch alle Fäden in der Hand, um ihre Pläne umzusetzen. Wer von den Mitarbeitern die ihm zugewiesene Rolle nicht annimmt und z.B. dem Umzug oder der Ausgliederung widerspricht, wird wie die Unerwünschten betriebsbedingt gekündigt: ohne Sozialauswahl, ohne Tarifschutz, ohne Jubilarschutz, auch die Schwerbehinderten und Betriebsräte. Die Mitarbeiter haben nicht mal die Wahl sich den Umzüglern oder den Auszugliedernden anzuschließen! Auch der Betriebsrat kann daran nichts ändern. Er kann nur über die Bedingungen der Umzüge und der Abfindungen verhandeln.
Wäre die Firma bereit, einen Restbetrieb in München zu belassen? Die Nachteile aus der Sicht der Firma lägen auf der Hand. Sie müsste sich auf eine Sozialauswahl einlassen und bei Klagen auf eine Überprüfung durch das Arbeitsgericht. Im Vergleich zu den oben beschriebenen Vorteilen einer Betriebsschließung nicht wirklich prickelnd für die Firma! Was könnten oder müssten die IGM und/oder der Betriebsrat anbieten, um einen Restbetrieb zu bekommen? Es könnte schlicht Geld sein, z.B. einen Sondertarifvertrag, um die Lohnkosten zu senken. Würde es aber reichen damit der Arbeitgeber auf sein finger pointing verzichtet? Oder müssten noch Namenslisten oder Auswahlrichtlinien hinzukommen?
Die Zeit der Grausamkeiten muss noch nicht zu Ende sein.
(IC)
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