NCI
NCI Aktuell Archiv Dezember 2010
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Freitag, 31.12.2010
Wünsche zum neuen Jahr 2011
Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit
Ein bisschen mehr Güte und weniger Neid
Ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass
Ein bisschen mehr Wahrheit - das wäre doch was.
Statt so viel Unrast ein bisschen mehr Ruh
Statt immer nur "Ich" ein bisschen mehr "Du"
Statt Angst und Hemmung ein bisschen mehr Mut
und Kraft zum Handeln - das wäre gut.
In Trübsal und Dunkel ein bisschen mehr Licht
Kein quälend Verlangen, ein bisschen Verzicht
und viel mehr Blumen, solange es geht
und nicht erst an Gräbern - da blühn sie zu spät.
(Peter Rosegger)
Eine wunderschöne Zeit
(Waschtl)
Donnerstag, 30.12.2010
Samsungs Vorsatz für 2011: die Nummer 1
Längst nicht alle (guten) Vorsätzen werden umgesetzt. Wenn erst mal das neue Jahr begonnen hat, bereuen viele Menschen, dass sie überhaupt einen Vorsatz geäußert haben.
Samsung Electronics, der Elektogigant aus Südkorea, hat sich viel vorgenommen: er will Marktführer bei den Handys werden und damit Nokia vom Thron stürzen (www.itimes.de).
Laut Gardner hat Nokia im dritten Quartal noch einen Vorsprung vor Samsung von ca. 11 Prozent. Samsung will allerdings mit einer eigenen Absatzsteigerung von 18% im Jahr 2011 dann 330 Millionen Handys verkaufen und damit Nokia übertreffen. Da der Absatz der Android-Smartphones im vierten Quartal derart gut anlief, rechnete man bei Samsung (17,1 Prozent) mit weiteren Marktanteilgewinnen bei gleichzeitiger Schrumpfung der Anteile von Nokia (28,2 Prozent).
Samsung investiert aggressiv in Forschung und Entwicklung. Insgesamt ist das Unternehmen heute mit Fabriken und Vertriebsniederlassungen in mehr als 65 Ländern weltweit vertreten, wobei Samsung gleichzeitig 24 Forschungs- und Entwicklungszentren unterhält. Insgesamt beschäftigt der Konzern weltweit rund 157.000 Mitarbeiter.
Im Gegensatz zu Nokia, das sich Gerüchten nach weg vom eigenen Betriebssystem orientiert (siehe Artikel vom 22.12.2010), baut Samsung auch auf den Erfolg seiner Handy-Modelle mit dem eigen entwickelten Betriebssystem Bada und dem entsprechenden App Store.
(sh)
Mittwoch, 29.12.2010
„Einverstanden: Ganswindt“
Mit dieser Unterzeichnung waren viele der Massenkündigungen bei Siemens im Jahre 2003 von Thomas Ganswindt persönlich abgesegnet worden. Ganswindt war damals der verantwortliche Chef von Siemens COM und er war Mitglied des Vorstands und wollte mit seiner Unterschrift die interne „kleine Jubilar-Regelung“ aushebeln. Er genoss damals das absolute Vertrauen des damaligen Vorstandsvorsitzenden von Pierer und hatte freie Hand, als er die Probleme der Telekommunikationssparte mit einer beispiellosen, knallharten Restrukturierung u.a. durch Massenkündigungen von Mitarbeitern in München zu lösen versuchte.
Deswegen steht Ganswindt allerdings demnächst nicht vor Gericht. Dem früheren Top-Manager wird vielmehr Steuerhinterziehung und vorsätzliche Verletzung der Aufsichtspflicht vorgeworfen.
Hier liegt ein hohes Interesse des Finanzamtes und aufgrund der aufgedeckten Korruptionsaffäre von Siemens noch mehr von der SEC (Securities and Exchange Commission) in den USA vor, die Siemens zwang, konsequent und hart gegen die in Korruption verwickelten Manager vorzugehen. Als Folge mussten viele Manager gehen, darunter auch der ehemalige Vorstandvorsitzende und spätere Aufsichtsratsvorsitzende von Pierer und sein Nachfolger Kleinfeld.
Unter Cromme und Löscher versucht Siemens inzwischen das Image einer Vorbildfunktion in Sachen Anti-Korruption aufzubauen; im Kontext mit den Korruptionsvorwürfen dürfte ein „einverstanden Ganswindt“ gravierendere Auswirkungen als damals bei den rechtswidrigen Hofmannstraßen-Kündigungen haben, ein Pardon seitens der Firma Siemens ist nicht zu erwarten. Am 11. Januar kann Ganswindt sein „einverstanden“ vor der 4. Strafkammer des Landgerichts München I erklären.
Wir sehen uns vor Gericht!
www.finanznachrichten.de
(sh)
Dienstag, 28.12.2010
Internet-Anbindung von Heimnetzen über LTE konkretisiert sich.
Pünktlich zum Jahresende gibt der weltweit bekannte deutsche Hersteller von Internet-Routern, AVM, Berlin, bekannt, aktuell an einem WLAN-Router für LTE zu arbeiten.
Wie wir bereits berichteten, war dies das letzte Steinchen, das im Mosaik noch fehlte.
Mit einem solchen LTE-Router wird es nun in wenigen Monaten möglich sein, seine per Netzwerkkabel oder WLAN vernetzten Geräte wie z.B. Rechner auch außerhalb der xDSL-Abdeckung, also auf dem Lande, mit dem Internet zu verbinden. Der Router übernimmt hierbei, genau wie bei xDSL oder Anbindung über Standleitung auch, die Aufgabe, als "Default-Gateway" angeforderten IP-Paketen den Weg zwischen Internet und Heimnetz mittels Weiterleitung zu ermöglichen.
(kd)
Dienstag, 28.12.2010
Nach langer Krankheit nur Anspruch auf Mindesturlaub
Wieder einmal greift europäisches Recht: dort ist ein Mindesturlaub von 4 Wochen (20 Tagen) garantiert. Meist stehen den Arbeitnehmern jedoch z.B. tarifvertraglich ein längerer Urlaub zu, oft bis zu 30 Tagen Erholungsurlaub.
Nun hat das Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz in Mainz in einem Grundsatzurteil (Az. 10 Sa 244/10) entschieden, dass der Verfallsschutz des Urlaubs wegen Krankheit sich nur auf den gesetzlichen Mindesturlaub beziehe. In dem konkreten Fall, bei dem der Arbeitnehmer von Juni 2007 bis Oktober 2009 arbeitsunfähig war, erhob der Kläger Anspruch auf den vollen Urlaub für 2007 und 2008. Diese Klage wurde abgewiesen.
Die Revision zum Bundesarbeitsgericht in Erfurt wurde jedoch wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Sache zugelassen.
www.focus.de
(sh)
Montag, 27.12.2010
Aufschwung geht auch 2011 weiter
Ökonomen sind zwar kein Garant für zuverlässige Prognosen, aber zumindest haben sie keine Wahlen zu befürchten, die ihre Aussagen beeinflussen könnten. Nach dem Boom-Jahr 2010 dürfte es schwierig werden, die Bürger mit einem etwas verlangsamten Aufschwung zu konfrontieren und das Problem Staatssanierung statt Steuersenkung populär zu machen. Die Wirtschaftsweisen fordern einen deutlicheren Sparkurs. Zwar bewege sich Schwarz-Gelb mit dem Sparpaket "einen großen Schritt auf die Einhaltung der Schuldenbremse zu" - aber das Paket sei nicht groß genug.
Was sagen unsere Super-Ökonomen konkret zum Wachstum? Mit dieser Erwartung von 2 bis 2,5 Prozent Wachstum für 2011 dürfte Deutschland weiterhin klar an der Spitze Europas liegen.
Aber was kommt beim Bürger an?
Gemeinsam erwarten die Ökonomen einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit in Deutschland auf unter drei Millionen im Jahresdurchschnitt. Franz erwartete zusätzlich, dass die Anzahl der Erwerbstätigen um rund 300.000 auf 40,8 Millionen wächst. Und Sinn wagt sogar eine Prognose für die Arbeitnehmer: "Die Löhne werden nach langen Jahren der Flaute nun wieder etwas stärker steigen, die Menschen werden mehr im Geldbeutel haben."
Wenn da mal nicht die Politiker auch noch mitzureden hätten!
Die Forderung von Franz, den ermäßigten Satz der Mehrwertsteuer von sieben Prozent zu streichen und dafür den Regelsatz von 19 Prozent auf 16,5 Prozent zu senken, hätte er vielleicht lieber ans Christkind schicken sollen, statt dies an die Berliner Regierung zu adressieren. Geschenke (vom Christkind) gibt es frühestens wieder an Weihnachten 2011.
Spiegel online
(sh)
Montag, 27.12.2010
Keine Jobs für innovative, motivierte Dynamiker
In Zeiten, in denen es noch immer viel mehr Bewerbungen als Stellen gibt, tun sich die Personalleute immer noch schwer mit dem Aussortieren von Bewerbungen: Wen davon lohnt es zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen? Und wie kann ich das aus ein paar Zeilen Text herauslesen, ohne mir zu viel Arbeit zu machen?
Es ist mitunter recht abenteuerlich, was man da alles glaubt nach 10 Sekunden des Lesens schon über den Bewerber zu wissen, und da müssen dann häufig auch die "Softskills" herhalten, derer sich die Bewerber selber rühmen - ein Schuss, der aber deutlich nach hinten losgehen kann.
Das Karrierenetzwerk LinkedIn ermittelte die Top 10 der schädlichsten Softskill-Selbstanpreisungen bei Online-Bewerbungen. Platz 1, die Goldmedaille für die aller-schädlichste Selbstanpreisung, ging an das Eigenlob "innovativ", gefolgt von der Silbermedaille für "dynamisch" und Bronze für "motiviert". Gefolgt von „umfangreichen Erfahrungen“, „proaktiv“, „Teamplayer“, „Erfolgsbilanz“, „Mehrwert“, „ergebnisorientiert“ und „Problemlöser“. Wer sich mit so abgegriffenen Allerweltsfloskeln anpreist, gerät wohl allzu schnell in den Verdacht ein Blender zu sein, und was noch schlimmer ist: Als einer, dem nichts Originelleres mehr einfällt, um sich von der Masse der Bewerber positiv abzuheben.
Eine eigentlich doch erfreuliche Rückbesinnung aufs Sachliche. Manchmal ist weniger eben doch mehr!
(bt)
Donnerstag, 23.12.2010
Das schönste Geschenk
Es kostet nichts und bringt viel ein.
Es bereichert den Empfänger ohne den Geber ärmer zu machen.
Es ist kurz wie ein Blitz, aber die Erinnerung ist oft unvergänglich.
Keiner ist so reich, dass er darauf verzichten könnte
Und keiner so arm, dass er es sich nicht leisten könnte.
Es bringt Glück ins Heim, schafft guten Willen im Geschäft
Und ist das Kennzeichen der Freundschaft.
Es bedeutet für den Müden Erholung, für den Mutlosen Ermunterung,
für den Traurigen Aufheiterung und ist das beste Mittel gegen Ärger.
Man kann es weder kaufen noch erbitten, noch leihen noch stehlen,
denn es hat erst dann einen Wert, wenn es verschenkt wird:
EIN LÄCHELN
Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest,
einen guten Rutsch ins Jahr 2011,
indem die persönlichen Wünsche und Hoffnungen
in Erfüllung gehen.
(EK)
Donnerstag, 23.12.2010
NCI geht auch 2011 weiter
Wir wollen an dieser Stelle keinen langatmigen Rückblick aufs Jahr 2010 geben, nur einen Punkt wollen wir schon herausgreifen: Im ablaufenden Jahr 2010 wurde der Betrieb NSN München Hofmannstraße geschlossen.
Die Hofmannstraße war mal mit ca. 25.000 Mitarbeitern der größte Entwicklungsstandort in der Ära Siemens. Die Hofmannstraße war auch die Keimzelle des NCI als Antwort auf die Massenkündigungen von Siemens im Jahre 2003.
Die Standort/Betriebsschließung von Mch H bedeutete natürlich nicht das Ende des NCI.
NCI steht für Vernetzung - und diese Vernetzung endet nicht wegen irgendwelcher Umorganisationen oder Ausgliederungen; was früher Siemens hieß, heißt heute z.B. NSN oder SEN, Tieto oder CapGemini oder SIS, und so weiter - es sind jedoch immer noch dieselben Kollegen, und es liegt nur an uns selbst, unsere (nach solchen Umstrukturierungen umso wichtigere) Vernetzung aufrechtzuerhalten. Viele Kollegen von 2003 arbeiten heute bei NSN in der Münchner St. Martinstraße oder in Ulm; andere gehören zwar inzwischen durch Ausgliederungen, Übergang in Transfergesellschaften oder andere Konstrukte nicht mehr zur Firma Siemens oder NSN, aber NCI ist nicht an eine Firmen- oder andere Mitgliedschaft gebunden.
Der NCI-Gedanke lebt weiter solange es „alte“ und „neue“ engagierte Kollegen gibt, die sich gegen die Willkür der Firma gemeinsam wehren und ihr „Schicksal“ selbst in die Hand nehmen wollen.
In diesem Sinne wünschen wir den Lesern und allen engagierten NCI-lern ein besinnliches Weihnachtsfest, erholsame Rest-Urlaubstage und einen unfallfreien Rutsch ins Jahr 2011.
Wir rechnen mit euerer Unterstützung auch in 2011.
(Die Redaktion)
Mittwoch, 22.12.2010
Jahrzehnt der Arbeitnehmer
Es ist bald Weihnachten: da ist ein wenig Hoffnung und Trost immer gut, insbesondere für die Menschen, denen es nicht so gut geht.
Aus dem Munde eines (FDP-)Politikers klingt die Spekulation, er erwarte „ein Jahrzehnt der Arbeitnehmer“ doch ziemlich zynisch, zumal er dies selbst-entlarvend nicht auf die politische Weichenstellung der Regierung oder seiner Partei zurückführt, sondern in rp-online dies so begründet: „Angesichts der rückläufigen Bevölkerung in Deutschland und des Fachkräftemangels in der Wirtschaft könnte es ein Jahrzehnt der Arbeitnehmer werden“.
Das war’s. Fast hätte ich doch den Beitrag des Politikers vergessen: das Ziel, vor der nächsten Wahl die „breite Mitte“ steuerlich zu entlasten, bleibe (A.d.R. vorerst) bestehen.
Für wie dumm hält denn der Wirtschaftsminister die Arbeitnehmer und Wähler, dass er eine so große Erwartung in die Welt setzt? Bei einer Firma würde die Frage lauten: wie groß ist die Verzweiflung angesichts der verheerenden Umsatzzahlen und Prognosen?
(sh)
Mittwoch, 22.12.2010
Ehemaliger Microsoft-Manager muss Nokia retten
Der „General“ wie sie den ehemaligen Microsoft-Manager Stephen Elop nennen ist seit drei Monaten bereits an Bord, er ist Chef von Nokia und kämpft nun „gegen den Abstieg“ (Spiegel online). Er ist in dieser Position der erste Nicht-Finne in der 145-jährigen Firmengeschichte.
Nokia hatte seinen Zenit in der Mobilfunkbranche um die Jahrtausendwende mit einem Börsenwert von ca. 300 Milliarden Euro gehabt – heute beträgt der Wert gerade noch ein Zehntel. Der finnische Handyhersteller dominierte jahrelang den Markt mit einem Anteil von weit über 40%. Heute stammt etwa noch ein Drittel aller verkauften Handygeräte von Nokia, aber diesen Anteil hält Nokia nur durch massenhafte Verkäufe von Billighandys in Schwellenländer. Auf dem zukunftsträchtigen Markt der internetfähigen Smartphones verliert Nokia jedoch entscheidende Anteile an die Konkurrenten Apple und Google.
Die aktuellen Probleme von Nokia sind nicht zu übersehen:
Die Wandlung des Handygeschäfts von der Hardware zur Software hat man zwar bei Nokia auch erkannt, aber nicht konsequent umgesetzt.
Zur Rettung der Situation gibt es nun Branchengerüchten nach eine Allianz von Nokia mit Mircosoft. Der einschlägig bekannte russische Chefredakteur Murtazin plaudert mal wieder vermeintliches Insider-Wissen aus auf seiner etablierten Website www.mobile-review.co. Murtazin hält eine solche Kooperation für möglich, zumal der Nokia-Chef Ex-Manager bei Microsoft war, sieht darin aber keine Lösung sondern „eine Verzweiflungstat“. Um diese Meinung zu untermauern, zitiert er ausgerechnet einen Nokia-Manager, der damals die Fusion von Siemens Mobile mit BenQ mit diesen Worten kommentierte: "Wenn man zwei Hennen zusammenbringt, wird daraus noch lange kein Adler." Die bisherige Stärke von Nokia waren die Eigenentwicklung (des Betriebsystems Symbian) und damit die Unabhängigkeit, Garant dafür waren die vielen Entwickler.
Und gerade die (Entwickler) wurden in den letzten Monaten zu Hunderten, ja Tausenden gefeuert (kommt uns bei Siemens und NSN irgendwie bekannt vor). Damit können höchstens die finanziellen Probleme kaschiert werden. Ob damit die oben aufgezählten technischen Probleme in den Griff zu bekommen sind, bleibt nicht nur uns ein Rätsel. Murtazin kommentiert diese Massnahmen so: „The best is yet to come. Do you remember how around 1800 employees were laid off by Nokia worldwide? They were predominantly Symbian developers. The company thought it was not enough and decided to fire 800 more engineers in Finland. These are the people who created Symbian^3. Can you believe that the speed of development for Symbian can go up together with the quality of apps and the number of features?”
(sh)
Dienstag, 21.12.2010
BenQ-Gekündigte wieder bei Siemens gelandet
Die Kollegen aus der Siemens-Handysparte, die sich nach der BenQ-Insolvenz auf Grundlage von §613a.6 BGB erfolgreich wieder zu Siemens zurückgeklagt hatten (und dies letztlich bis zum BAG 'rauf), wurden bekanntlich von Siemens "vorsorglich" (wenn auch nicht fürsorglich...) gleich nochmal gekündigt.
Dagegen klagten die Kollegen und bekamen nun auch dazu letztinstanzlich recht - Mutti Siemens muss ihre verlorenen Kinder wieder aufnehmen. Glückwunsch - na das wird eine Wiedersehensfreude geben!
Entscheidend für dieses letzte LAG-Urteil war mal wieder §1.2 KSchG (basierend auf den vielen freien Siemens-Stellen), der immer dann herhalten muss, wenn die Sozialauswahl nicht mehr trägt - ein ermutigendes Signal auch für die ebenfalls von Kündigung bedrohten SIS-Betriebsübergangswidersprecher.
(bt)
Montag, 20.12.2010
NSN-GBR unterstützt Börsengang
Der Vorsitzende des NSN-Gesamtbetriebsrats sieht einen möglichen Börsengang von Nokia Siemens Networks positiv (nachrichten.finanztreff.de).
Unklar ist, wen er wohl bei der Formulierung "wir sehen das positiv" mit dem "wir" meinte: War das ein GBR-Beschluss, oder ist's nur ein "Pluralis Majestatis"? Eines dürfte klar sein: Der Börsengang dient einem Rückzug von Siemens aus NSN, wer den Börsengang prima findet, der befürwortet damit also indirekt auch einen Siemens-Ausstieg; ob der wohl der Arbeitsplatzsicherheit förderlich ist?
(bt)
Montag, 20.12.2010
Optimistische Prognosen für Nokia Siemens Networks
Na das hört man ja gerne, so kurz vor dem Jahreswechsel - ein bekanntes Wirtschaftsforschungsunternehmen gibt NSN gute Schulnoten.
Schon der Merger von Nokia und Siemens sei wegen des Skaleneffekts genau richtig gewesen, und nach einer nicht allzu schlauen Strategie nur auf Cash zu setzen und dafür auf unprofitable Verträge zu verzichten, habe nun das neue NSN-Management offenbar seine Lektionen gelernt: Mehr Fokus auf den Marktanteil (aber ohne ruinösen Preiskampf), noch mehr Sparen (auweh...), und noch mehr Fokus auf Services.
Die Wettbewerberlandschaft habe sich nun mit 3 Konkurrenten stabilisiert (mit Ericsson, NSN und Huawei, in dieser Reihenfolge), die mehr als 80% des Marktes kontrollieren - Alcatel und ZTE würden dabei keine große Rolle mehr spielen (weil zu klein, der "scaling" Effekt); ein weiteres Schrumpfen auf nur noch 2 Wettbewerber sei aber unwahrscheinlich, dazu sei das Interesse der Kunden zu groß, zwischen konkurrierenden Anbietern wählen zu können (und damit ihre Unabhängigkeit zu bewahren).
Bis 2015 rechnet man mit einem jährlichen Wachstum des globalen wireless equipment Marktes von 4-5%, um die sich dann primär die vorerwähnten 3 Konkurrenten klopfen werden. Für NSN wird bis Ende 2012 mit einer operating margin von 5-7% gerechnet; immerhin, wenn auch weniger als die 14% von Ericsson, wobei als Grund für diesen Unterschied in erster Linie der scaling effect (das größere Volumen bei Ericsson) gesehen wird.
Man rechnet übrigens für NSN mit einem Börsengang, bei dem Siemens letztlich aussteigt und Nokia die Kontrolle behält; dazu bedarf es freilich keiner allzu großer prophetischer Gaben.
(bt)
Samstag, 18.12.2010
Weiterer Verkauf von Siemens
Zum neuen (eigenen) Image des Konzerns mit grünem Anstrich und korruptionsfreiem Handeln passt sicher nicht das Geschäft mit der Wehrtechnik des Panzerbauers Krauss-Maffei Wegmann (KMW), das im Jahre 2001 „eher zufällig“ (so die SZ) durch die Übernahme der Holding Mannesmann-Atecs zum Portfolio der Siemens AG dazu kam. Der Mannesmann-Holding gehörte 49% an KMW.
Nun, dieses „Versehen“ wird nach doch schon 10 Jahren ausgebügelt, der Verkauf der Anteile an KMW soll nach Genehmigung der Kartellbehörden im ersten Quartal 2011 abgeschlossen sein.
Somit richtet sich der Blick der Aktionäre auf die beiden letzten Beteiligungen von Siemens, die nicht mehr zur Strategie des Konzern passen: der Netzausrüster NSN und die Licht-Tochter Osram.
(sh)
Samstag, 18.12.2010
Manfred Meiler - Wir haben einen guten Freund verloren
Viele von uns erinnern sich, wie schon seit Jahren bei den Hauptversammlungen der Siemens AG auf dem Münchner Olympia-Gelände als starkes Gegengewicht zur Unternehmerwillkür ein kleiner und doch mächtiger Interessenverband mit meist packendem Redebeitrag den Verantwortlichen an Moral und Gewissen appellierte.
Treibende Kraft hinter diesem „Verein der Belegschaftsaktionäre in der Siemens AG e.V.“ war Manfred Meiler, seines Zeichens studierter Volkswirt und neben Wolfgang Niemann einer der beiden Gründer dieses eingetragenen Vereines.
Als langjähriges Betriebsratsmitglied während seiner Siemens-Zeit kannte Manfred Meiler sehr gut Sorgen und Ängste der Angestellten und wusste seine Macht als mehrjähriger Vorsitzender des Vereines bei Verhandlungen mit den Siemens-Oberen zum Schutze der Belegschaft und für respektvolleren Umgang mit dem „Faktor Mensch“ innerhalb der Betriebe, geschickt einzusetzen.
Die Geschichte der Siemens AG und deren Arbeitsplatzentwicklung wäre wohl etwas anders verlaufen, wenn nicht im Hintergrund stets ein „Aufpasser“ gelauert hätte, der Unternehmerkapriolen sofort öffentlich angeprangert und mit Forderung nach Nichtentlastung des Vorstandes bei den Hauptversammlungen quittiert hätte.
Manfred Meiler verlor dabei nie die Bodenhaftung, sondern war stets bestrebt, sich bei Entscheidungen durch Diskussionen und Umfragen bei den mehr als 6000 Mitgliedern des Aktionärsvereines ein Bild von deren Meinung zu machen, um sich jederzeit sicher sein zu können, die Interessen „seiner“ Leute zu vertreten.
Vor wenigen Tagen erreichte uns nun die schreckliche Nachricht, dass der 1942 geborene Famlilienvater, engagierte SPD-Politiker und 1. Vorsitzende des Aktionärsvereines am Freitag, den 10.12.2010, vollkommen unerwartet, endgültig von allen Ämtern seines Lebens zurückgetreten ist.
Am Montag, den 20.12.2010 findet um 13 Uhr auf dem Münchner Waldfriedhof Beisetzung und endgültiges Abschiednehmen statt (Traueranzeige).
Mit Manfred Meiler verlieren wir einen dem NCI-Gedanken aufgeschlossen gegenüberstehenden guten Freund und einen furchtlosen Mitkämpfer in unserem anstrengenden Kampfe für mehr Menschlichkeit und verantwortungsvolles Handeln in den Betrieben.
(root)
Freitag, 17.12.2010
Aus Arques wird Gigaset
Nachdem der Finanzinvestor Arques nun die letzten Siemens-Anteile gekauft und sich zugleich von seinen anderen Firmeneinkäufen getrennt hat, also mithin nun praktisch mit der früheren Gigaset identisch wird, benennt er sich konsequenterweise in Gigaset um (zumal der Name Arques mittlerweile etwas verbrannt sein dürfte), jetzt steht also endlich wieder Gigaset drauf wo Gigaset drin ist - man fragt sich lediglich, wozu es bei so einer Verselbständigung dann überhaupt noch eines solchen Finanzinvestors bedurft hat... (www.it-business.de)
Übrigens hat Siemens, quasi als "Abschiedsgeschenk" für seine ehemaligen Mitarbeiter, im Gegenzug auf den Verzicht von Forderungen in Höhe von 12,5 Millionen Euro einige Nebenbedingungen durchgesetzt, wie z.B. eine Bestandsgarantie (im Rahmen eines neuen Tarifvertrags) für die Standorte in München und Bocholt für die nächsten vier Jahre (was auch immer so eine Standortgarantie wert sein mag, denn letztlich kommt es ja nicht auf den Standort sondern auf die Arbeitsplätze darinnen an); allerdings musste die Arbeitnehmerseite im Gegenzug auch dem Abbau von 75 Stellen und einer Verlängerung der Wochenarbeitszeit zustimmen.
(bt)
Freitag, 17.12.2010
Entlassungen und Terminverschiebungen bei Nokia
NSN-Halbmutti Nokia versucht seine durch verschlafene Markttrends entstandenen Probleme weiterhin mit einer rückwärtsgerichteten Strategie zu lösen - 1800 Stellen sollen weltweit (800 in Finnland) abgebaut werden, und gleichzeitig wird die E7-Einführung auf 2011 verschoben (wodurch freilich auch das Weihnachtsgeschäft verpasst wird); in sich schlüssig, mit weniger Leuten braucht man länger Zeit für die gleiche Arbeit - ob das aber Nokia wirklich vorwärts bringt? (www.handy-news.at)
Interessanter Nebenaspekt: Nokia will angeblich nicht nur Mitarbeitern, die freiwillig den Betrieb verlassen, sondern auch solchen die "in einen anderen Bereich wechseln", eine Abfindung (in der Größenordnung von 5 bis 15 Monatsgehältern) anbieten.
(bt)
Donnerstag, 16.12.2010
Veränderungen auf dem ehemaligen Siemensgelände in der Hofmannstraße
vor einigen Jahren verkündete die Siemens AG eine Modernisierung des Münchner Standortes Hofmannstraße. Unter dem Namen "Isar Süd" wurde ein ehrgeiziges Projekt aufgesetzt. Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben und viele Vorschläge kamen. Wir kennen noch den Vorschlag, der dann ausgewählt wurde. Viele bunte Klötzchen ala Lego, so erschien es einem, sollten zu einer Vielzahl von Gebäuden werden. Was aus diesem Projekt geworden ist, das wissen wir heute. Die meisten Gebäude wurden abgerissen, nur einige wenige etwas modernisiert.
In den folgenden Jahren kamen immer wieder neue Vorschläge, was mit dem Gelände geschehen soll und der letzte sieht jetzt folgendermaßen aus:
Es werden rund 700 neue Wohnungen entstehen, auch wird es eine dreizügige Grundschule und ein Kindergarten und eine Kindertagesstätte geben. Des Weiteren sind geplant: ein Supermarkt, Gastronomie , eine Apotheke, ein Sanitätshaus und Arztpraxen. Die Innere Mission plant ein Pflegeheim für 200 Bewohner und eine Pflegeakademie für 200 Auszubildende. Im ehemaligen Siemens-Hochhaus, jetzt "Pure Tower" genannt, werden 1500 Arbeitsplätze geschaffen. Auch soll ein Studentenwohnheim mit 350 Plätzen geschaffen werden.
Also eine sehr große Veränderung auf dem Siemens-Gelände.
Ja, so soll es jetzt aussehen und Baubeginn ist für 2011 vorgesehen. Kein Industriestandort mehr und daher auch keine Arbeitsplätze für die Siemensianer, aber trotzdem gibt es hier jetzt neue Arbeitsplätze, auch im Siemens-Hochhaus. Das ist ja auch nicht so verkehrt. In der heutigen Zeit kann man froh über jeden neuen Arbeitsplatz sein.
Nur wird sich nicht jeder freuen, dass es jetzt zusätzlich fünf neue Hochhäuser geben wird.
www.wochenanzeiger-muenchen.de
www.merkur-online.de
(bb)
Donnerstag, 16.12.2010
Presse-Echo zum SIS-Deal Siemens-Atos
"Ein Problem weniger": Darin ist sich die Presse einig, Siemens-Chef Löscher mag sich zwar einen langgehegten Weihnachtswunsch erfüllen, aber er zahlt dafür auch einen mächtig hohen Preis.
So schreibt z.B. die Berliner Zeitung: "Die Transaktion lässt trotz großer Worte Zweifel aufkommen. Denn Siemens zahlt beim SIS-Verkauf drauf. Und das SIS-Personal muss erneut bluten."
Die SZ vom 16.12. behandelt auf S.17 (Wirtschaft) mit gleich 5 interessanten Artikel den umstrittenen Deal.
Auszüge: "Es ist immer das gleiche Muster: Siemens legt mächtig drauf, um ein drängendes Problem loszuwerden... Die jetzt gefundene Lösung für den IT-Bereich SIS ist bitter. Denn erneut müssen viele Arbeitsplätze abgebaut werden... Seit Jahren arbeiten sie mit ungewisser Perspektive ... Dieser Zickzackkurs hat dem Geschäft ziemlich geschadet... Siemens hat schneller als erwartet eine Lösung gefunden ... Doch der Befreiungsschlag ist teuer... Wenn wir SIS behalten hätten, wäre es noch teurer geworden ..."
Zuguterletzt noch ein paar Statements zur französisch-deutschen "Kooperation": "Siemens traut sich noch einmal, eine Kooperation mit einem französischen Unternehmen einzugehen, mit dem IT-Unternehmen Atos Origin. Das ist verwunderlich. Nach all den Erfahrungen, die der Münchner Konzern in den vergangenen Wochen und Jahren in Frankreich machen musste...
Siemens-Chef Peter Löscher ist da pragmatischer. Er verkauft den Franzosen einen Verlustbringer. Und die Franzosen fühlen sich sogar gepauchpinselt, weil sie ihn leiten dürfen."
Und die Belegschaft zahlt (wie immer) die Zeche!
(bt)
Mittwoch, 15.12.2010
BAG-Urteil zum Jubilarsschutz
Wie in unserem Artikel vom 5.12.2010 ausgeführt, hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) den Jubilarsschutz bei Siemens, NSN etc. kassiert.
Da hilft es wenig diese Entscheidung (und ihre Begründung) für ein Fehlurteil zu halten: Das BAG hat per Definition immer recht, da höchste Gerichtsinstanz im deutschen Arbeitsrecht.
Blieb eigentlich nur noch die Frage: Gilt das auch für AT's, oder nur für Tarifler?
Unsere Erkundigungen führen uns leider zu dem Schluss: Das gilt für alle gleichermaßen, der Jubilarsschutz ist futsch.
§77 Abs. 3 BetrVG (auf den sich das BAG bezog) besagt, dass nicht in einer Betriebsvereinbarung (BV oder auch GBV) geregelt werden kann, was im Tarifvertrag steht oder auch nur üblicherweise dort steht oder stehen könnte; und das gilt für den Betrieb insgesamt, also für alle (auch AT's).
Zum einen beschränkt das die Verhandlungsmöglichkeiten von BR und GBR deutlich; ein Mangel, den allerdings die Gewerkschaft künftig beseitigen könnte ("...gilt nicht, wenn ein Tarifvertrag den Abschluss ergänzender Betriebsvereinbarungen ausdrücklich zulässt").
Zum anderen entfällt damit einer von mehreren Schutzmechanismen gegen betriebsbedingte Kündigungen; für Siemens-/NSN-Tarifmitarbeiter (und zwar nicht nur für Gewerkschaftsmitglieder, wie in unserem Artikel vom 9.12.2010 ausgeführt) trägt aber immer noch der tarifliche Kündigungsschutz, und selbst AT's werden mit 25 Firmenjahren durch KSchG §1.2 und §1.3 (Sozialauswahl) ganz gut geschützt; zwar schützt die Sozialauswahl nicht bei kompletter Betriebsschließung, aber in diesem Falle hätte auch der Jubilarsschutz nicht mehr geholfen (genauso wenig wie der tarifliche Kündiungsschutz). So gesehen ist der Verlust also doch nicht ganz so folgenschwer wie's auf den ersten Blick vielleicht aussehen mag.
(bt)
Mittwoch, 15.12.2010
Zeitarbeitsfirmen von Pleitewelle bedroht
Ob das nun gut oder schlecht ist? Einerseits verlieren dadurch Kollegen ihre Jobs - andererseits hat sich Zeitarbeit als Sprungbrett in "richtige" Jobs nicht wirklich bewährt, und ein Rückgang solcher "prekärer" Beschäftigungsverhältnisse könnte sich positiv auf den Arbeitsmarkt mit festen Jobs auswirken.
Grund für diese Entwicklung ist, dass das BAG der umstrittenen (da sehr arbeitgeberfreundlichen) "christlichen Gewerkschaft für Zeitarbeit und Personalserviceagenturen" die Tariffähigkeit abgesprochen hat, und daher nun Nachzahlungen bei den Sozialbeiträgen fällig werden.
Dumm gelaufen: Damit dürften auch die Tarifverträge von 280.000 Leiharbeitern unwirksam sein, mit der Folge, dass die Leiharbeitnehmer dann auch Anspruch auf den gleichen Lohn haben, den die jeweiligen Entleiher-Stammbelegschaften erhalten; die Gehaltsdifferenz können sie nachträglich einfordern!
Und noch schöner: Sollten deswegen Zeitarbeitsfirmen insolvent werden, haften die "Entleiher"-Firmen für Nachforderungen.
Ein richtungsweisendes Urteil.
(bt)
Mittwoch, 15.12.2010
Franzosen übernehmen die ausgegliederte Siemens-IT-Sparte "SIS"
Damit wird für Peter Löscher wohl ein Weihnachtswunsch wahr - naja, und was die andere Baustelle (NSN) betrifft: Auch 2011 gibt's ja wieder Weihnachten...
www.focus.de, www.ftd.de, www.focus.de, www.siemens.com
Der französische IT-Dienstleister Atos Origin soll SIS übernehmen; zugleich steigt Siemens mit 15% bei Atos ein (für mindestens 5 Jahre) und versorgt die Franzosen mit einem satten Auftrag in Höhe von 5,5 Milliarden Euro für IT-Dienstleistungen in den nächsten sieben Jahren.
Im Jahr 2011 zahlt Siemens dabei noch drauf, rechnen soll sich das erst mittelfristig.
Die SIS-Beschäftigten dürfte das weniger freuen: Zusätzlich zu den schon geplanten 4200 abzubauenden Stellen könnten mit dem Verkauf nun weitere 1750 SIS-Jobs wegfallen, davon 650 in Deutschland.
(bt)
Mittwoch, 15.12.2010   updated am 16.12.2010
Teilverkauf von Nokia Siemens Networks?
Siemens würde (genauso wie Nokia) sich nur allzu gerne auch von NSN, oder zumindest einem Anteil davon trennen. Das Bild dazu, wie das aussehen kann, wird langsam deutlicher: In einem Artikel über die Trennung von Jürgen Walter (www.manager-magazin.de) ist die Rede von einem "Teilverkauf" (!) von NSN; aktuell in Verhandlung sei NSN mit einem Konsortium aus den US-Finanzinvestoren Blackstone und The Gores Group (bekannt vom SEN-Deal www.wirtschaftsblatt.at) über eine "signifikante Minderheitsbeteiligung von mindestens 30 Prozent".
(bt)
Mittwoch, 15.12.2010
Siemens gibt SIS an Atos Origin ab
Der Elektrokonzern Siemens gibt seinen kriselnden IT-Dienstleister SIS an das französische Unternehmen Atos Origin ab. Das SIS-Geschäft im Wert von 850 Millionen Euro werde in Atos Origin eingebracht.
Das teilten die Unternehmen am späten Dienstagabend in Paris und München mit.
Im Gegenzug will sich Siemens für mindestens fünf Jahre mit einem Aktienanteil von 15 Prozent an dem französischen Informationstechnologie-Unternehmen beteiligen. Zugleich soll Atos Origin sieben Jahre lang für Siemens IT-Aufgaben übernehmen und erhält dafür rund 5,5 Mrd EUR.
Bei der Integration sollen weitere etwa 1750 Arbeitsplätze bei SIS wegfallen, davon rund 650 in Deutschland, hieß es.
Quelle: www.finanznachrichten.de
(EK)
Dienstag, 14.12.2010
Vorbild USA?
In den letzten Jahren haben wir uns angewöhnt, unkritisch alles nachzumachen was uns Amerika vormacht - nur halt mit ein paar Jährchen Verspätung. Diesmal hoffentlich nicht mehr: diepresse.com
Auszüge: "...Mehr als 40 Prozent der Amerikaner arbeiten in Niedriglohn-Jobs... 1950 lag das Verhältnis der Gehälter von Managern im Vergleich zum durchschnittlichen Arbeiter bei 30:1. Seit dem Jahr 2000 ist dieses Verhältnis auf 300-500:1 explodiert..."
Oh oh - wie hoch war doch 2010 gleich nochmal das Einkommen von Peter Löscher? Bingo! Doch, wir sind schon in Amerika angekommen.
Und das mit den Niedriglöhnern kriegen wir sicherlich auch noch hin.
(bt)
Montag, 13.12.2010
Siemens steigt bei Gigaset aus
Nach jahrelangem Hickhack über unbeglichene Siemens-Forderungen haben sich Siemens und Gigaset-Käufer Arques nun finanziell geeinigt; die für die Siemens-stämmige Gigaset-Belegschaft nicht unkritische Folge: Arques wird noch in diesem Jahr die Option auf den Erwerb der restlichen 19,8% Anteile ausüben und dann also sämtliche Anteile am Gigaset halten, Siemens ist dann ganz raus.
Wie freilich die IG Metall zur Schlussfolgerung kommt, Siemens habe damit nun also offenbar erfolgreich geschafft ein zweites BenQ zu vermeiden, ist schwer nachvollziehbar: Wenn sich (wie beabsichtigt) der Finanzinvestor (!) Arques ganz auf das Gigaset-Telefongeschäft zurückzieht, ist das nicht unbedingt ein Garant für die Sicherheit der Gigaset-Arbeitsplätze; sollte es aber bei Gigaset eines Tages "krachen", dann wird das ggf. auch auf Siemens zurückfallen - auch die insolvente BenQ gehörte damals nicht mehr zu Siemens, hat dort aber doch so einige Schrammen und Dullen hinterlassen. Und dies nicht ganz zu unrecht.
(bt)
Montag, 13.12.2010
Profit und Moral
...so lautete einmal der Titel eines Buches von Heinrich von Pierer - das war noch vor der Siemens-Korruptionsaffäre.
Das Dilemma vieler Konzernlenker (nicht nur bei Siemens) war: Korruption ist nunmal illegal und damit auch unmoralisch (um das herauszufinden braucht man freilich nicht erst ein Ethical Business Training), aber in einigen wichtigen Märkten Gang & Gäbe; wer z.B. in Russland Geschäfte macht, sollte lieber gar nicht erst beteuern niemals geschmiert zu haben. Aber die Konsequenz, auf Geschäfte in solchen Ländern dann gleich ganz zu verzichten, ist natürlich etwas härter als schöne Bücher zu schreiben.
Von Pierer ist nicht mehr bei Siemens, er ist auf diesem schmalen Grat abgestürzt - aber sein Nachfolger Peter Löscher balanciert auf einem ähnlich dünnen Grat - diesmal geht es nicht mehr um Korruption, sondern um Menschenrechte in China.
Unter der peinlichen Überschrift "Kuscheln mit Peking" berichtet die SZ vom 13.12.: "Während die chinesische Regierung weltweit kritisiert wird, wirbt Siemens-Chef Peter Löscher um Verständnis für das Regime". Hintergrund ist wohl ein aktuelles Löscher-Interview, in dem dieser die chinesische Politik lobte und das Regime gegen Kritik verteidigte; Chinas Geschichte und Gegenwart hätten eine andere Prägung als etwa Europa, aber die Zivilisation habe nunmal mehr als ein Gesicht.
Das freilich ist ein sehr geschmeidiger, flexibler (um nicht zu sagen bequemer) Ansatz, der sich spielend auch auf andere Fälle anwenden ließe: Wenn man z.B. von einem Land Erdöl beziehen will, in dem vergewaltigte Frauen wegen ihres "Ehebruchs" zu Tode gesteinigt werden, naja, dann ist das halt auch so ein "anderes Gesicht der Zivilisation", oder? Wo zieht man da die Grenze?
Egal ob Korruption oder Menschenrechte - der Spagat zwischen Profit und Moral bleibt ein Dauer-Thema.
(bt)
Montag, 13.12.2010
NSN Bruchsal baut Stellen ab
Anfang April wurde bekanntgegeben, dass jeder vierte oder sogar jeder dritte gehen muss (Artikel vom 12.04.2010). Nun ist es soweit. NSN Bruchsal streicht jetzt 225 Stellen bis zum Jahresende, geplant und angekündigt waren 270 Stellen
Am Freitagmorgen wurde die Belegschaft über den Ausgang der Verhandlungen mit dem Betriebsrat informiert. Rund 185 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz und 40 Stellen seien bereits durch Altersteilzeit oder natürliche Fluktuation weggefallen.
Es wird für maximal 18 Monate eine Transfergesellschaft, Abfindungen oder Altersteilzeit angeboten. Die restlichen Arbeitsplätze blieben bestehen, bis 2014 hat das Unternehmen eine Standortsicherung gegeben.
Wie auch in den vergangenen Jahren werden solche Hiobsbotschaften vor den Feiertagen verkündet. Was will die Firma damit bezwecken?
Quelle: www.bild.de, www.rp-online.de
(EK)
Montag, 13.12.2010
Amis jagen von Pierer
Wie der Spiegel 49/2010 (S.85/86) berichtet, geben die US-Fahnder ihre Jagd auf ex-Siemens-Chef Heinrich von Pierer und andere Topmanager (insbes. den seinerzeit für das Südamerika-Geschäft zuständigen Uriel Sharef) wegen des Siemens-Korruptionsskandals noch lange nicht auf. Unermüdlich werden Vorkommnisse u.a. in Argentinien ausgebuddelt.
Zwar hatten sich auch die US-Ermittler vor 2 Jahren auf einen Vergleich eingelassen, aber nur mit der Firma Siemens; die Jagd auf die Männer hinter dem Schmiergeldsystem hingegen ist für sie noch nicht zu Ende.
Neue US-Strafverfolger wollen ihre "Zielpersonen" am liebsten in Amerika vor Gericht stellen, und vor allem begegnet man nun Aussprüchen wie "Geldbußen reichen ihnen offenbar nicht aus", "man sollte darüber nachdenken ob es in solchen Fällen nicht Knast geben müsste", oder "...und keiner ging ins Gefängnis". Chef-Anheizer ist wohl Arlen Specter, ein Senator aus Pennsylvania.
Und der Leiter der Anti-Korruptions-Einheit im Justizministerium soll seine Truppe eingepeitscht haben: "Wenn in so einem riesigen Fall keiner in den Bau geht, dann haben wir versagt".
Klingt nicht gut für den ehemaligen Siemens-Chef - wenn ihm etwas nachgewiesen werden kann, was freilich noch sehr die Frage ist. Und selbst wenn, was kann ihm passieren? Wohl kaum eine Auslieferung.
Im Worst Case dürfte er (ähnlich wie Volker Jung nach seiner Flucht aus Griechenland) keine Auslandsreisen mehr riskieren.
Gefallen dürfte ihm dieser neue Ermittlungseifer aber sicherlich nicht.
(bt)
Samstag, 10.12.2010
NSN Mch M: Chaos in der Redaktion des Betriebsrats?
Fehler passieren immer. So z.B. die erwiesenermaßen falsche Schlussfolgerung aus dem BAG-Urteil zum Kündigungsschutz (siehe dazu unser Artikel vom Donnerstag, 9.12.2010, Tariflicher Kündigungsschutz - wann auch für nicht-Metaller?. Aber aus Fehlern kann man auch lernen. Warum kam es hier zu diesem Fehler auf der BR Mch M Homepage und warum wird er auch nach einer Woche nicht korrigiert?
Anscheinend stimmt hier was im Redaktionskonzept des BR Mch M nicht. Es ist eine offizielle Homepage des BR, aber bei vielen Artikeln ist es überhaupt nicht klar, ob die geäußerte Meinung die des Redakteurs, eines ungenannten Autors, der IGM-Fraktion oder des gesamtem BR-Gremiums ist. Wer genehmigt einen Artikel - und nach welchen Kriterien?
Für unsere NCI-Homepage ist dies klar definiert: Es ist die Meinung des Autors (gekennzeichnet durch sein Kürzel). ( siehe unser Impressum)
Ich empfehle ausdrücklich nicht, dieses NCI-Konzept für die offizielle BR Homepage zu übernehmen! In meinen Augen sollte sich die BR-Homepage nur auf offizielle Mitteilungen und Infos des BR beschränken. Wenn schon Meinungs-Artikel z.B. zum aktuellen Geschehen veröffentlicht werden, dann sollten sie die Meinung aller im BR vertretenen Fraktionen widerspiegeln. Für fraktionsgebundene Meinungen sollten die Fraktionen ihre eigenen Medien nutzen.
Weiter hat bei dem Artikel zum Kündigungsschutz die Qualitätskontrolle versagt. Oder sie wurde nicht durchgeführt? Oder sie existiert überhaupt nicht? Leider weiß ich nichts Konkretes über die Prozesse bezüglich der Redaktion, so dass ich hierzu keine Verbesserungsvorschläge machen kann. Aber ich bin sicher, dass es im Gremium Qualitätssicherungsexperten gibt. Man muss sie nur fragen.
Noch eine Bemerkung zum Schluss: nach der BR-Wahl wurden die neuen Nicht-IGM-Mitglieder aus den BR-Ausschüssen ausgegrenzt mit der Begründung, sie müssen sich erst die Meriten erwerben. Anscheinend führt jetzt ein Alt-Mitglied ohne Meriten die Feder in der Redaktion. Gut, dass es engagierte Kollegen von NCI/NSI2.0 gibt, die die Qualität der BR-Arbeit prüfen!
(St. Martin Watch)
Freitag, 10.12.2010
Weitere NSN-Ausgliederung zu Tieto
Tieto (früher Tieto Enator) bekommt weitere NSN-Ausgliederungen einverleibt, diesmal allerdings eine rein finnische Angelegenheit: online.wsj.com, www.cellular-news.com
Betroffen sind 40 finnische NSN-Kollegen; angesichts der für 2011 angekündigten Schließung der Siemens/Com-stämmigen Münchner Tieto-Filiale, bei der rund 100 langjährige ex-Siemens-Kollegen in tlw. ausgesprochen kritischem Alter auf die Straße gesetzt werden sollen, liest man so etwas mit ausgesprochen gemischten Gefühlen: Für wie lange werden die finnischen NSN-Kollegen ihre Jobs dort bei Tieto wohl behalten?
(bt)
Freitag, 10.12.2010
Top-Gehälter variabler
Die Top-Manager der deutschen Industrie erhalten einen immer größeren Einkommensanteil als Erfolgsprämie, wie die aktuelle Studie einer Unternehmensberatung zeigt; der Anteil variabler Vergütungen liegt demnach zwischen 15 und 35 Prozent der Gesamtbezüge. Die Firmen erhoffen sich davon eine höhere Motivation. (SZ)
Schon gut; das Problem daran ist nicht die variable Vergütung, sondern die Frage, nach welchen Zielerreichungen diese berechnet wird!
Woran wird der Erfolg gemessen?
Fließt darin als maßgeblicher Parameter auch die Einkommensentwicklung der Sachbearbeiter im Unternehmen mit hinein, oder womöglich gar deren Arbeitsplatzerhalt? Gar keine Frage dass satte Erfolgsprämien motivieren können, aber WOFÜR motivieren sie?
Wer umso mehr Kohle bekommt je mehr Arbeitsplätze er erhalten hat, der wird auch etwas dafür tun - wer hingegen nur umso mehr Kohle bekommt je mehr kurzfristige Gewinne er vorzuweisen hat, der wird zwangsläufig ein ganz anderes Geschäftsgebaren an den Tag legen.
Ein Schlüssel zu diesem "Kriterienkatalog" läge aber bei den Aufsichtsräten - wenn diese ihren Job vernünftig machen würden, anstatt sich nur damit zu beschäftigen, ihre eigenen Einkünfte zu sichern. "Mitbestimmung" mit Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat wird häufig überbewertet - solange der Arbeitgeber in diesem Gremium das "Zünglein an der Waage" stellt, bleibt diese sogenannte Mitbestimmung wohl nur eine (für ein paar Leute sehr lukrative) Alibiveranstaltung.
Das wäre doch mal was: Wenn ein Aufsichtsrat den Erhalt von Arbeitsplätzen im Lande als Parameter in die Zielvereinbarung für die erfolgsabhängige Vorstandsvergütung einbauen würde!
Aber das dürfte wohl erstmal ein Traum bleiben.
(bt)
Donnerstag, 9.12.2010
Tariflicher Kündigungsschutz - wann auch für nicht-Metaller?
Die IG Metall kann's nicht lassen - auch auf der NSN-Betriebsversammlung in München am 8.12.2010 wurde die Behauptung wiederholt, tariflichen Kündigungsschutz gebe es nur für Gewerkschaftsmitglieder.
Das zwingt uns leider dazu, das schon in unserem Artikel "BAG-Urteil zum Jubilarsschutz: Angst statt Aufklärung" vom 5.12.2010 angesprochene Thema nochmal zu strapazieren.
Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Für Tarifmitarbeiter, die nicht Gewerkschaftsmitglieder sind, gilt dieser tarifliche Kündigungsschutz quasi "einzelvertraglich" entsprechend, wenn in ihrem Arbeitsvertrag eine Bezugnahmeklausel auf den Tarifvertrag steht; bei Siemens und NSN trifft dies zu.
Die betroffenen NSN-Kollegen befinden sich nun in der unschönen Situation, zu einer Frage gleich drei widersprechende Aussagen zu haben:
Was aber sollen nun die betroffenen Kollegen glauben, WEM können sie da noch vertrauen und glauben?
Die IGM-Kollegen meinten dazu in voller Bescheidenheit, Aussagen von Gewerkschaftlern seien doch sicherlich verbindlicher als die von "irgendwelchen" Gruppierungen oder Internetseiten (das böse Wort "NCI" wurde dabei nicht ausgesprochen, möglicherweise aus Angst dabei könnte einem die Zunge abfallen...); das daraufhin aufbrandende Gemurmel deutete aber nicht gerade darauf hin, dass die Belegschaft das auch so sieht.
Was also nun?
Unser Tipp: Glauben Sie einfach niemandem (auch uns nicht)! Glauben ist gut, wissen ist besser. Lesen Sie's einfach selber nach, dann wissen Sie's und sind nicht mehr darauf angewiesen, dem einen oder anderen vertrauen und glauben zu müssen.
Wo? In Ihrem eigenen Arbeitsvertrag! Wenn Sie dort eine Formulierung finden wie "Für das Dienstverhältnis kommt der Tarifvertrag zur Anwendung", dann wissen Sie's.
So einfach ist das.
Zu guter Letzt sprachen die Metaller noch die Frage an: Und was, wenn der Arbeitgeber trotzdem einfach kündigt?
Ganz einfach; was machen Sie wenn Ihnen einer Ihr Auto klaut, und Sie wissen wer's war? Dann verklagen Sie ihn, und er muss Ihnen Ihr Auto zurückgeben.
Und was machen Sie, wenn einer Ihnen Ihren Arbeitsplatz "klaut"? Dann verklagen Sie ihn, und er muss Ihnen Ihren Job zurückgeben.
Das gilt übrigens für Metaller genauso, auch eine Gewerkschaftsmitgliedschaft schützt nicht immer (wie wir leider erst kürzlich wieder in der Praxis erfahren mussten) vor Kündigung trotz tariflichem Kündigungsschutz, was den Betroffenen dann eben dazu nötigt seine Rechte vor Gericht zu erstreiten. Aber auch kein unlösbares Problem: Leicht verdientes Geld für Ihren Anwalt!
Es würde uns freuen, wenn die IG Metall wieder zu seriösen Sachaussagen zurückfinden würde; auch wenn mitunter der Eindruck enstehen mag, aber wir sind keinesfalls gegen die Gewerkschaft, im Gegenteil! Aber wir nehmen einfach nicht hin, wenn Kollegen mit gezielten Falschaussagen geängstigt und so zu einem Gewerkschaftsbeitritt "motiviert" werden, eine seriöse Mitgliederwerbung sieht anders aus.
Und schon gar nicht darf für sowas dann auch noch eine Betriebsrats-Homepage herhalten, auch wenn die IGM die größte BR-Fraktion stellt.
(bt)
Mittwoch, 8.12.2010
Unzufrieden mit dem Job?
Dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Nach einer DGB-Umfrage ist nur jeder siebte Arbeitnehmer mit seinem Job zufrieden ("gute Arbeit"), 52% bezeichnen die eigene Tätigkeit als "mittelmäßig", ein Drittel als "mangelhaft", und Unzufriedenheit gibt's vor allem (wen wundert's) beim Einkommen und der unsicheren beruflichen Lage.
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall meint dazu, diese Umfrage spiegle nur die "subjektive Einschätzung der Befragten" wider – ja ja, da haben sie ja aber auch so was von recht...
(bt)
Dienstag, 7.12.2010
Siemens Bank nicht „für uns“
Die neue Siemens Bank GmbH wird kein Geschäft mit Privatkunden abwickeln; sie soll eher mit Krediten und Garantien die Absatzfinanzierung der Siemens AG verbessern. Ähnlich wie im operativen Geschäft hat Siemens auch hier keine End- bzw. Privatkunden im Auge. Inzwischen hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Pläne des Elektroriesen genehmigt.
Und noch ein Novum in der Geschichte von Siemens: der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme schlägt nach hohen Wellen früherer Aktionärsversammlungen vor, die Aufsichtsräte künftig unabhängig vom Konzernerfolg zu bezahlen. Der Spiegel zitiert die Begründung dafür so: "Das Unternehmen begründet die geplante Änderung damit, dass der Umfang der Arbeitsbelastung und das Haftungsrisiko der Aufsichtsratsmitglieder sich in aller Regel nicht parallel zum geschäftlichen Erfolg entwickelt". Nach dem super-guten Geschäftsjahr würde dies für Cromme selbst einen Rückgang der Bezüge von 490.000 € auf künftig (nur) pauschal 280.000 € bedeuten. Seine Stellvertreter sollen 220.000 € erhalten, einfache Mitglieder des Aufsichtsrates 140.000 € pro Jahr. Und die Herren denken anscheinend auch an die Zukunft: „Gerade in schwierigen Zeiten mit womöglich rückläufigen Ergebnissen sei das Gremium besonders gefordert.“ Und dann würden die Bezüge nach der neuen Regelung auch nicht mehr gekürzt werden.
(sh)
Sonntag, 5.12.2010
BAG-Urteil zum Jubilarsschutz: Angst statt Aufklärung
Ab und zu mal die Kollegen erschrecken mag ja ganz nett sein, aber man kann's auch übertreiben!
Auf der NSN-Betriebsrats-Homepage Mch-M (nur im NSN-Intranet zugreifbar) kann man nachlesen, das Bundesarbeitsgericht hätte den Siemens-Jubilarsschutz gestrichen, und da wird auch verklausuliert nahegelegt deshalb mögen die Kollegen jetzt doch endlich in die IG Metall eintreten, um wenigstens in den Genuss des "tariflichen Kündigungsschutzes" zu kommen (der nämlich nur für Gewerkschaftsmitglieder bestehe; diese Behauptung fiel ja schon öfter, auch wenn's durch Wiederholung nicht wahrer wird).
Wir finden diese Art von Krisengewinnlerei etwas halbseiden, und die Art wie hier Kollegen gezielt mit Halbwahrheiten zu einem in Wahrheit gar nicht erforderlichen Gewerkschaftsbeitritt überredet werden sollen, reichlich link! Hier geht's ja schon zu wie bei den preußischen Armee-Werbern!
Wer in die Gewerkschaft eintreten will, weil er sie toll und wichtig findet, und dafür bereit ist auch den stattlichen Mitgliedsbeitrag zu löhnen, der möge dies gerne tun - aber dann auch nur deshalb, und nicht etwa, weil man angeblich sonst keinen Kündigungsschutz mehr hätte.
Mit so einer dreisten Verarsche macht man sich keine Freunde - habt Ihr's schon so nötig, liebe Genossen?
Wir schauen uns das BAG-Urteil nun erst mal in Ruhe an: Erst schlau machen, dann schlau daherreden. Aber zumindest einige der eingetroffenen Fragen können wir schon mal kommentieren:
Also: Bitte keine Panik verbreiten! Alles halb so wild.
(bt)
Freitag, 3.12.2010
Ein nettes Einkommen...
... hat Siemens-Chef Peter Löscher für 2010 zu erwarten; rund 9 Milliönchen (das entspricht einer Steigerung um ein Viertel), plus noch eines für seine Rente - nicht schlecht für den Anfang! Für ihn zumindest nicht. Oder doch? Solch satte Vorstandsbezüge bei gleichzeitigem Sparkurs für die Mitarbeiter und gleichzeitig auch noch angekündigten Kündigungen (aktuell in der Siemens-IT), das war einer der Stolpersteine, die schon seinen Vorgänger Klaus Kleinfeld zum Straucheln brachten. Wofür steht noch mal SAG - Selbstbedienungs-Abzocker-Gesellschaft?
Unbestritten, unter Löscher hat Siemens sich finanziell nicht schlecht entwickelt - zumindest kurzfristig gesehen. Allerdings ist Siemens im Vergleich zu früheren Jahren beim Endverbraucher längst nicht mehr so omnipräsent, und hat sich auf nur noch wenige Geschäftsfelder zurückgezogen - wehe eines dieser Standbeine schwächelt mal! Siemens sei sein Erfolg gegönnt, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und dass diese Neuausrichtung auch dauerhaft gesund ist, muss sich erst noch beweisen. Auch ist bekanntlich Peter Löscher nicht der einzige Mitarbeiter, der Siemens in die Gewinnzone geführt hat; die anderen freilich müssen sich mit deutlich weniger, sowohl in absoluten Zahlen als auch in relativer Einkommenssteigerung, zufrieden geben: Was hier nicht mehr stimmt, sind schlicht die Relationen.
Aber das ist ein grundsätzliches Problem unseres etwas aus den Fugen geratenen kapitalistischen Systems: Sind solche Gehälter wirklich noch leistungsgerecht, kann es wirklich sein dass ein einziger Mann so unglaublich viel mehr leistet als seine Leute unter ihm? Oder verwechseln wir hier nur einfach Leistungs- und Marktgerechtigkeit, und lassen uns von Letzterer alles diktieren? Nur mal eine kleine Milchmädchenrechnung: Nehmen wir mal an, zwei Arbeitnehmer in genau dem gleichen Job leisten darin unterschiedlich viel, der eine ganz unten der Low-Performer mit innerer Kündigung, und ganz oben der hochmotivierte Spitzen-Jungdynamiker. Um wie viel höher liegt der Output des einen im Vergleich mit dem anderen? Nur mal ganz grob in Zehnerpotenzen gerechnet: Ein Faktor Zehn dürfte es wohl sein. Aber auch nicht mehr.
Nun gibt es aber auch noch den Effekt, dass unterschiedliche Berufe unterschiedlich bewertet werden; z.B. der Bankdirektor, der das Ersparte des Altenpflegers anlegt, verdient deutlich mehr als der Altenpfleger, der dem dementen Vater des Bankdirektors die Windeln wechselt (und von Konzernvorstandsvorsitzenden und Insolvenzverwaltern wollen wir mal gar nicht erst anfangen...). Wenn wir nun also z.B. zwei gleich starke Durchschnitts-Leister zweier unterschiedlicher Berufe vergleichen, wie groß dürfen dann noch deren berufsbedingte Einkommensunterschiede sein, dass noch von Leistungsgerechtigkeit die Rede sein kann? Doch auch allenfalls noch mal eine Zehnerpotenz. Beides miteinander multipliziert bringt einen also auf die utopische Idee, dass es in einem wirklich noch leistungsorientierten kapitalistischen System eine Einkommensspanne von ganz unten bis ganz oben von maximal 1:100 geben dürfte. Zum Beispiel ein Jahres-Mindesteinkommen von 10.000.- Euro bedeutet dann also ein maximales Jahreseinkommen von 1 Million Euro, alles andere wäre unverhältnismäßig und nicht mehr wirklich leistungsgerecht. (Genauso wie eine halbstündige Rede von Guido Westerwelle mit 10.000.- Euro zwar marktgerecht, aber sicher nicht mehr leistungsgerecht bezahlt ist...)
Hier wäre freilich der Staat gefordert (was wiederum erst mal erfordern würde dass auch die richtigen Parteien in die Regierung gewählt werden...), aber bis dahin könnten wir doch schon mal vor der eigenen Haustür kehren: Müssen, dürfen wir bei Siemens so eine unverhältnismäßige Selbstbedienung wirklich zulassen, während infolge des Sparprogramms gleichzeitig fast 190 Siemens-IT-Mitarbeiter mit Kündigung bedroht werden? In einem alten (aber wie man sieht immer noch aktuellen) Cartoon ist ein Chef mit Zigarre & Sekretärin zu sehen, der ihr anordnet: "Bitte errechnen Sie, wieviele Entlassungen wir benötigen, um meine Gehaltserhöhung von 25% gegen zu finanzieren".
Realsatire eben.
(bt)
Freitag, 3.12.2010
Zahlenspiele um die Rente mit 67
Nachdem die Bundesarbeitsministerin Jubel-Statistiken über den Arbeitsmarkt (nach Alter) vorlegte, um die Rente mit 67 zu rechtfertigen, verschwieg sie (so ein Zufall aber auch) just die Zahlen für das im Hinblick auf die Rentendiskussion interessanteste Alter von 63 und 64 Jahren - und machte damit natürlich misstrauisch. Die Linkspartei startete daher genau dazu eine parlamentarische Anfrage, und das Ergebnis: Nur 8,3% der Männer (und gar 3,4% der Frauen) mit 64 haben noch eine sozialversicherungspflichtige Vollzeitarbeit!
Bei 63-Jährigen sind es immerhin noch 19,3% bzw. 7,9%; aber wir diskutieren ja wohlgemerkt über eine Erhöhung des Rentenalters von 65 auf 67, wir sind ja nicht in Frankreich... Wer nun sagt "na ja, Ihr dürft ja die Teilzeitjobs nicht außen vor lassen" irrt: Bei den Teilzeitjobbern liegen die Werte sogar noch niedriger.
Natürlich kritisiert die Linkspartei vor diesem nachvollziehbaren Hintergrund die wohl doch etwas abgehobenen Rente-mit-67-Pläne, genauso selbstverständlich aber rechtfertigt das Arbeitsministerium diese: Viele 64-jährige seien selbständig oder arbeiteten freiwillig nicht mehr. Da fragt sich nur, wie man den Begriff "Freiwilligkeit" definiert, und auch wie freiwillig sich wohl ein Angestellter in fortgeschrittenem Alter plötzlich selbständig macht (und inwieweit er davon dann auch wirklich leben kann). Der Knackpunkt ist schlicht (und das zeigt z.B. auch die aktuelle NSN-beE), dass es nach wie vor ungemein schwierig ist, jenseits der 50 (geschweige denn der 60) noch einen "richtigen" Job zu finden, wenn man seinen letzten Job erstmal verloren hat. Daran könnte sich erst wieder etwas ändern, wenn der deutsche Arbeitsmarkt wieder so stark umgeschlagen hat dass den Arbeitgebern einfach gar nichts anderes mehr übrig bleibt als in ihrer Verzweiflung auch einen "Oldie" wieder einzustellen - davon sind wir aber offensichtlich noch reichlich weit entfernt, und mit den Rufen nach verstärkter Einwanderung von Billigarbeitern soll ja wohl auch genau das verhindert werden, dass es noch soweit kommt.
Schon gut, nur: Wie kann man/frau dann noch ernsthaft eine Rente mit 67 rechtfertigen?
(bt)
Donnerstag, 2.12.2010
Umorganisation und personelle Veränderungen bei NSN
Einige NCI-Kollegen waren schon seit Tagen nervös:
Der eine befürchtete anlässlich der jüngsten GBR-Sitzung (eine beliebte Gelegenheit um unangenehme Neuigkeiten bekannt zu geben), dass es wohl noch diese Woche heftige News geben könnte (Verkauf, Ausgliederung, Zerschlagung, Personalabbau, Schließung, ...), ein anderer bekannter NCI-Kollege rätselte, was wohl hinter der kurzfristigen Einladung zu einem "important heads up call" stecken könnte? Er meinte dazu, Loddar würde "heads up" wohl mit dem Aufruf "Köpfe ab" übersetzen, oh oh - aber da steht ja auch nur etwas von "important heads", gell?!
So hat es sich denn auch bestätigt (again what learned...):
Nur ein "important head" einer in letzter Zeit etwas glücklos operierenden NSN-Sparte verlässt zum Jahresende die Firma; nur der Häuptling geht, aber seine BSO-Indianer dürfen noch bleiben, wenn auch leicht umorganisiert (Wechsel der VIPT von BSO zu NWS etc.), wobei auf den ersten Blick diese Umorganisation auch tatsächlich sinnvoll erscheint; bleibt nur zu hoffen dass sich höheren Ortes niemand der beliebten Illusion hingibt, alleine schon durch eine bloße Umorganisation mit schönen neuen quietschbunten Org-Plänen würden sich schon alle Probleme wie von selbst lösen. Die Tatsache, dass bis zur Benennung eines neuen BSO-Chefs NSN-Chef Rajeev Suri persönlich die BSO-Leitung übernimmt (und auch die überdeutlichen Worte von ihm warum er dies tut ("...has not been performing up to expectations and I want to ensure that I am able to get a clear and unfiltered view of the state of the business") deuten aber darauf hin, dass mit diesem Fehler diesmal wohl kaum mehr zu rechnen ist.
Das Belegschafts-Echo auf die personelle Veränderung ist derweil zweigeteilt:
Es gibt einerseits viele Stimmen die diesen Schritt bedauern, andererseits gibt es aber auch Stimmen von Mitarbeitern, die sich noch allzu gut an ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit der Schließung der Münchner Hofmannstraße erinnern (siehe NCI-Artikel vom 17.11.2008 "NSN: Was geschah seit dem 11.11.?"), als ihnen mitgeteilt wurde ihre Arbeit werde leider "diskontinuiert", und daher zynisch kommentieren: "Jetzt hat er sich selber diskontinuiert; einer mehr auf der stattlichen Liste meiner personalabbauenden Ober-Chefs, die ich überlebt habe". Manche Mitarbeiter sind eben echt nachtragend ... Worauf es aber wirklich ankommt, das ist nicht das Schicksal einzelner Chefs, sondern dass NSN die Kurve ("Turnaround") kriegt und unsere Arbeitsplätze wieder sicherer werden; wünschen wir also den betroffenen Kollegen viel Erfolg in ihrer neuen Organisation!
(JFC)
Donnerstag, 2.12.2010
Das papierlose Finanzamt - ELStAM
Viele Kolleginnen und Kollegen wundern sich dieser Tage, dass NSN keine Briefe verschickt, in denen für die Lohnsteuerkarte 2011 Ordnungsmerkmale enthalten sind, die der Mitarbeiter auf seine Lohnsteuerkarte geklebt hat und wieder an HR retour geschickt hat.
Und nun? Ganz einfach, ab 2011 gibt es keine Lohnsteuerkarte mehr, sondern nur noch das elektronische Verfahren ELStAM - der Namen steht für "Elektronische LohnSteuerAbzugsMerkmale" - völlig papierlos und superschnell - mal sehen!
Details: www.bundesfinanzministerium.de
(DoDo für NSI2.0)
Mittwoch, 1.12.2010
Kurswechsel bei Siemens
Die gut laufenden Siemens-Geschäfte machen anscheinend frühere Strategieentscheidungen hinfällig: Siemens gründet in Wien ein globales Multimedia-Kompetenzzentrum, das E-Publishing-Software für Smartphones, Tablet-PCs und TV entwickeln und sogar die Nasa beliefern soll. (www.wirtschaftsblatt.at)
Die weltweit rund 2000 Mitarbeiter (davon 600 in Wien) sollen also Softwarelösungen für die Telekommunikations- und Medienindustrie bereitstellen; diese Rückkehr von Siemens ins E-Business ist schon etwas überraschend, da sich der Konzern sowohl von der Telekom- als auch von der IT-Sparte komplett verabschiedet hatte: Wie passt das mit der Ausgliederung von NSN, SEN und SIS sowie den NSN-Trennungsabsichten zusammen?
Eine konsequente Rückbesinnung darauf, dass auch IT und Telekommunikation zum Infrastrukturgeschäft und damit zur Siemens-Kernkompetenz gehören sollten, scheitert aber wohl daran, dass es letztlich nicht wirklich auf strategische Ausrichtungen oder Kernkompetenzen ankommt sondern schlicht darauf, wo Siemens glaubt gerade viel Geld verdienen zu können und wo man kurzfristig eher Verluste befürchtet - und so liegen Auf- und Abbau eben nahe beieinander. Was dabei verloren geht ist die Kontinuität - wieso wird nicht frühzeitig erkannt wo künftige gewinnträchtige Geschäftsgebiete liegen werden und die schon vorhandene erfahrene Belegschaft rechtzeitig darauf umgeswitched, statt die "alten" Leute rauszuwerfen und dann wieder etwas völlig neu aufzubauen?
Alles eben doch noch sehr kurzfristig gedacht.
(bt)
Mittwoch, 1.12.2010
Schadensbegrenzung bei BenQ
Glück im Unglück: Die Mitarbeiter der früheren Siemens-Handysparte bekommen nun doch noch 70% dessen, was ihnen die insolvente BenQ noch schuldete. (de.reuters.com)
Das hängt zum einen damit zusammen, dass doch noch einige BenQ-Handys nach Russland verkauft werden konnten und so noch Geld in die Kasse kam, und zum anderen damit dass BenQ nicht auch noch mit Bankschulden belastet war. Vor allem für die 90% Betroffenen, die mittlerweile neue Jobs gefunden haben, ging die Geschichte damit noch einigermaßen glimpflich aus - wer hingegen zu den 10% zählt, die die Abfolge von Ausgliederung und Insolvenz zu HartzIV-Empfängern machte, wird vielleicht angesichts der rund 7 Milliönchen Honorar für den Insolvenzverwalter zu dem Schluss kommen, wohl doch den falschen Beruf erwählt zu haben.
(bt)
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