NCI Aktuell Archiv April 2008
Mittwoch, 30.4.2008
500 Jobs bei Siemens Berlin
gestern stand in der Zeitung:
500 Jobs bei Siemens Berlin - Standort profitiert von gut gefüllten Auftragsbüchern. Wäre es nicht eine gute Idee, zu Siemens zurückzukehren? Warum habe ich eigentlich dem Betriebsübergang damals nicht widersprochen? So genau weiß ich das heute auch nicht mehr. Damals war man jedenfalls der Meinung, Nokia sei eine tolle Perspektive. Egal, vorbei ist vorbei, heute bin ich nun mal bei NSN.
Es soll ja ein Gegenseitigkeitsabkommen zwischen NSN und Siemens zur Dienstzeitanerkennung geben, nach der wir das Anrecht haben, zur Siemens AG zurückzukehren und nicht unsere Ansprüche wie Firmenrente und Betriebszugehörigkeit verlieren. Eine Verpflichtung beim jeweils anderen Unternehmen zur Anerkennung von Dienstzeiten bei nahtlosem Wechsel, vergleichbar wie ein interner Übertritt. Demnach sollten wir dort wie interne Bewerber behandelt werden. Darüber gibt es einen Foliensatz im NSN Intranet unter: workers council, German workers council, Central Workers Council, Web-page GBR, aktuelle Themen, Dienstzeitanerkennung NSN / Siemens AG.
Einen richtigen Vertrag, oder Interessenausgleich mit Unterschriften habe ich allerdings nicht gefunden. Hier in Intranet steht nur eine Powerpoint Animation mit dem NSN Logo. Das Siemens Logo ist nicht drauf.
Löscher jammert doch immer wieder über den Fachkräftemangel in Deutschland, also müßte doch bei Siemens ein Job zu finden sein! Also ran an die Jobsuche. Hoch motiviert probiere ich meine alten gespeicherten Intranet Links aus. Doch wie kommt man denn auf die Stellenausschreibungen von Siemens? Das sind ja alles tote Links. Richtig, wir wurden von Siemens abgekoppelt. Seit dem "Merger", wo uns die IT von Siemens abgekoppelt hat, ist alles weg. Ich habe das gar nicht richtig mitbekommen, ging recht problemlos bei mir. Also diese Links funktionieren offensichtlich nicht mehr. Aber wie soll ich denn einen Job bei Siemens finden, wenn ich gar keinen Zugriff mehr auf das Siemens Netz und somit auf den siemensinternen Stellenmarkt habe? Was nützt mir das schönste Gegenseitigkeitsabkommen auf Papier, bzw. der Foliensatz, wenn gar kein Zugang mehr zum Netz und zum internen Stellenmarkt möglich ist um mir das Jobangebot anzusehen und mich darüber elektronisch zu bewerben? Wenn ich mich über die externen Ausschreibungen bewerbe, dann werde ich doch wie ein Externer behandelt. Wie soll das denn funktionieren? Außerdem redet bei Einstellungen auch immer noch der Betriebsrat mit und der denkt doch primär an die Bewerber von seinem eigenen Betrieb, bevor er mich von NSN übernimmt - was also bringt eigentlich diese Zurück-zu-Siemens Zusage?
(Viola Frustig)
Dienstag, 29.4.2008
Fünf konkurrierende Listen treten zur BR-Wahl bei NSN in Mch-H an
Erwartungsgemäß (nachdem die Frauenliste nicht mehr antritt) gibt’s diesmal 5 Listen:
Natürlich unsere eigene Liste "Mitarbeiternetz NCI", mit nunmehr 35 BR-Kandidaten mittlerweile die zweitgrößte BR-Liste (nach der IG Metall). WÄHLEN !!!
Die BR-Liste der IG Metall tritt unter dem Namen "IGM@NSN - offene Liste IG Metall" an.
Unter dem Namen "AIN Arbeitskreis Ingenieure und Naturwissenschaftler" tritt der AIN an (AIN ist Verdi-basiert, also ebenfalls eine gewerkschaftliche Liste, wenngleich Verdi nicht die für uns zuständige Gewerkschaft ist; gewissermaßen von der IG Metall geduldet).
Auch die (auf nur noch 8 Kandidaten stark geschrumpfte) "Gemeinsame Liste von ULH & UNS" kandidiert wieder.
Ebenfalls stark geschrumpft und zudem Schelsky-Affären-gebeutelt ist die AUB-Liste, die etwas verschämt unter dem neuen Namen "OLi (Offene Liste Hofmannstrasse)" antritt.
Der alte Name "AUB" war wohl zu sehr beschädigt; nur den Namen zu ändern reicht aber natürlich nicht; auf die Mogelpackung mit anderem Etikett wird hoffentlich niemand hereinfallen: Wo OLi draufsteht, ist AUB drin.
(bt)
Sonntag, 27.4.2008
SEN: NCI-Frühwarnsystem hat angeschlagen
Es ist mal wieder so weit: Jedes mal, wenn in der Siemens-Familie ein größerer Stellenabbau ansteht, wird vorsorglich die NCI-Homepage
InWaChRo-News im jeweiligen Firmennetz gesperrt.
Ein prima Frühwarnindikator. Aktuell hat nun Siemens Enterprise Networks InWaChRo-News (www.nci-net.de) von ihrem Firmennetz aus gesperrt; also ist dort wohl einiges zu erwarten. Herzlichen Dank für diesen (unfreiwilligen) Hinweis, dass es sich insbesondere für SEN-Mitarbeiter lohnen könnte, von nun an die NCI-Homepages besonders aufmerksam zu lesen (nur halt von zuhause aus)…
(cnn)
Samstag, 26.4.2008
NSN: Umstellung der ÜT-Verträge
Im aktuellen MchH-Wahlkampfflugblatt der IG Metall steht über die AT-Verträge bei NSN:
"Die Firmenseite hat zugesagt, die alten Verträge fortzuführen. Allerdings wollte sie sich bisher nicht dazu äußern, wie sie den Multiplikator 'Unternehmensfaktor' definieren will.
Deshalb verlangen wir einen Minimumwert von 5,25 (15 * BRM von 0,35) festzuschreiben."
Hintergrund ist, dass die Umstellung der AT-Verträge freiwillig sein soll.
Es dürfte ziemlich klar sein, dass auch für Vertragsumstellungs-Ablehner der bisherige Unternehmensfaktor für die Jahreszahlung künftig nach einer Formel "15 * BRM" berechnet wird; aber: Während es bei Siemens nur einen Unternehmensfaktor gab, gibt es bei NSN viele verschiedene BRM's (Business Result Multiplier). Nun geht es darum, dass die Vertragsablehner keinen von den anderen NSN-BRM's völlig losgelösten eigenen BRM erhalten, den der Arbeitgeber beliebig niedrig ansetzen kann. Von der zugesagten "freiwilligen" Vertragsänderung könnte dann wohl kaum mehr ernsthaft die Rede sein.
Eigentlich wollte die IGM mit ihrer Formulierung wohl nur die Untergrenze dafür festnageln, aber die Formulierung ist problematisch: Der Arbeitgeber könnte eben mal schnell auf die Idee kommen, die IGM-Formulierung zu übernehmen und nur das Wort „Minimum" großzügig zu vergessen.
Dann wird der Minimumwert plötzlich zum fest gesetzten Unternehmensfaktor von 5,25 (d.h. die AT's würden rund 2/3 ihrer bisherigen Jahreszahlung einbüßen, wenn sie die AT-Vertragsänderung ablehnen)!
Bleibt nur zu hoffen, dass der GBR, falls es so laufen sollte, sich daran erinnert, dass er so etwas nicht zwingend auch unterschreiben muss – eigentlich wäre ja sehr zu wünschen, dass er so etwas Heikles gar nicht ohne vorherige Abstimmung mit den lokalen Betriebsratsgremien unterschreibt. Wehe!
Genauso wenig wäre natürlich zu akzeptieren, wenn sich der GBR ganz aus der Sache heraushielte und es einfach nur dem Arbeitgeber überlassen würde, zu tun was immer er will.
Ein unangenehmes Gefühl, zu wissen: Wenn der GBR seinen Job nicht richtig macht, verlieren wir AT's einen ganz erheblichen Anteil unseres Gehaltes! Hier geht es um sehr viel Geld.
Wir brauchen nicht einfach nur einen Minimumwert, sondern eine klare Formel, wie die BRM's (auch der für Vertragsänderungs-Ablehner) voneinander abgeleitet werden, und das muss eine Formel sein, bei der Ablehner nicht finanziell bestraft werden.
Und auch nicht die, die kein VZE (variables Zieleinkommen) haben.
(bt)
Donnerstag, 24.4.2008
Girls Day 24. April 2008
Alle Jahre wieder ist es soweit: am 4. Donnerstag im April wird seit 2000 jährlich bundesweit der
Girls Day, der "Mädchen Zukunftstag" veranstaltet. Mädchen entscheiden sich bei der Wahl zum Ausbildungsplatz lediglich für 10 Berufe, die auch noch schlecht bezahlt werden. Darunter ist kein einziger Beruf aus Naturwissenschaft und Technik, dort wären die Gehälter schon besser. Um Mädchen zu zeigen, was sich hinter technischen, handwerklichen und IT-Berufen verbirgt, werden sie von den Firmen eingeladen, um sich mal die Arbeitswelt anzusehen. Und, was besonders interessant dabei ist: es gibt für diesen Event sogar auf Antrag eine Freistellung von der Schule! Also Mädels zwischen 10 und 16 Jahren, nichts wie hin zu den Firmen.
Ob es in heutiger Zeit allerdings sinnvoll ist, Mädchen ausgerechnet für IT Berufe zu motivieren, wie es das ZDF mit
"Frauen-Power für IT!" macht? Hat doch die IT Branche die letzten Jahre über eine halbe Million Arbeitsplätze weltweit abgebaut. Nicht zu vergessen, dass Frauen auch überproportional von den Abbauwellen betroffen waren. 2003 beispielsweise, bei der großen Kündigungswelle der Siemens AG haben deutlich mehr Frauen ihren Arbeitsplatz verloren als Männer. Hatte Siemens damals gerade 25 % Frauen beschäftigt, so befanden sich unter denen, die ihren Arbeitsplatz verloren, immerhin 33 % Frauen. Und speziell diejenigen Frauen, die technische Siemensausbildungen hatten, wurden entlassen. Auch die beEs sind mit Frauen besser bestückt, als es die Frauenquote bei Siemens und NSN vermuten lassen würde. Toll, schon schwierig genug für eine Frau, überhaupt einen Ausbildungsplatz und später einen Arbeitsplatz zu bekommen, aber bei einer Abbauwelle ist frau garantiert mit dabei.
Nun, die heutigen Mädels sind sich vielleicht ihrer Chancen am Arbeitsmarkt durchaus bewußt. Es spricht natürlich nichts dagegen, dass sie sich mal in so einer Firma wie Siemens oder NSN umschauen. Die Mädels bekommen dafür immerhin einen Tag schulfrei und was zu erzählen gibt es danach bestimmt auch - ist doch immerhin was, oder?
(Viola Frostig)
Dienstag, 22.4.2008
NSN: Mitarbeiterbefragung
Ich finde man/frau sollte sich die ca. 20 min. für die Befragung nehmen. Er/sie sollte die Fragen für sich ehrlich beantworten, und wenn er/sie Bedenken hat, sie am Ende nicht wegschicken. Warum? Um über die eigene Situation nachzudenken. Die Fragen führen einen folgerichtig, zu der (wörtlich) letzten Frage:
Haben Sie vor NSN zu verlassen: Ja, Nein, Weiß ich nicht.
Viele werden sofort sagen: Die Frage ist für mich irrelevant, ich kann mir nicht leisten, NSN zu verlassen (z.B. weil ich zu alt bin). Aber angenommen, aus den vorangegangenen Antworten geht klar hervor, dass er/sie mit der Situation in der Firma und am Arbeitsplatz unzufrieden ist? Dann stellt sich sofort die Frage, wie werde ich mit dieser Stresssituation auf Dauer fertig? Die
Gesundheitsumfrage hat deutlich gezeigt, dass es bereits jetzt negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter gibt. Und wie wird es in ein paar Jahren sein? Hier den Kopf in den Sand zu stecken, kann in einer Dauerdepression oder noch schlimmer enden! Darüber nachzudenken ist sehr viel wert und wird (hoffentlich) zu anderen Antworten führen als „Ja, Nein, Weiß ich nicht“.
Es wird auch Mitarbeiter geben, welche mit ihrer persönlichen Situation und ihrer Zukunftsaussicht bei NSN sehr zufrieden sind und die letzte Frage mit klarem Nein beantwortet haben. Brauchen Sie nicht mehr nachzudenken? Ihnen würde ich den Artikel InWaChRo-News: Montag, 14.04.08,
Globalisierungszyklus zu lesen empfehlen. Nur zur Sicherheit, ob sie bei ihren Überlegungen etwas übersehen haben.
Und wer die Antwort „Ich weiß nicht“ angeklickt hat, wird schon von alleine weiter nachdenken, was er tun soll.
Egal, was NSN mit den Ergebnissen der Befragung macht, für den Teilnehmer selbst können die eigenen Antworten sehr wertvoll sein!
Jeder kann gerne seine Erkenntnisse auch anderen mitteilen und mit ihnen diskutieren (natürlich anonym!):
www.netzwerkit.de
(intr)
Montag, 21.4.2008
Spitzeln ist in: Fortsetzung
Aus dem aktuellen Stern (Nr.17 vom 17.4.08):
Mehr als jeder dritte Bürocomputer in deutschen Büros wird überwacht. Das liegt an den Arbeitsbedingungen, am Ersatz gut bezahlter Stammbelegschaft durch billige Leiharbeiter, Subunternehmer und Minijobber, am hire&fire (wenn die Firma sich nicht mehr loyal zum Mitarbeiter verhält ist der umgekehrt auch nicht mehr loyal): Der loyale langjährige Mitarbeiter war mal, heute empfinden nur noch 12% der deutschen Beschäftigten eine emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen.
Und den übrigen 88% misstraut dann eben der Arbeitgeber, und will sie deshalb überwachen.
In Deutschland oft mit illegalen Methoden, die in den USA ganz legal sind, im „wilden Westen“ geht es ja eh ruppiger zu: Dort überwachen 66% der Unternehmen, welche Internetseiten ihre Mitarbeiter anschauen, ein Drittel der Unternehmer hat wegen privater Internetnutzung schon mal Mitarbeiter vor die Tür gesetzt, und 28% der US-Manager haben schon mal Mitarbeiter wegen unzulässiger (privater) Emails gefeuert. Und das wird exportiert: Die US-Spionagesoftware „Orvell Monitoring“ wurde schon mehr als 100.000 mal in Deutschland verkauft.
Der Stern antwortet auf 55 Fragen zum „darf der Arbeitgeber das?“; wobei aber nicht zu vergessen ist, dass nicht immer nur das getan wird, was auch erlaubt ist. Zum Beispiel:
"Können Äußerungen im Web – etwa in einem privaten BLOG oder im Forum einer Gewerkschaft – ein Grund für eine Abmahnung oder Kündigung sein?"
Stern-Antwort: "Aber sicher! Wenn Sie das Dienstgeheimnis verletzen oder sein Vertrauen missbrauchen, kann Ihr Boss Sie deshalb sofort rauswerfen."
Dass nicht nur Mitarbeiter sondern auch Kunden überwacht werden, zeigt folgendes Beispiel:
Eine Kundin betrat eine Volksbankfiliale um Geld am Automaten abzuheben; ihre dreijährige Tochter war zuvor in einen Hundehaufen getreten, die Überwachungskamera am Automaten hielt die Verunreinigung fest, die Adresse der Mutter wurde ermittelt und ihr wurde eine Rechnung über 52,96 EUR für die entstandenen Reinigungskosten zugeschickt. Scheiße gelaufen, im wahrsten Sinn des Wortes!
weiterer Artikel bei www.stern.de
(bt)
Sonntag, 20.4.2008
Mitarbeiterbefragung 2. Versuch
kaum wartest 2 Tage, schon geht's wieder: Nach dem zunächst misslungenen Versuch mit einem
public passwort, wurde jetzt ein neues Passwort verschickt, diesmal "random", also zufällig, zumindest schaut das Passwort zufällig bzw. willkürlich aus. Wäre schön, wenn ich jetzt noch mein eigenes Passwort vergeben könnte, geht aber nicht. Also nichts wie ran an den Test, äh, die Befragung, es soll ja gar kein IQ-Test sein. Oh, da kann ich mir sogar eine Sprache aussuchen. Es werden sieben Sprachen angeboten, neben Englisch. So wichtig ist dem Management diese Befragung, dass sie sogar in verschiedene Sprachen übersetzt ist. Es fängt gleich mit einem richtigen Werbeslogan an:
"Drive, Discuss, Deliver".
Drive: participate and complete this questionnaire
Discuss:" talk openly about the results and discover where we can improve and
Deliver: convert this into concrete actions and follow up
Mit dieser netten Alliteration, jenem rhetorische Stilelement, mehrere Begriffe mit demselben Buchstaben beginnen zu lassen, soll die Zusammengehörigkeit miteinander verknüpfter Ausdrücke unterstrichen werden. Ein in der Werbung gerne benutztes Stilmittel, denn es bewirkt eine große Einprägsamkeit (sprich, bleibt im Hirn leichter kleben). Leider wird man in der deutschen Version gleich wieder auf den Boden der Realität gebracht, dort klingt es viel banaler:
Antrieb, Diskussion, Realisierung,
weg ist sie, die Klangmalerei der Worthülsen.
Egal, hinein in den Test bzw. die Befragung. Zunächst werden allgemeine Dinge abgefragt, wie alt man ist, wo man arbeitet, ob man in einem internationalen Team arbeitet etc. Und dann kommt die Frage der Fragen: Bin ich männlich oder weiblich? Wahrheitsgemäß setze ich dort mein Häkchen, wo es für mich hingehört - und ... und ... und nichts geht mehr. Absturz. Rechner k.o. Hallo Survey Team, wollt Ihr meine Antworten gar nicht?
Jetzt mag ich aber nicht mehr. Bei diesem Intelligenztest spiele ich nicht mehr mit. Wer weiß, was die bei der Auswertung noch alles anstellen.
(Viola Frustig)
Donnerstag, 17.4.2008
Spitzeln ist "in"
Ist Ihnen schon aufgefallen, wie oft in letzter Zeit das Thema "Ausspionieren von Bürgern" in den Schlagzeilen steht?
Mal geht es um das Ausspähen kritischer Betriebsräte, mal um Kontakte von prominenten Firmen der Telekommunikationsbranche mit dem BND oder um deren Produkte zur Überwachung von Bürgern, um die Installation von Spion-Software auf den PC’s ahnungsloser Bürger, um die Überwachung von Lidl-Mitarbeitern bis tief in die Privatsphäre hinein… Das sind schon keine einzelnen Schlagzeilen mehr, das ist ein regelrechter Trend.
Neueste Schlagzeile: Nun sollen auch Hartz-IV-Empfänger bespitzelt worden sein - durch die Bundesagentur für Arbeit. Laut dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag geht das über rechtswidrige Video-Überwachungen bis hin zum Durchwühlen von Schränken der HartzIV-Empfänger durch Außendienstmitarbieter der Arbeitsagentur. Dann werden detaillierte Protokolle erstellt, z.B.:
"Sechs Zigaretten im Aschenbecher der Küche, im Flur befindet sich in einem Schrank eine Plastikdose mit Weihnachtskugeln", "Er erscheint weder verschwitzt noch abgehetzt. Dagegen bilden sich zum Ende des Gesprächs Schweißperlen auf seiner Oberlippe", beschreibt das Protokoll den Gemütszustand des Arbeitslosen in der Unterredung mit dem Außendienstmitarbeiter.
(bt)
Mittwoch, 16.4.2008
Authentication Problems
Heute wollte ich die Mitarbeiterbefragung ausfüllen, bzw. mir doch mal wenigstens die Fragen ansehen, was die da so von mir wissen wollen. Also Link aufgerufen, doch anstatt der Aufforderung, das Passwort einzugeben, kommt die Meldung: "authentication problems", "The survey will be restarted latest by Thursday." Ach, d. h. sie haben gemerkt, dass die ganze Abfrage so nicht so ganz richtig sein kann. Haben wir nicht ein tolles "Survey Team"! Zumindest ist diese Meldung von einem "Survey Team" unterschrieben.
Rekapitulieren wir noch mal: Es wurde eine Mitarbeiterbefragung gestartet, die mit einem Passwort versehen war, das im firmeninternen Telefonbuch für jeden Mitarbeiter einsehbar ist. Dies wurde als Fehler erkannt, zwar von den Mitarbeitern, aber immerhin, dieser Fehler wurde erkannt, ausgesprochen und kommuniziert. Wohin auch immer der Fehler kommuniziert wurde, unser Management hat reagiert! In meiner Mailbox war heute eine Mail des Personalleiters, mit folgendem Inhalt: Die "question of anonymity of the 2008 Employee Survey has been discussed in several groups". Na so was, in "several groups" wurde das diskutiert. Ich habe das überhaupt nicht diskutiert, ich habe mich nur gewundert. Andere haben offensichtlich darüber diskutiert, sogar in verschiedenen Gruppen. Das ist mal wieder Controlling beim Kunden. Früher nannte man das ein "Bananenprodukt". Das Produkt geht "grün" zum Kunden und muß dort erst noch reifen. Sprich in diesem Fall, der Kunde hat in several groups diskutiert, scheinbar so laut, dass es sich immerhin bis an die höchste Spitze des Konzerns herumgesprochen hat. Und die Spitze des Konzerns hat reagiert und diese Mitarbeiterbefragung vorübergehend gestoppt. Es soll sogar ein neues Passwort, diesmal ein "random", also ein zufälliges Passwort, vergeben werden. Wer hätte das gedacht? Wir sollten vielleicht öfters in "several groups" diskutieren.
(Viola Frustig)
Dienstag, 15.4.2008
Und noch eine NSN-Ausgliederung
Und schon wieder erfährt es die Belegschaft zuerst aus der Online-Presse.
GENBAND Inc., ein „führender Entwickler von IP-Gateways der nächsten Generation“, hat heute bekannt gegeben, dass es einen OEM-Vertrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren mit Nokia Siemens Networks abgeschlossen hat, um bevorzugter Lieferant von Bündelfunk-Mediagateways für deren weltweiten Festnetzmarkt zu werden.
Die Unternehmen haben zudem einen festen Vertrag, dass GENBAND die Produktlinie „SURPASS hiG“ für Festnetz Trunking Mediagateways von NSN erwirbt; das schliesst auch den Transfer von 52 Mitarbeitern der „Converged Core’s Media Gateway“ Business Line und Technical Support, sowie 6 RTP-Mitarbeiter in Brasilien ein. GENBAND wird ein Team in Brasilien bilden, das seinen Schwerpunkt auf Forschung und Entwicklung und dem Programm- und Produktmanagement von hiG hat.
"Der Transfer dieser Aktiva ist Teil der Strategie von Nokia Siemens Networks, sich auf Kernkompetenzen zu konzentrieren und unser Portfolio an Produkten für Vermittlungsnetze durch Partnerschaften zu stärken", sagte dazu Jürgen Walter (Chef von NSN COO CC).
So kann man’s natürlich auch sehen. Was wohl morgen noch unsere „Kernkompetenzen“ sein werden? Merke: „Kernkompetenz“ ist alles, was man erst morgen abstößt.
(cnn)
Dienstag, 15.4.2008
Interessenausgleich bei SEN
Die Gesprächspartner haben sich nun auf ein „umfangreiches Maßnahmenpaket für die von dem Abbau betroffenen Mitarbeiter“ verständigt: Betroffen sind rund 1.200 Mitarbeiter in Deutschland. Rund 300 davon sollen über Altersteilzeit-Vereinbarungen ausscheiden. Den übrigen Mitarbeitern wird der Übertritt in eine Siemens - beE „ermöglicht“, die zum 1. Juli 2008 startet und für bis zu zwei Jahre aufgesetzt ist.
(bt)
Dienstag, 15.4.2008
Schnell reagiert
…hat diesmal das NSN-Management auf die Kritik um die fragwürdige Passwortvergabe-Praxis bei der NSN „Employee Engagement Survey“ Umfrage: Die Umfrage wurde eingestellt, eine Neuauflage mit anderer Passwort-Vergabe folgt. Danke!
(cnn)
Dienstag, 15.4.2008
Problematische Umfrage „NSN Employee Engagement Survey"
Das Passwort für diese Mitarbeiterbefragung ist ein im NSN-Phonebook für jeden Mitarbeiter nachlesbares Datum. Auch aus anderen (freiwilligen) Umfragedaten ist die Person des Ausfüllers nachvollziehbar.
Gleichzeitig kann sich jeder das Passwort eines Kollegen aus dem NSN-Telefonbuch ziehen und damit unter falscher Flagge Feedback geben. Im schlimmsten Fall könnte das dazu führen, dass jemand einem ungeliebten Kollegen einen problematischen Feedback unterschiebt, der dann (fälschlich) zu diesem zurückverfolgt wird. Und der Kollege versteht gar nicht, warum sein Chef ihn plötzlich nicht mehr lieb hat...
Wir raten daher von einer Teilnahme an dieser Befragung unter solchen Umständen ab.
(cnn)
Dienstag, 15.4.2008
Schon wieder eine Mitarbeiterbefragung
Heute kommt also die Einladung zur Mitarbeiterbefragung, die von unserem obersten Personalchef letzte Woche angekündigt wurde: "we invite you to participate in the first Global Employee Engagement Survey". Wir werden eingeladen, bei der ersten globalen Mitarbeiterbefragung teilzunehmen, neudeutsch partizipieren. Das gab es früher auch schon zu Siemens Zeiten. Damals hieß das "opinion poll" und war sogar regelmäßig.
Von heute ab, bis zum 30. April können wir unser Votum abgeben. Ein Link führt uns zur Frageseite. Dieser Link ist natürlich Passwort geschützt, muss so sein, sonst könnte jeder für jeden antworten. In einer extra Mail wird uns dann das Passwort mitgeteilt, mit dem Nachsatz: "Please do not share your password". Das ist ja logisch, man darf grundsätzlich niemandem sein Passwort mitteilen, bzw. "sharen". Mein Passwort ist achtstellig und kommt mir irgendwie bekannt vor. Dieses Passwort habe ich schon mal gesehen. Richtig, dieses "Passwort" steht ganz offen im Phonebook, unserem Firmentelefonbuch im Intranet! Das heißt aber, jeder kann mein Passwort lesen und abtippen. Ist das so gewollt? Ich brauche es gar nicht mit irgend jemanden zu sharen, jeder kann es aus dem Phonebook entnehmen. Eigentlich könnte ich sogar damit für jeden in der Firma diese Befragung ausfüllen. Kann das denn sein? Ist das so gedacht? Wenn sich nicht genügend an der Befragung beteiligen, dann kann man ein paar Werkstudenten anheuern und die Befragung ausfüllen lassen. Passwort-sei-Dank ohne große Schwierigkeiten. Ich glaube, ich beginne langsam zu verstehen, was die Firma unter "communicate openly", einer offenen Kommunikation versteht. Offener geht's ja gar nicht.
(Viola Frustig)
Freitag, 11.4.2008
Sozialplan Bochum
Nun gibt es ihn also, den Sozialplan für Nokia Bochum. Nokia hat sich mit den Beschäftigten im Nokia-Werk Bochum auf die Höhe der Abfindung geeinigt. Es wird von einer Gesamtsumme von 200 Millionen Euro gesprochen. 185 Millionen Euro davon sollen auf Abfindungen für die Mitarbeiter entfallen. Wer bekommt eigentlich die restlichen 15 Millionen? Die Details sind in dem Sozialplan geregelt.
www.focus.de
Und plötzlich sind alle happy. "die Kuh ist vom Eis" sagt die IG Metall-Bevollmächtigte von Bochum, vor rund 250 Beschäftigten, die sich vor der Düsseldorfer Deutschlandzentrale des finnischen Handy-Konzerns versammelt hatten. Welche Kuh eigentlich, ich dachte es geht um Handys. Egal - nun ist geregelt, über eine komplizierte Formel, dass der einzelne Mitarbeiter, der seinen Arbeitsplatz bei dem Bochumer Handy-Werk von Nokia verliert, bis zu maximal 220.000 Euro Abfindung bekommen wird, wenn das Werk zum 30. Juni 2008 schließen wird. Wer die Maximalsumme überhaupt bekommen würde, sei mal dahin gestellt. Aber immerhin, es gibt was für die armen Kollegen, die ihren Job verlieren. Würden diese 200 Millionen Euro auf die 2300 Mitarbeiter gleichmäßig verteilt, dann bekäme jeder nur unter 90.000 Euro.
Aber was hier geregelt wurde gilt natürlich nur für die bei Nokia festangestellten Mitarbeiter, also die rund 2.300 Mitarbeiter der Belegschaft, die ihre Jobs verlieren werden. Was bekommt eigentlich das letzten Drittel? Was bekommen die 1.000 Leiharbeitskräfte? Die haben ihre Jobs genauso verloren. Hmm richtig, die bekommen natürlich gar nichts. Die gehören ja gar nicht zu Nokia. - So ein Pech aber auch. Subventionen wurden zwar für 3000 Mitarbeiter kassiert, Nokia ist sogar fest der Meinung, es wurden alle Subventionsanforderungen eingehalten, denn Leiharbeitskräfte zählen doch für Nokia genauso wie Festangestellte - oder? Aber nun, nachdem es den Sozialplan gibt, stellt sich sofort die Frage: unter wie vielen Mitarbeitern wird denn nun die Gesamtabfindung aufgeteilt? Unter den 3.000 Mitarbeitern für die die Subventionen kassiert wurden - oder nur unter den 2.300 Festangestellten Mitarbeitern der Firma Nokia?
Die Frage ist in der Tat schwierig, die Antwort dagegen ist einfach: Die Leihkräfte gehen natürlich leer aus. Erstens waren sie sicherlich nicht lange bei der Firma, somit ergibt sich gemäß der Formel nicht so viel. Das entscheidende ist aber: Die Leihkräfte waren nicht bei Nokia beschäftigt, sondern bei ihren Leihfirmen. Also bekommen die Leihkräfte gar nichts. So einfach.
Leihkräfte leisten zwar dieselbe Arbeit wie festangestellte Kollegen, aber bei Sozialplänen gehen sie leider leer aus – so einfach!
(Viola Frostig)
Donnerstag, 10.4.2008
Mein Wunschbetriebsrat
Basierend auf den Überlegungen hier im
Artikel vom Freitag, den 4.4.2008 „Betriebsrat und Gewerkschaften“ möchte ich meine Vorstellungen über eine optimale Betriebsratsarbeit darlegen. Oft angenommen (und dann praktiziert) wird, dass die Unternehmer/Manager Veränderungen vornehmen und der BR darauf reagiert, z.B. überwacht, ob die gesetzlichen und tariflichen Bestimmungen eingehalten werden, oder versucht, durch Vereinbarungen das „Schlimmste“ zu verhindern.
In diesem Modell reagiert der BR nur auf äußere Impulse. Darf er auch agieren? Aber ja doch! Die Rechte und Pflichten des
Betriebsrats sind im
Betriebsverfassungsgesetz (
BetrVG ) geregelt. Dort steht im §2:
(1) Arbeitgeber und Betriebsrat arbeiten unter Beachtung der geltenden Tarifverträge vertrauensvoll und im Zusammenwirken mit den im Betrieb vertretenen Gewerkschaften und
Arbeitgebervereinigungen zum Wohl der Arbeitnehmer und des Betriebs zusammen.
Der BR darf also ruhig eigene Ziele „zum Wohl der Arbeitnehmer und des Betriebs“ verfolgen. Eine der Grundsatzfragen dabei ist, ob der BR die Interessen der Belegschaft nur vertreten oder mit ihr zusammen wahrnehmen soll. Interessenvertretung kann sich darauf beschränken, dass der BR selber weiß, was „das Beste“ für die Belegschaft ist, und dieses versucht, auf eigene Faust durchzusetzen. Bei Interessenwahrnehmung würde der BR erst im Dialog mit der Belegschaft „das Beste“ definieren und dann gemeinsam versuchen, dieses zu erreichen. Der BR darf dabei gerne auch initiativ werden, also pro-aktiv arbeiten, wie z.B. hier beschrieben:
"Der Co-Manager und seine Arbeitsweise. Die interne Arbeitsorganisation von Betriebsräten im Öffentlichen Personennahverkehr"
„Es geht darum, auch jenseits der im Betriebsverfassungsgesetz festgelegten sozialen und personellen Angelegenheiten, bei denen dem Betriebsrat unterschiedliche Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte eingeräumt werden, Einfluss zu nehmen, und zwar gestalterischen Einfluss.“
Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Das Gesagte hat nichts mit Co-Management von „gekauften“ Betriebsräten zu tun! Oder mit falscher Harmoniebedürftigkeit von so manchem BR.
Zugegeben, es handelt sich bei dem richtig verstandenem Co-Management um sehr hohe Ansprüche an den BR, aber verdient die Belegschaft nicht das Beste? Warum soll sich die Belegschaft mit dem „gesetzlichen Minimum“ zufrieden geben (auch wenn in so manchem Betrieb alleine das schon ein großer Erfolg wäre!)?
Welche Voraussetzungen braucht ein BR für das oben definierte Co-Management? In der zitierten Studie steht dazu:
„Ebenso Voraussetzung einer solchen Politik ist eine hohe Professionalisierung
(Wannöffel 2002), eine hohe Verhandlungs- und Gestaltungskompetenz (Lacher/
Springer 2002) und die Verfügbarkeit über das erforderliche Wissen, sei dieses
nun erworben durch Weiterbildung oder durch Einkauf externer Expertise (Wassermann
2002).“
Was man unter Verhandlungskompetenz zu verstehen hat, steht z.B. in Wikipedia:
Verhandlung und
Harvard-Konzept.
Generell gilt: „...Verhandlungen sind somit eine bestimmte Form der Entscheidungsfindung zwischen Individuen und/oder Organisationen...“. Ein Beispiel für spezielle Verhandlungsstrategien für den BR ist
hier beschrieben
Der §2 BetrVG (s. oben) legt nahe, die
Win-win-Strategie anzuwenden. Sie ist das Gegenteil von Gewinner-Verlierer-Modell oder gar von Verlierer-Verlierer-Modell. Ein Beispiel dazu sind „...Verhandlung über die personale Weiterentwicklung eines Mitarbeiters [...], da beide Seiten Vorteile daraus ziehen können, wenn der Mitarbeiter über mehr Know-how verfügt....“ (
Verhandlung)
Das Leben besteht aber nicht nur aus win-win. Welche Strategien gibt es im Falle von echten Interessengegensätzen? Hier hilft es nur, je nach Verhandlungsfähigkeiten (und Machtverhältnissen), einen besseren oder schlechteren Kompromiss zu finden, um nicht zu den kompletten Verlierern zu gehören. Bei Kompromissen wird es immer jemanden geben, welcher unzufrieden „Verrat!“ schreit oder Verfilzung vorwirft. Dadurch besteht die Gefahr, dass ein schwacher und ängstlicher BR sich vor fairen Verhandlungen und Kompromissen fürchten wird. Er wird womöglich aus Angst vor Kritik auch keine win-win Situationen mit dem Management suchen und damit mögliche Vorteile für die Belegschaft verschenken.
Eine weitere Voraussetzung für eine erfolgreiche BR-Arbeit ist die oben erwähnte „hohe Professionalisierung“, also Methodenkompetenz auf vielen Gebieten. Zuerst natürlich eine hohe soziale Kompetenz, damit man interne Machtkämpfe verhindert oder beilegt, d.h. eine
Konfliktkompetenz besitzt. Dazu gehört z.B., dass man (intern) grundsätzlich nur ergebnisoffene Diskussionen führt, statt vorgefertigten Meinungen oder Lösungen durchzusetzen versucht. Sehr hilfreich ist auch, dass man strikt zwischen Positionen und Personen unterscheidet, damit die Diskussion sachlich bleibt.
Welche interne Organisationsform wünsche ich mir für den BR? Ein streng hierarchisch organisierter BR setzt voraus, dass derjenige an der Spitze immer die beste Lösung weiß und den besten Weg, um sie zu erreichen. Das ist, wie uns die Lebenserfahrung sagt, selten der Fall. Deswegen gibt es in der Praxis verschieden Arten der Arbeitsorganisation, z.B.
Teams. Welche Organisationsform im konkreten Fall die beste ist, ist nicht immer klar und hängt unter anderem von den Skills, Erfahrungen und Persönlichkeitsmerkmalen der Mitglieder ab. Alleine das kann erklären, warum auch bei guten Vorsätzen schlechte Ergebnisse herauskommen.
Nicht zu vergessen, braucht mein Wunsch-BR eine effiziente interne Qualitätssicherung d.h. Verfolgung der Zielerreichung und der Arbeitsqualität, Weiterbildung etc.
Zusammenfassend ist mein Wunsch-BR ein effizientes Team mit klar definierten Zielen und professionellen Mitgliedern auf vielen Gebieten, nicht nur rechtlichen (s. Artikel demnächst). Er braucht ein starkes WIR-Gefühl, aber nicht notwendigerweise eine Einheitsmeinung. Es gibt dort keinen Platz für Grüppchen, Cliquen, Seilschaften. Da ein BR nicht alles selber wissen und machen kann, darf und muss er sich die notwendige Hilfe von externen Beratern holen (auch für seine internen Angelegenheiten). Er darf aus Selbstüberschätzung oder Scham und Angst die Chance nicht verpassen, für die Belegschaft das Beste herauszuholen!
(intr)
Dienstag, 8.4.2008
Bedrückendes Ergebnis der NCI-Gesundheitsumfrage, siehe
Artikel bei InWaChRo
Aber nichts desto trotz natürlich ausgesprochen lesenswert (auch wenn's nicht gerade aufmuntert). Dass das Vertrauen in unser NSN/SEN-Management sich sehr in Grenzen hält ist nicht wirklich überraschend – dass aber rund 80% der Befragten angeben, für sich keine Zukunft in ihrer Firma mehr zu sehen, das ist schon heavy. Zumal altersbedingt für Viele keine Alternative existiert.
Die Unsicherheit wegen der Gefährdung des eigenen Arbeitsplatzes wirkt sich aber auf alle Mitarbeiter massiv aus, unabhängig davon, ob ihr Arbeitsplatz schon entfallen ist oder (noch) nicht: Der Gesundheitszustand hat sich bei 73,5 Prozent aller Befragten spürbar verschlechtert.
Sorgen machen auf Dauer krank! Das bedeutet aber auch: Stellenabbau als Dauerzustand macht krank. Auch ein Unternehmer kann aber doch eigentlich nicht an einem hohen Krankenstand interessiert sein?
Eine Quote von 40% „inneren Kündigungen“ ist auch für ein Unternehmen nicht gesund.
Eine Unternehmensstrategie, die permanenten Stellenabbau als dauerhaften Normalzustand versteht, sollte daher auch aus Sicht des Unternehmens kritisch hinterfragt werden.
(cnn)
Dienstag, 8.4.2008
Umfrageergebnis: Nur noch 27% fühlen sich von ihrem Betriebsrat gut vertreten
Das ist eine der Erkenntnisse aus der
Umfrage auf der InWaChRo-Seite.
Kurz vor den anstehenden BR-Neuwahlen bei NSN in Mch-H ist diese Erkenntnis besonders explosiv.
Denn: Letztlich hat jede Belegschaft den Betriebsrat den sie verdient (sie wählt ihn sich ja selbst).
Gründe für dieses unfreundliche Umfrageergebnis sehen wir u.a. darin, dass die Mehrheit der Belegschaft mehr Präsenz und mehr Kompetenz vom Betriebsrat erwartet. Insbesondere dürften Verhandlungen hinter verschlossenen Türen eine Rolle spielen, die Abgabe von Problemen an den Gesamtbetriebsrat, fehlende Strategien und Konzepte, die über das Tagesgeschäft im Betriebsrat hinausgehen, fehlende Positionierung gegenüber dem Arbeitgeber, zu schnelles Einlenken, und schlechtes Wahrnehmen von Verhandlungspositionen.
(bt)
Samstag, 5.4.2008
Blumen
Heute war alles ganz hektisch und ich bin später als sonst in die Mittagspause gekommen. Die Kantine war ganz voll und mein Lieblingsplatz war besetzt. Also mußte ich mich woanders hin setzen. Da sind mir ja fast die Tränen in die Augen geschossen! Die Blumen in der Kantine sind schon ganz gelb. Der Ficus Benjamini verliert bereits seine Blätter und schaut ganz jämmerlich aus. Total trocken, der Wasserstandsanzeiger in den Hydrosteinchen ist bereits verschwunden. Einmal gießen wäre angesagt. Schätze so 20 - 30 Liter passen da schon rein, sind ja große Container. Also suche ich die Kantinenleitung und bitte sie, sie sollen doch mal die Blumen wieder gießen lassen, sonst werden wir bald nur noch Blumenleichen haben. Da erzählt mir der Kantinenmensch folgendes: Der Blumendienst wurde von monatlich auf halbjährlich reduziert. Ich meine nur, aber halbjährlich die Blumen gießen wird nicht reichen, die sind doch jetzt schon ganz gelb.
Da sieht man doch wieder schön, wie innovativ Managemententscheidungen sein können. Man kündigt Dienste und spart somit die Kosten sofort ein. Toller Erfolg, die Kostenersparnis wird auch sofort sichtbar, schon bei der Abrechnung im nächsten Monat. Die Verluste sieht man jedoch erst Zeit verzögert, denn bei der Entscheidung den Blumendienst zu kündigen war ja noch Wasser in den Tanks.
Also bitte liebes Management, laßt unsere Blumen nicht sterben.
(Viola Forstig)
Freitag, 4.4.2008
Postfach voll
frisch aus dem Osterurlaub zurück, voller Tatendrang wieder am Arbeitsplatz habe ich in meiner Mailbox acht Mails mit "Ihr Postfach hat die maximal zulässige Größe überschritten.". Da kam doch tatsächlich täglich um 0:01 Uhr folgende Mail:
Ihr Postfach hat eine oder mehrere vom Administrator festgelegte Größenbeschränkungen überschritten.
Sie werden benachrichtigt, wenn Ihr Postfach 204800 KB erreicht.Möglicherweise können Sie keine neuen Nachrichten senden oder empfangen, bevor Sie die Postfachgröße reduziert haben.
Löschen Sie alle Objekte, die Sie nicht mehr benötigen, um mehr Speicherplatz zu erhalten, ...
Man beachte: diese Mail ist sogar in deutscher Sprache! Und sie kam jede Nacht so um ca. 0:00 Uhr. Nach einem Satzzeichen kommt übrigens ein Leerzeichen liebe Administration, nur eine Bemerkung am Rande!
Löschen Sie alle Objekte, die Sie nicht mehr benötigen. Was soll das denn bedeuten? Soll ich jetzt alle Mails löschen, die ich erhalten habe und die ich abgeschickt habe? Dann sind sie ja weg. Dann habe ich keinerlei Belege mehr. Ich könnte natürlich jede Mail ausdrucken und abheften, so wie früher, aber wohin mit dem Papier? Einen Schrank habe ich gar nicht in meinem Büro, nur einen ganz kleinen. Der ist aber bereits voll mit dem ganzen Kram, den man zwei Jahre aufheben muss, wie beispielsweise die monatliche Handyrechnung, den Gleitzeitzettel, die Reisekostenbelege, etc. denn von papierlosem Büro kann keine Rede sein. Also ausdrucken kann ich die Mails nicht, ich habe einfach keinen Platz, wo ich sie hin tun könnte. Sollte ich die vielen Mails vielleicht doch löschen?
Aber da gab doch mal die Anweisung, wir dürften nichts mehr löschen, alles muss aufgehoben werden? Das habe ich sogar unterschrieben. Damals kurz nach der Razzia die im November 2006 bei der Siemens AG durchgeführt wurde, wurden wir geschult dass wir alles aufheben müssen und ich musste das sogar unterschreiben. Und jetzt kommt eine Automail, die mich auffordert alles zu löschen, weil der Speicher voll ist. Ich dachte bisher ich hätte immer alles aus dem Postfach ausgelagert und archiviert. Offensichtlich ist das aber bei dem Merger alles wieder im Postfach, gelandet. Das habe ich gar nicht bemerkt. Also muß ich mir die Mails erst mal anschauen. Was sind denn die größten Mails? Aha, das sind die Orgpläne mit Fotos. Klar sind die groß. Und die ganzen Foliensätze haben leicht mal 5 MB. Die wurden dann auch gleich an 40 - 60 Leute verschickt. Aber warum tun das die Chefs? Warum werden die Orgpläne nicht einfach im Intranet abgelegt und nur der Link verschickt? Früher lagen die Orgpläne doch auch in Intranet und man wusste auch, wie man sie findet. Heute wird alles immer extra noch per Mail mit riesigem Attach verschickt. Kein Wunder, dass da auf Dauer das Postfach voll und einfach zu teuer wird.
(Viola Frustig)
Freitag, 4.4.2008
Altersarmut verdreifacht sich bis 2020
Die Zahl der Münchner Mitbürger, deren Rente & Ersparnisse nicht einmal für den notwendigen Lebensbedarf reichen, wird bis 2020 um 15.000 ansteigen: Fast jeder zehnte Münchner im Alter von mehr als 65 Jahren wird zusätzlich Sozialhilfe benötigen (fast drei mal so viel wie heute).
So das Sozialreferat (lt. heutiger SZ).
Wäre eigentlich mal Zeit für eine kleine Ursachenanalyse und Gegenmaßnahmen, aber davon ist nichts zu sehen. Wie war das doch nochmal mit HartzIV, dem wir verdanken, dass jeder der vor Erreichen des Rentenalters arbeitslos wird (und das trifft heutzutage ja fast jeden) das, was er eigentlich mal für’s Alter gespart hat, bereits in der Arbeitslosigkeit aufbrauchen muss bevor er auch nur einen Cent ALGII bekommt?!
(cnn)
Freitag, 4.4.2008
Betriebsrat und Gewerkschaften
Die deutschen Arbeitnehmer haben im Vergleich zu anderen Ländern einen hohen Grad an
Mitbestimmung in betrieblichen Angelegenheiten. Sie haben Vertreter im Aufsichtsrat, den Betriebsrat (BR) und die tarifliche Autonomie.
Die
Tarifautonomie bedeutet, dass Gewerkschaften und Arbeitgeber
Tarifverträge für ihre Mitglieder abschließen, welche die Arbeitsbedingungen regeln (z.B. Bezahlung, Arbeitszeit, Urlaub, Weiterbildung). Die Tarifautonomie beinhaltet das Streikrecht als stärkste Waffe der Gewerkschaften. Um einen Streik erfolgreich durchzuführen, ist natürlich ein hoher Organisationsgrad notwendig (oder eine hohe Zustimmung der Nichtmitglieder).
Das
Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) regelt die Rechte und Pflichten des
BR (z.B. Gestaltung der Arbeitsplätze, Personalplanung und Richtlinien zur Auswahl von Personal, die Verteilung der Arbeitszeit, die Überwachung der Einhaltung der gesetzlichen und tariflichen Bestimmungen). Zur Durchsetzung einiger Forderungen kann der BR eine
Einigungsstelle beim Arbeitsgericht anrufen. Die Auseinandersetzung mit dem Arbeitgeber wird also, wenn nötig, auf dem rechtlichen Wege geführt. Der BR darf zu keinen Streiks aufrufen.
Die Tarifautonomie und das BetrVG geben den Arbeitnehmern kein Mitspracherecht in wirtschaftlichen Angelegenheiten des Unternehmens (Unternehmensfreiheit, unternehmerische Entscheidung). Das ist nur im
Aufsichtsrat möglich. Der Aufsichtsrat ist paritätisch mit den Vertreten der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite besetzt. Die letzten werden teilweise durch die Belegschaft gewählt und teilweise durch die Gewerkschaften entsandt (betriebsfremde Gewerkschafter). Die Stimmrechte sind (leider) nicht paritätisch, da der von der Arbeitgeberseite bestimmte Vorsitzende in Pattsituationen ein doppeltes Stimmrecht hat.
Dadurch haben im Streitfall die arbeitnehmerseitigen Aufsichtsrats-Vertreter keine Durchsetzungskraft.
Der Einfluss der Gewerkschaften im BR ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. Diese beiden Vertretungsorgane sind formal voneinander unabhängig! Die Mitglieder im BR werden aus der Mitte der Belegschaft durch die Belegschaft gewählt. Die Auswahl besteht (zumindest in Großbetrieben) aus Listen der Gewerkschaften, häufig auch der AUB, der „Tarnlisten“ dieser Organisationen, und betriebsbezogenen Listen der „Unorganisierten“, die meistens von niemandem abhängig sind. Die letzten spielen bisher eher selten eine Rolle in den dann gewählten Betriebsratsgremien. De facto haben also die großen Organisationen (Gewerkschaften, AUB, ...) häufig einen entscheidenden Einfluss auf den BR, wenn nicht gar die Mehrheit dort.
Dieser Einfluss muss nicht immer zum Wohle der Belegschaft sein, denn auf die Listenzusammensetzung hat die Belegschaft keinen Einfluss, sie wird in den jeweiligen Funktionärsgremien entschieden. Wie sieht es z.B. in der IGM aus? Zwar können die Vertrauensleute ihre Liste per Mehrheitsbeschluss selbst zusammenstellen, aber das letzte Wort hat die örtliche Verwaltungsstelle (s. interne VK-Richtlinien). Damit ist klar, dass die ersten Plätze für genehme Gewerkschafter gesichert sind. Das eigentliche Machtzentrum der Gewerkschaften in einer Firma mit mehreren BRs ist der Gesamtbetriebsrat (GBR). Die Gewerkschaftsmehrheit im örtlichen BR dient dann dazu im GBR die „richtigen“ Leute zu positionieren. So oder ähnlich gilt es auch für die AUB.
Durch die Listenwahl wird also der BR häufig durch Funktionäre dominiert, welche in erster Linie ihrer Organisation dienen müssen. Der BR ist aber das Mitbestimmungsorgan der Belegschaft in örtlichen Angelegenheiten und kein „Transportriemen“ für wen auch immer!
Eine (gleichberechtigte) Zusammenarbeit zwischen dem BR und den Gewerkschaften ist natürlich hoch erwünscht! Welche Rolle sollten die Gewerkschaften also beim BR spielen? Sie könnten den BR als Ganzes (also nicht nur die eigenen Kandidaten) unterstützen, z.B. rechtlich, beratend, organisatorisch, schützend. Wenn das zu viel verlangt ist, sollten sie zumindest ihre politischen Kämpfe aus dem BR heraushalten und eine fraktionsübergreifende BR-Arbeit zum Wohle der Belegschaft unterstützen. Das letzte gilt natürlich für alle Fraktionen.
(intr)
Donnerstag, 3.4.2008
Heathrow und was kommt demnächst?
Heathrow, Airbus A380, Boeing’s Dreamliner… Drei Beispiele von Großprojekte, welche kurz hintereinander eine spektakuläre Pleite erleben. Nur Einzelfälle oder ein Systemversagen? Höchstwahrscheinlich das letztere, denn es muss heutzutage alles immer billiger und schneller realisiert werden. Wer in solchen Projekten arbeitet, kennt die Konsequenzen: die Qualität bleibt auf der Strecke. Wer daran schuld ist, ob „die unsichtbare Hand des Marktes“ (Adam Smith) oder schlicht die unersättliche Gier nach immer mehr Rendite, ist zweitrangig. Denn zum Schluss bleiben Menschen auf der Strecke. Nicht nur die Passagiere in Heathrow, sondern auch die beteiligten Projektmitarbeiter. Entweder werden sie verspottet und zu Sündenböcken gemacht oder sie leiden unter burnout, weil sie überhaupt keine Chance haben, gute Arbeit abzuliefern. Und die shareholder? Sie drehen weiter an der Renditeschraube...
Welche technische Katastrophe kommt demnächst?
(IC)
Mittwoch, 2.4.2008
Noch eine Ausgliederung bei Nokia Siemens Networks
Wenn auch diesmal eine eher positive, bei der sich die Arbeitsplatz-Sicherheit infolge des Betriebsübergangs nicht verschlechtern dürfte.
NSN beabsichtigt zum 1.6.08 seinen Bereich COO RTP CQE (Center for Quality Engineering) mit 69 Mitarbeitern aus Mch-H (ergänzt um 10 aus Espoo) an SGS (Société Générale de Surveillance) zu verkaufen.
NSN wird CQE dazu eine Auslastungszusage für die nächsten 4 Jahre geben.
Es entsteht hier ein neuer Münchner SGS-Betrieb, der Teil der SGS-GmbH ist.
Die Überleitungsvereinbarungen sind diesmal vom lokalen Betriebsrat, nicht vom GBR, zu verhandeln, da nur 1 Betrieb (Mch-H) betroffen ist. (
Artikel bei InWaChRo)
(cnn)
Mittwoch, 2.4.2008
(Nichts) Neues von Professor Sinn
Im Artikel „Mindestlöhne unterminieren die Gesellschaft“ vom 1.4.08 in der SZ (S.22) vertritt Prof. Sinn wie gehabt den Standpunkt, das seiner Ansicht nach zu hohe Arbeitslosengeld habe unsere Arbeitslosigkeit verstärkt, es gebe keine „working poor“ (komisch, ich kenne einige!), und die Agenda2010 habe unseren Aufschwung ermöglicht (dafür dürfte es ganz andere Ursachen geben, die kaum in Deutschland selbst liegen).
Das vermittelt zwischen den Zeilen die Botschaft: Die Arbeitslosen sind selber schuld, sind halt zu anspruchsvoll, wenn sie nur etwas bescheidener wären, könnten sie längst Arbeit haben, man muss sie nur genug unter Druck setzen ....
Diese einseitige Schuldzuweisung ist eine unverschämte Unterstellung gegen alle, die schon seit Jahren vergeblich Arbeit suchen und sich anhören müssen „mit Fünfzig stellen wir keinen mehr ein“!
Sinn's Allheilmittel ist auch schon länger bekannt, nichts wirklich Neues: „Aktivierende Sozialhilfe“ oder auch „Mindesteinkommen statt Mindestlohn“ nennt er das (wobei er eigentlich nichts gegen einen Mindestlohn, sondern gegen einen seiner Meinung nach zu hohen Mindestlohn hat).
Was ist der Unterschied? Das Sinn'sche „Mindesteinkommen“ unterscheidet sich nur dadurch vom Mindestlohn, dass es nicht voll vom Arbeitgeber bezahlt, sondern vom Staat (also letztlich von uns allen) bezuschusst werden soll, also quasi staatliche Subventionierung dafür, dass Firmen trotz Dumpinglöhnen Arbeitnehmer für einen Apfel und ein Ei beschäftigen können.
Unter einer sinnvollen Verwendung meiner Steuergelder kann ich mir ehrlich gesagt etwas anderes vorstellen.
Lohnerhöhungen könnten auch die Kaufkraft einer Volkswirtschaft nicht erhöhen, sondern sie nur umverteilen, argumentiert er weiter: Zwar hätten dann Arbeiter mehr Kohle, aber dafür verdienen und konsumieren dann die Unternehmer weniger! Abgesehen davon, dass die gleiche Logik auch für das „Mindesteinkommen“ gelten würde: Ein Unternehmer, der schon drei Autos und fünf Handys hat, wird sich vielleicht nicht so schnell ein viertes Auto und sechstes Handy kaufen, auch wenn er das Geld dafür hat, ein Arbeitsloser der plötzlich Geld verdient wird sich hingegen sehr wohl solche Dinge kaufen, die er sich bisher schlicht nicht leisten konnte!
Das Tröstliche ist der Sinn’sche Trugschluss, das Kapital werde immer dorthin gehen, wo es die größten Renditen (d.h. das perfekteste Lohndumping) gibt: Dieser Auswuchs der Globalisierung wird durch die Verteuerung der Transportkosten ganz von selber ein Ende finden!
Wenn Erdöl, Kraftstoffe, Transportkosten, Mobilität immer teurer und teurer werden, wird die geographische Nähe von Fertigungsstandorten und Kundenmärkten plötzlich wieder wichtiger als Unterschiede in den Lohnkosten.
Schon zahlreiche US-Firmen haben ihre Fabriken im Niedriglohnland Mexiko wieder geschlossen und produzieren nun wieder im eigenen Land, direkt beim Absatzmarkt, wegen der gestiegenen Transportkosten! Irgend wann werden das auch unsere Unternehmer noch merken, wir haben immer schon etwas länger gebraucht…
(bt)
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