NCI
NCI Aktuell Archiv Oktober 2011
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Montag, 31.10.2011
Occupy NSN GmbH&CoKG ?
Die Restrukturierungspläne für NSN lassen weiter auf sich warten. Außer wolkigen Vorankündigungen ist von der Firmenleitung und unseren Müttern nichts zu erfahren. Der GBR hat schon vorsorglich seine Forderungen gestellt (siehe NCI-Artikel vom 28.10.2011 „NSN-Transformation: Zweites GBR-Positionspapier liegt jetzt vor“).
So sehr die Forderungen des GBR gerechtfertigt sind, brauchen wir noch einen Plan, um sie zu erreichen. Was noch fehlt sind also die Wege zum Ziel, insbesondere für eine gute Zukunft der NSN GmbH&CoKG. Zugegeben, es ist nicht die primäre Aufgabe der Betriebsräte unternehmerische Pläne zu entwickeln. Sich hier aber auf das zurecht wegen Unfähigkeit kritisierte NSN-Management zu verlassen, wäre zumindest komisch, wenn nicht fahrlässig.
Einen genialen Plan aus dem Ärmel zu schütten ist nicht einfach. Die Occupy Bewegung gibt es offen zu. Sie glaubt allerdings, dass es solche Ideen gibt, sie müssen nur gemeinsam herausgefunden werden. Das glaube ich im Falle von NSN GmbH&CoKG auch. Und wenn gute Ideen nicht aus dem Management oder von unseren Müttern kommen, müssen die Mitarbeiter heran. Wenn ich mit den KollegInnen rede, dann hat jeder/jede eine Idee wie es besser zu machen wäre. Es war also ein richtiger Ansatz des Gewerkschaftsvertreters in der letzten Betriebsversammlung in Mch M, die Mitarbeiter aufzurufen, mit ihren Vorschlägen zu den Betriebsräten zu kommen, um sie gemeinsam zu diskutieren (siehe NCI-Artikel vom 10.10.2011, „NSN-Restrukturierung: Welche Rolle spielt der Betriebsrat?“).
Gemach, gemach! Ich kenne selber tausend Argumente, warum es nicht gehen kann und nichts bringt. Ich antworte nur: „Probieren geht über Studieren“. Dazu noch ein passender, alter Witz. „Ein Mann werkelt in seiner Garage und die Bohrmaschine geht kaputt. Kein Problem denkt er sich und macht sich auf den Weg zu seinen Nachbar. Hoffentlich ist er zu Hause, denkt er. Ob er sauer wird, dass ich ihn störe? Vielleicht will er mir seine Bohrmaschine gar nicht ausleihen und behauptet er braucht sie gerade selber, denkt er sich während er klingelt. Als der Nachbar aufmacht und freundlich Guten Tag sagt, schallt es ihm entgegen: Behalte deine sch... Bohrmaschine! Ich will sie gar nicht!“
(BRM)
Montag, 31.10.2011
HP-Computer doch nicht vor dem Aus
Entgegen früherer Ankündigungen (siehe NCI-Artikel „Gibt’s bald keine HP-PC’s mehr?“ vom 19.8.2011) behält Hewlett-Packard nun doch seine PC-Sparte. Der Grund: Eine Abspaltung wäre HP zu teuer gekommen (es ist die Rede von etwa 1,5 Milliarden Dollar), nicht zuletzt wegen der engen Verzahnung des PC-Geschäfts mit den anderen HP-Sparten. Darüber freuen sich HP-Mitarbeiter und -Kunden gleichermaßen.
Nicht abgerückt ist HP hingegen von seiner Entscheidung, die Tablets und Smartphones mit dem Betriebssystem webOS einzustampfen, und den Kauf des britischen Software-Spezialisten Autonomy für mehr als zehn Milliarden Dollar zog HP bereits durch (Hamburger Abendblatt).
(bt)
Sonntag, 30.10.2011
Wo ist die Grenze für eine (fristlose) Bagatellkündigung?
Jeder kennt wohl noch den „Fall Emmely“ (BAG-Urteil vom 10.6.2010, Az 2 AZR 541/09), in dem das Bundesarbeitsgericht die fristlose Kündigung einer Kassiererin, die einen fremden Pfandbon im Wert von 1,30 Euro zum eigenen Vorteil eingelöst hat, für unwirksam erklärt hat.
Im aktuellen Fall (Urteil vom 12.10.2011, Az 2 Ca 856/11) im Saarland urteilte zunächst das Arbeitsgericht Neunkirchen gegen die Klägerin, eine Bäckereiverkäuferin, die ohne zu bezahlen zwei Omeletts gegessen und ein belegtes Brötchen mitgenommen hat (Gesamtverkaufswert 12,75 Euro) und darauf fristlos gekündigt wurde. Die Berufung beim Landesarbeitsgericht Saarland ist noch möglich.
Ein „Holzklau“ im Werte von 250 bis 300 Euro sei jedoch nicht mit Bagatell-Kündigungen vergleichbar, so urteilte das Landesarbeitsgericht Hamm (LAG-Urteil vom 25.03.2011, Az 10 Sa 1788/10). Da nützte es dem Forstwirt nichts, dass er 38 Jahre Betriebszugehörigkeit hatte. Er wurde erwischt, als er selbst geschlagenes Buchenholz für private Zwecke mit seinem privaten Anhänger abtransportieren wollte – und dies auch noch ohne sog. Holzleseschein. Die fristlose Kündigung wurde vom LAG bestätigt, eine Revision zum BAG wurde nicht zugelassen.
Natürlich wird es keine Euro-Grenze für fristlose Kündigungen geben, die Juristen haben immer auch die Umstände zu prüfen und zu bewerten. Auch wenn das Verhältnismäßigkeitsprinzip beim Zivilrecht nicht im Gesetzestext steht, gilt auch im Arbeitsrecht der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, d.h. es ist zu prüfen, ob anstelle der Kündigung auch ein milderes Mittel zur Verfügung steht (z.B. die Abmahnung). Gesetzlich maßgeblich ist § 626 Abs. 1 BGB. Danach kann eine fristlose Kündigung nur aus "wichtigem Grund" erfolgen.
Quelle: www.arbeitsrecht.de
(sh)
Samstag, 29.10.2011
Sony kauft Sony-Ericsson
Nun hat sich das WSJ-Gerücht (siehe NCI-Artikel "Ericsson-Handys vor dem Aus?" vom 7.10.2011) schon bewahrheitet, das ging ja flott:
Für 1,05 Milliarden Euro kauft Sony seinem bisherigen Partner Ericsson die Rechte für die gemeinsame Mobilfunksparte ab, womit Ericsson nun also aus dem Handy-Geschäft komplett aussteigt (Hamburger Abendblatt).
Die Ericsson-Aktie legte prompt zu: So einfach kann man die Anleger glücklich machen, egal ob Eheschließung oder Scheidung: Erst freuen sie sich wenn man zu einem Joint Venture zusammenschmeißt, und dann freuen sie sich noch mal wenn man sich wieder trennt. Vielleicht deswegen, weil das eine genauso wie das andere meist zum Anlass für massiven Personalabbau genommen wird?
Wollte man bei Nokia und NSN dieses Vorgehen nachmachen, so träfe man da auf eine genau umgekehrte verwandtschaftliche Beziehung, was es denn doch etwas kompliziert: Hier gehört die schwächelnde Handysparte nicht der Tochter, sondern der Mutter...
Negative Signale in Sachen Handy-Geschäft kommen derzeit übrigens auch aus Indien (The Times of India).
(bt)
Freitag, 28.10.2011
NSN-Transformation: Zweites GBR-Positionspapier liegt jetzt vor
…und ist eigentlich gar nicht so schlecht geworden, auch wenn’s wenig wirklich neue Erkenntnisse bringt und als eine etwas hilflose Ansammlung berechtigter Forderungen, die den Arbeitgeber womöglich nicht allzu sehr beeindrucken, erscheinen mag. Der Titel „NSN – Abschied vom Standort Deutschland?“ (nur im NSN-Intranet erreichbar) zeigt schon, worum es geht:
Um eine sich immer weiter drehende Abwärtsspirale am NSN-Standort Deutschland. Darum, dass auch der bisherige „Stellenabbau“ schon in Wahrheit nur eine Stellenverlagerung war, sprich: Offshoring in Niedriglohnländer.
Daher ist NSN nicht nur bezüglich seiner Netto-Ergebnisse, sondern auch hinsichtlich seiner „Mitarbeiter-Bilanz“ in Deutschland nicht gerade erfolgreich gewesen:
NSN steht in Deutschland kurz vor einer Belegschafts-Halbierung seit seiner Gründung, da ging es selbst den SEN-Kollegen noch besser. Auch diese Mitarbeiter-Bilanz ist aber ein Erfolgskriterium: Schließlich kann ich schlecht sagen „ich habe erfolgreich gearbeitet, denn die Firma hat Geld verdient, auch wenn ich meinen Job bei der Gelegenheit leider selbst wegrationalisiert habe“: Operation gelungen, Patient tot?
Erfolg sieht anders aus, denn eine erfolgreiche Firma zeichnet sich auch durch sichere Arbeitsplätze aus.
Wenn man jedoch eine Maßnahme nach ihrem Erfolg beurteilt, und sich näher anschaut, wohin all das schöne Offshoring geführt hat, dann sollte eine funktionierende Feedbackschleife zur Erkenntnis führen: Das war anscheinend nicht der richtige Weg. Denn wie gesagt: Erfolg sieht anders aus.
Diese Erkenntnis scheint „oben“ aber noch nicht angekommen zu sein – woran also liegt’s, wo ist der „Regelkreis“ (machen - lernen – besser machen) unterbrochen, und was muss noch geschehen, bevor man höheren NSN-Ortes zur Erkenntnis kommt, „Offshoring ist anscheinend kontraproduktiv“ und endlich die Konsequenzen daraus zieht?
Wer auf eine bestimmte Strategie setzt, sollte sich zugleich auch Kriterien setzen, anhand derer er den Erfolg dieser Strategie überprüfen kann – um nötigenfalls rechtzeitig den Kurs korrigieren zu können. Wie aber lauten denn diese Kriterien, diese Messgrößen, anhand derer kritisch überprüft wird, ob die Offshoring-Strategie überhaupt der richtige Weg ist?
Es steht zu befürchten, dass es sie gar nicht gibt – weil man damit ein Tabu-Thema, ein Paradigma antasten würde.
Machen wir also einfach weiter, immer weiter mit den gleichen Fehlern, frei nach dem Motto: Wenn Offshoring nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat, dann habe ich vielleicht einfach nur noch nicht genug offgeshored und abgebaut?
Albert Einstein hat dazu einmal einen schlauen Spruch abgelassen, man könnte ihn fast schon ein NCI-Leitmotiv nennen:
„Die Probleme dieser Welt können nicht mit den gleichen Denkweisen gelöst werden, die sie erzeugt haben.“ Das dürfte auch für unsere kleine NSN-Welt gelten.
Zum Thema „Ausgliederungen“ schreibt der GBR, diese hätten bei NSN eher den Geschmack von Hilflosigkeit als von strategischem Denken. Fakt ist, dass man ein Problem nicht alleine schon durch eine Ausgliederung löst; nur dadurch dass ich z.B. Teile der IT (oder sonstwas) auslagere wird diese noch weder billiger noch besser, oftmals stellt sich nachher sogar das genaue Gegenteil heraus.
Der Glaube „wenn ich den Laden nicht selbst flott kriege dann lagere ich ihn eben aus, und dann lösen sich alle Probleme wie von selbst“ klingt in der Tat etwas nach rat- und hilfloser Resignation.
Ob aber unter einer unternehmerischen Siemens-Führung, wie vom GBR gefordert, alles besser würde?
Sicher nicht, wenn alles was sich ändern würde nur die „Vorherrschaft“ wäre. Auch ist wohl kaum damit zu rechnen dass Jo Kaeser mit der NSN-Belegschaft schonender umgehen würde als Rajeev Suri.
Man löst so ein Problem weder allein durch Ausgliederungen noch Personalabbau noch Umorganisationen noch Chef- oder Vorherrschaft- Austauschen noch neue Wortkreationen (wie z.B. „Restrukturierung“ statt Personalabbau, oder neuerdings auch „Transformation“), und auch nicht mit schönen bunten Powerpoint-Folien.
Die richtigen innovativen Technologien und Produkte zum richtigen Zeitpunkt zu entwickeln könnte hingegen sehr wohl helfen – solange ich noch die dazu benötigten kundigen Mitarbeiter habe… Natürlich stellt sich da auch die Frage der grundsätzlichen strategischen Ausrichtung: Innovationsorientierte Vorwärtsstrategie mit breitem (aber natürlich dem richtigen) Portfolio, oder Sparen mit Rückzug auf ganz wenige Karten (wie LTE), auf die man dann zockermäßig alle Chips setzt?
Der GBR plädiert für Ersteres (wir auch).
Kritik üben IGM und GBR in schöner Eintracht auch am Einsatz Powerpointfolien-malender überbezahlter externer Berater, im Volksmund auch „Mackies“ genannt - wieso aber zapfen wir zur Optimierung unserer Prozesse und unserer Produktstrategien nicht auch mal die eigene Belegschaft an, z.B. über eine interne Revision?
A propos „mehr Siemens-Einflussnahme“: Siemens hat doch auch eine starke Zentralrevision!?
Weder überraschend noch neu ist, dass der GBR (wenn auch mit anderen Worten verklausuliert) dazu auffordert, lieber überforderte Häuptlinge auszutauschen als die Indianer auszurotten.
Was aber vielleicht noch mehr helfen würde, wäre ein Kulturwandel, ein Wandel weg von einer Kultur zahlloser „heads of…“ mit tausend kleinen Semi-Verantwortlichkeiten (was der GBR etwas missverständlich als “Matrix“ bezeichnet, Matrixorganisationen sind an sich ja noch kein Fehler), weg vom Irrglauben „ich muss meinen Bereich nicht profitabel machen, ich kann ihn im Notfall ja immer noch ausgliedern“, und weg von einer Kultur inflationärer „NDA’s“ hin zu einem offeneren (und damit auch vertrauenbildenden) Umgang mit der Belegschaft.
Zum Beispiel ist es wenig vertrauenbildend, wenn man der Belegschaft ein mieses „Nettoergebnis“ als nackte Zahl um die Ohren schlägt, als eine Zahl die sich krass vom freundlicheren operativen Bruttoergebnis unterscheidet, ohne ihnen auch offenzulegen, woher denn der Unterschied zwischen brutto und netto kommt, wie sich das aufschlüsselt, wo das viele schöne Geld verbrutzelt wird.
Sowas führt doch fast schon automatisch zu einer Misstrauenskultur, womöglich auch zu Unterstellungen wie „die rechnen sich das Ergebnis auch immer so schön oder so schlecht wie sie’s gerade brauchen“ - und dabei wäre genau das mit nur etwas mehr Offenheit und Transparenz leicht zu lösen.
Ein NDA ist in dem Fall ja eigentlich nichts Anderes als eine unter Strafandrohung angeordnete vertikale Kommunikationsblockade - eine Art Mauer mit Stacheldraht zwischen „oben“ und „unten“, die nicht miteinander reden dürfen.
Vielleicht sollten wir einfach mal diese Mauer niederreißen, und wieder dazu übergehen frühzeitig und offen miteinander über unsere Probleme, deren wahre Ursachen und wirklich zielführende Lösungswege zu reden, und dies über Hierarchiegrenzen hinweg?!
Doch, es gäbe schon Wege aus der NSN-Krise – aber gehen wir sie auch, gehen wir den richtigen Weg, oder verschlimmbessern wir nur?
Bald werden wir’s wissen…
(bt)
Freitag, 28.10.2011
Drohende NSN-„Transformation“ – was kann ich tun?
Viele NSN-Kollegen fragen sich, was sie vorbeugend heute schon selber tun können, um sich auf etwas vorzubereiten, von dem wir heute eigentlich nur den Namen wissen:
Was die angekündigte „Transformation“ bei NSN genau bedeutet, steht noch unter Geheimhaltung. Ausgliederungen, Umzüge, Umorganisationen, Schließungen, einvernehmliche Trennungen, Kündigungen, … ? Womöglich ein Mix aus allem.
Sich darauf vorzubereiten, ist so gut wie unmöglich.
Ob ich zum Beispiel einer Ausgliederung nach §613a(6) BGB widersprechen sollte oder nicht, hängt ganz davon ab,wohin die Reise gehen soll – wissen wir noch nicht.
Ähnlich sieht’s mit der Frage der freiwilligen Annahme von Trennungsangeboten aus - die Konditionen dafür müssen ja erst noch ausgehandelt werden, womit noch nicht einmal begonnen wurde.
Das Einzige, worauf man sich schon vorbereiten kann, ist die Gefahr einer möglichen Kündigungsdrohung (dass es zu Kündigungen kommt können wir aus heutiger Sicht weder vorhersagen noch ausschließen, also sollten wir auch auf dieses Szenario vorbereitet sein).
Dazu kann jeder schon heute 3 Dinge tun:
(bt)
Donnerstag, 27.10.2011
Irreführende Telekom-Werbung untersagt
Die Deutsche Telekom warb für ihre Internet-Flatrate "Call & Surf Comfort VDSL" mit dem Versprechen hoher Datenübertragungsraten, mit Worten wie "Luxus-HighSpeed-Surfen" und "...ohne Zeit- oder Volumenbeschränkung"; dass es dabei aber ab einem bestimmten übertragenen Datenvolumen zu einer Drosselung der Geschwindigkeit kommt, auf dieses Kleingedruckte kam der Verbraucher erst über umständliche Internetpfade (wenn er's denn überhaupt gefunden hat).
Diese irreführende Werbung untersagte nun das Landgericht Bonn - die Telekom legte aber noch Berufung beim Oberlandesgericht Köln ein. Ob es aber wohl auch "nachhaltig" ist, sich so zwar kurzfristig ein paar zusätzliche Verträge zu holen, langristig aber seine sich dann verscheißert vorkommenden Kunden damit zu vergraulen?
(bt)
Donnerstag, 27.10.2011
Das Telefon hat Geburtstag
Vor 150 Jahren, am 26. Oktober 1861 stellte Philip Reis in Frankfurt das Telefon erstmals der Öffentlichkeit vor. NCI gratuliert. Einen ausführlichen Artikel zum heutigen Jubiläums gibt es u.a. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
(gm)
Donnerstag, 27.10.2011
Eine Frau an der Spitze von IBM
IBM macht’s vor: Wenn zum Jahreswechsel, nach zehn Jahren an der Spitze von IBM in denen er den Computerhersteller zu einem erfolgreichen IT-Dienstleister umkrempelte, Sam Palmisano seinen Stuhl räumt, dann rückt eine Frau zur Chefin der rund 430.000 IBM’ler nach: Virginia Rometty (54), die sich bei IBM schon zur Vertriebschefin hochgearbeitet hatte.
Nicht ganz so vorbildlich ist aber, dass Palmisano dem Konzern als Vorsitzender des Verwaltungsrats erhalten bleibt und in dieser Funktion der oberste Kontrolleur im Hause wird; in der Hinsicht folgt IBM also errötend auf den Spuren der Deutschen Bank.
(cnn)
Donnerstag, 27.10.2011
HartzIV-sichere Altersvorsorge?
Auch wenn früher einmal behauptet wurde, die Riester-Rente sei „HartzIV-sicher“, so stimmt das doch nicht: Heute wissen wir, dass ein Langzeitarbeitsloser bei Erreichen des Rentenalters immer den gleichen Betrag zum Leben bekommt, unabhängig davon ob er z.B. mit Riester-Einzahlungen für’s Alter vorgesorgt hat oder nicht: Riester-Renten werden dann vom ALGII einfach abgezogen.
So gesehen hat der Rentner von seinen Riester-Einzahlungen also überhaupt nichts, wenn er vor Erreichen des Rentenalters langzeitarbeitsloser HartzIV-Empfänger wurde. Eine Altersvorsorge mutiert so, ob man will oder nicht, zur Arbeitslosigkeitsvorsorge, von der nicht der Einzahler sondern nur der Staat profitiert.
Es gibt bis dato keine wirklich HartzIV-sichere Altersvorsorge, mit der man auch für den Fall, dass man als HartzIV-Empfänger zum Rentner wird, noch sein im Alter monatlich zur Verfügung stehendes Taschengeld aufbessern könnte.
Auch wenn die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersvorsorge (aba) daran etwas ändern will, und dabei auf den von-der-Leyen-Zug „Zuschussrente“ aufzuspringen versucht: Solange der Staat bei HartzIV grundsätzlich vor Auszahlungen von Hilfsleistungen alle Einkünfte (egal woher) anrechnet, wäre ein „Schonvermögen bei der Grundsicherung“ systemwidrig. Wer daran etwas ändert, schafft (zumindest in Teilen) HartzIV ab – was zwar vielleicht sogar eine gute Idee wäre, aber ob unsere Regierung wohl auch auf diese Idee kommt? Sehr fraglich!
(bt)
Montag, 24.10.2011
Proxy II – kurz und knapp erklärt
Nachdem unser jüngster Artikel über Proxyserver für einiges an Gesprächsstoff sorgte, wollen wir an dieser Stelle kurz auf die Details eingehen.
Am Rande sei bemerkt, dass die Authentisierung vor wenigen Tagen von unseren tapferen Netzwerk-Kriegern wieder abgeschaltet wurde – offenbar zu groß der Druck der Ingenieure, deren Arbeit durch diese mehr als kontraproduktive Massnahme massiv behindert wurde.
Was war passiert? Oder zunächst einmal...
Was ist und macht ein Proxy überhaupt?
Ein Proxy ist in den meisten Fällen eine PC-basierte Software-Lösung, und stellt eine konfigurierbare Verbindung zwischen Büronetz und Aussenwelt bereit. Dies hat zum Zweck, Angriffe aus dem Weltnetz abzuwehren, also erst gar nicht zum Büronetz hindurchzureichen, sowie eben diesen Rechnern nur noch bestimmte Dinge zu erlauben.
Bekannte Beispiele sind unter anderem HTTP, HTTPS und FTP. Ein Verbindungswunsch eines Büro-PCs wird hierbei nicht mehr einfach per Router an die Zielstation, sozusagen „aus dem Haus“, geleitet, sondern erfolgt nunmehr per Verbindungsaufbau zum Proxy, mit der Information an diesen, welches Objekt er holen und an den Benutzerrechner weitergeben soll.
Zum einen gibt dies dem Administrator uneingeschränkte Kontrolle darüber, was von wem geladen werden darf, zum anderen läßt sich durch zuschaltbaren Anmeldezwang – sic! – per Logdatei festhalten, wer wann was im Netz betrachtet hat. – Dies muss nicht, aber kann eines Tages zu personellen Konsequenzen führen –.
Sodann stellt sich uns die Frage, welche Informationen denn überhaupt in einer Proxy-Logdatei landen?
Um das zu beantworten, versuchen wir zunächst herauszufinden, welcher Typ von Proxy hier zum Einsatz kommt. Nun stellen wir aber fest, der Proxy gibt sich bockig, anders formuliert, er macht auf „Transparenz“, da die Authentisierung ja derzeit abgeschaltet ist, so dass dieser für den Laien nicht mehr sichtbar ist. Doch sowas spornt uns eher an, und wir greifen tiefer in die Zauberkiste – wir erzwingen von diesem Proxy eine Fehlermeldung und werten diese schließlich aus. Nach Öffnen einer neuen „Shell“, weisen wir unseren Rechner an, jeden Verbindungswunsch generell dem Proxy aufzulasten:
$ export http_proxy=http://10.144.1.10:8080
und versuchen – formal sinnlos – von einem nichtvorhandenen Dienst auf „Localhost“ eine Datei zu laden:
$ curl 127.0.0.1
Die nun – folgerichtig – erhaltene Fehlermeldung sagt uns, was wir wissen wollten:
„There is a problem […] Technical Information (for support personnel)
Error Code: 502 Proxy Error. The ISA Server denied the specified Uniform Resource Locator (URL).“

Aha! Microsoft „ISA-Server“. Eine teure Fertigbackmischung aus Redmont (nein, nicht „Bug-Mischung“...), statt einer kostenlosen open source Lösung à la „squid“, die obendrein als ausgesprochen sicher gilt. ...Und das trotz „travel-ban“, „my orders“-Sperre, Sparen links und Sparen rechts? Auch den Unterbau, hier „Windows Server“, ohne den „ISA“ gar nicht laufen würde, gibt es natürlich nicht umsonst.
Und überhaupt: Welchen Sinn gibt das, ein Programmpaket zu kaufen, das ein Heer von Hackern besser kennt als wir, sodass wir uns nicht wundern bräuchten, wenn unsere „Lösung“ eines Tages – ausgehebelt und gehackt – am Boden läge?!
Antwort auf die Frage, was sich mit dem „ISA-Server“ alles „loggen“ lässt, gibt uns ein Blick in das „Microsoft Developers' Network“:
Neben all den Variablen, so zum Beispiel „Client IP“, die Netzadresse unseres Rechners also, oder „Log Date“, „Log Time“, der Zeitpunkt, zu dem wir nach unseren Aktien schauten, fällt uns schliesslich „Client Username“ auf, der nichts anderes ist als unsere Windows-Kennung, also gewissermassen unser Klartextname, mit der die Logdatei uns zweifelsohne überführen kann – bingo! ...Alles drin und alles dran. Was will man mehr?!
(Nonta Zemus)
Samstag, 22.10.2011
Hochlohnland China? Die Karawane zieht weiter
Man könnte den Artikel auch überschreiben mit "Alles ist relativ - irgend einer ist immer billiger": Nachdem "Hochlohnländer" bisher munter Arbeit ins Niedriglohnparadies China verschoben haben, sieht sich nun China selber mit Offshoring konfrontiert.
Arbeitgeber (zuvorderst die aus der Textilbranche) monieren, seit 2005 seien die Durchschnittslöhne in China jährlich um knapp 30% gestiegen - und brechen ihre Zelte ab, weiter geht's nach Bangladesch, Indonesien, in die Mongolei, und vor allem nach Vietnam.
China wird so mit einer völlig neuen Konkurrenzsituation konfrontiert, in der es höhere Preise mit höherwertigen Produkten auszugleichen versuchen wird - das können Andere aber auch schon.
So ist das halt, wenn ein Land einen Aufschwung erlebt, infolgedessen das Bildungsniveau seiner Bürger immer besser wird - mit der Bildung steigen auch die Ansprüche und schrumpft die Bereitschaft sich für einen Hungerlohn abspeisen zu lassen, und damit schrumpft auch die Gewinnspanne der Konzerne.
Schlimm schlimm! Auch die Zukunftsperspektiven seien in China nicht rosig, schimpfen die Arbeitgeber: Die Regierung habe doch tatsächlich den Kampf gegen die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich als eines ihrer dringlichsten Ziele erkoren - ja pfui aber auch, nix wie weg!
(bt)
Donnerstag, 20.10.2011
NSN-Quartalsergebnisse, aber noch keine Grausamkeiten bekanntgegeben
Mit der heutigen Bekanntgabe der Quartalsergebnisse von Nokia und NSN gab es nun doch (entgegen der WSJ-Spekulation) noch keine Bekanntgabe der beabsichtigten kostensparenden Grausamkeiten.
Wie immer gibt’s Licht und Schatten: Schon seit einigen Quartalen erfreut man sich bei NSN eines Umsatzwachstums und operativer Gewinne, aber besagte operative (non-IFRS-) Gewinne liegen im niedrigen Millionenbereich; die „Netto-Rechnung“ hingegen (unter Einbeziehung von Kaufpreisallokation, Sonderaufwendungen, Zinsen & Steuern etc.) wies für NSN auch im 3.Quartal wieder einen Nettoverlust im dreistelligen Millionenbereich aus: Bis NSN auch mit dieser Kenngröße im Plus landet, dahin ist’s wohl noch ein gutes Stück Weg.
Was zur Frage führt, mit welchen Veränderungen man dahin kommen will; nicht alle davon dürften für die NSN-Mitarbeiter erfreulich sein, diese rechnen in Kürze mit einem sehr harten Schnitt.
Die (als „komplex und schwerwiegend“ bezeichneten) konkreten Maßnahmen wurden aber wie gesagt noch nicht bekanntgegeben, die Pläne müssen zuvor erst noch vom Board of Directors und dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden geprüft (und nötigenfalls nachgebessert) werden. Die NSN-Leitung bittet ihre Belegschaft, sich erst mal „auf einen starken Jahresabschluss zu fokussieren“ - in der Tat könnte da eine vorherige Bekanntgabe harter Grausamkeiten kontraproduktiv wirken.
Was aber nichts daran ändern dürfte, dass da einiges auf die NSN-Belegschaft zurollt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
(bt)
Mittwoch, 19.10.2011
Blick zur NSN/SEN-Konkurrenz: Ausgliederungen bei Alcatel-Lucent
Laut inside-channels verkauft Alcatel-Lucent für schlappe 1,5 Milliarden Dollar das (erst im Jahr 2000 eingekaufte) Genesis-Geschäft mit CallCenter-Lösungen an den britischen Finanzinvestor Permira.
Nicht los wird Alcatel-Lucent hingegen, entgegen bisheriger Pläne, sein Enterprise-Geschäft mit Telefonanlagen für Firmenkunden (vergleichbar mit SEN); interessant dabei aber der Grund, den Reuters für dieses Scheitern sieht: Ein Verkauf der Enterprise-Sparte sei daran gescheitert, dass „die daraus resultierende Entlassungswelle in Frankreich schwierig zu bewerkstelligen gewesen wäre“; auch habe Alcatel-Lucent bei einem solchen Schritt offenbar negative Auswirkungen auf das Firmenimage befürchtet – wohl nicht ganz zu Unrecht.
(bt)
Mittwoch, 19.10.2011
Selbstbedienung beim Siemens-Aufsichtsrat
Wie die FTD berichtet, kippt Siemens-Aufsichtsratschef Cromme die Aufsichtsrats-Altersgrenze 70; ein Schelm der sich Böses dabei denkt, dass Cromme selber dadurch in die Lage versetzt wird, auch zur nächsten Aufsichtsrats-Neuwahl Anfang 2013 wieder antreten zu können (er wird im Februar 2013 nämlich 70, sooo ein Zufall aber auch!).
(bt)
Mittwoch, 19.10.2011
Wall Street Journal spekuliert über NSN-“Ankündigung” am Donnerstag
Das Wall Street Journal schreibt im Rahmen eines Artikels über die erwarteten miesen Quartalsergebnisse von NSN-Halbmutti Nokia dazu:
“…others reckon NSN could launch a restructuring program on Thursday”.
Also im Klartext: Dahinter stecken keine Informationen, sondern Spekulationen. Kann stimmen, muss aber nicht.
(bt)
Mittwoch, 19.10.2011
Ueber den deutschen Tellerrand g'schaut - Fortsetzung
Nach ein paar kurzen Warnstreiks letzte Woche und einer nächtlichen 14-stündigen Marathonsitzung von vorgestern auf gestern (18.10.), einigten sich die österreichischen Metall-Gewerkschafter mit den Metallarbeitgebern auf eine Lohnerhöhung von durchschnittlich 4,2 Prozent ab 1.11.2011 für die Beschäftigten der Metallindustrie.
Abhängig von der Höhe des Einkommens gibt es ein mehrstufig gestaffeltes Plus zwischen 3,8% (Topverdiener) und 5,3% (niedrige Einkommen). Der Mindestlohn in der Metallbranche steigt auf 1.583 Euro brutto/Monat (in Österreich gibt es 14 Monatsgehälter bzw. Renten pro Jahr). Die Inflationsrate der letzten 12 Monate betrug im Schnitt 2,8 Prozent.
Die Meinung von Wirtschaftsexperten zu diesem Abschluss: ein angemessenes Realeinkommensplus und volkswirtschaftlich sinnvoll.
Vielleicht schaffen es einmal die deutschen IGM-ler die österreichischen zu schlagen und nicht immer nur die deutsche Nationalelf (mit Klose, Podolski, Özil, etc.).
Den Spiele haben wir schon reichlich - was dringend fehlt ist Brot fürs Volk.
(ok)
Dienstag, 18.10.2011
Keine Nicht-Gespräche
Unter dieser Überschrift beteuert der NSN-Betriebsrat München-M auf seiner Homepage, dass er noch keine Verhandlungen oder Geheimgespräche über Restrukturierungsmaßnahmen führt, und erklärt weiter:
„…in der Annahme, dass sich NSN an den selbst definierten Code of Conduct hält, der zur bedingungslosen Gesetzestreue mahnt, heißt das im Umkehrschluss:
Alles was derzeit geplant wird, ist noch so vage, dass die Mitbestimmungsgremien noch nicht einmal informiert werden müssen. Und wenn es einmal soweit ist, dann dürfte das Geplante noch nicht fix, sondern müsste noch gestaltbar sein.“
Dazu sei angemerkt:
Dass die Pläne noch zu high-level sind und detaillierte Ausarbeitungen noch ausstehen, kann man vielleicht annehmen; dass aber der Arbeitgeber seine Pläne schon in einem Stadium vorlegen wird, in dem das Geplante noch verhandelbar ist, ist zwar eine berechtigte Forderung des BR, nach aller bisheriger Erfahrung aber leider nicht wirklich zu erwarten: NSN stellte uns bisher noch immer vor vollendete Tatsachen.
Hier wäre womöglich ein Zusammenschluss, ein proaktiver gemeinsamer Vorstoß aller NSN-Betriebsräte (und vergleichbarer Interessenvertretungen insoweit vorhanden) weltweit (dafür genügt der Europäische Betriebsrat nicht) hilfreich, aber es steht zu befürchten dass wir davon noch sehr weit entfernt sind. Ein lokaler Betriebsrat aber (oder auch ein nationaler GBR) kann dann allenfalls noch über Schadensbegrenzung verhandeln, z.B. über den Grad der Freiwilligkeit und die Konditionen von Trennungen, nicht aber über Alternativen zum Stellenabbau, also über die (weltweite, nicht nur betriebsbezogene) Firmenstrategie die hinter den Trennungsplänen steht, wie es das deutsche Betriebsverfassungsgesetz eigentlich verlangt.
(bt)
Dienstag, 18.10.2011
Made in Germany: Gefahr oder Chance?
Nach derzeitigen EU-Plänen sollen künftig Waren ihren Ursprung im Herstellerland verlieren, wenn ausländische Zulieferprodukte einen bestimmten Wertanteil des Endprodukts übersteigen. Das Qualitätssiegel „Made in Germany“ darf dann künftig nur noch da drauf stehen, wo auch „made in Germany“ drin ist.
Klingt eigentlich logisch – der bayerische Wirtschaftsminister aber sieht zuerst die Gefahr, dass dann viele deutsche und bayrische Produkte genau dieses Qualitätssiegel nicht mehr führen dürften. Andererseits wäre es aber nicht nur den Verbrauchern gegenüber fair, sondern wäre zugleich auch eine Chance für eine Stärkung des deutschen Wirtschaftsstandorts - denn was nützt es unserer Volkswirtschaft, wenn eine deutsche Firma nur noch Produkte mit lauter chinesischen Hardwarekomponenten, zusammengeschraubt in Rumänien und mit in Indien programmierter Software (und das dann noch als „made in Germany“) verkauft?
(bt)
Dienstag, 18.10.2011
Korruptionsvorwürfe gegen Opel-Betriebsrat
Laut der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) und dem Spiegel sollen Opel-Betriebsräte mit rechtswidrigen monatlichen „Zuschlägen“ von 300 bis 1.500 Euro verwöhnt worden sein – was fast schon automatisch zur Frage führt: Wofür? Tjaja, guter (Betriebs-) Rat ist mitunter teuer…
Es wird auch gar nicht bestritten, dass es derlei Zahlungen gab und gibt, diese werden aber vom BR-Vorsitzenden als „pauschale Mehrarbeitsvergütung“ gerechtfertigt, da die Empfänger dieser Zahlungen „de facto alle permanent im Einsatz“ seien; und dass die Überstunden nicht ausgewiesen werden wird wiederum mit Bürokratie-Abbau begründet. Mag sein oder auch nicht – aber so richtig geruchsfrei ist das Ganze wohl doch nicht: Betriebsratsarbeit ist ehrenamtlich und unentgeltlich, Betriebsräte dürfen daher zwar nicht schlechter aber eben auch nicht besser als ihre „normalen“ Kollegen bezahlt werden.
(cnn)
Samstag, 15.10.2011
NSN-weit lückenlose Proxy-Nutzerüberwachung
Seit Mitte vergangener Woche sind nun auch die letzten Proxyserver innerhalb der sogenannten „Proxyfarm“ auf Authentisierung umgestellt. Wie wir uns erinnern, wurde schon zu Siemens-Zeiten zur Jahrtausendwende die Verbindung des Büronetzes mit der Aussenwelt gekappt, sodass seitdem jeder Zugriff auf das grosse weite Netz vom Büro aus nur noch über Proxyserver möglich ist.
So ist beispielsweise ein Zugriff auf externe NNTP-Dienste mittels „net news transfer protocol“, um die Erfahrungen anderer Teilnehmer zu bestimmten technischen Problemen zu durchsuchen und somit Wissen abzugreifen, seitdem nur noch über Web-Dienst möglich, und dementsprechend stärkstens limitiert.
Dass mit Loslösen von der Siemens AG gleichzeitig auch ein weiterer Zugriff auf den SAG-internen Wissens-Server „news.icn.siemens.de“ (119/TCP) nicht mehr möglich ist, sodass interne technische Diskussionen nicht mehr abgeschottet und geschützt ablaufen können, sondern wenn überhaupt, in aller Öffentlichkeit, macht die Sache nur noch ärgerlicher. Hatten sich die Ingenieure mittlerweile zähneknirschend dem Diktat der „Netzbetreuung“ unterfügt und für jeden Zugriff nach ausserhalb des Büronetzes in jeder Applikation die Verwendung von Proxies eingerichtet, so kam nun letzte Woche gleich die nächste kalte Dusche: Kein einziger zur Verfügung stehender Proxy läßt sich nunmehr in gewohnter Weise nutzen, sondern verlangt als erstes eine offizielle Anmeldung.
Dem – als internen Mitarbeiter angestellten – Windows-User fällt dies nicht weiter auf, da dessen Rechner die Anmeldung ungefragt(!) im Hintergrund und automatisch macht.
Doch sei am Rande angemerkt, dass in Zeiten von „Lex Nokia“ dem Angestellten bald schon Zweifel kommen dürften, ob und wem denn selbst bei Anklicken von „Heise“, „Spiegel“ usw. eine Orwell-hafte und dabei „ein-eindeutige“ Zuordenbarkeit von Netzaktivität zu Nutzer irgendeinen Vorteil bringt?!
Spätestens aber bei Solaris, MacOS und Linux, allgemein also bei UNIX-Derivaten, werden die Folgen und Probleme sofort offensichtlich – knallen doch dem Mitarbeiter ständig Authentisierungsfenster auf den Schirm, und, wegklicken bringt hier garnichts, da diese Fenster sofort wieder kommen, und ohne Anmeldung am Proxy-Server kein Zugriff auf das Weltnetz geht!
Nun, auch das liesse sich mit Geduld und Disziplin verschmerzen, wenn denn nicht weit fataleres Ungemach auf unsere Leute wartete: Gerade bei „Open Solaris“, sowie sämtlichen Schattierungen von Linux erfolgt Installation und Aktualisierung paketgesteuert über Terabyte-schwere professionelle Installations-, bzw. „Repository-Server“. Betrieben werden diese meist von grossen Universitäten, und stehen damit sicher nicht bei NSN im Keller. Der Zugriff läuft, man ahnt es schon, ausschliesslich über unsere Proxy-Server. Und eben diese haben uns den Zickenkrieg erklärt. – Bingo!
Zwar lässt sich hier exemplarisch bei Verwendung des für HTTP und FTP geschaffenen Saugwerkzeuges „wget“ mit den Parametern „--proxy-user“ und „--proxy-password“ eine Proxy-Anmeldung erzwingen, dies muss jedoch vom Administrator (haben wir ansonsten nichts zu tun?) händisch und für jeden Rechner einzeln eingerichtet werden(!)
So macht wieder einmal ein ganzer Stab von teuren Ingenieuren über Tage sinnlos Blindleistung, anstatt sich in derselben Zeit darauf zu konzentrieren, durch Neuerungen dem Mitbewerb voraus zu sein.
(Nonta Zemus)
Freitag, 14.10.2011
Über den deutschen Tellerrand g'schaut
Am 5.10.12 haben die österreichischen Metallgewerkschafter die erste Lohnrunde ob des mickrigen Arbeitgeberangebots von nur 3,1% Lohnerhöhung bereits nach kurzem empört verlassen.
Auch vorgestern (12.10.) ging die 2. Runde trotz eines erhöhten Angebots der Arbeitgeber von 3,4 -3,8%, je nach Einkommenshöhe, ergebnislos zu Ende. In den nächsten Tagen finden Warnstreiks in ausgewählten Betrieben statt. Die Forderungen  fürs nächste Jahr lautet weiterhin 5,5% Lohnplus (DerStandard).
Auf die Idee eines Entgelt-ReduzierungsAbkommens (ERA*) für Tarifangestellte - trotz bundesdeutschem Vorbild - sind sie aber bis heute noch nicht gekommen. Wie rückständig, diese Österreicher.
Don't forget: Mehr Lohn für Arbeiter bedeutet auch mehr Rente!
*) ERA steht in Deutschland für Entgelt-Rahmenabkommen (im Tarifvertrag geregelt)
(ok)
Donnerstag, 13.10.2011
Gekündigte Flugzeugreiniger ohne Gewerkschaftsunterstützung gewinnen LAG-Prozess
Die beste Hilfe ist doch immer noch die Selbsthilfe: JungleWorld berichtet unter der Überschrift „Die Unkündbaren schlagen zurück“ vom erfolgreichen Kampf eines (NCI nicht unähnlichen) Selbsthilfe-Netzwerks gekündigter Kollegen um ihre Arbeitsplätze.
Die Hintergrund-Story:
160 Flugzeugreiniger am Düsseldorfer Flughafen sollten zu schlechteren Konditionen in eine Leiharbeitsfirma ausgegliedert werden; die eigene Flugzeugreinigung sollte „aus Kostengründen“ geschlossen werden. Zugleich wollte die Leiharbeitsfirma frei entscheiden, wem von den bisher Beschäftigten (etwa die Hälfte) man ein Angebot zur Weiterarbeit machen würde: Auf diese Weise wäre man insbes. auch all jene Beschäftigten losgeworden, die in der Vergangenheit durch Betriebsratsarbeit und gewerkschaftliche Aktivität unangenehm aufgefallen waren.
Der Arbeitgeber bestritt, dass bei dieser Outsourcing-Maßnahme ein Betriebsübergang vorliege; das sahen die so um ihren Arbeitsplatz gebrachten Kollegen anders, sie sahen hierin nur eine Schein-Betriebsschließung, in Wahrheit sei das ein (unkorrekt durchgeführter) Betriebsübergang gewesen. (Also nur ein trickreiches aber rechtswidriges Konstrukt zur Umgehung von §613a BGB beim Outsourcing.) Bei einem Betriebsübergang aber hätten alle Beschäftigungsverhältnisse auf die neue Firma übergehen müssen, und ein Betriebsübergang wäre auch kein zulässiger Kündigungsgrund, daher klagten schließlich 29 gekündigte Kollegen auf Weiterbeschäftigung in der neuen Firma.
Das Landesarbeitsgericht sah’s genauso, gab den Klägern recht (die somit weiterbeschäftigt werden müssen); eine Revision zum BAG wurde nicht zugelassen.
Der Artikel schließt mit den Worten: „Zugleich zeigt der Kampf der Beschäftigten, dass sich eine Belegschaft auch dann erfolgreich wehren kann, wenn ihre Gewerkschaft sie nicht unterstützt.“
Dahinter verbirgt sich die traurige Erfahrung, dass die IG Bau anscheinend kein gesteigertes Interesse zeigte, der Schein-Schließung etwas entgegenzusetzen; Zitat: „Letztlich schien es der Gewerkschaft nur darum zu gehen, den Konflikt unter den Teppich zu kehren und möglichst schnell mit irgendeinem Ergebnis herauszukommen. Versuche des Betriebsrats, weiterhin mit Aktionen Druck zu machen, brachten ihm seitens der Gewerkschaft den Vorwurf ein, er wolle den Konflikt politisch instrumentalisieren.“ In dieser Situation gründeten die entlassenen Kollegen und Betriebsräte zusammen mit Unterstützern einen „Solidaritätskreis“, der druckvoll die so vernetzten Kollegen beim Kampf um ihre Arbeitsplätze unterstützte, bei einem Kampf den diese nun auch letztinstanzlich vor Gericht gewonnen haben.
(cnn)
Mittwoch, 12.10.2011
Korruptionsbekämpfung: Siemens greift durch
Siemens macht offensichtlich wirklich ernst mit der Korruptionsbekämpfung und feuert seinen Brasilien-Chef. (www.welt.de)
Eine interne Compliance-Untersuchung brachte „Unregelmäßigkeiten“ in Form eines Kontos mit 6 Milliönchen gebunkertem Siemens-Geld zu Tage; egal ob das nun der persönlichen Bereicherung oder „nur“ als Geldquelle für Bestechungen dienen sollte - es reichte so oder so für eine Trennung von dem langjährigen hochrangigen Siemens-Manager.
Der Vorfall reicht noch bis 2007 zurück, besagtes Konto fiel wohl auch schon vor einiger Zeit auf, aber die Ermittlungen dauerten dann noch recht lange – dann aber fiel konsequent der Vorhang.
(bt)
Mittwoch, 12.10.2011
Germany – No Country for Old Workers?
Dies ist der Titel und auch das Ergebnis einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). In der Presseinformation des IAB klingt dies etwas moderater: „Ältere haben es nach wie vor schwer, wieder eine Stelle zu finden“. Während die IAB-Forscher betonen, dass sich die Beschäftigungssituation der Älteren in den vergangenen Jahren verbessert haben, titelt die Zeit online „Arbeitslose ab 60 sind kaum zu vermitteln“ und benennt das Problem, dass in dieser Gruppe ab 60 nur noch jeder Vierte einen Arbeitsplatz habe. Und die vom IAB ausgewiesene Verbesserung sei weitgehend auf die geburtenstarken Jährgänge und den Wegfall von Anreizen, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, zurückzuführen.
Die Studie dokumentiert auch, dass die Gruppe der 50 bis 64 Jahre alten Arbeitslosen pro Monat lediglich 3,9 Prozent eine neue Stelle gefunden haben. Und es gibt hierzu keine Aussage, ob die Stelle auch nur annährend mit der früheren Vollzeitstelle vergleichbar ist. In der Gruppe der von 25 bis 49 alten Erwerbslosen haben immerhin 7,2 Prozent pro Monat einen neuen Job gefunden.
Offensichtlich hat unsere Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen diese IAB-Studie noch nicht gelesen oder verinnerlicht; der drohende Fachkräftemangel löst das Problem der älteren Arbeitslosen jedenfalls nicht.
(sh)
Mittwoch, 12.10.2011
Neues Beschäftigtendatenschutzgesetz - ein Rückschritt für die Arbeitnehmerrechte
Das kurz vor der Verabschiedung stehende Beschäftigtendatenschutzgesetz wird sowohl von Gewerkschaftern, Arbeitsrechtlern, Datenschützern und als auch von verschiedenen Arbeitgebern massiv kritisiert.
Laut dem Handelsblatt machen mehr als 3000 Betriebs- und Personalräte „mobil“ gegen das geplante Gesetz zum Beschäftigtendatenschutz. Fragen Sie ihre Betriebsräte über den Status dieser Initiative und über deren Aktivitäten dazu.
Anlass für das Beschäftigtendatenschutzgesetz der Bundesregierung waren zahlreiche „Skandale“ (wohl eher Verstöße gegen geltendes Gesetz) mit Arbeitnehmerdaten u.a. bei Bahn AG, Telekom AG, Lidl und auch Daimler. Dabei haben Arbeitgeber ihre Arbeitnehmer heimlich gefilmt, deren Konten- und Telefonverbindungsdaten ausgespäht oder Ergebnisse von Bluttests und Krankheiten in Personalakten erfasst.
Laut Ver.di Vorstand Lothar Schröder macht „der Gesetzgeber jetzt genau das Gegenteil von dem..., was er eigentlich machen müsste, das ist nicht nur irritierend, ich halte das für einen Skandal.“ Im Klartext: Aktionen, die dem Arbeitgeber bisher nicht erlaubt waren, werden jetzt durch das Beschäftigtendatenschutzgesetz legalisiert.
Nach dem neuen Gesetz dürfen Arbeitgeber z.B. die Inhalte von Emails ihrer Arbeitnehmer auswerten, wenn sie die Privatnutzung verboten haben (so auch bei Siemens und NSN). Damit ist auch die Auswertung der Korrespondenz zum Betriebsrat oder zum Betriebsarzt abgedeckt, was nach heutiger Gesetzeslage nicht zulässig ist. Außerdem sind mit dem neuen Gesetz Videoüberwachungsmaßnahmen am Arbeitsplatz zur Qualitätssicherung leichter möglich: "Das gibt dem Arbeitgeber den Vorwand, umfassende Verhaltens- und Leistungskontrollen von Beschäftigten durchzuführen. Nach dem derzeit geltenden Recht waren diese umfassenden Kontrollen nicht zulässig.", kritisiert Prof. Peter Wedde, Arbeitsrechtler und Direktor der Europäischen Akademie der Arbeit in der Uni Frankfurt/Main, im Interview mit REPORT MAINZ, der Redaktion des Südwestrundfunks.
Die Gesetzesvorlage unterliegt sogar weiteren Änderungsvorschlägen, die nach übereinstimmender Einschätzung von Fachleuten eine weitere Verschlechterung für die Arbeitnehmer bedeuten würde. Zum Beispiel wäre es nach einem Vorschlag erlaubt, Bewerber nicht nur zu googeln, sondern mit deren Zustimmung auch auf deren besonders geschützte Bereiche in sozialen Netzwerken wie Facebook zuzugreifen.
Zuständig für das neue Gesetz ist Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), in deren Ministerium der Entwurf des neuen Gesetzes federführend erarbeitet wurde.
Quelle: Pressemitteilung des Südwestrundfunks
(sh)
Dienstag, 11.10.2011
Resturlaub 2011 – Übertrag nach 2012 möglich?
Im Prinzip ja, aber:
Das Bundesurlaubsgesetz § 7 Abs. 3 regelt das recht simpel:
„ Der Urlaub muß im laufenden Kalenderjahr gewährt und genommen werden. Eine Übertragung des Urlaubs auf das nächste Kalenderjahr ist nur statthaft, wenn dringende betriebliche oder in der Person des Arbeitnehmers liegende Gründe dies rechtfertigen. Im Fall der Übertragung muß der Urlaub in den ersten drei Monaten des folgenden Kalenderjahrs gewährt und genommen werden. Auf Verlangen des Arbeitnehmers ist ein nach § 5 Abs. 1 Buchstabe a entstehender Teilurlaub jedoch auf das nächste Kalenderjahr zu übertragen“.
Was heißt das nun konkret am Beispiel?
Max Mustermann plant für Ende Dezember 2011 drei Wochen Urlaub ein, der Arbeitgeber braucht ihn aber dringend für Jahresabschlussarbeiten und versagt ihm den Urlaub, so liegen also dringende betriebliche Gründe vor und der Urlaubsanspruch wird auf das erste Quartal in 2012 übertragen.
Bei plötzliche Erkrankung während der Urlaubszeit im Dezember gilt dieses natürlich auch.
Eine geplante Tauchsafari/Trekkingtour etc. von Anfang Januar 2012 bis März 2012 mit geplanter Einbringung der gesparten Urlaubstage aus 2011 funktioniert leider nicht!
(DoDo)
Montag, 10.10.2011
Nokia-Schließung in Rumänien: Weitere Details
Rund um die Schließung des Nokia-Werks in Rumänien werden immer mehr unschöne Details bekannt.
Dazu gehört, dass die Beschäftigten mit nur 3 Monatslöhnen abgefunden werden sollen - weil die Gewerkschafter seinerzeit Lücken im Tarifvertrag (für den Fall so einer Produktionseinstellung) übersehen hatten. Sie hatten so eine Schließung wohl schlicht nicht für möglich gehalten - so kann man sich täuschen: Man kann halt nie schlecht genug denken!
Zur Größenordnung: Bei einem Monatslohn von 200 Euro reden wir hier also von 600 Euro Abfindung - statt erhoffter 8480 Euro.
Ein weiteres unschönes Detail ist, dass Überlegungen, für die staatlichen Investitionen in die Infrastruktur rund um diesen Nokia-Standort (rund 20 Millionen) Forderungen an Nokia zu erheben, bereits fallen gelassen wurden - na das ging ja schnell!
Im Gegenteil: Rumänien will lieber 10 bis 15 Millionen Euro aus dem EU-Globalisierungsfonds abrufen, um damit Umschulungen und Weiterbildungen der betroffenen Arbeitnehmen zu fördern; es sei den Kollegen ja gegönnt, nur heißt das, indirekt mit weiteren EU-Geldern das ständige Nokia-Umgeziehe auch noch zu sponsorn.
Und wie geht's weiter?
Womöglich füllen Asiaten die Lücke - jedenfalls werden Samsung und ZTE als mögliche Interessenten für eine Übernahme der rumänischen Nokia-Fabrik gehandelt.
(cnn)
Montag, 10.10.2011
NSN-Restrukturierung: Welche Rolle spielt der Betriebsrat?
Die Bekanntgabe der Restrukturierungspläne verzögert sich. Die Vorbereitungen auf Seiten der Betriebsräte (Betriebsrat, Gesamtbetriebsrat) sollten es nicht. Mittlerweile diskutieren die Mitarbeiter schon munter in diversen NSN-internen Blogs über diese Restrukturierung. Es geht mir hier nicht um die formale Rolle der BR bei einer Restrukturierung (Betriebsänderung nach dem BetrVG, Interessenausgleich und Sozialplan). Es geht mir nicht um das WAS zu tun ist, sondern um das WIE es zu tun ist.
Auch wenn noch keine Detailpläne bekannt sind (und schon gar nicht die Absichten und die jeweiligen Interessen unserer Mütter), kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit feststellen, dass es mindestens 4 Mitarbeitergruppen geben wird:
  1. Die Ausscheidungswilligen, z.B. via beE, Abfindungen oder Altersteilzeit.
  2. Die Auszugliedernden (hoffentlich auf zukunftssichere Arbeitsplätze).
  3. Die Ungewollten (aus der Sicht der Firma).
  4. Die Zurückbleibenden (welche auf eine lange Beschäftigung bei NSN hoffen).
Jeder Mitarbeiter kann dabei zu mehr als nur einer Gruppe gehören (z.B. er will bei NSN bleiben, ist aber ungewollt). Werden sich die Mitarbeiter solidarisieren oder wird jeder versuchen selber mit der Situation fertig zu werden? Oder wird gar jeder gegen jeden kämpfen? Können sich manche Mitarbeiter beruhigt zurücklehnen, im Glauben sie wären unkündbar? Das wäre womöglich ein folgenschwerer Irrtum, wie viele exSIS-KollegInnen erleben mussten.
Angenommen die Mitarbeiter in den unterschiedlichen Gruppen werden sich zumindest ihrer Gruppeninteressen bewusst (d.h. es wird ihnen klar WAS sie konkret wollen). Die Erwartungen und Forderungen dieser Gruppen sind natürlich unterschiedlich. Sind sie auch konträr zueinander, so dass die eine Gruppe nur auf Kosten anderer gewinnen kann? Oder kann man eine win-win Situation herstellen? Ein Beispiel. Die Ausscheidungswilligen nehmen nicht nur das Know How sondern auch das Geld für ihre Abfindungen aus der Firma heraus. Beides wird dann den Zurückbleibenden fehlen und womöglich ihre Zukunft gefährden. Ein Ausweg aus diesem Konflikt könnte sein, dass die Ausscheidungswilligen erst nach der Übergabe ihres Know Hows gehen dürfen, z.B. an die Ungewollten. Gibt es weitere win-win Situationen zwischen den Gruppen? Wären die Mitarbeiter unter diesen Umständen bereit solidarisch und kollektiv zu handeln? Darüber sollte in der Belegschaft diskutiert werden.
Die Firmenleitung wird bei der Umsetzung der Restrukturierung natürlich versuchen die Mitarbeitergruppen gegeneinander auszuspielen. Oder auch ganze Betriebe, z.B. Fertigungsstandorte gegen Service oder Entwicklung gegeneinander. Die Mitarbeiter (und ihre Betriebsräte) wären aber dumm, sich auf solche Spiele einzulassen. Am Ende würde nur die Firmenleitung gewinnen. Darüber muss in der Belegschaft auch diskutiert werden.
Es ist jetzt an der Zeit, dass die Mitarbeiter ihre jeweiligen Ziele (das WAS) im Detail formulieren und den Verhandlungspartnern (den Betriebsräten, der IGM und der Firmenleitung) bekannt geben. Beispiele von Forderungen können hier gefunden werden.
Wie können diese Ziele dann aber erreicht werden (das WIE)? Auch darüber muss die Belegschaft diskutieren. Die Firmenleitung und ihre Auftragsgeber, d.h. Siemens und Nokia können z.B. über den öffentlichen und politischen Druck beeinflusst werden. Das muss zusammen mit Gewerkschaften und Betriebsräten geschehen. Wie groß ist die Angst von Siemens vor einem Imageschaden? Ist es das einzige Druckmittel oder gibt es noch weitere?
Diese ganzen Diskussionen müssen vom Betriebsrat jetzt organisiert werden. Organisiert werden, aber nicht gelenkt (im Sinne von manipuliert) werden. Die Diskussion muss also nicht nur offen, sondern ergebnisoffen gestaltet werden. Nur diese Form verspricht eine rege Beteiligung, hohe Akzeptanz und die Bereitschaft die vereinbarten Ziele auch gemeinsam umzusetzen.
Da die Mitarbeiter nur in Einzelfällen direkt mit der Firmenleitung verhandeln (und dann aus der schwächeren Position heraus), müssen sie ihre Ziele über ihre Vertreter erreichen (Betriebsräte und Gewerkschaft). Dabei ist es auch für die Betriebsräte nützlich, einen Verhandlungsauftrag von der Belegschaft zu bekommen. Erstens wissen sie dann, worüber sie verhandeln müssen und zweites können sie auch sicher sein, für diese Ziele die Unterstützung der Belegschaft zu bekommen.
PS. Zu weiteren Interessensgruppen siehe Artikel vom 29.11.2009 „NSN- Restrukturierung: Die vielen Interessenslagen“.
(INTR)
Freitag, 7.10.2011
Ericsson-Handys vor dem Aus?
Laut WallStreetJournal will Sony den Handyhersteller Sony-Ericsson komplett übernehmen, man stehe kurz vor einem Kauf des 50%-Anteils von Ericsson. (www.handelsblatt.com)
NSN-Konkurrent Ericsson würde damit also dem Siemens-Weg folgen, sich künftig ganz auf das Geschäft mit den Telekommunikations-Netzen zu konzentrieren ohne auch selber die Endgeräte dazu zu liefern – eine Kapitulation vor dem Consumer-Geschäft, und auch eine Abkehr von der E2E-alles-aus-einer-Hand-Strategie.
Während Sony damit auf den Google/Apple-Kurs „nur wer Programme und Geräte aus einem Guss anbietet überlebt“ einschwenkt, verlässt Ericsson den Kurs „nur wer Netztechnik und zugehörige Endgeräte aus einem Guss anbietet ist erfolgreich“ und nähert sich damit eher dem Siemens/NSN-Weg – ob das aber auch der richtige Kurs ist?
Ob Ericsson dadurch nun gefährlicher oder ungefährlicher für seine Netztechnik-Konkurrenten würde – schwer abzuschätzen; für den Handybauer Nokia jedenfalls würde es schlicht bedeuten: Ein Konkurrent weniger!
(bt)
Donnerstag, 6.10.2011
Längere Verzögerung der NSN-Restrukturierungspläne?
Derzeit mag das vegetative Nervensystem so manches NSN-Mitarbeiters etwas aus den Fugen geraten, anlässlich der (noch vagen) Ankündigung drastischer Restrukturierungsmaßnahmen („mindestens 10.000 Stellen, insbes. im Festnetzgeschäft“): Existenzangst ist kein sanftes Ruhekissen.
Dabei könnte sein, dass sich diese Plänchen noch einige Zeit hinziehen, es wäre also geraten sich deswegen noch nicht allzu sehr verrückt zu machen (hilft ja auch nichts).
Wenn die FTD mit ihrem Artikel vom 29.9. unter der etwas reißerischen Überschrift „Siemens putscht Ex-Nokia-Chef als NSN-Aufseher weg“ recht hat, dann soll der neue Aufsichtsratschef mit dem NSN-Chef und dem NSN-Finanzchef „in den nächsten Monaten“ (!) die neue Struktur für die Firma erarbeiten (die Suri ursprünglich schon Ende September vorstellen wollte). Auch werde für die Umsetzung voraussichtlich noch ein neuer Vorstand als „Chief Restructuring Officer“ angeheuert.
Das alles klingt nicht wirklich nach einer Antwort auf unsere Fragen in den nächsten paar Tagen, da werden wir uns wohl noch etwas länger gedulden und weiter hoffen & bangen müssen.
(bt)
Donnerstag, 6.10.2011
Moderne flexible Arbeitswelt
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 18.9.2011 widmet sich in dem Artikel „Umerziehungslager Büro“ (S.45) den Tücken des „modernen flexiblen Office“, mit Schwerpunkt aufs Desk-Sharing: Lauter unpersönliche Einheits-Arbeitsplätze, die jeden Abend blitzblank geräumt werden, damit sich am nächsten Tag wieder ein anderer Kollege hinsetzen kann; jeden Tag ein anderer Schreibtisch, und insgesamt weniger Schreibtische als Mitarbeiter, da ja nicht immer alle gleichzeitig anwesend sind (um dieses Sparpotential geht’s den Arbeitgebern wohl in erster Linie).
Das Problem ist nur: Die Mitarbeiter wollen nicht; während Firmenvertreter gerne ins Schwärmen über das Büro der Zukunft kommen, stoßen sie bei der Umsetzung auf Entwurzelungsängste, Widerstände und Beharrungskräfte einer widerstrebenden Belegschaft, die sich mit heimlichen Platzhaltern ums Desk-Karussell zu drücken versucht – letzten Endes sitzt doch wieder jeder jeden Tag am gleichen Schreibtisch.
Vielleicht liegt’s ja am Unterschied zwischen dem Mitarbeiter wie er (aus Arbeitgebersicht) sein sollte, und dem Mitarbeiter wie er tatsächlich ist? Geht dieses „therapeutische Langzeitexperiment“ womöglich schlicht gegen die menschliche Natur, oder ist das alles nur eine Frage der „Umerziehung“ der Mitarbeiter durch ihren modern-sparsamen Arbeitgeber?
Eine Umfrage der F.A.S. bei den größten Arbeitgebern jedenfalls ergab, dass das Desk-Sharing in der Praxis bedeutungslos ist: De facto spielt sich (außer bei Unternehmensberatungen) früher oder später doch wieder eine feste Sitzordnung ein, selbst wenn nur ein Bruchteil der Belegschaft täglich da ist. (Und wenn’s dafür zu wenige Schreibtische gibt, so ändert sich das spätestens mit dem nächsten Stellenabbau wieder…)
Der Verband der Betriebsärzte stellte jedenfalls fest, dass Arbeitnehmer, die ihre Büroeinrichtung kontrollieren und persönlich gestalten können, zufriedener arbeiten, während das flexible Büro eine Quelle psychischer Pein sei und den Trend zu psychischen Erkrankungen und Herz-Kreislauf-Leiden verstärke.
Hinzu kommt dass flexible Arbeitsplätze zu 98% mit Großraumbüros einhergehen - und auch die stoßen bei der Belegschaft auf keine allzu große Gegenliebe, jeder Zweite fühlt sich dort vom Lärm gestört.
Und auch die wirtschaftliche Bilanz flexibler Schreibtische werde denn doch sehr durch die Reibungs- und Zeitverluste beim täglichen Arbeitsplatz-Suchen und -Einrichten getrübt!
Von den „Großen“ will es daher nur Siemens wagen: Bis 2018 sollen da weltweit 140.000 Mitarbeiter auf „flexibel“ umerzogen werden. Na dann, wohl bekomm’s!
(bt)
Donnerstag, 6.10.2011
Kritik an Apple
Apple hat’s nicht leicht nach der Präsentation seines neuesten iPhone: Den einen geht der technologische Fortschritt nicht weit genug, sie hätten ein „iPhone5“ statt eines „iPhone4S“ erwartet; andere wiederum kritisieren das Festhalten an der Strategie, kein Billig-Smartphone zu entwickeln; und Samsung wiederum versucht Apple wegen angeblicher Patentverletzungen zu stoppen (nachdem zuvor Apple erfolgreich ein Samsung-Tablet ausgebremst hatte); besonders pikant: Samsung stellt den im iPhone4S verwendeten Apple-Chip A5 her... (www.sueddeutsche.de)
Aber es kommt auch Kritik aus einer ganz anderen Richtung, wenn es nämlich um die Beschäftigungsbedingungen bei der iPhone-Herstellung geht. (www.handelszeitung.ch)
In erster Linie geht es dabei um die Arbeitsbedingungen bei Apple-Zulieferern wie FoxConn in China.
Obwohl diese chinesischen Arbeitsbedingungen schon länger bekannt sind, soll sich daran bisher nichts geändert haben, und Apple verweigere leider auch zum Start des neuen iPhones weiterhin den Dialog. Die Kritiker fordern Apple auf, seinen Lieferanten gerechtere Preise zu bezahlen und ausreichende Lieferfristen einzuplanen, um so angemessene Löhne und humanere Arbeitszeiten zu ermöglichen. (Ein Zyniker würde vielleicht entgegnen: Wenn Apple faire Löhne und humane Arbeitszeiten wollte, bräuchten sie die Fertigung gar nicht erst nach China auszulagern...)
Der Verbraucher kann daraus aber noch wenig für sich ableiten: Mit der Kritik an Apple wird nicht behauptet, dass die Apple-Konkurrenz es besser machen würde!
(cnn)
Mittwoch, 5.10.2011
Deutschland weit vorne beim Schattenfinanzindex 2011
Der Schattenfinanzindex ist eine Rangliste der schädlichsten Schattenfinanzzentren der Welt und bewertet 73 Länder und Gebiete nach dem Grad ihrer Intransparenz im Finanzsektor.
Diese Schattenfinanzzentren werden meist in der Karibik oder auf exotischen Inseln vermutet, aber es gibt sie auch mitten in Europa. Vielleicht kann man erraten, dass die Schweiz hier uneinholbar Platz 1 beansprucht (noch vor den Cayman Islands und Luxemburg), aber Deutschland auf Platz 9 passt schon weniger in das öffentliche Bild. Grund für den negativen Spitzenplatz in den Top 10 sind zum Teil schwache Offenlegungspflichten und Steuervergünstigungen für im Ausland Ansässige (siehe Report für Deutschland). Die USA liegen übrigens auf Platz 5. Entwicklungsländer verlieren so jedes Jahr riesige Milliardenbeträge durch Kapitalflucht und Steuervermeidung.
Veröffentlicht wird der Schattenfinanzindex vom internationalen Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network), in dem WEED Mitglied ist. WEED (World Economy, Ecology & Development) wurde 1990 gegründet und ist eine unabhängige Nichtregierungsorganisation, die auf ihren Webportal die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen analysiert, kritisiert und auch Alternativkonzepte entwickelt und vorstellt.
(sh)
Dienstag, 4.10.2011
Gewerkschafts-Schelte wegen Nokia-Schließung in Rumänien
Kritische Töne über die Rolle der Gewerkschaften bei den Nokia-Schließungen in Rumänien und auch in Bochum liest man bei wsws. Kein einziger Gewerkschaftsvertreter sei in Rumänien da gewesen als er gebraucht wurde, alle rechtzeitig in Urlaub geflüchtet; Zitat: „Das war alles abgesprochen. Jetzt, wo Hilfe notwendig war, ist uns auch noch die Gewerkschaft in den Rücken gefallen... Es ist wahrscheinlich, dass die Gewerkschaftsvertreter – wie bei der Werksschließung in Bochum vor dreieinhalb Jahren – in diese Pläne eingeweiht waren und sie vor den Arbeitern verheimlichten.“ Dieses beklommene Misstrauen, was die Gewerkschafter (z.B. aus dem Aufsichtsrat oder dem Wirtschaftsausschuss) womöglich längst schon wissen aber den Betroffenen noch verschweigen, kennen auch wir bestens…
Dann folgt (nach den kritischen Worten über die Vorgänge in Rumänien) auch noch ein Rückblick auf die Vorgänge vor 3 Jahren in Bochum: „In Bochum hatten die Betriebsräte und die Gewerkschaftsfunktionäre der IG Metall Empörung geheuchelt und Widerstand angekündigt... Doch dann hatten sie jeden ernsthaften Arbeitskampf sowie eine Standort- und länderübergreifende Solidarisierung verhindert... setzten IG Metall und Betriebsrat dann alles daran, jede weitere Mobilisierung zu verhindern, und handelten hinter dem Rücken der Arbeiter die Bedingungen für die Schließung des Werks in Bochum aus...“
Es folgt noch ein Seitenhieb wegen Tatenlosigkeit bei der schon etwas länger zurückliegenden BenQ-Schließung, und schließlich ein Ausblick auf die anstehende Restrukturierung bei NSN; bleibt nur zu hoffen, dass sich hier die Geschichte nicht wiederholt!
(cnn)
Samstag, 1.10.2011
Deutsches Wahlrecht – eine Zumutung
Das Wahlrecht der Staatsbürger ist eine der tragenden Säulen der Demokratie. Nichtsdestotrotz geht die deutsche Regierung damit „schlampig“ um, düpierte sie neben den Bürgern sogar die Bundesverfassung in Karlsruhe, indem sie die erzwungene Änderung des aktuellen, nicht verfassungsmäßigen Wahlrechts nicht beachtete und die Frist des Gerichts von drei Jahren nicht einhielt (siehe Artikel vom 17.6.2011 „Gelebte Demokratie – demnächst kein gültiges Wahlrecht mehr“).
Nun drei Monate nach Fristende verabschiedete die schwarz-gelbe Regierungskoalition fast unbemerkt im Alleingang ein neues Bundeswahlgesetz. Der viel beschworene Konsens bei wichtigen Entscheidungen spielte hier offensichtlich keine Rolle. Damit ist ein Streit mit der Opposition vorprogrammiert, die das neue Gesetz ablehnen, manche gar von einem „Anschlag auf die parlamentarische Demokratie“ sprechen (Zeit online). Da die Überhangsmandate im neuen Gesetz nicht völlig abgeschafft wurden, besteht der Vorwurf der Opposition, dass Union und FDP sich eine künftige Mehrheit im Parlament „ergaunern“ wollten und das neue Wahlrecht „zum eigenen Machterhalt“ diene.
Eine erneute Klage vor dem Bundsverfassungsgericht wurde daher von SPD, Grünen und Linkspartei angekündigt, sie halten das neue Gesetz auch für verfassungswidrig. Das Problem des Wahlrechts bleibt also ungelöst und würde bei einer Neuwahl für erhebliche politische Brisanz sorgen: vermutlich wären dann die Bundesverfassungsrichter gefordert – „eine Zumutung“ (SZ) nicht nur für Karlsruhe.
(sh)
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